Kapitel 2Mechanik mit Zwangsbedingungen2.1 Einführendes BeispielWir betrachten eine Kugel der Masse m, die mit einem Faden der Länge l im Ursprung aufgehängtist. Sie soll dabei in der x, z-Ebene schwingen können (ebenes Pendel). Damit schränktder Faden die freie Bewegung der Kugel auf eine Kreisbahnl 2 = x 2 (t) + z 2 (t)ein. Dies bezeichnet man als Zwangsbedingung. Auf die Kugel wirken zwei Kräfte:1. die Gewichtskraft K = −mge z2. die Fadenkraft Z, die zunächst nicht bekannt ist. Sie bewirkt, dass die Kugel auf einerKreisbahn um den Ursprung bleibt und wird deswegen als Zwangskraft bezeichnet. Dabeiwirkt die Zwangskraft längs des Fadens, d.h. Z(t) ‖ r.Aus dem zweiten Newton’schen Axiom folgt die Bewegungsgleichungm¨r = F(t) = K + Z(t)<strong>für</strong> die in diesem Kapitel Lösungsverfahren entwickelt werden sollen.2.1.1 Lösung mit ZwangskräftenDa Z(t) ‖ r machen wir den Ansatzund erhalten die drei GleichungenZ(t) = λ(t)r(t)mẍ = λ(t)x(t)m¨z = λ(t)z(t) − mgl 2 = x 2 + z 2 (2.1)10
<strong>Theoretische</strong> <strong>Physik</strong> <strong>Ia</strong>, 10. Juli 2003 11<strong>für</strong> die drei Unbekannten x(t), z(t), λ(t), die prinzipiell lösbar sind 1 . Dieses Verfahren wird alsLagrange’sche Methode 1. Art bezeichnet.2.1.2 Lösung mit PolarkoordinatenWir führen Polarkoordinaten z = −r cos ϕ, x = −r sin ϕ ein. Mite r =∂r(r, ϕ)∂rerhalten wir die Bewegungsgleichung= − cos ϕe z − sin ϕe x e ϕ = 1 r∂r(r, ϕ)∂ϕ= sin ϕe z − cos ϕe xm(¨re r + 2ṙ ˙ϕe ϕ + ¨ϕre ϕ − ˙ϕ 2 re r ) = −mg(− cos ϕe r + sin ϕe ϕ ) + Z(t)Nun besagt die Zwangsbedingung, dass r(t) = l und Z(t) ‖ e r gilt. Multiplikation der Bewegungsgleichungmit e ϕ liefert also:m ¨ϕl = −mg sin ϕ (2.2)Damit haben wir eine einfache Differentialgleichung <strong>für</strong> ϕ(t) erhalten. Da hierdurch die Bewegungder Kugel eindeutig beschrieben wird, bezeichnet man ϕ(t) als generalisierte Koordinatedes Problems.Dies zeigt, dass eine geschickte Wahl der Koordinaten die Arbeit erheblich erleichtert. DieAufgabe der Theorie ist es, Verfahren anzugeben, wie man die Differentialgleichung <strong>für</strong> diegeneralisierten Koordinaten allgemein herleiten kann (→ Lagrange’sche Gleichungen 2. Art).2.2 Formulierung des Problems2.2.1 ZwangsbedingungenWir betrachten ein System von N Teilchen im dreidimensionalen Raum. Zusammen bilden sieden 3N-dimensionalen Konfigurationsraum der Vektor-Tupel (r 1 , r 2 , . . . r N ). Zwangsbedingungenschränken die freie Bewegung der Teilchen ein. Diese werden wie folgt klassifiziert:• Die Zwangsbedingung nennt man holonom (gr. ganzgesetzlich), wenn sie sich in der FormB(r 1 , . . . r N , t) = 0 schreiben lässt.• Die Zwangsbedingung nennt man skleronom (gr. starrgesetzlich), wenn sie nicht explizitvon der Zeit abhängt. Ansonsten nennt man sie rheonom (gr. fließgesetzlich).Hat man s unabhängige Zwangsbedingung α = 1, 2 . . . s, so hat das System f = 3N − sFreiheitsgrade. Sind alle Zwangsbedingungen holonom, d.h. der Form B α (r 1 , . . . r N , t) = 0, soist die Bewegung auf eine f-dimensionale Mannigfaltigkeit im Konfigurationsraum beschränkt.1 Ein Lösungsverfahren besteht darin, die dritte Gleichung zweimal nach der Zeit abzuleiten und die zweitenAbleitungen durch die Bewegungsgleichungen zu ersetzen. Wir erhalten damit λ(t) = (gz − ẋ 2 − ż 2 )m/l unddas Problem ist auf zwei gekoppelte Differentialgleichungen reduziert.
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