Ernest Mandel Zur Verteidigung der sozialistischen ... - attac Marburg
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schließlich <strong>der</strong> Umweltverschmutzung) viel zu wünschen übrig läßt, wäre es<br />
absurd, die sowjetische Erfahrung zu ignorieren, weil man sich im voraus entschlossen<br />
hat, sie als „nichtsozialistisch“ zu bezeichnen.<br />
Wenn es heute in <strong>der</strong> Sowjetunion mehrere Typen und Varianten von Gütern<br />
und Dienstleistungen gibt, die von Hun<strong>der</strong>ttausenden von Unternehmen (aus<br />
den Bereichen Industrie, Bau, Landwirtschaft, Transport usw.) hergestellt und<br />
geliefert werden, und wenn die bloße Komplexität einer Planung ohne Markt<br />
sowohl die Bürokratie als auch die Ineffizienz hervorruft, so ist es tatsächlich<br />
nicht sehr sachdienlich, an die „Demokratie“ als Heilmittel zu appellieren. Das<br />
Recht verschiedener gesellschaftlicher Schichten, sich in pressure groups zu<br />
organisieren, so wünschenswert es an sich auch ist, kann die Aufgabe <strong>der</strong> Planung<br />
nur noch mehr komplizieren. <strong>Mandel</strong> erklärt uns, daß die meisten Menschen<br />
in Wirklichkeit ihre Wahl nicht zwischen Millionen von Gütern und Dienstleistungen<br />
treffen und daß die Ansprüche <strong>der</strong> Leute dieselben bleiben und weitgehend<br />
voraussehbar sind. Sicher, eine totale Unvorhersehbarkeit würde das<br />
Leben in je<strong>der</strong> Gesellschaft unmöglich machen! Aber man muß sich folgende<br />
Frage stellen: warum gibt es in <strong>der</strong> Sowjetunion (und im Westen) Millionen<br />
von Produkten? Das Problem besteht darin, daß, während <strong>Mandel</strong> und ich<br />
selbst nicht zwischen Tausenden von Schuhen und Tausenden von Urlaubsorten<br />
wählen, diese Tausende von Schuhen und Urlaubsorte tatsächlich für an<strong>der</strong>e<br />
zur Auswahl da sind. Sobald die Wirtschaft über die Ebene <strong>der</strong> Subsistenz<br />
hinausgeht, wünschen die Leute eine vielfältigere Ernährung (um einen Gedanken<br />
von <strong>Mandel</strong> selbst aufzugreifen), und gleiches gilt hinsichtlich <strong>der</strong> Schuhe<br />
und des Urlaubs usw. Je größer die Vielfalt <strong>der</strong> Outputs (Produkte) ist,<br />
umso größer ist die Vielfalt <strong>der</strong> Inputs (<strong>der</strong> Produktionsmittel) und umso schwieriger<br />
sind die Aufgaben <strong>der</strong> zentralen Planer. <strong>Mandel</strong> fragt: warum <strong>der</strong> zentralen<br />
Planer? Warum mein Beharren auf die Staffelung im allgemeinen? Wissen<br />
wir nicht, daß sich das Ganze aus mehreren Teilen zusammensetzt, denen die<br />
Entscheidung zukommt? In dieser Frage glaube ich, daß <strong>Mandel</strong> und diejenigen,<br />
die so wie er denken, an einer beson<strong>der</strong>en Art <strong>der</strong> Blindheit leiden. Ich<br />
werde es im folgenden erläutern.<br />
Zunächst gibt es in einer mo<strong>der</strong>nen industriellen Wirtschaft mit ihren vielfältigen<br />
Verflechtungen eine Logik <strong>der</strong> Zentralisierung <strong>der</strong> Planung auf <strong>der</strong> Grundlage<br />
einer bewußten Einschätzung <strong>der</strong> Bedürfnisse <strong>der</strong> „assoziierten Produzenten“.<br />
Die Entscheidungen, die sich hinsichtlich <strong>der</strong> Produktion und <strong>der</strong><br />
Zuteilung ergeben, müssen (mit welchen Mitteln auch immer) die von <strong>der</strong> „Ge-<br />
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