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„Bild“ und Wulff – Ziemlich beste Partner - Otto Brenner Stiftung

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5. Der gute <strong>Wulff</strong> als Ministerpräsident <strong>–</strong><br />

eine <strong>„Bild“</strong>-Schau<br />

In dem hier untersuchten Zeitraum von viereinhalb<br />

Jahren publizieren <strong>„Bild“</strong>, „BamS“ <strong>und</strong><br />

„bild.de“ <strong>–</strong> von sehr wenigen, inhaltlich unbedeutenden<br />

Ausnahmen abgesehen <strong>–</strong> ausschließlich<br />

positive Informationen <strong>und</strong> Wertungen<br />

über den Menschen, Familienvater, Ministerpräsidenten,<br />

Repräsentanten des Eigentümers<br />

Land Niedersachsen im VW-Aufsichtsrat<br />

<strong>und</strong> CDU-Politiker Christian <strong>Wulff</strong>. Dies gilt für<br />

<strong>„Bild“</strong>-eigene Informationen <strong>und</strong> Wertungen<br />

wie auch für Wertungen von Dritten, die von<br />

<strong>„Bild“</strong> zitiert werden. Kein böses Wort fällt. Kritik<br />

an <strong>Wulff</strong> wird nicht erwähnt oder von <strong>„Bild“</strong><br />

aufgefangen. Lob für einen Menschen ohne<br />

Fehl <strong>und</strong> Tadel wird über viele, viele Seiten ausgestreut.<br />

Mit teilweise beträchtlichen Investitionen<br />

in Umfang <strong>und</strong> Intensität der Berichterstattung<br />

<strong>–</strong> siehe unter anderem den Themenbereich<br />

Scheidung/neue Ehe <strong>–</strong> wird von <strong>„Bild“</strong> mit hoher<br />

Systematik <strong>und</strong> oft mittels schwärmerischer<br />

Superlative an der Inszenierung einer<br />

r<strong>und</strong>um vorbildlichen <strong>und</strong> erfolgreichen Politiker-Person<br />

gearbeitet. Das Massenmedium ist<br />

in diesen viereinhalb Jahren eine verlässliche<br />

Plattform für <strong>Wulff</strong>, um sich häufig prominent<br />

positiv zu einem breiten Spektrum an Themen<br />

darzustellen <strong>–</strong> ob als angesehener Politiker<br />

(„Fürs politische Personal hat Christian <strong>Wulff</strong><br />

ein Händchen“), als Stratege in Sachen Fusion<br />

VW/Porsche („So trickste <strong>Wulff</strong> Porsche aus“)<br />

oder als potenzieller Kanzlerkandidat.<br />

<strong>„Bild“</strong> berichtet in diesem Zeitraum ebenfalls<br />

intensiv über all die Kontakte <strong>und</strong> Ereignisse,<br />

die im Nachhinein als mehr oder weniger<br />

verwerflich erscheinen. Als Stichworte seien<br />

DER GUTE WULFF ALS MINISTERPRÄSIDENT <strong>–</strong> EINE „BILD“-SCHAU<br />

hier genannt: der väterliche Fre<strong>und</strong> Egon Geerkens,<br />

die Kontakte zu Carsten Maschmeyer <strong>und</strong><br />

David Groenewold, die Nord-Süd-Gipfel mit dem<br />

Organisator Manfred Schmidt (siehe unten Abschnitt<br />

5.3.2). Da all diese Berichte meist mit<br />

vielen Details gespickt werden, ist davon auszugehen,<br />

dass die Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />

von <strong>„Bild“</strong> direkten Zugang zu Ereignissen<br />

<strong>und</strong> Personen hatten. Hätte <strong>„Bild“</strong> mit einem<br />

journalistischen Anspruch gearbeitet, hätten<br />

ihre Mitarbeiter bereits zu früheren Zeitpunkten<br />

auf die eine oder andere im Nachhinein<br />

aufgedeckte Unregelmäßigkeit kommen<br />

können; vielleicht taten sie dies ja auch <strong>und</strong><br />

lagerten das Wissen in einer Schublade zwischen.<br />

Bei dieser Feststellung handelt es sich<br />

selbstverständlich lediglich um eine Vermutung,<br />

freilich um eine naheliegende.<br />

Aufgr<strong>und</strong> von zahlreichen, teilweise sehr<br />

persönlichen, aber auch inhaltlich bedeutsamen<br />

Informationen <strong>–</strong> beispielsweise über den<br />

Konflikt zwischen VW <strong>und</strong> Porsche <strong>–</strong>, die <strong>„Bild“</strong><br />

früher als andere mediale Akteure publizieren<br />

konnte, ist begründet davon auszugehen, dass<br />

zwischen <strong>„Bild“</strong> <strong>und</strong> Christian <strong>Wulff</strong> offenk<strong>und</strong>ig<br />

über mehrere Jahre hinweg eine enge Geschäftsbeziehung<br />

zur Produktion von Aufmerksamkeit<br />

für die jeweils eigenen Interessen <strong>und</strong><br />

Belange bestand: <strong>Wulff</strong> lieferte exklusive Inhalte<br />

<strong>–</strong> in eigener Sache, in den Themenbereichen<br />

Union, B<strong>und</strong>esregierung, VW … <strong>–</strong>, <strong>„Bild“</strong><br />

publizierte sie zusammen mit dem Bild eines<br />

r<strong>und</strong>um gelungenen Christian <strong>Wulff</strong>. Diese Zusammenarbeit<br />

wird offenk<strong>und</strong>ig fortgesetzt, als<br />

<strong>Wulff</strong> ins B<strong>und</strong>espräsidialamt wechselt; teilweise<br />

wird sogar öffentlich in anderen Medien<br />

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