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MedReview Die Zeitschrift für ärztliche Fortbildungskongresse 51 ...

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Sonderbericht<br />

EINE INTERDISZIPLINÄRE DISKUSSION:<br />

Exponierte Studienendpunkte<br />

beim Alpha-1-Antitrypsin-Mangel<br />

ROLAND BUHL1 , THOMAS KÖHNLEIN2 , JULIA LEY-ZAPOROZHAN3 ,<br />

GRATIANA STEINKAMP4 , KARL WEGSCHEIDER5 <strong>Die</strong> Wahl geeigneter Studienendpunkte spielt eine zentrale Rolle bei der<br />

Planung klinischer Prüfungen. In einer interdisziplinären Diskussion<br />

zwischen Experten aus Pneumologie, Radiologie und Biometrie wurden<br />

Möglichkeiten und Schwierigkeiten erörtert, wie die Wirksamkeit von Me -<br />

dikamenten speziell bei seltenen Lungenerkrankungen wie dem Alpha-1-<br />

Antitrypsin-Mangel nachgewiesen werden kann.<br />

Endpunkte bei den COPD-Studien<br />

TORCH und UPLIFT<br />

In den placebokontrollierten, doppelblinden<br />

TORCH- und UPLIFT-<br />

Studien wurden 6000 bzw. 8000<br />

COPD-Patienten über drei bzw.<br />

vier Jahre untersucht. Gegenüber<br />

Placebo geprüft wurden die<br />

Behandlung mit Tiotropium in der<br />

UPLIFT-Studie bzw. die Therapie<br />

mit Salmeterol, Fluticason oder der<br />

Kombination beider Substanzen in<br />

der TORCH-Studie. Endpunkte<br />

waren die jährliche Änderung der<br />

FEV1 und die Gesamtmortalität.<br />

Selbst mit dieser großen Zahl<br />

von Studienteilnehmern war es<br />

schwierig, statistisch signifikante<br />

Vorteile der Therapiegruppen im<br />

Vergleich zu Placebo nachzuweisen.<br />

Jährliche Änderungen von 50<br />

bis 100 ml FEV1 sind an der Grenze<br />

dessen, was zuverlässig gemessen<br />

werden kann. Für die Auswertung<br />

der Mortalität in der TORCH-Studie<br />

wurde eigens eine Kommission<br />

geschaffen, um sicher zu gehen,<br />

dass der Patient „an“ und nicht<br />

„mit“ COPD verstorben ist. Tatsächlich<br />

waren nach Ansicht der<br />

Experten nur 40 % der insgesamt<br />

911 Todesfälle sicher oder wahrscheinlich<br />

auf die COPD zurückzuführen.<br />

Interpretation nicht signifikanter<br />

p-Werte<br />

<strong>Die</strong> Ergebnisse dieser Studien lösten<br />

zahlreiche Diskussionen aus. Im<br />

Editorial zur TORCH-Studie heißt<br />

es sinngemäß, die Studie habe ihr<br />

Ziel verfehlt, weil der p-Wert <strong>für</strong><br />

die Mortalität nicht bei 0,050, sondern<br />

bei 0,052 gelegen hat. Jede<br />

klinische Studie sei ein Glücksspiel,<br />

und im Fall von TORCH hätte man<br />

Pech gehabt und dieses Spiel nicht<br />

gewonnen.<br />

<strong>Die</strong>se Bewertung zeugt von<br />

einem mangelnden Verständnis der<br />

Bedeutung der statistischen Signifikanz.<br />

Der p-Wert ist ein Maß <strong>für</strong> die<br />

Sicherheit, mit der man die gefundenen<br />

Effekte glauben kann. Ob<br />

diese Sicherheit sich in p-Werten<br />

von 0,050 oder 0,052 ausdrückt,<br />

spielt <strong>für</strong> die Interpretation der<br />

Ergebnisse keine Rolle. Wie Austin<br />

Hill 1965 zum Umgang mit „negativen“<br />

Studien schrieb, ist alle Wissenschaft<br />

zwangsläufig unvollständig<br />

und vorläufig. Forscher seien<br />

grundsätzlich verpflichtet, das vorhandene<br />

Wissen nutzen, selbst<br />

wenn es mit einer gewissen Unsicherheit<br />

behaftet ist.<br />

FEV1 als Studienendpunkt beim<br />

Alpha-1-Antitrypsin-Mangel<br />

In Analogie zur COPD war auch in<br />

den meisten Studien zum Alpha-1-<br />

Antitrypsin (AAT)-Mangel die<br />

FEV1 der primäre Endpunkt. Auswertungen<br />

von Patientendaten aus<br />

Deutschland, Dänemark, Holland<br />

und aus den USA ergaben einen<br />

geringeren jährlichen Verlust an<br />

FEV1 , wenn mit AAT substituiert<br />

wurde. Insbesondere mittelgradig<br />

erkrankte Patienten mit einer Ausgangs-FEV1<br />

von 31–65 % des Solls<br />

profitierten von der Therapie.<br />

Allerdings handelt es sich teilweise<br />

um Auswertungen von Patienten -<br />

registern oder um Studien mit<br />

einem Design, das heutigen Anforderungen<br />

nicht mehr standhält.<br />

Nach den Erfahrungen aus den<br />

beiden großen COPD-Studien<br />

publizierte die FDA neue Richt -<br />

linien zur Entwicklung von Medikamenten<br />

bei chronisch obstruktiven<br />

Lungenerkrankungen. Erstmals<br />

werden bildgebende Verfahren<br />

wie die Lungendichte-Messung<br />

im HRCT als akzeptabel angesehen,<br />

speziell <strong>für</strong> Patienten mit<br />

AAT-Mangel.<br />

Thorakale Computertomographie<br />

und Lungendichtemessung<br />

(Densitometrie)<br />

<strong>Die</strong> hochauflösende thorakale<br />

Com putertomographie gewinnt in<br />

der Diagnostik obstruktiver Lungenerkrankungen<br />

zunehmend an<br />

Bedeutung. Durch Aufnahmen in<br />

In- und Exspiration lassen sich Be -<br />

reiche mit Air trapping besonders<br />

gut identifizieren.<br />

Mit spezieller Software kann die<br />

Dichte des Lungengewebes automatisch<br />

gemessen werden. Für<br />

jedes einzelne vom CT aufgezeichnete<br />

volumetrische Pixel (Voxel)<br />

wird die Dichte bestimmt und in<br />

Hounsfield Einheiten (HU) ausgedrückt.<br />

Luft entspricht –1000 und<br />

Wasser 0 Hounsfield Einheiten. In<br />

emphysematösen Bezirken ist die<br />

Lungendichte geringer als –950 HU.<br />

Am häufigsten wird zur Dichtemessung<br />

der Emphysem-Index<br />

bestimmt. Er gibt den prozentualen<br />

Anteil der Volumeneinheiten<br />

(Voxel) an, die annähernd der<br />

Dichte von Luft entsprechen, mit<br />

Grenzwerten von –910 oder –950<br />

HU. <strong>Die</strong> zweite Möglichkeit be -<br />

22 <strong>MedReview</strong> 04 ·2010

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