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titelthema<br />
R Coaching war von Anfang an in die Personalentwicklung<br />
integriert. Vor <strong>de</strong>r Implementierung<br />
<strong>de</strong>s Coaching-Prozesses<br />
wur<strong>de</strong>n zum Beispiel bei Lovells zwei<br />
neue Karrierestufen eingeführt: nämlich<br />
<strong>de</strong>r bereits erwähnte „Senior Associate“<br />
und <strong>de</strong>r „Counsel“. Für diese Karrierestufen<br />
gab es neue Anfor<strong>de</strong>rungsprofile<br />
und ein neues, erfolgsorientiertes Vergütungssystem.<br />
Wer aufstieg, konnte sich<br />
mit mehr Status innerhalb <strong>de</strong>r Kanzlei<br />
und natürlich auch im Mandantenmarkt<br />
bewegen.<br />
Coaching beflügelt PE<br />
Flankiert wur<strong>de</strong> die Einführung <strong>de</strong>r Karrierestufen<br />
nicht nur von <strong>de</strong>m neuen<br />
Coaching-Angebot, son<strong>de</strong>rn auch von<br />
neuen „Business-School-Konferenzen“,<br />
für die <strong>de</strong>r Arbeitsbegriff „Lovells Campus“<br />
eingeführt wur<strong>de</strong> und die Lovells<br />
zusammen mit internationalen MBA-<br />
Schmie<strong>de</strong>n durchführt. Coaching ist<br />
vor diesem Hintergrund ein fester Teil<br />
<strong>de</strong>r strategischen Personalentwicklung.<br />
Mehr noch: Dadurch, dass <strong>de</strong>r interne<br />
Coach durch die Vielzahl <strong>de</strong>r Gespräche<br />
auch mitbekommt, was personenunabhängig<br />
in einer Organisation optimiert<br />
wer<strong>de</strong>n kann, ist er in <strong>de</strong>r Lage, bewusst<br />
als „Trigger“ für weitere Personalent-<br />
Wer ist Lovells LLP?<br />
20 wirtschaft + weiterbildung 01_2009<br />
wicklungsmaßnahmen zu dienen. Aus<br />
<strong>de</strong>m Coaching heraus wer<strong>de</strong>n Vorschläge<br />
für neue People-Development-Angebote<br />
erwartet.<br />
Entwicklung <strong>de</strong>r Nachfrage<br />
Im Februar 2008 hatten 70 Anwälte <strong>de</strong>n<br />
Status <strong>de</strong>s Senior Associates o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />
Counsels. Sie bil<strong>de</strong>ten die Zielgruppe<br />
für das Coaching-Programm. Von diesen<br />
70 Anwälten haben bis zum Mai 2008<br />
genau 52 das Coaching-Angebot genutzt.<br />
Das entspricht einem prozentualen Anteil<br />
von über 70 Prozent. „Wir hatten bei<br />
unseren optimistischen Prognosen ein<br />
Jahr zuvor 30 bis 40 Prozent erwartet,<br />
die mit diesem Ergebnis weit übertroffen<br />
wur<strong>de</strong>n“, freut sich Bollhöfer. „Damit<br />
ist die Wirkung <strong>de</strong>s Pull-Effekts, <strong>de</strong>r<br />
mit <strong>de</strong>m internen Marketing beabsichtigt<br />
war, erwiesen.“ Es zeigte sich, dass<br />
Coaching zuerst durch die eher selbstsicheren,<br />
neugierigen und kommunikativen<br />
Anwälte wahrgenommen wur<strong>de</strong>.<br />
Es wur<strong>de</strong> auch <strong>de</strong>utlich, dass Anwälte<br />
mit einer persönlichen Nähe zu jenen<br />
Partnern, die Coaching befürworteten,<br />
früher ins Coaching kamen als an<strong>de</strong>re.<br />
Der Chef als Fürsprecher ist eben nicht<br />
zu unterschätzen.<br />
Die Jury <strong>de</strong>s Deutschen Coaching-Preises<br />
Kurzporträt. Lovells LLP ist mit über 3.500 Mitarbeitern eine <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n<br />
wirtschaftsberaten<strong>de</strong>n Anwaltssozietäten <strong>de</strong>r Welt. Man versteht<br />
sich als Full-Service-Kanzlei, die vom Arbeitsrecht über Vertragsrecht<br />
und Patentrecht bis hin zum Gesellschaftsrecht alle Business-Themen<br />
ab<strong>de</strong>ckt. Strategische Zielsetzung ist es, weltweit agieren<strong>de</strong> Unternehmen<br />
zu beraten. Die Zentrale hat ihren Sitz in London. In Deutschland<br />
sind rund 300 Anwälte in vier Büros tätig und noch einmal so viel Supportmitarbeiter<br />
(Sekretariat, Office-Services, Personalbereich, Marketingexperten,<br />
Eventmanagement). Der britische Markt ist mit Abstand<br />
<strong>de</strong>r größte. Der kontinentaleuropäische Teil <strong>de</strong>r Kanzlei wächst seit ein<br />
paar Jahren am stärksten von allen. Die Profitabilität <strong>de</strong>s Standorts<br />
Deutschland ist sehr hoch, <strong>de</strong>r Markt und das Management gelten als<br />
hochdynamisch. Insofern hat sich das Management in Deutschland eine<br />
große Gestaltungsfreiheit bei <strong>de</strong>r Implementierung von Instrumenten<br />
und Prozessen erarbeitet und konnte zum Beispiel die PE-Initiative „Coaching“<br />
weitgehend autonom von <strong>de</strong>r Zentrale starten. www.lovells.<strong>de</strong><br />
zeigte sich beson<strong>de</strong>rs von <strong>de</strong>r Akzeptanz<br />
<strong>de</strong>s Coaching-Programms angetan. Im<br />
Einzelnen lässt sich Folgen<strong>de</strong>s als Erfolg<br />
verbuchen:<br />
• Waren die einzelnen Coaching-Termine<br />
fest vereinbart, dann wur<strong>de</strong>n sie in<br />
weniger als fünf Prozent <strong>de</strong>r Fälle abgesagt.<br />
Bei <strong>de</strong>r Zeitnot <strong>de</strong>r Anwälte ist das<br />
ein großes Zeichen <strong>de</strong>r Wertschätzung.<br />
• Alle Coachees haben bisher (mit nur<br />
einer Ausnahme) ihre angestrebte Karrierestufe<br />
erreicht.<br />
• Die Kündigungen in <strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r<br />
Senior Associates und Counsels gehen<br />
seit Beginn <strong>de</strong>r Coaching-Maßnahme<br />
<strong>de</strong>utlich zurück, während die Quote bei<br />
<strong>de</strong>n Einsteigern in <strong>de</strong>n ersten drei Jahren<br />
(kein Coaching) unverän<strong>de</strong>rt sehr hoch<br />
ist. Diese positive Retention-Wirkung<br />
wird auch <strong>de</strong>m Coaching-Programm<br />
zugeschrieben, auch wenn die gute Auftragslage<br />
erfahrungsgemäß zusätzlich<br />
vom Kündigen abhält.<br />
• Es gibt eine <strong>de</strong>utliche Zunahme an Bewerbern.<br />
Sie geben an, dass sich Lovells<br />
positiv durch Coaching und Personalentwicklung<br />
von seinen Mitbewerbern unterschei<strong>de</strong>.<br />
Das überzeugte auch die letzten<br />
internen Skeptiker, <strong>de</strong>nn Erfolge auf<br />
<strong>de</strong>m Personalmarkt be<strong>de</strong>uten, dass man<br />
etwas gegen „die“ Wachstumsbremse<br />
<strong>de</strong>r Zukunft tut.<br />
• Die Managementebene entschied sich<br />
im Februar 2008, das Coaching-Angebot<br />
zu erweitern und auf die Führungsebene<br />
<strong>de</strong>r „neuen Partner“ auszu<strong>de</strong>hnen.<br />
• Es wur<strong>de</strong> eine neue Stelle für einen<br />
weiteren Coach geschaffen, <strong>de</strong>r die „Junior<br />
Associates“ coachen soll.<br />
• Externe Coaches wären laut Bollhöfer<br />
etwa sechs Mal so teuer gewesen (bei<br />
unterstellten 300 Euro Stun<strong>de</strong>nsatz).<br />
• Lovells bekam im Oktober 2007 <strong>de</strong>n<br />
„Juve Award“ für Nachwuchsför<strong>de</strong>rung,<br />
die FAZ und weitere Medien schreiben<br />
über ein „einzigartiges“ Coaching-Programm<br />
für Anwälte.<br />
Das größte Kompliment für Gabriele<br />
Bollhöfer aber kommt aus <strong>de</strong>r Lovells-<br />
Zentrale in London. Dort hat die Führungsmannschaft<br />
trotz Finanzkrise<br />
beschlossen, es im Jahr 2009 <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />
Kollegen gleichzutun und plant<br />
ebenfalls ein Coaching-Programm für<br />
ihre Mitarbeiter.<br />
Martin Pichler