in der W elt der Reinigung! KÄRCHER CENTER ... - Monti Carlo

6
WAS IST DAS?
INTEGRATION IN DER
MONTESSORI-PÄDAGOGIK
Es ist heute schon fast in Vergessenheit
geraten, dass die italienische Ärztin
Maria Montessori (1870-1952) ihre ersten
pädagogischen Erfahrungen bei der
praktischen Arbeit mit kranken, geistig
behinderten und vernachlässigten Kindern
als Assistenzärztin in der psychiatrischen
Universitätsklinik in Rom sammelte. In
dieser Zeit erkannte sie, dass das Problem
der geistig Zurückgebliebenen weniger
ein medizinisches als vielmehr ein pädagogisches
Problem sei. Sie studierte die
Werke der beiden französischen Ärzte Itard
und Seguin, um herauszufinden, wie man
die geistige und soziale Entwicklung von
Kindern besser fördern könnte.
Große Erfolge erreichte sie mit Hilfe der
Übertragung und Weiterentwicklung von
Seguins Übungsmaterialien bei ihrer Arbeit
und Förderung der ihr anvertrauten Kinder.
Diese Kinder, die bisher vom Schulbesuch
ausgeschlossen waren, erlernten nun mit
Hilfe des didaktischen Materials Lesen,
Schreiben und Rechnen. Und sie brachten
es so weit, dass sie an öffentlichen
Schulprüfungen teilnehmen konnten und
dort in ihren Leistungen den „normalen“
Kindern ebenbürtig oder sogar überlegen
waren.
Diese Erfahrung, die Maria Montessori als
Leiterin einer Schule für behinderte Kinder
von 1899 bis 1901 sammelte, übertrug
sie später auch auf die Arbeit mit gesunden
Kindern, zuerst im Kinderhaus (1907)
und später dann auch in Montessori-
Grundschulen. Maria Montessori forderte
und realisierte als erste Pädagogin die
volle Individualisierung des unterrichtlichen
Geschehens in Respektierung der
kindlichen Freiheit und selbstgewählten
Aktivität in einer pädagogisch vorbereiteten
Umgebung.
In der Montessori-Pädagogik steht das Kind
im Mittelpunkt: Die Montessori-Pädagogik
ist als „Entwicklungspädagogik“ besonders
gut geeignet für die Erziehung aller Kinder,
für Kinder mit oder ohne sonderpädagogischen
Förderbedarf, mit Hochbegabung
oder mit Migrationshintergrund. Steht
doch im Zentrum der Pädagogik immer die
individuelle Entwicklung und Förderung
eines jeden Kindes.
Es ist das besondere Verdienst von Professor
Hellbrügge (München), dass er um 1970
die Bedeutung der Montessori-Pädagogik
sowohl für die Förderung eines Kindes mit
einer Behinderung als auch für die gemeinsame
Erziehung aller Kinder erkannt hat.
Dabei war es ihm sehr wichtig, dass mit
Hilfe der Montessori-Pädagogik (später
Montessori-Therapie) schon sehr frühzeitig
eine systematische Förderung des Kindes mit
einer Behinderung in der Familie stattfindet.
Dazu gehörte eine Montessori-Einzel-
und Kleingruppentherapie. Ein integrativer
Montessori-Kindergarten wurde 1968 in
München gegründet, 1970 folgte dann die
erste integrative Montessori-Grundschule.
Inzwischen gibt es in Bayern etwa 150
Montessori-Kindergärten (viele arbeiten
integrativ) und etwa 80 Montessori-Schulen.
Bei der Erstellung eines Schulkonzepts im
Jahr 2000 im Montessori-Landesverband
Bayern für die Montessori-Schulen wurde
als wichtiges Ziel für die nächsten Jahre
die Umsetzung der Integration und der
Altersmischung benannt.
Edith Klose
Weitere Informationen zum Thema
Montessori-Pädagogik und Integration:
„Schulische Integration von Kindern
und Jugendlichen mit sonderpädagogischem
Förderbedarf in Bayern“ (2005) –
zu erwerben in der Geschäftsstelle des
MONTESSORI-Förderkreises Nürnberg
für 5 Euro. Interessant ist auch der Beitrag
von Ullrich Reuter (Universität Würzburg)
„Montessori-Schule – eine Schule für alle“ –
Anspruch, Wirklichkeit, Auftrag
(als pdf-Datei zum download unter:
www.montessoribayern.de Integration/
Teilhabe)