„Bild“ und Wulff – Ziemlich beste Partner - Otto Brenner Stiftung

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„BILD“ UND WULFF – ZIEMLICH BESTE PARTNER 38 darüber. „Bild“ präsentiert das Thema, das sie ausgelöst hat, praktisch schon mit der Enthüllung so, dass sie zugleich Distanz anklingen lassen kann. Beispiele: Bild, 14. Dezember 2011 „Der Druck auf Bundespräsident Christian Wulff wegen eines Privat-Kredits für sein Haus wächst massiv!“ Bild, 14. Januar 2012 „Meinungsforscher Hilmer: Deutsche noch nie so unzufrieden mit einem Bundespräsidenten.“ Bild, 16. Januar 2012 „Die Debatte um Bundespräsident Christian Wulff hört und hört nicht auf.“ Bild, 5. Februar 2012 „Die Vorwürfe gegen Bundespräsident Christian Wulff reißen nicht ab.“ Bild, 9. Februar 2012 „Die neuen Vorwürfe gegen Bundespräsident Christian Wulff – sie haben erneut für Empörung gesorgt.“ [In diesem Fall schließt sich ein Hinweis an, dass „Bild“ tätig war.] Bild, 10. Februar 2012 „Gottschalk verulkt Wulff.“ Bild, 14. Februar 2012 „So lacht der Karneval über den Bundespräsidenten.“ Zur gespielten Distanz gehört, dass „Bild“ regelmäßig Pro-Wulff-Stimmen zu Wort kommen lässt. Bild, 23. Dezember 2011 „CDU Wulff.“ fordert Weihnachts-Frieden für Bild, 1. Januar 2012 „Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hat die Rolle der Medien in der „Kredit-Affäre“ um Bundespräsident Wulff kritisiert! Nicht nur Wulff müsse sich fragen, ob er mit den privaten Vorgängen und den damit verbundenen Vorwürfen angemessen umgegangen sei.“ Bild, 4. Januar 2012 „Die CSU stärkt dem Bundespräsidenten trotz der neuen Vorwürfe im Zusammenhang mit der Kreditaffäre den Rücken.“ Bild, 8. Januar 2012 „Köhler nimmt Wulff in Schutz. Unterstützung durch Ex-Bundespräsident.“ Immer wieder sortiert und erläutert „Bild“ die Lage, fasst zusammen und gibt einen Überblick über den Stand der Ereignisse. Zur Demonstration der Tatsache, dass sie darübersteht, passen die wohlausgewogenen Kommentare.
4.4.2 Der vernünftige Kommentar „Bild“-Berichte und -Kommentare bewegen sich gleichermaßen auf der publizistischen Mainstream-Linie, Christian Wulff habe sich als Bundespräsident unmöglich gemacht, ohne dass sie dabei die Aggressivität an den Tag legen, die „Bild“ auch kann. Man stelle sich einen Moment lang vor, „Bild“ hätte Wulff wie die „Pleite-Griechen“ behandelt, dann fällt es leicht, sich Bezeichnungen wie „Gier-Wulff“ oder „First-Schnorrer-Pärchen“ auszumalen. Aber nein, nachdem sie am 12. Dezember 2011 das Eis gebrochen hat, orientiert sich „Bild“ über weite Strecken am Motto der sieben Schwaben: „Hannemann, geh du voran!“ Wir unterstellen hier nicht, dass „Bild“ genial alle Fäden gezogen hat, da waren viele Zufälle und glückliche Umstände im Spiel, aber durch solche Opportunitätsfenster zu springen, das macht eben gutes Management aus. Denn in der nachträglichen Analyse stellt es sich – im „Bild“-Stil ausgedrückt – für uns tatsächlich so dar: Kai Diekmann wie Ben Hur auf dem Rennwagen und „Spiegel“, „Süddeutsche Zeitung“, „Berliner Zeitung“ sowie die vielen anderen preschen nach vorne und rennen, um die jeweils Ersten zu sein – dabei ziehen sie nur Diekmanns Karren. Wie auch immer, jedenfalls vermeidet „Bild“ sorgfältig die Rolle des Scharfmachers. Im Gegenteil: Sie missbilligt offen die Berichterstattung anderer Medien, die sich aus ihrer Sicht unangemessen verhalten und über die Stränge schlagen. Das heißt: „Bild“ hat als Erste Informationen veröffentlicht, die in der veröffentlichten DER GUTE UND BÖSE WULFF ALS BUNDESPRÄSIDENT – „BILD“-KOSTPROBEN Meinung, also vor allem bei den anderen Medien, eine sehr intensive Berichterstattung und Kommentierung zur Folge haben. Das Erstrecht, alles ausgelöst zu haben, kann „Bild“ niemand mehr nehmen. So kann sie sich buchstäblich leichten Herzens zurücknehmen und zurückhalten: Sie berichtet über das, was die anderen berichten, lässt alle Seiten zu Wort kommen, hält also die eigene Geschichte mithilfe dieser Dritten ständig am Laufen und positioniert sich gar als kommunikativer Supervisor: Wenn andere Medien über Bobby-Cars berichten, dann verlieren sie das Wesentliche – eben die Kreditaffäre, die „Bild“ aufgedeckt hat – aus den Augen. So bitte nicht!, merkt „Bild“ dann sorgend und kritisch an. Und „Bild“ gibt sich auch großzügig: Wulff hat Schaden gelitten, aber wenn das Volk und die Parteien eben meinen, er solle im Amt bleiben, dann bitteschön … In ihren Veröffentlichungen baut sie Brücken und arbeitet gleichzeitig auf der Hinterbühne unter Hochdruck mit weiteren Recherchen an der Zerstörung der Ufer. Drei Kommentarbeispiele: Bild, 14. Dezember 2011 „… Wenn er sein Amt retten will, muss Bundespräsident Wulff es mindestens so machen wie – Ministerpräsident Wulff. Als es 2010 um ein kostenloses ‚Upgrade‘ auf einem privaten Ferienflug ging, räumte Wulff sofort schwere Fehler ein, bedauerte aufrichtig und bat um eine neue Chance. Warum jetzt nicht? Noch liegt der Ausgang der Affäre weitgehend beim Bundespräsidenten 39
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