23.11.2012 Aufrufe

Ernest Mandel Zur Verteidigung der sozialistischen ... - attac Marburg

Ernest Mandel Zur Verteidigung der sozialistischen ... - attac Marburg

Ernest Mandel Zur Verteidigung der sozialistischen ... - attac Marburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

All das hat nichts zu tun mit einer Weigerung, den konkreten Erfahrungen<br />

Rechnung zu tragen und ihnen einen „<strong>sozialistischen</strong>“ Dogmatismus (<strong>der</strong> gewiß<br />

nicht marxistisch ist!) entgegenzuhalten. Im Gegenteil. Aber um mögliche<br />

Verhaltensmuster in einer <strong>sozialistischen</strong> Welt entwerfen zu können, muß man<br />

auch die beachtliche Menge statistischer Daten über das Verhalten von Verbrauchern<br />

und Produzenten in den am meisten entwickelten Län<strong>der</strong>n berücksichtigen<br />

und nicht nur die <strong>der</strong> Sowjetunion im Auge haben. Wir glauben,<br />

daß man die Dinge umgekehrt betrachten muß. In <strong>der</strong> Diskussion über den<br />

„realisierbaren“ Sozialismus sind es die Fanatiker <strong>der</strong> „ewigen“ Überlegenheit<br />

<strong>der</strong> Marktwirtschaft, die einen hartnäckigen Dogmatismus an den Tag legen,<br />

indem sie zunehmend unwichtigere Erscheinungen (sei es aus <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

o<strong>der</strong> den rückständigeren Ökonomien) dem entgegenhalten, was in <strong>der</strong><br />

Wirtschaft <strong>der</strong> am weitesten fortgeschrittenen Län<strong>der</strong> im Laufe <strong>der</strong> letzten vierzig<br />

bis fünfzig Jahre geschehen ist. Das hat übrigens einen weiteren Bumerangeffekt<br />

für Noves Thesen.<br />

Nach ihm kann „ein ungeregelter Markt Zusammenbrüche großen Ausmaßes<br />

und eine große Arbeitslosigkeit hervorrufen, die zwar ruinöse Mittel sind, es<br />

aber erlauben, sich über begangene Irrtümer klar zu werden. Ich polemisiere<br />

deshalb u.a. mit den Ideologen von Chicago und all jenen, die an <strong>der</strong> Krankheit<br />

<strong>der</strong> Privatisierung leiden.“ (Von mir hervorgehoben.) Aber warum vergißt Nove<br />

die mehr als zweihun<strong>der</strong>t Jahre alten Versuche, die Märkte zu „regeln“, Versuche,<br />

die alle die periodischen Krisen und die periodische Massenarbeitslosigkeit<br />

nicht verhin<strong>der</strong>n konnten? Warum versteckt er sich hinter <strong>der</strong> apologetischen<br />

Formel, nach <strong>der</strong> „ein ungeregelter Markt dies und jenes hervorrufen kann<br />

usw.“, während wir dieses Phänomen in allen Marktwirtschaften <strong>der</strong> westlichen<br />

Län<strong>der</strong> gekannt haben, und zwar in mindestens 21 Zyklen seit 1825 und<br />

es jetzt zum 22. Mal erleben? Ist es also logisch, Lehren aus 60 Jahren „realer“<br />

Planwirtschaft in <strong>der</strong> Sowjetunion zu ziehen, und sich zu weigern, Lehren aus<br />

160 Jahren internationaler „realer“ Marktwirtschaft in den westlichen Län<strong>der</strong>n<br />

zu ziehen?<br />

Die Grenzen <strong>der</strong> „Marktregulierung“<br />

Die Tatsache, daß keine Marktwirtschaft periodische Katastrophen und massive<br />

Zusammenbrüche verhin<strong>der</strong>n konnte (Zerstörung und Entwertung von<br />

Kapital und Anlagegütern), sowie die massive Arbeitslosigkeit, die periodische<br />

65

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!