INFO Nr. 2 - 2008
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Handfeuerwaffen (Sturmgewehre etc.) erprobte und<br />
auf ihre Tauglichkeit überprüfte. Ende Jänner 1944<br />
starteten die Amerikaner die Operation „Shingle“:<br />
Das VI. amerikanische Korps landete bei Anzio und<br />
Nettuno (südlich von Rom), um den deutschen Einheiten<br />
bei Montecassino den Nachschubweg abzuschneiden.<br />
Wir wurden eiligst dorthin verlegt und<br />
hatten die Aufgabe, bis zur Ablösung durch eine H.<br />
Göring-Einheit („Weiße Mäuse“), einen Brückenkopf<br />
VON ITALIEN IN DIE NORMANDIE<br />
Mit der Verlegung nach Frankreich endete Ende April<br />
1944 unser Fronteinsatz in Italien. Dort wurde unsere<br />
Truppe aufgefrischt. Am 6. Juni 1944 begann die<br />
Invasion der Alliierten in der Normandie. Sofort wurde<br />
ein Teil unserer Einheit mit Fahrzeugen, der andere<br />
mit Zügen an diesen neuen Frontabschnitt verlegt.<br />
Gottlob waren wir dort nicht als Fallschirmjäger,<br />
sondern als Infanteristen eingesetzt. Lange wogte<br />
die Front trotz drückender Überlegenheit der Alliierten<br />
hin und her. Schließlich mussten wir uns nachts bis<br />
an die Seine zurückziehen. Während dieses Rückzuges<br />
waren wir zur Gänze auf uns allein gestellt. Eher<br />
hätten wir unser Gewehr weggeworfen als unsere<br />
IN ENGLISCHER KRIEGSGEFANGENSCHAFT 1944-1947<br />
Die Gefangennahme erfolgte durch eine kanadische<br />
Einheit. Zu dritt wurden wir auf einen Jeep gesetzt. Ein<br />
schwarzer Soldat schützte uns vor aufgebrachten Franzosen,<br />
die uns in ihrem abgrundtiefen Hass sonst wohl<br />
gelyncht hätten. Zunächst kam es in verschiedenen<br />
Lagern in der Normandie zu Verhören, die gewöhnlich<br />
von Juden durchgeführt wurden. Mit allen Mitteln wollte<br />
man uns zum Reden bringen, obwohl man teilweise über<br />
IN ENGLISCHEN LAGERN<br />
Das erste Lager, in dem ich meine Gefangenschaft<br />
verbrachte, befand sich außerhalb von Dover. Von<br />
den etwa 1.500 Insassen waren nur 33 Deutsche,<br />
die übrigen polnische Hilfstruppen. Daher wurden wir<br />
aussortiert und auf verschiedene Lager aufgeteilt.<br />
Auch später wurden wir immer wieder verlegt.<br />
Während man uns in der Anfangszeit respektvoll<br />
behandelte, veränderte sich dies schlagartig mit dem<br />
Sieg der Alliierten im Mai 1945. In dieser Zeit setzten<br />
uns die Engländer in der Landwirtschaft für verschiedene<br />
Arbeiten (Jäten, Entwässern, Ernten etc.) ein.<br />
ENTLASSUNG UND HEIMKEHR<br />
Im Jänner 1947 wurde ich mit den letzten 500 Österreichern<br />
aus dem schottischen Lager entlassen. Über<br />
Frankreich und durch die zerbombten Städte Deutschlands<br />
gelangte ich nach Feistritz in Kärnten. Nach einem<br />
zu halten. Dabei waren<br />
wir heftigem Beschuss<br />
vonseiten der Alliierten<br />
ausgesetzt. Nach einem<br />
blutigen Nahkampf gab<br />
es große Verluste: Von<br />
den 250 Soldaten unserer<br />
Einheit blieben nur<br />
40 unversehrt.<br />
Bratpfanne. Nach einem<br />
Panzerabschuss durchsuchten<br />
wir stets sofort<br />
das Verdeck nach Lebensmitteln.<br />
An der Seine<br />
sicherten wir dann<br />
einen Brückenkopf, um<br />
den nachfolgenden Einheiten<br />
die Überfahrt auf<br />
Fähren zu ermöglichen.<br />
An dieser Stelle wurde<br />
ich Anfang September<br />
gefangengenommen.<br />
Bei den Fallschirmjägern – 1944<br />
(Nach der Ausbildung in Ulm)<br />
unsere Einheiten besser Bescheid wusste als wir selbst.<br />
Um uns einzuschüchtern, ließ man uns unser eigenes<br />
Grab ausheben. Bald darauf brachte man uns nach<br />
England. Grauenvoll waren die Bedingungen während<br />
der Überfahrt von Calais nach Dover. Neben der Angst<br />
vor Angriffen deutscher U-Boote setzte vielen die Seekrankheit<br />
und die katastrophalen hygienischen Bedingungen<br />
zu – die meisten lagen in ihrem eigenen Kot.<br />
Im Herbst 1945 brachte man uns nach Schottland in<br />
ein Lager nahe Glasgow, in dem 20.000 Österreicher<br />
inhaftiert waren. Als diese unsere Chargen bemerkten,<br />
die wir noch trugen, rissen sie sie uns von den<br />
Kleidern. Schnell lernten wir uns anzupassen und<br />
statt hochdeutsch den österreichischen bzw. Wiener<br />
Dialekt zu sprechen. Insgesamt waren die hygienischen<br />
Bedingungen einwandfrei, während die Versorgung<br />
mit Nahrungsmitteln zu wünschen übrig ließ. In<br />
demselben Lager war auch der Toblacher Otto Walch<br />
inhaftiert, den ich aber nie getroffen habe.<br />
längeren Aufenthalt in Kufstein kam ich schließlich nach<br />
einem Fußmarsch über die grüne Grenze am 6. April<br />
1947 in Toblach an. An diesem Ostersonntag begrüßten<br />
mich um 7.00 Uhr die Kirchenglocken meines Heimatortes.<br />
Aufgezeichnet und redigiert von Wolfgang Strobl<br />
CUL CULTURA TURA E ST STORIA ORIA<br />
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