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MedReview Die Zeitschrift für ärztliche Fortbildungskongresse 51 ...

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Abb.: EXACTLE-Studie: Ergebnisse der Lungendichte-Messung mit (gelb) und ohne (weiß)<br />

AAT-Substitution (Prolastin®) nach 12–30 Monaten Therapie.<br />

steht darin, die Häufigkeitsverteilung<br />

der gemessenen Voxelwerte in<br />

einem Histogramm zu analysieren.<br />

Dann beschreibt die 15. Perzentile<br />

den Wert, den 15 % aller Voxel<br />

unterschreiten. Beim Em physem ist<br />

die 15. Perzentile in Richtung –<br />

1000 Hounsfield Einheiten (Luft)<br />

verschoben.<br />

Lungendichtemessung beim<br />

Alpha-1-Antitrypsin-Mangel<br />

Bereits 1999 publizierte die<br />

Arbeitsgruppe um Dirksen Studiendaten<br />

zur Lungendichtemessung<br />

beim AAT-Mangel. Verglichen<br />

wurde der Verlauf der Lungendichte<br />

mit und ohne AAT-Substitutionstherapie.<br />

Mit der 15. Perzentile<br />

als Endpunkt ergab sich ein<br />

etwas geringerer Verlust der Lungendichte<br />

bei den substituierten<br />

Patienten im Vergleich zu Placebo<br />

(p = 0,07), allerdings waren die<br />

Patientenzahl und damit die statistische<br />

Power zu gering, um ein eindeutiges<br />

Ergebnis zu liefern.<br />

EXACTLE-Studie<br />

Der Nutzen der Densitometrie als<br />

Studienendpunkt wurde in der<br />

aktuellen EXACTLE-Studie systematisch<br />

untersucht. 77 Patienten<br />

mit schwerem AAT-Mangel erhielten<br />

über die Studiendauer mehrere<br />

thorakale CT-Untersuchungen,<br />

und zwar zu Beginn, nach 12, nach<br />

24 und zum Teil auch nach 30<br />

Monaten. Mit dieser Bildgebung<br />

wurde die Progression des Emphysems<br />

quantifiziert. <strong>Die</strong> Hälfte der<br />

Patienten wurde mit AAT behandelt,<br />

die andere Hälfte erhielt Plazebo.<br />

Der densitometrische Zielparameter<br />

15. Perzentile zeigte zwar in<br />

beiden Behandlungsgruppen einen<br />

Verlust an Lungengewebe, unter<br />

AAT war der Abfall jedoch geringer<br />

als unter Placebo. Somit er -<br />

brachte die Densitometrie einen<br />

klaren Hinweis <strong>für</strong> die Wirkung der<br />

AAT-Therapie. Auffällig war auch,<br />

dass die Unterschiede zwischen Placebo<br />

und Verum mit zunehmender<br />

Behandlungsdauer größer wurden<br />

(Abb.).<br />

Densitometrie als Endpunkt<br />

<strong>Die</strong> Densitometrie erfüllt viele Kriterien<br />

der Endpunktwahl: Sie ist<br />

spezifisch, interpretierbar, sensitiv<br />

und robust. Seit die FDA Surrogat-<br />

Parameter wie die Bildgebung als<br />

validen Endpunkt betrachtet, ist<br />

die Densitometrie auch als zulassungsrelevant<br />

anzusehen.<br />

Der in der EXACTLE-Studie<br />

beobachtete Vorteil durch die AAT-<br />

Behandlung hinsichtlich der Be -<br />

einflussung der Abnahme der Lungendichte<br />

und damit der Emphysemprogression<br />

ist als klinisch<br />

relevanter Effekt zu bewerten, und<br />

er liegt zusätzlich außerhalb des<br />

Zufallsbereichs.<br />

Spezielle Herausforderungen bei<br />

seltenen Erkrankungen<br />

Bei seltenen Erkrankungen wie<br />

dem AAT-Mangel sind Planung<br />

und Durchführung klinischer Prü-<br />

fungen komplizierter als bei häufigen<br />

Krankheiten wie der COPD. Es<br />

gibt insgesamt nur wenige Patienten,<br />

die <strong>für</strong> Studien infrage kommen.<br />

<strong>Die</strong>s liegt auch daran, dass die<br />

Rate nicht diagnostizierter Betroffener<br />

mit rund 90 % sehr hoch ist.<br />

Bei seltenen Erkrankungen kann<br />

die Auswertung des natürlichen<br />

Verlaufs aus Registern besonders<br />

wichtig werden, sofern die Datenqualität<br />

gut genug ist.<br />

Ausblick<br />

Zum Nachweis der Wirksamkeit<br />

der AAT-Substitution wird es keine<br />

große, placebokontrollierte Studie<br />

mit dem primären Endpunkt FEV1 geben. <strong>Die</strong> Progression des Lun -<br />

gen emphysems kann mit der CT-<br />

Densitometrie erfasst werden. In<br />

der EXACTLE-Studie reduzierte<br />

die Substitution mit AAT den densitometrisch<br />

gemessenen Verlust an<br />

Lungenparenchym. Für die zukünftige<br />

Entwicklung bestmöglicher<br />

Studienendpunkte ist eine interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit erforderlich.<br />

1 III. Medizinische Klinik, Schwerpunkt<br />

Pneumologie, Universitätsklinikum Mainz<br />

2 Klinik <strong>für</strong> Pneumologie, Medizinische<br />

Hochschule Hannover<br />

3 Pädiatrische Radiologie, Universitätsklinikum<br />

Heidelberg<br />

4 Medizinisch-wissenschaftliches<br />

Publizieren, Schwerin<br />

5 Institut <strong>für</strong> Medizinische Biometrie und<br />

Epidemiologie, Universitätsklinikum<br />

Hamburg-Eppendorf<br />

Quelle: Symposium der Talecris Biotherapeutics<br />

GmbH „Exponierte Studienendpunkte<br />

beim Alpha-1-Antitrypsin-Mangel: Eine interdisziplinäre<br />

Diskussion“ im Rahmen des <strong>51</strong>.<br />

Kongresses der Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong><br />

Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V.<br />

(DGP), Hannover, 17. März 2010<br />

<strong>MedReview</strong> 04 ·2010 23

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