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MedReview Die Zeitschrift für ärztliche Fortbildungskongresse 51 ...

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Fortsetzung<br />

Nächtliche<br />

Hypoxie bei<br />

COPD<br />

Gegensatz zu Patienten mit einem<br />

Tages-PaCO2-Wert ≥ 43 mmHg.<br />

Patienten mit einer Sauerstoffsättigung<br />

≥ 95 % im Wachzustand weisen<br />

keine pathologischen nächtlichen<br />

Sauerstoffentsättigungen<br />

auf, im Gegensatz zu den Patienten,<br />

bei denen die Tagessauerstoffsättigung<br />

≤ 93 % beträgt.<br />

Klinische Auswirkungen<br />

Nachfolgend werden die klinischen<br />

Auswirkungen unter folgenden<br />

Aspekten erläutert:<br />

� Pulmonal arterielle Hypertonie,<br />

� Mortalität,<br />

� Schlafarchitektur,<br />

� Lebensqualität.<br />

Pulmonal arterielle Hypertonie<br />

und Mortalität<br />

<strong>Die</strong> Auswirkungen der nächtlichen<br />

Hypoxämie auf die Entstehung der<br />

pulmonal arteriellen Hypertonie<br />

(PAH) werden in der Literatur sehr<br />

kontrovers beurteilt. Boyson et al.<br />

wiesen nach, dass eine akut induzierte<br />

Hypoventilation zu signifikanten<br />

Abfällen der Sauerstoffsättigung<br />

und einem relevanten<br />

Anstieg des pulmonal arteriellen<br />

Druckes (PAP) führt. Ergebnisse,<br />

die dies im Langzeitverlauf belegten,<br />

stammen aus der Arbeitsgruppe<br />

von Fletcher et al. Von<br />

38 COPD-Patienten mit nächtlichen<br />

Hypoxien (SaO 2 < 90 % <strong>für</strong><br />

≥ 5 Min. + SaO 2 min ≤ 85 %)<br />

erhielten 19 eine nächtliche Sauerstofftherapie<br />

(3 l O 2 /min.). In<br />

einem Beobachtungszeitraum von<br />

drei Jahren ließ sich bei den Patienten,<br />

die keine O 2-Therapie erhielten,<br />

ein signifikanter Anstieg des<br />

mittleren PAP nachweisen, der bei<br />

den mit Sauerstoff therapierten<br />

Patienten nicht eintrat. Levi-Valensi<br />

et al. wiesen bei am Tage normox -<br />

ämen COPD-Patienten (PaO 2 60–<br />

70 mmHg) signifikant höhere mittlere<br />

pulmonal arterielle Druckwerte<br />

bei den Patienten mit einer t90<br />

über 30 %. Im Gegensatz hierzu<br />

bestätigte Chaouat diese Ergebnisse<br />

in mehreren Studien nicht. In<br />

einer Gruppe von COPD-Patienten<br />

mit und ohne nächtliche Entsättigungen<br />

(Definitionskriterium t90)<br />

waren keine Unterschiede der Entwicklung<br />

des PAP über einen zwei-<br />

jährigen Beobachtungszeitraum<br />

und keine Unterschiede der Mortalität<br />

über einen sechsjährigen<br />

Beobachtungszeitraum festzustellen.<br />

Auch die Applikation von<br />

Sauer stoff bei nächtlichen Entsättigern<br />

(t90 ≥ 30 %) in einer prospektiv<br />

randomisierten Studie er -<br />

gab über einen Beobachtungszeit -<br />

raum von zwei Jahren keine Unterschiede<br />

zwischen behandelten und<br />

unbehandelten Patienten im Hinblick<br />

auf den PAP respektive die<br />

Überlebenszeit. Letztendlich verbleiben<br />

hier offene Fragen, vordringlich<br />

die, ob die Beobachtungszeiträume<br />

schlussendlich lang<br />

genug sind, um definitiv über die<br />

Entstehung einer pulmonalen<br />

Hypertonie und über die Mortalität<br />

der Patienten Aussagen treffen<br />

zu können.<br />

Schlafprofil<br />

Patienten mit COPD weisen eine<br />

im Vergleich zu den Normwerten<br />

deutlich gestörte Schlafarchitektur<br />

im Sinne einer signifikanten Re -<br />

duktion des REM- und Tiefschlafanteils<br />

auf. Mittels nächtlicher<br />

Sauer stoffgabe kann eine signifikante<br />

Besserung des Schlafprofils<br />

im Sinne einer Zunahme des REMund<br />

Tiefschlafanteils erzielt werden.<br />

Sandek et al. wiesen in einer<br />

Studie, in der Patienten mit COPD<br />

im Abstand von einem Jahr jeweils<br />

eine Polysomnographie erhielten,<br />

eine deutliche Abhängigkeit der<br />

Schlafstadienwechsel von der<br />

nächt lichen Sauerstoffsättigung<br />

nach, ebenso nahm im Verlauf von<br />

einem Jahr bei COPD-Patienten<br />

das Schlafstadium 1 signifikant ab<br />

und das REM-Schlafstadium signifikant<br />

zu, also genau jenes Stadium,<br />

in dem bei COPD-Patienten vorzugsweise<br />

Hypoventilationen auftreten.<br />

Lebensqualität<br />

<strong>Die</strong> Datenlage hinsichtlich der<br />

Beeinflussung der Lebensqualität<br />

bei Patienten mit isolierten nächtlichen<br />

Hypoxämien ist sehr be -<br />

grenzt. In einer eigenen placebokontrollierten,<br />

randomisierten,<br />

Cross-over-Studie wurden 24 Pa -<br />

tienten in der stabilen Phase der<br />

COPD (Tagesnormoxämie: PaO 2<br />

62,7 ± 4,9 mmHg, t90 55,5 ±<br />

33,4 %) mittels eines Sauerstoffkonzentrators<br />

<strong>für</strong> jeweils sechs<br />

Wochen entweder mit Raumluft<br />

oder Sauerstoff versorgt. Als<br />

Lebensqualitätsinstrumente wurden<br />

der SF-36, das Nottingham<br />

Health Profile sowie der Saint<br />

George’s Respiratory Question -<br />

naire (SGRQ) angewandt. <strong>Die</strong><br />

Ergebnisse lassen sich wie folgt<br />

zusammenfassen: Sowohl unter<br />

Placebo als auch unter O2-Gabe konnte eine Besserung nahezu aller<br />

abgefragten Dimensionen erzielt<br />

werden. <strong>Die</strong>s spricht <strong>für</strong> einen<br />

hohen Placeboeffekt. Der Vergleich<br />

Placebo/Verum erbrachte lediglich<br />

im Hinblick auf die Besserung der<br />

Schlafprobleme im SGRQ einen<br />

signifikanten Unterschied zwischen<br />

beiden Therapieformen.<br />

Zusammenfassung<br />

Mehr als 30 % der am Tage normoxämen<br />

Patienten mit COPD leiden<br />

unter pathologischen nächtlichen<br />

Sauerstoffentsättigungen.<br />

Wesentliche pathophysiologische<br />

Ursachen sind die im Tiefschlaf<br />

sowie insbesondere im REM-Schlaf<br />

auftretenden nächtlichen Hypoventilationen.<br />

Inwieweit sich die<br />

isolierte nächtliche Hypoxie auf die<br />

Entstehung einer PAH bzw. auf die<br />

Mortalität auswirken, wird kontrovers<br />

diskutiert und bedarf<br />

sicherlich vor diesem Hintergrund<br />

einer profunden weiteren Forschung,<br />

die längere Zeiträume<br />

umfassen muss. <strong>Die</strong>s gilt ebenso <strong>für</strong><br />

die Beeinflussung der Lebensqualität<br />

durch nächtliche Hypoxien.<br />

* M. Orth, 1 A. Kommer, 1 Wolfram Stark, 1<br />

K. Rasche2 1 Theresienkrankenhaus Mannheim<br />

2 HELIOS Klinikum Wuppertal<br />

Literatur bei den Verfassern<br />

Korrespondenzadressse:<br />

Prof. Dr. Maritta Orth<br />

Theresienkrankenhaus und<br />

St. Hedwig-Klinik GmbH<br />

Medizinische Klinik III<br />

Pneumologie, Pneumologische Onkologie,<br />

Allergologie, Schlaf- und Beatmungs -<br />

medizin<br />

Bassermannstraße 1, 68165 Mannheim<br />

Maritta.Orth@ruhr-uni-bochum.de<br />

6 <strong>MedReview</strong> 04 ·2010

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