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Mit dem Biber leben - Schweizer Informationssystem Biodiversität

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<strong>Mit</strong> <strong>dem</strong> <strong>Biber</strong> <strong>leben</strong>. Bestandeserhebung 2008 BAFU 2010 104<br />

6 > Ein Landschaftsarchitekt kehrt zurück<br />

Der <strong>Biber</strong> gestaltet wie keine andere Tierart aktiv seinen Lebensraum. <strong>Mit</strong> den <strong>Biber</strong>dämmen<br />

in kleineren Fliessgewässern schafft der <strong>Biber</strong> Teiche und Feuchtgebiete, hebt<br />

damit den Grundwasserspiegel an und verändert dadurch die Vegetation auf den betroffenen<br />

Flächen. Durch das Fällen von Bäumen im Herbst und Winter bringt er Licht und<br />

Wärme auf den Boden und schafft ein Mosaik von Sukzessionsflächen. Gefällte und<br />

entrindete, nicht umgefallene oder in einem <strong>Biber</strong>teich überflutete und abgestorbene<br />

Bäume schaffen Totholz. <strong>Mit</strong> seinen Erdbauten und Röhren, die er in die Ufer gräbt,<br />

schafft er Angriffsflächen für Wasser und erhöht damit die Strukturvielfalt der Gewässer.<br />

Alle diese Aktivitäten führen in den von <strong>Biber</strong>n besiedelten Gewässern zu einer grösseren<br />

Strukturvielfalt und zu einer höheren Dynamik, sowohl im als auch am Gewässer.<br />

Davon profitiert eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten. In vom <strong>Biber</strong> gestalteten<br />

Lebensräumen kommen mehr Amphibien, Vögel, Libellen und Fischarten vor. Sowohl<br />

die Artenvielfalt als auch die Individuendichte, also die Biomasse, ist höher als in<br />

einem Gewässer ohne <strong>Biber</strong>. Eine ausführliche Literaturreview zu diesem Thema<br />

findet sich bei Rosell et al. (2005).<br />

Der <strong>Biber</strong> staut bereits seit Millionen von Jahren und baut damit die Gewässerlandschaft<br />

grundlegend um. In den Flusstälern entstanden erst durch den <strong>Biber</strong> grossflächige<br />

Biotope, die vorher wohl nur punktuell existiert hatten: ein flächendeckendes Netz<br />

von Teichen, langsam fliessenden Gewässern, Sümpfen und Rodungsflächen. Über<br />

diese Millionen von Jahren wurde der <strong>Biber</strong> somit wohl auch zu einem bedeutenden<br />

Evolutionsfaktor. Viele Arten passten sich den von ihm geprägten Lebensräumen an,<br />

andere entstanden erst seinetwegen. <strong>Mit</strong> der Ausrottung des <strong>Biber</strong>s durch den Menschen<br />

sind zahlreiche andere Arten mit ihm verschwunden. Seit<strong>dem</strong> sich der <strong>Biber</strong> in<br />

ganz Europa wieder ausbreitet, sind auch viele andere Arten mit ihm zurückgekehrt<br />

und die <strong>Biodiversität</strong> nimmt in vom <strong>Biber</strong> geschaffenen Lebensräumen oft markant zu.<br />

So geht laut Experten z. B. die Rückkehr des Schwarzstorches in Westdeutschland auf<br />

die Zunahme des <strong>Biber</strong>s zurück (Abb. 57). In den <strong>Biber</strong>teichen findet er wieder ausreichend<br />

Nahrung. In verschiedenen Studien in Deutschland konnte auch gezeigt werden,<br />

dass z. B. die Verbreitung der Geburtshelferkröte praktisch nur mit der Anwesenheit<br />

von <strong>Biber</strong>gewässern erklärt werden kann (Dalbek et al. 2007, Messlinger 2006, Bayerisches<br />

Landesamt für Umwelt 2009). Messlinger konnte in einer Langzeitstudie in<br />

<strong>Mit</strong>telfranken (Bayern) den positiven Einfluss des <strong>Biber</strong>s auf verschiedene Artengruppen<br />

zeigen. Röhrichtbrütende Vogelarten, Wasservögel und Sumpfbewohner nahmen<br />

um mehr als das Doppelte zu. Amphibien- und Libellenarten, die Pioniergewässer<br />

besiedeln, profitierten besonders stark: 23 von 34 festgestellten Libellenarten profitieren<br />

in dieser Studie direkt von den <strong>Biber</strong>aktivitäten und in einzelnen <strong>Biber</strong>revieren<br />

nahm die Artenzahl durch die Vergrösserung und Diversifizierung der Lebensräume<br />

von 12 auf 18 zu. Positiv reagierten auch strömungsliebende Fischarten unterhalb der<br />

<strong>Biber</strong>dämme und Fische der Stillgewässer oberhalb des Dammes.<br />

Dynamische Lebensräume<br />

Höhere Artenvielfalt

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