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Ernest Mandel Zur Verteidigung der sozialistischen ... - attac Marburg

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Was fangen wir mit diesem Argument an? Zunächst sei ein Mißverständnis<br />

geklärt. Die Zahlen, die Nove angibt, umfassen eine gewaltige Anzahl von<br />

Zwischenprodukten und Ersatzteilen, ebenso wie beson<strong>der</strong>e Sorten von Ausrüstungsgütern,<br />

mit denen <strong>der</strong> normale Bürger niemals etwas zu tun hat und<br />

die er nie konsumiert. Die Zahlen umfassen auch außerordentlich viele Varianten<br />

des gleichen Verbrauchsgutes. In den westlichen Gesellschaften reichen<br />

diese von zehn verschiedenen Arten von Reinigungsmitteln bis hin zu dreißig<br />

Sorten von Brot usw. Gewöhnlich werden die Menschen wohl nur eine o<strong>der</strong><br />

zwei Sorten konsumieren, aber nicht alle. Sich dies klarzumachen ist wichtig,<br />

um die Schwierigkeiten zu definieren, vor denen Nove steht. Denn in Wirklichkeit<br />

ist es nicht so, daß <strong>der</strong> Markt in den fortgeschrittenen kapitalistischen<br />

Län<strong>der</strong>n Millionen von Waren „verteilt“ — seien es Verbrauchs— o<strong>der</strong> Produktionsgüter.<br />

Im alleräußersten Fall dürften private Verbraucher in ihrem ganzen<br />

Leben wohl nur einige tausend verschiedene Waren kaufen (und selbst dies<br />

dürfte für viele von ihnen eine übertrieben hohe Schätzung sein). Sie haben gar<br />

keine Zeit, „Millionen“ verschiedener Waren zu konsumieren o<strong>der</strong> auf „Marktsignale“<br />

zu reagieren, wenn sie diese Güter „auswählen“. Die von liberalen<br />

Wirtschaftswissenschaftlern und seinerzeit von Stalin gehegte Vorstellung, es<br />

gebe einen „unbegrenzten Bedarf an Verbrauch“, dessen Befriedigung eine<br />

„unbegrenzte Anzahl von Gütern“ notwendig mache, ist schlicht dumm. Man<br />

kann keine unbegrenzte Anzahl von Gütern in einer begrenzten Zeit verbrauchen,<br />

und unglücklicherweise ist unser Verweilen auf dieser Erde absolut begrenzt!<br />

Die Lage än<strong>der</strong>t sich nicht wesentlich, wenn man auch die Produktionsgüter<br />

(einschließlich <strong>der</strong> Zwischenprodukte) mitberücksichtigt. Die Masse <strong>der</strong><br />

Zwischenprodukte wird, wie bereits bemerkt, überhaupt nicht über den Markt<br />

zugeteilt. Sie wird auf Bestellung gefertigt. Das ist offensichtlich. Weniger<br />

beachtet wird aber, daß dies heute auch auf die meisten größeren Maschinen<br />

zutrifft. Man geht doch nicht in den Supermarkt, um dort hydroelektrische<br />

Turbinen für eine Talsperre zu kaufen; diese werden unter Angabe sehr genauer,<br />

bis ins kleinste Detail gehen<strong>der</strong> Präzisierungen bestellt. Sogar wenn das<br />

durch eine öffentliche Ausschreibung geschieht, ist es doch nicht das gleiche<br />

wie die „Zuteilung über den Markt“. Die verschiedenen Kostenvoranschläge<br />

bedeuten doch nicht, daß tatsächlich verschiedene Produkte hergestellt werden,<br />

unter denen man eine Auswahl treffen kann. Sie führen doch dazu, daß<br />

nur ein Produkt wirklich hergestellt wird, das dann automatisch gebraucht<br />

wird. Das gleich Verfahren kann natürlich auch angewandt werden, ohne daß<br />

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