Ernest Mandel Zur Verteidigung der sozialistischen ... - attac Marburg
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geringe Bedeutung er im wirtschaftlichen Leben hat. Es ist offensichtlich, daß<br />
<strong>der</strong> „Wettbewerb“ um einen Sitz im schottischen Nationalorchester, um den<br />
Sieg auf <strong>der</strong> Olympia-Bahn o<strong>der</strong> sogar um die Wahl in den Arbeiterrat eines<br />
„vergesellschafteten Dupont-Konzerns“ mit dem Wettbewerb um den Verkauf<br />
von Erdöl, Stahl, Schwermaschinen, Flugzeugen o<strong>der</strong> Raketen auf dem Markt<br />
sehr wenig zu tun hat. Die erste Art von „Wettbewerb“ hat unseres Wissens<br />
nach noch nie Millionen Menschen Elend gebracht (sie hat sehr viel persönliches<br />
Leid gebracht—<strong>der</strong> Marxsche Sozialismus hat allerdings nie von sich<br />
behauptet, er könne alles individuelle Leid aufheben). Die zweite Art von Wettbewerb<br />
hingegen hat nicht nur immer wie<strong>der</strong> Massenerwerbslosigkeit und sinkenden<br />
Lebensstandard hervorgerufen, wenn nicht gar völlige Armut, son<strong>der</strong>n<br />
auch Kriege, die Millionen Tote kosteten.<br />
Ein falsches Dilemma<br />
Nove wird jedoch unfreiwillig spitzfindig, weil er <strong>der</strong> konventionellen Sicht<br />
des Marktes verhaftet bleibt. Die Kombination von „Markt“ und „Sozialismus“<br />
in seinem Denken verwickelt ihn unvermeidlich in verwirrende Wi<strong>der</strong>sprüche.<br />
Nove wirft wie<strong>der</strong>holt Marxisten eine utopische Vision des Sozialismus<br />
vor. Er sieht jedoch nicht, daß die von ihm benannten Voraussetzungen:<br />
eine höhere Stufe an freiwillig von Individuen übernommener, sozialer Verantwortung<br />
und zugleich gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die von Wettbewerb,<br />
Geldentlohnung und materiellem Gewinn geprägt sind, in höchstem Maße<br />
utopisch sind. Sie erinnern abgemil<strong>der</strong>t an die naive (o<strong>der</strong> zynische) Behauptung<br />
<strong>der</strong> sowjetischen Bürokratie, daß die UdSSR den „neuen Menschen“ schaffen<br />
kann unter Aufrechterhaltung gewaltiger Unterschiede im Einkommen und<br />
im Machteinfluß und bei fortbestehendem allgemeinem Streit um materielle<br />
Vorteile. Nove treibt es in seine Wi<strong>der</strong>sprüche, weil er Gefangener eines falschen<br />
Dilemmas ist. Die Logik seines Irrtums wird in folgen<strong>der</strong> Passage deutlich:<br />
„Nehmen wir an, es gäbe sechzehn o<strong>der</strong> mehr Unternehmen (vergesellschaftete<br />
und genossenschaftliche), die das gleiche Produkt o<strong>der</strong> die gleiche Dienstleistung<br />
herstellen. Das mag ein Wolltuch, Zahnpasta, ein Kugellager, Urlaubshotels<br />
o<strong>der</strong> sonst etwas sein. Ihre Aktivität als Produzenten beruht auf<br />
Verhandlungen mit den Konsumenten. Letztere können wählen, von wem sie<br />
die Güter und Dienstleistungen anfor<strong>der</strong>n. Alle können von ihrem Zulieferer,<br />
den sie wählen, die Güter erhalten, die für die Produktion nötig sind. Sie haben<br />
ein inhärentes Interesse daran, ihre Kunden zufriedenzustellen ... Wir können<br />
hoffen, daß die Motivation zum Wettbewerb nicht in erster Linie darin liegt,<br />
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