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INFO Nr. 2 - 2008

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ihren Dienst, sie führten die Regenmengen getreulich<br />

den Bächlein zu, die silbern zu Tal rauschten. Am<br />

11. und 12. September trat auf dem Gebirge im<br />

südlichen und südöstlichen Landesteil ein bedeutender<br />

Schneefall ein, der auf das Aufhören des langen<br />

Regens hoffen ließ. Statt dessen trat ein noch<br />

heftigerer Regen ein, der sich in den Tagen vom 16.<br />

und 17. September wolkenbruchartig gestaltete und<br />

die im Gebirge gefallenen Schneemassen rasch zum<br />

Schmelzen brachte. Infolgedessen sind den Wildbächen<br />

und durch diese den Talflüssen außergewöhnliche<br />

Wassermengen mit einer kolossalen<br />

Schnelligkeit und Kraft zugeführt worden. Die Flüsse<br />

erreichten am 16. und 17. September einen noch<br />

nicht dagewesenen Wasserstand. Das Hochwasser<br />

bewirkte des Abgehen von zahlreichen Muren sowie<br />

Ausbrüche von Wildbächen und zerstörte mit anhaltender<br />

unaufhaltbarer Gewalt in diesen Tagen Millionen<br />

von Werten an Grund und Boden, an Häusern<br />

und Verkehrswegen ...<br />

Man hoffte täglich auf Besserung der Witterung,<br />

doch die Regenmengen verdoppelten sich, und<br />

während man den Verlust der Ernte beklagte, begann<br />

man auch für das eigene Heim zu zittern. Denn<br />

immer drohender und unheimlicher wurde das Rauschen<br />

der Bächlein, die nun zu Wildbächen geworden;<br />

immer höher und höher schwoll die schmutzige<br />

Schlange des Wassers im engen Bett hinauf. Unter<br />

dem Schlamm und den Steinen, die sie mit sich<br />

wälzte, mischten sich Bäume von den Holzlagerplätzen<br />

und Baumstämme von den Abrutschungen des<br />

Hochgebirges. Damit war die Katastrophe unvermeidlich<br />

geworden. Die Bachbette füllten sich mehr<br />

und mehr auf, das vom Hochgebirge niedergestürzte<br />

Geröll lagerte sich dort ab. Baumstämme versperrten<br />

den immer heftiger tosenden Wassern den Weg, die<br />

Flut verließ ihr Bett und ergoss sich in der Richtung,<br />

welche die selbst gebildete Barrikade ihr wies.<br />

Es war der 16. September, als das Element Wasser<br />

fast überall gleichzeitig seine Fesseln zerriss, ein<br />

Tag, der in der Geschichte des Pustertals der<br />

denkwürdigste der neuen Zeit bleiben wird. Die<br />

verzweifelten Anstrengungen der Bewohner, die<br />

Wasser in ihren Betten zu halten oder sie<br />

zurückzudrängen, blieb ganz fruchtlos. Mehrmals<br />

am Tage, fast stündlich, änderten die Fluten ihren<br />

Lauf in den Ortschaften … An diesem unheilvollen<br />

16. September winselten die Sturmglocken allerorten<br />

in dem der Zerstörung geweihten Pustertal. Jeder<br />

Ort hielt sich selbst für am meisten betroffen und<br />

erwartete sehnsüchtig Hilfe von seinen Nachbarn,<br />

die indes verzweiflungsvoll ihre eigenen Heimstätten<br />

verteidigten. Der in nie gesehener Höhe aus dem<br />

Höhlenstein – Tal wogenden Rienz war es in ihrem<br />

bescheidenen Bett zu enge, sie überflutete die Ufer<br />

und riss von derselben Stücke fort…. Der Pfannbach,<br />

unter dessen Schutt das alte Dorf Wahlen begraben<br />

ist, hat 1882 weniger Schaden angerichtet als das<br />

bisher kaum beachtete<br />

Bächlein „Kühbach“, das<br />

Verderben über Toblach<br />

brachte. Geschwängert<br />

vom mitgerissenen<br />

Gerölle und Erdreich,<br />

von den Brücken, den<br />

Zufuhren des die Wracks<br />

des halbzerstörten Toblach<br />

angreifenden Toblacherbaches,<br />

stürzte<br />

sich die Rienz mit gewaltiger<br />

Wucht auf<br />

Niederdorf. Was sich ihr<br />

im Laufe entgegenstemmte<br />

und nicht<br />

felsenfest war, trug sie<br />

im Sturm davon ...<br />

In diesen grausigen<br />

Tagen, wo das Toben<br />

des Elements an die<br />

Zeiten des Weltuntergangs<br />

mahnte, war jede<br />

munter plätschernde<br />

Quelle zum tosenden<br />

Bach, der hell murmelnde<br />

Bach zum<br />

reißenden Fluss geworden,<br />

der keine Ufer,<br />

keine Schranken mehr<br />

kennen wollte, der die<br />

Ansiedlungen seiner<br />

friedlichen Nachbarn mit<br />

heimtückischen Wellenschlage<br />

unterspülte<br />

oder in plötzlichen<br />

Überfall vermurte,<br />

wegriss und dem nassen<br />

Tode weihte. Wohl<br />

standen die Bewohner<br />

wehrend für ihre<br />

Heimstätten an den<br />

empörten Wassern,<br />

aber diese spotteten<br />

jeder Abwehr, solange<br />

der Regen ihnen immer<br />

neue Kräfte zuführte ...<br />

Mitten in die Aufräumungsarbeiten<br />

brach<br />

die Verheerung am 28.<br />

Oktober zum zweitenmal<br />

herein. Heftige<br />

Regengüsse durch 24<br />

Stunden, von einem<br />

Hochgewitter begleitet,<br />

hatten die lockeren<br />

Hänge angegriffen, die<br />

Flut riss die von der<br />

CUL CULTURA TURA E ST STORIA ORIA<br />

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