Praxishefte • Band 4 Gesunde Kinder – gleiche Chancen für alle?
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Soziale Ungleichheit in<br />
Deutschland<br />
Definitionen von Armut<br />
Teil I. Die Grundlagen oder „Was sollten Sie wissen?“<br />
1. Die Grundlagen oder „Was sollten Sie wissen?“<br />
1.1 Soziale Ungleichheit <strong>–</strong> ein Einstieg ins Thema<br />
1.2 Gesundheitliche Ungleichheit in Deutschland: Daten und Fakten<br />
1.3 Soziale Ungleichheit vor Ort: Daten und Fakten aus Nordrhein-Westfalen<br />
und Baden-Württemberg<br />
1.4 Ansätze zur Erklärung und Verringerung der gesundheitlichen Ungleichheit<br />
1.1 Soziale Ungleichheit <strong>–</strong> ein Einstieg ins Thema<br />
Notleidende Familien in den Ländern der Dritten Welt, Straßenkinder in Südamerika und die<br />
Opfer von Kriegen und anderen Katastrophen prägen unser Bild von „Armut“. Dieser Eindruck<br />
von Armut in Verbindung mit Hunger, Elend und Obdachlosigkeit macht es schwer, zu glauben,<br />
dass selbst in Deutschland Menschen am Existenzminimum leben. Armut klopft aber mittlerweile<br />
auch an die Türen des Wohlstands. Sie hat hier nur andere Dimensionen und Bezugsgrößen<br />
als in Ländern der Dritten Welt (Gillen/Möller 1992).<br />
Einen allgemeingültigen Maßstab <strong>für</strong> Armut <strong>–</strong> d.h. eine verbindliche offizielle Armutsgrenze<br />
gibt es in Deutschland bislang nicht. Je nach Interessenlage finden unterschiedliche Konzepte<br />
Anwendung, die sich im Wesentlichen an der Verfügbarkeit materieller Ressourcen orientieren.<br />
Gesellschaftliche oder politische Akteure legen in der Regel die Grenze fest, ab wann ein<br />
Mensch von Armut betroffen ist (Kamensky/Zenz 2001). Das stimmt bedenklich, weil das Verfahren<br />
zur Messung einen erheblichen Einfluss auf Umfang und Struktur des Armutspotentials<br />
hat (Hanesch et al. 2000).<br />
Armut in Deutschland ist eine relative Größe, d.h. ob Familien und Haushalte als arm zu bezeichnen<br />
sind, hängt davon ab, in welcher Lebenslage sie sich relativ zum Wohlfahrtsstandard<br />
der Gesamtbevölkerung befinden.<br />
Relative Armut nach der Definition des Rates der EU von 1984<br />
„Relativ arm“ sind Personen oder Familien, die über so geringe Mittel verfügen,<br />
dass sie von der Lebensweise ausgeschlossen sind, die in dem Mitgliedsstaat,<br />
in dem sie leben, als annehmbares Minimum gesehen wird.<br />
Einkommensarmut<br />
Einkommensarm sind Personen oder Familien, wenn sie über weniger als<br />
50 % des durchschnittlichen Nettoeinkommens in der Bundesrepublik<br />
Deutschland verfügen.