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Praxishefte • Band 4 Gesunde Kinder – gleiche Chancen für alle?

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Teil I. Die Grundlagen oder „Was sollten Sie wissen?“<br />

1.4 Ansätze zur Erklärung und Verringerung der gesundheitlichen<br />

Ungleichheit<br />

Bei der Erklärung der gesundheitlichen Ungleichheit wird meistens zwischen den beiden folgenden<br />

grundlegenden Hypothesen unterschieden:<br />

<strong>•</strong> Der sozio-ökonomische Status beeinflusst den Gesundheitszustand<br />

(plakativ formuliert: „Armut macht krank“)<br />

<strong>•</strong> der Gesundheitszustand beeinflusst den sozio-ökonomischen Status<br />

(plakativ formuliert: „Krankheit macht arm“)<br />

Die in Deutschland diskutierten Erklärungsansätze beziehen sich meistens auf die erste Hypothese.<br />

In der zweiten Hypothese wird das Problem angesprochen, dass die Gefahr eines sozialen<br />

Abstiegs bei kranken Personen häufig größer ist als bei gesunden; es wird jedoch davon ausgegangen,<br />

dass der Zusammenhang „Krankheit macht arm“ bei uns nicht so bedeutend ist wie<br />

der Zusammenhang „Armut macht krank“.<br />

Für den Zusammenhang „Armut macht krank“ kommt eine Vielzahl von Erklärungsansätzen<br />

in die Diskussion:<br />

<strong>•</strong> Arbeitsbedingungen: Von vielen physischen und psychischen Arbeitsbelastungen <strong>–</strong> z.B.<br />

körperlich schwerer Arbeit, Lärm, Eintönigkeit, geringen Möglichkeiten des Mitentscheidens<br />

<strong>–</strong> sind die Erwerbstätigen in der unteren Statusgruppe besonders stark betroffen.<br />

<strong>•</strong> Wohnbedingungen: Die Angehörigen der unteren Statusgruppe wohnen besonders häufig<br />

an verkehrsreichen Straßen, und die Luftverschmutzung ist in den Arbeiterwohngebieten<br />

höher als in anderen Wohngebieten.<br />

<strong>•</strong> Gesundheitsgefährdendes Verhalten: Die meisten Ergebnisse liegen <strong>für</strong> Rauchen, Übergewicht,<br />

Bluthochdruck und Mangel an sportlicher Betätigung vor. Die Prävalenz dieser<br />

zentralen kardiovaskulären Risikofaktoren ist in den unteren Statusgruppen besonders<br />

hoch. Auch zur Ernährung sind mehrere Untersuchungen vorhanden, und sie lassen keinen<br />

Zweifel daran, dass die Ernährung in den status-niedrigen Gruppen zumeist ungesünder<br />

ist als in den status-hohen.<br />

<strong>•</strong> Vorsorge-Verhalten: Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen werden in den unteren<br />

Statusgruppen seltener in Anspruch genommen als in den oberen.<br />

<strong>•</strong> Gesundheitliche Versorgung: Erwachsene mit niedriger Schulbildung sind mit der ambulanten<br />

Versorgung unzufriedener als Erwachsene mit höherer Schulbildung. Bei statusniedrigen<br />

Personen fehlen erheblich mehr Zähne als bei status-hohen.<br />

Von einer ausreichenden Erklärung der gesundheitlichen Ungleichheit sind wir jedoch noch<br />

weit entfernt, denn wir wissen sehr wenig darüber,<br />

<strong>•</strong> wie groß der Anteil der einzelnen Faktoren an der Erklärung der gesundheitlichen Ungleichheit<br />

ist, und wie sich die einzelnen Faktoren gegenseitig beeinflussen.<br />

Armut macht krank <strong>–</strong><br />

Erklärungsansätze<br />

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