in der W elt der Reinigung! KÄRCHER CENTER ... - Monti Carlo
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SCHULLEBEN<br />
EIN GUTES BEISPIEL FÜR INTEGRATION<br />
Lucca Keller machte auf ungewöhnliche Weise auf se<strong>in</strong>e Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung aufmerksam<br />
Irgendwann hatte er das Tuscheln h<strong>in</strong>ter se<strong>in</strong>em<br />
Rücken satt. Wegen se<strong>in</strong>es mehr o<strong>der</strong> weniger<br />
torkelnden Ganges spürte Lucca Keller aus <strong>der</strong><br />
Apfelbaumklasse, dass Mitschüler dachten, er<br />
sei betrunken. Um Klarheit zu schaffen, entschied<br />
er sich zu e<strong>in</strong>em mutigen Schritt, <strong>in</strong>dem<br />
er alle Mitschüler mit e<strong>in</strong>em Brief aufklärte,<br />
was Sache bei ihm ist. Die weitgehend positive<br />
Resonanz zeigt, dass dieser Schritt e<strong>in</strong> gutes<br />
Beispiel für Integration war. Deshalb drucken<br />
wir beide Briefe noch mal <strong>in</strong> Auszügen ab.<br />
Mai 2007<br />
Hallo,<br />
ich b<strong>in</strong> 10 Jahre alt, heiße Lucca Keller<br />
und habe e<strong>in</strong>e körperliche Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
(Sprechen, Laufen und Fe<strong>in</strong>motorik).<br />
In <strong>der</strong> letzten MONTI CARLO wollte<br />
ich schon mal e<strong>in</strong>en Beitrag über me<strong>in</strong>e<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung schreiben. Lei<strong>der</strong> hatte ich<br />
nicht genügend Zeit dafür. So geschah es,<br />
dass ich den rechtzeitigen Abgabeterm<strong>in</strong><br />
verpasste. Aber ich wollte den Beitrag nicht<br />
e<strong>in</strong>fach auf dem Schreibtisch liegen lassen.<br />
Ich überlegte: Ich gab den Brief weiter an<br />
die Schulleiter<strong>in</strong> Erika Werthner; sie las<br />
ihn durch, und ließ sich ‘was e<strong>in</strong>fallen. Sie<br />
gab den Brief an me<strong>in</strong>e Lehrer<strong>in</strong> weiter,<br />
die die ganze Sache mit <strong>der</strong> Klasse und mir<br />
besprach: Wie wir den Brief an die an<strong>der</strong>en<br />
Klassen weitergeben könnten. Es kamen<br />
viele Vorschläge, e<strong>in</strong>er hat auch angeregt,<br />
den Brief übers Internet weiterzugeben.<br />
Der endgültige Vorschlag war dann: Den<br />
Brief an die an<strong>der</strong>en Klassen weiter zu<br />
verteilen. Geme<strong>in</strong>sam konnte ich mit dem<br />
Klassensprecher und e<strong>in</strong>em -kameraden<br />
die kopierten Briefe an die Klassensprecher<br />
<strong>der</strong> zwölf Klassen im Haus und die<br />
Lehrer(<strong>in</strong>nen) weitergeben. 2 Wochen war<br />
ich damit beschäftigt. Nach 2 Wochen hatte<br />
ich alle durch.<br />
Bei <strong>der</strong> Apfelbaum hängt <strong>der</strong> Brief draußen<br />
an <strong>der</strong> P<strong>in</strong>nwand, weil es me<strong>in</strong>e Klasse<br />
ist. Als alles erledigt war, war ich erst mal<br />
froh, dass ich diese wichtige Botschaft losgeworden<br />
b<strong>in</strong>. Nach zwei Wochen dachten<br />
die ersten Klassen (Kastanie, Birke) daran,<br />
e<strong>in</strong>e Art Rückmeldung zu schreiben. E<strong>in</strong><br />
paar Tage später kamen auch mündliche<br />
Rückmeldungen sowie von den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n,<br />
Lehrern und Klassensprechern bei mir an.<br />
Ich möchte mich bedanken, dass die an<strong>der</strong>en<br />
Klassen daran gedacht haben, denn so glaube<br />
ich, das <strong>der</strong> Brief auch etwas gegen die angeberische<br />
Atmosphäre, die ich jedes Mal von<br />
den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bekomme, die me<strong>in</strong>en, dass sie<br />
mit ihrer Nichtbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung immer angeben<br />
müssen. Und wenn die Nichtbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten so<br />
was immer sagen, dann me<strong>in</strong>e ich, das sie<br />
selbst beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t s<strong>in</strong>d. In den mündlichen<br />
und schriftlichen Rückmeldungen habe ich<br />
viel Unterstützung und Vertrauen wie<strong>der</strong> zu<br />
den an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bekommen. Durch<br />
die Rückmeldungen habe ich neue Kontakte<br />
knüpfen können, durch die ich mich wohlfühle,<br />
und ich b<strong>in</strong> sehr froh, dass das mit<br />
dem Brief geklappt hat.<br />
Der Brief vom 14.Januar 2007<br />
Liebe K<strong>in</strong><strong>der</strong>, liebe Lehrer und an<strong>der</strong>e<br />
Interessierte,<br />
hallo, ich b<strong>in</strong> 9 Jahre alt, heiße Lucca Keller<br />
und habe e<strong>in</strong>e körperliche Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
(Sprechen, Laufen und Fe<strong>in</strong>motorik.)<br />
Ich gehe seit dem 14.09.2004 <strong>in</strong> die<br />
MONTESSORI-Schule und b<strong>in</strong> jetzt <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> 3. Klasse. Früher ist es oft passiert, dass<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> z.B. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pause mich sehen und<br />
leise über mich flüstern: Hey, schau mal den<br />
an, wie <strong>der</strong> läuft, <strong>der</strong> muss ja humpeln. Das<br />
hört sich doof an, und das ist auch für mich<br />
doof. Denn wenn die K<strong>in</strong><strong>der</strong> das sagen,<br />
ist das für mich wie e<strong>in</strong>e Beleidigung. Jetzt<br />
glaube ich, kennen die K<strong>in</strong><strong>der</strong> mich schon<br />
besser und kennen dadurch auch me<strong>in</strong>e<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung. Dann schließen sich auch<br />
mehrere K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit mir zusammen. Und sie<br />
kümmern sich auch um mich, wegen me<strong>in</strong>er<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung.<br />
Früher trug ich Orthesen, weil ich e<strong>in</strong>en<br />
Spitzfuß hatte. Orthesen s<strong>in</strong>d so was ähnliches<br />
wie Schienen am Fuß. Me<strong>in</strong>e g<strong>in</strong>gen<br />
von den Füßen bis zu den Knien. Und<br />
Spitzfuß würde ich als Krankheit bezeichnen.<br />
Diese Krankheit fängt damit an, dass<br />
man nicht mehr gescheit auftreten kann.<br />
Dann braucht man diese Orthesen als<br />
Hilfsmittel, damit <strong>der</strong> Fuß wie<strong>der</strong> gesenkt<br />
wird. Von 2000 bis 2006 trug ich diese<br />
Orthesen. 2006 fuhren wir das letzte Mal<br />
zu dem K<strong>in</strong><strong>der</strong>zentrum <strong>in</strong> Regensburg. Und<br />
<strong>der</strong> Arzt hat gesagt: Ich laufe so gut, ich<br />
brauche ke<strong>in</strong>e Orthesen mehr.<br />
Ja und dadurch hatte ich die Hälfte <strong>der</strong><br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung schon mal weg. Früher hab<br />
ich auch me<strong>in</strong>e Integrationshelfer<strong>in</strong> Sab<strong>in</strong>e<br />
Dierolf mehr gebraucht als jetzt. Jetzt brauche<br />
ich sie nur noch für bestimmte Arbeiten,<br />
die für die Fe<strong>in</strong>motorik schwierig s<strong>in</strong>d.<br />
Früher habe ich sie, auch für die große Pause<br />
gebraucht. Denn ich hatte Angst, dass ich<br />
von den großen Schülern überrannt wurde.<br />
So hat sie mich immer <strong>in</strong> die Pause gebracht,<br />
dann nur noch die Türen geöffnet, weil das<br />
für mich schwieriger g<strong>in</strong>g, und dann hat sie<br />
mich gar nicht mehr begleitet.<br />
Es gibt zwar noch e<strong>in</strong>e zweite Tür, die extra<br />
nur für Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te ist, weil da ke<strong>in</strong>e Treppen<br />
s<strong>in</strong>d, aber diese Türe ist e<strong>in</strong>e Notfalltüre,<br />
die von außen nur mit Schlüssel aufgeht,<br />
den ich nicht habe. Und so muss ich mich<br />
immer durch das Gedränge kämpfen und<br />
komme deshalb oft zu spät. Mittlerweile<br />
fühle ich mich schon sicherer. So habe ich<br />
mich langsam selbstständig und unabhängig<br />
von me<strong>in</strong>er Integrationshelfer<strong>in</strong> gemacht.<br />
Warum ich das überhaupt euch mitteile,<br />
hängt eigentlich nur damit zusammen,<br />
dass ich mir wünsche, von euch nicht ausgelacht<br />
und ausgegrenzt zu werden, weil:<br />
Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> ganz normaler Junge - halt<br />
eben mit E<strong>in</strong>schränkungen, und es gibt<br />
immer Möglichkeiten, wie ich mit me<strong>in</strong>er<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung auch dabei se<strong>in</strong> kann.<br />
Lucca Keller (Apfelbaumklasse)<br />
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