Die Sicht <strong>der</strong> För<strong>der</strong>erLangfristige Zielegeme<strong>in</strong>sam verwirklichenWarum sich die För<strong>der</strong>er <strong>der</strong> IBS für <strong>Bürgerstiftungen</strong> engagierenSebastian BühnerZu fünft mit hun<strong>der</strong>ten von <strong>Bürgerstiftungen</strong><strong>in</strong> Kontakt zu stehen, sie zu motivieren sich anAktionen zu beteiligen o<strong>der</strong> Veranstaltungen zubesuchen, gleicht manchmal e<strong>in</strong>er Herkulesaufgabe.Da kann es dann auch mal heißen, dieZusammenarbeit mit <strong>der</strong> IBS sei bisweilen „vergleichsweisemühsam und zäh“, wie Dr. JürgenRembold, För<strong>der</strong>er <strong>der</strong> <strong>Initiative</strong> <strong>Bürgerstiftungen</strong>und Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> gleichnamigen Stiftung zurFör<strong>der</strong>ung des bürgerschaftlichen Engagements,me<strong>in</strong>t. Die Aussage ruft aber auch <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung,dass die Geldgeber, also diejenigen, die die Arbeit<strong>der</strong> IBS überhaupt ermöglichen, konkreteErwartungen an unsere Arbeit haben. Mit ihrerUnterstützung verfolgen sie klare Ziele – undäußern ganz unbefangen, wenn etwas nicht soläuft, wie sie sich das vorstellen.Die För<strong>der</strong>er, also die Breun<strong>in</strong>ger Stiftung,die Dr. Jürgen Rembold Stiftung zur För<strong>der</strong>ungdes bürgerschaftlichen Engagements, <strong>der</strong> GeneraliZukunftsfonds, die Körber-Stiftung, dieRobert Bosch Stiftung und das Bundesm<strong>in</strong>isteriumfür Familie, Senioren, Frauen und Jugend(BMFSFJ), haben ihre eigene Perspektive. DieIBS ist für sie e<strong>in</strong> Instrument, um e<strong>in</strong> übergeordnetesZiel zu erreichen: starke <strong>Bürgerstiftungen</strong><strong>in</strong> Deutschland. In ihnen erkennen die För<strong>der</strong>ere<strong>in</strong>en Motor für bürgerschaftliches Enga-Aktionstag<strong>der</strong> BürgerstiftungBöbl<strong>in</strong>gen6
Die Sicht <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ergement. Grund genug, genauer nachzufragen,warum sie Geld <strong>in</strong> dieses gesellschaftliche Feldstecken und was sie bewirken wollen.E<strong>in</strong>e Lobby aller BürgerDr. Lothar Dittmer, Vorstand <strong>der</strong> Körber-Stiftung,hält <strong>Bürgerstiftungen</strong> für „ausgezeichnetePlattformen für Engagement und Beteiligung“.Als Stärke erweise sich ihre Offenheit sowie<strong>der</strong> Umstand, nicht auf e<strong>in</strong> Thema festgelegtzu se<strong>in</strong> und nicht von e<strong>in</strong>er Person dom<strong>in</strong>iertzu werden. Für Lor<strong>in</strong>g Sittler vom Generali Zukunftsfondss<strong>in</strong>d <strong>Bürgerstiftungen</strong> die idealenOrganisationen, um das „zivilgesellschaftlicheEngagementpotential zu heben und die verschiedenenAkteure vor Ort mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu vernetzen“.In den Augen Sittlers ist es angesichtsschrumpfen<strong>der</strong> staatlicher Etats unverzichtbar,dass sich Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger stärker aufsich selbst bes<strong>in</strong>nen. Diese „Wie<strong>der</strong>belebung<strong>der</strong> Stadtgesellschaft“ zu erreichen, liege <strong>in</strong> <strong>der</strong><strong>Verantwortung</strong> <strong>der</strong> <strong>Bürgerstiftungen</strong>. Warum?Weil sie durch ihre Unabhängigkeit am bestenunterschiedliche Milieus <strong>in</strong>tegrieren können.Außerdem gehen von <strong>Bürgerstiftungen</strong> „weitreichendeImpulse“ zur Fortentwicklung <strong>der</strong>Gesellschaft aus, wie das BMFSFJ betont. Unddas trotz <strong>der</strong> begrenzten Mittel.Dr. Helga Breun<strong>in</strong>ger, Geschäftsführer<strong>in</strong> <strong>der</strong>Breun<strong>in</strong>ger Stiftung, hält <strong>Bürgerstiftungen</strong> fürVorbil<strong>der</strong> – auch für an<strong>der</strong>e Stiftungen: „Sieverän<strong>der</strong>n die Gesellschaft durch die Zusammenarbeitvon engagierten Bürgern mit <strong>der</strong> Politikund <strong>der</strong> Wirtschaft“, sagt sie. Ihre offenenStrukturen und <strong>der</strong> Zwang, stets weitere Mittele<strong>in</strong>zuwerben, ließen sie beson<strong>der</strong>en Wert aufTransparenz und öffentliche Kommunikationlegen. H<strong>in</strong>zu komme e<strong>in</strong> weiterer Vorzug: „Siebeteiligen ganz unterschiedliche Menschen <strong>in</strong>den verantwortlichen Gremien aber auch <strong>in</strong> denProjekten.“ Somit seien <strong>Bürgerstiftungen</strong> e<strong>in</strong>e„Lobby aller Bürger“, und <strong>in</strong> dieser Funktionkönnten sie Verän<strong>der</strong>ungen und Reformen vorantreiben.Die Idee <strong>der</strong> Bürgerstiftung vere<strong>in</strong>e„auf bestechende Weise die ehrwürdige Traditiondes Stiftens mit mo<strong>der</strong>nem bürgerschaftlichenEngagement“, ergänzt Viola Seeger von<strong>der</strong> Robert Bosch Stiftung.Nicht zur karitativen Feuerwehr verkommenÄhnlich hohe Erwartungen knüpft auch Sittleran <strong>Bürgerstiftungen</strong>. Er sieht sie primär <strong>in</strong><strong>der</strong> Rolle des „gesellschaftlichen Treibers undGestalters“. Allerd<strong>in</strong>gs würden sie dieser Rollevielerorts noch nicht gerecht, sie seien stattdessen„verstrickt <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>teilige, oft unterf<strong>in</strong>anzierteArbeit an E<strong>in</strong>zelprojekten“ und reduziertenihr Selbstverständnis auf das e<strong>in</strong>er „sozial-karitativenFeuerwehr“. E<strong>in</strong>er Feuerwehr, die dortlöscht, wo es eben gerade brennt. Dieses Verständnishält auch Breun<strong>in</strong>ger für gefährlich:„Als ‚Charity-Vere<strong>in</strong>igungen’ werden <strong>Bürgerstiftungen</strong>im Konkurrenzkampf mit den Non-Profitsmit klarem Profil untergehen.“ Es sei auch nichts<strong>in</strong>nvoll, sich auf e<strong>in</strong> Hauptprojekt zu fokussieren,denn dann unterschieden sie sich nur wenigvon e<strong>in</strong>em Vere<strong>in</strong>. Es sei vor allem <strong>der</strong> Plattformcharakter,<strong>der</strong> für die S<strong>in</strong>gularität <strong>der</strong> <strong>Bürgerstiftungen</strong>sorgt.Sittler würde daher e<strong>in</strong>e Metamorphose <strong>der</strong><strong>Bürgerstiftungen</strong> begrüßen, h<strong>in</strong> zu „lebendigenPlattformen und Infrastrukturschnittstellen“.Pro zesse anzuschieben und zu mo<strong>der</strong>ierensei e<strong>in</strong>e wesentliche Kompetenz von <strong>Bürgerstiftungen</strong>;vor allem wenn dies systematischgeschieht. Was Dittmer ähnlich sieht: Auch erwünscht sich, dass <strong>Bürgerstiftungen</strong> zu „Knotenpunktenund Koord<strong>in</strong>ationsstellen für zivilgesellschaftlicheAktivitäten <strong>in</strong>sgesamt“ werden. ViolaSeeger for<strong>der</strong>t dabei vor allem professionellesHandeln; „damit es nach <strong>der</strong> Gründungseuphorieweitergeht und knappe Ressourcen – öffentlichsichtbar – wirkungsvoll e<strong>in</strong>gesetzt werden“.Manchmal fehlt die kreative UnruheDaher sollten sich <strong>Bürgerstiftungen</strong> bei <strong>der</strong>Wahl ihrer Themen auch nicht pauschal begrenzen,jedoch <strong>in</strong> jedem E<strong>in</strong>zelfall entscheiden, aufwelchem Themenfeld sie sich profilieren können.Das hängt natürlich davon ab, welche Problemevor Ort überhaupt unter den Nägeln brennenund ob es Themen gibt, an die sich an<strong>der</strong>eAkteure nicht heranwagen. Aus Sicht von HelgaBreun<strong>in</strong>ger s<strong>in</strong>d <strong>Bürgerstiftungen</strong> prädest<strong>in</strong>iert,diese Themen aufzugreifen, noch dazu, wennes erfor<strong>der</strong>lich ist, unterschiedliche Akteure an7