Praxishefte • Band 4 Gesunde Kinder – gleiche Chancen für alle?
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Teil I. Die Grundlagen oder „Was sollten Sie wissen?“<br />
mutlich erfolgreicher, wenn sie sich zunächst auf die Verbesserung der Gesundheits-<strong>Chancen</strong><br />
von status-niedrigen Personen konzentrieren.<br />
Es ist nicht einfach, einen aktuellen Überblick über die Maßnahmen der Gesundheitsförderung<br />
zu erhalten, die sich auch und vor <strong>alle</strong>m an die sozial Benachteiligten richten. In Deutschland<br />
ist u.E. bisher viermal versucht worden, eine derartige Bestandsaufnahme zu erstellen:<br />
<strong>•</strong> Die erste Übersicht stammt aus Baden-Württemberg (Sozialministerium 1996).<br />
<strong>•</strong> Die zweite Übersicht stammt aus Niedersachsen (Hofrichter/Deneke 2000). Im Rahmen<br />
der niedersächsischen Landesarmutskonferenz hat sich dort 1996 der Arbeitskreis „Armut<br />
und Gesundheit“ gebildet; er wird seitdem von der Landesvereinigung <strong>für</strong> Gesundheit<br />
Niedersachsen e.V. aus organisiert.<br />
<strong>•</strong> Die dritte Übersicht wurde im Institut <strong>für</strong> Medizinische Soziologie der Heinrich-Heine-<br />
Universität in Düsseldorf erstellt. Im Rahmen des „European Network of Health Promotion<br />
Agencies (ENHPA)“ wurde das Projekt „Tackling Inequalities in Health“ durchgeführt.<br />
Es hatte zum Ziel, die „bisherigen Strategien der Gesundheitsförderung, die auf<br />
sozial und wirtschaftlich benachteiligte Gruppen gerichtet sind, (...) zu analysieren und<br />
die praktischen Möglichkeiten zur Verringerung dieses Problems darzustellen“ (BZgA<br />
2001, S. 3).<br />
<strong>•</strong> Gemeinsam mit Partnern aus Großbritannien und Schweden wurde im Rahmen eines<br />
von der EU finanzierten Projektes versucht, die Gesundheitsförderungs-Maßnahmen zu<br />
finden, die nachweislich zu einer Verringerung der gesundheitlichen Ungleichheit bei<br />
<strong>Kinder</strong>n geführt haben. Die Suche beschränkte sich dabei auf publizierte Studien aus den<br />
westeuropäischen Staaten. Insgesamt wurden ca. 40 Maßnahmen gefunden, aber davon<br />
stammte keine aus Deutschland (Mielck et al. 2000).<br />
Auff<strong>alle</strong>nd ist zunächst, dass diese Aktivitäten <strong>alle</strong> relativ neuen Datums sind. Offenbar wird in<br />
Deutschland erst seit wenigen Jahren versucht, die Gesundheitsförderung sozial Benachteiligter<br />
systematisch zu erfassen. Noch wichtiger ist jedoch eine andere Feststellung: Uns fehlt ein<br />
System, das es uns ermöglichen würde, aus den Erfahrungen der bereits durchgeführten Projekte<br />
zu lernen. Wir wissen zu wenig darüber, wo welche Projekte durchgeführt werden und wie erfolgreich<br />
diese Projekte waren.<br />
Die Frage, welche Gesundheitsförderungs-Maßnahmen nachweisbar zu einer Verringerung<br />
der gesundheitlichen Ungleichheit geführt haben, und was diese Maßnahmen auszeichnet, ist<br />
hier nur durch Rückgriff auf Erfahrungen aus dem Ausland zu beantworten. Als Beispiel kann<br />
die oben angesprochene Studie gelten, die im Rahmen eines von der EU finanzierten Projektes<br />
gemeinsam mit Partnern aus Großbritannien und Schweden durchgeführt wurde (Mielck et al.<br />
2000).<br />
Vermutlich lassen sich die Eigenschaften dieser Projekte (siehe Auflistung unten) auch auf<br />
Projekte in Deutschland übertragen. Dies entbindet uns jedoch nicht von der Aufgabe, eigene<br />
Gesundheitsförderungs-Maßnahmen <strong>für</strong> sozial Benachteiligte zu entwickeln und aus diesen Erfahrungen<br />
zu lernen.<br />
25<br />
Gesundheitsförderung <strong>für</strong><br />
sozial Benachteiligte <strong>–</strong><br />
Ansätze in Deutschland<br />
Erfahrungen aus<br />
dem Ausland