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Bürgerstiftungen in der Verantwortung - Initiative Bürgerstiftungen

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Interview<strong>Bürgerstiftungen</strong> s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>konstruktives MisstrauensvotumInterview mit Prof. Roland Roth, Experte für soziale Bewegungenan <strong>der</strong> Hochschule Magdeburg-Stendal52Lieber Herr Roth, wir erleben <strong>in</strong> den letzten Jahrene<strong>in</strong>e zunehmende Engagementbereitschaft.Das zeigt sich auch an <strong>der</strong> wachsenden Zahl von<strong>Bürgerstiftungen</strong>. Woher rührt das Bedürfnissich e<strong>in</strong>zumischen?Da spielen verschiedene Faktoren zusammen:Viele Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger s<strong>in</strong>d unzufriedenmit den Entscheidungen, die Politikerauf den unterschiedlichen Ebenen fällen. DiesesEmpf<strong>in</strong>den wird verstärkt durch die Wahrnehmung<strong>der</strong> Politik als korruptionsanfällig und<strong>in</strong>transparent. E<strong>in</strong> Grund dafür s<strong>in</strong>d beispielsweisedie schnellen Übergänge von Spitzenpolitikern<strong>in</strong> hochdotierte Positionen <strong>der</strong> freienWirtschaft o<strong>der</strong> die Enttäuschung über das Fehlverhaltenvon Politikern, die als beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong>tegergalten. Da verfestigt sich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>druck, dassbestimmte Entscheidungen nicht alle<strong>in</strong> durchsachliche Abwägungen getroffen werden, son<strong>der</strong>npersönliche Interessen e<strong>in</strong>e Rolle spielen.Zum an<strong>der</strong>en ist mit dem höheren Bildungsniveaudas Kompetenzbewusstse<strong>in</strong> gestiegen.Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger fühlen sichberufen, zu den Themen, von denen sie Ahnunghaben, etwas beizutragen, und sie machensich kundig, wenn sie betroffen s<strong>in</strong>d.Auch die neuen Medien spielen e<strong>in</strong>e Rolle. DasInternet sorgt für mehr Transparenz; es erleichtertdie Organisation und verbessert die Informationsmöglichkeiten.Wenn e<strong>in</strong>e Richtl<strong>in</strong>ie nichtkorrekt umgesetzt wird, lässt sich das heutenicht mehr so leicht verbergen.Seit Jahren verlieren traditionelle Institutionenwie Parteien Mitglie<strong>der</strong>. Häufig heißt es,die Menschen scheuten sich vor dauerhaftenB<strong>in</strong>dungen. Auch <strong>Bürgerstiftungen</strong> setzen auflangfristiges Engagement – und erhalten dennochstarken Zulauf. Wie passen diese Befundezusammen?<strong>Bürgerstiftungen</strong> verkörpern e<strong>in</strong>e Form desauf Dauer gestellten Engagements, dienen aberauch als Ort projektorientierter Beteiligung. DieSchwäche alter Institutionen liegt aber auch daran,dass das Engagement <strong>in</strong> Kirchen o<strong>der</strong> Parteienimmer an bestimmte Milieus gebundenwar, die es nur noch <strong>in</strong> Restbeständen gibt. ImVergleich dazu s<strong>in</strong>d <strong>Bürgerstiftungen</strong> sehr bunt.In ihnen verbünden sich freie Kräfte, die immerwie<strong>der</strong> neu aushandeln, wofür sie sich engagieren.Das macht sie attraktiv sowohl für diejenigen,die sich langfristig engagieren wollen, alsauch für diejenigen mit e<strong>in</strong>em konkreten Interesse,das sich kurzfristig verwirklichen lässt.Viele <strong>Bürgerstiftungen</strong> verfügen zwar über e<strong>in</strong>engroßen Kreis an Zeitspen<strong>der</strong>n, die Kapitalausstattungwächst aber nur langsam.Im Unterschied zu den klassischen Stiftungenzw<strong>in</strong>gt die chronische Unterf<strong>in</strong>anzierung diemeisten <strong>Bürgerstiftungen</strong> dazu, weiter wachsenzu müssen. Alle<strong>in</strong> aus ihren Erträgen können sienur wenig Sichtbarkeit generieren. Das muss jedochnicht unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> Nachteil se<strong>in</strong>, weil eszum ständigen Weiterdenken zw<strong>in</strong>gt. Es ist e<strong>in</strong>eArt e<strong>in</strong>gebaute Unruhe.

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