Arthur Schopenhauers sämtliche Werke - Joseph Kenny, O.P.
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84 gret^eit be§ mUen^.<br />
^enntniö biej'er Umftänbe gef)ört) ftet§ roieber l^anbeln.<br />
©ie Seftätigung biefer 2Bat)rf)eit fann man au§ ber täg^<br />
Iid;en @rfat}riing entnehmen: om frappanteften aber erljält<br />
man fie, menn man einen 33e!annten narf) 20 big 30 ^al^ren<br />
mieberfinbet unb i|n nun balb genau auf ben[elben ©treidjen<br />
betrifft, mk e^emalä. — ^^'^ar mirb mand^er biefe 2Ba^r=<br />
Ijeit mit SBorten leugnen: er felbft fe|t [ie jebod^ bei feinem<br />
^anbeln üorauS, inbem er bem, ben er einmal unreblic^<br />
befunben, nie mieber traut, moljt aber fic^ auf ben »erläßt,<br />
ber ftdj frü{)er reblic^ beroiefen. $Denn auf jener 2Bal)r()eit<br />
berut)t bie ?0iciglic§feit aller 5Renf(^enfenntni§ unb be§ feften<br />
SSertrauenö auf bie ©eprüften, (Erprobten, 33en)ä|rten.<br />
©ogar raenn ein fold^eg Zutrauen un§ einmal getäufd^t<br />
l)at, fagen mir nie: „fein (Sl;arafter l)at fid^ geänbert",<br />
fonbern: „id) l)abe mid^ in il)m geirrt". — 2luf i^r berul)t<br />
eö, ba^, menn mir ben moralif^en Söert einer ^anblung<br />
beurteilen roollen, mir oor allem über il)r 9Jlotiü @emi^l)eit<br />
lu erlangen fud^en, bann aber unfer Sob ober Säbel nii^t<br />
ba§ Wlotxv trifft, fonbern ben ßljarafter, ber fid^ buri^ ein<br />
fold^eg dJloüv beftimmen lie^, al§ ben sraeiten unb allein<br />
bem 3Jienfc^en in^ärierenben ^aftor biefer %i)at — 2tuf<br />
berfelben 2Bal)rl}eit berut)t e§, ba^ bie roaljre ß^re (nid^t<br />
bie ritterli(|e, ober 9iarrene^re), einmal oerloren, nie mieber<br />
^ersufteUen ift, fonbern ber ^aUi einer einzigen nid^t§=<br />
TOürbigen ^anblung bem ?Olenfd)en auf immer auflebt, i^n,<br />
wie man fagt, branbmarlt. S)a^er ba§ ©pric^mort: „3i5er<br />
einmal ftie^lt, ift fein 2ebtag ein ^ieb." — 2luf tl)r beruljt<br />
c§, ba^, roenn bei mid)tigen ©taatät)änbeln, eä einmal<br />
fommen fann, ba^ ber ä^errat gemollt, ba^er ber S^erräter<br />
gefud^t, gebraui^t unb belol)nt rairb; bann, nad) erreichtem<br />
3roed, bie illugl^eit gebietet, it)n gu entfernen, roeil bie<br />
Umftänbe oeränberlid^ finb, fein ßljarafter aber unt)eränber=<br />
lid). — aiuf ilir berul)t e§, bafe ber gröfjte gel)ler eines<br />
bramatifc^en ®idjter§ biefer ift, baj3 feine (St)araftere nid^t<br />
geljalten finb, b. ^. nid^t, gleidj ben üon großen 2)id)tern<br />
bargeftellten, mit ber «(^onftans unb ftrengen Jlonfequeng<br />
einer 9uiturfraft burd^gefül)rt finb; raie id) biefeä le^tere<br />
in einem au§füf)rlid^en 33eifpiele am ©l)a!efpeare nad)=<br />
gemiefen l)abe, in ^arerga, "X. 2, § 118. — ^a, auf ber=<br />
felben 2Bal)rl)eit berul)t bie ^öglid^feit be§ @emiffen§, fo=<br />
fern bicfe§ oft nod; im fpäten Sllter bie Untljaten ber<br />
^ugenb un§ t)orl)ält, roie 5. ^^. bem S- S- Siouffeau, nad;