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Bürgerstiftungen in der Verantwortung - Initiative Bürgerstiftungen

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Interviewrungen werden. Insofern steckt im lokalen Engagementauch e<strong>in</strong>e fundamentale Staatskritik.In aller Regel verhalten sich <strong>Bürgerstiftungen</strong>neutral. Segeln sie da auf dem richtigen Kurso<strong>der</strong> sollten sie sich stärker politisieren?Die Frage ist, was Neutralität me<strong>in</strong>t. Gegenparteipolitische Neutralität ist nichts zu sagen.<strong>Bürgerstiftungen</strong> s<strong>in</strong>d nicht gehalten, e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>espolitisches Mandat wahrzunehmen. Siemüssen darauf achten, dort die Stimme zu erheben,wo ihre Kompetenz unbestritten ist. Da<strong>Bürgerstiftungen</strong> ke<strong>in</strong>e Nebenparlamente s<strong>in</strong>d,sollten sie sich nicht zu allen D<strong>in</strong>gen äußern....wobei e<strong>in</strong> Konstitutionsmerkmal dar<strong>in</strong>besteht, sich allen Fragen widmen zu können.Dies ist pr<strong>in</strong>zipiell richtig, aber praktisch e<strong>in</strong>eÜberfor<strong>der</strong>ung. Mit e<strong>in</strong>em klaren Profil lässt sichmehr erreichen. Dazu gehört auch, die Bremserund Wi<strong>der</strong>stände benennen und kritisieren zukönnen. Das ist e<strong>in</strong>e durchaus politische Aufgabe.Und sie sehen nicht die Gefahr, durch dieseKritik Leute zu verprellen, die <strong>in</strong> an<strong>der</strong>em Kontextwie<strong>der</strong> hilfreich se<strong>in</strong> könnten?Der Kunstgriff besteht dar<strong>in</strong>, Mitstreiter<strong>in</strong>nenund Mitstreiter zu f<strong>in</strong>den, die bereit s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> dasProjekt zu <strong>in</strong>vestieren. Jede Bürgerstiftung hatihre Gründungsmotive, e<strong>in</strong>en normativen Horizont,<strong>der</strong> verb<strong>in</strong>det. Das ist aber immer e<strong>in</strong>Kompromiss, an dem sich nicht alle beteiligenwerden. Außenstehende lassen sich meist nichtdurch Rhetorik überzeugen, son<strong>der</strong>n nur durchErfolge.Auch <strong>in</strong> <strong>Bürgerstiftungen</strong> engagieren sich vornehmlichMenschen mit guten ökonomischenVoraussetzungen und höherem Bildungsstand.Welche Konsequenzen hat das für ihre Legitimität?Die Legitimität hängt von den Ergebnissenab. Im Gegensatz zu legislativen Entscheidungen,wo Legitimität über korrekte Verfahrenund Mehrheitsentscheide beansprucht wird,können <strong>Bürgerstiftungen</strong> Legitimität nicht nurüber transparente Prozesse herstellen. Dass Satzungsregelnbefolgt werden, ist e<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit.Dies genügt aber nicht, wenn S<strong>in</strong>nund Zweck ihrer Projekte große Zweifel hervorrufen.Deshalb ist es auch wichtig, Zielgruppenund Nutznießer zu Wort kommen zu lassen –auch wenn es mühsam ist und frühzeitig geplantwerden muss.E<strong>in</strong> gewisses Parochialdenken <strong>der</strong> <strong>Bürgerstiftungen</strong>,das so weit reicht wie <strong>der</strong> Blick vomKirchturm, ist nicht von <strong>der</strong> Hand zu weisen.Halten Sie das für problematisch, wenn <strong>Bürgerstiftungen</strong>nicht über den Tellerrand h<strong>in</strong>ausschauen?Natürlich müssen lokal angepasste gute Ideengeneriert werden. Aber oft s<strong>in</strong>d sie übertragbarund können <strong>in</strong> verän<strong>der</strong>ter Form auch an an<strong>der</strong>enOrten aufgegriffen werden. Dazu bietetes sich an, die Erfahrungen zu auszutauschen.Es hat ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n, das Rad jeweils neu zu erf<strong>in</strong>den.Ziel sollte das Geme<strong>in</strong>wohl als „Glück<strong>der</strong> größten Zahl“ se<strong>in</strong>, nicht e<strong>in</strong> lokal bornierterAnspruch, immer die besten Ideen zu haben.Wie sehen Sie die Zukunft <strong>der</strong> Bürger stiftungen?<strong>Bürgerstiftungen</strong> kommen jetzt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Konsolidierungsphase.Es bestehen große Entwicklungschancen,weil es e<strong>in</strong>e relativ große Schichtgebildeter, halbwegs vermögen<strong>der</strong> o<strong>der</strong> ökonomischabgesicherter Menschen mit sozialem Bewusstse<strong>in</strong>gibt. An wachsendem Problemdruckdürfte ohneh<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>e Mangel bestehen.Das Interview führte Sebastian Bühner.54

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