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MedReview Die Zeitschrift für ärztliche Fortbildungskongresse 51 ...

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Prof. Dr.<br />

Albert Nienhaus<br />

Sonderbericht<br />

EIN UPDATE:<br />

Diagnose der latenten Tuberkulose-Infektion<br />

mit dem Interferon-� Release Assay<br />

ALBERT NIENHAUS, HAMBURG<br />

Das Wissen über und die praktische Erfahrung mit dem<br />

Interferon-� Release Assay (IGRA) haben in den letzten<br />

beiden Jahren rasant zugenom men. Das spiegelt sich<br />

sowohl in der Überarbeitung bestehender Empfeh lungen<br />

zum Einsatz der IGRAs als auch in der wachsenden Anzahl<br />

von Empfehlungen wider. In einer systematischen Meta -<br />

analyse aus dem Jahr 2010 betrug die Sensitivität der<br />

IGRAs 84–89 % und die Spezifität 86–99 %. <strong>Die</strong> Ergebnisse<br />

der Hamburger Progressions-Studie zum Risiko der Ent wick lung einer<br />

aktiven Tuberkulose nach engem Kontakt zu einem Tuber kulose-Patienten<br />

wurden mittlerweile von einer britischen Studie be stätigt. Das dort beob -<br />

achtete Progressionsrisiko war mit 17 % leicht höher als die 15 %, die in<br />

der Hamburger Studie beobachtet wurden. Aufgrund des hohen Progres -<br />

sionsrisikos <strong>für</strong> enge Kontaktpersonen bei einem positiven Testergebnis<br />

sind die IGRAs trotz der höheren Kosten des einzel nen Tests kosteneffektiver<br />

als das Screening mit dem THT (Tuberkulin-Hauttest) allein oder mit<br />

dem THT als erstem Test in einem zweistufigen Testverfahren.<br />

Ohne frühzeitige Identifizierung<br />

von Patienten<br />

mit aktiver Tuberkulose<br />

sowie Behandlung der<br />

latenten Tuberkulose-Infektion<br />

(LTBI) wird auch in Ländern mit<br />

niedriger Inzidenz die Tuberkulose<br />

über viele Jahrzehnte hinweg nicht<br />

eliminierbar sein. Mit dem IGRA<br />

steht ein Bluttest zur Verfügung,<br />

der <strong>für</strong> die Diagnose einer LTBI<br />

valide und gleichzeitig praktikabel<br />

ist. Damit sei eine wesentliche Voraussetzung<br />

<strong>für</strong> das Erreichen des<br />

Ziels Elimination der Tuberkulose<br />

in Deutschland gegeben, lautete<br />

das übereinstimmende Fazit der<br />

drei Referenten auf dem Symposium<br />

„TB-Infektion: IGRA als<br />

neuer Standard“.<br />

Blick zurück in die Zukunft<br />

Fast hundert Jahre lang wurde die<br />

Tuberkulose-Infektion mit dem<br />

Tuberkulin-Hauttest (THT) diag -<br />

nostiziert. <strong>Die</strong>ser Test hat aber<br />

mehrere Nachteile: Er reagiert<br />

auch auf die BCG-Impfung, wie -<br />

derholtes Testen führt zu Booster-<br />

Reaktionen und zum Ablesen des<br />

Testes ist ein zweiter Arztbesuch<br />

notwendig. <strong>Die</strong> Verwendung des<br />

THT zur Diagnose einer LTBI sei<br />

„wie mit der Pferdekutsche auf<br />

einer Autobahn zu fahren“, so Prof.<br />

Luca Richeldi aus Modena, Italien,<br />

in seinem Vortrag „Blick zurück<br />

in die Zukunft – eine Vision<br />

der Tuberkulose-Infektionsdiagnose<br />

und -kontrolle in der Zukunft“<br />

auf dem IGRA-Symposium.<br />

<strong>Die</strong> IGRAs verwenden TB-Antigene,<br />

die spezifisch <strong>für</strong> den Mycobacterium<br />

tuberculosis (MTB)-<br />

Komplex sind. <strong>Die</strong> zellgebundene<br />

Immunreaktion auf diese Antigene<br />

wird ex-vivo beobachtet; ein Boostereffekt<br />

tritt also nicht mehr auf.<br />

Kreuzreaktionen mit der BCG-<br />

Impfung bestehen ebenfalls nicht.<br />

Da es keinen Goldstandard <strong>für</strong> die<br />

Diagnose einer LTBI gibt, wird in<br />

Studien als Surrogat die Sensitivität<br />

der IGRAs bei der Diagnose der<br />

aktiven Tuberkulose verwendet.<br />

<strong>Die</strong> Spezifität der IGRAs hingegen<br />

wird in nicht exponierten Kollektiven<br />

bestimmt. <strong>Die</strong>se Studien wurden<br />

in einer systematischen Metaanalyse,<br />

die in der Fachzeitschrift<br />

„CHEST“ im April 2010 erschien,<br />

zusammengefasst (1). Berücksichtigt<br />

wurden lediglich Studien, welche<br />

die kommerziell zur Verfügung<br />

stehenden IGRAs der neuesten<br />

Generation verwendeten: Quanti -<br />

FERON ® -TB Gold (QFT) und<br />

T-SPOT ® .TB. Basierend auf jeweils<br />

mehr als 600 Patienten mit gesicherter<br />

Tuberkulose betrug die Sensitivität<br />

des QFT 84 % und diejenige<br />

des T-SPOT ® .TB 89 %. Damit<br />

sei die Sensitivität der IGRAs deutlich<br />

höher als diejenige des THT,<br />

sagte der Erstautor der Studie,<br />

Priv.-Doz. Dr. Roland <strong>Die</strong>l, während<br />

des Symposiums. <strong>Die</strong> Spezifität<br />

des QFT war mit 99 %<br />

deutlich höher als diejenige des<br />

T-SPOT ® .TB mit 86 %.<br />

Diagnose frischer Infektionen bei<br />

engen Kontaktpersonen mit IGRA<br />

<strong>Die</strong> wichtigste Indikation <strong>für</strong> die<br />

IGRAs ist die Diagnose frischer<br />

Infektionen bei engen Kontaktpersonen.<br />

In der Hamburger Progressionsstudie<br />

aus dem Jahr 2008 entwickelten<br />

15 % aller Personen mit<br />

engen Kontakten zu TB-Patienten<br />

und einem anschließend positiven<br />

QFT eine aktive Tuberkulose in -<br />

ner halb von zwei Jahren (2). <strong>Die</strong>jenigen,<br />

die aufgrund des positiven<br />

QFT eine Chemoprävention<br />

durch führten, entwickelten ebenso<br />

wie die Kontaktpersonen, die negativ<br />

im QFT waren, keine Tuberkulose.<br />

<strong>Die</strong>se Ergebnisse wurden nun<br />

in einer britischen Untersuchung<br />

enger Kontaktpersonen bestätigt.<br />

Mehr als 20 Personen mit engem<br />

Kontakt zu TB-Patienten und<br />

einem positiven QFT entwickelten<br />

innerhalb von zwei Jahren eine<br />

aktive Tuberkulose. <strong>Die</strong> Progressionsrate<br />

betrug bei den nicht<br />

behandelten Kontaktpersonen<br />

18 <strong>MedReview</strong> 04 ·2010

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