Mit dem Biber leben - Schweizer Informationssystem Biodiversität
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4 > Resultate 93<br />
4.6 Rote Liste Status<br />
Seit 1963 erstellt die Weltnaturschutzorganisation (International Union for Conservation<br />
of Nature, IUCN) Rote Listen weltweit gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Die<br />
ehemals eher subjektiv formulierten Kriterien wurden 1994 durch neue, objektivere<br />
Kriterien abgelöst (IUCN 2001). Die Kriterien zur Einstufung einer Art basieren auf<br />
einer Kombination von Faktoren, welche die Aussterbewahrscheinlichkeit massgeblich<br />
bestimmen. Es sind dies in erster Linie die Bestandesgrösse und die Bestandesveränderung.<br />
Je kleiner die Population ist und je rascher der Bestand zurückgeht, desto höher<br />
ist die Gefährdungsstufe. Weitere Faktoren können dazu beitragen, ob eine Art ausstirbt<br />
oder aus einem bestimmten Raum verschwindet: die Grösse des Verbreitungsgebietes,<br />
die Fragmentierung bzw. die räumliche Isolation von Vorkommen, die Konzentration<br />
auf wenige Gebiete, sowie die Grösse und Qualität des Lebensraumes. Die<br />
wichtigsten Kriterien für die Einstufung sind deshalb die Bestandesgrösse und ihre<br />
Veränderung im zu beurteilenden Zeitraum, die Grösse und Veränderung des Verbreitungsgebiets<br />
sowie die räumliche Populationsstruktur.<br />
Diese Kriterien wurden für die Identifikation weltweit gefährdete Arten entwickelt. Sie<br />
sind nicht ohne Anpassung auf nationaler oder regionaler Ebene zu verwenden, da ein<br />
Land normalerweise nur einen Teil der Weltpopulation beherbergt. Die IUCN erarbeitete<br />
deshalb Richtlinien für die Anwendung der IUCN-Kriterien auf nationale und<br />
regionale Rote Listen (IUCN 2003).<br />
Der <strong>Biber</strong> ist auf der Roten Liste (BUWAL 1994) in der Kategorie vom Aussterben<br />
bedroht (IUCN-Kriterium: critically endangered; IUCN 2001). Diese Einteilung erfolgte<br />
aufgrund der Resultate des Inventars von 1993 (Rahm 1994). Der <strong>Biber</strong> wurde<br />
aufgrund des geringen Bestandes von nur 350 Individuen und der Verbreitung in mehrere<br />
voneinander getrennte Populationen in der höchsten Gefährdungskategorie eingeteilt.<br />
<strong>Mit</strong>tlerweilen hat sich die Situation des <strong>Biber</strong>s stark verbessert. Der Bestand zählt<br />
heute wieder rund 1600 Individuen wovon rund 800 potenziell fortpflanzungsfähig<br />
sind. Die verschiedenen Populationen von 1993 sind seither zu<strong>dem</strong> über die grossen<br />
<strong>Mit</strong>tellandflüsse miteinander verbunden.<br />
Die Rote Liste der Säugetiere befindet sich gegenwärtig in einer Überarbeitung. Basierend<br />
auf den Resultaten der Bestandeserhebung vom Winter 2007/08 machen wir einen<br />
Vorschlag für die Neubewertung des Rote-Liste Status des <strong>Biber</strong>s. Dazu verwendeten<br />
wir das Modell für die die Rote Liste der aquatischen Wirbellosen nach Fivaz et al. (in<br />
prep.), da diese wie der <strong>Biber</strong> auch die Gewässer als linearen Lebensraum nutzen.<br />
Bei der Beurteilung des Rote-Liste Status auf Länderebene wird in zwei Stufen vorgegangen.<br />
In einem ersten Schritt wird der Rote-Liste Status nach den IUCN-Kriterien<br />
objektiv berechnet. In einem zweiten Schritt wird dann auf regionaler Ebene – also der<br />
Schweiz – unter Einbezug negativ oder positiv wirkender Faktoren beurteilt, ob das<br />
Risiko besteht, dass die Art wieder verschwindet. Dies auch unter Einbezug des Einflusses<br />
von angrenzenden Populationen. Entsprechend kann die Einstufung dann noch<br />
angepasst werden, maximal jedoch eine Gefährdungsstufe höher oder tiefer.<br />
Rote Liste Status 1994<br />
Zukünftiger Rote Liste Status