Ernest Mandel Zur Verteidigung der sozialistischen ... - attac Marburg
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ein Marktmechanismus dazwischentritt. Statt miteinan<strong>der</strong> konkurrierende Angebote<br />
zu vergleichen, könnte man die unterschiedlichen Produktionskosten in<br />
den verschiedenen Produktionseinheiten berechnen und dem billigsten Lieferanten<br />
den Zuschlag geben, vorausgesetzt. daß sowohl die gewünschte Qualität<br />
als auch die technischen Details eingehalten werden.<br />
So gelangen wir zu einer ziemlich verblüffenden Schlußfolgerung. Bereits heute<br />
wird in den fortgeschrittensten kapitalistischen Län<strong>der</strong>n die Masse <strong>der</strong> Verbrauchs—wie<br />
auch <strong>der</strong> Produktionsgüter keineswegs als Reaktion auf „Marktsignale“<br />
produziert, die sich von Jahr zu Jahr, o<strong>der</strong> gar von Monat zu Monat<br />
än<strong>der</strong>ten. Die Masse <strong>der</strong> heutigen Produktion richtet sich nach Verbrauchsmustern,<br />
die sich eingependelt haben und nach im vorhinein festgelegten<br />
Produktionstechniken, die weitgehend, wenn nicht gar vollständig vom Markt<br />
unabhängig sind. Wie ist es dazu gekommen? Es ist genau das Ergebnis <strong>der</strong><br />
objektiv zunehmenden Vergesellschaftung <strong>der</strong> Arbeit.<br />
Warum soll denn die Zuteilung <strong>der</strong> Ressourcen, die für die Produktion dieser<br />
Güter benötigt werden und die im großen und ganzen im voraus bekannt sind,<br />
nicht durch die assoziierten Produzenten mit Hilfe mo<strong>der</strong>ner Computer erfolgen<br />
können, die durchaus mit den „Millionen von Gleichungen“ fertig werden<br />
können, die Nove so entmutigend findet? Sicher ist richtig, daß Verbrauchsgewohnheiten<br />
sich än<strong>der</strong>n. Ein langfristiger Wandel in <strong>der</strong> Technologie kann<br />
zu einer radikalen Än<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Zusammensetzung <strong>der</strong> Verbrauchsgüter<br />
führen und zur Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Art und Weise ihrer Herstellung. Vor einem<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t gehörten Pferdewagen mit allem Zubehör zu den Standard-Produktionsgütern.<br />
Heute sind Autos an ihre Stelle getreten, mit den entsprechenden<br />
Folgen (Benzin, Autobahnen, Ersatzteile, usw.) Vor einem Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
wurde für den Häuserbau kaum Zement, Stahl o<strong>der</strong> Glas und überhaupt<br />
kein Aluminium verwandt. Heute spielen Holz und Ziegel beim Bau <strong>der</strong><br />
meisten Wohnungen eine viel geringere Rolle.<br />
Aber Verän<strong>der</strong>ungen dieser Art erfolgen in breitem Umfang nur langfristig.<br />
Außerdem wird <strong>der</strong> Anstoß dazu niemals vom Markt o<strong>der</strong> vom Verbraucher<br />
gegeben. Er geht von Neuerern aus und von mit ihnen verbundenen Produktionseinheiten.<br />
Es gab nicht zehntausend Verbraucher, die hän<strong>der</strong>ingend herumgelaufen<br />
wären und gerufen hätten: „Lieber Henry Ford, gib uns Autos! Liebe<br />
Freunde vom Apple Konzern, versorgt uns doch bitte mit Personalcomputern!“<br />
Es gab Geschäftszweige (erfin<strong>der</strong>ische, in <strong>der</strong> Tat!—Marx hat auf den Druck<br />
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