Ernest Mandel Zur Verteidigung der sozialistischen ... - attac Marburg
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kennt und dasselbe sich sehr wahrscheinlich auch im Rahmen des Sozialismus,<br />
den man sich in realistischer Weise vorstellen kann, fortsetzen wird. Deshalb<br />
erscheint es uns korrekt, mehrere Kategorien von Produzenten in Betracht<br />
zu ziehen. Aber <strong>Mandel</strong> irrt sich, wenn er die Trennungslinie zwischen Plan<br />
und Markt, zwischen ex ante und ex post zieht. Selbstverständlich wird eine<br />
große Zahl von Gütern vor <strong>der</strong> Bestellung produziert! Und sicherlich ist die<br />
Trennlinie zwischen Plan und Markt nicht gleich <strong>der</strong> Trennlinie zwischen<br />
Konfektionsware und auf Bestellung gefertigter Kleidung! <strong>Mandel</strong> sagt, daß<br />
nicht <strong>der</strong> Markt, son<strong>der</strong>n das geplante Ziel <strong>der</strong> Produktion von Lkws die Anzahl<br />
<strong>der</strong> Teile bestimmt, die hergestellt werden müssen. Jedes Lehrbuch erklärt<br />
uns jedoch, daß die Nachfrage nach Einzelteilen (o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Bestandteilen)<br />
von <strong>der</strong> Nachfrage nach Lkws auf dem Markt abhängt. Offensichtlich ist eine<br />
Planung im voraus, d.h. eine Vorwegnahme ex ante, die Regel in einer kapitalistischen<br />
Marktwirtschaft, die auf Marktanalysen o<strong>der</strong> vorher ausgehandelten<br />
Verträgen basiert. Auch in einer <strong>sozialistischen</strong> Wirtschaft kann man sich vorstellen,<br />
daß Schiffe und die technische Einrichtung in den Elektrizitätswerken<br />
auf Bestellung hergestellt werden und daß an<strong>der</strong>erseits Schuhe, Hemden und<br />
Gemüse in Hinblick auf eine angenommene Nachfrage <strong>der</strong> Konsumenten produziert<br />
werden, wobei sich diese Annahmen als falsch erweisen können und<br />
eine Überprüfung ex post erfor<strong>der</strong>n werden. Natürlich existieren <strong>der</strong> Markt<br />
und die Warenproduktion, wenn Güter für den Markt, für den Tausch und<br />
nicht für den Gebrauch produziert werden, und dies ist unabhängig vom Grad<br />
<strong>der</strong> vertikalen Integration im Produktionsprozeß des einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Produkts.<br />
<strong>Mandel</strong> fragt: ist es zulässig, Beweise anzuführen, die aus <strong>der</strong> sowjetischen<br />
Erfahrung abgeleitet sind? Gewiß haben einige spezielle russische o<strong>der</strong> sowjetische<br />
Faktoren—die Rückständigkeit, die „schlechte bürokratische Herrschaft“<br />
—eine Rolle gespielt. Aber es sind Lehren aus den Erfahrungen zu ziehen, die<br />
(z.B.) den Grad, das Ausmaß und die Komplexität <strong>der</strong> Konflikte zwischen den<br />
Son<strong>der</strong>interessen und den Allgemeininteressen betreffen, die Indikatoren <strong>der</strong><br />
Planerfüllung, die Investitionskriterien, die Preise vom theoretischen wie vom<br />
praktischen Gesichtspunkt aus, die Arbeitsanreize, die Ungleichgewichte in<br />
<strong>der</strong> Landwirtschaft, <strong>der</strong> Einfluß <strong>der</strong> Verbraucherwünsche auf die Pläne und<br />
den Produktionsausstoß, die Rolle <strong>der</strong> regionalen Politik usw. Während die<br />
sowjetische Bilanz bei <strong>der</strong> Behandlung dieser und auch an<strong>der</strong>er Probleme (ein-<br />
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