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Mit dem Biber leben - Schweizer Informationssystem Biodiversität

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<strong>Mit</strong> <strong>dem</strong> <strong>Biber</strong> <strong>leben</strong>. Bestandeserhebung 2008 BAFU 2010 26<br />

Selten graben <strong>Biber</strong> auch Kanäle um im Wasser schwimmend an weit entfernte Nahrungsquellen<br />

zu gelangen.<br />

All die Aktivitäten des <strong>Biber</strong>s führen zu einer grossen Strukturvielfalt an und in den<br />

Gewässern. Zum einen bieten sie Angriffspunkte für das fliessende Wasser, das seinerseits<br />

den Gewässerkörper weiter formt und so zu einem Mosaik von ständig wechselnden<br />

Lebensräumen führt. <strong>Biber</strong> schaffen aber auch selber natürliche, dynamische und<br />

damit artenreiche Biotope, von denen eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten direkt<br />

profitieren. <strong>Mit</strong> <strong>dem</strong> <strong>Biber</strong> ist also eine Schlüsselart der Feuchtgebiete zurückgekehrt<br />

(siehe Kap. 6).<br />

1.2 Ausrottung und Wiederansiedlung<br />

Der Europäische <strong>Biber</strong> war bei uns und in ganz Eurasien eine sehr häufige und weit<br />

verbreitete Art, bevor der Mensch in den letzten Jahrhunderten begann, ihn intensiv zu<br />

bejagen. Schätzungen gehen von einer Ursprungspopulation von 100 Millionen <strong>Biber</strong>n<br />

in Eurasien aus. Davon blieben zu Beginn des 20. Jahrhunderts gerade noch rund 1000<br />

Tiere übrig.<br />

Hauptgrund für die Vernichtung der <strong>Biber</strong>bestände war sicher sein wertvoller Pelz. Der<br />

<strong>Biber</strong> besitzt eines der dichtesten Felle und sein Pelz war ein begehrtes Handelsgut.<br />

Das wertvollste am <strong>Biber</strong> war jedoch das <strong>Biber</strong>geil (Castoreum), ein Sekret, mit <strong>dem</strong><br />

der <strong>Biber</strong> sein Revier markiert. Es galt als Wunderheilmittel gegen allerlei Gebrechen.<br />

Die darin enthaltene Salicilsäure wirkt fiebersenkend und Schmerz stillend. Begehrt<br />

war auch das schmackhafte Fleisch. Die katholische Kirche erklärte den <strong>Biber</strong> wegen<br />

seiner amphibischen Lebensweise und <strong>dem</strong> beschuppten Schwanz zum Fisch. Sein<br />

Fleisch durfte nach einem mittelalterlichen Papstedikt während der Fastenzeit verzehrt<br />

werden. Auch als Konkurrent wurde der <strong>Biber</strong> verfolgt. So galt lange Zeit der Irrglaube,<br />

dass er Fische und Krebse verzehre.<br />

Die massiven Eingriffe des Menschen in den Lebensraum durch Begradigung von<br />

Flüssen, Trockenlegung von Feuchtgebieten und Eindolung von Gewässern hatten nur<br />

bedingt einen Einfluss auf das Verschwinden der <strong>Biber</strong>. Diese Eingriffe fanden in<br />

vielen Ländern Europas oft zu einem Zeitpunkt statt, als die <strong>Biber</strong> bereits fast oder<br />

ganz ausgerottet waren. Es war also einzig und allein die direkte Verfolgung durch den<br />

Menschen, die die Art fast zum Verschwinden gebracht hat. In der Schweiz wurde der<br />

letzte <strong>Biber</strong> bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts erlegt.<br />

Es ist das Verdienst von einzelnen Privatpersonen in der Schweiz, dass der <strong>Biber</strong> heute<br />

wieder zur einheimischen Fauna zählt. Die ersten 8 <strong>Biber</strong> wurden ab 1956 im Kanton<br />

Genf durch eine Gruppe um Maurice Blanchet und Robert Hainard an der Versoix<br />

ausgesetzt. Ihre Motivation für die Wiederansiedlung war hauptsächlich ideeller Natur<br />

und gründete in deren Herkunft: Maurice Blanchet war Kunstmaler und Lehrer an der<br />

Kunstaka<strong>dem</strong>ie in Genf, Robert Hainard Künstler und Schriftsteller. Beide setzten sich<br />

daher eher philosophisch mit der Natur auseinander. Sie rechtfertigten eine Wiederansiedlung<br />

des <strong>Biber</strong>s mit <strong>dem</strong> Hinweis auf sein früheres Vorkommen bei uns «…obwohl<br />

Kanäle<br />

<strong>Biber</strong> und <strong>Biodiversität</strong><br />

Ausrottung<br />

Wiederansiedlung

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