23.11.2012 Aufrufe

Ernest Mandel Zur Verteidigung der sozialistischen ... - attac Marburg

Ernest Mandel Zur Verteidigung der sozialistischen ... - attac Marburg

Ernest Mandel Zur Verteidigung der sozialistischen ... - attac Marburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

mehr Geld zu verdienen.... Aber wir können nicht annehmen, daß die Masse<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung nur um des Erfolgs willen handelt, und daß es keines materiellen<br />

Anreizes o<strong>der</strong> materieller Abschreckung bedarf. „ 13<br />

Mit dem ersten Teil <strong>der</strong> Argumentation stimmen wir völlig überein. Wir würden<br />

noch einschränkend hinzufügen, daß es für die meisten anspruchsvollen<br />

o<strong>der</strong> größeren Ausrüstungsgüter keine sechzehn Lieferanten geben wird. Aber<br />

<strong>der</strong> zweite Teil folgt keineswegs logisch aus dem ersten. Er stellt eine Art<br />

Zusatz o<strong>der</strong> Nachtrag dar, steht aber mit dem ersten Teil in keinem Zusammenhang<br />

und entbehrt auch <strong>der</strong> Begründung. Nove tut so, als könnten Menschen<br />

entwe<strong>der</strong> nur völlig uneigennützig handeln o<strong>der</strong> infolge eines finanziellen<br />

Anreizes. Diese Wahlmöglichkeit ist jedoch nicht erschöpfend. Warum soll es<br />

nicht Anreize o<strong>der</strong> Abschreckungen geben, die nicht auf Geld beruhen und<br />

keinen Marktcharakter tragen? Die alltägliche Erfahrung lehrt uns, daß diese<br />

sogar im Kapitalismus Bedeutung haben. Wenn über 99% <strong>der</strong> Autofahrer die<br />

Verkehrsampeln beachten, so doch nicht in erster Linie deshalb, weil sie <strong>der</strong><br />

Geldstrafe entgehen wollen, die bei Übertretung dieses Gebots droht, son<strong>der</strong>n<br />

weil sie länger leben wollen. Dieser gesunde Selbsterhaltungstrieb ist durchaus<br />

verwandt mit einem an<strong>der</strong>en menschlichen Impuls: dem Wunsch, unangenehme,<br />

mechanische, langweilige und unschöpferische Arbeit zu reduzieren, -<br />

Arbeit, die nur vollbracht wird, um Verbrauchsgüter und Dienstleistungen zu<br />

beschaffen und die verlorene Lebenszeit bedeutet. Es gibt immer einen potentiellen<br />

Anreiz, die Arbeitsbelastung zu verringern, indem man die Arbeit besser<br />

organisiert - das ist ein sehr mächtiger Anreiz. Vor allem aber und darüberhinaus<br />

scheint Nove vergessen zu haben, daß auch eine „gesellschaftliche Dividende“<br />

einen Anreiz darstellen kann. Warum sollte eine zusätzliche Menge<br />

an kostenlos zugeteilten Gütern und Dienstleistungen nicht an die jährliche<br />

wirtschaftliche Gesamtleistung geknüpft werden und dies durch eine öffentliche<br />

Debatte und Telekommunikation publik gemacht werden? Wäre es nicht<br />

für alle Produzenten und Distributoren von Gütern ein Anreiz, die Quantität<br />

zu steigern, die Qualität <strong>der</strong> Leistungen zu verbessern und ihre Arbeitsorganisation<br />

zu rationalisieren, wenn eine bestimmte Steigerung des Güterausstoßes<br />

und <strong>der</strong> Dienstleistungen, die tatsächlich produziert und verbraucht werden,<br />

z.B. verbunden würde mit einer zusätzlichen Verlängerung des bezahlten Urlaubs<br />

und kostenloser Reisen für alle (wenn dies von <strong>der</strong> Mehrheit gewünscht<br />

wird)? Nachdem Nove auf diese Weise einen künstlichen Gegensatz zwischen<br />

subjektiven Motivationen geschaffen hat, <strong>der</strong> ihn zwingt, den finanziellen Anreiz<br />

zu verteidigen, läßt er die objektiv irrationalen Folgen außer acht, die sich<br />

50

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!