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MedReview Die Zeitschrift für ärztliche Fortbildungskongresse 51 ...

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Dr.<br />

Katrin Pilz<br />

Prof. Dr.<br />

Peter Dorow<br />

NEUROLOGISCHE ERKRANKUNGEN UND SCHLAFBEZOGENE ATMUNGSSTÖRUNGEN<br />

Narkolepsie<br />

KATRIN PILZ & PETER DOROW, BERLIN<br />

Epidemiologisch handelt es<br />

sich um eine seltene Erkrankung<br />

mit einer Prävalenz<br />

von 25–30/100.000 Einwohner.<br />

<strong>Die</strong>s betrifft in Deutschland<br />

ca. 35.000 Personen. <strong>Die</strong> Narkolepsie<br />

kann in jedem Alter auftreten.<br />

Es besteht ein Häufigkeitsgipfel<br />

zwischen dem 10. und 20.<br />

sowie dem 30. und 40. Lebensjahr.<br />

Symptome<br />

<strong>Die</strong> Narkolepsie ist charakterisiert<br />

durch die folgenden Symptome:<br />

� Tagesschläfrigkeit (ca. 95 %),<br />

� Kataplexie (ca.70–90 %),<br />

� Schlaflähmung (ca. 50 %),<br />

� hypnagoge und hypnopompe<br />

Halluzinationen (ca. 50 %),<br />

� automatisches Verhalten im<br />

Zustand der Schläfrigkeit,<br />

� gestörter Nachtschlaf.<br />

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt geht<br />

man davon aus, dass die Narkolepsie<br />

auf der Grundlage einer genetischen<br />

Prädisposition auftritt. Familiäres<br />

Auftreten ist selten. Welche<br />

Mechanismen genau die Ursache<br />

der Narkolepsie darstellen, ist derzeit<br />

unklar. Im Mittelpunkt der<br />

Forschung steht der Hypokretin-<br />

/Orexin-Stoffwechsel. Autoimmun -<br />

prozesse könnten eine Rolle spielen.<br />

Diagnose<br />

<strong>Die</strong> Diagnosesicherung erfolgt aufgrund<br />

der Anamnese. Eine übermäßige<br />

Tagesschläfrigkeit sollte<br />

<strong>Die</strong> Narkolepsie gehört zu den Hyper -<br />

somnien zentralen Ursprungs und wird<br />

nach ICSD-2 eingeteilt in eine Narkolepsie<br />

mit und ohne Kataplexie sowie in eine<br />

Narkolepsie durch körperliche Erkrankungen<br />

und eine nicht nähere (unspezifische)<br />

Narkolepsie. Sie ist gekennzeichnet durch<br />

einen unwiderstehlichen Schlafzwang zu<br />

unpassender Zeit.<br />

beinahe täglich <strong>für</strong> mindestens drei<br />

Monate auftreten. Zweiter Punkt<br />

sind die gesicherten Kataplexien in<br />

der Anamnese oder ein Nachweis<br />

von zwei oder mehr Sleep-onset-<br />

REM im MSLT, eine Reduktion der<br />

Schlaflatenz unter acht Minuten<br />

oder ein fehlendes Hypocretin-1<br />

im Liquor. Weiterhin sollten andere<br />

schlafmedizinische Erkrankungen<br />

als Ursache der Hypersomnie<br />

ausgeschlossen werden.<br />

<strong>Die</strong> Anamneseerhebung umfasst<br />

die spezielle Schlafanamnese, die<br />

insbesondere die Kataplexien um -<br />

fassen muss. Spezifische Fragebögen<br />

<strong>für</strong> die Narkolepsie sind beispielsweise<br />

die Ullanlinna-Skala.<br />

Zum differenzialdiagnostischen<br />

Aus schluss anderer Erkrankungen<br />

können die Epworth-Sleepiness-<br />

Scale sowie die Stanford-Sleepiness-Scale<br />

und Abend- und Morgenprotokolle<br />

genutzt werden. <strong>Die</strong><br />

Diagnostik erfolgt über die Polysomnographie.<br />

Hierbei sind die<br />

entscheidenden Kriterien:<br />

� verkürzte Einschlaflatenz,<br />

� verringerte REM-Latenz,<br />

� häufiges REM,<br />

� vermehrte Schlafeffizienz,<br />

� vermehrte Körperbewegung im<br />

Schlaf,<br />

� normale REM-Dauer.<br />

Der MSLT dient dem Nachweis<br />

von Sleep-onset-REM. Der MSLT<br />

ist positiv bei mindestens fünf Test-<br />

Untersuchungen mit dem Nach-<br />

weis von zwei SOREM sowie einer<br />

verringerten Einschlaflatenz von 8–<br />

10 Minuten.<br />

<strong>Die</strong> bildgebende Diagnostik<br />

dient derzeit nur zur Differenzialdiagnostik<br />

und zu Forschungs -<br />

zwecken.<br />

Laboruntersuchungen werden<br />

zur Bestimmung der HLA-Typisierung<br />

und des Hypocretin-Spiegels<br />

im Liquor durchgeführt.<br />

Differenzialdiagnostisch muss<br />

ein Schlafmangelsyndrom, die<br />

Schlafdeprivation, eine zirkadiane<br />

Schlafstörung, ein Medikamentenabusus,<br />

ein Restless-legs-Syn -<br />

drome, die idiopathische Hypersomnie,<br />

eine Epilepsie, ein Chronic<br />

Fatigue Syndrome, Depressionen,<br />

Prader-Willi-Syndrom oder Kleine-<br />

Levin-Syndrom ausgeschlossen<br />

wer den. <strong>Die</strong> Kataplexien können<br />

Epilepsien oder myoklonischen<br />

Anfällen ähnlich sein. Differenzialdiagnostisch<br />

ausgeschlossen sein<br />

müssen auch kardiale Erkrankungen<br />

wie orthostatische Dysregulation,<br />

kardiale Synkopen und vestibuläre<br />

Dysfunktionen.<br />

Therapie<br />

<strong>Die</strong> Therapie umfasst die nicht<br />

medikamentöse, die medikamentöse<br />

Therapie sowie die Therapie in<br />

besonderen Situationen.<br />

Bereits während der ersten<br />

Gespräche müssen nicht medikamentöse<br />

Therapiemethoden be -<br />

sprochen werden. Der erste Schritt<br />

da<strong>für</strong> ist die Aufklärung des Patienten<br />

und des sozialen Umfeldes. <strong>Die</strong><br />

Schlafstruktur muss besprochen<br />

werden. Verhaltensänderungen<br />

(Coping-Strategien) müssen erlernt<br />

werden. Wichtig ist <strong>für</strong> die Patienten<br />

ein regelmäßiger Schlafrhythmus<br />

mit dem Einhalten von Schlaf -<br />

episoden.<br />

12 <strong>MedReview</strong> 04 ·2010

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