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Ubungszlele und Lerninhalte - Edudoc

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Jugend<br />

Beruf<br />

G esel Isc haf t<br />

Berichte <strong>und</strong> Informationen der<br />

Heft 1 +2/1976<br />

27. Jahrgang<br />

B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Jugendaufbauwerk Bonn


INHALTSVERZEICHNIS<br />

Aspekte zur beruflichen Blldung Iernrchwaeh+r <strong>und</strong> benachïelllgter<br />

Junger Menschen<br />

Fachtagung 1975 der B<strong>und</strong>eaarbeltigemelnscha~ Jugendaufbauwork<br />

- Beruflldw Blldung <strong>und</strong> das Reformprogramm der<br />

B<strong>und</strong>esreglerung (Dr. Peter Glotz, MdB)<br />

- Förderung lernachwacher <strong>und</strong> benachtelllgter<br />

. . . . . . . . .<br />

junger Menschen durch Borufnorbereltung <strong>und</strong> Vermlttlung<br />

(Dr. Harry Meisel) . . . . . . . . .<br />

- Dle Aufgaben der Jugendhilfe <strong>und</strong> Jugendsozlalarbelt bel der<br />

. . . .<br />

Förderung der berufllchen Blldung lernschwacher <strong>und</strong> benachtelllgter<br />

junger Menschen (Dr. Hans Peter Mehl) . . . . . . . . .<br />

Fbrderungslehrglnge<br />

Rahmenlehrplan zur Durchführung von Förderungrlohrgangen der<br />

Trägergruppen In der B<strong>und</strong>erarbelbgemelnscha~ Jugendaufbauwerk .<br />

Georg Ebersbach - Hans Wenzel<br />

Ausrledlung au$ Polen - Elngllederungrpolltik In dor B<strong>und</strong>esmpubllk<br />

Deutrchland . . . . . . . . . . . . . .<br />

Vlenehnte Sozialanalyse der B<strong>und</strong>esarbel~gemelnscha~ Jugendaufbaumrk<br />

zur Sltuatlon Jugendlicher Flöchtllnge <strong>und</strong> Spitausaledler<br />

fur den Zeltraum 1. Januar blr 31. Dezember 1975 . . . . . . . .<br />

Günter Cremer<br />

Jugend <strong>und</strong> Frelzelt . . . . . . . . . . . . . .<br />

Noues vom Büchermarkt (W. Jahrow) . . . . . . . . . .<br />

Berichte <strong>und</strong> Informationen I. + 2. ViertelJahr 1976 27. Jahrgang<br />

Herausgeber: B<strong>und</strong>esarbeitsgemelnschaft Jugendaufbauwerk<br />

53 Bonn-Venusberg, Haager Weg 44<br />

Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Otto Ernrich, Bonn<br />

Redaktion: Rainer Schmandt. Bonn<br />

Herstellung:<br />

Buchdruckerei Ludwig Nerllnger KG. LadenburglNeckar<br />

Die Berichte <strong>und</strong> Informationen erscheinen vlertelj4hrllch . Bezugrprela DM 3. - (Doppelheft DM e.-)<br />

Beitrage mit Verfassernamen stimmen nlcht immer mlt der Melnung des Herausgebers uberein.<br />

Der Nachdruck von Beiträgen ist nur mit Genehmigung der Redaktlon gestattet.<br />

1<br />

4<br />

11<br />

19<br />

42<br />

48<br />

51<br />

01


Aspekte zur beruflichen Bildung lernschwacher <strong>und</strong> benachteiligter<br />

junger Menschen<br />

Fachtagung 1975 der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Jugendaufbauwe.rk<br />

Vorbemerkung: Offene Fragen zur Situation <strong>und</strong> Problemlage benachteiligter junger Men-<br />

schen in Berufsvorbereitung. Ausbildung <strong>und</strong> Vermittlung standen im Mittelpunkt einer Fach-<br />

tagung der BAG-JAW am 20.121. November 1975 in Essen. Die Veranstaltung hatte zum Ziel.<br />

im Interesse der Förderungspraxis mit Trägern <strong>und</strong> Partnern von Jugendberufshilfe <strong>und</strong> Ju-<br />

gendsozialarbeit einen notwendigen Erfahrungsaustausch zu führen <strong>und</strong> gleichzeitig jugend-<br />

politische Gr<strong>und</strong>satzfragen im Gespräch mit namhaften Vertretern von Bildungspolitik, Ar-<br />

beitsverwaltung <strong>und</strong> Jugendhilfe zur Diskussion zu stellen.<br />

Angesichts bevorstehender gesetzlicher Neuregelungen im Feld der beruflichen Bildung<br />

ging es den Tagungsteilnehmern vor allem um die Frage, wie für den ausbildungspolitisch<br />

bisher vom Gesetzgeber Übersehenen Personenkreis lernschwacher, berufsunreifer junger<br />

Menschen (u. a. mit abgebrochener Schul- <strong>und</strong> Berufsausbildung, Sonderschüler, Jungarbei-<br />

ter) durch eine sozialpädagogisch adäquate Modifizierung der Ausbildungsbestimmungen<br />

dennoch größere Chancen einer Berufsqualifizierung <strong>und</strong> damit auch einer verbesserten ge-<br />

sellschaftlichen Eingliederung eingeräumt werden können.<br />

Nachfolgend veröffentlichen wir die für die Aussprache in den Arbeitskreisen gr<strong>und</strong>legenden<br />

Tagungsbeiträge von Staatssekretär Dr. Peter Glotz, BMBW, aus der Sicht der B<strong>und</strong>esregie-<br />

rung, von Oberdirektor Dr. Harry Meisel aus der Sicht der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit <strong>und</strong><br />

schließlich die sehr gr<strong>und</strong>sätzlichen Ausführungen von Direktor Dr. Hans Peter Mehl, Jugend-<br />

<strong>und</strong> Sozialamt der Stadt Freiburg, die in umfassender <strong>und</strong> problemübergreifender Sicht die<br />

aktuellen Aufgaben einer spezifischen Jugendberufshilfe <strong>und</strong> Jugendsozialarbeit bei der<br />

Forderung der beruflichen Bildung lernschwacher <strong>und</strong> benachteiligter junger Menschen näher<br />

verdeutlichen.<br />

Berufliche Bildung Behinderter <strong>und</strong> das Reformprogramm der B<strong>und</strong>esregierung<br />

Dr. Peter Glotz MdB, Bonn<br />

Thema - Personenkreis<br />

Lassen Sie mich zu Beginn meiner Ausführungen sagen,<br />

aus welchem Blickwinkel ich das mir gestellte Thema be-<br />

handeln möchte. Es gibt nicht den Behinderten, <strong>und</strong> da-<br />

mit sage ich Ihnen nichts neues. Je nach Art <strong>und</strong> Schwere<br />

der Behinderung gibt es eigentlich eine große Zahl von<br />

Gruppen Behinderter. Nur so viel ist vorab gewiß: Alle<br />

Behinderten zusammengenommen ergeben die größte<br />

,,Rand"-Gruppe in unserer Gesellschaft - 3 bis 4 Millionen<br />

Menschen aller Altersgruppen alleine in der B<strong>und</strong>esrepu-<br />

blik.<br />

Die sozial-liberale Koalition hat seit ihrem Bestehen ein-<br />

dringlich auf das Schattendasein dieser Gruppe hingewie-<br />

sen <strong>und</strong> es als eine ihrer wichtigsten Pflichten aufgefaßt,<br />

auf die berufliche <strong>und</strong> gesellschaftliche Eingliederung <strong>und</strong><br />

Wiedereingliederung dieses Perconenkreises hinzuwirken.<br />

Daher wurden auf Betreiben der B<strong>und</strong>esregierung Zielaus-<br />

sagen zur beruflichen Bildung Behinderter im ,,Bildungs-<br />

gesamtplan" (1973) <strong>und</strong> im ,,Stufenplan zu Schwerpunkten<br />

der beruflichen Bildung" (1975) gemacht <strong>und</strong> ein eigener<br />

Abschnitt für die berufliche Bildung Behinderter (BQ 58 - 65)<br />

im Entwurf zu einem neuen Berufsbildungsgesetz einge-<br />

baut. Dieser Abschnitt war der am meisten befürwortete<br />

Teil im Anhörungsverfahren zum Gesetzesentwurf - ein<br />

Beweis mehr für die Notwendigkeit der Förderung Behin-<br />

derter besonders auf dem Gebiet der beruflichen Bildung.<br />

In diesem Sinne gelten meine Ausführungen hauptsächlich<br />

den jugendlichen Behinderten; im Gegensatz zu dem im<br />

Programm ausgedruckten Thema meines Referates be-<br />

ziehe ich mich dabei jedoch auf alle Arten der Behinderung.<br />

Paragraph 48 des geltenden Berufsbildungsgesetzes Iäßt<br />

für körperlich, geistig oder seelisch Behinderte Sonderfor-<br />

men der beruflichen Bildung zu. Bei einem Einführungs-<br />

referat wie diesem erscheint es zweckmäßig, einmal den<br />

in Frage kommenden Personenkreis grob abzustecken.<br />

Nach dem Berufsbildungsgesetz kommt es nicht in erster<br />

Linie auf den pädagogischen Begriff der Behinderung an,<br />

sondern darauf, ob der Jugendliche eine ,,normale" Be-<br />

rufsausbildung durchlaufen kann oder nicht. Für diejenigen<br />

Jugendlichen, bei denen die Voraussetzungen des 5 48<br />

des Berufsbildungsgesetzes erfüllt sind, haben die zustän-<br />

digen Stellen nach dem vom B<strong>und</strong>esministerium für Bil-<br />

dung <strong>und</strong> Wissenschaft herausgegebenen Verzeichnis der<br />

anerkannten Ausbildungsberufe (1975) insgesamt 39 ,,Be-<br />

hinderten-Berufe" geschaffen.<br />

Die Frage nach der Definition des Behinderten ist dennoch -<br />

nicht nur für die Statistik bedeutungsvoll <strong>und</strong> nicht nur von<br />

theoretischer Bedeutung. Vielfach differenzieren Fachleute,<br />

auch Berufspädagogen, nicht genügend zwischen Behin-<br />

derten, Lernschwachen <strong>und</strong> Jungarbeitern. Das muß aber in<br />

der beruflichen Bildung geschehen.<br />

Abgrenzung zu anderen Personenkreisen<br />

Lernschwache sind in vielen Fällen identisch mit den Schulmüden,<br />

auch mit den wegen ihrer Herkunft sozial Benachteiligten.<br />

Sie gehören aber keineswegs zu den Lernbehinderten.<br />

Vielmehr kann die in der beruflichen Bildung didaktisch<br />

<strong>und</strong> methodisch anders geartete Vermittlung beruflichen<br />

Lernstoffes viele von ihnen wieder für erhöhte Leistungen<br />

motivieren. Schließlich gibt es jene große Randgruppe<br />

der Jugendlichen ohne Ausbildungsvertrag - der<br />

Jungarbeiter, Jungangestellten, mithelfenden Familienangehörigen<br />

<strong>und</strong> in leider zunehmendem Maße der jugendlichen<br />

Arbeitslosen - die keineswegs, wie viele meinen,<br />

identisch mit den Lernschwachen <strong>und</strong> Lernbehinderten sind.<br />

Nach einer baden-württembergischen Untersuchung sind<br />

von den Jugendlichen ohne Ausbildungsvertrag 2/3 Mäd-<br />

1<br />

I.


chen, 2/5 sind Hauptschulabschließer <strong>und</strong> I/4 ist Ausbildungs-<br />

abbrecher. Nur I/IO kommt aus Sonderschulen.<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> die Länder sind bemüht, das<br />

Heer der rd. 80.000 einzudämmen, die jährlich neu in unge-<br />

lernte Tätigkeiten gehen oder arbeitslos werden. Da bei<br />

diesen Jugendlichen die Gründe für das Fehlen eines Aus-<br />

bildungsvertrages sehr verschiedene sind, muß auch die<br />

Palette der zu treffenden Maßnahmen breit angelegt sein -<br />

wie z. B. verstärkte Bildungs- <strong>und</strong> Berufsberatung, Förde-<br />

rung Überbetrieblicher Lehrgänge, Förderung von Modell-<br />

versuchen im Rahmen des Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahres,<br />

Förderung von berufsvorbereitenden Maßnahmen <strong>und</strong> Er-<br />

la0 geeigneter Ausbildungsordnungen. Nur kann kein Zwei-<br />

fel bestehen, daß für diese Gruppe der Jungarbeiter Re-<br />

gelungen nach § 48 des BBiG oder Q 42 b der HwO nicht<br />

möglich sind.<br />

Behindertengruppen<br />

Wie groß ist nun der Kreis der Behinderten, die auf die<br />

Hilfe von Rehabilitationseinrichtungen angewiesen sind?<br />

Eine Schätzung lautet, daß auf 10.000 Kinder im schulpflichtigen<br />

Alter 1 Blinder, 4 Sehbehinderte, 6 Gehörlose,<br />

15 Schwerhörige, 60 Körperbehinderte, 150 Sprachbehinderte<br />

<strong>und</strong> 250 Geistig-Behinderte entfallen.<br />

Dabei ist zu beachten, daß sich besonders die anteilmäßig<br />

großen Behindertengruppen (Sprachbehinderte <strong>und</strong> geistig<br />

Behinderte) einer trennscharfen Definition gegenüber<br />

Nichtbehinderten nicht unterziehen lassen. Daraus <strong>und</strong> aus<br />

der Aufzählung der Behinderten wird zweierlei deutlich:<br />

a) behinderungsspezifische Bildung <strong>und</strong> damit auch Berufsbildung<br />

hat nach Art <strong>und</strong> Schwere der Behinderung zu<br />

variieren,<br />

b) eine Definition von spezifischer Behinderung in Abgrenzung<br />

zum ,,Normalen" ist vielfach nicht ohne Untersuchung<br />

des Einzelfalles zu erreichen.<br />

Leistungen von B<strong>und</strong>, Ländern <strong>und</strong> anderen Trägern<br />

Für die sozialliberale B<strong>und</strong>esregierung war es bei ihrem<br />

Antritt 1969 unbestrittene Tatsache, daß die Zahl der Aus-<br />

bildungsplätze für Behinderte, die Zahl der behinderten-<br />

gerechten Ausbildungsplätze also, bei weitem nicht aus-<br />

reichte. Neben der Ausweitung von B<strong>und</strong>esmitteln für den<br />

gesamten Bereich der Förderung von beruflichen Rehabili-<br />

tationseinrichtungen - noch 1967 betrugen die B<strong>und</strong>esmit-<br />

tel weniger als 1 Mio DM, bereits im Jahre 1970 wurden<br />

sie auf 15 Mio DM <strong>und</strong> 1971 auf 39 Mio DM gesteigert -<br />

ergab sich für uns auch die Notwendigkeit von neuen ge-<br />

setzgeberischen Maßnahmen. Diese waren allerdings nicht<br />

nur auf dem bildungspolitischen, sondern auch auf dem<br />

sozial- <strong>und</strong> arbeitsmarktpolitischen Sektor zu treffen. Hin-<br />

zu kommen Maßnahmen der Länder, wie sonderpädagogi-<br />

sche Maßnahmen zur Förderung bis zum Ende der Schul-<br />

pflicht, berufsvorbereitende Maßnahmen sowie Maßnahmen<br />

bezüglich der beruflichen Bildung in den Berufsschulen.<br />

Eine Gesamtschau müBte also auch die Aktivitäten <strong>und</strong> Mit-<br />

tel des B<strong>und</strong>esministeriums für Arbeit <strong>und</strong> Sozialordnung,<br />

2<br />

der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit, der Sozialversicherungstrãger<br />

<strong>und</strong> der Länder miteinbeziehen.<br />

Das 1970 im Frühjahr verkündete ,,Aktionsprogramm zur<br />

Förderung der Rehabilitation der Behinderten" richtete sich<br />

erstmals auf eine b<strong>und</strong>esweite Planung von Einrichtungen<br />

der Rehabilitation. Hierzu gehören vor allem Berufsförderungswerke,<br />

Berufsbildungswerke, Zentren für spezielle<br />

medizinische <strong>und</strong> berufliche Rehabilitationsmaßnahmen,<br />

Werkstätten für Behinderte.<br />

Zu Beginn des ,,Aktionsprogrammes Rehabilitation" existierten<br />

1971 in den für die berufliche Erstausbildung besonders<br />

interessierenden Berufsbildungswerken <strong>und</strong> Be<br />

rufsförderungswerken etwa 3.000 Ausbildungsplätze unter<br />

der Regie verschiedener Träger. Im Rahmen des Aktionsprogrammes<br />

waren bis 1975 5 zusätzliche Berufsbildungswerke<br />

mit weiteren 1.500 Ausbildungsplätzen erstellt, 5 Berufsbildungswerke<br />

befinden sich augenblicklich noch im<br />

Ausbau. Es ist geplant, bis 1978 das Ziel von insgesamt<br />

7.000 zusätzlichen Ausbildungsplätzen b<strong>und</strong>esweit in 20 Berufsbildungswerken<br />

zu erreichen. So jedenfalls wurde es<br />

im ,,Stufenplan zu den Schwerpunkten der beruflichen Bildung"<br />

von der B<strong>und</strong>-Länder-Kommission für Bildungsplanung<br />

im Juni 1975 beschlossen. Die Erstellungskosten für<br />

diese 7.000 Plätze werden sich bis 1978 auf insgesamt 91,5<br />

Mio DM belaufen. Es handelt sich dabei um Mittel außerhalb<br />

des Bildungshaushalts. Ein geplanter weiterer Ausbau<br />

bis zu 20.000 Plätzen im Endstadium wird nicht Überstürzt<br />

vorgenommen werden, einmal aus Gründen der uns<br />

allen bekannten angestrengten Haushaltsiage bei B<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

Ländern, zum anderen aber deshalb, weil das Angebot<br />

sich erst langsam eine Nachfrage schaffen muß.<br />

Schwierigkeiten bei Ausblldungsplatzsuche <strong>und</strong> Ausbiidungsabschlu6<br />

Niemand wird jedoch ernsthaft den Bedarf an solchen Ausbildungsplätzen<br />

bezweifeln können. Eine sehr beredte<br />

Sprache für diesen Bedarf sprechen auch die Ergebnisse<br />

einer vom B<strong>und</strong>esministerium für Arbeit <strong>und</strong> Sozialordnung<br />

<strong>und</strong> der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit in Auftrag gegebenen<br />

,,Untersuchung über den Ausbildungs- <strong>und</strong> Berufsverlauf<br />

behinderter Jugendlicher" durch das Institut für Freie Berufe<br />

an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg,<br />

deren Ergebnisbericht jüngst vorgelegt wurde. Demnach<br />

fanden von 100 im Jahre 1968 schulentlassenen Behinderten<br />

zwar 92 eine Anstellung, jedoch nur 60 direkt im<br />

Anschluß an die Schule.<br />

Noch bedrückender wird nach dieser Untersuchung das Bild<br />

für die berufliche Ausbildung Behinderter: Nur knapp die<br />

Hälfte der eingestellten Behinderten, Ca. 45 v. H. aller Behinderten,<br />

finden einen Ausbildungsplatz für den gewünschten<br />

Beruf; von ihnen wiederum nur 60 %, d. h. 27 v. H. aller<br />

Behinderten, absolvieren eine Abschlußprüfung - aber nur<br />

20 v. H. aller Behinderten absolvieren die Abschlußprüfung<br />

eines anerkannten Ausbildungsberufes. Die größten Schwierigkeiten<br />

bei der Stellensuche nach der Schule haben die<br />

Körperbehinderten, die Blinden <strong>und</strong> die Sehbehinderten.


Niemand sollte also ernsthaft die Notwendigkeit bezweifeln,<br />

daß für behinderte Jugendliche Ausbildungsplätze mit gro-<br />

Ber Vordringlichkeit zu schaffen sind, damit für diesen Per-<br />

sonen kreis<br />

1. die Suche nach Ausbildungsplätzen Erfolg hat<br />

2. eine behindertengerechte Ausbildung durchgeführt wer-<br />

den kann<br />

3. aufgr<strong>und</strong> der behinderungsgerechten Ausbildung eine<br />

wesentlich erhöhte Chance des qualifizierten Ausbildungs-<br />

abschlusses gewährleistet ist.<br />

Zusammenarbeit von Trägern <strong>und</strong> Organisationen<br />

Die hohen Kosten eines Ausbildungsplatzes in der Rehabili-<br />

tation erklären sich aus den hohen Kosten der Einrichtun-<br />

gen einer behindeitengerechten Rehabilitation sowie aus<br />

der Notwendigkeit vielfältiger Dienste am Ort der Rehabili-<br />

tation. Unseren höchsten Respekt fordert die komplizierte,<br />

aber effiziente Zusammenarbeit dieser Dienste vor Ort,<br />

die dazu dient, den Rehabilitanden behindertengerecht<br />

auszubilden, zu betreuen (ärztlich, psychologisch, pädago-<br />

gisch, sportlich, sozial) <strong>und</strong> schließlich in eine ihm ange-<br />

messene Arbeitsstelle zu vermitteln. Hierhin gehört auch,<br />

daß die Arbeitsverwaltung in den letzten Jahren ihren Be-<br />

ratungsdienst für Behinderte qualitativ <strong>und</strong> quantitativ er-<br />

heblich ausgebaut hat.<br />

Berufsbiidungsgesetz 1969<br />

Lassen Sie mich nun noch einiges ZU der gesetzlichen<br />

Gr<strong>und</strong>lage der Ausbildung Vom Berufsbildungsgesetz her<br />

bemerken.<br />

Im geltenden Berufsbildungsgesetz wird durch den § 48<br />

lediglich der in 5 28 des Berufsbildungsgesetzes formulierte<br />

Ausschließlichkeitsgr<strong>und</strong>satz zurückgenommen, wodurch<br />

die zuständigen Stellen (in der Regel die Kammern) für<br />

die Ausbildung Behinderter auch andere Ausbildungsordnungen<br />

als nur die für anerkannte Ausbildungsberufe gelten<br />

lassen können. Man sollte nicht verkennen, daß die hierfür<br />

von einer Reihe von Kammern <strong>und</strong> ihren Berufsbildungsausschüssen<br />

geleistete Arbeit bei der Erstellung von besonderen<br />

Ausbildungsregelungen nach 9 48 des Berufsbildungsgesetzes<br />

<strong>und</strong> 5 42 b der Handwerksordnung ein sehr<br />

wesentlicher Beitrag zur Rehabilitation ist. Der Entwurf des<br />

Berufsbildungsgesetzes der Koalition sieht für derartige<br />

Abweichungen von der normalen Ausbi tdung Spezialregelungen<br />

mit ergänzendem <strong>und</strong> z. T. modifizierendem Charakter<br />

vor.<br />

Entwuri des Berufsbildungsgesetzes<br />

Anders als im geltenden Gesetz finden sich im Entwurf Re-<br />

gelungen für die Ausbildung Behinderter in eigenen Aus-<br />

bildungsstätten. Als Ausbildungsstätten für Behinderte gel-<br />

ten solche, in denen ausschließlich oder überwiegend Be-<br />

hinderte ausgebildet werden, also sicherlich zumeist Berufs-<br />

förderungswerke <strong>und</strong> Berufsbildungswerke. Ebenfalls neu<br />

ist im Entwurf, daß auch die Ausbildung von Volljährigen,<br />

d. h. über 18 Jahre alten Behinderten dem Ausschließlich-<br />

keitsgr<strong>und</strong>satz bzw. dessen zugelassenen Modifizierungen<br />

folgen muß. Damit soll sichergestellt sein, daß auch er-<br />

wachsene Behinderte, die ja meistens keine andere Mög-<br />

lichkeit der Wahl einer Ausbildungsstätte haben werden,<br />

eine geregelte <strong>und</strong> anerkannte Ausbildung durchlaufen.<br />

Schließlich bedeutet die Durchführung der Vorschriften über<br />

Anerkennung <strong>und</strong> Aufsicht durch das im Zuge der Verwirklichung<br />

des Gesetzes geplante B<strong>und</strong>eainstitut für Berufsbildung<br />

einen Fortschritt. Dies ist durch mehrere Tatsachen<br />

gerechtfertigt, näm I ich<br />

1. dadurch, daß Ausbildungsstätten für Behinderte eine<br />

überregionale Bedeutung haben <strong>und</strong> nur wenige von ihnen<br />

existieren, .-<br />

2. dadurch, daß eine behinderungsgerechte Ausbildung für<br />

jede der Behinderungsgruppen gewährleistet werden muß,<br />

3. dadurch, daß mit der Anzeigepflicht des Ausbildenden<br />

über Eignungsmängel <strong>und</strong> einer ständigen Kooperation von<br />

Ausbildenden <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esinstitut die Qualifikation der Aus-<br />

bildungsstätten erhalten bleibt, die Aufsicht entlastet wird<br />

<strong>und</strong> ein Überraschend notwendig werdender Widerruf der<br />

Anerkennung unwahrscheinlich wird.<br />

Andere Gesetze<br />

Daneben soll es aber auch weiterhin - im Sinne der erwähnten<br />

,,Entghettoisierung" von Behindertenausbildung -<br />

ein Angebot an besonderen Ausbildungsplätzen (Berufsbildungsgesetz)<br />

geben. Die Regierung gibt dazu einen Anreiz<br />

durch das Schwerbehindertengesetz vom 29. April 1974,<br />

worin dem Ausbilder für einen solchen Auszubildenden die<br />

Anrechnung auf mehr ais einen Pflichtplatz für Schwerbehinderte<br />

in Aussicht gestellt wird. Inzwischen sind öffentliche<br />

Hand wie private Wirtschaft dieser Verpflichtung - in<br />

allerdings nach Dienstbereichen <strong>und</strong> Branchen unterschie- -<br />

lichern Maße - nachgekommen. Dies Iäßt sich vielleicht<br />

auch damit erklären, daß manchen Betrieben die Eingliederungshilfen<br />

<strong>und</strong> Ausbildungszuschüsse nach dem Arbeitsförderungsgesetz<br />

(§§ 56, 58, 60) nicht bekannt sind.<br />

Abwandlung <strong>und</strong> Neuschaffung von Ausbiidungsordnungen<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung vertritt gr<strong>und</strong>sätzlich den Standpunkt,<br />

daß mit allen geeigneten Mitteln versucht werden sollte,<br />

auch Behinderte in den bestehenden anerkannten Ausbil-<br />

dungsberufen auszubilden. Dadurch würde erreicht, daß<br />

möglichst viele Behinderte eine vollwertige Berufsausbil-<br />

dung bekommen. Sie würden insofern den Nichtbehinderten<br />

gleichgestellt sein <strong>und</strong> insbesondere auf dem Arbeitsmarkt<br />

größere Chancen haben. Natürlich wären bei der Ausbil-<br />

dung Behinderter in anerkannten Ausbildunasberufen in<br />

manchen Fällen formale Abweichungen nötig, ohne daß<br />

jedoch deshalb inhaltliche Abstriche vorgenommen werden<br />

müBten. Das Endergebnis der Ausbildung ändert sich nicht<br />

durch formale Abweichungen, wie Verlängerung der Aus-<br />

bildung, veränderte Zusammensetzung des Prüfungsaus-<br />

schusses <strong>und</strong> behindertenspezifische Prüfungsmethoden.<br />

3


Die B<strong>und</strong>esregierung prüft gegenwärtig mit Unterstützung<br />

des B<strong>und</strong>esausschusses für Berufsbildung <strong>und</strong> des B<strong>und</strong>es-<br />

instituts für Berufsbildungsforschung die Möglichkeit, Be-<br />

hindertenberufe als Ausbildungsberufe mit b<strong>und</strong>esweiter<br />

Geltung durch Verordnungen nach dem Berufsbildungsge-<br />

setz anzuerkennen. Der Entwurf des Berufsbildungsge-<br />

setzes sieht die Möglichkeit des Erlasses besonderer Aus-<br />

bildungsordnungen für Behinderte nach § 11 ausdrücklich<br />

vor.<br />

Schlußbernerkungen<br />

Alle Anstrengungen zur Förderung der Berufswahlreife <strong>und</strong><br />

zur Motivierung für den Eintritt in die Arbeitswelt aber müs-<br />

Förderung lernschwacher <strong>und</strong> benachteillgter junger Menschen durch<br />

Berufsvorbereitung <strong>und</strong> Vermittlung<br />

Dr. Harry Meisel, Nürnberg<br />

Wer die öffentliche Diskussion in den letzen Monaten auf-<br />

merksam verfolgt hat, wei6, da6 die Probleme arbeitsloser<br />

junger Menschen, vor allem aber der behinderten Jugend-<br />

lichen, von besonderer Aktualität sind. Für die B<strong>und</strong>esan-<br />

stalt für Arbeit - <strong>und</strong> damit meine ich die Hauptstelle in<br />

Nürnberg, die Landesarbeitsämter <strong>und</strong> alle örtlichen Ar-<br />

beitsämter - ergibt sich damit die erfreuliche Situation, daß<br />

eine seit Jahrzehnten bestehende schwierige Aufgabe in<br />

der Gesellschaft auf zunehmendes Interesse <strong>und</strong> Verständ-<br />

nis stößt. Diese Anderung der öffentlichen Meinung ist für<br />

sich allein noch kein Anlaß zu einer optimistischen Wer-<br />

tung. Sie gibt uns aber begründete Hoffnung, daß die Sor-<br />

gen <strong>und</strong> Erwartungen des angesprochenen Personenkreises<br />

auf eine wachsende Bereitschaft zur beruflichen <strong>und</strong> gesell-<br />

schaftlichen Integration treffen. Ich möchte deshalb nicht<br />

versäumen, Ihnen bereits zu Beginn meiner Ausführungen<br />

,n zweifacher Hinsicht zu danken:<br />

- Zu danken dafür, daß Sie Ihre Fachtagung gleichsam als<br />

Sprachrohr dem Problem beruflicher Bildung lernschwacher<br />

<strong>und</strong> benachteiligter junger Menschen anbieten <strong>und</strong><br />

- gleichzeitig mit der Einladung eines Vertreters der Bun-<br />

desanstalt für Arbeit die Möglichkeit schaffen, da8 jene<br />

Faktoren in Ihre Diskussion einbezogen werden können,<br />

die unter bildungspolitischen, gesellcchaftspolitischen,<br />

wirtschaftspolitischen <strong>und</strong> arbeitsmarktpolitischen Gesichts-<br />

punkten eine möglichst umfassende Hilfe zur Lösung ge-<br />

genwärtiger <strong>und</strong> absehbarer Situationen sicherstellen.<br />

Wenn wir unter dem Gesichtspunkt der Berufsvorbereitung<br />

<strong>und</strong> der Vermittlung von Ausbildungs- <strong>und</strong> Arbeitsmöglich-<br />

keiten die Personengruppe der lernschwachen <strong>und</strong> benach-<br />

teiligten jungen Menschen ansprechen, möchte ich mich<br />

vorrangig auf die jährlich rd. 30.000 Abgänger der Sonder-<br />

schulen für Lernbehinderte <strong>und</strong> auf einen großen Teil der<br />

rd. 100.000 Hauptschulabgänger ohne Abschluß konzen-<br />

trieren. Ich nenne deshalb nur abger<strong>und</strong>ete Zahlen, da die<br />

Definition für lernschwache <strong>und</strong> benachteiligte junge Men-<br />

4<br />

sen fehlschlagen, wenn nicht auch neue Wege zur Förde-<br />

rung dieser Jugendlichen auf dem vorgeschalteten allge-<br />

meinbildenden Sektor <strong>und</strong> auf sozial- <strong>und</strong> gesellschafts-<br />

politischem Feld gegangen werden. Das erstreckt sich Über<br />

die Einführung der größere Chancengleichheit bietenden<br />

<strong>und</strong> besseres soziales Lernen ermöglichenden Gesamt-<br />

schule als Regelschule bis hin zur Bildungspflicht (nicht<br />

Schulpflicht!) mit dem 5. Lebensjahr, wie sie der Deutsche<br />

Bildungsrat in seinem ,,Bericht 75" fordert <strong>und</strong> bis hin zur<br />

Betreuung von Kindern sozial benachteiligter Familien be-<br />

reits in Kindergärten. Bei allen diesen Aufgaben wird man<br />

in der B<strong>und</strong>esregierung auch in Zukunft einen Partner mit<br />

offenen Ohren finden.<br />

schen auch in der modernen Erziehungswissenschaft noch<br />

nicht nach einheitlich meßbaren Kriterien erfolgt. Wir wissen<br />

aus der täglichen Praxis, daß die persönliche sozio-kultu-<br />

relle Vorgeprägtheit gerade junger Menschen bei den sich<br />

ändernden Inhalten <strong>und</strong> Strukturen zahlreicher Berufe <strong>und</strong><br />

der derzeitigen sowie der absehbaren Entwicklung am Aus-<br />

bildungs- <strong>und</strong> Arbeitsmarkt nur sehr schwer allgemein-<br />

gültige Aussagen hinsichtlich individueller Berufschancen<br />

machen lassen. Gerade lernschwache <strong>und</strong> benachteiligte<br />

junge Menschen bedürfen besonderer einzelfallbezogener<br />

Bemühungen, die bei den örtlich unterschiedlichen Arbeits-<br />

marktgegebenheiten recht differenziert angelegt werden<br />

müssen.<br />

Wenn wir uns von der aktuellen Situation lernschwacher <strong>und</strong><br />

benachteiligter junger Menschen eine realistische liber-<br />

Sicht verschaffen wollen, müssen wir zunächst in großen<br />

Strichen die derzeitige allgemeine Arbeitsmarktsituation in<br />

unser Gedächtnis zurückrufen. Ende Oktober 1975 gab es<br />

in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland über 1.060.000 Arbeits-<br />

lose. Die Arbeitslosenquote stieg damit von 4,4 O/O auf 4,6 O/O.<br />

Zur gleichen Zeit war die Zahl der Kurzarbeiter von 638.571<br />

auf 716.000 angestiegen. Demgegenüber verringerte sich<br />

das Angebot an offenen Arbeitsstellen um 25.000 auf<br />

209.000. Kritisch analysiert zeigt die Entwicklung der Ar-<br />

beitslosenzahl, der Kurzarbeit <strong>und</strong> des Stellenangebots,<br />

daß die konjunkturellen Stabilisierungstendenzen auf Teil-<br />

arbeitsmärkten zwar anhalten. Sie kommen aber nur lang-<br />

sam voran. Ein allgemeiner Umschwung konnte im Hinblick<br />

auf die derzeitige wirtschaftliche Gesamtsituation <strong>und</strong> nach<br />

allen Erfahrungen über die Entwicklung des Arbeitsmarktes<br />

in früheren Konjunkturzyklen noch nicht registriert wer-<br />

den.<br />

Die gegenwärtige Lage auf dem Arbeitsmarkt für Jugend-<br />

liche <strong>und</strong> auf dem Ausbildungsstellenmarkt wird zwangs-<br />

läufig von der allgemeinen Arbeitsmarktsituation mitge-<br />

prägt. Dies gilt insbesondere für ein unzureichendes Ange-<br />

bot an Arbeitsmöglichkeiten für Jugendliche, in beschränk-


tem Umfange auch für das verknappte Angebot an betrieb-<br />

lichen Berufsausbildungsstellen in bestimmten Berufsbe-<br />

reichen. Hier bereitet uns ernste Sorge, daß es vor allem<br />

leistungsschwächere Bewerber schwerer haben, eine Aus-<br />

bildungsstelle zu finden <strong>und</strong> damit ihre Berufspläne zu rea-<br />

lisieren. Diese Situation ist auch eine Folgeerscheinung<br />

davon, daß seit etwa Ende der 6ûer Jahre von den Dienst-<br />

stellen der Arbeitsvenvaltung ein kontinuierlicher Rückgang<br />

des betrieblichen Ausbildungsstellenangebots zu registrie-<br />

ren ist. Bei einer gleichzeitig gestiegenen Anzahl von Be-<br />

rufsanwärtern haben sich die seit jeher bestehenden Pro-<br />

bleme der Ausbildungsvermittlung quantitativ <strong>und</strong> qualitativ<br />

weiter verschärft. In bestimmten Gebieten <strong>und</strong> Berufen<br />

entstanden dadurch erhebliche Ungleichgewichte zwischen<br />

Angebot <strong>und</strong> Nachfrage.<br />

Lassen Sie mich diese Feststellung durch einige statistische<br />

Angaben belegen. Das bei den Arbeitsämtern erfaßte An-<br />

gebot betrieblicher Ausbildungsstellen war in den Jahren<br />

1960 bis 1970 relativ konstant. Nach den Ergebnissen der<br />

Berufsberatungsstatistik schwankt es im Zeitraum von<br />

1959160 bis 1969/70 zwischen 600.000 <strong>und</strong> 646.oOo Stellen,<br />

von denen in diesen Jahren jeweils bis zu 40 O/O unbesetzt<br />

blieben. Seit 1970/71 ist das Angebot an betrieblichen Aus-<br />

bildungsstellen ständig rückläufig. 1972/73 sank ihre Zahl<br />

auf 371.000, 1973/74 auf 341.000 <strong>und</strong> 1974/75 waren es nur<br />

noch 326.000 Ausbildungsstellen, die den Arbeitsämtern<br />

zur Vermittlung gemeldet wurden.<br />

Bei der Beurteilung dieser Daten ist zu berücksichtigen, daß<br />

die in der Berufsberatungsstatistik erfaßten Ausbildungs-<br />

stellen nicht den gesamten Umfang des Angebots auf dem<br />

Stellenmarkt für Auszubildende wiedergeben. Die genann-<br />

ten Daten zeigen daher nicht den genauen zahlenmäßigen<br />

Bestand der Ausbildungsstellen <strong>und</strong> seiner jährlichen Ver-<br />

änderungen auf. Z. 2. wird das Gesamtangebot an Berufs-<br />

ausbildungsstellen noch nicht statistisch erfaßt. Die Tat-<br />

sache des ständigen Rückgangs an Berufsausbildungsstel-<br />

len hat die Berufsberatungsstatistik jedoch schon sehr früh<br />

angezeigt, wie die Ergebnisse einer im vorigen Jahr im<br />

Auftrag des B<strong>und</strong>esministers für Bildung <strong>und</strong> Wissenschaft<br />

vom Infas-Institut durchgeführten Repräsentativbefragung<br />

von Betrieben bestätigt haben. Nach dieser Umfrage kann<br />

für das 1. Ausbildungsjahr im Jahre 1972 ein Gesamtange-<br />

bot betrieblicher Ausbildungsstellen von 590.000 verzeichnet<br />

werden, 1974 dagegen nur noch von 480.000. Für 1975 wurde<br />

mit einem Rückgang zwischen 3 <strong>und</strong> 10 O/O gerechnet. Die<br />

B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit stellte furl1974 auf 1975 einen<br />

Rückgang der Zahl der den Arbeitsämtern gemeldeten<br />

Berufsausbildungsstellen um 4,6 O/O fest. Damit ist der Ent-<br />

wicklungstrend unbestritten.<br />

Die Zahl der Ausbildungsstellen. die unbesetzt blieben,<br />

sank von 130.000 im Jahre 1972 auf unter 2û.ooO im Septem-<br />

ber 1975. Damit sind nur noch knapp 6 O/O aller gemeldeten<br />

Ausbildungsstellen unbesetzt. Die Entwicklung zeigt, daß<br />

von Jahr zu Jahr das Angebot stärker ausgeschöpft wurde.<br />

Man kann in diesem Jahr nahezu von einer völligen Aus-<br />

Schöpfung sprechen, da es sich bei den verbleibenden Aus-<br />

bildungsstellen nicht selten um Ausbildungskapazitaten<br />

handelt, die aufgr<strong>und</strong> der besonderen Umstände besonders<br />

schwer zu besetzen sind. In den begehrten Elektroberufen<br />

sowie in den Büro- <strong>und</strong> Verwaltungsberufen waren Ende<br />

September 1975 praktisch alle gemeldeten Stellen besetzt.<br />

Auch im großen Bereich der Metallberufe konnte die Be-<br />

rufsberatung der Arbeitsämter nahezu alle verfügbaren<br />

Stellen an geeignete Berufsanwärter vermitteln. Von den<br />

20.000 unbesetzt gebliebenen Ausbildungsstellen entfällt ein<br />

erheblicher Teil auf Ernährungsberufe, Bauberufe sowie auf<br />

Berufe der Gästebetreuung <strong>und</strong> der Körperpflege. Unter<br />

Berücksichtigung der Tatsache, daß Berufswünsche <strong>und</strong><br />

Ausbildungsstellenangebote sowohl regional als auch be-<br />

ruflich nur teilweise Übereinstimmen, bleibt festzustellen,<br />

daß die beruflichen Wahlmöglichkeiten der Bewerber um<br />

Ausbildungsstellen heute im ganzen gesehen erheblich un-<br />

günstiger geworden sind. Bis Ende September 1975 konnten<br />

deshalb auch 23.500 Berufsanwärter noch nicht unterge-<br />

bracht werden, obwohl sie die individuellen Voraussetzun-<br />

gen für eine Berufsausbildung erfüllten. Unter ihnen befan-<br />

den sich 1.300 Rehabilitanden <strong>und</strong> 700 ausländische Ju-<br />

gendliche. Zum gleichen Zeitraum des Vorjahres waren<br />

20.700 Jugendliche noch nicht untergebracht. Besonders<br />

hinweisen möchte ich darauf, daß sich heuer mehr Jugend-<br />

liche für Ausbildungsberufe entscheiden mußten, die bis-<br />

her von den Berufsanwärtern weniger begehrt waren <strong>und</strong><br />

aus diesem Gr<strong>und</strong>e nicht die von den Ausbildungsbetrieben<br />

gewünschte Zahl an Nachwuchskräften gewinnen konnten.<br />

Es war nach wie vor nicht möglich, den Verlust betrieblicher<br />

Ausbildungskapazitäten durch das Angebot an Ausbildungs-<br />

möglichkeiten in berufsbildenden Schulen - vorwiegend in<br />

Berufsfachschulen - auszugleichen.<br />

Die insgesamt rückläufige Entwicklung des Ausbildungs-<br />

stellenangebotes hat nach den Erfahrungen der Arbeits-<br />

ämter verschiedene Gründe:<br />

- Ein Teil der Betriebe mußte seine Ausbildungstätigkeii<br />

wegen der strengeren Beurteilung der Eignung der Ausbil-<br />

dungsstätten <strong>und</strong> der persönlichen <strong>und</strong> fachlichen Eignung<br />

der Ausbilder bzw. Ausbildenden durch die nach dem Be-<br />

rufsbildungsgesetz zuständigen Steilen einschränken. Si-<br />

cher gehe ich mit Ihnen einig, daß diese Entwicklung im<br />

Interesse einer Qualifizierung der Berufsausbildung positiv<br />

zu werten ist.<br />

- Kleinere <strong>und</strong> mittlere Betriebe waren häufig nicht in der<br />

Lage, den neuen, anspruchsvolleren <strong>und</strong> verbindlichen Aus-<br />

bildungsordnungen zu genügen. Hier zeigten sich beson-<br />

dere Schwierigkeiten bei Anforderungen, die mit bestimm-<br />

ten Stufenausbildungsgängen verb<strong>und</strong>en sind.<br />

- Die konjunkturelle Entwicklung <strong>und</strong> die strukturellen<br />

Veränderungen in bestimmten Berufsbereichen haben eben-<br />

falls zur Verminderung des Angebots an Ausbildungsstel-<br />

len beigetragen. Nach der bereits erwähnten Betriebsbe-<br />

fragung des Infas-Instituts durch das B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Bildung <strong>und</strong> Wissenschaft ist bei 40 O/O der Fälle die<br />

Nachwuchseinstellung auch von der Umsatzentwicklung <strong>und</strong><br />

den Auftragseingängen abhängig gemacht worden.<br />

5<br />

-


- Zum Rückgang der Ausbildungsstellen hat in manchen<br />

Fällen auch die Unsicherheit über die weitere Enîwidtlung<br />

des beruflichen Ausblldungswesens beigetragen. Die ge-<br />

plante Neuordnung der beruflichen Bildung durch ein neues<br />

Berufsbildungsgesetz ist Ihnen bekannt. In diesem Zusam-<br />

menhang möchte ich darauf hinweisen, daß es vereinzelt<br />

auch Betriebe gibt, die sich abwartend verhalten, weil sie<br />

Öffentliche Mittel zur Finanzierung der laufenden Kosten<br />

der Berufsausbildung erwarten.<br />

- Manche Betriebe begründen ihre Zurückhaltung zur Aus-<br />

bildung auch damit, daß in den letzten Jahren die Leistungs-<br />

bereitschaft der Jugendlichen geringer geworden sei <strong>und</strong><br />

ihre schulische Vorbildung den erhöhten Anforderungen<br />

einer modernen Berufsausbildung vielfach nicht genüge.<br />

- Berichtet wird auch von Schwierigkeiten in der betrieb-<br />

lichen Praxis, die durch die Berufsgrdndbildungsjahr- <strong>und</strong><br />

Berufsfachschul-Anrechnungsverordnung auftreten, da die<br />

Rahmenlehrpläne der Länder <strong>und</strong> die Ausbildungsordnun-<br />

gen des B<strong>und</strong>es nicht genügend aufeinander abgestimmt<br />

sind. Beobachtet wurden auch Fälle, bei denen Bewerber<br />

den Betrieben einen Besuch des Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahres<br />

oder der Berufsfachschule verschwiegen oder aber die Bil-<br />

dungsgänge voneitig abgebrochen haben, um ihre Ein-<br />

stellungschance nicht zu verschlechtern.<br />

Meine Damen <strong>und</strong> Herren! Ich glaube, Sie erkennen schon<br />

an der Aufzählung dieser wenigen Gründe, wie vielschichtig<br />

sich die Entwicklung am Ausbildungsstellenmarkt darstellt.<br />

Die Freiwilligkeit der Inanspruchnahme der Dienste der Bun-<br />

desanstalt für Arbeit <strong>und</strong> die berufliche Entscheidungsfrei-<br />

heit des einzelnen Staatsbürgers, aber auch die nicht exakt<br />

erfaßbare statistische Einheit ,,Ausbildungsstellen", lassen<br />

eine genaue Erfassung sowohl des Gesamtangebotes an<br />

betrieblichen Ausbildungsstellen, wie auch der Zahl der<br />

tatsächlichen Berufsanwärter nur schwer zu. Wir stehen mit<br />

den für die berufliche Bildung verantwortlichen Stellen in<br />

engem Kontakt, um brauchbare Lösungen für entsprechen-<br />

de statistische Erfassungen zu finden.<br />

Das Ansteigen der Zahl der Bewerber an Ausbildungs-<br />

stellen ist dagegen statistisch einwandfrei belegbar. Die<br />

Erhöhung ist schon dadurch bedingt, da6 das Interesse an<br />

einer Berufsausbildung gegenüber einer un- bzw. ange-<br />

lernten Erwerbstätigkeit bei Schulabgängern zugenommen<br />

hat. Dazu kommt, daß in einigen B<strong>und</strong>esländern - Nieder-<br />

Sachsen, Hamburg, Berlin <strong>und</strong> Bayern - schon in diesem<br />

Jahr die Zahl der Schulabgänger angestiegen ist. Ab 1977<br />

müssen wir für einige Jahre insgesamt mit stärkeren Schul-<br />

entlaßjahrgängen rechnen.<br />

Beruísanwärter durch jene Jugendlichen vergrö6ert wird,<br />

die im vorhergehenden Jahr aufgr<strong>und</strong> einer erfolglosen<br />

Suche nach einer Ausbildungsstelle Überbrückende Bll-<br />

dungsmaûnahmen, insbesondere berufsvorbereitende Lehr-<br />

gänge besucht haben <strong>und</strong> wieder als Bewerber auftreten.<br />

Die Bugwelle der steigenden Nachfrage schieben wir vor<br />

uns her - <strong>und</strong> sie wird zunächst von Jahr ZU Jahr größer.<br />

Um den Oberblick über die derzeitige Lage auf dem Arbeits-<br />

markt der Jugendlichen zu vervollständigen, lassen Sie<br />

mich noch einige Hinweise zur sog. Jugendarbeitslosigkeit<br />

geben.<br />

Bei den Arbeitsämtern waren Ende September 1975 115.800<br />

Personen unter 20 Jahren - 113 O/O aller Arbeitslosen -<br />

arbeitslos gemeldet. Die altersspezifische Arbeitslosenquote,<br />

die im Januar 1975 mit 6 O/O noch überdurchschnittlich<br />

hoch war, hatte sich bis Mai 1975 der durchschnittlichen<br />

Arbeitslosenquote (4,4 O/o) angeglichen, sie beträgt Ende<br />

September 1975 5,8 O/o. Diese Tatsache dari nicht darüber<br />

hinwegtäuschen, daß gerade Jugendliche bei hoher Arbeitslosigkeit<br />

in einer besonders schwierigen Arbeitsmarktsituation<br />

sind. Diese Aussage wird deutlich, wenn wir berücksichtigen,<br />

da6<br />

- über '/3 der Arbeitslosen unter 20 Jahren weder einen<br />

Hauptschulabschluû noch einen berufsbildenden Abschluß<br />

hat <strong>und</strong><br />

- rd. 70 O/o keine abgeschlossene Berufsausbildung besitzen.<br />

Der größte Teil der Arbeitslosen dieser beiden Gruppen<br />

gehört zu den Personenkreisen der lernschwachen bzw. der<br />

benachteiligten Jugendlichen. Dabei ist aufschlußreich, da6<br />

von den 86.000 Arbeitslosen unter 20 Jahren Ende Mai 1975<br />

etwa 65 O/o eine Tätigkeit als An- <strong>und</strong> Ungelernte suchten<br />

<strong>und</strong> damit an einer Berufsausbildung nicht interessiert waren.<br />

Lediglich 6.500 Jugendliche, 7,6 O/O der Arbeitslosen<br />

ihrer Altersstufe waren auch deshalb arbeitslos gemeldet,<br />

weil sie keine ihren Fähigkeiten <strong>und</strong> Interessen enisprechende<br />

betriebliche Ausbildungsstelle gef<strong>und</strong>en hatten. Die<br />

entsprechende Auswertung bis Ende September 1975 wird<br />

z. Z. vorgenommen.<br />

Selbst wenn man berücksichtigt, daß sich nicht alle erfolglosen<br />

Bewerber um Ausbildungsstellen arbeitslos melden,<br />

zeigen diese Zahlen doch, daß die gegenwärtige Arbeitslosigkeit<br />

der Jugendlichen nur zu einem kleinen Teil auf einen<br />

Mangel an Berufsausbildungsstellen zurückzuführen<br />

ist. Die Zahl der bei den Arbeitsämtern arbeitslos gemeldeten<br />

Jugendlichen erklärt sich vielmehr aus der allgemei-<br />

Die Zahl der zur Schulentlassung kommenden Hauptschüler<br />

nen Arbeitslosigkeit, die seit Beninn des Jahres über der<br />

Millionengrenze- liegt <strong>und</strong> haupts&hlich konjunkturell, teil<strong>und</strong><br />

Schüler mit mittlerem Bildungsabschluß steigt von 1977<br />

bis 1979 Von 687.000 auf 77'3.000. Die Höchstzahl bei den<br />

Abiturienten wird im Jahre 1982 erwartet.<br />

weise aber auch strukturell bedingt - ist.<br />

~i~ von ,ir in gro~en zugen dargestellte Arbeitsmarktsituation<br />

ist für die Arbeitsämter Anlaß zu verstärkten Akti-<br />

Wenn es uns nicht gelingt, das Ausbildungsangebot nen- vitaten. Da die Förderung lernschwacher <strong>und</strong> benachteiligter<br />

nenswert zu erhöhen, sind zunehmend größere Schwierig- junger Menschen durch Berufsvorbereitung <strong>und</strong> Vermittkeiten<br />

bei der beruflichen Eingliederung unserer Jugend- lung vorrangig Aufgabe der Berufsberatung der Arbeitslichen<br />

nicht auszuschließen. Dazu kommt, daß die Zahl der ämter ist, möchte ich mich bei meiner Darstellung auf die-<br />

6


sen Funktionsbereich konzentrieren. Ebenso wie auch an-<br />

dere soziale Beratungsdienste verstehen wir uns von der<br />

Berufsberatung als eine unabhängige Einrichtung der Öf-<br />

fentlichen Daseinsvorsorge, die bei freiwilliger Inanspruch-<br />

nahme jede Bevorm<strong>und</strong>ung <strong>und</strong> Lenkung ausschließt <strong>und</strong><br />

unentgeltlich sowohl allgemeine wie individuelle Hilfen zur<br />

Selbsthilfe anbietet.<br />

Die Berufsberatung wendet sich vor allem an Jugendliche<br />

<strong>und</strong> deren Eltern. Sie erteilt Rat <strong>und</strong> Auskunft in Fragen<br />

der Berufswahl <strong>und</strong> berät darüber hinaus Ratsuchende in<br />

Fragen ihrer schulischen Bildung, soweit diese für ihre Be-<br />

rufswahl <strong>und</strong> ihre berufliche Entwicklung von Bedeutung<br />

sind. Um diesen Aufgaben gerecht werden zu können, bietet<br />

die Berufsberatung allen Interessierten, den verschieden-<br />

sten Personengruppen <strong>und</strong> der gesamten Offentlichkeit ihre<br />

Dienste <strong>und</strong> Leistungen an. Diese umfassen insbesondere<br />

- in Wort, Schrift <strong>und</strong> Bild die wesentlichen Informationen<br />

aus den Bereichen der Bildung, der Berufe <strong>und</strong> des Ar-<br />

beitslebens;<br />

- eine individuelle Beratung zur Planung von mehrstufigen,<br />

alternativen Bildungs- <strong>und</strong> Berufswegen;<br />

- die Vermittlung betrieblicher <strong>und</strong> den Nachweis schu-<br />

lischer Berufsausbildungsstätten;<br />

- die Förderung der betrieblichen <strong>und</strong> überbetrieblichen<br />

Berufsausbildung durch Beihilfen unter rechtlich festge<br />

setzten Voraussetzungen.<br />

Es ist selbstverständlich, da6 wir uns bemühen, bei der Be-<br />

rufsberatung besonderer Personenkreise den jeweiligen<br />

Bedürfnissen durch spezielle Methoden <strong>und</strong> Maßnahmen<br />

gerecht zu werden. Im Rahmen der Berufsorientierung in-<br />

formieren <strong>und</strong> orientieren wir zur Vorbereitung einer fun-<br />

dierten Berufswahl Über die jeweils zugänglichen oder an-<br />

zustrebenden Ausbildungs- <strong>und</strong> Berufsmöglichkeiten, aber<br />

auch Über die, die Ausbildungs- <strong>und</strong> Berufswahl beeinflus-<br />

senden wesentlichen Faktoren, über die Strukturmerkmale<br />

der Berufe, Über Wege <strong>und</strong> Förderungsmöglichkeiten der<br />

beruflichen Bildung sowie Über Trends <strong>und</strong> Chancen des<br />

Arbeitsmarktes <strong>und</strong> des Beschäftigungssystems. Um den<br />

lernschwachen <strong>und</strong> benachteiligten Jugendlichen einen Ein-<br />

blick in die Zusammenhänge von Berufswahl, Berufsaus-<br />

Übung <strong>und</strong> der daraus resultierenden sozialen Stellung zu<br />

geben sowie ihr Verständnis für diese Oberlegungen zu<br />

wecken, haben wir eigene Medien <strong>und</strong> Maßnahmen entwik-<br />

kelt. Für diese Zielgruppe wurde von uns das besondere<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Leseheft ,,Auf dem Wege zum Beruf" als Un-<br />

terrichtshilfe bei der Arbeitslehre sowie die Broschüre ,,Mehr<br />

wissen, Informationen für Eltern behinderter Jugendlicher"<br />

herausgegeben. Zur Zeit entwickeln wir ein Modell, das eine<br />

Qualifizierung der Unterrichtsgespräche des Berufsberaters<br />

in den Sonderschulen für Lernbehinderte unter Auswertung<br />

wissenschaftlicher Erkenntnisse zum Ziele hat.<br />

In der beruflichen Einzelberatung wird dem Ratsuchenden<br />

Gelegenheit geboten, mit dem Berufsberater seine eigene<br />

Berufsentscheidung zu erörtern. In diesem Beratungsge-<br />

sprach werden die persönlichen Voraussetzungen <strong>und</strong> Er-<br />

wartungen geklärt <strong>und</strong> unter Einbeziehung weitreichender<br />

beruflicher Entwicklungsperspektiven auf die vorhandenen<br />

Ausbildungcmõglichkeiten bezogen. Da es lernschwachen<br />

<strong>und</strong> benachteiligten jungen Menschen häufig an eigenen<br />

Initiativen, das Beratungsangebot zu nutzen, fehlt, hält die<br />

Berufsberatung in diesen Fällen besonders engen Kontakt<br />

zu den Lehrern an den Sonderschulen. Dies ist auch häufig<br />

deshalb unerläßlich, weil in vielen Fällen gerade diese Ju-<br />

gendlichen keine Hilfe durch ihre Eltern erfahren. Dabei<br />

geht es uns nicht nur darum, das Beratungsangebot zu<br />

intensivieren, es müssen vielmehr zielgruppenspezifische<br />

Beratungsmethoden angewandt werden. Die für Behinderte<br />

generell vorgesehene besonders systematische diagno-<br />

stische Beratungsphase wird meist durch ärztliche <strong>und</strong> psy-<br />

chologische Untersuchungen zusätzlich untermauert. Auch -_<br />

für diesen Personenkreis gilt dabei der Gr<strong>und</strong>satz der Frei-<br />

willigkeit der Inanspruchnahme der Berufsberatung.<br />

Die Ausbildungsvermittlung. d. h. alle Bemühungen um<br />

Vermittlung beruflicher Ausbildungsstellen, ist eine eigenständige<br />

Hilfe zur Realisierung von getroffenen Berufsent-<br />

Scheidungen. Bei dieser Vermittlungstätigkeit, die auf das<br />

Zustandekommen beruflicher Ausbildungsverhältnisse gerichtet<br />

ist, hat die Berufsberatung besonders darauf zu a&,ten,<br />

daß geeignete Ratsucher nur in fachlich, ges<strong>und</strong>heitlich<br />

<strong>und</strong> erzieherisch einwandfreie Ausbildungsstellen gelangen.<br />

Bei der Beurteilung der Ausbildungsqualität legt<br />

die Berufsberatung die gutachtliche Stellungnahme der<br />

nach dem Berufsbildungsgesetz zuständigen Stelle zugr<strong>und</strong>e.<br />

Die vielfältigen Schwierigkeiten, die sich bei der Beachtung<br />

der Vermittlungsgr<strong>und</strong>sätze für die Unterbringung<br />

lernschwacher <strong>und</strong> benachteiligter Jugendlicher ergeben<br />

können, sind offensichtlich. Bevor ich dazu eingehender<br />

Stellung nehme, darf ich einen kurzen Hinweis auf die finanzielle<br />

Förderung der betrieblichen Berufsausbildung<br />

durch die Gewährung von Berufsausbildungsbeihilfen geben.<br />

Mit ihr soll im Einzelfalle die Realisierung einer Se-,-.<br />

troffenen Berufsentscheidung unterstützt <strong>und</strong> ermöglich'<br />

werden. Der Haushaltsansatz dafür beträgt z. 2. Ca. 300<br />

Millionen DM. Berufsausbildungsbeihilfe können Jugendliche<br />

auch unabhängig von der Inanspruchnahme der beruflichen<br />

Einzelberatung <strong>und</strong> der Ausbildungsvermittlung erhalten.<br />

Sie wird auf Antrag für eine betriebliche oder überbetriebliche<br />

Ausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf<br />

gewährt, soweit die dafür erforderlichen Bedingungen<br />

vorliegen. Das vom Deutschen B<strong>und</strong>estag verabschiedete<br />

Haushaltsstrukturgesetz bringt gegenüber der bisherigen<br />

Praxis einige Xnderungen. Ich darf die geänderte Fassung<br />

des § 40 AFG im Wortlaut zitieren:<br />

,,Die B<strong>und</strong>esanstalt gewährt Auszubildenden Berufsausbildungsbeihilfen<br />

für eine berufliche Ausbildung in Betrieben<br />

oder überbetrieblichen Ausbildungsstätten sowie für<br />

die Teilnahme an Gr<strong>und</strong>ausbildungs- <strong>und</strong> Förderungslehrgängen<br />

u. a. berufsvorbereitenden Maßnahmen, soweit<br />

ihnen die hierfür erforderlichen Mittel anderweitig nicht<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Für die Teilnehmer an berufsvorbereitenden Maßnahmen<br />

kann die B<strong>und</strong>esanstalt die Lehrgangsgebühren ohne An-<br />

7


echnung von Einkommen übernehmen. Die Berufsausbil-<br />

dungsbeihilfen werden als Zuschüsse oder Darlehen ge-<br />

währt."<br />

Nach Inkrafttreten des Haushaltsstrukturgesetzes wird die<br />

elternunabhängige Förderung für Verheiratete <strong>und</strong> für Per-<br />

sonen über 21 Jahren entfallen. Die endgültige Regelung<br />

wird demnächst vom Verwaltungsrat der B<strong>und</strong>esanstalt für<br />

Arbeit beraten.<br />

Berufsvorbereitung <strong>und</strong> berufliche Eingliederung lernschwa-<br />

cher <strong>und</strong> benachteiligter junger Schulabgänger stehen in<br />

einem engen inneren Zusammenhang. Sind diese jungen<br />

Menschen nicht genügend qualifiziert ,,berufs-vorbereitet",<br />

so sind ihre Chancen für eine befriedigende berufliche Ein-<br />

gliederung stark gemindert. Dies gilt voi allem für Sonder-<br />

Schüler, aber auch für Hauptschüler ohne Hauptschulab-<br />

schluß, da die Betriebe wenig Bereitschaft zeigen, leistungs-<br />

schwache Jugendliche einzustellen, solange geeignetere<br />

Bewerber zur Verfügung stehen. Das verknappte Angebot<br />

erlaubt vielen Betrieben in zahlreichen Gebieten <strong>und</strong> Be-<br />

rufen, höhere Anforderungen an die künftigen Nachwuchs-<br />

kräfte zu stellen. Daraus resultiert ein deutlicher Druck der<br />

höheren Qualifikation auf die jeweils niedrigeren: Abiturien-<br />

ten drängen in herkömmliche Realschülerberufe, Realschü-<br />

ler in herkömmliche Hauptschülerberufe, Hauptschüler wei-<br />

chen aus auf herkömmliche Berufe für weniger Begabte.<br />

Da in diesen Bereichen das Angebot zu Ende geht, kommen<br />

Abgänger aus Sonderschulen nicht in wünschenswertem<br />

Umfange zu angemessenen Berufsausbildungsstellen. Es<br />

gibt natürlich Ausnahmen von diesem Domino-Effekt.<br />

Vereinzelt verzichten Unternehmen auf höhere Qualifika-<br />

tionen <strong>und</strong> stellen beispielweise leistungsschwächere Haupt-<br />

Schüler ein, die ihnen später leichter erhalten bleiben. Wer<br />

die Gesamtzusammenhänge am Arbeitsmarkt überschaut<br />

<strong>und</strong> gewohnt ist, auch längerfristig zu denken, kann trotz<br />

aller Schwierigkeiten der augenblicklichen Arbeitsmarkt-<br />

;ituation nur zustimmen, wenn ich sage: wir müssen aile<br />

Bemühungen um eine berufliche Eingliederung der lei-<br />

stungsschwächeren Personenkreise nach wie vor auf eine<br />

berufliche Ausbildung richten, weil nur sie eine Gr<strong>und</strong>lage<br />

für eine dauerhafte Eingliederung auf dem allgemeinen<br />

Arbeitsmarkt bildet.<br />

Eine berufliche Ausbildung kann wesentlich dazu beitragen, arbeitet werden.<br />

die körperliche <strong>und</strong> seelische Verfassung sowie die Ein-<br />

stellung zum Leben <strong>und</strong> zur Gesellschaft verbessern. Auch<br />

diese Jugendlichen, die aufgr<strong>und</strong> ihrer Leistungsschwäche<br />

bei der Suche nach einer beruflichen Ausbildung zunäctist<br />

erfolglos bleiben, haben einen individuellen <strong>und</strong> sozialen<br />

Anspruch auf eine möglichst umfassende, vielseitige <strong>und</strong><br />

gr<strong>und</strong>legende berufliche Ausbildung für einen künftigen Be-<br />

ruf oder Arbeitsplatz. Diese Ausbildung muß eine qualifi-<br />

zierte Leistung in einem möglichst breiten Bereich ver-<br />

wandter Beschäftigungen ermöglichen. Je besser <strong>und</strong> je<br />

sorgfältiger diese Ausbildung war, um so wahrscheinlicher<br />

ist die Anpassungsfähigkeit <strong>und</strong> die Krisenfestigkeit dieser<br />

Jugendlichen. Dabei müssen Ausbildungsgänge für Berufs-<br />

bzw. Tätigkeitsbereiche ausgewählt werden, die auch die-<br />

8<br />

Sem Personenkreis Aussicht auf dauerhafte Beschäftigung<br />

bieten <strong>und</strong> denen der einzelne Jugendliche voraussichtlich<br />

auf Dauer gewachsen sein wird. Je chancenarmer die aus-<br />

gewählten Berufe, um so geringer sind die Aussichten, da8<br />

diese Jugendlichen sich in der Konkurrenz behaupten kön-<br />

nen <strong>und</strong> desto größer ist die Gefahr, daß sie beruflich ab-<br />

sinken <strong>und</strong> ihren Arbeitsplatz verlieren.<br />

Bei dem Bemühen, möglichst vielen Jugendlichen eine<br />

ihnen angemessene berufliche Ausbildung oder überhaupt<br />

eine Eingliederung auf dem Arbeitsmarkt zu ermöglichen,<br />

haben berufsvorbereitende Maßnahmen eine hervorragende<br />

Bedeutung erlangt. Dies gilt in besonderer Weise für lern-<br />

schwache <strong>und</strong> benachteiligte junge Menschen. Die Berufs-<br />

ausbildung von Schwerbehinderten soll künftig verstärkt in<br />

Berufsbildungswerken durchgeführt werden, deren Aus-<br />

bildungsmöglichkeiten jedoch wegen der noch zu geringen<br />

Platzzahl in absehbarer Zeit nur für einen kleinen Kreis<br />

ausreichen. Wir rechnen mit einem Gesamtbedarí von<br />

20.000 Plätzen, von denen z. Z. etwa 6.000 vorhanden sind.<br />

Die mit Mitteln der B<strong>und</strong>esanstalt finanzierten <strong>und</strong> unter<br />

verschiedener Trägerschaft durchgeführten berufsvorberei-<br />

tenden Maßnahmen beschränken sich heute nicht nur auf<br />

die Berufsvorbereitung noch nicht ausbildungs- oder be-<br />

rufsreifer Jugendlicher, sondern erstrecken sich auch auf<br />

Gr<strong>und</strong>ausbildungslehrgänge für solche Jugendliche, die<br />

durch die gegenwärtige Wirtschaftslage arbeitslos gewor-<br />

den sind.<br />

Die wichtigsten berufsvorbereitenden Maßnahmen, die für<br />

lernschwache <strong>und</strong> benachteiligte junge Menschen in Betracht<br />

kommen sind:<br />

- Gr<strong>und</strong>ausbildungslehrgänge für Schulentlassene, die entweder<br />

eine angestrebte Berufsausbildung wegen Mangel<br />

an geeigneten Ausbildungsstellen nicht aufnehmen können<br />

oder deren Bewerbungen um Ausbildungsstellen ihrer schulischen<br />

Leistungen wegen aussichtslos sind; diese Lehrgänge<br />

bereiten vor auf die betriebspraktischen Anforde<br />

rungen an Auszubildende bzw. an Arbeitnehmer. Sie vermitteln<br />

gleichzeitig praktische <strong>und</strong> theoretische Gr<strong>und</strong>kenntnisse<br />

<strong>und</strong> -fertigkeiten in mehreren Berufen eines Berufsbereiches<br />

oder aus solchen Berufen, in denen auf dem<br />

Örtlichen Arbeitsmarkt Üblicherweise Arbeitskräfte einae-<br />

- Gr<strong>und</strong>ausbildungslehrgänge für arbeitslose Jugendliche,<br />

für die - unabhängig von den dafür maßgeblichen Grün-<br />

den - eine Berufsausbildung nicht in Betracht kommt. In<br />

diesen Lehrgängen werden berufspraktische Fertigkeiten<br />

vermittelt <strong>und</strong> Kenntnisse Über Arbeitsverhalten, Arbeits-<br />

schutz <strong>und</strong> Arbeitssicherheit u. ä. erworben.<br />

- Förderungslehrgänge für noch nicht berufsreife Schul-<br />

entlassene, die von ihrer Begabung her fähig wären, eine<br />

Berufsausbildung aufzunehmen, jedoch Starthilfen bedür-<br />

fen, weil sie wegen vorübergehender Entwicklungsschwie-<br />

rigkeiten im physischen oder psychischen Bereich der B e<br />

lastung einer Berufsausbildung noch nicht gewachsen sind.<br />

Dazu zählen auch Abgänger aus Sonderschulen für Lernbe-<br />

-


hinderte oder vergleichbare Abgänger aus Hauptschulen,<br />

die wegen ihrer in einer nicht nur vorübergehenden Behin-<br />

derung begründeten Lernschwierigkeiten der besonderen<br />

Hilfe des Förderungslehrganges bedürfen. Förderungslehr-<br />

gänge dienen der Vorbereitung auf die betriebliche Ausbil-<br />

dung in einem anerkannten Ausbildungsberuf. Nach unserer<br />

Auffassung wäre zu begrüßen, wenn die zuständigen Stellen<br />

die Möglichkeit zur Regelung besonderer Ausbildungsgänge<br />

für Behinderte (0 48 Berufsbildungsgesetz bzw. 5 42 b HWO)<br />

stärker nutzen würden.<br />

- Lehrgänge zur Verbesserung der Eingliederungsmög-<br />

lichkeiten für noch nicht Berufsreife, die für eine Ausbildung<br />

in einem anerkannten Ausbildungsberuf mit Sicherheit nicht<br />

in Betracht kommen, aber gerade wegen ihrer Behinderung<br />

der besonderen Hilfe des Lehrganges bedürfen, damit ihnen<br />

eine Eingliederung auf dem betreffenden Arbeitsmarkt er-<br />

möglicht wird. Zweck dieses Lehrganges ist die Vorberei-<br />

tung auf eine Arbeitnehmertätigkeit auf dem freien Arbeits-<br />

markt oder auf dem besonderen Arbeitsmarkt ,,Werkstatt<br />

für Behinderte".<br />

Die Kapazität der durch die B<strong>und</strong>esanstalt geförderten be-<br />

rufsvorbereitenden Maßnahmen haben wir in den letzten<br />

Jahren erheblich ausgeweitet. Während noch im Berichts-<br />

jahr 1972/73 insgesamt 9.600 Teilnehmer in 348 Maßnahmen<br />

unterrichtet wurden, besuchten am 1. November 1975 r<strong>und</strong><br />

25.400 Teilnehmer insgesamt 819 berufsvorbereitende Maß-<br />

nahmen.<br />

Im einzelnen waren nach dem Stand Anfang November 1975<br />

4.900 Teilnehmer in 240 Gr<strong>und</strong>ausbildungslehrgängen<br />

12.700 Teilnehmer in 314 Förderungslehrgängen<br />

7.800 Teilnehmer in 265 Lehrgängen zur Verbesserung der<br />

Eingliederungsmöglich keiten.<br />

Alle diese Teilnehmer erhalten aus Mitteln der B<strong>und</strong>esan-<br />

stalt Berufsausbildungsbeihilfen oder finanzielle Hilfen im<br />

Rahmen der Fortbildung <strong>und</strong> Umschulung. Nach Inkraft-<br />

treten des Haushaltsstrukturgesetzes entfällt die Förderung<br />

aus Mitteln der beruflichen Fortbildung oder Umschulung,<br />

da dann in der Regel für diese Förderungsart eine &jährige<br />

bzw. bei Lehrgängen bis zu 6 Monaten eine 4-jährige be-<br />

rufliche Praxis erforderlich wird.<br />

Pro Teilnehmer <strong>und</strong> Maßnahme wendet die B<strong>und</strong>esanstalt<br />

durchschnittlich 10.000 bis 11.000 DM auf. Bei einer Teilnehmerzahl<br />

von rd. 26.000 Personen ergibt das einen Finanzbedarf<br />

von rd. 270 Mio DM. Allein diese Größenordnung<br />

demonstriert sinnfällig, welchen Stetlenwert die B<strong>und</strong>esanstalt<br />

für Arbeit den berufsvorbereitenden Maßnahmen<br />

beimißt.<br />

In diesem Zusammenhang möchte ich ausdrücklich feststellen,<br />

daß die B<strong>und</strong>esanstalt - für eine große Gruppe der<br />

Teilnehmer an berufsvorbereitenden Maßnahmen - eine<br />

Art ,,OberbrÜckungsfunktion" Übernommen hat. Damit leisten<br />

wir einen Beitrag zur Oberwindung der schwierigen<br />

Situation hier <strong>und</strong> heute. Diese Funktion kann von uns nur<br />

wahrgenommen werden, solange die Schule noch nicht in<br />

der Lage ist, alle Jugendlichen ihrem Bildungsauítrag ent-<br />

sprechend darauf ausreichend vorzubereiten, den Anforde-<br />

rungen des Arbeits- <strong>und</strong> Berufslebens gerecht zu werden.<br />

Alle Maßnahmen der Schulverwaltungen, die diesem Ziele<br />

dienen, müssen deshalb auch nach unserer Ansicht abso-<br />

luten Vorrang vor jenen Maßnahmen haben, die von der<br />

B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit finanziert werden. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong>e versteht sich von selbst, daß bei der inhaltlichen<br />

Gestaltung der verschiedenen Arten von Lehrgängen klare<br />

curriculare Abgrenzungen gewahrt bleiben müssen.<br />

In gleicher Weise müssen wir darauf achten, daß der be-<br />

rufsvorbereitende Charakter eindeutig dominiert <strong>und</strong> nicht<br />

schon Berufsausbildung vorweggenommen wird. Diese Ein-<br />

schränkung, oder besser gesagt ,,GrenzZiehung", gilt so-<br />

wohl hinsichtlich der betrieblichen Berufsausbildung, als<br />

auch der Berufsgr<strong>und</strong>bildung, wie sie im Berufsgr<strong>und</strong>bil-<br />

dungsjahr bzw. Berufsgr<strong>und</strong>schuljahr vermittelt werden soll.<br />

Wir können <strong>und</strong> dürfen im Rahmen der Berufsvorbereitung<br />

weder die Berufsausbildung noch das Berufsgr<strong>und</strong>bildungs-<br />

jahr bzw. Berufsgr<strong>und</strong>schuljahr - auch nicht indirekt - fi-<br />

nanzieren. Ebenso ist es gr<strong>und</strong>sätzlich nicht unsere Auf-<br />

gabe, Kosten der Allgemeinbildung, wie z. B. das Nach-<br />

holen eines Hauptschulabschlusses im Rahmen berufsvor-<br />

bereitender Maßnahmen aufzubringen.<br />

Die B<strong>und</strong>esanstalt beobachtet sehr genau Ursache <strong>und</strong> Wir-<br />

kung am Arbeitsmarkt. Wir wissen auch, da6 es keine Wun-<br />

derwaffen gibt, um schwierige Situationen kurzfristig än-<br />

dern zu können. Auch die von uns bereits bisher ergriffenen<br />

<strong>und</strong> geplanten weiteren Maßnahmen zur Verbesserung der<br />

Lage auf dem Ausbildungsstellenmarkt <strong>und</strong> zum Abbau der<br />

Jugendarbeitslosigkeit können nur eine begrenzte Wirkung<br />

haben. Sie allein vermögen die derzeitige Situation nicht<br />

gr<strong>und</strong>legend zu bessern. Eine solche radikale Xnderung<br />

wäre nur denkbar, wenn die von mir eingangs erwähnten<br />

Gründe wie z. B. derzeitige Entwicklung am Arbeitsmarkt,<br />

Zurückhaltung der Ausbildungsbetriebe beim Einstellen von-<br />

Nachwuchskräften, gegenstandslos würden. Da in diesen<br />

Bereich der Konjunktur nur mit einer allmählichen Verän-<br />

derung zu rechnen ist, hat auf meine Veranlassung hin eine<br />

Arbeitsgruppe der B<strong>und</strong>esanstalt schon zu Beginn des Jah-<br />

res eine Reihe konkreter Vorschläge erarbeitet, mit denen<br />

eine schrittweise Verbesserung der Lage auf dem Ausbil-<br />

dungsstellenmarkt <strong>und</strong> bei der Jugendarbeitslosigkeit er-<br />

zielt werden sollten. Wir haben die entsprechenden Empfeh-<br />

lungen den zuständigen Ministerien des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der<br />

Länder sowie allen sonst interessierten Organisationen zu-<br />

geleitet.<br />

Zu diesen Vorschlägen gehören z. B. auch die Entwicklung<br />

von Modellausbildungsordnungen für leistungsschwache<br />

Ausbildungsbewerber, die den mehr praktisch <strong>und</strong> weniger<br />

theoretisch Begabten besser Rechnung tragen sollen. Zahl-<br />

reiche dieser Vorschläge bilden zwar nur so etwas wie den<br />

vielzitierten ,,Tropfen auf den heißen Stein". Die Summe<br />

aller Aktivitäten - <strong>und</strong> darunter verstehe ich auch verstärkte<br />

Beiträge der Länder - vermag nach unserer Auffassung<br />

die Entwicklung erheblich zu beeinflussen. Als gezielte<br />

MaBnahmen der Schulverwaltungen kämen z. B. in Betracht:<br />

9


- das Angebot eines freiwilligen 10. Schuljahres zur Ober-<br />

brückung bei akutem Ausbildungsstellenmangel zu ver-<br />

stärken, um die Gefahr der Arbeitslosigkeit für Hauptschüler<br />

zu verringern;<br />

- das Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr/Berufsgr<strong>und</strong>schuljahr, auch<br />

in Sonderform für Lernbehinderte, über das Modellstadium<br />

hinaus zügig auszubauen;<br />

- das Angebot zum Nachholen des Hauptschulabschlusses<br />

in für diesen Personenkreis geeigneten Formen zu verbrei-<br />

tern:<br />

- die Kapazität des berufsbildenden Schulwesens, insbe-<br />

sondere der Berufsfachschulen, voll auszuschöpfen <strong>und</strong> aus-<br />

zuweiten - einschließlich des Angebots neuer Ausbildungs-<br />

qänge;<br />

- für Kinder ausländischer Arbeitnehmer zur sinnvollen<br />

Nutzung in einer Zeit der Nichtbeschäftigung deutsche<br />

Sprachkurse einzurichten, damit auch die Vorbereitung auf<br />

eine Berufsausbildung erleichtert werden könnte.<br />

In verschiedenen B<strong>und</strong>esländern sind inzwischen erfreu-<br />

licherweise vielfältige Bildungsmaßnahmen, die in unserem<br />

Vorschlag enthalten waren, angelaufen. Ich möchte jedoch<br />

nicht verhehlen, da6 nach Berichten aus nahezu allen Teilen<br />

der B<strong>und</strong>esrepublik bei den für den Besuch dieser Maß-<br />

nahmen in Betracht kommenden Personengruppen nicht<br />

selten der notwendige Bildungswille fehlt, so daß Bildungs-<br />

maßnahmen dieser oder ähnlicher Art nur ein relativ be-<br />

scheidenes Interesse finden. Diese Feststellung gilt leider<br />

auch für bereits arbeitslos gewordene Jugendliche.<br />

Meine Damen <strong>und</strong> Herren! Es hieße ,,Eulen nach Athen tra-<br />

gen“, wenn ich ausgerechnet bei Ihnen nun die vielfältigen<br />

Bemühungen jener Gemeinschaften engagierter Frauen <strong>und</strong><br />

Manner im Detail aufführen wollte, deren Vertreter Sie,<br />

meine verehrten Zuhörerinnen <strong>und</strong> Zuhörer, sind. Wir von<br />

ier B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit wissen sehr wohl, da6 der<br />

Jugendhilfe bei der Lösung der angesprochenen Probleme<br />

eine wichtige, ja eine entscheidende Rolle zukommt. Was<br />

nutzen denn die ausgeklügelsten Programme, die besten<br />

Absichten, wenn sie von der Jugend nicht angenommen<br />

werden. Ich wünsche mir deshalb, daß Sie auch weiterhin<br />

das tun, was sie durch Jahrzehnte mit anerkanntem Erfolg<br />

getan haben, nämlich mit flankierenden Maßnahmen helfen,<br />

die Jugendlichen zu motivieren, damit sie von den angebo-<br />

tenen Möglichkeiten Gebrauch machen. Und Sie sollten<br />

auch weiterhin fortfahren, Hemmnisse im häuslichen <strong>und</strong><br />

im gesellschaftlichen Raum, ja in der breiten Uffentlichkeit,<br />

abzubauen.<br />

Die B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Jugendaufbauwerk hat sich<br />

riiit der Vorbereitung, der Organisation, der inhaltlichen Aus-<br />

<strong>und</strong> bedarísangemessen gestreut werden. Es gibt eine Rei-<br />

he von Arbeitsämtern, bei denen das Problem der Berufs-<br />

Vorbereitung <strong>und</strong> Ausbildungsstellenvermittlung für Jugend-<br />

liche aus dem Personenkreis der Minderbegabten <strong>und</strong> Min-<br />

derleistungsfähigen ohne zusätzliche Hilfe nicht zu lösen ist.<br />

In diesen Fällen sind Förderungslehrgänge <strong>und</strong> Lehrgänge<br />

zur Verbesserung der Eingliederungsmöglichkeiten nahezu<br />

die einzige Möglichkeit, um diesen Jugendlichen doch noch<br />

zu einer angemessenen Berufs- <strong>und</strong> Arbeitsplatzwahl <strong>und</strong><br />

einer anschlie6enden Realisierung am Arbeitsmarkt zu ver-<br />

helfen. So konnten 1973/74 insgesamt 62 O/O der seinerzeit<br />

fast 8.000 Teilnehmer an Förderungslehrgängen soweit ,,be-<br />

rufs-vorbereitet“ werden, daß eine Berufsausbildung mög-<br />

lich wurde. Von den Absolventen der Lehrgänge zur Ver-<br />

besserung der Eingliederungsmöglichkeiten traten 42 O/o<br />

eine Arbeitsstelle an, 19 O/O nahmen eine Berufsausbildung<br />

auf. Diese Zahlen sind ein deutlicher Beweis, daß die be-<br />

rufsvorbereitenden Maßnahmen eine wirksame Hilfe zur<br />

Minderung der Jugendarbeitslosigkeit darstellen.<br />

Auf ein großes Problem muß ich dabei allerdings nachdrück-<br />

lich hinweisen. Wenn wir heute rd. 25.500 Teilnehmer in<br />

berufsvorbereitenden MaBnahmen haben, so wird diese<br />

Gruppe am Ende der Lehrgangsdauer die Zahl der Berufs-<br />

anwärter bzw. der arbeitslosen Jugendlichen zunächst wei-<br />

ter vergrö6ern. Wir können heute noch nicht mit Sicherheit<br />

sagen, wie der zeitliche Aufschub, der durch die Teilnahme<br />

an einer berufsvorbereitenden Maßnahme eintritt, am Aus-<br />

bildungsstellenmarkt bzw. am Arbeitsmarkt abgefangen<br />

werden kann. Die Örtlichen Arbeitsämter sind angewiesen,<br />

dieser Situation besondere Aufmerksamkeit zu widmen <strong>und</strong><br />

geeignete Maßnahmen zur Eingliederung zu planen.<br />

Lassen Sie mich abschließend noch ein Wort des Dankes<br />

sagen. Die B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Jugendaufbauwerk<br />

<strong>und</strong> die ihr angeschlossenen Trägerverbände haben mit<br />

großem Engagement <strong>und</strong> Sachverstand dazu beigetragen, -<br />

ja es in vielen Fällen Überhaupt erst möglich gemacht -,<br />

daß in den zurückliegenden Jahren vielen Tausenden jun-<br />

ger Menschen der Start in eine angemessene Berufsaus-<br />

bildung oder auf einen Arbeitsplatz gelungen ist. Ihre Ar-<br />

beit, meine Damen <strong>und</strong> Herren, ist eng verb<strong>und</strong>en mit der<br />

Geschichte der Entwicklung des Arbeitsmarktes seit 1945<br />

in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. Ich freue mich darüber<br />

hinaus, daß es durch ein vertrauensvolles Zusammenwirken<br />

Ihrer Institution <strong>und</strong> der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit möglich<br />

war, zu einheitlichen Vorstellungen Über die Durchführung<br />

von berufsvorbereitenden Maßnahmen zu kommen. Wir soll-<br />

ten auch hier <strong>und</strong> heute nicht vergessen, zu erwähnen, daß<br />

als Produkt dieser Zusammenarbeit nunmehr Rahmenlehr-<br />

pläne vorliegen, die den Trägern von Maßnahmen als An-<br />

halt dienen können.<br />

gestaltung <strong>und</strong> der Durchfühiung berufsvorbereitender Maß- Ich habe in der Kürze der mir zur Verfügung stehenden<br />

nahmen schon bisher große Verdienste erworben. Die gu- Zeit versucht, Ihnen aus der Sicht der B<strong>und</strong>esanstalt für<br />

lei Erfahrungen mit den berufsvorbereitenden Maßnahmen Arbeit Gedanken ,,zur Förderung lernschwacher <strong>und</strong> be-<br />

e; wtigen uns, ihre Ausweitung im notwendigen Umfange nachteiligter junger Menschen durch Berufsvorbereitung<br />

<strong>und</strong> gezielt zu fördern. Dabei ist es allerdings erforderlich, <strong>und</strong> Vermittlung” vorzutragen. Wenn ich eine Reihe von<br />

daß die Standorte der Maßnahmen noch stärker regional Aspekten nur andeuten konnte, CO hoffe ich doch, daß sicht-<br />

10


ar wurde, welchen Stellenwert die B<strong>und</strong>esanstalt für Ar-<br />

beit gerade dem Personenkreis lernschwacher <strong>und</strong> benach-<br />

teiligter junger Menschen beimißt.<br />

ich sagte eingangs, daß die positive Einstellung der t)ffent-<br />

lichkeit zu den von uns angesprochenen problemen für sich<br />

allein noch kein Anlaß zu einer optimistischen weflung sei.<br />

Ich bin jedoch fest davon überzeugt, daß die Kombination<br />

.positive öffentliche Meinung" <strong>und</strong> ,;gaielte MaBnahmen in<br />

der Zusammenarbeit von Jugendhilfe <strong>und</strong> Arbeitsamt' die<br />

dargestellten Probleme in einem angemessenen Zeitraum<br />

entscheidend abbauen sie können davon ausgehen.<br />

daß die B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit auch in den kommenden<br />

Jahren ihre vielfältigen Beiträge hierzu leistet.<br />

Ich danke Ihnen.<br />

Die Aufgaben der Jugendhilfe <strong>und</strong> Jugendsozlalarbelt bei der Förderung<br />

der beruflichen Bildung lernschwacher <strong>und</strong> benachteiligter Junger Menschen<br />

Dr. Hans Peter Mehl, Freiburg im Breisgau<br />

Zur Legltlmltät des Themas<br />

Wenn der berufsbildungspolitischen Stimme <strong>und</strong> dem ar-<br />

beitsförderungspolitischen Beitrag nun noch eine jugend-<br />

hilfepolitische Perspektive hinzuzufügen ist, so will mir<br />

scheinen, daß dies nicht allein deshalb geschieht, um den<br />

Auftrag zeitgemäBer <strong>und</strong> vorausschauender Jugendhilfe<br />

neu zu befragen <strong>und</strong> möglichenfalls zu formulieren, auch<br />

wenn zunächst kein neues Jugendhilfegesetz in Sicht sein<br />

mag. Es könnte im Blick auf den Kreis der zwischen den An-<br />

geboten des Berufs- <strong>und</strong> Arbeitsmarktes liegenden jugend-<br />

lichen Schicksale vielleicht auch darum gehen zu fragen,<br />

ob das von der Verfassung in Artikel 6 des Gr<strong>und</strong>gesetzes<br />

aufgegebene Wächteramt der staatlichen Gemeinschaft,<br />

über das Wohl des normalen wie des ,,normenabweichen-<br />

den" behinderten, benachteiligten Kindes in der Familie<br />

besorgt zu sein, lediglich als eine öffentliche Beobachtungs-<br />

Pflicht verstanden wird oder ob die Verfassung angesichts<br />

ihrer rechts- <strong>und</strong> sozialpolitischen Garantien für jedermann<br />

- also auch für den lernschwachen <strong>und</strong> sozial benachtei-<br />

ligten Jugendlichen - ebenfalls Ausschau halten Iäßt nach<br />

anderen Mandatsträgern im Rahmen dieser staatlichen<br />

Gemeinschaft <strong>und</strong> unserer Gesellschaft, welche erklärter-<br />

maßen genau im Schnittpunkt zwischen Elternhaus, Schule<br />

<strong>und</strong> Beruf für den jungen Menschen in einer ganz beson-<br />

deren Weise da sind: ich meine die freien <strong>und</strong> Öffentlichen<br />

Träger der Jugendhilfe. Sollen die Gr<strong>und</strong>sätze der freien<br />

persönlichen Entfaltung <strong>und</strong> des Ausgleichs sozialer Un-<br />

terschiede oder soll die Zusage, Beruf, Arbeitsplatz <strong>und</strong><br />

Ausbildungsstätte frei wählen zu können, auch für erst<br />

mündig werdende Bürger gelten - <strong>und</strong> dies tun sie in der<br />

Tat -, dann wird es angesichts der latenten Oberforderung<br />

der Familie <strong>und</strong> der unbarmherzigen Leistungsorientiert-<br />

heit <strong>und</strong> Lehrplanstarre der nicht kindgerechten Schule so-<br />

wie im Blick auf die mehr Privatinteressen befriedigende<br />

Okonomiebedingtheit der Berufswelt noch einen anderen<br />

Wahrer der Interessen <strong>und</strong> Probleme junger Menschen<br />

einfach geben müssen: eben die Träger der Sozialarbeit.<br />

Es wäre allerdings Überheblich (<strong>und</strong> oft erweckt es leider<br />

diesen Anschein, wenn wir uns von der Sozialarbeit her<br />

zu Wort melden), wollte man nicht anerkennen, wie viele<br />

Selbsthilfe <strong>und</strong> Fremdhilfe geschehen, etwa welche Be-<br />

mühungen <strong>und</strong> Entbehrungen Eltern heute auf sich neh-<br />

men, um ihr irgendwie zu kurz gekommenes Kind auf der<br />

Weg zu bringen. Es wäre auch falsch, wollte man nicht fest-<br />

stellen, da6 das breitgefächerte Angebot von bis zu zwölf<br />

Arten von Sonderschulen <strong>und</strong> mehreren Berufsbildern des<br />

Sonderpädagogen Antworten sucht auf die Frage nach dem<br />

Schicksal des behinderten Kindes. Und es wäre unfair,<br />

der Arbeitsverwaltung <strong>und</strong> den Rehabilitationsträgern bzw.<br />

der diesbezüglichen Gesetzgebung des B<strong>und</strong>es vorzuhal-<br />

ten, sie stopften nur widerwillig die lästigen Löcher, die<br />

nicht normale Jugendliche im Ablöseprozeß von Schule<br />

Richtung Arbeitswelt hinterlassen.<br />

Nehmen wir aber doch für die Jugendhilfe in Anspruch<br />

- <strong>und</strong> dies soll die Legitimität meines Themas ausma-<br />

chen -, daß gerade sie ihrem Überzeitlichen Auftrag ge-<br />

mäß immer nach dem Schwachen, dem Zurückgebliebenen,<br />

nach dem Unterentwickelten bzw. Nochnichtentwickelten zu<br />

suchen hat, da6 gerade sie nach dem Verborgenen <strong>und</strong><br />

Verbogenen, nach dem Wartenden <strong>und</strong> Verkümmerten, ja<br />

nach dem, der trotz aller Perfektion noch durch das Netz<br />

der sozialen Sicherung <strong>und</strong> Sicherheit fällt, zu fragen hat -,<br />

aber gleichzeitig <strong>und</strong> mehr denn je darüber hinaus die<br />

tieferen Ursachen erforschen muß, damit Wege gef<strong>und</strong>er -<br />

werden, daß nicht immer wieder neue Störungen, Gefähr-<br />

dungen <strong>und</strong> Deprivationen entstehen. Ja diese offensive<br />

Jugendhilfe muß eben auch unvertretbare gesellschaft-<br />

liche Zustände <strong>und</strong> sozialnegative Lebensfaktoren mitver-<br />

ändern helfen, die immer wieder neu8 Defekte produzieren,<br />

denen dann oft nur mit einem bißchen Notlindern <strong>und</strong><br />

Elendtherapieren reagierend <strong>und</strong> damit unzureichend <strong>und</strong><br />

viel zu spät begegnet wird.<br />

Dieses oft unpopuläre, von weiten Teilen der Gesellschaft<br />

nicht verstandene, weil eben antizyklische Fragen der mo-<br />

dernen Sozialarbeit will <strong>und</strong> dari es einfach nicht wahr-<br />

haben, daß - um es in einem etwas feuilletonistischen Satz<br />

zu sagen - es heute noch immer Kinder gibt, die am Start<br />

des Lebens bereits das Rennen verloren haben1<br />

Darum <strong>und</strong> nur darum geht es, wenn Jugendhilfe zu den<br />

Chancen <strong>und</strong> Grenzen behinderter, benachteiligter junger<br />

Menschen heute etwas zu sagen hat. Stehen wir doch alle<br />

wie gebannt vor den Zahlen:<br />

- in der BRD leben gegenwärtig 6 Millionen körperlich,<br />

geistig- <strong>und</strong> sinnesgeschädigte Menschen,<br />

11<br />

-.-


- jährlich werden 4o.ûûû dieser klassisch Behlnderten neu<br />

hinzugeboren,<br />

- rd. 100.ûûû Jugendliche, nämlich ein Viertel aller Haupt-<br />

Schulabgänger, verlassen pro Jahr nach Beendigung ihrer<br />

Vollzeitschulpflicht die Hauptschule ohne Abschluß,<br />

- 60.000 Jugendliche werden pro Jahr mit verschiedensten<br />

Behinderungsarten aus der Schule entlassen, davon 34.000<br />

unmittelbar aus den Sonderschulen,<br />

- mehr als 300.000 Jungen <strong>und</strong> Mädchen bleiben gegen-<br />

wärtig ohne Ausbildung, wenn man eine nicht unbedenk-<br />

lich hohe Dunkelziffer bzw. versteckte Jugendarbeitslosig-<br />

keit vorsichtig hinzurechnet (etwa 25 O/O aller Jugendarbeits-<br />

losen),<br />

- es gibt Wohnquartiere, etwa in sotialen Brennpunkten<br />

unserer Städte, da besuchen 49 O/O der Kinder die Sonder-<br />

schule bei einem diesbezüglichen städtischen Durchschnitt<br />

von 2 bis 3 O/O, von den ersteren (gleich 100 O/O gesetzt) er-<br />

reichen nur 15 VO den Sonderschulabschluß; die übrigen<br />

51 O/O, die die Hauptschule besuchen, schaffen (wiederum<br />

auf 100 "/O bezogen) nur zu 12 O h den Hauptschulabschluß,<br />

- in hochverdichteten Neubaugebieten stellen unsere Er-<br />

ziehungsberater bis zu 60 O/O verhaltensgestörte, sozial neu-<br />

rotische Kinder, 3 mal so hohe Jugendkriminalität, doppelt<br />

so hohe Eheanfälligkeit <strong>und</strong> 5 mal mehr Selbstmorde bzw.<br />

Selbstmordversuche fest als im Durchschnitt des gesamten<br />

Gemeinwesens oder Siedlungsraumes.<br />

Da kann doch etwas nicht stimmen1 Genau hier setzt das<br />

sozialverantwortete Fragen <strong>und</strong> Analysieren gerade der Ju-<br />

gendhilfe ein; sicherlich <strong>und</strong> gerade auch, um Hilfen zu<br />

entdecken, die sich an die Wurzeln der Symptome wenden<br />

<strong>und</strong> eine dauerhafte Lebenschance aufbauen wollen, die<br />

nicht wieder von diesem negativen Wurzelgeflecht unter<br />

das Maß des Humanen heruntergezogen werden kann.<br />

Das Proprium der Jugendsozialarbeit <strong>und</strong> der spezlflschen<br />

Jugendberufshilfe<br />

Nach dem Kriege hatten wir die Phase der objektiven Ju-<br />

gendberufsnot, dann folgten die Jahre einer mehr subjek-<br />

tiven Jugendberufsnot, <strong>und</strong> heute, will mir scheinen, stehen<br />

wir in dem komplexen Problemfeld einer gleichzeitig ob-<br />

jektiven wie subjektiven Jugendberufsnot. Nur eine solche<br />

Sicht ist die konsequente Beurteilung der heute <strong>und</strong> noch<br />

längere Zeit vorherrschenden nicht nur regionalen, saiso-<br />

nalen oder konjunkturellen, sondern strukturellen <strong>und</strong><br />

gleichzeitig verdeckten Arbeitslosigkeit. Diese potenzierte<br />

Schwierigkeit wiegt die nach 30 Jahren gewonnenen neuen<br />

erziehungs-, bildungs- <strong>und</strong> sozialwiccencchaftlichen wie<br />

praktisch-empirischen Erkenntnisse zum Aufbau von sach-<br />

gerechten Hilfen leider fast wieder auf.<br />

In der Fragestellung nach den Initiativen <strong>und</strong> Aktivitäten<br />

möglicher Jugendhilfe angesichts der ,,grauen Zone" die-<br />

ser sog. benachteiligten Konfliktsjugend dürfte aber un-<br />

bestritten sein: kein Gebiet der heutigen Jugendhilfe weist<br />

eine solche konzeptionelle <strong>und</strong> praktische Affinität zu Be-<br />

12<br />

ruf- <strong>und</strong> Arbeitswelt auf wie die Jugendsozialarbeit oder -<br />

wohl etwas sachgerechter bezeichnet - die sozialpädago-<br />

gische Jugendberufshilfe.<br />

Ihr Proprium, ihre charakteristische Eigenheit beruht doch<br />

darin, da8 sie die berufsbezogene Komponente in ihren<br />

Auftrag der Hilfe zur personalen <strong>und</strong> sozialen Entfaltung<br />

<strong>und</strong> gesellschaftlichen Eingliederung junger Menschen do-<br />

minant einbaut, dabei aber eine ganzheitlich orientierte Er-<br />

ziehungs- <strong>und</strong> Bildungshilfe gleichwohl anstrebt, wohl wis-<br />

send, daß sie - so wenig wie andere Erziehungs- <strong>und</strong> Bil-<br />

dungsfunktionen bzw. - träger - allein universal oder gar<br />

total den ihr anvertrauten Menschen in Anspruch nehmen<br />

kann. Diese Art Jugendhilfe - <strong>und</strong> dies ist m. E. auch das<br />

Neuartige an ihr - ist zugleich komplementärer <strong>und</strong> inte-<br />

grativer Natur, mit leichtem Obergewicht des letzteren. Ju-<br />

gendberufshilfe bedarf zwar einer Reihe anderer Erzie-<br />

hungs- <strong>und</strong> Bildungspotenzen - selbstverständlich <strong>und</strong> un-<br />

verzichtbar das Elternhaus, dann die Schule oder mehrere<br />

Typen von vor allem berufsbildenden Schulen, ferner die<br />

differenzierten Vor- <strong>und</strong> Ausbildungsstufen von Handwerk,<br />

Industrie <strong>und</strong> Dienstleistungsbereich, sicherlich auch die<br />

verschiedenen Träger der Versicherung <strong>und</strong> Versorgung;<br />

alle diese Faktoren benötigt sie zur Verwirklichung ihres<br />

Auftrages. Jugendberufshilfe vermittelt aber eigentlich eine<br />

Hilfe, die durch Beleuchtung der familialen, soziokulturellen<br />

Bedingungen <strong>und</strong> der psychosozialen Folgewirkungen ei-<br />

nes Einzelfalles gewissermaßen das Netz dieser verschie-<br />

denen Angebote erst gültig knüpft <strong>und</strong> im sozialen Bezug<br />

von individueller <strong>und</strong> kollektiver Vertrautheit <strong>und</strong> Verläss-<br />

lichkeit, ja im Beistand des Mitmenschlichen fest zusam-<br />

menhält. Hier wird Sozialarbeit substantiell zur Lebens-<br />

hilfe. Das ist die Würde, aber auch die Bürde rechtverstan-<br />

dener sozialpädagogischer Jugendberufshilfe.<br />

Nicht umsonst ist dieser Auftrag im zweiten Referentenent-<br />

Wurf zu einem Jugendhilfegesetz nach jahrelangem Be-<br />

mühen folgendermaßen formuliert worden, was weithin<br />

noch kaum zur Kenntnis genommen worden ist:<br />

6 36 Angebote für sozial Benachteiligte<br />

(1) Im Bereich der außerschulischen Jugendbildung hat der<br />

öffentliche Träger der Jugendhilfe diejenigen jungen Men-<br />

schen besonders zu fördern, die zur Erlangung von Chan-<br />

cengleichheit auf Gr<strong>und</strong> ihrer Lebensumstände in erhöh-<br />

tem Maße auf Hilfe angewiesen sind. Dies gilt insbeson-<br />

dere für junge Menschen aus sozialen Brennpunkten, junge<br />

Suchtgefährdete, junge Behinderte, berufsunreife junge<br />

Menschen, jugendliche Zuwanderer <strong>und</strong> Aussiedler sowie<br />

junge Ausländer. Die außerschulische Jugendbildung wirkt<br />

auch dabei mit, Örtliche <strong>und</strong> regionale Mängel im Ausbil-<br />

dungsangebot auszugleichen.<br />

(2) Soweit die erforderlichen Hilfen nicht im Rahmen ande-<br />

rer Einrichtungen <strong>und</strong> Veranstaltungen der außerschuli-<br />

schen Jugendbildung gewährt werden können, die der<br />

Förderung aller jungen Menschen dienen, sind<br />

1. Sondereinrichtungen, insbesondere Jugendwohnheime<br />

bereitzustellen <strong>und</strong>


2. Sonderveranstaltungen durchzuführen, insbesondere<br />

a) Jugendgemeinschaftswerke,<br />

b) Hilfen zur Unterstützung <strong>und</strong> Ergänzung des übrigen<br />

Bildungswesens,<br />

c) Projekte im Rahmen der Gemeinwesenarbeit.<br />

Diese Hilfebeschreibung verleiht zwar nach den bisherigen<br />

Vorstellungen noch keinen subjektiv-öffentlichen Rechts-<br />

anspruch. Dagegen wird später im gleichen Referenten-<br />

entwurf zu einem neuen Jugendhilfegesetz bei den ,,Be-<br />

sonderen Erziehungshilfen" unter Anerkennung eines<br />

Rechtsanspruches folgendes ergänzend formuliert, be-<br />

dauerlicherweise nicht scharf <strong>und</strong> ausgewogen genug:<br />

Q 58 Erziehungshilfe in einem Kinder- oder Wohnheim<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche haben Anspruch auf Erziehungs-<br />

hilfe in einem Kinder- oder Wohnheim, wenn die eigene<br />

Familie für voraussichtlich längere Zeit nicht in der Lage<br />

ist, eine dem Wohle des Kindes oder Jugendlichen ent-<br />

sprechende Erziehung zu gewährleisten, <strong>und</strong> wenn Erzie-<br />

hung in einer Kurzpflegestelle oder in einer Pflegestelle<br />

nicht möglich oder aus besonderen Gründen für die För-<br />

derung des Kindes oder Jugendlichen nicht geeignet ist.<br />

Ober diese ausbildungs- <strong>und</strong> berufsbegleitende, aber auch<br />

berufsfindungsbegleitende Wohnheimhilfe hinaus wird im<br />

zweiten Referentenentwurí noch eine weitere u. a. berufs-<br />

bezogene Erziehungshilfe mit Rechtsanspruch angeboten:<br />

9 61 Erziehungshilfe in einer Wohngemeinschaft<br />

(1) Ein Jugendlicher hat Anspruch auf Erziehungshilfe in<br />

einer Wohngemeinschaft, wenn zu erwarten ist, daß er mit<br />

sozialpädagogischer Unterstützung zu selbständiger Le-<br />

bensführung fähig ist, an dem Zusammenleben einer auf<br />

Selbstentfaltung <strong>und</strong> Selbstverantwortung gerichteten Grup-<br />

pe teilnehmen <strong>und</strong> die Anforderungen eines Ausbildungs-<br />

oder eines Arbeitsverhältnisses erfüllen kann.<br />

(2) Die in einer Wohngemeinschaft lebenden Jugendlichen<br />

sind durch sozialpädagogische Fachkräfte regelmäßig zu<br />

beraten <strong>und</strong> zu betreuen. Ihnen ist die Möglichkeit zu bie-<br />

ten, ergänzende, insbesondere therapeutische Hilfen in An-<br />

spruch zu nehmen.<br />

Eine solche Position im System der Jugendhilfe nimmt<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich heute schon die sozialpädagogische Jugend-<br />

berufshilfe ein, wenn man nach dem geltenden Jugend-<br />

wohlfahrtsgesetz die Vorschriften der §§ 1, 5 <strong>und</strong> 6 ineinan-<br />

der liest, nämlich daß<br />

jeder junge Mensch ein Recht auf Erziehung zur leiblichen,<br />

seelischen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Tüchtigkeit hat, <strong>und</strong> zwar<br />

auch während der Berufsvorbereitung, Berufsausbildung<br />

<strong>und</strong> Berufstätigkeit einschließlich der Unterbringung außer-<br />

halb des Elternhauses mit Gewährung des entsprechenden<br />

Erziehungsbedarfs <strong>und</strong> notwendigen Lebensunterhalts.<br />

Hierauf hat der junge Mensch bereits heute einen sog. be-<br />

dingten Rechtsanspruch, der - sollten entsprechende An-<br />

gebote freier Träger dem Jugendlichen diese Erziehungs-<br />

<strong>und</strong> Bildungshilfe nicht vermitteln können oder wollen -<br />

von der öffentlichen Jugendhilfe, allerdings möglicherweise<br />

Über das sozialpädagogische Instrumentarium freier Ju-<br />

gendhilfeträger, dann einzulösen ist.<br />

Diese eindeutige Gesetzeslage nach dem geltenden Ju-<br />

gendwohlfahrtsrecht - es wird noch einmal ausdrücklich<br />

auf 5 Abc. 1 Ziff. 7 JWG hingewiesen - erfährt darüber<br />

hinaus noch eine nicht unwesentliche Erweiterung in drei-<br />

facher Hinsicht:<br />

1. Satz 2 des 5 Abc. 1 JWG lautet:<br />

,,Maßnahmen nach den Nummern 1 <strong>und</strong> 5 bis 7 können sich<br />

auch auf Personen Über 18 Jahre erstrecken."<br />

2. Für die förmlichen Erziehungshilfen, die nicht nur ir-'<br />

einer Heimeinrichtung zu gewähren sind, wie etwa Frei-<br />

willige Erziehungshilfe <strong>und</strong> Fürsorgeerziehung sagt der<br />

neue 9 75 a JWG (eingefügt durch Gesetz vom 31. 7. 1974)<br />

folgendes aus:<br />

(1) Ist im Rahmen der Freiwilligen Erziehungshilfe oder der<br />

Fürsorgeerziehung eine Maßnahme zur schulischen oder<br />

beruflichen Bildung einschließlich der Berufsvorbereitung<br />

eingeleitet worden, so kann diese Maßnahme über den<br />

Zeitpunkt des Eintritts der Volljährigkeit hinaus fortge-<br />

setzt werden, wenn der Volljährige dies beantragt <strong>und</strong> sich<br />

bereit erweist, am Erfolg der Maßnahme mitzuwirken. Der<br />

Antrag kann auch schon innerhalb eines Zeitraumes von<br />

sechs Monaten vor Eintritt der Volljährigkeit gestellt wer-<br />

den.<br />

(2) 85 gilt entsprechend."<br />

3. Neueingefügt werden soll demnächst') folgender Ab-<br />

satz 3 zu § 6 JWG. was ganz entscheidend wegen der Aus-<br />

dehnung der Erziehungshilfe über die o. a. Freiwillige Er-<br />

ziehungshilfe <strong>und</strong> Fürsorgeerziehung hinaus die allgemei-<br />

ne Möglichkeit einer berufsbezogenen Erziehungshilfe au&-<br />

für Volljährige zuläßt (eben auch kostenmäßig):<br />

,,(3) Ist im Rahmen von Hilfen zur Erziehung nach den Ab-<br />

sätzen 1 <strong>und</strong> 2 in Verbindung mit § 5 Abc. 1 eine Maßnahme<br />

zur schulischen oder beruflichen Bildung einschließlich der<br />

Berufsvorbereitung eingeleitet worden, so kann diese Maß-<br />

nahme über den Zeitpunkt des Eintritts der Volljährigkeit<br />

hinaus fortgesetzt werden, wenn der Volljährige dies be-<br />

antragt <strong>und</strong> sich bereit erweist, am Erfolg der Maßnahme<br />

mitzuwirken. Der Antrag kann auch schon innerhalb eines<br />

Zeitraumes von sechs Monaten vor Eintritt der Volljährig-<br />

keit gestellt werden. Die §§ 80 bis 84 gelten entsprechend."<br />

In diesem Zusammenhang ist ausdrücklich darauf hinzu-<br />

weisen, daß auBer den Förderungsmaßnahmen des B<strong>und</strong>es-<br />

jugendplanes auf dem Gebiete der Jugendberufshilfe auch<br />

die Träger der Örtlichen öffentlichen Jugendhilfe für berufs-<br />

bezogene Erziehungshilfen in Anspruch genommen werden<br />

können, es sei denn, daß das Arbeitsförderungsgesetz aus<br />

sozial-, wirtschafts- <strong>und</strong> arbeitsmarktpolitischen Gründen<br />

zuvor aktiv oder aktiviert wird (vgl. 9 1 AFG). Zur näheren<br />

*) Inzwl~en durch Qemetz vom 18. 12. 1915 In du JWQ aufgenommen.<br />

13


Erläuterung dieser berufsbezogenen Erriehungshilfen nach<br />

dem geltenden Jugendwohlfahrtsrecht kann pars pro toto<br />

die gr<strong>und</strong>rißartige Darstellung von Friedrich Harrer, Ju-<br />

gendwohlfahrtsk<strong>und</strong>e, Neuwied 1971, S. 152/153, heran-<br />

gezogen werden:<br />

,,Unter Erziehungshilfen sind in diesem Zusammenhang<br />

u. a. Veranstaltungen <strong>und</strong> Einrichtungen auf sozialpädago-<br />

gischem Gebiet zu verstehen; die sich über die betrieb-<br />

liche Ausbildung <strong>und</strong> über den Jugendarbeitsschutz hinaus<br />

mit erzieherischen Aufgaben befassen. Der Ausschußbe-<br />

richt nennt hier beispielsweise Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Förderlehr-<br />

gänge, soweit sie für den Cibergang von der Schule zum<br />

Beruf oder neben der Berufsausbildung- aus erzieherischen<br />

Gründen notwendig sind, pädagogische Kurse für Lehr-<br />

Teister u. a., ferner die Einrichtung von Jugendwohnhei-<br />

men, in denen die erzieherische Betreuung gewährleistet<br />

ist. Diese ,,Jugendberufshilfe" ist das Kernstück der sog.<br />

,,Jugendsozialarbeit", die Beratung in Berufsangelegenhei-<br />

ten, Berufserziehung, Maßnahmen der Berufshinführung<br />

<strong>und</strong> Lehrstellenvermittlung, Förderlehrgänge für berufsun-<br />

reife <strong>und</strong> berufsschwache Jugendliche, Eingliederungshilfe<br />

für heimatlose Jugendliche, Förderschulen <strong>und</strong> Internate<br />

für unterschiedliche Berufsziele, Jugendwohnheime für<br />

alleinstehende oder außerhalb der Familie lebende Ju-<br />

gendliche <strong>und</strong> jede Art beruflicher Bildungsarbeit (berufs-<br />

begleitende Hilfen, berufliche Bildungswerke <strong>und</strong> Semi-<br />

nare) urnfaßt."<br />

Insgesamt betrachtet unter jugendhilfepolitischen <strong>und</strong> be-<br />

rufsbildungspolitischen Gesichtspunkten sollten berufsför-<br />

dernde Maßnahmen für lernschwache, sozial benachteiligte<br />

junge Menschen, sofern auch individuell erzieherisch Ein-<br />

fluß genommen werden muß, als sachliche <strong>und</strong> kosten-<br />

mäßige Kooperationsmodelle entwickelt werden, <strong>und</strong> zwar<br />

komplementär gestützt auf Vorschriften der Arbeitsver-<br />

waltung <strong>und</strong> solche des Jugendwohlfahrtswesens. Rich-<br />

tiger müßte aber ein neues Berufsbildungsgesetz hier<br />

greifen.<br />

Zu diesen uberlegungen treten jedoch nach geltendem<br />

Recht noch weitere Erwägungen hinzu, die sich auf die<br />

Nachrangvorschriften des B<strong>und</strong>essozialhilfegesetzes stÜt-<br />

zen. Sollten hierbei nicht, unter Einbindung des neuen Ge-<br />

setzes über die Angleichung der Leistungen zur Rehabilita-<br />

tion (sog. Rehabilitationsgesetz) vom 7. 8. 1974, andere<br />

Rechtsvorschriften Gr<strong>und</strong>lage für spezifische berufsbezo-<br />

gene Eingliederungshilfen zugunsten behinderter Jugend-<br />

licher zum Tragen kommen, so kann das B<strong>und</strong>essozial-<br />

hilfegesetz in doppelter Hinsicht u. U. in Anspruch genom-<br />

men werden:<br />

1. §Q 39 <strong>und</strong> 40<br />

,,(l) Personen, die nicht nur vorübergehend körperlich,<br />

geistig oder seelisch wesentlich behindert sind, ist Ein-<br />

gliederungshilfe zu gewähren. Personen mit einer ande-<br />

ren körperlichen, geistigen cder seelischen Behinderung<br />

kann sie gewährt werden.<br />

(2) Den Behinderten stehen die von einer Behinderung Be-<br />

drohten gleich. Dies gilt bei Personen, bei denen Maßnah-<br />

14<br />

men der in den §§ 36 <strong>und</strong> 37 genannten Art erforderlich<br />

sind, nur, wenn auch bei Durchführung dieser Maßnahmen<br />

eine Behinderung einzutreten droht.<br />

(3) Aufgabe der Eingliederungshilfe ist es, eine drohende<br />

Behinderung zu verhüten oder eine vorhandene Behinde-<br />

rung oder deren Folgen zu beseitigen oder zu mildern <strong>und</strong><br />

den Behinderten in die Gesellschaft einzugliedern. Hier-<br />

zu gehört vor allem, dem Behinderten die Teilnahme am<br />

Leben in der Gemeinschaft zu ermöglichen oder zu er-<br />

leichtern, ihm die Ausübung eines angemessenen Berufs<br />

oder einer sonstigen angemessenen Tätigkeit zu ermög-<br />

lichen oder ihn soweit wie möglich unabhängig von Pflege<br />

zu machen.<br />

(4) Eingliederungshilfe wird gewährt, wenn <strong>und</strong> solange<br />

nach der Besonderheit des Einzelfalles, vor allem nach<br />

Art <strong>und</strong> Schwere der Behinderung, Aussicht besteht, daß<br />

die Aufgabe der Eingliederungshilfe erfüllt werden kann."<br />

§ 40<br />

,,(I) Maßnahmen der Eingliederungshilfen sind vor allem<br />

. . .<br />

3. Hilfe zu einer angemessenen Schulbildung, vor allem<br />

im Rahmen der allgemeinen Schulpflicht <strong>und</strong> durch Hilfe<br />

zum Besuch Weiterführender Schulen, einschließlich der<br />

Vorbereitung hierzu: die Bestimmungen über die Ermög-<br />

lichung der Schulbildung im Rahmen der allgemeinen Schul-<br />

pflicht bleiben unberührt,<br />

4. Hilfen zur Ausbildung für einen angemessenen Beruf<br />

oder für eine sonstige angemessene Tätigkeit,<br />

5. Hilfe zur Fortbildung im früheren oder einem diesem<br />

verwandten Beruf oder zur Umschulung für einen ange-<br />

messenen Beruf oder eine sonstige angemessene Tätig-<br />

keit; Hilfe kann auch zum Aufstieg im Berufsleben gewährt<br />

werden, wenn die Besonderheit des Einzelfalles dies recht-<br />

fertigt,<br />

6. Hilfe zur Erlangung eines geeigneten Platzes im Arbeitsleben,<br />

. .<br />

8. Hilfe zur Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft."<br />

2. Q 72<br />

,,(l) Personen, bei denen besondere soziale Schwierig-<br />

keiten der Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft ent-<br />

gegenstehen, ist Hilfe zur uberwindung dieser Schwierig-<br />

keiten zu gewähren, wenn sie aus eigener Kraft hierzu<br />

nicht fähig sind. Andere Bestimmungen dieses Gesetzes<br />

<strong>und</strong> die Bestimmungen des Gesetzes für Jugendwohlfahrt<br />

gehen der Regelung des Satzes 1 vor.<br />

(2) Die Hilfe umfaßt alle Maßnahmen, die notwendig sind,<br />

um die Schwierigkeiten abzuwenden, zu beseitigen, zu<br />

mildern oder ihre Verschlimmerung zu verhüten, vor allem<br />

Beratung <strong>und</strong> persönliche Betreuung des Hilfesuchenden<br />

<strong>und</strong> seiner Angehörigen.<br />

. . .


(4) Die Träger der Sozialhilfe sollen mit den Vereinigun-<br />

gen, die sich die gleichen Aufgaben zum Ziel gesetzt ha-<br />

Dle möglichen konkreten Aufgaben der soziaipädagogl-<br />

schen Jugendberufshlife für behinderte <strong>und</strong> benachteiligte<br />

Jugendliche<br />

ben, <strong>und</strong> mit den sonst beteiligten Stellen zusammenarbeiten<br />

<strong>und</strong> darauf hinwirken, daß sich die Sozialhilfe <strong>und</strong><br />

die Tätigkeit dieser Vereinigungen <strong>und</strong> Stellen wirksam ergänzen.<br />

In geeigneten Fällen ist ein Gesamtplan zur Durch-<br />

Hierbei möchte ich den Versuch einer Einteilung in etwas<br />

vereinfachende Funktionsbegriffe wie folgt vornehmen:<br />

führung der erforderlichen Maßnahmen aufzustellen.<br />

. . .<br />

Beraten<br />

Kooperieren<br />

(1 )<br />

(2)<br />

Wenn auch diese letztgenannten Rechtsgr<strong>und</strong>lagen des<br />

BSHG - im übrigen 8 72 lediglich für Volljährige geltend -<br />

der Sache nach nicht mehr Jugendberufshilfe im eigentlichen<br />

Sinne bedeuten, so könnten jedoch individuelle berufsbezogene<br />

Eingliederungshilfen für besonders lern-<br />

Ergänzen<br />

Auffangen<br />

Erproben<br />

Forschen<br />

Konzipieren<br />

(3)<br />

(4)<br />

(5)<br />

(6)<br />

(7)<br />

schwache <strong>und</strong> damit im weiteren Sinne behinderte junge<br />

Menschen von Trägern der Jugendberufshilfe auf der l. Beratungsauftrag<br />

I<br />

Gr<strong>und</strong>lage des BSHG durchaus gewährt werden. Dies WÜr- Es darf darüber keine Zweifel geben, daß vornehmstes<br />

de dann wiederum an das Proprium der Jugendberufshilfe Helfen in der persönlichen Beratung des hilfesuchenden<br />

sachgerechterweise appellieren.<br />

oder hilfebedürftigen behinderten, benachteiligten jungen<br />

Mag bei der gegenwärtigen gewissen Rechtszerspiitterung<br />

<strong>und</strong> mangelnden Harmonisierung der entsprechenden<br />

Rechtsgr<strong>und</strong>lagen noch kein einheitliches Förderungssystem<br />

für die berufliche Bildung lernschwacher <strong>und</strong> benachteiligter,<br />

zum Teil behinderter junger Menschen sichtbar<br />

Menschen liegt. Wenn die Bildungskommission des Deutschen<br />

Bildungsrates für ein Beratungssystem innerhalb der<br />

Sek<strong>und</strong>arstufe II ein Dreifaches empfiehlt:<br />

- ärztliche Beratung einschließlich einer medizinischen<br />

Therapie<br />

werden, so ist heute schon alles daran zu setzen, im Zuge<br />

der Auffüllung des allgemeinen Informationsstandes über<br />

das vorliegende, noch unausgewogene Netz von individueilen<br />

<strong>und</strong> institutionellen Hilfen die entsprechenden Leistungs-<br />

<strong>und</strong> Betriebsträger im Öffentlichen wie freien Raum<br />

zu finden <strong>und</strong> einzusetzen. Gerade diese innovierende <strong>und</strong><br />

koordinierende Funktion würde wiederum das Eigentümliche<br />

einer modernen, offensiven Jugendberufshilfe aus-<br />

- psychologische Beratung einschließlich einer Psychotherapie<br />

- Rehabilitationsberatung, die zusammen mit dem Jugendlichen<br />

den Ausbildungsplan erstellt <strong>und</strong> ihm beim libergang<br />

in die Arbeitswelt hilft,<br />

dann fehlt m. E. das Proprium der sozialpädagogischen<br />

Jugendberufshilfe, nämlich<br />

machen.<br />

- die Sozial- oder Jugendberatung, die Elternhaus, sozia-<br />

Abschließend ist zu der oft Schwierigkeiten bereitenden<br />

les Bezugsfeld <strong>und</strong> freizeitliches Umfeld rniteinbezieht.<br />

Konkurrenzlage zwischen eigentlicher Jugendberufshilfe- Genau hier sehe ich eine ganz entscheidende neue Aufleistung<br />

nach dem JWG <strong>und</strong> den flankierenden Jugendberufshilfen<br />

nach dem JWG zu den Maßnahmen der Arbeits-<br />

Verwaltung folgendes im Gr<strong>und</strong>satz festzuhalten: Handelt<br />

gabe der Jugendhilfe, insbesondere der sozialpädagogi<br />

schen Jugendberufshilfe. Wenn sie - in freier oder öffentlicher<br />

Trägerschaft - selbst diese Beratung nicht anbieten<br />

es sich um Jugendliche, die man zunächst nicht einmal könnte, rnüßte sie jedenfalls auf diesen persönlichen Bemehr<br />

als zu einer Lehrstellenbefähigung <strong>und</strong> einer Anlern- ratungsaspekt ausdrücklich hinweisen. Noch sachgemä0er<br />

befähigung geeignet erachten kann, also um besonders wäre eigentlich die Einrichtung örtlicher Beratungsteams<br />

lernschwache oder sozial benachteiligte junge Menschen,<br />

so müssen hierfür unmittelbar die Vorschriften der 55 5<br />

<strong>und</strong> 6 JWG für entsprechende Berufshilfernaßnahmen greifen,<br />

<strong>und</strong> zwar bei individueller Betrachtungsweise mit<br />

Rechtsanspruch des Jugendlichen; selbstverständlich muß<br />

vor dieser Gesetzesanwendung noch die Frage geprüft<br />

werden, ob nicht die Vorschriften der §§ 39 ff BSHG heranzuziehen<br />

sind, weil eventuell Behinderungen im Sinne<br />

dieser Bestimmungen <strong>und</strong> der hierzu ergangenen Eingliederungshilfe-Verordnung<br />

vom 1. 2. 1975 vorliegen könnten.<br />

Die Arbeitsverwaltung hingegen wird mit ihren entsprechenden<br />

Berufshilfemaßnahmen nach dem AFG vorrangig<br />

dann tätig werden müssen, wenn ein entsprechender Bedarf<br />

unter Jugendlichen mit einer zu prognostizierenden<br />

Lehrstellenbefähigung bzw. Anlernbefähigung gegeben ist.<br />

aller obengenannten Ratgeber, die dann auch die diagnostische,<br />

mehrdimensional erstellte Gr<strong>und</strong>lage für einen<br />

Gesamtplan zur individuellen Hilfe für einen behinderten<br />

oder benachteiligten Jugendlichen erarbeiten sollten: dies<br />

wäre wiederum ein echter Jugendhilfebeitrag. Leider ist<br />

bislang davon kaum die Rede (allerdings ist in diesem Zusammenhang<br />

an die unabdingbaren Beratungsgebote der<br />

58 123 ff BSHG zur Sicherung der Eingliederung Behinderter<br />

ausdrücklich ZU erinnern, worin beispielsweise neben<br />

Arzten <strong>und</strong> Lehrern auch Sozialarbeiter, Jugendleiterinnen,<br />

Kindergärtnerinnen, Hortnerinnen <strong>und</strong> Heimerzieher zumindest<br />

in das Vorfeld der Beratungshilfen einbezogen<br />

sind).<br />

Aber auch ganz allgemein - ohne die Kompetenz der Be-<br />

rufsberatung zu tangieren - könnten die Träger der sozial-<br />

15


pädagogischen Jugendberufshilfe Erstanlauf- <strong>und</strong> Vorbe-<br />

ratungsstelle für lerngestörte, lernbehinderte, sozial be-<br />

nachteiligte Jugendliche, dann für Sonderschulabgänger,<br />

Jugendliche ohne Ausbildungsverhältnis, Teilnehmer von<br />

Jungarbeiterklassen der Berufsschulen sowie für Unge-<br />

lernte <strong>und</strong> Jugendarbeitslose sein, da dies dem präventiven<br />

Auftrag der Jugendhilfe voll entspräche.<br />

2. Kooperationsauftrag<br />

Die Träger der sozialpädagogischen Jugendberufshilfe -<br />

dies könnten auch Sondersachgebiete der örtlichen Jugendämter<br />

sein, wenn keine freien Träger in diesem Aufgabenfeld<br />

bereits tätig sind oder gewonnen werden können<br />

- sollten ständig <strong>und</strong> intensiv mit Arbeitsvenvaltung,<br />

staatlichen Schulämtern, Berufsschulen, Ges<strong>und</strong>heitsämtern,<br />

Handwerks- <strong>und</strong> Industrie- sowie Handelskammern,<br />

mit Kranken- <strong>und</strong> Sozialversicherungsträgern <strong>und</strong> allen in<br />

Betracht kommenden Rehabilitationsträgern, selbstverständlich<br />

mit den Örtlichen Sozialhilfeträgern, zusammenarbeiten<br />

<strong>und</strong> eine kooperative, koordinierende Arbeitsgemeinschaftsebene<br />

als Clearingsstelle bilden. Jede Zufälligkeit<br />

oder Punktualität kann für die betroffenen Jugendlichen<br />

verheerende Folgen haben, ganz abgesehen von<br />

irreparablen Kostenkonsequenzen <strong>und</strong> Zeitverzögerungen.<br />

Gleichzeitig wäre zu fordern, daß die Landesjugendamter<br />

als Überörtliche Träger der Jugendhilfe im Blick auf die<br />

steigende Problematik der lernschwachen <strong>und</strong> behinderten<br />

bzw. benachteiligten Jugendlichen aus ihrer regionalen<br />

Reserve heraustreten <strong>und</strong> - gegebenenfalls im Zuge der<br />

neu zu entwickelnden sog. ,,Familienorientierten Hilfen''<br />

(wie beispielsweise Landesjugendamt Baden) - ihr Mandat<br />

zur Garant ie e¡ ner einheitlichen Praxisgestaltung wahrnehmen;<br />

diese vertikale Kooperation wäre dringend erforderlich.<br />

Das gleiche müßte für die obersten Jugendbehörden der<br />

'-ander gelten, deren Kooperation etwa zu den Landesarbeitsämtern<br />

nur mangelhaft, zu den örtlichen Trägern der<br />

Jugendhilfe in dieser berufsbezogenen Sicht sogar Überhaupt<br />

nicht entwickelt ist. Gegebenenfalls sollten die zuständigen<br />

Landesministerien - durchaus in Ergänzung zum<br />

B<strong>und</strong>esjugendplan - dann auch Förderungshilfen geben,<br />

wenn Modelle der SozialpädagogisctYen Jugendberufshilfe,<br />

welche die Möglichkeiten des Arbeitsförderungsgesetzes<br />

sprengten, entwickelt würden.<br />

Solche Anstöße zu geben, wäre kompetente Aufgabe der<br />

sozialpädagogischen Jugendberufshilfe. Hier könnten auch<br />

die Landesarbeitsgemeinschaften des Jugendaufbauwerks<br />

initiativer werden.<br />

3. Ergänzungsauftrag<br />

Diese jugendhilfetypische Funktion dürfte die breitest gefächerte<br />

konkrete Aufgabe der Träger sozialpädagogischer<br />

Jugendberufshilfe sein. Man denke dabei an folgendes:<br />

a) Sichzurverfügungstellen als Träger von Förderungs- <strong>und</strong><br />

Eingliederungslehrg8ngen für berufsunreife Jugendliche,<br />

16<br />

deren Behinderung oder Benachteiligung besonders slgnifikant<br />

ist.<br />

b) Im Falle regionalen Einzuges von jugendlichen Teilnehmern<br />

zu diesen genannten Maßnahmen internatsweise Unterkunftshilfe<br />

oder die Chance zu sozialpädagogisch betreuten<br />

Wohngemeinschaften anbieten (hier könnte auch<br />

eine neue Aufgabe der Jugendgemeinschaftswerke entstehen),<br />

auf jeden Fall begleitende entwicklungs- <strong>und</strong> berufsbezogene<br />

Bildungshilfen in Gruppenarbeit, Clubform,<br />

Seminar- oder Wochenendfreizeitgestaltung oder in sonstigen<br />

neuartigen Kontaktforrnen entwickeln.<br />

c) Individuelle heilpädagogische oder auch therapeutische<br />

Hilfen anbieten, gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit vorhandenen<br />

psychologischen, psychoanalytischen, psychotherapeutischen,<br />

verhaltens- <strong>und</strong> gesprächstherapeutischen<br />

Institutionen.<br />

d) Aufbau von Lernzirkeln, Nacharbeitskreisen, Vertiefungsgerneinschaften,<br />

etwa im Zusammenhang mit dem Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr.<br />

e) Sollte ein sog. Berufsvorbereitungsjhr bei Nichtreife<br />

zum Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr in Betracht kommen - also<br />

gewissermaßen nicht einmal ein Förderungs- oder Eingliederungslehrgang<br />

-, dann müßte gerade in diese neue<br />

Versuchsform die Präsenz der sozialpädagogischen Jugendberufshilfe<br />

durch<br />

- eigene Maßnahmen<br />

- begleitende Maßnahmen<br />

- curriculare Mitwirkung<br />

einfließen.<br />

f) Würde die Berufsbildungsreform von Ganztagseinrichtungen<br />

absehen wollen, bedürften gerade die lernschwachen<br />

Jugendlichen besonderer zusätzlicher Betreuung von<br />

der Jugendhilfeseite her. Desgleichen sollte Hilfe für Jungarbeiter<br />

im Rahmen des Teilzeitberufsschulunterrichts angeboten<br />

werden.<br />

g) Wenn man aber zu dem Behinderten auch erziehungsschwierige<br />

<strong>und</strong> verhaltensgestörte Jugendliche in gewissem<br />

Umfang rechnen kann <strong>und</strong> man gleichwohl nach den<br />

Vorstel I u ngen des Berufsbi Id ungsgesetz-Entwurfes stets<br />

darauf abzuzielen hat, daß möglichst nach den normalen<br />

Regelungen der Ausbildungsordnungen ausgebildet wird,<br />

wären gerade die Träger der sozialpädagogischen Jugendberufshilfe<br />

wiederum herausgefordert, ohne besondere Berufsveranstaltung<br />

dafür Sorge zu tragen, daß der Lernprozeß<br />

durch Abbau dieser Störungen bewältigt werden kann.<br />

h) Ganz entscheidend wird sein, ob Formen entwickelt<br />

werden können, um die besondere Eignung des Personals<br />

in der Berufsausbildung Behinderter seitens der sozialpädagogischen<br />

Jugendberufshilfe mit aufbauen zu helfen.<br />

Hier könnten Schulungs-, Gruppen- <strong>und</strong> Lernmodelle kooperativer<br />

Art zwischen Berufsschulpädagogen, Sonder-<br />

Pädagogen <strong>und</strong> Sozialpädagogen in Betracht kommen.<br />

i) Ebenso entscheidend wäre es, durch die Träger der sozialpädagogischen<br />

Jugendberufshilfe eine spezifische Art


von berufsbezogener Familien- <strong>und</strong> Elternbildung zu ent-<br />

werfen, was es heute in diesem Sinne meines Wissens nur<br />

in den Niederlanden in etwa gibt.<br />

k) Sollte im*'Zuge der Berufsbildungsreform, insonderheit<br />

auf dem Gebiet der beruflichen Bildung behinderter <strong>und</strong><br />

benachteiligter Jugendlicher vorgesehen sein, behinde-<br />

rungsspezifische ad-hoc-Lehrgänge für Jugendliche mit<br />

temporären Lernstörungen einzurichten, würde dies wie-<br />

derum als eine ergänzende Aufgabe der Träger der so-<br />

zialDädaaoaischen Juaendberufshilfe betrachtet werden<br />

I- -<br />

können.<br />

I) Geht man von der Empfehlung der Bildungskommission<br />

des Deutschen Bildungsrates ,,zur pädagogischen Förde-<br />

rung behinderter oder von Behinderung bedrohter Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendlicher" aus, worin neben den fachlichen Schwer-<br />

punkten im Rahmen der Berufsausbildung Behinderter ein<br />

sog. Wahlbereich geschaffen werden soll (zur Unterstüt-<br />

zung der Arbeit im Schwerpunkt, für den Ausgleich von<br />

Schwächen innerhalb des gewählten Schwerpunktes <strong>und</strong><br />

für den Ausgleich gegenüber den intellektuell-kognitiven<br />

Anforderungen im Fachschwerpunkt durch zusätzliche<br />

künstlerische, sportliche oder manuelltechnische Aktivitä-<br />

ten), dann könnte auch hier eine sozialpädagogische Be<br />

teiligung in Frage kommen.<br />

m) Auch wären Träger der sozialpädagogischen Jugendbe-<br />

rufshilfe aufgefordert, bei entsprechend graduell stärker<br />

Behinderten die Trägerschaft <strong>und</strong> den Ausbau von ,be-<br />

schützenden Ausbildungsformen" zu übernehmen.<br />

n) Schließlich - <strong>und</strong> dies sollte von vornhereln stets ge-<br />

sehen werden, wenn Jugendhilfe Überhaupt sachgerecht<br />

sein will - ist die sozialpädagogische Jugendberufshilfe<br />

nicht aus ihrem Mandat entlassen, wenn der junge Mensch<br />

so oder so in die Arbeits- <strong>und</strong> Berufswelt eingegliedert ist:<br />

genau dann sollte er je nach Bedarf noch weiter begleitet<br />

werden (Bildung von Juniorengruppen oder anderen Ge-<br />

meinschaften könnten in Betracht kommen).<br />

4. Auffangauftrag<br />

a) Dies will zunächst meinen: wenn gewissermabn alle<br />

Stricke reißen, also so stark Behinderte oder Benaditei-<br />

ligte vor uns stehen (ohne daß sie im eigentlichen Sinne<br />

bildungsschwach sind), daß nur unter ganz besonderen,<br />

individuellen Bedingungen <strong>und</strong> Hilfeverstärkungen etwas<br />

in Richtung Vermittlungs- <strong>und</strong> Arbeitsreife getan werden<br />

kann, so hätten gerade auch für diese betroffenen Jugend-<br />

lichen die Träger der sozialpädagogischen Jugendberufs-<br />

hilfe die entscheidende Abstützung zu bringen, vor allem<br />

freigemeinnützige Träger. Als Beispiel kann der Versuch<br />

des von der Stadt Freiburg i. Br. geförderten Nachbar-<br />

schaftswerkes Freiburg e. V. gelten: 3 Monate begleiten<br />

Sozialarbeiter Jugendliche zur vierstündigen Berufsarbeit,<br />

weitere 3 Monate dann zur sechsstündigen bis zur vollen<br />

Arbeitsleistung nach insgesamt etwa 7 bis 8 Monaten, um<br />

dann diese Jugendlichen die Arbeit alleine leisten zu las-<br />

sen <strong>und</strong> sie aber jederzeit flankierend zu betreuen oder<br />

auch bei Schwierigkeiten aufzufangen.<br />

.. . . - . . . . .<br />

Auch andere Versuche sind denkbar, etwa In geschlossener<br />

Form, möglicheniveise bei Über 18 jährigen Jugendlichen,<br />

bei denen besondere soziale Schwierigkeiten der Teil-<br />

nahme am Leben in der Gemeinschaft entgegenstehen<br />

(vgl. § TZ BSHG), möglichemeise auch bei im Sinne<br />

5 39 BSHG behinderten Jugendlichen. Unter solchen h<br />

sichtspunkten müßte man eher von "Auffinden' statt von<br />

,,Auffangen" sprechen, denn in dieser grauen Zone dürfte<br />

die Dunkelziffer oder verdeckte Hilflosigkeit wohl am gröû-<br />

ten sein.<br />

b) Auf der anderen Seite möchte ich unter ,,Auffangen' verstehen,<br />

daß man vielleicht auf Seiten der sozialpädagogischen<br />

Jugendberufshilfe auch in ständiger Reserve für dis<br />

jenigen Behinderten <strong>und</strong> Benachteiligten zu stehen hätte,<br />

die das Ziel etwa der Förderungs- <strong>und</strong> Eingliederungslehr. -<br />

gänge oder des Berufsvorbereitungs- oder Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahres<br />

oder der Behindertenausbildung nicht erreicht<br />

haben (sog. ,,abgebrochene Geförderte"), <strong>und</strong> daß<br />

man ganz besondere individuelle oder gruppenspezifische<br />

Stützfunktionen zur Verfügung hält. Hierzu gehörte dann<br />

auch eine Vermittlungshilfe dorthin, ,,wo es eben gerade<br />

noch geht". Es sollte niemand, also kein junger Mensch,<br />

ohne Trapez gefördert werden, damit ein Sturz in die Manege<br />

der totalen Hilflosigkeit von vornherein vermieden<br />

wird. Zu solchem Auffangen müßte noch Näheres Überlegt<br />

werden, gerade von der sozialpädagogischen Jugendberufshilfe.<br />

5. Erprobungsauftrag<br />

Hier möchte nur soviel gesagt sein, daß gerade die Potenz<br />

eines Trägers der sozialpädagogischen Jugendberufshilfe<br />

für neue Wege <strong>und</strong> Experimente mit ausreichender <strong>und</strong><br />

mindestens dreijähriger Förderung durch die Öffentliche<br />

Hand in Frage kommen sollte. Mobilität <strong>und</strong> Flexibilität<br />

dürften dabei gerade von einem freien Jugendhilfeträger<br />

besonders zu erwarten sein.<br />

In diesem Zusammenhang wäre an neuartige Modelle durch<br />

den B<strong>und</strong>esjugendplan, aber auch solche auf sozialplane<br />

rischer Ebene der Länder zu denken.<br />

Ganz besondere Bedeutung würde ein ausgebautes entscheidendes<br />

Mitspracherecht der Träger der sozialpädagogischen<br />

Jugendberufshilfe bei der Entwicklung <strong>und</strong> Erprobung<br />

neuer Ausbildungsberufe, Ausbildungsformen <strong>und</strong><br />

Prüfungsarten erlangen können. Bedauerlicherweise zeigen<br />

sich seit Jahrzehnten die diesbezüglichen staatlichen<br />

Instanzen nicht genügend kooperationsbereit.<br />

6. Forschungsauftrag<br />

Selbstverständlich müßten wissenschaftliche Konditionen<br />

für das bisher Genannte klar <strong>und</strong> deutlich gefordert wer-<br />

den. Ich denke dabei an<br />

- wissenschaftliche Begleitung, Korrektur <strong>und</strong> Evaluation<br />

aller besonderen MaBnahmen<br />

- Aufbau von Früherkennungsdiensten bezüglich Behin-<br />

derungen in der gesamten Sozialarbeit<br />

17<br />

-,


- Miterschlie6ung von besonderen Berufs- <strong>und</strong> Tätigkeits-<br />

feldern für Behinderte <strong>und</strong> Benachteiligte zwedcs Schaf-<br />

fung differenzierterer Angebote auf dem Arbeitsmarkt<br />

- wissenschaftstheoretische Einflußnahme aus empiri-<br />

schen Erfahrungen auf die Fachhochschulausbildung -<br />

Schwerpunkt Integrationshilfe<br />

- Aufbau katamnestischer Untersuchungsreihen, also<br />

Längsschnittuntersuchungen hinsichtlich der in Beruf <strong>und</strong><br />

Arbeit eingegliederten Behinderten, Lernschwachen <strong>und</strong> be-<br />

nachteiligten Jugendlichen.<br />

7. Konzeptionsauftrag<br />

Hierunter möchte ich einen bildungs- UM rechtspolitischen,<br />

Gtztlich gesellschaftspolitischen Auftrag der sozialpädago-<br />

gischen Jugendbenifshilfe verstehen: vor allem im Rahmen<br />

der Berufsbildungsreform müßte die bisher nahezu chan-<br />

cenlose, aber zahlenmäßig stark zunehmende Gruppe der<br />

Jugendlichen durch einen entsprechenden <strong>und</strong> unüberhör-<br />

baren Beitrag auch der Verantwortlichen der Jugendhilfe<br />

in das Bewußtsein der breiten Uffentlichkeit, der Fach-<br />

institutionen <strong>und</strong> der Gesetzgebungsorgane gehoben wer-<br />

den. Dabei darf keine Sonderausbildung für diese jungen<br />

Menschen zu fordern sein; sondern es mü6te darauf hin-<br />

gewirkt werden, dai3 unter Einbau von Durchlässigkeits-<br />

stufen <strong>und</strong> Nutzung der Jugendberufshilfepräsenzen so ei-<br />

ne Art ,,Zweiter Bildungsweg für Behinderte <strong>und</strong> Benach-<br />

teiligte" entwickelt wird, der zuletzt mit gleichen Bildungs-<br />

abschlüssen wie bei ,,normalen" Jugendlichen oder auch<br />

Erwachsenen endet. Die Erfahrungen der bisherigen be-<br />

rufsvorbereitenden Maßnahmen, vor allem der Träger in<br />

der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Jugendaufbauwerk, sollten<br />

hierbei entscheidend verwertet werden. Es wäre durchaus<br />

einmal einer Verfassungssünde wert, ohne Rücksicht auf<br />

umstrittene B<strong>und</strong>es- oder Länderkompetenz gerade in die-<br />

*em Bereich zu einem befreienden gesetzgeberischen<br />

Ourchstoû für die stets zu kurz kommende Gruppe dieser<br />

.vergessenen Generation" zu gelangen. Dies gehört zu-<br />

mindest einmal in die wegen ganz anderer Probleme he¡&<br />

gelaufene Diskussion um ein neues Bemfsbildungsgesetz<br />

hineingeworfen.<br />

Aurblldr<br />

Noch manches mü6te in diesem Zusammenhang angespro-<br />

chen werden; so z. B. das Verhältnis der in Betracht kom-<br />

menden Kostenträger zueinander (nach dem neuen Reha-<br />

18<br />

bilitationsgesetz sind ja die mehr klinlsch-medizinischen<br />

Krankenversidierungsleistungen mit den berufsfördernden<br />

Renten- <strong>und</strong> Versicherungs- bzw. Versorgungsleistungen<br />

verklammert worden; das BSHG wird dadurch .noch sub-<br />

sidiärer"). Aber auch die Kostenträgerrolle der Arbeitsver-<br />

waltung, der ministeriellen Sonder- <strong>und</strong> Modellfonds u. a. m.<br />

bedürfte genauerer Betrachtung.<br />

Dann wäre sicherlich noch einmal ausdrücklich darauf hin-<br />

zuweisen, daß die Jugendhilfe, insonderheit die sozial-<br />

pädagogische Jugendberufshilfe, bei allen ihren Aktivi-<br />

täten <strong>und</strong> Angeboten stets den gesellschaftspolitischen<br />

Aspekt maßnahmeübergreifend zu verfolgen hat: Xnde-<br />

rung der Lebensbedingungen, die zu Behinderung, Lern-<br />

schwäche, sozialer Benachteiligung führen (man mache<br />

sich nur einmal rein vom Kosten-Nutzen-Standpunkt klar,<br />

was an berufsfördernden Hilfen mit 40.000 DM geleistet<br />

werden könnte, nämlich dem Betrag, der für eine einzige<br />

medizinische Drogenentziehung von 6 Monaten aufgewen-<br />

det werden muß!).<br />

Dies wäre gewissermaßen die eigentliche politische Kom-<br />

ponente des Themas. Gerade Sozialarbeit hat im Bereich<br />

des Veränderbaren einen nicht gering zu veranschlagenden<br />

Stellenwert, ihre präventive Kraft <strong>und</strong> Uffentlichkeitsarbeit<br />

müßten nur verstärkt oder gar erneuert werden.<br />

Schließlich ist alles - <strong>und</strong> zwar für alle - ein Lernprozeß;<br />

wir stehen mitten darinnen <strong>und</strong> haben besonders für die<br />

junge Generation, <strong>und</strong> darunter auch für die Vergessenen<br />

<strong>und</strong> Verkümmernden, nach neuen Lernorten zu suchen.<br />

Und vom ,,Lernen" ist auch die Rede bei Bert Brecht in sei-<br />

nem ,,Lob des Lernens", 1927, das als fast seherische Mah-<br />

nung hoffentlich Eingang in die Sozialliteratur gef<strong>und</strong>en<br />

hat:<br />

,,Lerne, Mann im Asyl1<br />

Lerne, Mann im Gefängnis1<br />

Lerne, Frau in der Küche!<br />

Lerne, Sechzigjährigel<br />

Du must die Führung übernehmen1<br />

Suche die Schule auf, Obdachloser!<br />

Verschaffe dir Wissen, Frierender!<br />

Lerne, Arbeitsloser, du hast jetzt Zelt1<br />

Lerne, Kind!<br />

Hungriger, greif' nach dem Buch: es ist eine Waffe . . .<br />

La6 dir nichts einreden, sieh selber nach!<br />

Prüfe die Rechnung, du mu6t sie bezahlen!'


Förderungslehrgänge<br />

Rahmenlehrplan zur Durchführung von Förderungsiehrgängen der<br />

Trägergruppen in der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Jugendaufbauwerk<br />

Die B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschait Jugendaufbauwerk e. V.<br />

mit den ihr angehbrenden Trägergruppen hat nunmehr<br />

nach den Rahmenvorstellungen zur Durchführung von<br />

Förderungslehrgdngen (vgl. RdErl. 266174.2 - 643216433 -)<br />

auf Initiative der B<strong>und</strong>esanstalt IÜr Arbeit auch einen<br />

Rahmenplan erarbeitet.<br />

Nachstehend wird der Rahmenplan im Wortlaut wieder-<br />

gegeben; ebenso als Anhang der RdErl. 266174.2 - 64321<br />

6433 - mit der Stellungnahme des Vorstandes der E<strong>und</strong>es-<br />

arbeitsgemeinschaft Jugendaufbauwerk zu ,,MaBnahmen<br />

zur Forderung noch nicht berufsreifer Jugendlicher':<br />

Inhaltsangabe Seite<br />

Einführung<br />

19<br />

I. Die sozialpädagogische Zielsetzung<br />

19<br />

II. Die werkpraktische Unterweisung<br />

19<br />

Exemplarischer Rahmenstoffplan aus dem<br />

Berufsfeld Metall<br />

21<br />

III. Die fachtheoretische Unterweisung<br />

20<br />

Anlage<br />

ubungsziele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong> aus den Be-<br />

rufsfeldern/Berufsbereichen :<br />

Metall<br />

Bau<br />

Elektrotechnik<br />

Holz<br />

Farb- <strong>und</strong> Raumgestaltung<br />

Gartenbau <strong>und</strong> Floristik<br />

Textil <strong>und</strong> Bekleidung<br />

Ernährung <strong>und</strong> Hauswirtschaft<br />

Haar- <strong>und</strong> Körperpflege<br />

Anhang<br />

RdErl. 266/74.2 - WU6433 - mit der Stellungnahme<br />

des Vorstandes der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft<br />

Jugendaufbauwerk zu<br />

,,MaRnahmen zur Förderung noch nicht berufsreifer<br />

Jugendlicher"<br />

22<br />

25<br />

26<br />

27<br />

29<br />

33<br />

34<br />

35<br />

36<br />

Rahmenplan<br />

zur Durchführung von Förderungslehrgängen<br />

der Trägergruppen in der<br />

B<strong>und</strong>esarbeitsgemelnschaft Jugendaufbauwerk<br />

Einführung<br />

Förderungslehrgänge (im Sinne der B<strong>und</strong>esanstalt<br />

für Arbeit) für noch nicht berufsreife Jugendliche<br />

sind weder Berufsausbildung noch Schule. Sie bieten<br />

38<br />

Jugendlichen mit vorübergehenden individuellen <strong>und</strong><br />

soziokulturell bedingten Entwicklungsschwierigkej-<br />


fördern <strong>und</strong> verstärken, die für die Arbeits- <strong>und</strong><br />

Berufswelt unabdingbar sind.<br />

Dies geschieht dadurch, daß Theorie <strong>und</strong> Praxis<br />

so miteinander verknüpft sind, da6 ein h a n d -<br />

I u n gs bezo g e n es Le r n e n ermöglicht<br />

wird. Die Entwicklung von Lernprozessen - von<br />

der Planung bis zu einem Ergebnis - bewegt sich<br />

in der Bandbreite von der Entwicklung sinnvoller<br />

Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen bis zur Gestaltung<br />

<strong>und</strong> Durchführung projektbezogener Aufgaben.<br />

Die Begründung des berufsfeldbezogenen Ler-<br />

nms<br />

(gemäß R<strong>und</strong>erlaß der BA Nr. 266l74.2 - Ab-<br />

schnitt II, Nr. 3 der Anlage8)<br />

Die Berufsfelder bilden ein weit gefaßtes Lern-<br />

angebot, das sich flexibel auf die sich wan-<br />

delnden Bedingungen der Arbeits- <strong>und</strong> Be-<br />

rufswelt einstellen kann.<br />

In jedem Berufsfeld werden Kenntnisse <strong>und</strong><br />

Fertigkeiten vermittelt, die exemplarische Be-<br />

deutung haben. Sie finden eine Entsprechung<br />

in den verschiedensten Berufen, die dieses<br />

Berufsfeld umfa8t.<br />

Berufsfeldbezogenes Lernen gewährleistet<br />

das Ausprobieren, das Oben <strong>und</strong> das Prüfen<br />

irn berufsneutralen Sinn.<br />

Exemplarischer Rahmenstoffplan<br />

Die im folgenden ausgewiesene Darstellung (s.<br />

Seite 5) eines Rahmenstoffplanes aus dem Berufsfeld<br />

Metall gilt exemplarisch für alle im Förderungslehrgang<br />

angebotenen Berufsfelder.<br />

Sie umfaßt:<br />

Die Gliederung der Lernplanung in:<br />

0 Gesamtplanung, Arbeitsdurchführung <strong>und</strong> Arbeitsauswertung;<br />

0 die Systematisierung der oben angegebenen<br />

Gliederung in planerische, fachtheoretische<br />

<strong>und</strong> werkpraktische Elemente;<br />

O die erzieherische Intention <strong>und</strong> Wirkung;<br />

0 die dem Lernablauf entsprechenden Themen.<br />

Die Themen sind Mittel zum Erreichen des Lehrgangszieles.<br />

Sie sind inhaltlich <strong>und</strong> in der Reihenfolge<br />

austauschbar.<br />

Da in der Berufs- <strong>und</strong> Arbeitswelt v i e I f ä I t i g -<br />

s te Materialien <strong>und</strong> Techniken verb<strong>und</strong>en mit<br />

deren Theorie zur Anwendung kommen, ist es<br />

notwendig, den Förderungslehrgang so auszustatten,<br />

daß ein entsprechend vielfältiges Lernangebot<br />

erfolgen kann.<br />

li1<br />

Die fachtheoretische Unterweisung<br />

I. Die Minderung der Diskrepanz zwischen der be-<br />

rufsschulischen Anforderung <strong>und</strong> dem Leistungs-<br />

* siehe Anhang S. 39<br />

20<br />

2.<br />

vermögen des Teilnehmers einerseits <strong>und</strong> die zur<br />

werkpraktischen Unterweisung gehörige Fach-<br />

theorie andererseits sind nicht voneinander zu<br />

trennende Bestandteile der fachtheoretischen<br />

Unterweisung im Lehrgang.<br />

Der werkpraktische Teil hat im Förderungslehrgang<br />

die vorrangige Bedeutung.<br />

Die fa c h i h eo ret i s c he U n t e rwe i s u n g<br />

aber ist für die berufliche Förderung des Lehrgangsteilnehmers<br />

zur Erreichung des Lehrgangszieles<br />

ebenso notwendig.<br />

3. Die fachtheoreticchen Inhalte entsprechen den<br />

a) Anforderungen der Berufsfelder<br />

b) Anforderungen der Alltagswelt<br />

c) zu erwartenden Anforderungen der Berufsschule<br />

aus den Bereichen des Elernentarwissens<br />

(Hauptschulabschlußniveau).<br />

Zu a):<br />

Zum Beispiel Vermittlung von<br />

0 Kenntnissen in allen Gr<strong>und</strong>rechenarten;<br />

o räumlichem Vorstellungsvermögen;<br />

0 fachk<strong>und</strong>lichem Wissen:<br />

Materialk<strong>und</strong>e<br />

Maschinenk<strong>und</strong>e<br />

Lesen von Zeichnungen<br />

Zeiteinteilung<br />

Werkzeuginstandhaltung<br />

Bewertungskriterien<br />

Unfallgefahrenquellen<br />

Unfallverhütung<br />

u.a.m.<br />

Zu b):<br />

Hilfen zur Selbsthilfe, 2.8.:<br />

O Schriftverkehr;<br />

0 Rechtsfragen;<br />

O Verbraucherinformation;<br />

0 Umgang mit Institutionen (regional <strong>und</strong> überreg<br />

io na1 ) ;<br />

O Handhabung der technischen Mittler;<br />

O Die Berufs- <strong>und</strong> Arbeitswelt.<br />

zu c):<br />

1. Der Lehrgangsteilnehrner ist während des Förderungslehrganges<br />

in der Regel berufsschulpflichtig<br />

(vgl. auch dazu: R<strong>und</strong>erlaß der BA Nr. 266/74.2 -<br />

Abschnitt II, Nr. 4.2 der Anlage").<br />

2. Zur Unterstützung des Lehrgangszieles im vorgenannten<br />

Sinne ist anzustreben, daß die Berufsschule<br />

den Unterricht in Abstimmung mit der gesamten<br />

Lehrgangsplanung im Rahmen des Förderungslehrganges<br />

erteilt.<br />

. siehe Anhang S. 40


Förderungslehrgänge (Fortsetzung)<br />

Exemplarisch.r Rahmenstoííplan aus dem Berufrfeld Y et a I I<br />

Planung<br />

Fachtheorie<br />

~ 2 - 1 3<br />

Ge8amtplanung<br />

Entwurf<br />

Zeichnung<br />

Material plan<br />

Werkstoffe<br />

Zeichnen<br />

Meßtechnik<br />

Arbeltsplanung<br />

Materialbeschaffung<br />

Arbeitsplan Werkstoffk<strong>und</strong>e<br />

Maschinen<br />

Werkzeug<br />

Techni ken<br />

Arbeitraurführung<br />

Ausführung<br />

nach Arbeits-<br />

plan<br />

Arbeltsaurwertung<br />

Genauigkeit<br />

Sauberkeit<br />

Funktion<br />

Kosten-<br />

vergleich<br />

Arbeitsbericht<br />

Werk- u. Hilfs-<br />

stoffe<br />

Eisen - Stahl<br />

NE-Metalle<br />

Nichtmetallische<br />

Werkstoffe<br />

Korrosion <strong>und</strong><br />

O berf lac hen-<br />

schutz<br />

Maschinen-<br />

bedienung<br />

Werkzeuge -<br />

Einsatz <strong>und</strong><br />

Handhabung<br />

Fachrechnen<br />

Maß- u. Prüf-<br />

technik<br />

Rechnen<br />

Formulieren<br />

Praxis<br />

Stückliste<br />

Arbeitsfolge<br />

Werkzeuge<br />

Umgang mit den<br />

Werkzeugen,<br />

die für das Vor-<br />

haben benötigt<br />

werden<br />

Vermessen<br />

Prüfen<br />

Zusammenstellen<br />

der schriftlichen<br />

Aufzeichnungen<br />

Pädagogische Intention<br />

<strong>und</strong> Wirkung<br />

Kontinuität im Verhalten<br />

ermöglichen <strong>und</strong> schaffen<br />

Einleben in die Regeln<br />

einer Werkstatt<br />

Themen<br />

4 5 6<br />

Zeichnen<br />

Konstruieren<br />

Messen<br />

(bezogen auf das<br />

konkrete Vor-<br />

haben)<br />

Messen - Prüfen<br />

Spanabhebende<br />

Bearbeitung<br />

Spanloses Formen<br />

Schweißen -<br />

Löten<br />

Wärmebehandlung<br />

Montieren <strong>und</strong><br />

Zusammenbauen<br />

Ersebnis Werk- 1<br />

I , . . -. . . . -<br />

1. Zielgerichtete Motivie-<br />

rung<br />

2. Initiierung von Erfolgs-<br />

erlebnissen<br />

3. Die Vermittlung der Er-<br />

fahrung, beteiligt zu<br />

sein<br />

4. Die affektive Bindung<br />

an den Gesamtablauf<br />

1. Das Annehmen des<br />

Sachzwanges, der sich<br />

aus dem Umgang mit<br />

Werkstoff, Werkzeug<br />

<strong>und</strong> Werkstatt ergibt<br />

2. Durchsprache der dabei<br />

gemachten Erfahrungen<br />

Einsicht in die Bearbei-<br />

tungsgesetze, Gestaltungs-<br />

Prinzipien <strong>und</strong> Handlungs-<br />

notwendigkeiten vermitteln<br />

Selbsteinsicht in veränder-<br />

bare <strong>und</strong> nicht veränder-<br />

bare Arbeitsweisen ver-<br />

mitteln<br />

Begabungsschwerpun kte<br />

ermitteln<br />

I<br />

1. Kunsthandwerklich<br />

berufsbereichbezogene<br />

Fertigungen, z.B. Laterne,<br />

Schlüsselkasten,<br />

Figuren usw.<br />

Berufsbereich bezogene<br />

individuelle Themen, z.B.<br />

Herstellung von Werk-<br />

zeugen, wie Hammer,<br />

Meißel usw.<br />

2. Berufsfeldspezifische<br />

Themen, z.B. Herstellen<br />

einer Topferscheibe<br />

usw.<br />

3. Berufsbereichüber-<br />

greifende Themen, z.B.<br />

funktionsfähige Rekon-<br />

struktionen eines<br />

Oldtimers usw.<br />

Für die Gliederung sind<br />

Unterthemen aus den<br />

Gesamtthemen (s. Nr. 1<br />

Spalte 6)’abzuleiten<br />

Für die Gliederung sind<br />

Unterthemen aus den<br />

Gesamtthemen (s. Nr. 1<br />

Spalte 6) abzuleiten<br />

Für die Gliederung sind<br />

Unterthemen aus den<br />

Gesamtthemen (s. Nr. 1<br />

Spalte 6) abzuleiten<br />

21


Anlage zum Rahmenplan<br />

zur Durchführung von Förderuiigsiehrgängen der<br />

Trägergruppen in der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschafi<br />

Jugendaufbauwerk<br />

Obungcziele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong> aus den Berufcfeldern /<br />

Be'rufsbereichen :<br />

Seite<br />

Metall 22<br />

Bau 25<br />

Elektrotechnik 26<br />

Holz 27<br />

Farb- <strong>und</strong> Raumgectaltung 29<br />

Gartenbau <strong>und</strong> Florictik 33<br />

Textil <strong>und</strong> Bekleidung 34<br />

Ernährung <strong>und</strong> Hauswirtschaft 35<br />

Haar- <strong>und</strong> Körperpflege 36<br />

Rahmenstoff pian<br />

Berufsfeld M e t a i i<br />

Thema I Obungsziele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />

Messen <strong>und</strong><br />

Prüfen<br />

Treiben <strong>und</strong><br />

Schweifen<br />

Anreißen<br />

22<br />

Das Messen als Gr<strong>und</strong>lage fur jede<br />

Fertigung.<br />

Lernen, das richtige Meßzeug dem<br />

Werkstück entsprechend auszuwahlen.<br />

Kennenlernen <strong>und</strong> Handhabung ein-<br />

facher Langenmeßzeuge.<br />

Messen mit der Schieblehre.<br />

Prufen mit Winkel <strong>und</strong> Lineal<br />

Hinweis<br />

Auf sorgfältige Pflege <strong>und</strong> Aufbewahrung<br />

der Meßzeuge hinweisen.<br />

Kennenlernen der Verformbarkeit ver-<br />

schiedener Werkstoffe, 2.6. Stahl,<br />

Aluminium, Kupler durch Schweifen<br />

<strong>und</strong> Treiben in kaltem Zustand mit<br />

dem Handhammer.<br />

Hammerhaltung <strong>und</strong> Hammerfuhrung.<br />

Die Bedeutung der neutralen Faser<br />

beim Schweifen.<br />

Hinweis<br />

Spanlose Verformung verschiedener<br />

Werkstoffe.<br />

Der Hammer als Unfallquelle.<br />

Die Bedeutung des Anrisses.<br />

Anreißwerkzeuge <strong>und</strong> ihre Hand-<br />

habung.<br />

Fähigkeiten vermitteln, die richtigen<br />

Anreißwerkzeuge <strong>und</strong> Hilfsmittel dem<br />

Werkstück <strong>und</strong> Werkstoff entspre-<br />

chend auszuwählen, 2.6. Stahlnadel.<br />

Messingnadel. Bleistift, Zirkel, Winkel,<br />

StreichmaB. Parallelreißer, Höhen-<br />

maßstab, Anreißplatte, StahlmaBstab.<br />

Lineal. u.a.<br />

~~<br />

'hema [ Obungrziele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />

Cornern<br />

%gen<br />

Feilen <strong>und</strong><br />

Entgraten<br />

Lernen, Zeichnungsmaße auf das<br />

Werkstück zu ubertragen.<br />

Die Bedeutung von Bezugslinien <strong>und</strong><br />

Bezugskanten.<br />

Hinweis<br />

Durch Bestreichen der Oberflache mit<br />

Anreißfarbe .<strong>und</strong> Kreide 0.a. sind Riß-<br />

Iinien besser sichtbar zu machen. Die<br />

Bt'auchbarkeit <strong>und</strong> die Wirtschaftlichkeit<br />

eines Betriebes hangt wesentlich<br />

vom gewissenhaften Anreißen ab.<br />

Unfallgefahren im Umgang mit der<br />

Reißnadel<br />

Die Bedeutung des Kornens beim Anreißen<br />

<strong>und</strong> Bohren (Anreißkörner,<br />

Bohrkorner)<br />

Handhabung des Korners.<br />

Hammerhaltung.<br />

Hinweis<br />

Der richtige Anschliff des Körners.<br />

Unfallgefahr Gradbildung am Korner.<br />

Die Bedeutung des Tremens von<br />

Werkstucken durch Sägen.<br />

Die Sage als spanabhebendes Werkzeug.<br />

Handhabung der Bugelsage.<br />

Lernen, das geeignete Sägeblatt<br />

(Zahnteilung) dem Werkstoff <strong>und</strong><br />

Werkstuck entsprechend auszuwählen.<br />

Das Spannen des Sàgeblattes.<br />

Das Spannen des Werkstückes.<br />

Der Sageanschnitt.<br />

Die Teile der Bugelsage <strong>und</strong> ihre Aulgaben.<br />

Körperhaltung beim Sägen.<br />

Hinweis<br />

Sägeblàtter auf Risse prüfen.<br />

Der Schnittdruck beim Sägen verschiedener<br />

Werkstoffe <strong>und</strong> Werkstoffquerschnitte.<br />

Entspannen der Säge nach Gebrauch<br />

Die Unfallgefahr beim Sägen.<br />

Die Bedeutung der Feile als spanabhebendes<br />

Werkzeug.<br />

Feilenarten <strong>und</strong> ihre Anwendungsmög,<br />

lichkeiten (Hieb. Querschnitt).<br />

Lernen, die Feile dem Werkstück unc<br />

Werkstoff entsprechend auszuwählen<br />

Spannen des Werkstuckes beim Feilen<br />

(Schraubstock).<br />

Korperhaltung <strong>und</strong> Feilenführung.<br />

Die Oberflachenbehandlung von Werk,<br />

stücken <strong>und</strong> das Kennenlernen der<br />

Bearbeitungszeichen.


Förderungslehrgänge (Fortsetzung)<br />

Thema I Obungszleie <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />

Biegen<br />

Meißeln<br />

Fertigkeit. eben, r<strong>und</strong>, maßhaltig <strong>und</strong><br />

winklig zu feilen.<br />

Das Entgraten von Werkstücken <strong>und</strong><br />

seine Bedeutung.<br />

Das Ausbohren von Winkelecken.<br />

Hinweis<br />

Auf festsitzendes Feilenheft achten.<br />

Oruckverteilung beim Feilen.<br />

Die Pflege der Feile.<br />

Der Grat als Unfallquelle.<br />

Um gleichmaßige Spanabnahme zu<br />

gewahrleisten. Werkstück Öfter um-<br />

spannen<br />

Schraubstockhöhe der Körpergröße<br />

anpassen.<br />

Kennenlernen der Verformbarkeit verschiedener<br />

Werkstoffe beim Biegen.<br />

Zweck des Biegens.<br />

Der Biegevorgang (Zug- <strong>und</strong> Druck-<br />

Spannung. die neutrale Faser).<br />

Veranderung des Querschnittes.<br />

Beobachten der Walzfaserrichtung<br />

beim Biegen von Blechen.<br />

Berücksichtigung der Materialstärke.<br />

Berechnung der gestreckten Länge.<br />

Lernen, die richtigen Hilfsmittel für<br />

den Biegevorgang anzuwenden (Hammer,<br />

Zange. Amboß. Spannschiene.<br />

Biegemaschine).<br />

Hinweis<br />

Dehnbarkeit des Werkstoffes nicht<br />

uberbeanspruchen (Rißbildung).<br />

Die Bedeutung des Meißelns beim<br />

Trennen, Zerspanen <strong>und</strong> Abscheren.<br />

Kennenlernen <strong>und</strong> Handhabung der<br />

verschiedenen Meißelarten.<br />

Kennenlernen der verschiedenen<br />

Stahlarten <strong>und</strong> ihre Anwendungsmoglichkeiten.<br />

Die Bedeutung der verschiedenen<br />

Winkel an der Meißelschneide (Frei-<br />

Keil-Schnitt-Spanwinkel).<br />

Körper- <strong>und</strong> Meißelhaltung.<br />

Spannen der Werkstücke beim<br />

Meißeln.<br />

Hammerhaltung.<br />

Hinweis<br />

Unfallgefahr: Bartbildung am Meiûelkopf.<br />

Auf festen Hamrnersitz achten.<br />

rherna I übungiuiele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />

Scheren<br />

Bohren <strong>und</strong><br />

Senken<br />

Gewinde-<br />

schneiden<br />

Formänderung beim Trennen von<br />

Werkstücken durch Scheren.<br />

Kennenlernen verschiedener Scheren-<br />

arten <strong>und</strong> ihre Anwendungsmöglich-<br />

keiten.<br />

Erkennen des Vorgangs im Werkstoff<br />

beim Scheren (Schnitt-Bruch-Kerb-<br />

fläche).<br />

Die Bedeutung des Schneidenspiels.<br />

Umgang rnit der Hand-Hebel- <strong>und</strong><br />

Schlagschere.<br />

Hinweis<br />

Die Schere als Hebel.<br />

Unfallgefahr: Vorsicht beim Umgang<br />

rnit Blech (scharfe Kanten).<br />

Der Wendelbohrer als spanabhebendes<br />

Werkzeug.<br />

Die Schneiden am Wendelbohrer.<br />

Die Bedeutung der Nuten am Wendelboh<br />

rer.<br />

Die verschiedenen Bohrmaschinen<br />

<strong>und</strong> ihre Anwendungsmöglichkeiten,<br />

z.B. Bohrknarre. Handbohrrnaschinen,<br />

Säulenbohrmaschinen.<br />

Spannen von Bohrern <strong>und</strong> Werkstucken.<br />

Die Bedeutung der Drehzahl unter<br />

Berücksichtigung des Werkstoffes <strong>und</strong><br />

Durchmessers des Bohrers.<br />

Die Bedeutung der Kühlmittel <strong>und</strong><br />

Schmiermittel beim Bohren.<br />

Bohren nach Anriß.<br />

Der Senker, ein spanabhebendes<br />

Werkzeug.<br />

die Bedeutung des Senkens.<br />

Senkerarten. Winkel am Senker.<br />

Hinweis<br />

Auf richtigen Bohrdruck achten -<br />

Unfallgefahr: Auf enganliegende Kleidungsstücke<br />

achten. Schutzhaube<br />

tragen.<br />

Werkstück gegen Herumschlagen<br />

sichern.<br />

Das Gewinde <strong>und</strong> seine Aufgaben.<br />

Kennenlernen der Gewlndearten 2nd<br />

der Anwendungsmöglichkeiten.<br />

Lernen, den richtigen Wendelbohrer,<br />

den Kerndurchmesser des Gewindes<br />

auszuwählen, sowie die richtigen Gewindebohrer<br />

der Reihenfolge einzusetzen.<br />

Gewindeschneiden von Hand mit<br />

Schneideisen <strong>und</strong> Gewindebohrer.<br />

23


hema I Obungrrlele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />

3berflächen-<br />

,ehandlung<br />

Neichlöten<br />

Nieten<br />

Autogenes<br />

SchweiBen<br />

24<br />

Hinweis<br />

Durch richtiges Schmieren beim<br />

Gewindeschneiden wird die Zerspa-<br />

nung begünstigt <strong>und</strong> die Gefahr des<br />

Ausreißens der Gewindegänge herab-<br />

gesetzt.<br />

Kennenlernen der verschiedenen<br />

Oberflachenzeichen.<br />

Lernen, das Bearbeitungswerkzeug<br />

den Oberflachenzeichen entsprechend<br />

auszuwahlen.<br />

Schutz der Oberflache vor Korrosion,<br />

Z.B. durch Einölen, Einfetten, Emaillieren<br />

usw.<br />

Hinweis<br />

Gutes Aussehen <strong>und</strong> Haltbarkeit hangt<br />

im wesentlichen von der Oberflächenbehandlung<br />

<strong>und</strong> vom Oberflächenschutz<br />

ab.<br />

Metallisch blanke Werkstücke moglichst<br />

nicht mit bloBen Händen anfassen.<br />

Verbindung verschiedener Metalle<br />

mittels Lot.<br />

Kennenlernen <strong>und</strong> Handhabung von<br />

Lötwerkzeugen <strong>und</strong> Hilfsmittel.<br />

Die Bedeutung der Lottemperaturen.<br />

Die Bedeutung der Flußmittel.<br />

Lötübungen mit dem Lötkolben.<br />

Hinweis<br />

Die Haltbarkeit einer Lötverbindung<br />

hängt im wesentlichen von der<br />

Sauberkeit der Lötstelle ab.<br />

Herstellen fester Verbindungen durch<br />

Nieten.<br />

Kennenlernen verschiedener Nietarten<br />

<strong>und</strong> Nietverbindungen.<br />

Kennenlernen <strong>und</strong> Handhabung der<br />

verschiedenen Nietwerkzeuge.<br />

Ausfuhrung einer R<strong>und</strong>kopfnietung.<br />

Die Berechnung von Nietlängen.<br />

Hinweis<br />

Niet <strong>und</strong> Werkstuck sollte möglichst<br />

aus einem Werkstoff bestehen.<br />

Unfallgefahren besprechen.<br />

Herstellen fester Verbindungen<br />

gleicher Metalle im flüssigen Zustand<br />

durch autogenes Schweißen.<br />

Lernen, die autogene SchweiBanlage<br />

zu bedienen.<br />

Der Aufbau der Acetylen- <strong>und</strong> Sauerstoffflasche.<br />

Die Kennfarben von Sauerstoff <strong>und</strong><br />

Acetylen.<br />

Thema I Obungrzlele <strong>und</strong> Lernlnhalto<br />

Kunststoff-<br />

schweißen<br />

Schmieden<br />

Hobeln<br />

Drehen<br />

Lernen, Düsengröße <strong>und</strong> Gasdruck der<br />

Schweißarbeit entsprechend auszu-<br />

Wahlen.<br />

Lernen, Schweißflamme richtig einzustellen,<br />

Ausführung einer Nachlinks-<br />

Schweißung.<br />

H i n w e'i s<br />

Unfallverhütungsvorschriften für Gasschweißer<br />

besprechen <strong>und</strong> beachten.<br />

Das Verbinden nicht hartbarer Kunststoffe<br />

durch Heißgase.<br />

Kennenlernen <strong>und</strong> Handhabung des<br />

Heißluftbrenners.<br />

Einsatzmöglichkeiten der Kunststoffe.<br />

Kennenlernen einiger Kunststoffe <strong>und</strong><br />

ihre Herstellung.<br />

Durchführung einfacher SchweiB-<br />

Übungen.<br />

Hinweis<br />

Auf richtige, dem Kunststoff entsprechende<br />

Arbeitstemperatur achten.<br />

Die Bedeutung des Schmledens.<br />

Kennenlernen der Verformbarkeit<br />

dehnbarer Metalle im warmen Zustand.<br />

Gefügeveränderung durch' Schmieden.<br />

Kennenlernen der Schmiedeeinrichtung.<br />

Lernen, die richtigen Schmiedewerkzeuge<br />

dem Werkstück entsprechend<br />

auszuwählen.<br />

Die Schmiedetemperatur verschiedener<br />

Werkstoffe.<br />

Hinweis<br />

Auf Unfallgefahren beim Schmieden<br />

hinweisen.<br />

Spanabhebende Bearbeitung von<br />

Werkstücken durch Hobeln <strong>und</strong><br />

StoBen.<br />

Kennenlernen der Hobelmaschine <strong>und</strong><br />

ihre Arbeitsweise.<br />

Das Spannen von Werkstücken <strong>und</strong><br />

Werkzeugen.<br />

Einstellen von Hub <strong>und</strong> Geschwindigkeit.<br />

Hobeln einfacher Werkstücke.<br />

Maschinenpflege.<br />

Hinweis<br />

Unfallverhütungsvorschriften besprechen<br />

<strong>und</strong> beachten.<br />

Spanabhebende Bearbeitung von<br />

Werkstücken durch Drehen.<br />

Kennenlernen der Drehmaschine <strong>und</strong><br />

ihre Arbeitsweise.


Förderungslehrgänge (Fortsetzung)<br />

rhema 1 ~bungrriele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />

Das Spannen von Werkstücken <strong>und</strong><br />

Werkzeugen.<br />

Drehen einfacher Werkstücke.<br />

Zentrieren an der Drehmaschine.<br />

Bohren an der Drehmaschine.<br />

Einstellen der Drehzahl.<br />

Kennenlernen der wichtigsten Drehlinge.<br />

Maschinenpflege.<br />

Hinweis<br />

Die Kühl- <strong>und</strong> Schmiermittel beim<br />

Drehen.<br />

Unfallverhütungsvorschriften besprechen<br />

<strong>und</strong> beachten.<br />

Fräsen Spanabhebende Bearbeltung von<br />

Werkstücken durch Fräsen.<br />

Kennenlernen der Fräsmaschine <strong>und</strong><br />

ihre Arbeitsweise.<br />

Spannen von Werkstücken <strong>und</strong> Werkzeugen.<br />

Fräsen einfacher Werkstücke.<br />

Gegenlauf <strong>und</strong> Gleichlauffräsen.<br />

Kennenlernen der wichtigsten Fräserarten.<br />

Einstellen der Drehzahl.<br />

Maschinenpflege.<br />

Rahmenstofi plan<br />

Berufsfeld B a u<br />

Hinweis<br />

Auf Dreh- <strong>und</strong> Schneiderichtung<br />

achten.<br />

Auf einwandfreien Zustand des<br />

Fräsers ist stets zu achten.<br />

Unfallverhütungsvorschriften besprechen<br />

<strong>und</strong> beachten.<br />

Thema I übungrrieie <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />

Einführung in Die Erklärung, Handhabung, Verwenden<br />

Arbeits- dung <strong>und</strong> Pflege der Werkzeuge,<br />

bereich Geräte <strong>und</strong> Maschinen.<br />

Die Bedeutung des Palettensysterns.<br />

Sauberkeit am Arbeitsplatz.<br />

Hinweis<br />

Unfallverhütungsvorschriften des Baugewerbes<br />

besprechen <strong>und</strong> beachten.<br />

~ ~~ ~<br />

rhema I Ebunguiele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />

Herstellen von<br />

Mauerwerk<br />

Verputzen<br />

Gipskarton <strong>und</strong><br />

Heraklith-<br />

platten<br />

Wandfliesen<br />

Bodenpiatte<br />

Beton<br />

Schalung<br />

.<br />

Erkennen der Steinarten <strong>und</strong> -größen.<br />

Aufbau einer losen Backsteinrnauer<br />

(einfacher Verband ohne Mörtel).<br />

Mauern mit Sandmortel ohne Bindemittel.<br />

Herstellen von Mauermörtei.<br />

Mauern mit Mörtel unter Anwendung<br />

der Mauerverbandsregeln.<br />

Fugengerechtes. winkelgerechtes,<br />

waag- <strong>und</strong> lotgerechtes Mauern.<br />

Herstellung eines Riegelmauerwerkes.<br />

Fachgerechtes Setzen von Mauerecken.<br />

Ausstreichen <strong>und</strong> Verfugen von<br />

Mauerwerk.<br />

Hinweis<br />

Hierbei sollte das Zuwerfen der Steine<br />

unter Beachtung der Unfallgefahren<br />

geübt werden.<br />

Auf Maßgenauigkeit <strong>und</strong> sauberes<br />

Mauern achten.<br />

Zubereitung des Putzmörtels.<br />

Anwerfen <strong>und</strong> Nachbehandlung des<br />

Putzes.<br />

H i n w e i s<br />

Die Verschiedenen Zusätze beim<br />

Mörtel besprechen <strong>und</strong> beachten.<br />

Anbringen von Gipskarton <strong>und</strong> Hera-<br />

klithplatten einschlie6lich Nachbe-<br />

handlung <strong>und</strong> Vorbereitung für den<br />

Tapezierer.<br />

Verlegen von Wandfliesen auf verputzten<br />

Heraklithplatten mit Klebemörtel<br />

einschl. Ausfuaunp - - <strong>und</strong> Nachbehandlung.<br />

Hinweis<br />

Auf maß- <strong>und</strong> winkelgerechtes Arbeiten<br />

achten.<br />

Verlegen von Bodenplatten in Sand-<br />

mörtel mit anschlie6endem Verfugen.<br />

Verwendung von Beton am Bau.<br />

Herstellen von Beton unter Beachtung<br />

der Mischungsverhältnisse <strong>und</strong><br />

Berücksichtigung des Verwendungs-<br />

zwec kes.<br />

Bedienen von Maschinen.<br />

Die Bedeutung der Schalung.<br />

Lernen, eine einfache Schalung nach<br />

Zeichnung herzustellen.<br />

Hinweis<br />

Verschalung den Erfordernissen, unter<br />

Berücksichtigung der Sicherheit, anpassen.<br />

25


Rahmenstoffplan<br />

Berufsfeld E I e k t r o t e c h n I k<br />

Thema I Obungszlele <strong>und</strong> Lernlnhalte<br />

Stromerzeu-<br />

gung <strong>und</strong><br />

Transport<br />

Biegen von<br />

Drähten <strong>und</strong><br />

Verlöten von<br />

AnschluBenden<br />

26<br />

Der Stromkreis<br />

I. Stromerzeuger<br />

1. Kraftwerke <strong>und</strong> ihre Arbeitsweise<br />

a) Kohlekraftwerk<br />

b) Wasserkraftwerk<br />

c) Atomkraftwerk<br />

2. Die Batterie <strong>und</strong> ihre Arbeitsweise<br />

a) Trockenbatterie<br />

b) Flüssigkeitsbatterie<br />

II. Stromtrensport<br />

1. Die Freileitung<br />

2. Das Erdkabel<br />

3. Das Hauskabel<br />

Hinweis<br />

Es sollte von Anfang an auf die Gefah-<br />

ren hingewiesen werden, die beim<br />

Umgang mit stromfuhrenden Leitun-<br />

gen <strong>und</strong> Kabel bestehen.<br />

1. Ausrechnen der gestreckten Lange<br />

einer üse<br />

2. Kennenlernen <strong>und</strong> Handhabung<br />

einfacher Langenmeßzeuge<br />

3. Eigenschaften - Leitfähigkeit -<br />

Oxydation von'<br />

a) Aluminium<br />

b) Kupfer<br />

c) Stahl<br />

4. Die Gewinnung bzw. Herstellung<br />

von :<br />

a) Kupfer<br />

b) Aluminium<br />

c) Stahl<br />

5. Das Kennenlernen <strong>und</strong> die Handhabung<br />

der verschiedenen Werkzeuge<br />

a) Zangen<br />

b) Kabelmesser<br />

c) Seitenschneider<br />

d) Schraubendreher<br />

e) elektr. Lötgeräte.<br />

6. Das Biegen von osen verschiedener<br />

Größen<br />

7. Das Verbinden von Metallen durch<br />

Löten<br />

8. Das Verlöten von AnschluBenden<br />

Vom Erzeuger zum Verbraucher<br />

1. Das Kraftwerk<br />

a) der Generator<br />

b) die Batterie<br />

2. Die Sicherung <strong>und</strong> ihre Aufgabe<br />

a) Schmelzsicherung<br />

b) Sicherungsautomat<br />

3. Schalterarten <strong>und</strong> ihre Wirkungsweise<br />

Thema I Obungrzlele <strong>und</strong> Lernlnhalte<br />

Montage von<br />

Geräten mit<br />

Verlegen von<br />

Drähten <strong>und</strong><br />

Anschließen<br />

der Geräte<br />

Schaltzeichen<br />

kennenlernen<br />

Kabelarten <strong>und</strong><br />

ihre Anwen-<br />

dung<br />

Leiter,<br />

Nichtleiter<br />

Der Wirkschalt-<br />

plan<br />

Gerateplan<br />

4. Die Schuko-Steckdose<br />

5. Die Abzweigdose<br />

6. Verbraucher<br />

a) Licht<br />

b) Kraft<br />

c) Wärme<br />

7. Der Draht als Stromleiter<br />

Funktionsweise <strong>und</strong> Anwendungsmög-<br />

lichkeiten von Schaltelementen an<br />

einer Ausschaltung mit Schuko-Steck-<br />

dose, die installiert wurde, erläutern.<br />

Schaltzeichen<br />

a) genormte<br />

b) nicht genormte<br />

Hinweis<br />

Auf Unfallverhutungsvorschriften hinweisen.<br />

VDE-Vorschriften beachten.<br />

Die gebräuchlichsten Leiterarten erklaren,<br />

AnschluBenden nach Vorschrift<br />

herstellen <strong>und</strong> mit verschiedenen Befestigungsmöglichkeiten<br />

montieren.<br />

a) massive (fur feste Anschlusse)<br />

b) flexible (für bewegliche Anschlüsse)<br />

c) Draht<br />

d) Kabel<br />

1. Leiter<br />

a) Metalle<br />

b) Kohle<br />

c) feuchte Erde<br />

d) manche Flüssigkeiten<br />

2. Nichtleiter<br />

a) Gummi<br />

b) Luft<br />

c) Glas<br />

d) Kunststoff<br />

e) Porzellan<br />

Wirkschaltplan lesen <strong>und</strong> danach<br />

Gerateplan erstellen.<br />

Bedeutung <strong>und</strong> Zweck verschiedener<br />

Schaltungen.<br />

a) Ausschaltung<br />

b) Wechselschaltung<br />

c) Serienschaltung<br />

d) Parallelschaltung<br />

e) Reihenschaltung<br />

Die verschiedenen Schaltungen mit<br />

den dazu gehörenden Geräten nach<br />

Geräteplan installieren.<br />

Hinweis<br />

VDE-Vorschriften beachten.<br />

Auf Unfallverhütungsvorschriften hinweisen.


Förderungslehrgänge (Fortsetzung)<br />

Thema 1 <strong>Ubungszlele</strong> <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />

Schwachstrom 1. Einsatzmöglichkeiten von<br />

Schwachst rom<br />

a) Telefonanlagen<br />

b) Alarmanlagen<br />

c) Sprechanlagen<br />

d) Klingelanlagen<br />

e) Signalanlagen<br />

2. Unterscheidungsmerkmale von<br />

Geräten <strong>und</strong> Kabel für Stark- <strong>und</strong><br />

Schwachstrom.<br />

3. Funktions- <strong>und</strong> Wirkungsweise<br />

des Telefons<br />

a) Handapparat<br />

b) Dbertrager<br />

c) Wecker<br />

d) Wahlscheibe<br />

4. Kennenlernen <strong>und</strong> Handhabung<br />

des erforderlichen Werkzeugs<br />

5. Funktion <strong>und</strong> Wirkungsweise von:<br />

a) Mikrofon<br />

b) Hörer<br />

6. Erarbeiten von Schaltungen<br />

7. Das Systemkabel <strong>und</strong> seine An-<br />

wendungsmöglichkeit<br />

a) größere Schwachstromanlagen<br />

b) verschiedene Schaltkombina-<br />

tionen<br />

c) Farben<br />

d) Gruppen<br />

8. Die verschiedenen Anschlui3mÖglichkeiten<br />

a) Klemmleiste<br />

b) Lötklemmleiste<br />

c) Lötleiste<br />

9. Ausarbeiten von Schaltplänen<br />

a) genormte Schaltzeichen<br />

b) nicht genormte Schaltzeichen<br />

c) Wirkschaltplan<br />

d) Installationsplan<br />

e) Stromlaufplan<br />

10. Verwendungsmöglichkeiten verschiedener<br />

Schaltungen<br />

a) Wechselschaltung<br />

b) Kreuzschaltung<br />

11. Ausarbeiten verschiedener Schaltungen<br />

<strong>und</strong> deren Installation als<br />

Gruppenarbeit<br />

12. Funktion <strong>und</strong> Wirkungsweise von:<br />

a) Taster<br />

b) Stromsto13relais<br />

c) Türöffner<br />

d) Summer<br />

e) Fotozelle<br />

<strong>und</strong> deren Einsatzmöglichkeit<br />

Rahmenstoff plan<br />

Berufsfeld H o I z<br />

Thema I Obungszlele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />

Werkstoff Holz<br />

Hobeln<br />

Sägen<br />

Raspeln<br />

Feilen<br />

Schleifen<br />

Oberflãchen-<br />

bearbeitung<br />

<strong>und</strong> Behand-<br />

lung<br />

Zureißen<br />

Werkstoff Holz<br />

Sägen<br />

I. Kennenlernen der verschledenen<br />

Holzarten nach<br />

a) Harthölzern<br />

b) Weichhölzern<br />

II. Lerne Bäume nach<br />

a) Nadelhölzern <strong>und</strong><br />

b) Laubhölzern zu unterscheiden<br />

111. Der Nahrungshaushait des Baumes<br />

a) Wachstum<br />

b) Nahrungsaufnahme<br />

IV. Erkennen des Holzes nach seiner<br />

Struktur (Maserung)<br />

a) Langholz<br />

b) Querholz<br />

V. Kennenlernen der wlchtigsten Holzbearbeitungswerkzeuge<br />

<strong>und</strong> Ihre<br />

Handhabung<br />

a) Schweifsäge<br />

b) Feinsage<br />

c) Raspel<br />

d) Feile<br />

e) Hohleisen<br />

1) Bohrwinde<br />

g) Schlangenbohrer<br />

h) Hobel<br />

Hobeln - Sägen - Raspeln - Feilen -<br />

Schleifen am obungsstück<br />

Wässern - Schleifen - Gr<strong>und</strong>ieren -<br />

Mattieren am Übungsstück<br />

Hinweis<br />

Auf Unfallgefahren im Umgang mit<br />

Werkzeugen <strong>und</strong> Lacken hinweisen.<br />

Das Zureißen am Dbungsstück üben.<br />

I. Inländische Laub- <strong>und</strong> Nadelbäume<br />

a) Standort<br />

b) Rinde<br />

c) Blätter<br />

d) Früchte<br />

II. Ouerschnltt des Stammes<br />

a) Jahresringe<br />

b) Splintholz<br />

c) Markröhre<br />

I. Das Auf-Längen-Schnelden von<br />

Holz am Obungutllck üben<br />

II. Aufbau <strong>und</strong> Arbeitsweise der Säge<br />

erklären<br />

27


Thema I Obungszieie <strong>und</strong> Lernlnhalte<br />

Die Bedeutung<br />

der Werk-<br />

Zeichen<br />

Werkstoff Holz<br />

Die Zinkverbin-<br />

dung<br />

Das Furnier<br />

Werkzeuge <strong>und</strong><br />

ihre Hand-<br />

habung<br />

Die Holzver-<br />

bindung<br />

Schärfen von<br />

Werkzeugen<br />

<strong>und</strong> ihre<br />

Pflege<br />

Der Nistkasten<br />

als Obungsbei-<br />

spiel<br />

28<br />

I. Wertzeichen auf Rahmenstücke<br />

übertragen<br />

II. Ihre Bedeutung am Obungsgegenstand<br />

erläutern<br />

Holzschädlinge<br />

a) tierische<br />

b) pilzliche<br />

Herstellen einer offenen Zinkung am<br />

Ubungsstück.<br />

Hinweis<br />

Auf Unfallgefahren hinweisen.<br />

I. Struktur <strong>und</strong> Farbe verschiedener<br />

Furniere<br />

II. Lerne Furniere nach Obertragen<br />

des Entwurfs auszuschneiden<br />

I II. Zusammenkleben Verschiedener<br />

Furnierielle<br />

IV. Das Auiielmen von Furnieren<br />

Das Kennenlernen verschiedener<br />

Tischlerwerkzeuge <strong>und</strong> ihre Handhabung<br />

a) Winkel<br />

b) Streichmaß<br />

c) Feinsäge<br />

d) Stecheisen<br />

e) Holzhammer<br />

f) Raspel<br />

g) Hobel<br />

h) Feile<br />

i) Zirkel<br />

k) Hohleisen<br />

I) Furniermesser<br />

m) Furniersäge<br />

n) Zwingen<br />

Herstellen einer Eck- <strong>und</strong> Kreuzüber-<br />

lappung am Übungsstück.<br />

Lerne Holzbearbeitungswerkzeuge<br />

fachgerecht zu schärfen.<br />

Hinweis<br />

Auf Unfaligefahren hinweisen.<br />

1. Anreißen<br />

2. Hobeln<br />

3. Sägen<br />

4. Bohren<br />

5. Leimen<br />

6. Schrauben<br />

7. Nageln<br />

8. Zusammenbauen<br />

rhema I Ubungulele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />

Hobeln<br />

9brichten<br />

Leimen<br />

Die einfache<br />

Schlitz- <strong>und</strong><br />

Zapfenverbin-<br />

dung<br />

Die Keil-<br />

zapfenverbin-<br />

dung<br />

Kennenlernen verschiedener Möglichkeiten<br />

Holzteile zu verbinden<br />

a) Leimen<br />

b) Nageln<br />

c) Schrauben<br />

I. Erläutern des Hobels<br />

a) Bestandteile<br />

b) Funktion<br />

c) Anwendungsmöglichkeiten<br />

II. Erklären der Begriffe<br />

a) Kanten abrichten<br />

b) Fläche aushobeln<br />

III. Arbeitsweise des Hobels<br />

a) die Zugkraft der Jahresringe<br />

b) rechte <strong>und</strong> linke Seite der<br />

Bretter<br />

c) das Schwinden des Holzes<br />

d) Langholz <strong>und</strong> Querholz<br />

I. Verblndungsmlttei<br />

a) Auswahl der richtigen Verbindungsmittel<br />

b) Zusammensetzung des Kunstharzleims<br />

c) Anwendungsmögiichkeiten des<br />

Leims<br />

I I. Spannwerkzeuge<br />

Die Aufgaben der Zwingen <strong>und</strong><br />

Knechte beim Leimen.<br />

1. Hobeln<br />

2. Anreißen<br />

3. Sägen<br />

4. Stemmen<br />

5. Die Zapfenverbindung wird nach<br />

selbstgefertigter Zeichnung hergestellt<br />

6. Anwendungsrnöglichkeiten der<br />

Zapfenverbindung erläutern.<br />

Hinweis<br />

Auf Unfallgefahren im Umgang mit<br />

Holzbearbeitungswerkzeugen hinweisen.<br />

I. Herstellen einer Keiizapfenverbindung<br />

a) Zeichnung anfertigen<br />

b) Hobeln<br />

c) Anreißen<br />

d) Sagen (Anschneiden <strong>und</strong> Absetzen<br />

der Zapfen mit der<br />

Feinsäge)<br />

e) Stemmen (Ausstellen des Keiiloches<br />

mit den Stecheisen)


Förderungslehrgänge (Fortsetzung)<br />

- ~~<br />

Thema 1 Obungozieie <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />

Gratnute <strong>und</strong><br />

Gratleiste<br />

Oberflächen be-<br />

handlung<br />

Rahmenrtofi pian<br />

II. Anwendungsmöglichkeiten im<br />

Rahmenbau<br />

a) rechtwinklig abgesetzt<br />

b) einseitig auf Gehrung abgesetzt<br />

c) beidseitig auf Gehrung abgesetzt<br />

111. Anwendungsbereiche<br />

a) Keil als Verbindungselement<br />

b) Keil als Zierteil<br />

I. Aufgabe <strong>und</strong> rlchtlger Einsatz von<br />

Gratnute <strong>und</strong> Gratleiste<br />

a) stabilisierende Wirkung<br />

b) die richtige Holzart<br />

II. Erklärung der zum Elnsatz kommenden<br />

Werkzeuge<br />

a) Gr<strong>und</strong>hobel<br />

b) Gratsäge<br />

c) Stecheisen<br />

d) Spitzbohrer<br />

I. Schleifen - Fiammen <strong>und</strong><br />

Mattieren<br />

II. Die unterrchledllchen Wachstums-<br />

8chlchten des Holzer<br />

a) Herbst<br />

b) Sommer<br />

Hinweis<br />

Aut Unfallgefahren hinweisen.<br />

Berubfeld Farb- <strong>und</strong> Raumgertaltung<br />

Thema ] Obungozlele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />

Tapezieren I. Tapezieren<br />

a) Messen<br />

b) Aufschneiden<br />

c) Einkleistern<br />

d) Loten<br />

e) Abschneiden<br />

II. Werkstoffk<strong>und</strong>e<br />

1. Erläuterungen verschiedener<br />

a) Kleistersorten<br />

b) Tapetensorten<br />

2. Vorarbeiten verschiedener<br />

Un terg rü nde :<br />

a) Gipsputz<br />

b) Kalkputz<br />

c) Zementputz<br />

d) Holz<br />

e) Metall<br />

Thema 1 Obungrrleie <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />

Farbige Wand-<br />

flächengestal-<br />

tung<br />

II I . Werkzeugk<strong>und</strong>e<br />

Bekanntmachen mit den erforderlichen<br />

Werkzeugen:<br />

a) GliedermaBstab<br />

b) Lot<br />

c) Haumesser<br />

d) Schiene<br />

e) Schere<br />

f) Abschnürkordel<br />

g) Tapezierbürste<br />

h) Tapezierwalze<br />

i) Tapetenabreißer<br />

IV. Hllfsatoffe<br />

Auswahl <strong>und</strong> Anwendung geeigneter<br />

Hilfsstoffe:<br />

a) Schwamm<br />

b) Lappen<br />

V. Unfailverhütung<br />

Sachgerechtes Aufstellen der<br />

Leiter<br />

VI. Tapezieren<br />

Tapezierübung an der Ubungswand<br />

I. Wandiiächengeotaitung<br />

a) Anzeichnen<br />

b) Abschnüren<br />

c) Beschneiden<br />

d) Zulegen<br />

e) sachgerechtes Auslegen mit<br />

Abdeckpapier<br />

II. Werkstoffk<strong>und</strong>e<br />

Erläuterung <strong>und</strong> Anwendungsmöglichkeiten<br />

verschiedener<br />

a) Dispersionsfarben<br />

b) Trockenfarben<br />

III. Werkzeugk<strong>und</strong>e<br />

Bekanntmachen mit den erforderlichen<br />

(neuen) Werkzeugen<br />

a) Cchnürkordel<br />

b) Strichziehlineal<br />

c) Strichzieher<br />

d) Heizkörperpinsel<br />

e) Lamrnfellrolle (Heizkörperrolle)<br />

IV. Fachreichnen<br />

Flächenbelebung aufgr<strong>und</strong> mathematischer<br />

Flächenformen<br />

a) Quadrat<br />

b) Rechteck<br />

c) Drdieck<br />

d) Kreis<br />

29<br />

. . _._-


Thema I Obungrriele <strong>und</strong> Lernlnhalte<br />

V. Gerchmackrk<strong>und</strong>e<br />

Zusammenstellen der entsprechen-<br />

den Farbtöne<br />

VI. Hlifsrtofie<br />

Anwendung <strong>und</strong> Auswahl geeigneter<br />

Hilfsstoffe<br />

a) Schwamm<br />

b) Abdeckpapier<br />

Vorbereiten I. Vorbereitung<br />

eines Anstrich- a) Schleifen<br />

Untergr<strong>und</strong>es<br />

b) Brennen<br />

c) Bürsten<br />

d) Anlaugen<br />

e) Abstauben<br />

1) Abdecken<br />

g) Spachteln<br />

h) Kitten<br />

II. Werkstoífk<strong>und</strong>e<br />

Erläuterung <strong>und</strong> Anwendungsmög-<br />

Ikhkeiten der wesentlichsten Werkstoffe<br />

a) Spachtelmassen<br />

b) Kitte<br />

I II. Werkzeugk<strong>und</strong>e<br />

Bekanntmachen mit den erforderlichen<br />

(neuen) Werkzeugen<br />

a) Japanspachtel<br />

b) Stielspachtel<br />

c) Kittmesser<br />

d) Staubbesen<br />

IV. Hii?rstofle<br />

Auswahl <strong>und</strong><br />

Anwendung geeigneter Hilfsstoffe<br />

a) Schleifpapier<br />

b) Abdeckpapier<br />

c) Lappen<br />

Ausführen I. Werkrtoffk<strong>und</strong>e<br />

eines 'Ifarben-<br />

anstriches<br />

30<br />

1. Erkennen der Fichtenholz-<br />

Struktur<br />

2. Auswahl eines geeigneten Anstrichaufbaus<br />

a) Gr<strong>und</strong>ierung<br />

b) Vorlackierung<br />

c) Schlußlackieryng<br />

II. Werkzeugk<strong>und</strong>e<br />

Bekanntmachen mit den erforder-<br />

lichen Werkzeugen<br />

a) Gasbrenner<br />

b) Drahtbürste<br />

c) Borstenpinsel<br />

d) Staubbesen<br />

III. Geschmacksk<strong>und</strong>e<br />

Brenntechnik im Raum<br />

a) starkes Brennen<br />

b) schwaches Brennen<br />

c) naturbelassen<br />

d) Lasieren<br />

Thema I Ubungdeie <strong>und</strong> LernInhatte<br />

Anlaugen<br />

Der Farbkreis<br />

Anstricharten<br />

auf verschiede-<br />

nen Unter-<br />

gründen<br />

IV. Hiihstoíie<br />

Auswahl <strong>und</strong> Anwendung geeigne-<br />

ter Hilfsstoffe<br />

a) Glaspapier<br />

b) Abdeckpapier<br />

I. Werkrtoflk<strong>und</strong>e<br />

1. Entfernen von alten Farben<br />

durch:<br />

a) Salmiakgeist (Lauge)<br />

b) Gas (Brennen)<br />

2. Gr<strong>und</strong>ierungsarten<br />

a) Isolierlack<br />

b) verdünnter Alak innen<br />

c) Halböl<br />

3. Zwischenanstrich<br />

4. Schlußanstrich<br />

II. Werkzeugk<strong>und</strong>e<br />

Bekanntmachen rnit den erforder-<br />

lichen Werkzeugen<br />

a) Spachtel<br />

b) Kittmesser<br />

c) Glaspapier<br />

d) Schaber<br />

e) Japanspachtel<br />

f) Pinsel<br />

g) Pistole<br />

h) Staubbesen<br />

111. Hiifsstofie<br />

Auswahl <strong>und</strong> Anwendung geeig-<br />

neter Hilfsstoffe<br />

a) Abdeckpapier<br />

b) Lappen<br />

I. Farbkreim<br />

a) Mischen<br />

b) Konturieren<br />

II. Fachreichnen<br />

1. Herstellen eines Kreises<br />

2. Kreisfläche in 12 Felder aufteilen<br />

111. Geschmackrk<strong>und</strong>e<br />

Erstellen eines 12teiligen Farb-<br />

kreises<br />

a) Primärfarben<br />

- gelb<br />

- rot<br />

- blau<br />

b) Komplementärfarben (Sek<strong>und</strong>ärfarben)<br />

- orange<br />

- violett<br />

- grün<br />

I. Werkstoífk<strong>und</strong>e<br />

1. Bekanntmachen rnit verschiedenen<br />

Anstricharten<br />

a) Zelluloselacke<br />

b) Kunstharzlacke<br />

c) 'Hacke


Fördeiungdehrgänge (Fortsetzung)<br />

Thema I Ubungulele <strong>und</strong> Lernlnhilte<br />

Plastische<br />

Wandflächen-<br />

gestaltung<br />

Flächenauf-<br />

teilung<br />

2. Anstrichaufbau - Metall -<br />

a) Entrosten<br />

b) Rostschutz<br />

c) Zwischenanstrich<br />

d) Schlußanstrich<br />

3. Anstrichaufbau - Holz -<br />

a) Schleifen<br />

b) Gr<strong>und</strong>ieren<br />

c) Spachteln<br />

d) Zwischenanstrich<br />

e) SchluEanstrich<br />

II. Werkzeugk<strong>und</strong>e<br />

Bekanntmachen mit den erforder-<br />

lichen Werkzeugen<br />

I. Wandllächengertaltung<br />

a) Aufzeichnen<br />

b) Abschnüren<br />

c) Abkleben<br />

d) Plastik auftragen<br />

e) Rollen<br />

II. Werbtoffk<strong>und</strong>e<br />

1. Anstrichaufbau von:<br />

a) Latexplastik<br />

b) Olspachtel<br />

c) Dispersion<br />

2. Untergr<strong>und</strong>behandlung von:<br />

a) Gipsputz<br />

b) Kalkputz<br />

c) Rauhfaser<br />

d) Holz<br />

3. Oberflächenbeharidlung<br />

a) Plastikauftrag<br />

b) farbiges Uberrollen mit Dispersion<br />

c) Durchschleifen der Farbe<br />

III. Fichzelchnon<br />

Flächenaufteilung in:<br />

a) Trapeze<br />

b) Dreiecke<br />

I V. Gerc hmicki k<strong>und</strong>.<br />

1. Entwurfstechnik mit Hilfe der<br />

Gr<strong>und</strong>formen<br />

2. Strukturen<br />

a) gefingert<br />

b) gerollt<br />

I. Flächenauflellung<br />

a) Striche ziehen<br />

b) Farbmischübungen<br />

II. Werkstoffk<strong>und</strong>o<br />

1. Anstrichaufbau in Dispersion<br />

2 X mit Dispersion streichen<br />

rbmi 1 Ubungrzlole <strong>und</strong> Lernlnhilte<br />

Anstrichfarben<br />

Schrlftü bung<br />

2. Anstrichaufbau in Kunstharz<br />

a) Gr<strong>und</strong>ieren<br />

b) Vorlackieren<br />

c) SchluEanstrich<br />

111. Werkeugk<strong>und</strong>e<br />

Bekanntmachen mit den erforder-<br />

lichen Werkzeugen<br />

a) Strichziehlineal<br />

b) Strichzieher<br />

c) Schnürkordel<br />

d) Modler<br />

e) Schriftpinsel<br />

f) Kartoffel<br />

IV. ßerchmickrk<strong>und</strong>e<br />

1. Zusammensetzung von Farbtönen<br />

2. Aufteilen einer Fläche mit Hilfe<br />

geometrischer Formen<br />

I. Werkstoffk<strong>und</strong>e<br />

1. Gegenüberstellung verschiedener<br />

Farben bei gleichzeitiger<br />

Verarbeitung<br />

4 DD-Lack<br />

b) Plaka-Farben<br />

2. Trocknungsarten <strong>und</strong> -Zeiten<br />

II. Uniillvorñiitung<br />

1. Gefahren beim Säubern<br />

2. Richtige Verhaltensweise beim<br />

Säubern<br />

I. SchrlflUbung<br />

a) Hilfslinien ziehen<br />

b) Umgang mit dem Schriftpinsel<br />

II. Werhtoíík<strong>und</strong>e<br />

Geeignete Farben zur Beschriftung<br />

a) Kaseinfarbe<br />

b) Dispersionsfarbe<br />

c) Plaka-Farbe<br />

d) Tempera<br />

111. Werkreugk<strong>und</strong>e<br />

Bekanntmachen mit den erforderlichen<br />

Werkzeugen<br />

a) Malstock<br />

b) Schriftpinsel<br />

c) ReiEschiene<br />

d) Winkel<br />

e) Zirkel<br />

1) Brücke<br />

g) Schnürkordel<br />

h) Bleistift<br />

31<br />

.


Thema 1 Obungsziele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />

Anbringen<br />

eines An-<br />

striches auf<br />

Eisen oder<br />

Stahl<br />

Tapezieren<br />

32<br />

IV. Geschmacksk<strong>und</strong>e<br />

1. Wahl des Schriftfarbtones<br />

2. Wahl der Schriftgröße im Verhältnis<br />

zur Fiache<br />

3. Granulieren<br />

4. Voilschreiben<br />

5. Verschiedene Schriftarten<br />

a) Gotik<br />

b) Fraktur<br />

c) Kursiv<br />

d) Antiqua<br />

i. Anstrichvorbereitung <strong>und</strong> Ausführung<br />

a) Entrosten<br />

b) Entfernen von Schweißpickein<br />

c) Streichen mit Rostschutzfarbe<br />

II. Werkstoffk<strong>und</strong>e<br />

1. Wirkungsweise von aktiven <strong>und</strong><br />

nicht aktiven Farben<br />

2. Erkiarung des Rostvorganges<br />

3. Bekanntmachen mit verschiede-<br />

nen Rostschutzanstrichen<br />

a) Bieimennige<br />

’ b) Eisenmennige<br />

c) Rostumwandler<br />

d) Haftgr<strong>und</strong><br />

4. Anstrichaufbau für Eisen <strong>und</strong><br />

Stahl<br />

a) Entrosten<br />

b) Rostschutz<br />

c) Zwischenanstriche<br />

d) Schiußanstrich<br />

Ili. Werkzeugk<strong>und</strong>e<br />

Bekanntmachen mit den erforder-<br />

lichen Werkzeugen<br />

Drahtbürste<br />

i. Tapezleren<br />

a) Loten<br />

b) Abschneiden<br />

c) Abschneiden mit dem Hau-<br />

messer<br />

li. Werkstoffk<strong>und</strong>e<br />

1. Verwendungsmöglichkeit verschiedener<br />

Kieistersorten<br />

a) nicht kaikbeständige Kieistersorten<br />

b) ka1 kbeständige Kieistersorten<br />

c) Kunststoffkleistersorten<br />

d) Dispersionskieber<br />

Thema I Obungszleie <strong>und</strong> Lernlnhalte<br />

Naturlackie-<br />

rung<br />

Schriftübung<br />

2. Bekanntmachen mit den verschiedenen<br />

Papiersorten<br />

a) Makuiaturpapier<br />

b) Strukturpapier<br />

c) Prägepapier<br />

d) Kunststoffpapier<br />

3. informationen uber die wichtigsten<br />

flüssigen Makuiatursorten<br />

4. Vorarbeiten verschiedener<br />

Untergr<strong>und</strong>e<br />

a) Gipsputz<br />

b) Kaikputz<br />

c) Zementputz<br />

d) Holz<br />

e) Metall<br />

iii. Werkzeugk<strong>und</strong>e<br />

Wiederholung <strong>und</strong> Festigung<br />

(vgi. Abschnitt III zum Thema<br />

Tapezieren, Seite 13)<br />

i. Naturlackierung<br />

a) Schleifen<br />

b) Abstauben<br />

p) Lasieren<br />

d) Abdecken<br />

e) Auswaschen<br />

f) Voriackieren<br />

g) Lackieren<br />

li. Werkstoffk<strong>und</strong>e<br />

Anwendung von Lasurtechniken<br />

a) Beizen<br />

b) Lasieren<br />

c) Abdeckgr<strong>und</strong>ierung<br />

111. Werkzeugk<strong>und</strong>e<br />

Bekanntmachen mit den erforderlichen<br />

Werkzeugen<br />

a) Maipinsei<br />

b) Maistock<br />

c) Ringpinsei<br />

d) Fiberpinsel<br />

IV. Geschmacksk<strong>und</strong>e<br />

1. Fiächengestaltung mit Hilfe von<br />

Gr<strong>und</strong>formen<br />

2. Farbzusammenstellung mit Hilfe<br />

des Farbkreises <strong>und</strong> Hell/<br />

Dunkel-Unterschieden<br />

i. SchriitGbung<br />

Konstruieren einer Schrift bzw.<br />

eines Motivs<br />

Werkstoff k<strong>und</strong>e<br />

Bekanntmachen mit den erforderlichen<br />

Hilfsmitteln<br />

a) Transparentpapier<br />

b) Talkum (weiß)<br />

c) Asche (Zeitung)


Förderungslehrgänge (Fortsetzung)<br />

Rahmen8toff plan<br />

Berufsfeld G art en bau <strong>und</strong> FI or i 8t I k<br />

rhema 1 übungszlele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />

lie Hilfsmittel<br />

ies Gärtners<br />

Aussäen<br />

Treibhaus<br />

Erde<br />

Pikieren<br />

Eintopfen<br />

Die Pflanze<br />

Stecklinge<br />

Bekanntmachen mlt den &order-<br />

Ilchen Hllfsmitteln<br />

a) Pikierstab<br />

b) Pflanzschübe<br />

c) Messer<br />

d) Steckholz<br />

Aussäen<br />

a) Die Tiefe der Saat<br />

b) Der Abstand der Saat<br />

Treibhaus<br />

Aufgabe <strong>und</strong> Funktion des Gewächs-<br />

hauses<br />

Erdarten<br />

a) Lehmerde<br />

b) Lauberde<br />

c) Nadel boden<br />

d) Erde mischen<br />

e) Auswahl der richtigen Erde treffen<br />

Plkleien<br />

a) Abstand<br />

b) Tiefe<br />

Eintopfen nach Bewurzelung. Weiter-<br />

kultivierung zur fertigen Topfpflanze<br />

I. Aufbau der Pflanze<br />

a) Wurzel<br />

b) Sproß<br />

c) Stenge1<br />

d) Stamm<br />

e) Die Blüte<br />

f) Blütenständer<br />

g) Bestaubung der Blüte<br />

II. Fortpflanzungsaríen durch<br />

a) Samen (generativ)<br />

b) Stecklinge (vegetativ)<br />

c) Ausläufer oder Seitensprosse<br />

d) Brutzwiebeln<br />

I. Cteckllnge schnelden <strong>und</strong> stecken<br />

a) Länge<br />

b) Glatte Schnittflächen<br />

c) Festigkeit der Erde<br />

d) Tiefe der Stecklinge<br />

II. Weiterkultlvlerung von<br />

a) Stecklingen<br />

b) Sämlingen<br />

rhema 1 Ubungulele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />

3ehandlung<br />

ind Pflege der<br />

àewächse<br />

Anlegen eines<br />

Beetes<br />

Die Pflege<br />

eines Beetes<br />

I. Behandlung<br />

a) Ernährung<br />

b) Temperatur<br />

c) Pflege<br />

d) Gießen<br />

e) Lüften<br />

f) Düngen<br />

II. Standoti<br />

a) sonnig<br />

b) halbschattig<br />

c) schattig<br />

I. Ausmessen nach Gestaltungsmbgllchkeit<br />

a) geometrisch<br />

b) pflanzlich<br />

II. Umgraben<br />

111. Planleren<br />

IV. Harken<br />

V. Kennenlernen der eríorderilchen<br />

Geräte<br />

a) Maßband<br />

b) Zollstock<br />

c) Winkel<br />

d) Spaten<br />

e) Harke<br />

f) Walze<br />

VI. Bepflanzen nach<br />

a) J ah reszeiten<br />

b) Auswahl<br />

c) Abstand<br />

d) Tiefe<br />

e) Standort<br />

VII. Aussaat<br />

a) Aussaatdichte<br />

b) Festigung der Aussaatoberfläche<br />

Notwendigkeit <strong>und</strong> Mögiichkelt für<br />

regalmäûlga Ptlege<br />

a) Dünger<br />

b) Unkraut<br />

c) Sc had1 ingsbe kam pf u ng<br />

d) Schneiden<br />

Hinweis<br />

Auf Unfallgefahren <strong>und</strong> Unfallverhütungsvorschriften<br />

irn Gartenbau hinweisen.<br />

33<br />

-,<br />

h


Thema 1 Obungszlele <strong>und</strong> Lernlnhalte<br />

Die Binderei I. Blumen - Geblnde - Gedecke -<br />

Schale - je nach Bodarl<br />

a) Schneiden<br />

b) Drahten<br />

c) Ausstecken<br />

d) Binden<br />

e) Pflanzen<br />

f) Arrangieren<br />

g) Verpacken<br />

II. Bekanntmachen mli geelgneien<br />

Blumen<br />

a) Schnittblumen<br />

b) Topfblumen<br />

c) Grünpflanzen<br />

III. Vemendungsmögllchkelten von<br />

a) Naturblumen<br />

b) Strohblumen<br />

c) Kunstblumen<br />

IV. Erläuterung der zum Elnsatz kommenden<br />

Werkzeuge <strong>und</strong> Hlllsmittel<br />

a) Messer<br />

b) Drahtzange<br />

c) Schere<br />

d) Nadeln<br />

e) Bindedraht<br />

f) Steckdraht<br />

g) Steckschwamm<br />

h) Moos<br />

i) Knetmasse<br />

i) Dekorationstöpfe<br />

k) Schalen<br />

V. Geschmacksblldung<br />

a) Formfindung<br />

b) Formgebung<br />

c) Farbzucammenstellung<br />

Rahmenstoff plan<br />

Berufsfeld T e x t 1 I <strong>und</strong> B e k I e i d u n g<br />

Thema I Obungszlele <strong>und</strong> LernInhalte<br />

Die Nah- I. Nähmaschlnenk<strong>und</strong>e<br />

maschine, ihre<br />

Bedienung <strong>und</strong><br />

Pflege<br />

34<br />

1. Aufbau <strong>und</strong> Funktion der elektr<br />

Nähmaschine<br />

2. Stichbildung<br />

3. Pflege der Nähmaschine<br />

4. Unfallverhütung<br />

II. Arbelten an der Nähmaschine<br />

1. Oberfaden einfadeln<br />

2. Spulen<br />

3. Spule einsetzen<br />

4. Reinigen <strong>und</strong> Chen<br />

.. . _I .<br />

Thema 1 Obungszlele <strong>und</strong> Lernlnhalte<br />

Handnähte<br />

Herstellen ein-<br />

facher Klei-<br />

dungsstücke<br />

III. Nähen an der Nähmaschine<br />

1. Einfachnaht<br />

2. Zickzacknaht<br />

3. Rechts-LinksNaht<br />

4. Kappnaht<br />

IV. Werkeugkuhde<br />

1. MaBband<br />

2. Kopierrad<br />

3. Schere<br />

4. Nähnadel<br />

5. Bügeleisen<br />

V. Stollarten<br />

1. Leinen<br />

2. Baumwolle<br />

3. Wolle<br />

4. Seide<br />

5. Synthetische Stoffe<br />

Nähen von Hand<br />

1. Durchschlagen<br />

2. Zeichen übertragen<br />

3. Steppstich<br />

4. Schlingstich<br />

5. Hexenstich<br />

6. Saumstich<br />

7. Nähte bestecken<br />

8. Bügeln<br />

I. ubungsgegenstand anfertlgan<br />

1. Ausmessen<br />

2. Zuschneiden<br />

3. Verschluß<br />

4. Rechts-Links-Naht<br />

5. Knopflöcher<br />

6. Kappkantig säumen<br />

7. Versturzen<br />

8. Taschen aufnähen<br />

9. Übungsgegenstand mit Zickzackstich<br />

(Zierstich versäubern)<br />

10. Stoffverbrauch ermitteln<br />

11. Schnitteile zusammenfügen<br />

12. Genaues Nähen von Formen,<br />

Kurven <strong>und</strong> Ecken<br />

II. Entstehung elnes Fadens durch<br />

Spinnen<br />

III. Entstehung eines Gewebea durch<br />

Weben<br />

IV. Bekanntmachen mlt Schnittmustern<br />

V. Festlgung der Kenntnisse durch<br />

Wlederholungen<br />

VI. Rel6verschlüsse<br />

1. einstecken<br />

2. einheften<br />

3. einsteppen


Fördeiungslehrgänge (Fortsetzung)<br />

Thema I Ubungrzlele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />

VI I. Parpelknopflöcher<br />

1. einzeichnen<br />

2. aussteppen<br />

3. einschneiden<br />

4. verstürzen<br />

5. ausheften<br />

6. anhexen<br />

VIII. MaBnehmen<br />

IX. Zurchnelden<br />

X. Nähen an der Maachlno<br />

1. Aufnähen der Borden<br />

a) unsichtbar annähen<br />

b) Ecken legen<br />

c) Boden legen<br />

2. Aufnähen der Spitzen<br />

a) Ecken ablegen <strong>und</strong> evtl. abnähen<br />

b) Falten legen<br />

c) Spitze in Ecke <strong>und</strong> Bogen<br />

nähen<br />

Hinweis<br />

Auf Unfallgefahren hinweisen.<br />

XI. Fachk<strong>und</strong>e<br />

1. Leinen<br />

a) Naturfaser pflanzlicher Art<br />

b) Anbauländer<br />

c) Gewinnung<br />

d) Handel<br />

e) Eigenschaften, Verwendung<br />

2. Baumwolle<br />

a) Naturfaser pflanzlicher Art<br />

b) Anbauländer<br />

c) Gewinnung<br />

d) Handel<br />

e) Eigenschaften <strong>und</strong> Verwendungsmöglichkeiten<br />

3. Chemiefaser, Eigenart <strong>und</strong><br />

Verwendung<br />

a) Cet I ulosef aser<br />

b) Synthetikfaser<br />

4. Wolle<br />

a) Naturfaser tierischer Art<br />

b) Gewinnung<br />

c) Eigenschaften<br />

d) Verwendungsmöglichkeiten<br />

5. Seide<br />

a) Naturfaser tierischer Art<br />

b) Züchtungsländer<br />

c) Gewinnung<br />

d) Eigenschaften<br />

e) Verwendung<br />

Thema I Obungulele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />

Herstellen von<br />

Gardinen<br />

Rahmenstoff plan<br />

Erläuterung <strong>und</strong> Verwendung<br />

wichtiger Garnarten<br />

a) Nähgarne<br />

b) Stopfgarne<br />

c) Handarbeitsgarne<br />

7. Rohstoffe der Garne<br />

a) Baumwolle<br />

b) Seide<br />

c) Kunstseide<br />

8. Stärken der Garne<br />

XII. Go8chmacksk<strong>und</strong>e<br />

1. Aussuchen eines Modells für<br />

Typ <strong>und</strong> Figur des Trägers<br />

2. Auswahl eines geeigneten<br />

Stoffes<br />

a) Farbliche Zusammenstellung<br />

b) Qualität<br />

I. Nähen<br />

1. Aneinandersetzen der Volantstreifen<br />

mit Zickzackstich<br />

2. Säumen der Volantstreifen<br />

mittels Zickzackstich<br />

3. Volants annähen<br />

4. Faltenband (Ringband) annähen<br />

5. Krängelband (Ringband) annähen<br />

Il. Fachk<strong>und</strong>e<br />

Voraussetzungen zur Erstellung<br />

einer Gardine<br />

1. Maßnehmen des Fensters<br />

2. Stoffverbrauch errechnen<br />

3. Ermitteln des Zuschnitts<br />

Berufsfeld Ernähr u ng <strong>und</strong> Ha u sw i r t sc h af t<br />

Thema 1 Ubungrziele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />

Lehrküche Kennenlernen der Lehrkuche <strong>und</strong> ihre<br />

Einrichtung.<br />

Die Bedeutung <strong>und</strong> Handhabung der<br />

technischen Geräte <strong>und</strong> Hilfsmittel im<br />

Haushalt.<br />

Hinweis<br />

Unfallgefahren beim Umgang mit<br />

Haushaltsgeräten.<br />

Die Hygiene im Haushalt.<br />

35


hema 1 Ubungsziele <strong>und</strong> Lernlnhalte<br />

Uahrungs-<br />

Iedurfnisse<br />

Einkauf<br />

Planung <strong>und</strong><br />

Organisation<br />

Nahrungszu be-<br />

reitung<br />

36<br />

Die Gr<strong>und</strong>lagen einer ges<strong>und</strong>en<br />

Ernährung.<br />

Die Ernahrung unter Berücksichtigung<br />

der Lebensbedingungen <strong>und</strong> Leistungsanforderungen.<br />

Die Ernahrung des Kindes, der<br />

Jugendlichen, der arbeitenden <strong>und</strong><br />

kranken Menschen.<br />

Die Bedeutung von Kalorien <strong>und</strong> Vitaminen.<br />

Hinweis<br />

Auf ges<strong>und</strong>heitsgefährdende<br />

Ruckstande in <strong>und</strong> auf Lebensmitteln<br />

hinweisen (Z.B. Antibiotika in Fleisch,<br />

Schadlingsbekämpfungsmitteln).<br />

Einkauf unter Berucksichtigung des<br />

Bedarfes <strong>und</strong> der Wirtschaftlichkeit.<br />

Die Bedeutung von Angebot <strong>und</strong><br />

Nachfrage.<br />

Lernen, Quaiitat <strong>und</strong> Preise zu vergleichen.<br />

Lernen, sich mit Inhalten <strong>und</strong> Zielen<br />

der Werbung fur Nahrungsmittel auseinanderzusetzen.<br />

Hinweis<br />

Besuch eines Wochenmarktes, Warenhauses,<br />

Supermarktes u.a.; Angebote<br />

beachten.<br />

Haltbarkeit <strong>und</strong> Lagerfähigkeit beachten.<br />

Die Planung <strong>und</strong> Organisation als Voraussetzung<br />

für einen geordneten <strong>und</strong><br />

storungsfreien Arbeitsablauf im Haushalt.<br />

Planung <strong>und</strong> Organisation als Voraussetzung<br />

für Wirtschaftlichkeit.<br />

Hinweis<br />

Amterverteilung in der Lehrküche.<br />

Lernen, die verschiedenen Geräte <strong>und</strong><br />

Hilfsmittel der Nahrungszubereitung<br />

entsprechend einzusetzen.<br />

Zubereiten einfacher Gerichte nach<br />

Gr<strong>und</strong>rezepten.<br />

Herstellen von Feingebäck <strong>und</strong><br />

Kuchen nach Rezepten.<br />

Lernen, verschiedene Menüs nach<br />

Geschmack zusammenzustellen.<br />

Hinweis<br />

Auf verschiedenartige Werkstoffe <strong>und</strong><br />

ihre Verwendungsmöglichkeit im<br />

Haushalt hinweisen, Z.B. Kunststoffe,<br />

Glas, Stahl usw.<br />

Bei der Nahrungszubereitung ist auf<br />

Wirtschaftlichkeit <strong>und</strong> auf eine ges<strong>und</strong>e<br />

Ernahrung zu achten.<br />

I<br />

Thema I Obungszieie <strong>und</strong> LernInhalte<br />

Decken <strong>und</strong> Lernen, eine Tafel dem Anlaß ent-<br />

Servieren spre.chend richtig <strong>und</strong> geschmackvoll<br />

zu decken.<br />

Die Bedeutung der Tischdekoration.<br />

Lernen, richtig zu servieren.<br />

pflege<br />

Kennenlernen der gebräuchlichsten<br />

Reinigungs- <strong>und</strong> Pflegemittel im Haushalt.<br />

Reinigen <strong>und</strong> Pflege von Geschirr.<br />

Reinigen <strong>und</strong> Pflege von Fußboden,<br />

Kacheln <strong>und</strong> Mobeln.<br />

Kennenlernen <strong>und</strong> Anwendung der<br />

gebräuchlichsten Waschmittel.<br />

Waschen <strong>und</strong> Pflegen der verschiedenartigen<br />

Textilien.<br />

Hinweis<br />

Auf Unfallgefahren im Haushalt hin-<br />

weisen.<br />

Rahmenplan<br />

Berufsfeld H a a r - <strong>und</strong> K ö r p e r p f I e g e<br />

Thema 1 Ubungezlele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />

Arbeitsplatz<br />

Haarpflege<br />

Kopfhaut<br />

Kennenlernen der Werkzeuge <strong>und</strong><br />

Gerate zur manuellen Verwendung<br />

insbesondere der Kämme, Bürsten.<br />

Messer, Scheren, Feilen, Wickelgerate<br />

<strong>und</strong> der Werkzeuge für Haararbeiten<br />

sowie ihre Pflege.<br />

Kennenlernen der Geräte <strong>und</strong> Maschinen<br />

insbesondere der Haartrockengerate<br />

<strong>und</strong> ihre Pflege.<br />

Der Aufbau, die Eigenschaften <strong>und</strong><br />

das Wachstum des Haares.<br />

Reinigen des Haares <strong>und</strong> der Kopfhaut<br />

mit schäumenden <strong>und</strong> nichtschaumenden<br />

Praparaten.<br />

Erkennen von Haarschäden.<br />

Lernen, Dauerwelltechniken an<br />

Ubungsköpfen anzuwenden.<br />

Hinweis<br />

Kopfwäsche muß Reinigung <strong>und</strong><br />

Pflege zugleich sein.<br />

Aufbau, Eigenschaften <strong>und</strong> Funktionen<br />

der Kopfhaut.<br />

Pflege <strong>und</strong> Massage der Kopfhaut <strong>und</strong><br />

Auftragen von Kopfwässern.


Förderungslehrgänge (Fortsetzung)<br />

~ ~~<br />

Thema I Obungulele <strong>und</strong> LernInhalte<br />

iaarschneiden<br />

Frisieren<br />

Handpflege<br />

Rasieren<br />

Hautpflege<br />

Bestimmen <strong>und</strong> Abteilen der Haar-<br />

längen.<br />

Vorschneiden mit der Schere (Stumpf-<br />

schneiden)<br />

Hinweis<br />

Modische Formschnitte beinhalten<br />

Schneiden, Formen <strong>und</strong> Pflegen des<br />

Haares.<br />

Ausgesuchte Frisur unter Berucksich-<br />

tigung von Haaransatz, Wuchsrich-<br />

tung <strong>und</strong> Fall des Haares Vorformen.<br />

Beurteilen der Nägel.<br />

Kenntnisse der Zusammenhänge von<br />

Haut <strong>und</strong> Nägeln.<br />

Kennenlernen der organischen Chemikalien<br />

<strong>und</strong> ihre Wirkung.<br />

Das Schneiden <strong>und</strong> Feilen der Nägel.<br />

Polieren <strong>und</strong> Lacken der Nägel.<br />

Rasieren mit der Klinge einschl. Vor-<br />

<strong>und</strong> Nachbehandlung<br />

Der Aufbau <strong>und</strong> die Funktion der Haut<br />

Hauterkrankungen<br />

Hautdiagnose<br />

Hauttypen<br />

Hautmassage<br />

Die kosmetische Gr<strong>und</strong>behandlung<br />

Dekorative Kosmetik<br />

Aknebehandlung<br />

Die Wirkung <strong>und</strong> Anwendung von<br />

Reinigungs- <strong>und</strong> Pflegepräparaten.<br />

Die sachgemäße Pflege der verschiedenen<br />

Hauttypen.<br />

Lernen, das typgerechte Make up<br />

anzuwenden.<br />

Hinweis<br />

Aknebehandlung sollte dem Arzt vor.<br />

behalten bleiben.<br />

Im Unterricht nur ansprechen,<br />

Thema I Obungulele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />

-arben <strong>und</strong><br />

ïönen der<br />

iaare<br />

Haarersatz<br />

K<strong>und</strong>en-<br />

beratung<br />

Ordnung <strong>und</strong><br />

Sauberkeit<br />

am Arbeitsplatz<br />

Arbeitsschutz<br />

<strong>und</strong> Unfallver-<br />

hütung<br />

Die verschiedenen, farbveränderten<br />

Haarbehandlungverfahren kennenlernen.<br />

Kenntnisse der Systeme der Farbenlehre,<br />

Farbkreise. Gegenfarbe, Farbmischung.<br />

Kennenlernen der Haarersatzarten.<br />

Kennenlernen der verschiedensten<br />

Haarersatzteile.<br />

Besprechung der verschiedenen<br />

Herstellungcverfahren von Haarersatzteilen.<br />

Herstellen verschiedener Tressenarten.<br />

Pflege von Haarersatz (Echt- <strong>und</strong><br />

Kunsthaar).<br />

Behandlungsberatung.<br />

Verkaufsberatung.<br />

Verkaufstechni k.<br />

Hinweis<br />

Die Behandlungsberatung erstreckt<br />

sich über den gesamten Lehrgangsablauf.<br />

Kennenlernen <strong>und</strong> Anwendung der<br />

gesetzlichen Hygienebestimmungen<br />

für das Friseurhandwerk.<br />

Hinweis<br />

Dieses Thema mut3 während des<br />

gesamten Lehrgangsablaufes oberstes<br />

Gebot sein.<br />

Kenntnisse der Arbeitsschutz-<br />

Vorschriften.<br />

Kenntnisse der Unfallverhütungs-<br />

Vorschriften.<br />

Kenntnisse der Bedeutung der Arbeitshygiene.<br />

Verhalten bei Unfällen. Erste Hilfe.<br />

Hinweis<br />

Diese Themen müssen während des<br />

gesamten Lehrgangsablaufes besprochen<br />

werden.<br />

37


Anhang<br />

Auszug aus dem Dlenstblatt der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbelt Nr. 46 vom 2. August 1974<br />

Nürnberg, den 22. Juli 1974 - lla3 - 643216433 -<br />

An alle Dierictstellen der B<strong>und</strong>esanstalt<br />

26ôn4.2 Berufsvorbereitende MaBnahmen;<br />

hier: Rahmenvorstellungen zur Durch-<br />

führung von Förderungslehrgän-<br />

gen <strong>und</strong> von Lehrgängen zur Ver-<br />

besserung der Eingliederungs-<br />

möglichkelten<br />

Auf Initiative der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit hat die<br />

B<strong>und</strong>esarbeitsgerneinschaft Jugendaufbauwerk e.V.<br />

mit den ihr angehörenden Trägergruppen* unter Mit-<br />

wirkung von Vertretern der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit<br />

als Stellungnahme des Vorstandes der B<strong>und</strong>esar-<br />

beitsgemeinschaft Jugendaufbauwerk Rahmenvor-<br />

Stellungen zur Durchführung von Förderungslehr-<br />

gängen <strong>und</strong> von Lehrgängen zur Verbesserung der<br />

Eingliederungsmöglichkeiten erarbeitet (Anlage).<br />

* B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Jugendaufbauwerk.<br />

53 Bonn, Haager Weg 44, Telelon (O 22 21) 28 12 15<br />

Evangelische Trägergruppe B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft<br />

Evangelischer Jugendaufbaudienst<br />

7 Stuttgart, Diemershaldenstraße 48<br />

Telefon. (07 11) 23 46 55<br />

Freie Trägergruppe E<strong>und</strong>esarbeitsgerneinschaft<br />

freier Jugendsozialarbeit<br />

IB Jugendsozialwerk e. V.<br />

6 Frankfurt. Münchener Straße 38<br />

Telefon (o6 11) 23 40 63, 25 39 69<br />

Kathollsche Trägergruppe Katholische Arbeitsgemeinachall<br />

fur Jugendsozialarbeit<br />

4 Dusseldorf. Carl-Mosterts-Platz 1<br />

Telefon: (o2 11) 48 44 44<br />

Sozialistische Trägergruppe<br />

......<br />

Arbeiterwohliahrt<br />

B<strong>und</strong>esverband e. V.<br />

53 Bonn, Ollenhauenlraße 3<br />

Telefon:.(O 22 21) 53 41<br />

Bei Verhandlungen mit Trägern hinsichtlich Planung<br />

<strong>und</strong> Fortführung von berufsvorbereitenden Maßnah-<br />

men bitte ich von den Rahrnenvorstellungen (Anlage)<br />

auszugehen. Es bestehen keine Bedenken, Trägern<br />

<strong>und</strong> sonstigen interessierten Stellen den Text dieses<br />

R<strong>und</strong>erlasses einschließlich der Anlage zu überlas-<br />

sen. Das gleiche gilt für ein Gr<strong>und</strong>lagenreferat von<br />

VDir. Kost, das demnächst in den ibv" erscheinen<br />

wird.<br />

Zur Klarstellung mache ich darauf aufmerksam, daß<br />

Bezeichnungen wie ,,Förderungslehrgang der Berufs-<br />

beratung des Arbeitsamtes . . . . " zu der Fehlinterpre-<br />

tation Anlaß geben, das Arbeitsamt bzw. die B<strong>und</strong>es-<br />

anstalt sei Träger der Lehrgänge, Die B<strong>und</strong>esanstalt<br />

für Arbeit ist - unbeschadet ihrer Initiativen zur Ein-<br />

richtung berufsvorbereitender Maßnahmen - ledig-<br />

lich Träger der i n d i v i d u e I I e n finanziellen Hilfe<br />

* Erschienen in ibv Nr. 33 vom 14. 8. 1974 - siehe Seite 26<br />

38<br />

für Teilnehmer an den Maßnahmen. Allerdings be-<br />

gründet u.a. der nicht unerhebliche Einsatz von Mit-<br />

teln der B<strong>und</strong>esanstalt das Interesse an einer best-<br />

möglichen Ausgestaltung der Maßnahmen.<br />

Anlage<br />

Im Auftrag<br />

Schaefer<br />

Bonn, 2. 7.1974<br />

Stellungnahme des Vorstandes<br />

der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Jugendaufbauwerk<br />

LU AaBnahmen zur Förderung noch nicht berufs-<br />

reifer Jugendlicher"<br />

Die verschiedensten Träger führen<br />

I.<br />

1. Förderungslehrgänge <strong>und</strong><br />

2. Lehrgänge zur Verbesserung der Eingliederungsmöglichkeiten<br />

durch<br />

Die Teilnehmer werden individuell durch die B<strong>und</strong>es-<br />

anstalt für Arbeit gefördert.<br />

zu 1.<br />

Ziel dieser Förderungsmaßnahmen ist es, den Lehr-<br />

gangsteilnehmern die Befähigung zur Aufnahme<br />

einer Berufsausbildung im Anschluß an den Lehr-<br />

gang zu vermitteln.<br />

zu 2.<br />

Ziel dieser Lehrgänge ist es, daß der Lehrgangsteilnehmer<br />

im Anschluß an den Lehrgang einfachen<br />

beruflichen Tätigkeiten regelmäßig nachgehen kann.<br />

Der Vorstand der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Jugendaufbauwerk<br />

schlägt einen Rahmenkatalog vor<br />

zur Durchführung dieser beiden Förderungsmaßnahmen,<br />

der für die Träger solcher Fördermaßnahmen<br />

verbindlich sein soll.<br />

II.<br />

Förderungslehrgänge<br />

1. Der Lehrgangsteilnehmer<br />

a) Vorbildung<br />

Die Lehrgangsteilnehmer kommen in der<br />

Regel aus der 6., 7., 8. oder 9. Volks-/Haupt-


Förderungslehrgänge (Fortsetzung)<br />

Schulklasse bzw. aus der 8. oder 9. Klasse der Jugendlichen sollten darüber entscheiden, ob er<br />

Sondeischule für Lernbehinderte. Sowohl in eine offene oder eine internatsmäßige Förderung<br />

den allgemeinbildenden Fächern, insbeson- erhält.<br />

dere aber in den Fächern, die für die Berufs-<br />

Vor allem Jugendliche aus einem ungünstigen<br />

ausbildung von Entscheidung sind, bringen die<br />

Jugendlichen so erhebliche Wissenslücken<br />

häuslichen Erziehungsmilieu bzw. Jugendliche,<br />

mit. daß ihnen die Teilnahme an der die<br />

die regional bedingt kaum Förderungsmöglich-<br />

Berufsausbildung begleitenden Fachklasse in<br />

keiten haben, können in Wohngruppen des Interder<br />

Berufsschule ebensowenig wie die Teilnats<br />

am ehesten gefördert werden. Sie bedürfen<br />

nahme am fachpraktischen bzw. fachtheoretieiner<br />

systematischen Jugendhilfe, die durch<br />

schen Unterricht in der Berufsausbildung<br />

sozialpädagogisch geschultes Personal zu leisten<br />

möglich ist.<br />

ist.<br />

In der Internatsgruppe der bisher Erfolglosen hat<br />

b) Die indlviduelle <strong>und</strong> soziale Aurgangrlage jeder Jugendliche die Chance, auf Gr<strong>und</strong> einer<br />

systematischen sozialpädagogischen Bereitstellung<br />

neuer Handlungsmöglichkeiten ständig zu<br />

Erfolgserlebnissen zu gelangen. Eine Gewährleistung<br />

dazu bietet die gemeinschaftliche <strong>und</strong> individuelle<br />

Betätigung in musischen <strong>und</strong> sportlichen<br />

Bereichen sowie von den Jugendlichen selbst<br />

unter Begleitung Erwachsener inszenierten Interessen-<br />

<strong>und</strong> Neigungsgruppen.<br />

Vielfältige Ursachen bewirken das Versagen<br />

Jugendlicher in der Schule, Z.B. können geistige,<br />

körperliche <strong>und</strong> seelische Retardierungen<br />

bewirken, daß der Jugendlkhe den Leistungsanforderungen,<br />

die an seine Altersgruppe<br />

gestellt werden, nicht gewachsen ist.<br />

Ungünstig häusliches Milieu ebenso wie in<br />

einzelnen Fällen Hirnschädigungen rufen Leistungsmißerfolg<br />

<strong>und</strong> Fehlanpasung hervor.<br />

Fehlanpassungen (extreme Angstlichkeit oder<br />

Disziplinlosigkeit) führen zu schulischen Mißerfolgen,<br />

diese ziehen Sanktionen nach sich,<br />

die als Frustration wirken. Dadurch werden<br />

die Verhaltensstörungen (Aggression, Angst,<br />

Betrugsversuch usw.) weiter verstärkt <strong>und</strong><br />

bewirken wiederum neue größere Mißerfolge.<br />

Leistungsmißerfolg <strong>und</strong> sozialer Mißerfolg<br />

potenzieren sich gegenseitig.<br />

Auch schulische Bedingungen bewirken, daß<br />

die anfangs vorhandene Lernmotivation des<br />

Kindes abebbt <strong>und</strong> in disfunktionales Verhalten<br />

umschlägt.<br />

Lehrgangsteilnehmer zeigen in der Regel<br />

typische Reaktionen der Erfolglosen <strong>und</strong><br />

Uberforderten: sie sind unruhig, aggressiv,<br />

stören den Unterricht, betrügen, zerstören<br />

mutwillig, verprügeln andere. Diese Außerungsformen<br />

können sowohl Ursache des<br />

Schulversagens als auch die unmittelbare<br />

Folge schulischen Mißerfolges sein.<br />

Das Schulversagen dad nicht isoliert, sondern<br />

muß im Zusammenhang mit der gesamten persönlichen<br />

Situation des Jugendlichen gesehen<br />

werden.<br />

2. Sozlalpädagogische Hilfen <strong>und</strong> Formen der För-<br />

derung<br />

Um die meist gestörte Persönlichkeitsstruktur<br />

dieser Jugendlichen wieder zu stabilisieren, ergeben<br />

sich aus der Erfahrung folgende Konsequenzen:<br />

Einzig Art <strong>und</strong> Grad der geistigen, seelischen,<br />

körperlichen <strong>und</strong> sozialen Beeinträchtigung des<br />

,<br />

Die den Förderungslehrgang übergreifende sozialpädagogische<br />

Aufgabe wird von ausgebildeten<br />

sozialpädagogischen Mitarbeitern wahrgenommen.<br />

Das Elternhaus ist in den gesamten Ablauf des<br />

Förderungslehrgangs mit einzubeziehen.<br />

3. Die werkpraktlsche Untetweirung<br />

Für die Stabilisierung der Persönlichkeit des Jugendlichen<br />

ist die werkpraktische Unterweisung<br />

im Förderungslehrgang wichtig. Der Jugendliche<br />

soll in einem Förderungslehrgang in jeweils<br />

4-6wöchigem Durchlauf mindestens Ca. 5 Berufsfelder<br />

kennenlernen, sich darin erproben, um<br />

seine Eignung für <strong>und</strong> seine Neigung zu einem<br />

Berufsfeld zu finden, in dem er nach Lehrgangsende<br />

seinen Beruf erlernen wird.<br />

a) Die Berufsfeider <strong>und</strong> Berufsbereiche<br />

Metall<br />

Elektrotechnik<br />

Bau <strong>und</strong> Holz<br />

Textil <strong>und</strong> Bekleidung<br />

Druck <strong>und</strong> Papier<br />

Farb- <strong>und</strong> Raumgestaltung<br />

Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Körperpflege<br />

Ernährung <strong>und</strong> Hauswirtschaft<br />

Entsprechend der Möglichkeit der Träger<br />

können weitere Berufsbereiche dazukommen<br />

bzw. aus diesem Katalog der Berufsfelder<br />

solche entfallen, die für den Rahmen eines<br />

Förderungslehrgangs nicht geeignet sind.<br />

Andere als die genannten ùerufsfelder können<br />

39


aus pädagogischen Gründen für die Förde-<br />

rung des Jugendlichen sinnvoll sein, wie 2.B.<br />

Garîenbau/Floristik<br />

Kunsthandwerk<br />

Büro <strong>und</strong> Lagertechnik<br />

In Lehrgängen, an denen Jungen <strong>und</strong> Mädchen<br />

teilnehmen, sollten mindestens fünf der<br />

folgenden Berufsfelder durchlaufen werden<br />

können:<br />

Metall<br />

Bau <strong>und</strong> Holz<br />

Elektrotechnik<br />

Textil <strong>und</strong> Bekleidung<br />

Gartenbau/Floristi k<br />

Ernährung <strong>und</strong> Hauswirtschaft<br />

Farb- <strong>und</strong> Raumgestaltung<br />

In getrennten Lehrgängen sind auf jeden Fall<br />

vier bis fünf Berufsfelder anzubieten.<br />

Der Jugendliche bleibt, nachdem er das ihm<br />

gemäße Berufsfeld gef<strong>und</strong>en hat, bis zum<br />

Ende des Lehrgangs in diesem Berufsfeld, um<br />

somit die Bedingungen für die Vermittlung in<br />

ein Ausbildungsverhältnis entscheidend zu verbessern.<br />

Der Unterweiser<br />

Sowohl Angehörige verschiedenster sozialpädagogischer<br />

Berufe mit vorheriger abgeschlossener<br />

Berufsausbildung als auch Handwerksmeister,<br />

Industrieausbilder mit Prüfungsabschjuß<br />

<strong>und</strong> andere Kräfte mit Prüfungsab-<br />

Schlüssen sind als Unterweiser in den Berufsfeldern<br />

tätig.<br />

Träger von Förderungslehrgängen sollten die<br />

Möglichkeiten einer ständigen Weiterbildung<br />

im jeweiligen Beruf ermöglichen <strong>und</strong> die<br />

pädagogischen <strong>und</strong> psychologischen Kenntnisse<br />

der Unterweiser ständig erweitern.<br />

Dle Ausstattung der Werkstatt<br />

Die Ausstattung der berufsfeldorientierten<br />

Werkstatt ist so vorzunehmen, daß in dem ent-<br />

sprechenden Berufsfeld voll unterwiesen<br />

werden kann.<br />

4. Dle fachtheoretische Unterweisung<br />

40<br />

Die Theorie soll den Bereich abdecken, der als<br />

Fachtheorie im engsten Sinn zu verstehen ist.<br />

Dabei sollten die fachpraktische Arbeit, die vor<strong>und</strong><br />

nachbereitende Theorie einschließlich Unfallschutz<br />

usw. so eng als möglich miteinander<br />

verzahnt werden.<br />

Die Diskrepanz zwischen der berufsschulischen<br />

Anforderung <strong>und</strong> dem Leistungsvermögen des<br />

Teilnehmers ist während des Förderungslehrgangs<br />

zu vermindern. Diese Forderung ist unter<br />

Berücksichtigung der dem Lehrgang folgenden<br />

Berufsausbildung unumgänglich.<br />

4.1<br />

4.2<br />

Diese Aufgabe kann von allen Personen bewältigt<br />

werden, die im Lehrberuf tätig sind<br />

bzw. diesen in höheren Semestern des Studiums<br />

anstreben. Eine methodisch-didaktische<br />

Weiterbildung sollte angestrebt werden.<br />

Die Teilnehmer an Förderungslehrgängen unterliegen<br />

der Berufsschulpflicht. Daraus entsteht<br />

folgende Problematik: Der Lehrgangsteilnehmer<br />

befindet sich nicht in der Ausbildung.<br />

Daher ist die Fachklasse der Berufsschule,<br />

die die Ausbildung begleitet, für ihn<br />

nicht zuständig. Der Jugendliche befindet<br />

sich aber auch nicht in einem Arbeitsverhältnis.<br />

Auch die Jungarbeiterklasse, die das<br />

Arbeitsverhältnis begleitet, ist daher für ihn<br />

nicht zuständig. Als Konsequenz ergibt sich,<br />

daß eine enge Kooperation von Träger <strong>und</strong><br />

Berufsschule bezüglich der pädagogischen<br />

<strong>und</strong> fachlichen Unterweisung vonnöten ist.<br />

Die Berufsschule sollte alle die Bereiche fördern,<br />

die im Rahmen des Förderungslehrganges<br />

zu Aufwendungen führen, die die<br />

B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit bei ihrer individuellen<br />

finanziellen Hilfe nicht berücksichtigen<br />

kann.<br />

Ziel des Berufsschulunterrichts könnte es<br />

u.a. sein, schulische Lücken zu schließen, um<br />

so dem Lehrgangsteilnehmer zusätzlich die<br />

Möglichkeit zum externen Hauptschulabschluß<br />

zu bieten.<br />

Ziel des Förderungslehrganges ist es, den<br />

Lehrgangsteilnehmer für eine Berufsausbildung<br />

zu befähigen. Folglich kann der Jugendliche<br />

erst nach Abschluß des Förderungslehrgangs<br />

<strong>und</strong> mit Beginn der Berufsausbildung<br />

die entsprechende Fachklasse<br />

der Berufsschule besuchen.<br />

III.<br />

Lehrgänge zur Verbesserung der Eingllederungsmöglichkelten<br />

Die in I. <strong>und</strong> II. aufgezeigten Kriterien sollten auch für<br />

diese Lehrgänge gültig sein.<br />

1<br />

Der Lehrgangsteilnehmer<br />

Schwache Hauptschüler <strong>und</strong> solche Haupt- <strong>und</strong><br />

Sonderschüler, die das Ziel des Förderungslehrganges<br />

aller Voraussicht nach nicht erreichen<br />

können, sind Teilnehmer an Lehrgängen zur<br />

Verbesserung der Eingliederungsmöglichkeiten.<br />

Diese Auswahl zu treffen <strong>und</strong> damit den Jugendlichen<br />

von vornherein die Qualifikation zur beruflichen<br />

Ausbildung zu verschließen, ist äußerst<br />

schwierig. Teilnehmern an Lehrgängen zur<br />

Verbesserung der Eingliederungsmöglichkeiten<br />

sollte es bei entsprechender Eignung ermöglicht<br />

werden, anschließend einen Förderungslehrgang<br />

zu durchlaufen, bzw. in einen solchen zu<br />

wechseln.<br />

. . . . - . . -


Förderungslehrgänge (Fortsetzung)<br />

2. Lehrgangslnhait<br />

1.<br />

Die Auswahl für die beiden unterschiedlichen<br />

Lehrgänge erfolgt durch die Arbeitsämter.<br />

Dem Jugendlichen ist eine Arbeitsplatz- <strong>und</strong> Be-<br />

schäftigungsorientierung zu vermitteln, die sich<br />

am effektivsten im regionalen Verb<strong>und</strong> durch-<br />

führen Iäßt. Sie wird in der Regel auf eine Arbeits-<br />

aufnahme auf dem örtlichen Arbeitsmarkt abge-<br />

stellt sein. Im Unterschied zum Förderungslehr-<br />

gang ist der Lehrgang zur Verbesserung der Ein-<br />

gliederungsmöglichkeiten auf ein Berufsfeld be-<br />

zogen, jedoch sollte zunächst in etwa drei Berufs-<br />

feldern ihre Eignung erprobt werden.<br />

Ober den sportlich-musischen Bereich soll der<br />

Jugendliche zu Haltungen herangeführt <strong>und</strong> mit<br />

Materialien vertraut gemacht werden, die eine<br />

breite Skala von Erfolgserlebnissen vermittelt.<br />

Die begleitende theoretische Unterweisung im<br />

Lehrgang zur Verbesserung der Eingliederungsmöglichkeiten<br />

soll die Voraussetzungen für die<br />

Arbeitsvermittlung <strong>und</strong> die Eingliederung in die<br />

Wirtschaftswelt verbessern. Eine systematische<br />

sozialpädagogische Begleitung ist jedoch auch<br />

im Lehrgang zur Verbesserung der Eingliederungsmöglichkeiten<br />

unerläßlich.<br />

Das Elternhaus ist in diese Begleitung mit einzubeziehen.<br />

IV.<br />

Abgrenzung zum Berufsgr<strong>und</strong>biidungsjahrl<br />

Berufsgr<strong>und</strong>schuijahr<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Rahmenvereinbarung über das Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr<br />

- Beschluß der Kultusministerkonferenz<br />

vom 6. September 1973 - soll das<br />

Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr eingeführt werden, das<br />

bei erfolgreichem Abschluß als erstes Ausbildungsjahr<br />

anerkannt wird. Die Teilnahme am Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr/Berufsgr<strong>und</strong>schuljahr<br />

wird<br />

durch die B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit nicht gefördert.<br />

Die B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Jugendaufbauwerk<br />

ist der Ansicht, daß der in II. beschriebene<br />

Personenkreis nur in den seltensten Fällen von<br />

vornherein das Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr im Anschluß<br />

an die abgebrochene Schulbildung mit<br />

Erfolg zu absolvieren vermag. Das Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr<br />

als erstes Ausbildungsjahr sollte für<br />

ihn daher im Anschluß an einen Förderungslehrgang<br />

beginnen.<br />

Die in acht Jahren gemachten Erfahrungen in<br />

Förderungslehrgängen lassen den Schluß zu. daß<br />

A aus ..ibv”Nr. 111976<br />

der in II. beschriebene Jugendliche nach den bis-<br />

her bekannten Modellen zum Berufsgr<strong>und</strong>bil-<br />

dungsjahr auch in Sonderschulform nicht ent-<br />

scheidend gefördert werden kann.<br />

2. Begründung<br />

Es kann nicht vorausgesetzt werden, daß<br />

bei dem hier gemeinten Personenkreis Lernhilfen<br />

im häuslichen Milieu angeboten werden<br />

<strong>und</strong> die Jugendlichen für das eigene Lernen<br />

so motiviert werden, daß sie in der Lage sind,<br />

über ihre schulischen Lücken hinaus den<br />

weiteren Anforderungen im Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr<br />

zu entsprechen.<br />

Der in II. geschilderte Jugendliche wird nicht<br />

in der Lage sein, der Konkurrenz des Durchschnitts<br />

der Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr-TeiInehmer<br />

standzuhalten. Er wird vielmehr in dieselbe<br />

Rolle gedrängt, die er z.Z. seines Mißerfolgs<br />

in der Hauptschule bereits erlebt hat.<br />

Nicht nur die Erwachsenen, sondern auch Mitschüler<br />

können Schuld am Schulversagen<br />

haben.<br />

Ungünstige Milieufaktoren, besonders die sehr<br />

häufig bei Förderungslehrgangs-Teilnehmern<br />

ausgeprägten Erziehungsfehler der Eltern,<br />

können dann ausgeschaltet werden, wenn der<br />

Jugendliche wahrend des Förderungslehrgangs<br />

in den Wohngruppen des Internats lebt.<br />

V.<br />

Zielsetzung<br />

Da Jugendliche mit abgebrochener Volksschulausbildung<br />

bzw. Sonderschulausbildung erst nach der<br />

erfolgreichen Teilnahme an einem Förderungslehrgang<br />

eine Berufsausbildung aufnehmen können -<br />

auch das Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr für sie dann beginnen<br />

soll - sollte in seiner Wertigkeit der Abschluß<br />

des Förderungslehrganges offiziell dem erfolgreichen<br />

Abschluß der Hauptschule gleichgestellt<br />

werden.<br />

Es wird für notwendig erachtet, daß die B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft<br />

Jugendaufbauwerk zusammen mit<br />

der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit Gr<strong>und</strong>fragen der Förderungslehrgänge<br />

mit Vertretern der Kultusministerkonferenz<br />

erörtert.<br />

Die B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Jugendaufbauwerk<br />

ist bereit, durch eine Fachkommission Rahmenstoffplane<br />

aufgr<strong>und</strong> bisher gemachter Erfahrungen <strong>und</strong><br />

erarbeiteter Materialien zu erstellen.<br />

41<br />

-.<br />

I


Aussiedlung aus Polen -<br />

Eingliederungspolitik in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

Dr. Georg Ebersbach, Hans Wenzel, beide Frankfurt<br />

Eingliederung ais Testfall für dle humanitäre Relevanz von<br />

Ausslediung<br />

Die auf der Gr<strong>und</strong>lage des deutsch-polnischen Vertrages<br />

ermöglichte Aussiedlung von 120.000 bis 125.000 deutsch-<br />

stämmigen Menschen bildet das kaum bezweifelte humani-<br />

täre Kernstück des politisch umstrittenen Vertragswerkes.<br />

Der für die betroffenen Menschen entscheidende Testfall<br />

für die humanitäre Relevanz <strong>und</strong> Bewährung des Vertrages<br />

liegt nach der von der polnischen Regierung eingeräumten<br />

Ausreise im Eingliederungsprozeß innerhalb der B<strong>und</strong>es-<br />

republik Deutschland. Mit der Realisierung des Vertrages<br />

gelangt die Aufgabe der Eingliederung von Aussiedlern auf<br />

einen Prüfstand, dessen politischer <strong>und</strong> menschlicher Stel-<br />

mwert in der aktuellen Diskussion um die Aussiedlung ent-<br />

schieden zu kurz kommt. Allzu einseitig sind politische Ziel-<br />

strebigkeit <strong>und</strong> Öffentliche Meinung auf den von polnischer<br />

Seite zu bewirkenden Akt der Aussiedlung fixiert. Unge-<br />

schärft bleibt demgegenüber das Bewußtsein für die er-<br />

schwerten Bedingungen <strong>und</strong> die gesteigerten Anforderun-<br />

gen, die angesichts des erwarteten Aussiedlerzugangs für<br />

die Eingliederungspolitik der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

gegeben sind. Kaum kritisch reflektiert, wird unterstellt,<br />

daß sich in der zurückliegenden Zeit der Aufnahme von<br />

Spätaussiedlern eine administrative <strong>und</strong> soziale Einglie-<br />

derungsroutine herausgebildet hat, die auch für den pro-<br />

noncierten, auf 4 Jahre konzentrierten Aussiedlungsvor-<br />

gang zureicht <strong>und</strong> den betroffenen Menschen eine erfolg-<br />

reiche Integration in der BRD verbürgt.<br />

In der Realität der bisherigen Aussiedlungs- bzw. Einglie-<br />

derungsphase hat es neben gelungener immer auch ge-<br />

scheiterte Eingliederung gegeben, vor allem aber eine<br />

breite Grauzone, die durch unzulängliche oder nur partielle<br />

Eingliederungsbemühungen <strong>und</strong> -fortschritte charakteri-<br />

iert ist. Als Beleg für gescheiterte Eingliederung haben<br />

duch in die deutsche Presse Angaben von polnischer Seite<br />

Eingang gef<strong>und</strong>en, denen zufolge seit dem Warschauer<br />

Vertrag 1970 circa 2.000 Aussiedler (Zugang 1971 bis 1975:<br />

58.000) aus 600 Familien ihre Rücksiedlung nach Polen be-<br />

antragt haben.<br />

Die genannten Ziffern für Rückkehranträge bzw. -anfragen<br />

mögen als im Rahmen dessen liegend erachtet werden, was<br />

bei Auswanderungsbewegungen dieses Umfangs nicht un-<br />

gewöhnlich erscheint. Wiederum stellen aber diese Ziffern<br />

nur einen extremen, aber keineswegs den einzigen Indi-<br />

kator für das Scheitern von Eingliederungen dar; mißlunge-<br />

ne Eingliederung offenbart sich in der BRD auf einer um<br />

vieles breiteren Basis auch in anderen Erscheinungsformen.<br />

Erschwerte Eingiiederungskonditionen für das erwartete<br />

Aussiedlerkontlngent<br />

Die im Blick auf das nächste Jahrfünft gestellte Einglie-<br />

derungsaufgabe braucht sicherlich nicht vom Nullpunkt aus-<br />

zugehen. Erschwernisse gegenüber den bisher geltenden<br />

42<br />

Eingliederungsbedingungen ergeben sich zumindest in<br />

dreifacher Beziehung:<br />

1. Durch das gesteigerte <strong>und</strong> zeitlich auf 4 Jahre kom-<br />

primierte Ausmaß der Zuwanderung<br />

Für die Jahre 1976 bis 1979 muß aufgr<strong>und</strong> des Vertrages<br />

in etwa ein Jahreszugang von 30.000 Spätaussiedlern aus<br />

Polen unterstellt werden. Abgesehen vom großen Spät-<br />

aussiedlerstrom der Jahre 1957/195û mit 98.000 bzw.<br />

117.000, ist diese Zugangsziffer aus Polen seit 1951 in kei-<br />

nem anderen Jahr erreicht worden. im Anschluß an den<br />

Warschauer Vertrag wurde 1971 ein Zugang von Ca. 25.000<br />

Aussiedlern verzeichnet, während in allen anderen Jahren<br />

seit 1967 der Zugang unter der 10.000-Personen-Marke lag.<br />

Die quantitative Zunahme wird bei Beibehaltung der bis-<br />

herigen Eingliederungsinstrumente <strong>und</strong> -handhabungen den<br />

qualitativen Charakter der Eingliederung beeinträchtigen.<br />

Das Anwachsen der Zahl nötigt zu rascherem Umschlag in<br />

Durchgangs- <strong>und</strong> Obergangseinrichtungen <strong>und</strong> zwingt zu<br />

vermehrter Bereitstellung zumindest von Sozialwohnungen.<br />

Selbst bei technischer Bewältigung dieses Problems wer-<br />

den improvisierte Not- <strong>und</strong> Zwischenlösungen entstehen,<br />

die in Zuweisung <strong>und</strong> Unterbringung die Integrationsauf-<br />

gaben erschweren.<br />

Anders als die Aussiedlung ist Eingliederung nicht ein Akt,<br />

sondern ein Prozeß. Es braucht Zeit <strong>und</strong> kontinuierliche<br />

Zuwendung, um durch Information, Beratung, Einzelhilfen<br />

<strong>und</strong> gruppenbezogene Sozialarbeit <strong>und</strong> -förderung eine ge-<br />

sellschaftliche Einfädelung des Personenkreises von Aus-<br />

siedlern bewirken zu können. Die Komprimierung der Aus-<br />

siedlung auf eine 4-Jahresfrist konfrontiert die Eingliede-<br />

rungsaufgabe mit dicht aufeinanderfolgenden Neuzugän-<br />

gen an Spätaussiedlern. Sie reduziert <strong>und</strong> erschwert die<br />

Möglichkeit zur Aufarbeitung schwebender Probleme <strong>und</strong><br />

zur nachgehenden Begleitung der betroffenen Menschen.<br />

2. Durch ungünstiger gestaltete Aufnahmebedingungen in<br />

der Gesellschaft der BRD<br />

Im Gegensatz zu früheren Jahren erfolgt die erwartete Auf-<br />

nahme von Aussiedlern nicht unter Bedingungen der Hoch-<br />

konjunktur, sondern einer länger nachwirkenden Rezession.<br />

Erstmalig scheint die Gefahr gegeben, daß angesichts von<br />

Arbeitslosigkeit die wirtschaftliche Existenz der Familien<br />

nicht durch rasche Arbeitsvermittlung der Erwachsenen zu<br />

sichern ist, sondern dazu ein Rückgriff auf öffentliche Un-<br />

terstützung nötig wird. Solche Situation wäre besonders<br />

gravierend angesichts des bei den Spätaussiedlern vor-<br />

handenen Nachholbedarfs an Ausstattung, psychologisch<br />

entschieden negativ in Anbetracht der hochgespannten Er-<br />

wartungslage an die wirtschaftlichen Möglichkeiten <strong>und</strong><br />

Chancen in der BRD.<br />

Für jugendliche Spätaussiedler entsteht die Konfrontation<br />

mit Numerus clausus, Mangel an Ausbildungsstellen <strong>und</strong>


verknapptem Angebot an einfachen Arbeitsplätzen. Sie<br />

werden von dem Bewerbungsdruck der in der BRD ein-<br />

heimischen <strong>und</strong> darum besser angepaßten <strong>und</strong> qualifi-<br />

zierten Jugendlichen in besonderer Weise betroffen wer-<br />

den.<br />

Das Netz sozialer Sicherheit ist fraglos auch für die Aus-<br />

siedler ausgespannt. Dennoch werden infolge restriktiver<br />

Handhabung von Sozialgesetzen (Beispiel: Arbeitsförde-<br />

rungsgesetz, B<strong>und</strong>esausbildungsförderungsgesetz) <strong>und</strong> in-<br />

folge reduzierten Finanzspielraums Friktionen entstehen,<br />

die den Eingliederungseffekt behindern.<br />

Anlaß zur Besorgnis geben schließtich psychologische Bar-<br />

rieren, die auf dem Hintergr<strong>und</strong> der gegenwärtigen so-<br />

zialen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Situation innerhalb der deut-<br />

schen Bevölkerung gegenüber zuwandernden Personen-<br />

kreisen erkennbar werden.<br />

Die hier skizzierten Dispositionen der BRD sind dem Ein-<br />

gliederungsprozeß um so abträglicher, als die Aussiedler<br />

angesichts von Randständigkeit <strong>und</strong> Diskriminierung in<br />

Polen von der Hoffnung geleitet werden, in der BRD ihren<br />

gesellschaftlichen Status zu stabilisieren <strong>und</strong> ihre soziale<br />

Position möglichst zu verbessern.<br />

3. Durch die verdichtete Einbindung der Aussiedler in das<br />

polnische Lebenssystem<br />

Die nach Kriegsende 1945 bis 1950 Geborenen waren zur<br />

Zeit der ersten großen Aussiedlungswelle 1957/1958 zwi-<br />

schen 8 <strong>und</strong> 12 Jahren, sie sind bei der bevorstehenden<br />

Aussiedlung Ende 20, Anfang 30 Jahre alt. Je später die<br />

Geburtsjahrgänge sind, um so intensiver <strong>und</strong> nachhaltiger<br />

ist durch Formungsprozeß in Schule, Ausbildung <strong>und</strong> ge-<br />

sellschaftlichen Beziehungsfeldern eine Integration in das<br />

Sozialsystem des Herkunftslandes Polen erfolgt. Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendliche sind in der Regel nicht die Promotoren zur Aus-<br />

siedlung, viel eher die oft widerstrebend Mitgenommenen.<br />

In der Lebensgeschichte der jugendlichen Spätaussiedler<br />

hat darum der Verpflanzungsprozeß in die BRD einen an-<br />

deren Stellenwert als für Eltern <strong>und</strong> Erwachsene. Für die<br />

Eltern hat das Herkunftsgebiet aufgehört, Heimat zu sein.<br />

Für den jungen Spätaussiedler findet dagegen der Auszug<br />

aus einem Sozialgehäuse statt, in dem er, mit Gleichaltrigen<br />

verb<strong>und</strong>en, in ein gewohntes, wenn nicht durch Vertrauen,<br />

so doch durch Arrangierung, akzeptiertes Sozialmilieu ein-<br />

geb<strong>und</strong>en war.<br />

Der Entschluß zur Aussiedlung beruht auf einer höchst<br />

komplexen Bedingungsstruktur: Nationale Motive (Deutsche<br />

sollen zu Deutschen), emotionale Antriebe (Familien wollen<br />

zu Angehörigeh), politische Entscheidungen <strong>und</strong> Absetzbe-<br />

wegungen, ,Hoffnung auf verbesserten Lebensstandard,<br />

Oberwindung des Minderheitsstatus, der mit Chancenun-<br />

gleichheit <strong>und</strong> Unterbewertung verb<strong>und</strong>en ist. Angesichts<br />

der Aussiedlungsschwierigkeiten wird der Entschluß dazu<br />

häufig nur durch Euphorie <strong>und</strong> an Trotzhaltung reichende-<br />

Beharrlichkeit durchgestanden. Unter den sperrigen <strong>und</strong><br />

häufig anders als angenommenen Realitäten in der BRD<br />

schwinden diese Einstellungen sehr schnell, wobei dann<br />

wiederum das oft unbewußte Bindungsgefüge zur Existenz-<br />

weise in Polen reaktiviert wird.<br />

Verstärkte Eingliederungshilfe als politische Komplemen-<br />

tärieictung zum Aussiedlungsvorgang<br />

Im gesetzlichen, technischen <strong>und</strong> bürokratisch-Verfahrens-<br />

mäBigen Bereich erscheinen die Voraussetzungen zur Auf-<br />

nahme eines neuen Aussiedlerstroms hinlänglich gegebei.<br />

die amtlichen Signale zur Eingliederung sind auf Grün ge-<br />

stellt. In der sozialpsychologischen Wirklichkeit entsteht<br />

dennoch eine Fülle von Hürden, Hilflosigkeiten, Mißver-<br />

ständnissen <strong>und</strong> Irritierungen für die in der BRD neuen <strong>und</strong><br />

fremden Menschen, die mit den Spielregeln eines anderen<br />

Lebenssystems unvertraut sind <strong>und</strong> die komplizierte Infra-<br />

struktur unseres Gemeinwesens für geraume Zeit nur als<br />

Irrgarten wahrnehmen. In Anbetracht der psycho-sozialen<br />

Lage der Spätaussiedler sind im Kontext zu gesetzlichen,<br />

technischen <strong>und</strong> bürokratischen Eingliederungsregulierun-<br />

gen flankierende Anstrengungen erforderlich, die den be-<br />

troffenen Menschen Informations- <strong>und</strong> Beratungshilfen ge-<br />

ben, Vermittlungsdienste leisten, situationsgerechte Förde-<br />

rung anbieten, Kommunikationsstränge zur deutschen Ge-<br />

sellschaft schaffen. Eine so verstandene <strong>und</strong> gezielte Ein-<br />

gliederungshilfe bietet gegenwärtig die B<strong>und</strong>esregierung im<br />

Rahmen des B<strong>und</strong>esjugendplans, der dafür ein spezifisches<br />

Förderungssystem vorsieht:<br />

In Form von Jugendgemeinschaftswerken, die für jugend--<br />

liche Aussiedler Einzelhilfen <strong>und</strong> Gruppenarbeit ermögl<br />

chen.<br />

In Form der Otto-Benecke-Stiftung, die Sprach- <strong>und</strong> Stu-<br />

dienvorbereitungskurse für Abiturienten, Studenten <strong>und</strong><br />

Jungakademiker sicherstellt.<br />

In Gestalt eines sog. Garantiefonds, der Beihilfen zu schu-<br />

lischen <strong>und</strong> beruflichen Ausbildungslehrgängen leistet.<br />

Das Förderungssystem des B<strong>und</strong>esjugendplanes, das für<br />

die sicherlich von Aussiedlungs- <strong>und</strong> Umstellungsschwierig-<br />

keiten besonders einschneidend betroffenen Jugendlichen<br />

eine menschliche <strong>und</strong> gesellschaftliche Zuwendung gestat-<br />

tet, hat infolge Beschränkung auf diese Altersgruppe so-<br />

wohl zum Kindesalter hin wie zu den älteren Geschwistern<br />

<strong>und</strong> Eltern offene, ungedeckte Flanken. in der Eingliede-<br />

rungspraxis ist diese Lücke schon immer leidvoll spürbar<br />

geworden. Angesichts der beanders dichten Einbettung<br />

der Jugendlichen in den Familienverband ist deren Anspra-<br />

che, Engagierung <strong>und</strong> Förderung eingliederungswirksam<br />

nur insoweit zu leisten, als gleichzeitig auch Probleme jün-<br />

43


gerer <strong>und</strong> älterer Geschwister aufgegriffen werden <strong>und</strong><br />

Oberzeugungsarbeit, wie Hilfestellungen bei den Eltern, er-<br />

folgt. Die Ehgliederungsförderung auf der Basis des Bun-<br />

desjugendplanes ist im gegenwärtig gezogenen Rahmen<br />

damit formal wie tatsächlich Überfordert.<br />

Die in Erwartung stehende <strong>und</strong> fristenmäBig auf 4 Jahre<br />

bestehende Aussiedlungsaktion sollte zumal angesichts der<br />

oben dargestellten Konditionserschwernisse für die Bun-<br />

desregierung Anlaß sein, ein Förderungssystem zu schaf-<br />

fen, das durch familienbezogene Jugend- <strong>und</strong> Sozialarbeit<br />

mit Aussiedlern den Eingliederungsprozeß menschlich wirk-<br />

sam stützt <strong>und</strong> voranbringt. Eine Plattform dafür bieten die<br />

bereits vorhandenen Eingliederungsaktivitäten der Jugend-<br />

Jzialarbeit. Sie bedarf des Ausbaus durch die Ermögli-<br />

chung flankierender Eingliederungsanstrengungen für Kin-<br />

der <strong>und</strong> Erwachsene. Dafür sollten neben den Verbänden<br />

der Jugendsozialarbeit die Verbände der freien Wohlfahrts-<br />

pflege (in Sonderheit auch das Deutsche Rote Kreuz, des-<br />

sen Name für Spätaussiedler besondere Vertrauens- <strong>und</strong><br />

Kreditwürdigkeit besitzt), die Jugendverbände <strong>und</strong> die so-<br />

zialen Dienste der Gemeinden unverzüglich instandgesetzt<br />

werden. Der B<strong>und</strong>esregierung kommt hierfür entschieden<br />

eine Initiativfunktion zu, für die Finanzierung ist eine Mit-<br />

beteiligung von Ländern <strong>und</strong> Kommunen geboten.<br />

Nach der Entscheidung - Forderungen<br />

Der Wille, das Verhältnis mit Polen positiv zu gestalten <strong>und</strong><br />

den Deutschen in Polen die Ausreise zu ermöglichen, wenn<br />

diese es wollen, bedingt, auch in der B<strong>und</strong>esrepublik Aus-<br />

gangspositionen zu schaffen, die Notlagen, Randgruppen-<br />

bildung <strong>und</strong> sozialen Abstieg der Zuwanderer ausschlie-<br />

9en.<br />

Das Interesse der Uffentlichkeit, das bisher den Deutschen<br />

in Polen galt, mUß cich nunmehr den Deutschen aus Polen<br />

in der BRD zuwenden <strong>und</strong> deren Problemen in unserer Ge-<br />

sellschaft. Alle Kräfte der öffentlichen Meinungsbildung sind<br />

dazu aufgerufen, diese Wendung des Blickes zu bewirken.<br />

Eingliederungshilfen sind allen Angehörigen der zuwan-<br />

dernden Gruppe zu gewähren: Kindern, Jugendlichen, jun-<br />

gen Erwachsenen, Eltern, Erwachsenen überhaupt.<br />

Schwerpunkte der Aufgabe sind:<br />

a) sprachliche Eingliederung<br />

b) schulische Eingliederung<br />

c) berufliche Eingliederung<br />

d) gesellschaftliche Eingliederung<br />

Konkrete Forderungen zur Verbesserung der Integration<br />

von Spätaussiedlern sind:<br />

44<br />

zu a) Sprachliche Eingliederung<br />

1. Die Förderschulen mit Internatsunterbringung bieten ein<br />

Instrumentarium, das - sofort einsetzbar - durch Intensiv-<br />

Deutschkurse Sprachkenntnisse sofort vermitteln kann. Da-<br />

zu bedarf es der Ausstattung mit modernen Lehr- <strong>und</strong> Lern-<br />

mitteln, von technischen Mittlern sowie einer Oberarbeitung<br />

des Lehrstoffes, um die Zeiten in den Internaten so kurz wie<br />

möglich zu halten. Die Internate brauchen eine zeitgemäße<br />

Hausordnung <strong>und</strong> Formen demokratischer Mitbestimmung<br />

- schon um diese einzuüben.<br />

Die baldige Wiedereingliederung in die Familie ist anzu-<br />

streben, da dort gesellschaftliche Integration besser zu för-<br />

dern ist als in ghettoartigen Internaten.<br />

Eine Befreiung der Familie von der Kostenbeteiligung in<br />

den ersten drei Jahren muß durchgesetzt werden, da an<br />

dieser Bedingung des öfteren ein Schulbesuch scheitert.<br />

2. Ausbau eines zusätzlichen <strong>und</strong> ergänzenden Sprachför-<br />

derungsangebotes vor Ort:<br />

Für schulpflichtige Kinder ist am Wohnort eine Förder-<br />

klasse an der Örtlichen Schule zu begründen. Hierdurch wird<br />

die Trennung von der Familie vermieden <strong>und</strong> die gesell-<br />

schaftliche Eingliederung am neuen Wohnort gefördert.<br />

Für nicht mehr schulpflichtige Jugendliche <strong>und</strong> junge Er-<br />

wachsene ist Sprachförderung in Örtlichen Sprachinstituten<br />

in Form von Intensivsprachkursen anzubieten.<br />

Sprach- <strong>und</strong> Einführungskurse sowie Abendförderschulen<br />

sind an wohngebietsnahen Lernorten einzurichten. Diese<br />

Kurse sind kostenlos anzubieten <strong>und</strong> orientiert an den ak-<br />

tuellen Fragen der Teilnehmer zu gestalten.<br />

Zusätzlich wird ein Funkkolleg ,,Deutsch für Deutsche" mit<br />

den entsprechenden Materialien wie bei den anderen Kol-<br />

legreihen gefordert. Ein Eingliederungskurs in den Abend-<br />

programmen des Fernsehens würde als Unterstützung der<br />

Übrigen Bemühungen wirken.<br />

Zu b) Schulische Eingliederung<br />

1. Schnellstmögliche Eingliederung in die Jahrgangsklas-<br />

sen durch Anerkennung der bisherigen Bildungsgänge muß<br />

sichergestellt sein. Nach intensiver Sprachförderung sollte<br />

sie unverzüglich erfolgen.<br />

2. Hausaufgabenhilfen sollen an wohngebietsnahen Orten<br />

gewährt werden.<br />

3. Förderstufen für Schüler, bei denen punktuell Nachhol-<br />

bedarf besteht, müssen eingerichtet werden. Bis zum An-<br />

schluß an das Klassenniveau dürfen Zensuren nicht die<br />

Versetzung <strong>und</strong> weitere Förderung bestimmen.


4. Hausfrauen sind in die Sprachförderung einzubeziehen,<br />

da ihnen weitgehend die Erziehung der Kinder obliegt. Eine<br />

Koppelung des Sprachkurses mit Sprachinhalten, die das<br />

Erziehungs- <strong>und</strong> Bildungswesen der BRD offenlegen, ist an-<br />

zustreben.<br />

Zu c) Berufliche Eingliederung<br />

1. Die berufliche Eingliederung ist erst dann erreicht, wenn<br />

der Betroffene einen seinen Fähigkeiten <strong>und</strong> seiner bishe-<br />

rigen Ausbildung entsprechenden Arbeitsplatz gef<strong>und</strong>en<br />

hat.<br />

2. Schulabgänger <strong>und</strong> Ausbildungsanfänger sind, wenn er-<br />

forderlich, in Berufsvorbereitungsmaßnahmen auf den Ober-<br />

gang vorzubereiten.<br />

3. Begonnene Berufsausbildungen sind weiterzuführen, der<br />

im Herkunftsland geleistete Teil der Ausbildung ist gezielt<br />

zu vervollkommnen <strong>und</strong> anzuerkennen.<br />

4. Umschulungen sind unverzüglich einzuleiten, Wartezei-<br />

ten zu vermeiden.<br />

5. Alle Berufstätigen müssen eine Sprachförderung erhal-<br />

ten, die eine Wettbewerbsfähigkeit im Beruf ermöglicht.<br />

Dies gilt auch für Angehörige gewerblicher Berufe. Haus-<br />

frauen sind in diese Förderung einzubeziehen <strong>und</strong> beson-<br />

ders zu fördern, da der ,,Betrieb Haushalt" <strong>und</strong> die Erzie-<br />

hung der Kinder ebenfalls eine ausreichende Sprachkennt-<br />

nis voraussetzen.<br />

6. Betriebliche Einführungskurse sind unter Anleitung von<br />

Fachkräften einzurichten, in denen das Kennenlernen von<br />

Maschinen, Materialien, Betriebsabläufen <strong>und</strong> der Fachspra-<br />

che gesichert wird.<br />

Zu d) Gesellschaftliche Eingliederung<br />

Die gesellschaftliche Eingliederung ist ein langwieriger Pro-<br />

zeß, der mitunter noch nach Jahren nicht abgeschlossen<br />

ist. In fast allen Bereichen des täglichen Lebens sind Pro-<br />

zesse des Umlernens erforderlich. - Um Stichworte zu nen-<br />

nen: Umgang mit dem Rechtssystem, Konsumsituation, Um-<br />

gang mit dem Schul- <strong>und</strong> Bildungssystem, den Unterrichts-<br />

formen, Einstellung zu Kirchen, Massenmedien, Gemeinwe-<br />

sen, bis hin zu ganz persönlichen Dingen, wie Umgang mit<br />

der Autorität, Erziehungsverhalten <strong>und</strong> Sexualität.<br />

Daraus ergibt sich nun, daß Lernprozesse organisiert wer-<br />

den müssen, die sich an den Inhalten politischer Bildung<br />

gemeinhin zu orientieren haben. Die Bildungsarbeit mit<br />

Gruppen von Kindern, Jugendlichen, Eltern <strong>und</strong><br />

nen ist unabdingbar.<br />

Die unter a) bis d) genannten Bedingungen <strong>und</strong> Forderun-<br />

gen sind Voraussetzungen für die gesellschaftliche Einglie-<br />

derung in der B<strong>und</strong>esrepublik. Sie müssen aber durch fol-<br />

gende flankierende Maßnahmen ergänzt werden, um eine<br />

angemessene Eingliederung zu sichern:<br />

1. Verbesserung der Wohnbedingungen in den Obergangs-<br />

Wohnheimen.<br />

2. Bereitstellung von Komrnunikationsräumen in den Ober-<br />

gangswohnheimen <strong>und</strong> in den späteren Wohngebieten. Die-<br />

se Räume sollen zur Begegnung, aber auch für die Durch-<br />

führung von Informationcveranstaltungen <strong>und</strong> Abendsemi-<br />

narreihen für Kinder, Jugendliche <strong>und</strong> Erwachsene geeig-<br />

net sein.<br />

3. Schaffung von Arbeitskreisen aller an der Eingliede-<br />

rungsarbeit beteiligten Kräfte. In diesen Arbeitskreisen<br />

müssen vertreten sein: Die Wohlfahrtsverbände, die Kir-<br />

chengemeinden, Jugendamt, Sozialamt, Vertriebenenamt,<br />

Arbeitsamt, Landsmannschaften, evtl. sonstige Vereine un+.<br />

Verbände, Jugendverbände, Jugendgemeinschaftswerke.<br />

4. Schaffung einer zentralen Anlaufstelle bei der Stadt- oder<br />

Kreisverwaltung, die dem Hilfesuchenden vergebliche Wege<br />

innerhalb des Verwaltungsapparates vermeiden hilft. Die-<br />

se Anlaufstellen sollten auch Beratungen in den Obergangs-<br />

Wohnheimen <strong>und</strong> in den Wohngebieten durch Sozialamt,<br />

Jugendamt, Arbeitsamt, organisieren.<br />

5. Verstärkung der Offentlichkeitsarbeit. Dies soll sicher-<br />

stellen, daß die Zuwanderer nicht mit zeitweilig in der Bun-<br />

desrepublik weilenden Ausländern verwechselt werden,<br />

sondern als Deutsche erkannt werden, die erst jetzt die<br />

Phase der Nachkriegszeit beenden <strong>und</strong> ein Recht darauf<br />

haben, Hilfen zur Eingliederung zu erhalten. Schwierigkei-<br />

ten in diesem Prozeß <strong>und</strong> Hilfemöglichkeiten für den ein-<br />

zelnen Bürger sollen aufgezeigt werden.<br />

Den Jugendgemeinschaftswerken der freien Trägerorgani-<br />

sationen, die heute bereits ein Netz von Beratungs- <strong>und</strong> Be-<br />

treuungsstellen im B<strong>und</strong>esgebiet unterhalten, wird in die-<br />

ser Aufgabenstellung ein großer Anteil von Arbeiten zu ^'<br />

fallen, weil sie die natürlichen Anlaufstellen für neuzuwan-<br />

dernde junge Menschen geworden sind. Dazu ergeben sich<br />

eine Reihe von Forderungen, um diese zur Hilfeleistung in<br />

ausreichendem Maße zu befähigen. Diese werden nach-<br />

stehend aufgeführt, mit einem Appell an die Veranwortli-<br />

chen in B<strong>und</strong>, Ländern <strong>und</strong> Gemeinden, durch Förderung<br />

die Arbeit sicherzustellen:<br />

1. Erhöhung der Sachkostenzuschüsse<br />

Bei dem vorauszusehenden stärkeren Anfall von Be-<br />

treuungsarbeit, bei dem auch zu erwarten ist, daß die Au-<br />

fenthaltsdauer in Obergangswohnheimen relativ kurz sein<br />

wird, werden erheblich höhere Aufwendungen erforderlich.<br />

Eine ausreichende Ausstattung der Jugendgemeinschafts-<br />

werke mit Sachkosten sowie eine ausreichende Ausstattung<br />

der Räume mit Mobilar <strong>und</strong> technischem Gerät ist zwin-<br />

gend notwendig. Alle Beratungsstellen sollten mit einem<br />

Telefonbeantworter ausgestattet sein, damit die 1- oder<br />

2-Mann-Betriebe auch in Zeiten, in denen Außendienst zu<br />

leisten ist, erreichbar sind.<br />

45


2. Verstärkung der Personalkosten<br />

In fast allen Landesbereichen sind die Betreuungsbereiche<br />

so groß, daß eine ausreichende Betreuung bei verstärkter<br />

Zuwanderung kaum gewährleistet ist. Teilweise wird man<br />

die Probleme lösen können, indem nebenamtliche Hono-<br />

rarkräfte eingesetzt werden, teilweise wird eine Verdich-<br />

tung des Betreuungsnetzes erforderlich werden. Um die<br />

Verbände nicht über Gebühr zu belasten, wäre anzustre-<br />

ben, daß der B<strong>und</strong> eine höhere Zuschußquote als 85 O h<br />

gewährt.<br />

3. Erhöhung der Zuschüsse für Kurse <strong>und</strong> Maßnahmen<br />

lie zur Zeit gegebenen Zuschüsse für Tagesveranstaltun-<br />

gen wie auch für längerfristige Maßnahmen decken die ent-<br />

stehenden Kosten nicht mehr. Während im allgemeinen von<br />

dem Personenkreis, der durch den B<strong>und</strong>esjugendplan ge-<br />

fördert wird, eine angemessene Eigenbeteiligung erwartet<br />

werden kann, ist eine solche Selbstbeteiligung bei Jugend-<br />

lichen aus Spätaussiedlerfamilien kaum möglich. Um in<br />

ausreichendem Maße Seminare <strong>und</strong> Freizeiten durch-<br />

führen zu können <strong>und</strong> dies besonders am Anfang des Au-<br />

fenthaltes in der B<strong>und</strong>esrepublik, ist eine Erhöhung der<br />

bisher gewährten Tagessätze erforderlich. Möglich wäre<br />

dies auch durch Aufstockung aus einem Spezialfonds (Ver-<br />

fahren wie beim Aufstocken der BSHG-Regelsätze des Ga-<br />

rantiefonds), was sicherlich leichter zu erreichen wäre, als<br />

eine völlige Veränderung des B<strong>und</strong>esjugendplanes. Die<br />

Mittel, die für die Sprachförderung bereitgestellt werden -<br />

DM 3,5û pro Doppelst<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Teilnehmer - sind eben-<br />

falls unzureichend, da sie bei Einsatz einer qualifizierten<br />

Lehrkraft <strong>und</strong> der Abdedtung der Sachkosten eine Mindest-<br />

kursstärke von 15 Teilnehmern voraussetzen. Intensive För-<br />

derung dagegen ist nach allen Erkenntnissen In einer 5 - 9<br />

æersonen starken Gruppe am effektivsten zu leisten. Ein<br />

deraufsetzen der Zuschüsse auf mindestens DM 5,- pro<br />

Teilnehmer <strong>und</strong> Doppelst<strong>und</strong>e ist erforderlich.<br />

4. Praxisanleitung <strong>und</strong> Supervision<br />

Alle in diesem Arbeitsfeld tätigen Mitarbeiter müssen Pra-<br />

xisanleitung erhalten. Für je 10 Jugendgemeinschaftswerke<br />

muß ein Mitarbeiter als Praxisberater zur Verfügung stehen.<br />

Diese Mitarbeiter <strong>und</strong> eine zentrale Beratungsstelle müssen<br />

die Mitarbeiter in den Jugendgemeinschaftswerken mit In-<br />

formationen versorgen, schwierige Fälle weiterverfolgen,<br />

Arbeitsmaterial erstellen, Verwaltungsvorgänge soweit<br />

möglich vorbereiten <strong>und</strong> abnehmen.<br />

Sie sollen Arbeitstagungen regional vorbereiten <strong>und</strong> durch-<br />

führen, neue Mitarbeiter einweisen <strong>und</strong> anleiten.<br />

5. Anschaffung von Dienstfahrzeugen<br />

Bei der Größe der meisten Betreuungsgebiete ist die Nut-<br />

zung eines PKW erforderlich. Aber selbst in Stadtgruppen<br />

ist die Mitnahme von Klienten zu Behörden mitunter er-<br />

46<br />

forderlich. Alle Jugendgemeinschaftswerke müssen daher<br />

mit einem PKW ausgerüstet sein, um ihren Auftrag aus-<br />

reichend wahrnehmen zu können.<br />

Jahrerrtatldlk 1975 (JB Jugendsozialwerk e. V.)<br />

Berichtszeitraum: 1. Januar 1975 bis 31. Dezember 1975<br />

I. Allgeinelnw<br />

1. 30 Jugendgemeinschaftswerke<br />

2. Alter der Leiter<br />

seit wieviel Jahren In<br />

dieser Tätigkeit<br />

30 Leiter<br />

9,9 Jahre<br />

Durchschnittsalter 39,s<br />

(4 Monate - 22 Jahre)<br />

3. Alter der 2. Fachkraft<br />

seit wieviel Jahren in<br />

dieser Tätigkeit<br />

10 Mitarbeiter<br />

2,4 Jahre<br />

Durchschnittsalter 373<br />

4. Betreute jugendliche Zuwanderer<br />

während des Berichtszeitraumes<br />

davon männlich: 2 910, weiblich: 2 165<br />

5 075<br />

II. Herkunfi der Jugendlichen<br />

In das B<strong>und</strong>esgebiet sind gekommen:<br />

1. Aus der DDR <strong>und</strong> Ostberlin<br />

a) seit dem 1. 1. 1975<br />

b) vom 1. 1. 1974 bis 31. 12. 1974<br />

C) vom 1. 1. 1971 bis 31. 12. 1973<br />

2. Aus Aussiedlungsgebieten (Spätaussiedier)<br />

a) seit dem 1. 1. 1975<br />

b) vom 1.1. 1974 bis 31.12.1074<br />

c) vom 1. 1. 1971 bis 31. 12. 1973<br />

222<br />

129<br />

31 1<br />

zusammen: 662<br />

-<br />

o1 o<br />

861<br />

-<br />

2266<br />

zusammen: 4 037<br />

3. Ais heimatlose Ausländer <strong>und</strong> nichtdeutsche Flüchtlinge<br />

-<br />

(1. 1. 1971 bis 31. 12. 1975) - 370<br />

Gesamtzahl: 5 075<br />

5. Die Herkunftsländer der jugendlichen Spätaussiedler<br />

a) Bulgarien 20<br />

b) CSSR 182<br />

c) Jugoslawien 82<br />

d) Polen 2680<br />

e) Rumänien 592<br />

f) UDSSR 647<br />

g) Ungarn 74<br />

111. Aitersrtufen<br />

a) 14- bis l7jährige 2044<br />

b) 18- bis 20jährige 1 393<br />

c) 21- bis 25jährige 1638<br />

-<br />

-<br />

zusammen: 5 075<br />

IV. Berufsolîuatlon (Angaben zum Stichtag 31. 12. 1975)<br />

1. In der Ausbildung<br />

a) Schüler, Fachschüler. Studenten<br />

b) Lehrlinge, Anlernlinge, Praktikanten<br />

1 792<br />

704


2. In Berufstätigkeit<br />

a) Facharbeiter <strong>und</strong> Angestellte 1462<br />

davon in einem anderen als vor dem Obertritt in die<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland ausgeübten Beruf - 239<br />

b) Hilfsarbeiter 61 O<br />

3. Nicht Berufstätige 228<br />

4. Arbeitslose (bis zu 25 Jahren)<br />

a) arbeitslose Zuwanderer bis zu A;:;a-<br />

356<br />

"Ifahit-<br />

25 Jahren, die in der ERD<br />

bereits in einer Berufstätigkeit<br />

standen:<br />

1) ohne abgeschlossene<br />

stelle stelle<br />

Berufsausbildung 25 78 103<br />

2) mit abgeschlossener<br />

Berufsausbildung - 100 100<br />

Vi. Eingliodorwi@ahiií.n (Eindhllhn)<br />

1. Zahl der individuell betreuten Jugendlichen<br />

2. Zahl der Beratungen<br />

4 059<br />

a) Wohnraumbeschaffung 544<br />

b) schulische Fragen 2532<br />

c) berufliche Fragen 3 487<br />

d) Beschaffung von Ausweisen. Urk<strong>und</strong>en 902<br />

e) Lohnfragen, Geldangelegenheiten 1149<br />

f) Rechtsfragen 752<br />

g) Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Erholungsfragen 1100<br />

h) Etziehungsfragen 855<br />

i) sonstige persönliche Anliegen 4 651<br />

3. Gruppenarbeit<br />

(Eigenveranstaltung)<br />

Zahl der Ver- Zahl der Zahl der<br />

anrtaltungen St<strong>und</strong>enRage Tellnehrner<br />

a) Gruppenabendel<br />

Clubabende 606 XXX XXX 15383<br />

b) Sprachkurse<br />

c) Wochenendseminare<br />

d) sonstige Kurse <strong>und</strong><br />

Seminare<br />

100 4960 XXX<br />

43 xxx 91<br />

78 626<br />

2157<br />

1280<br />

1070 -<br />

b) arbeitslose Schulabgänger<br />

1) ohne Schulabschlu6 59<br />

zusammen:<br />

52 111<br />

42<br />

356 -<br />

2) mit Schulabschlu6 25<br />

e) Fahrten <strong>und</strong><br />

Besichtigungen<br />

17<br />

f) mehrtägige Freizeiten<br />

g) Elternabende<br />

h) gemeinsamer Besuch<br />

165<br />

37<br />

88<br />

XXX<br />

xxx<br />

XXX<br />

155<br />

383<br />

XXX<br />

5112<br />

919<br />

1675<br />

5. Wieviel der betreuten Jugendlichen haben eine<br />

Förderschule besucht?<br />

von Veranstaltungen.<br />

1610 z. B. kulturelle od. sport- - liche Veranstaltungen 113 XXX XXX 2581<br />

V. Familionrltuatkn<br />

An den 680 Eigenveranstaitungen waren zusätzlich Einheimische<br />

beteiligt.<br />

1. Vollwalsen<br />

0s 4. Aubndienst<br />

2. Halbwaisen<br />

421 a) Zahl der Haushuche<br />

6 223<br />

3. Eltern geschieden, getrennt lebend<br />

361 b) Zahl der Besuche In Schulen<br />

842<br />

4. aus Vollfamilie 3 917 c) Zahl der Besuche in Betrieben<br />

903<br />

5. ohne Angaben 291 d) Zahl der Besuche bei htern zusammen: - 5 075 e) Zahl der Besuche bel Verbänden / Institutionen<br />

-<br />

zusammen:<br />

2 741<br />

781<br />

11 490<br />

. . . .. -<br />

Vil. mntung <strong>und</strong> B.bwuig<br />

1. Zus&tzllche Beratung Mr Kinder / Geschwister<br />

von betreuten Jugendlidten<br />

2. Anzahl der Beratungaíäik der<br />

Familienangehörigen von betreuten Jugendlichen<br />

-<br />

-<br />

1670 c.r<br />

1 972<br />

47


Vierzehnte Sozialanalyse der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft<br />

Jugendaufbauwerk zur Situation jugendlicher Flüchtlinge <strong>und</strong><br />

Spätaussiedler für den Zeitraum 1. Januar bis 31. Dezember 1975<br />

Die B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Jugendaufbauwerk legt mit<br />

der 14. Sozialanalyse (Berichtszeitraum 1975) eine Erhebung<br />

über die in den Jugendgemeinschaftswerken (Uberörtlichen<br />

Beratungs- <strong>und</strong> Betreuungsdiensten für jugendliche Zu-<br />

wanderer) erfaßten <strong>und</strong> betreuten jugendlichen Zuwande-<br />

rer vor.<br />

Ein solcher Zahlenspiegel ermöglicht Aussagen <strong>und</strong> inter-<br />

essante Einblicke in die Situation jugendlicher Zuwanderer.<br />

Durch die deutsch-polnischen Vereinbarungen wird sich die<br />

Eingliederungsarbeit mit jugendlichen Zuwanderern erneut<br />

verstärken, in einem Umfang, der die Fortschreibung der<br />

bisherigen Erhebungen rechtfertigt.<br />

Die vorliegenden Daten sollen nicht nucder Fachöffentlich-<br />

keit, sondern der gesamten Bevölkerung in unserem Lande<br />

verdeutlichen, daß die gesellschaftliche Integration des ge-<br />

nannten Personenkreises ein gemeinsames Handeln der<br />

verantwortlichen Kräfte in Staat <strong>und</strong> Gesellschaft erfordert,<br />

um keine Zweifel aufkommen zu lassen, diese Menschen<br />

auch wirklich in der B<strong>und</strong>esrepublik willkommen zu heißen.<br />

Um dieses ,,Willkommen" nicht nur als Höflichkeitsformel<br />

zu belassen, haben die in der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft<br />

zusammengeschlossenen Träger der Jugendsozialarbeit<br />

seit Jahren ein Netz von Jugendgemeinschaftswerken (Be-<br />

ratungs- <strong>und</strong> Betreuungsdienste für jungen Zuwanderer) im<br />

B<strong>und</strong>esgebiet eingerichtet, das sich, wie folgt, auf die ein-<br />

zelnen Länder verteilt:<br />

Baden-Württemberg 12 Aufteilung nach Trägergruppen<br />

Bayern<br />

Berlin<br />

Bremen<br />

Hambura .<br />

Hessen<br />

l3<br />

1<br />

20<br />

Evanaelische w<br />

Freie<br />

Katholische<br />

Sozialistische<br />

23 (JGW)<br />

33 (JGW)<br />

25 (JGW)<br />

14 (JGW)<br />

Niedersachsen 3<br />

No rd rhei n-Westfalen 31<br />

Rheinland-Pfalz 5<br />

Saarland 2<br />

Schleswig-Holstein 2<br />

95 (JGW)<br />

Für das Jahr 1975 weist der Zahlenspiegel der 14. Sozial-<br />

analyse insgesamt 3.045 jugendliche DDR-Flüchtlinge aus,<br />

davon sind 1.184 Jugendliche erst im vergangenen Jahr<br />

neu in die Einzugsbereiche der bestehenden Jugendge-<br />

meinschaftswerke gekommen.<br />

Zugleich stehen im Berichtszeitraum insgesamt 13.593 ju-<br />

gendliche Spätaussiedler in Betreuung, davon 4.361 Per-<br />

sonen, die 1975 neu von den Jugendgemeinschaftswerken<br />

erfaßt wurden.<br />

In den Bemühungen um eine gezielte Förderung, insbeson-<br />

dere in den Bereichen von Bildung <strong>und</strong> Ausbildung, bilden<br />

48<br />

die Altersgruppen der 14- bis 20jährigen mit 65,l O/O den<br />

Schwerpunkt der Arbeit. Eine Förderung sowohl in schuli-<br />

scher als auch in beruflicher Sicht, erforderte für diese<br />

Gruppe große Anstrengungen der einzelnen Leiter der<br />

Jugendgemeinschaftswerke <strong>und</strong> ihrer Mitarbeiter. Diese<br />

Bemühungen hatten Erfolg, der sich nicht zuletzt in der ge-<br />

ringen Arbeitslosenquote niederschlug. Eine Vielzahl sozi-<br />

alpädagogischer Maßnahmen (u. a. Sprachunterricht, Grup-<br />

penpädagogische Hilfen, Freizeithilfen) haben wesentlich<br />

zur geistig-kulturellen <strong>und</strong> sozialen Eingliederung beige-<br />

tragen.<br />

Um die sozialpädagogischen Bemühungen der Jugendge-<br />

meinschaftswerke zu verdeutlichen, hat die B<strong>und</strong>esarbeits-<br />

gemeinschaft Jugendaufbauwerk weitere Daten zur 14.<br />

Sozialanalyse erhoben <strong>und</strong> unter Punkt ,,VI <strong>und</strong> VII" dem<br />

Zahlenspiegel hinzugefügt.<br />

Hervorzuheben sind deshalb unter ,,VI" die Anzahl der Be-<br />

ratungen ,,in persönlichen Anliegen", sowie ,,in schulischen<br />

<strong>und</strong> beruflichen Fragen".<br />

Dabei zeigt sich, wie entscheidend <strong>und</strong> hilfreich ein enger,<br />

persönlicher Kontakt von Leiter <strong>und</strong> Mitarbeitern im Ju-<br />

gendgemeinschaftswerk mit den Jugendlichen sich dar-<br />

stellt. Alle wichtigen, ersten Schritte in die neue Umwelt<br />

werden von ihnen begleitet <strong>und</strong> bedürfen eines großen<br />

wechselseitigen Vertrauensverhältnisses. Dieses Vertrauen<br />

kommt in allen Phasen des Eingliederungsprozesses immer<br />

wieder positiv zur Geltung, sei es im Gruppen- bzw. Club-<br />

abend oder im Rahmen zusätzlicher Sprachförderung des<br />

Jugendgemeinschaftswerkes.<br />

Im Einzelnen ist die Anzahl der durchgeführten Hausbesu-<br />

che mit 23.000 zu nennen, ferner 5.343 Beratungshilfen, die<br />

unter ,,VII" in der ,,zusätzlichen Beratung für Kinder bzw.<br />

Geschwister von betreuten Jugendlichen" ausgewiesen<br />

sind, außerdem die hohe Anzahl von Beratungsfällen wei-<br />

terer Familienangehöriger mit 7.224 Einzelhilfen.<br />

Aus den genannten Zahlen lassen sich bei aller Nüchtern-<br />

heit ein hohes Ausmaß an Arbeitsintensität <strong>und</strong> Arbeitsum-<br />

fang für den einzelnen Mitarbeiter erkennen, die aus ge-<br />

sellschafts- <strong>und</strong> sozialpolitischen Gründen nicht hoch genug<br />

eingeschätzt werden können.<br />

Ihre Bemühungen um eine vollständige Integration der jun-<br />

gen Spätaucsiedler in unsere Gesellschaft können aber nur<br />

dann Erfolg haben, wenn alle Kräfte in unserer Gesell-<br />

schaft sich ihrer staatsbürgerlichen <strong>und</strong> mitmenschlichen<br />

Verpflichtungen bewußt werden.<br />

Presse, R<strong>und</strong>funk <strong>und</strong> Fernsehen erwachsen hier spezifi-<br />

sche Aufgaben, den Eingliederungsprozeß zu fördern <strong>und</strong><br />

auf die besondere Situation der Spätaussiedler aufmerk-<br />

sam zu machen.


Trägergruppen EV TG FR TG KA TG SO2 TG Insgesamt<br />

i. Allgemeiner<br />

1. Anzahl der Einrichtungen<br />

2. Betreute jugendliche Zuwande-<br />

rer während des Betreuungs-<br />

Zeitraumes<br />

II. Herkunfl der Jugendlichen<br />

In das B<strong>und</strong>esgebiet sind<br />

gekommen :<br />

1. aus der DDR <strong>und</strong> aus Ost-<br />

berlin<br />

a) seit dem 1.1.1975<br />

b) vom 1.1.74 bis 31.12.74<br />

c) vom 1.1.71 bis 31.12.73<br />

insgesamt:<br />

2. aus Aussiedlungsgebieten<br />

(Spätaussiedler)<br />

a) seit dem 1.1.1975<br />

b) vom 1.1.74 bis 31.12.74<br />

c) vom 1.1.71 bls 31.12.73<br />

insgesamt:<br />

3. als heimatlose Ausländer <strong>und</strong><br />

nichtdeutsche Flüchtlinge<br />

(1.1.1971 bis 31.12.1975)<br />

4. Gesamtzahl zu II. l., 2. <strong>und</strong> 3.<br />

111. Alterutufen<br />

a) 14- bis 17jährige<br />

b) 18- bis 20jährige<br />

c) 21- bis 25jährige<br />

insgesamt:<br />

IV. Berufrrituatlon<br />

(Angaben zum Stlchtag<br />

31.12.1975)<br />

1. in der Ausbildung<br />

a) Schüler, Fachschüler,<br />

Studenten<br />

b) Lehrlinge, Anlernlinge,<br />

Praktikanten<br />

2. in Berufstätigkeit<br />

a) Facharbeiter <strong>und</strong><br />

Angestellte<br />

b) Hilfsarbeiter<br />

3. Nicht Berufstätige<br />

4. Arbeitslose (bis zu 25 Jahren)<br />

insgesamt:<br />

5. Wieviel der betreuten Jugendlichen<br />

haben eine Förderschule<br />

besucht?<br />

V. Famliienrltuation<br />

1. Vollwaisen<br />

2. Halbwaisen<br />

3. Eitern geschieden, getrennt<br />

lebend<br />

4. aus Vollfamilie<br />

5. ohne Angaben<br />

insgesamt:<br />

abs. '10 abs. % abs. % abs. '10 abs. %<br />

4 426<br />

482<br />

436<br />

31 1<br />

1 229<br />

997<br />

802<br />

1255<br />

3 O54<br />

143<br />

4 426<br />

1 507<br />

1122<br />

1797<br />

4 426<br />

1809<br />

61 7<br />

1129<br />

538<br />

173<br />

160<br />

4 426<br />

1417<br />

232<br />

482<br />

575<br />

2 619<br />

51 8<br />

4 426<br />

23<br />

100<br />

392<br />

35.5<br />

253<br />

100<br />

32,6<br />

26,3<br />

41,l<br />

100<br />

100<br />

100<br />

34,O<br />

254<br />

40,6<br />

100<br />

4oP<br />

13,9<br />

255<br />

12,2<br />

389<br />

3-6<br />

100<br />

100<br />

52<br />

10,9<br />

13,O<br />

59,2<br />

11,7<br />

100<br />

5353<br />

262<br />

150<br />

326<br />

738<br />

1132<br />

982<br />

2 267<br />

4 381<br />

234<br />

5353<br />

2 171<br />

1439<br />

1743<br />

5353<br />

1804<br />

830<br />

1418<br />

669<br />

237<br />

395<br />

5353<br />

1772<br />

85<br />

443<br />

409<br />

4 199<br />

21 7<br />

5353<br />

33<br />

100<br />

35,5<br />

20,3<br />

442<br />

100<br />

25,8<br />

22-4<br />

51 ,ô<br />

100<br />

100<br />

100<br />

403<br />

26,9<br />

32,6<br />

100<br />

33,7<br />

15,5<br />

26,6<br />

123<br />

4,4<br />

7,3<br />

100<br />

,100<br />

1.5<br />

8,3<br />

7,6<br />

783<br />

4.1<br />

100<br />

4 787<br />

164<br />

100<br />

122<br />

386<br />

1485<br />

1 292<br />

1314<br />

4 O91<br />

31 O<br />

4 787<br />

1 877<br />

1265<br />

1645<br />

4 787<br />

2369<br />

669<br />

996<br />

414<br />

89<br />

250<br />

4 787<br />

1381<br />

99<br />

41 7<br />

25<br />

475<br />

3 302<br />

494<br />

4 787<br />

100<br />

42,5<br />

25.9<br />

31,6<br />

100<br />

38.3<br />

313<br />

32.1<br />

100<br />

100<br />

100<br />

39,2<br />

26,4<br />

3434<br />

100<br />

493<br />

14,l<br />

20.8<br />

8,6<br />

1 3<br />

52<br />

loo<br />

100<br />

2,1<br />

8,7<br />

9-9<br />

69,O<br />

10,3<br />

100<br />

2 ô59<br />

276<br />

140<br />

276<br />

692<br />

747<br />

458<br />

862<br />

2 087<br />

100<br />

2 859<br />

1044<br />

91 5<br />

900<br />

2 859<br />

1038<br />

376<br />

779<br />

449<br />

84<br />

135<br />

2 ô59<br />

772<br />

54<br />

248<br />

425<br />

1 927<br />

205<br />

2 859<br />

14 95<br />

100 17425 100<br />

39,9<br />

20,2<br />

39.9<br />

1184<br />

826<br />

1 o35<br />

3889<br />

27,l<br />

34,o<br />

1 O0 3045 100<br />

36,l 4361 32,O<br />

22,2 3534 26,O<br />

41,7 5698 42,O<br />

100 13593 100<br />

100 787 100<br />

100 17425 100<br />

36.5 6 599 37,9<br />

32.0 4741 27.2<br />

31,5 6085 34;9<br />

100 17425 100<br />

36,2 7018 40,2<br />

13,2 2492 14,3<br />

27,2 4322 24.8<br />

157 2 070 ll,9<br />

33 583 3,4<br />

4,7 940 5.4<br />

100 17425 100<br />

100 5342 100<br />

1 .ô 470 2,7<br />

8,7 1 590 9,1<br />

14,9 1884 10,8<br />

67,4 12 047 69,2<br />

7,2 1434 882<br />

100 17425 100<br />

49<br />

- _.


VI. Elngllederungrhllhn<br />

(Einzelhilfen)<br />

1. Zahl der individuell betreuten Jugendlichen<br />

2. Zahl der Beratungen<br />

a) Wohnraumbeschaffung<br />

b) schulische Fragen<br />

c) berufliche Fragen<br />

d) Beschaffung von Ausweisen, Urk<strong>und</strong>en<br />

e) Lohnfragen, Geldangelegenheiten<br />

9 Rechtsfragen<br />

g) Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Erholungsfragen<br />

h) Erziehungsfragen<br />

i) sonstige persönliche Anliegen<br />

3. Gruppenarbeit Zahl der Ver- Zahl der<br />

(EigenVeranstaltung) anstaltunüen St<strong>und</strong>en/Taüo<br />

a) Gruppenabendel<br />

Clubabende 1798 xxx xxx<br />

b) Sprach kurse 250 6148 XXX<br />

c) Wochenendseminare 93 xxx 91<br />

d) sonstige Kurse <strong>und</strong><br />

Seminare<br />

e) Fahrten <strong>und</strong><br />

167 626 92<br />

Besichtigungen 299 XXX 102<br />

9 mehrtägige Freizeiten 95 xxx 383<br />

g) Elternabende<br />

h) gemeinsamer Besuch<br />

von Veranstaltungen,<br />

162 Mo( xxx<br />

z. B. kulturelle od. sportliche<br />

Veranstaltungen 357 XXX XXX<br />

14 565<br />

2445<br />

12 655<br />

11 806<br />

4 290<br />

4 173<br />

3 173<br />

3 132<br />

3365<br />

18 156<br />

Zahl der<br />

Tellnehmer<br />

21 704<br />

2 859<br />

1948<br />

1 549<br />

5 893<br />

1 449<br />

4 148<br />

4 786<br />

An den 872 Eigenveranstaitungen waren ZUS&l¡ch Einheimische<br />

beteiligt.<br />

4. AuBendienst<br />

a) Zahl der Hausbesuche<br />

b) Zahl der Besuche in Schulen<br />

c) Zahl der Besuche In Betrieben<br />

d) Zahl der Besuche bei Amtern<br />

23Ooo<br />

2 ô59<br />

2 531<br />

7 562<br />

e) Zahl der Besuche bel Verbänden/lnstitutionen 3298<br />

VII. Beratung <strong>und</strong> Betreuung<br />

zusammen: 39 249<br />

1. Zusätzliche Beratung für Kinder / Geschwlster<br />

von betreuten Jugendlichen 5 343<br />

2. Anzahl der Beratungsfälle der Familienangehörigen<br />

von betreuten Jugendlichen 7 224<br />

Zu II. 2. Herkunft der Jugendlichen<br />

Die Herkunftsländer der jugendlichen Spätaussiedler (laut II, 2).<br />

Aus welchen Ländern kommen die zum Zeitpunkt der Befragung<br />

betreuten Jugendlichen?<br />

a) Bulgarien 69<br />

b) CSSR 456<br />

c) Jugoslawien 281<br />

d) Polen 6 689<br />

e) Rumänien 2 592<br />

9 UdSSR<br />

g) Ungarn<br />

2713<br />

793 -<br />

Zusammen: 13 593


Jugend <strong>und</strong> Freizeit<br />

Günter Cremer, München<br />

Literatur <strong>und</strong> Daten<br />

Im folgenden wird versucht, Daten <strong>und</strong> Aussagen zu den<br />

Bereichen Freizeitausmaß, Freizeitverhalten <strong>und</strong> ,,öffent-<br />

liche" Freizeitangebote für Jugendliche aus empirischen<br />

Untersuchungen <strong>und</strong> anderen Arbeiten der letzten 10 Jahre<br />

zusammenzutragen. Dabei handelt es sich um eine erste<br />

Sichtung; eine Interpretation der Ergebnisse <strong>und</strong> weiter-<br />

gehende Literaturauswertung werden hier nicht geleistet.<br />

(Ausgeklammert bleibt der Sektor der sog. Freizeitpädago-<br />

gik. Zeitschriftenartikel sind nicht berücksichtigt.)<br />

1. Freizeitbegriff <strong>und</strong> Forschungsprobleme<br />

,,In der Freizeitliteratur findet sich eine große Zahl von<br />

Definitionsversuchen des Begriffs ,,Freizeit". Diese Definitionsversuche<br />

zeigen eine große Bandbreite der einzelnen<br />

Schwerpunkte, die letztlich von der Zentrierung ökonomischer,<br />

soziologischer, psychologischer, philosophischer,<br />

pädagogischer <strong>und</strong> kulturkritischer Momente bis zur Negierung<br />

des Wertes solcher Definitionen überhaupt reicht".<br />

(Schmitz-Scherzer 1974, S. 136) Untersucht man die in der<br />

Soziologie verwendeten Freizeitbegriffe so kann man eine<br />

formale von einer inhaltlichen Definition trennen. Es besteht<br />

zwar eine weitgehende Obereinstimmung bei der<br />

formalen Bestimmung der Freizeit als einer von der Überwiegend<br />

fremdbestimmten Berufsarbeit entlasteten Zeit,<br />

doch gehen die Meinungen darüber, was alles zur ,,Nichtarbeitszeit"<br />

zu rechnen sei, wieder auseinander (vgl. Miksch<br />

1972).<br />

Inhaltliche Definitionen wollen dagegen meist ,,Freizeit im<br />

eigentlichen Sinne" bestimmen. Schelskys inhaltliche Definition<br />

spricht von ,,individuell frei disponierter Zeit" <strong>und</strong><br />

Blücher definiert: ,,verhaltensbeliebiger Zeitraum, der nach<br />

freiem Ermessen ausgefüllt werden kann" (vgl. Schelsky<br />

1957 <strong>und</strong> Blücher 1966). Freizeit wird inhaltlich demnach im<br />

Gegensatz zur Arbeit als frei von Fremdbestimmung <strong>und</strong><br />

als verhaltensbeliebig begriffen. Kritisch wird von anderen<br />

Autoren allerdings. eingewendet, daß die angenommene<br />

Disponierbarkeit aufgr<strong>und</strong> zahlreicher Reglementierungen<br />

<strong>und</strong> Zwänge eine Fiktion sei (zur Definitionsproblematik<br />

vgl. auch Scheuch 1969 <strong>und</strong> Schmitz-Scherzer 1974, S. 136f).<br />

Die bisher fast unüberschaubaren Datenmaterialien <strong>und</strong><br />

auch die strukturellfunktionalen Deutungen der Ergebnisse<br />

können nach Scheuch keine Summe an Einsichten über<br />

Freizeit vermitteln, ,,weil Freizeit zunächst noch kein Erkenntnisobjekt<br />

für Soziologie ist . . . . Freizeit als vorwissenschaftlich<br />

benutzter Begriff meint eine bestimmte<br />

Art, einen objektiv bestimmbaren Sachverhalt zu nutzen:<br />

arbeitsfreie Zeit . . . . Die mit Freizeit als Wort gemeinte<br />

Art der Nutzung dieses objektiv bestimmbaren Sachverhalts<br />

ist in der alltäglichen Verwendung zunächst nicht festgelegt<br />

<strong>und</strong> bewirkt, eben deshalb den Eindruck, man habe<br />

es mit einem bedeutungsvollen Begriff zu tun" (Scheuch<br />

1969 S. 753).<br />

Freizeitforschung wird aus den unterschiedlichsten Erkennt-<br />

nisinteressen <strong>und</strong> mit den verschiedensten Methoden be-<br />

trieben, wobei die Beschreibungen des Freizeitverhaltens<br />

einen besonderen Stellenwert einnehmen.<br />

Es sind meistens Bestandsaufnahmen ausgewählter AMi-<br />

vitäten bei repräsentativen Bevöl kerungsquerschnitten oder<br />

definierten Bevölkerungsgruppen. An den dort verwandten<br />

Methoden der Dateninterpretation <strong>und</strong> der Darstellung wird<br />

z. T. starke Kritik geübt (vgl. dazu auch Schmitz-ScherZer/<br />

Rudinger 1974 <strong>und</strong> Schmitz-Scherzer/Rudinger/Angleitner<br />

1974).<br />

Schmitz-Scherzer weist darauf hin, daß Beschreibungen von<br />

Freizeitinteressen, die Herausarbeitung von Dimensionen<br />

des Freizeiterlebens sowie Studien, die das Verhältnis von<br />

Aktivitäten, Interessen <strong>und</strong> Erleben zueinander untersu-<br />

chen, gänzlich fehlen (vgl. Schmitz-Scherzer 1974, S. 15).<br />

Die angedeuteten Schwierigkeiten verbieten es auch, die<br />

in verschiedenen Untersuchungen gewonnenen Daten zu<br />

,,Querschnitten" zusammenzutragen. (Zur Problematik der<br />

Datenlage in der Freizeitforschung vgl. auch Blücher 1973,<br />

unveröffentlichtes Manuskript). Vorhersagen von Freizeit-<br />

verhalten sowie f<strong>und</strong>ierte komplexe Aussagen über Frei-<br />

zeit würden erst mit einer empirisch erarbeiteten Freizeit-<br />

theorie möglich. Sie hätte eine Integration der Einzelbe-<br />

f<strong>und</strong>e zu leisten <strong>und</strong> müßte ,,die Veränderung des Freizeit-<br />

Verhaltens, der Freizeitinteressen <strong>und</strong> -bedürfnisse <strong>und</strong> der<br />

Erlebnisweisen in der Freizeit in der Persönlichkeit <strong>und</strong><br />

deren je spezifischer Situation genauso berücksichtigen,<br />

wie die eigentliche Freizeitstruktur <strong>und</strong> deren Abhängig-<br />

keiten von sozioökonomischen Merkmalen" (Schmitz-<br />

Scherzer 1974, S. 16). Diese Theorie fehlt bisher.<br />

Die angedeuteten Schwierigkeiten <strong>und</strong> Probleme beziehen<br />

sich auf die Freizeitforschung generell; sie sind kein Spezi-<br />

fikum des Gegenstandes Jugend <strong>und</strong> Freizeit allein.<br />

2. Jugend <strong>und</strong> Frelzelt<br />

a) Bedeutung des Begriffs Freizeit<br />

In der Jugendsoziologie wird allgemein davon ausgegan-<br />

gen, daß Familie, Schule <strong>und</strong> Arbeitswelt typischen Bedürf-<br />

nissen Jugendlicher, wie dem Wunsch nach sozialer Aner-<br />

kennung, der Erreichung eines primären Status, dem Ex-<br />

perimentieren mit Normen, Werten <strong>und</strong> Erfahrungen wenig<br />

Rechnung tragen. Der weniger institutionalisierte Raum der<br />

Freizeit scheint diesen speziellen Bedürfnissen der Jugend-<br />

lichen eher entgegenzukommen.<br />

Jugendliche erleben Freizeit ,,als ein altersgruppenspezifi-<br />

sches soziales Motivations- <strong>und</strong> Orientierungsfeld eigener<br />

Art. Es ist der für sie bedeutsame Bereich der expressiven<br />

Orientierungen <strong>und</strong> symbolischen Selbstdarstellung in In-<br />

teraktion mit Altersgleichen, weil in ihm persönliche Iden-<br />

tität, Status- <strong>und</strong> Verhaltenssicherheit leichter gewährleistet<br />

sind, als in der Familie <strong>und</strong> im Leistùngsbereich, d. h. ohne<br />

den dort gegebenen Leistungsdruck, die Unterordnung un-<br />

ter Erwachsene <strong>und</strong> die soziale Kontrolle der Eltern" (Lüdt-<br />

ke 1972, S. 204-205).<br />

51


Freizeit wird auch bei Jugendlichen auf die Zeit bezogen,<br />

die nicht mit der Ausübung einer beruflichen oder quasi be-<br />

ruflichen Rolle wie Schulbesuch oder mit der Befriedigung<br />

gr<strong>und</strong>legender biologischer Bedürfnisse wie Ruhe <strong>und</strong> Nah-<br />

rungsaufnahme verbracht wird. ,,Schule, Lehre <strong>und</strong> Arbeit<br />

sind zwar generell so organisiert, daß sie zeitlich fixiert sind<br />

<strong>und</strong> damit 'freie Zeit' ermöglichen: die verschiedenen Rollen<br />

des Schülers, des Lehrlings oder des jungen Arbeiters wer-<br />

den jedoch in unterschiedlichem Ausmaß die 'Freizeit' in<br />

der freien Zeit bestimmen" (Hornstein u. a. 1975, S. 54).<br />

So ist davon auszugehen, daß sich z. B. die unterschied-<br />

lichen Rollen eines Schülers bzw. eines Jungarbeiters so-<br />

wie das Geschlecht verhaltendeterminierend im Freizeit-<br />

raum auszuwirken. Freizeittätigkeiten, wie Lesen <strong>und</strong> Me-<br />

diengebrauch liegen einem Gymnasiastgn wesentlich näher<br />

als dem jungen Arbeiter, der Freizeitaktivitäten in stärkerem<br />

Gegensatz zu seiner beruflichen Rolle erleben muß.<br />

Freizeitorientierung <strong>und</strong> Freizeitverhalten Jugendlicher<br />

,,können als Ergebnisse von Sozialisationsprozessen ver-<br />

standen werden, die sozialstatistisch nach Alter, Ge-<br />

schlecht, Herkunft, Bildungsgrad, sozioökologischem Stand-<br />

ort differieren <strong>und</strong> soziologisch eine Funktion der Teilhabe<br />

der Jugendlichen an primären <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>ären Sozialsy-<br />

sternen sind'' (Hornstein u. a. 1975, S. 54). Dabei muß Frei-<br />

zeitverhalten aber allgemein auch in einem gesamtgesell-<br />

schaftlichen Rahmen betrachtet werden. Inwieweit das Frei-<br />

zeitverhalten von Jugendlichen Sozialisations- <strong>und</strong> Lern-<br />

prozesse beeinflußt, Iäßt sich schwer abschätzen. Die Um-<br />

fragedaten sagen wenig darüber aus, was die Tätigkeiten<br />

für das Individuum bedeuten <strong>und</strong> welche gesellschaftliche<br />

Konsequenzen daraus folgen (vgl. dazu Hornstein u. a.<br />

1975, S. 56).<br />

b) Vorliegende Untersuchungen zum Thema<br />

Zu Beginn der 50er Jahre erschienen in Deutschland die<br />

ersten Untersuchungen <strong>und</strong> Abhandlungen zum Thema Ju-<br />

gendfreizeit.<br />

Im folgenden seien die wichtigsten genannt:<br />

Jugend zwischen 15 <strong>und</strong> 24 EMNID, Bielefeld 1953<br />

Jugend zwischen 15 <strong>und</strong> 24 EMNID, Bielefeld 1955<br />

Jugend zwischen 15 <strong>und</strong> 24 EMNID, Bielefeld 1956<br />

K. Wollenweber <strong>und</strong> U. Planck (Hrsg.): Die Lebenslagen der<br />

westdeutschen Landjugend, 1956<br />

Eine Untersuchung über Freizeit <strong>und</strong> Ferien der Jugend,<br />

Frankfurt, Bad Godesberg 1958<br />

Schelsky versuchte in seinem Werk: Die skeptische Genera-<br />

tion, Eine Soziologie der deutschen Jugend, zahlreiche Be-<br />

f<strong>und</strong>e dieser Untersuchungen in eine Synthese zu bringen.<br />

In den Jahren nach 1960 sind weitere Veröffentlichungen<br />

zum Thema Jugend <strong>und</strong> Freizeit zu verzeichnen. U. a.:<br />

Rosenmayr: Familienbeziehungen <strong>und</strong> Freizeitgewohnhei-<br />

ten jugendlicher Arbeiter, Wien 1963<br />

52<br />

Die junge Generation Westdeutschlands - DIVO im Auf-<br />

trag des Westdeutschen R<strong>und</strong>funks, Frankfurt 1963<br />

Junge Menschen 1964. Emnid, Bielefeld 1964<br />

Jugend, Bildung, Freizeit, Jugendwerk der Deutschen Shell<br />

1966<br />

Ergebnisse dieser Untersuchungen wurden wiederum bei<br />

Wurzbacher: Gesellungsformen der Jugend, München 1965<br />

<strong>und</strong><br />

Blücher: Die Generation der Unbefangenen, 1966 verarbei-<br />

tet (vgl. dazu auch Schilling 1973).<br />

Aus der Zeit nach 1970 sind zu erwähnen:<br />

Lüdtke/Grauer: Jugend <strong>und</strong> Freizeit ,,Offene Tür" 1973<br />

Die vom Jugendwerk der Deutschen Shell 1975 herausge-<br />

gebene Untersuchung: Jugend zwischen 13 <strong>und</strong> 24 - Ver-<br />

gleich Über 20 Jahre - bringt kaum Daten zum Thema<br />

Jugend <strong>und</strong> Freizeit.<br />

Hingewiesen wird noch auf 3 allgemeine Freizeitunter-<br />

suchungen von Emnid aus den letzten Jahren:<br />

1. Freizeit <strong>und</strong> Privatleben 1969<br />

2. Freizeit im Ruhrgebiet 1971<br />

3. Freizeitbedingungen <strong>und</strong> Freizeitentwicklungen 1973<br />

Aus ihnen lassen sich nur sehr bedingt Angaben zu jugend-<br />

lichem Freizeitverhalten entnehmen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> ihrer Heterogenität <strong>und</strong> der bereits erwähnten<br />

methodischen Problematik können die Ergebnisse der o. g.<br />

Untersuchungen kaum in einer Synthese vorgestellt wer-<br />

den.<br />

Die folgenden Ausführungen sind dann auch mehr unter<br />

dem Aspekt der Vorstellung relevanter Literatur zu Frei-<br />

zeitverhalten Jugendlicher aus den letzten Jahren zu se-<br />

hen. Es wird versucht, beispielhaft aus den diversen Ar-<br />

beiten einige Informationen zum Freizeitverhalten sowie<br />

weitere Aussagen zum Komplex ,,Jugend <strong>und</strong> Freizeit'' zu-<br />

sammenzustellen.<br />

3. Zum Frelzeitumfang<br />

Die neueste Emnid-Untersuchung (1972/73) konstatiert zwar<br />

ein Anwachsen der freien Zeit, erlaubt aber keine Differen-<br />

zierung der Bef<strong>und</strong>e auf die uns interessierenden Jugend-<br />

lichen. Eine umfassende Darstellung des Freizeitmaßes von<br />

Jugendlichen liegt nur aus der Untersuchung Jugend, Bil-<br />

dung, Freizeit von Emnid 1966 vor.<br />

Freizeit wurde hier wieder als ,,Komplementärbegriff zur<br />

Arbeit", als ,,selbstbestimmte", ,,private Zeit" verstanden,<br />

wobei Schulzeit mit Arbeitszeit gleichgesetzt wurde. Die<br />

St<strong>und</strong>enzahl wurde dabei direkt für den vorhergehenden<br />

Tag bzw. für Samstag <strong>und</strong> Sonntag erfragt. Das auf Gr<strong>und</strong>-<br />

lage dieser Daten errechnete Freizeitmaß erlaubt Verglei-<br />

che der Relation <strong>und</strong> freier Zeit zwischen einzelnen so-<br />

zialen Kategorien (vgl. dazu Emnid 1966 S. 79).<br />

. .


Wenn man die Schüler mit den anderen Gruppen In dieser<br />

Tabelle vergleicht, fällt auf, da6 bei ihnen die Nennung<br />

,,sehr viel Freizeit" in stärkerem MaBe vertreten ist (59 %,<br />

44 O/o <strong>und</strong> 52 %) als bei den Lehrlingen (33 O/O bzw. 34 O/o).<br />

Nichtschürer (Lehrlinge, Jungarbeiter) scheinen dagegen<br />

,,ziemlich viel Freizeit, vor allem Sonntags" zu haben (46<br />

bzw. 51 %). Die Inanspruchnahme durch die Schule dehnt<br />

sich demzufolge auch auf den Sonntag aus. Allerdings<br />

hängt das Zeitbudget für Schulaufgaben stark mit dem be-<br />

suchten Schultyp zusammen. So kommen Schöning/Krähe<br />

in ihrer Untersuchung zu dem Ergebnis, daß Oberschüler<br />

im allgemeinen wesentlich mehr Zeit für die Schulaufgaben<br />

aufwenden als Hauptschüler. Während 60 O/O der Haupt-<br />

Schüler in einer Zeit bis zu einer St<strong>und</strong>e mit den Schulauf-<br />

gaben fertig werden, brauchen etwa 70 O/O der Oberschüler<br />

Ca. 1 '/2 St<strong>und</strong>en oder mehr. 18 O/O der Oberschüler brau-<br />

chen sogar 2 '/2 St<strong>und</strong>en (vgl. Schöning/Krähe 1974 S. 49).<br />

Das Freizeitausmaß erweist slch darüber hinaus aber noch<br />

von weiteren Faktoren abhängig. So kommt Blücher zu<br />

dem Schluß, daß Mädchen generell über weniger Freizeit<br />

als Jungen verfügen (vgl. Blücher 1966, S. 225). Mädchen<br />

hatten demnach wochentags 4 St<strong>und</strong>en 25 Minuten Frei-<br />

zeit, die Jungen 5 St<strong>und</strong>en. Dies erklärt sich wahrscheinlich<br />

mit der Tatsache, daß Mädchen in allen Altersstufen mehr<br />

mit Haushaltsarbeiten belastet werden. . Dies bestätigen<br />

auch Schöning <strong>und</strong> Krähe, die auch feststellten, daß der<br />

zeitliche Aufwand für die Hilfe lm elterlichen Haushalt bei<br />

den Mädchen noch progressiv zunimmt (vgl. Schöning/<br />

Krähe, S. 51).<br />

Als weiterer Einflußfaktor auf das Freizeitmaß wurde die<br />

Familiengröße ausgemacht. ,,Je größer die Familie, d. h.<br />

je mehr Kinder vorhanden, umso stärker wird der Jugend-<br />

liche in die Arbeit im Haushalt einbezogen. Während die<br />

Jugendlichen ohne Geschwister zu 27 O/O bzw. 28 '/o an-<br />

geben, eineinhalb St<strong>und</strong>en oder mehr im Haushalt zu hel-<br />

fen, sind es bei den Jugendlichen mit 2 Geschwistern 35 %,<br />

mit 3 oder 4 Geschwistern 40 O/o <strong>und</strong> mit 5 <strong>und</strong> mehr Ge-<br />

schwistern sogar 56 %" (CchÖning/Krähe 1974, S. 52).<br />

Sofern Jugendliche auf dem Lande wohnen scheinen sie<br />

in bezug auf das Freizeitmaß besonders benachtelligt zu<br />

sein. So ermittelte Platz für Jugendliche auf dem Lande<br />

(Gemeinden unter 5000 Einwohnern) eine durchschnittliche<br />

Freizeit von 4'/2 St<strong>und</strong>en pro Wochentag (vgl. Platz 1971,<br />

S. 40). Auch hier wurde ein schlechteres Abschneiden der<br />

Mädchen im Vergleich zu Jungen festgestellt. Hinsichtlich<br />

des Freizeitmaßes zwischen verschiedenen Berufsgruppen<br />

Jugendlicher auf dem Lande wurden in o. a. Untersuchung<br />

Unterschiede registriert. Während jugendliche Facharbeiter<br />

<strong>und</strong> ungelernte Arbeiter auf eine freie Zeit von durchschnitt-<br />

lich 5 St<strong>und</strong>en pro Tag kommen, verfügen die in der Land-<br />

wirtschaft tätigen Jugendlichen nur Über 3 <strong>und</strong> weniger<br />

St<strong>und</strong>en Freizeit. Daß die Kinder von Landwirten am stärk-<br />

sten belastet werden betonen auch Schöning/Krähe (vgl.<br />

dazu: Täglicher Zeitaufwand für Hilfe im Haushalt nach dem<br />

Beruf des Vaters in: SchöninglKrähe 1974, Tab. 12, S. 162).<br />

Für eine Normalgruppe von Lehrlingen (Schriftsetzer, Indu-<br />

striekaufleute <strong>und</strong> Kfz.-Mechaniker) sowie für Lehrlinge im<br />

Gaststättengewerbe ermittelte Domke das Freizeltma6. Er<br />

kommt zu dem Ergebnis, da6 60 O/o der untersuchten Be-<br />

rufsschüler 3-4 St<strong>und</strong>en echte Freizeit täglich zur Ver-<br />

fügung haben, 14 O/O noch darüber liegen, während 26 O/o<br />

weniger als 3 St<strong>und</strong>en, 5 O/O weniger als 2 St<strong>und</strong>en Frei-<br />

zeit haben (vgl. Domke 1970, S. 109).<br />

Da Arbeitszeitverhältnisse ziemlich einheitlich geregelt sind,<br />

ist die Obertragung des Ergebnisses nach Domke auch<br />

auf andere Lehrlingsgruppen zulässig.<br />

Inwieweit das Freizeitausmaß in den letzten Jahren für Ju-<br />

gendliche gestiegen ist, Iäßt sich anhand der vorliegenden<br />

wenigen empirischen Untersuchungen nicht ohne weiteres<br />

nachweisen. Die 3. Emnid-Freizeituntersuchung (1972/73)<br />

kommt allerdings zu dem Schluß, daß allein aufgr<strong>und</strong> von -<br />

Arbeitszeitverkürzungen seit 1969 das Freizeitausmaß ge-<br />

wachsen sei, daß aber ,,effektive Freizeit" nicht anstieg<br />

(vgl. Emnid 1972/73, S. XL III ff.).<br />

,,Der beste Maßstab für die wachsende Freizeit ist ein Ver-<br />

gleich der Arbeitszeiten, weil sich diese aus vielerlei Grün-<br />

den wesentlich leichter <strong>und</strong> exakter erfassen lassen, als die<br />

Summe der freien Zeiten. Setzen wir die Arbeitszeit von<br />

1969 mit 2.275,2 Jahresst<strong>und</strong>en gleich 100, so ergibt sich die<br />

folgende Entwicklung:<br />

1969 = loo<br />

1971 = 98<br />

1973 = 95" (vgl. Emnld 1972/73, S. XL Ill).<br />

In der Erforschung des subjektiven Freizeitbewu6tseins<br />

kommen 40 O/O der Altersgruppen der 16-25jährigen zu<br />

dem Schluß, daß sich das Freizeitausmaß zwar positiv in<br />

den letzten 5 Jahren verändert habe, gleichzeitig gibt aber<br />

auch ein - im Vergleich zu anderen Altersgruppen - hoher<br />

Anteil (Über 50 Oh) an, daß sich für sie das Freizeitausmaß<br />

nicht verändert habe, bzw. daß es geringer geworden sei -<br />

(vgl. Emnid 1972/73, S. 64).<br />

Leider erlauben die vorliegenden Bef<strong>und</strong>e keine weiteren<br />

Differenzierungen, doch scheint sich u. E. für Jugendliche<br />

folgende Situation zu ergeben: Ein Teil der im Arbeitspro-<br />

zeß stehenden Jugendlichen profitiert sicher in ihrem Frei-<br />

Zeitmaß von Arbeitszeitverkürzungen, obwohl geradie Lehr-<br />

linge in bestimmten Ausbildungsstrukturen auch in ihrer<br />

Freizeit zu Beschäftigungen herangezogen werden (vgl.<br />

dazu Diskussionen über Jugendarbeitsschutz). Auf jeden<br />

Fall ist aber im Verlauf der Berufsbildungsreform <strong>und</strong> mit<br />

verbesserten Schutzbestimmungen tendenziell eine Verbes-<br />

serung zu erwarten. Für die Schuljugendlichen scheint sich<br />

durch verschärfte Leistungsanforderungen (vgl. z. B. die<br />

geforderten Durchschnittsnoten zur Umgehung des Nume-<br />

rus-clausus) eher ein Trend in Richtung auf weniger Frei-<br />

zeit abzuzeichnen, da schulfreie Zeit für schuleigene Auf-<br />

gaben benutzt werden mue.<br />

4. Zum Freizeitverhalien<br />

In den Fragen zu Freizeltverhalten <strong>und</strong> Freizeitlnteressen<br />

unterscheiden sich die vorliegenden Untersuchungen am<br />

53


stärksten. Das liegt z. T. an den verschiedenen ,,Freizeit"-<br />

Interpretationen. den diversen Methoden <strong>und</strong> an der Re-<br />

präsentativität der Erhebungen. Zur Ermittlung der Freizeit-<br />

wünsche <strong>und</strong> des Freizeitverhaltens sind in den im folgen-<br />

den erwähnten Untersuchungen verschiedenste Methoden<br />

angewandt. Man könnte etwa folgende Haupttypen nennen:<br />

mündliche <strong>und</strong> schriftliche Befragung, Fragestellung nach<br />

der liebsten oder bevomgtesten Freizeittätigkeit, Frage<br />

nach der Häufigkeit von Freizeitaktivitäten, sog. Yesterday-<br />

Fragen (z. B. Was haben Sie gestern in Ihrer Freizeit ge-<br />

macht?). In verschiedenen Untersuchungen kommen natür-<br />

lich Methodenkombinationen vor. Auf die Problematik der<br />

einzelnen Methoden kann hier nicht eingegangen werden<br />

(vgl. dazu auch Miksch 1972, S. 32 ff. <strong>und</strong> Schmitz-ScherZer/<br />

Rudinger in SchmitidScherzer (Hrsg.) 1974, S. 7 ff.), es soll<br />

aber nochmals auf die Schwierigkeit verwiesen werden,<br />

die mit einem methodisch unterschiedlichen Instrumenta-<br />

rium gewonnenen Daten in einer Synopse zusammenzu-<br />

fassen.<br />

Hauptsächlich kommen Ergebnisse zum Freizeitverhalten<br />

zur Sprache. Daten zu Freizeitwünschen <strong>und</strong> -interessen<br />

(,.Freizeitorientierungen") spielen in den Untersuchungen<br />

nur eine untergeordnete Rolle. Ihre Ergebnisse sind im<br />

Unterschied zum Freizeitverhalten entsprechend gekenn-<br />

zeichnet. Freizeitaktivitäten lassen auf jeden Fall Unter-<br />

schiede nach Alter, Geschlecht <strong>und</strong> Schultyp erkennen. In<br />

der Emnid-Studie 1971 wurden durch Fragen nach der Hau-<br />

figkeit von Freizeitaktivitäten Profile für demographische'<br />

Gruppen ermittelt (Zusammenfassung der Ergebnisse von<br />

Lüdtke 1972. S. 80/81).<br />

Für Jugendliche ermittelte Emnid 1966 eine Rangfolge in<br />

der Beliebtheit verschiedener Aktivitäten <strong>und</strong> kam zu fol-<br />

gender Reihenfolge:<br />

1.) Mit Fre<strong>und</strong>en zusammen sein<br />

2.) Etwas Neues kennenlernen<br />

3.) Sich von der Arbeit erholen<br />

4.) Schlager <strong>und</strong> Tanzmusik hören<br />

5.) Ins Kino <strong>und</strong> zum Tanzen gehen<br />

6.) Spannende Bücher <strong>und</strong> Illustrierte lesen<br />

(vgl. Emnid 1966, S. 18).<br />

Aufgr<strong>und</strong> der entsprechenden Datenanalyse kommt man zu<br />

dem Eindruck, daß geselliges Unterhalten <strong>und</strong> Entspannung<br />

weitgehend den Charakter der Jugendfreizeit bestimmen<br />

bzw. auf bevorzugte Interessen stoßen (vgl. auch Dohmke<br />

1970, S. 150; Lüdtke 1972, S. 194; Planck 1970, S. 134).<br />

5. Ausgewählte Frelzeltbereiche<br />

a) Sport<br />

Den Sportaktivitäten kommt bei Jugendlichen in der Frei-<br />

zeit, wie die erwähnten Tabellen zeigen, nicht nur ein star-<br />

kes Interesse zu, sie prägen auch wesentlich das Freizeit-<br />

verhalten zumindest der männlichen Jugendlichen. Ihre<br />

54<br />

Präferenz erklärt sich nach Lüdtke daraus, weil Sport-<br />

aktivitäten ,,die Kombination von individueller Selbstbe-<br />

stätigung <strong>und</strong> jugendspezifischem Wettbewerb einerseits<br />

sowie geselligen Situationen andererseits begünstigen"<br />

(Lüdtke 1972, S. 196). Mitgliedschaft in einem Sportverein<br />

ist sicher ein Indiz für Sportaktivitäten. Nach Emnid (vgl.<br />

Emnid 1966, S. 260 f.) waren 1965 Ca. 31 O/O der 15-21-jäh-<br />

rigen Jugendlichen in Turn- oder Sportvereinen organisiert.<br />

(Der Deutsche Sportb<strong>und</strong> verzeichnete einen Anstieg sei-<br />

ner männlichen Mitglieder zwischen 14 - 18 Jahren von Ca.<br />

645000 im Jahre 1966 auf Ca. 743000 im Jahre 1971. Im<br />

gleichen Zeitraum stieg der Anteil der weiblichen Mit-<br />

glieder dieser Altersstufe um r<strong>und</strong> 75000 auf etwa 282000<br />

an. Vgl. dazu Statistische Jahrbuch der BRD 1967 u. 1972).<br />

Schöning <strong>und</strong> Krähe stellten bei den von ihnen untersuch-<br />

ten Jugendlichen einen entsprechenden Organisationsgrad<br />

von 44 O/O bei den Jungen aber nur von 28 O/O bei den Mäd-<br />

chen fest. Dabei war bei den Jungen mit zunehmendem<br />

Alter noch eine steigende Tendenz zu verzeichnen, während<br />

bei den Mädchen der Anteil der Mitgliedschaft im Sport-<br />

verein in den höheren Altersgruppen zurückgeht (vgl. Schö-<br />

ning/Krähe 1974, S. 32).<br />

Diese Ergebnisse wurden auch in der neueren Untersu-<br />

chung von Emnid erhärtet. Die relative Häufigkeit von neun<br />

Sportaktivitäten zeigte ein eindeutiges Ubergewicht in den<br />

jugendlichen Altersgruppen bei männlichen Jugendlichen.<br />

Auch in Bezug auf Mitgliedschaft im Sportverein liegen<br />

männliche Jugendliche an der Spitze (vgl. dazu Emnid/SVR<br />

1971 Tabellen 56-71, Tabellenband S. 111 -138. Die Zu-<br />

sammenfassung der Ergebnisse in der von Lüdtke erstell-<br />

ten Tabelle, Lüdtke 1972, S. 80/81).<br />

,,Daß die Jungen stärker am aktiven Sport teilnehmen als<br />

die Mädchen, ist auf die Zuschreibung unterschiedlicher<br />

Geschlechtsrollen zurückzuführen. Wahrend der Sport in<br />

Form von körperlicher Ertüchtigung <strong>und</strong> Leistungssteige-<br />

rung durchaus in den Rahmen der gesellschaftlich festge-<br />

legten Männerrolle fällt, schließt die herkömmliche Frauen-<br />

rolle diese eher aus" (Schöning/Krähe 1974, S. 33). (Zum<br />

Thema des Sports in der Freizeit vgl. auch Dieckert 1974).<br />

b) Freizeitaktivitäten in Gruppen:<br />

In den Typen <strong>und</strong> Formen des sozialen Umgangs unter-<br />

scheiden sich Jugendliche in ihren Freizeitmustern erheb-<br />

lich von Erwachsenen. Der Kommunikation <strong>und</strong> dem Um-<br />

gang mit Gleichaltrigen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en kommt wahrschein-<br />

lich deshalb eine große Bedeutung zu, weil Jugendliche sie<br />

als frei von den institutionalisierten Zwangen der Soziali-<br />

sationsagenturen Familie, Schule <strong>und</strong> Betrieb erleben. (Zur<br />

Bedeutung dieses Sachverhalts für die Sozialisation vgl.<br />

u. a. Neidhardt 1967 <strong>und</strong> Wurzbacher 1965). Aus den ,,Ge-<br />

sellungsformen" Jugendlicher greift Wurzbacher 8 domi-<br />

nante Gr<strong>und</strong>typen heraus: das gleichgeschlechtliche<br />

Fre<strong>und</strong>schaftspaar, 2. das gemischtgeschlechtliche Fre<strong>und</strong>-<br />

schaftspaar, 3. der Fre<strong>und</strong>schafts- <strong>und</strong> Bekanntenkreis, 4.<br />

die gleichgestimmte Menge, 5. der Kursus, 6. das Team, 7.<br />

die organisierte Gruppe <strong>und</strong> 8. der übergreifende Verband.


Die Bedeutung dieser einzelnen ,,Gesellungsformen" für<br />

das Freizeitverhalten kann aufgr<strong>und</strong> der vorliegenden em-<br />

pirischen Untersuchungen nicht differenziert ausgemacht<br />

werden. (Zur Kritik an diesen Definitionen vgl. Blücher 1966<br />

<strong>und</strong> Schilling 1973). Gemeinsam zeigen die meisten Unter-<br />

suchungen, daß sich die Häufigkeit von Freizeitaktivitäten,<br />

die primär sozialer Natur sind, bei Jugendlichen von ande-<br />

ren Altersgruppen abheben (vgl. auch Tab. aus Emnid/SVR<br />

1971).<br />

,,Mit Fre<strong>und</strong>en zusammensein" hat bei dieser Altersgruppe<br />

einen weit höheren Index, als bei anderen Altersgruppen<br />

(3,4 bzw. 2,7; 2,l; 1,7). In der Untersuchung von Schöning<br />

<strong>und</strong> Krähe gaben zwei Drittel der Befragten an, eine Grup-<br />

pe zu haben, ,,mit der sie in ihrer Freizeit Öfters zusammen<br />

etwas unternehmen oder spielen" (vgl. Schöning/Krähe<br />

1974, S. 94).<br />

Bei diesen Aktivitäten zeigt sich auch die Tendenz, sich<br />

der elterlichen Aufsicht zu entziehen.<br />

Blücher kommt zu dem Schluß, daß der soziale Ort der<br />

Freizeit für die Jugendlichen am Wochenende (Samstag<br />

<strong>und</strong> Sonntag) im wesentlichen die Familie sei (Blücher 1966,<br />

S. 235). Der Stellenwert der Familie für die Freizeitgestaltung<br />

ist in den verschiedenen Untersuchungen aber umstritten.<br />

Domke ermittelte bei männlichen Lehrlingen auf die Frage<br />

nach der liebsten Gesellungsform eine deutliche Dominanz<br />

altershomogener Gesellungsformen (vgl. Domke 1970, S.<br />

208).<br />

Ahnlich wie bei den Erwachsenen (vgl. Emnid/SVR 1971)<br />

spielen die Wochenenden für die Freizeitaktivitäten - insbesondere<br />

der berufstätigen Jugendlichen - eine dominante<br />

Rolle. Domke konstatierte hier auch noch eine starke<br />

Prägung durch kulturelles Milieu <strong>und</strong> Familientradition<br />

(vgi. Domke 1970).<br />

Wachler ermittelte gerade für das verlängerte Wochenende<br />

Einflüsse auf das Freizeitverhalten auch von Jugendlichen<br />

u. a. verstärkte innerfamiliäre Kontakte <strong>und</strong> eine strukturelle<br />

Einebnung des Freizeitverhaltens am Samstag <strong>und</strong> Sonntag<br />

(vgl. Wachler 1972).<br />

Eine hervorragende Rolle in den Kommunikationsbeziehungen<br />

spielt der Besuch von Tanzveranstaltungen, die<br />

sowohl dem Wunsch nach Kommunikation mit Gleichaltrigen<br />

als auch dem wachsenden Interesse an heterosexuellen<br />

Kontakten entgegenkommen. Entsprechend ist eine überdurchschnittliche<br />

Teilhabe der jugendlichen Altersgruppen<br />

gegenüber Erwachsenen an diesen Veranstaltungen (vgl.<br />

dazu auch Müller/Nimri;iermann 1968). (Angaben über Teilnahme<br />

an Tanzveranstaltungen finden sich bei Emnid/SVR<br />

1971, S. 184).<br />

Die Angebote <strong>und</strong> Maßnahmen der Jugendverbandsarbeit<br />

tragen ebenfalls Freizeitcharakter, da der Jugendliche in<br />

seiner Nichtarbeitszeit zu ihren Veranstaltungen geht. Zwar<br />

sind die spezifischen Freizeitangebote in den einzelnen Ver-<br />

bänden <strong>und</strong> Gruppierungen unterschiedlich gewichtet, doch<br />

haben sie als .,Gesellungsform" auch einen Eigenwert.<br />

.,Die konstitutive Bedeutung der Geselligkeit wird in nahezu<br />

allen Selbstdarstellungen der Jugendarbeit anerkannt"<br />

(vgl. Hornstein u. a. 1975, S. 167).<br />

Die Mitgliedschaft oder Beteiligung in Organisationen <strong>und</strong><br />

Verbänden variiert insbesondere nach Geschlecht <strong>und</strong> Alter.<br />

Klammert man die bereits erwähnten Sportverbände<br />

einmal aus, so ergibt sich in den übrigen Jugendverbänden<br />

in bezug auf Mitgliedschaft ein strukturell ähnliches Bild<br />

wie bei diesen. Jungen sind stärker in formellen Gruppen<br />

vertreten als Mädchen, deren Organisationsgrad bei zunehmendem<br />

Alter noch sinkt. Für die Mitgliedschaft in Jugendverbänden<br />

(einschl. Sportverbänden) wurde in verschiedenen<br />

Untersuchungen folgende geschlechtsspezificche<br />

Verteilung ermittelt:<br />

Tabelle 1 : Mitgliedschaft in Jugendverbänden <strong>und</strong> Vereinen<br />

nach Geschlecht<br />

Emnld 1ffl Emnld 1988 Platz 1971 Domke 1970<br />

Alter: 14-17<br />

m w m w m w m w<br />

Mltglledschaflen<br />

(einfach <strong>und</strong> doppelt) 53 23<br />

kelne Mltglledschaflen I 78<br />

kelno Angaben - -<br />

66 47<br />

34 53<br />

- -<br />

TI 38<br />

23 84<br />

- -<br />

67 -<br />

32 -<br />

1 -<br />

Quelle: Hornstein u. a. 1975, S. 159.<br />

Vergleicht man allerdings die Quote der Mitgliedschaft in<br />

Jugendgruppen <strong>und</strong> -verbänden mit denen der Sportver-<br />

eine, so Übertreffen die Sportvereine alle anderen Gruppen<br />

an Attraktivität. Schöning <strong>und</strong> Krähe ermittelten für die<br />

Jungen eine Mitgliedschaft von 23 O h in Jugendgruppen <strong>und</strong><br />

bei den Mädchen eine Quote von 20 O h (vgl. Schöning/<br />

Krähe 1974, S. 35). Insgesamt sind aber über Mitgliedschaft<br />

in Jugendverbänden <strong>und</strong> Teilhabe an der Jugendverbands-<br />

arbeit z. T. unterschiedliche <strong>und</strong> widersprüchliche Aussagen<br />

in den einzelnen Untersuchungen zu finden.<br />

c) Medienkonsum<br />

Im Vergleich zu Erwachsenen zeigen in der Emnid-Untersuchung<br />

1970 Jugendliche höhere Durchschnittswerte bei<br />

den Freizeitaktivitäten ,,Fernsehen", ,,Schlager <strong>und</strong> Tanzmusik<br />

hören" <strong>und</strong> ,,Spannende Lektüre" als andere Altersgruppen<br />

(vgl. Tab. Emnid/SVR 1971). Planck ermittelte unter<br />

16 verschiedenen Tätigkeiten am Abend für Fernsehen den<br />

1. Rang, für Lesen den 3. Rang (vgl. Planck 1970, S. 137).<br />

Bereits 1966 ermittelte Emnid, daß 85 O/O aller Jugendlichen<br />

regelmäßig Zugang zum Fernsehen hqtten, 10 O/O hatten<br />

keinen Zugang <strong>und</strong> 5 O/O kein Interesseh Fernsehen (vgl.<br />

Emnid 1966).<br />

Unter den Medien dürfte das Fernsehen mittlerweile über<br />

die größte Attraktivität verfügen <strong>und</strong> eine Reihe anderer<br />

Freizeitbeschäftigungen bei Jugendlichen, darunter auch<br />

mediengeb<strong>und</strong>ene verdrängen (vgl. dazu auch Hiither 1975).<br />

~~<br />

55


Die Fernsehdauer der Jugendlichen variiert allerdings nach<br />

Alter, Geschlecht <strong>und</strong> Bildungsstand.<br />

Zwar liegt nach Stolte (vgl. Stolte 1973) der Zeitaufwand<br />

für Mediennutzung bei der Gruppe der 14-29jährigen unter<br />

dem Durchschnitt der übrigen Altersgruppen, für die Me-<br />

dien Fernsehen, R<strong>und</strong>funk, Schallplatten <strong>und</strong> Tonband wird<br />

aber in dieser Altersgruppe mehr Zeit aufgewendet (vgl.<br />

Stolte 1973, S. 114).<br />

Nach Hüther (1975), Stückrath <strong>und</strong> Schottmayer (1967) be-<br />

nützen weibliche Jugendliche weniger das Fernsehen als<br />

männliche Jugendliche, weil u. a. die Programme eher den<br />

Interessen männlicher Jugendlicher entgegenkommen.<br />

Eine besondere Präferenz für Fernsehen zeigten männliche<br />

Jugendliche mit Volksschulbildung ohne Lehre, in der Er-<br />

hebung von Stolte: 115 Minuten Fernsehen pro Werktag<br />

sind 77 O/O ihres gesamten Medienzeitbudget von 149 Mi-<br />

nuten (vgl. dazu Stolte, 1973, S. 122 ff.).<br />

Die Lektüre von Zeitungen, Zeitschriften <strong>und</strong> Büchern<br />

spielt - wie die Tabelle von Stolte bereits zeigte - eine<br />

geringere Rolle als bei Erwachsenen. Hier werden bildungs-<br />

spezifische Besonderheiten deutlich. Zwar lesen nach An-<br />

gaben aus verschiedenen Untersuchungen über die Hälfte<br />

bis Zweidrittel der Jugendlichen täglich eine Zeitung, doch<br />

zeigte die Untersuchung von Piezunka, daß z. B. Volks-<br />

Schüler die Boulevardpresse (50 %) bevorzugen, die von<br />

den Gymnasiasten kaum beachtet wird (7 O/O), da die Mehr-<br />

heit (Ca. 50 O/O) ihre Informationen aus einer überregionalen,<br />

anspruchsvollen Zeitung bezieht (vgl. dazu auch Hornstein<br />

u .a. 1975, S. 194).<br />

Bei der Zeitschriftenlektüre machten Rosenmayr u. a. (1966)<br />

den Versuch, Zeitschriften nach Qualitäten einzustufen, in<br />

Zeitschriften ,,niedrigen Typs" (Filmillustrierte, Comics, Ro-<br />

manheft), Zeitschriften ,,mittleren Typs" (Illustrierte, Wo-<br />

chenzeitungen, Digests), Zeitschriften ,, höheren Typs"<br />

(technisch-populärwissenschaftliche Zeitschriften, Zeitschrif-<br />

ten der Jugendorganisationen sowie literarische, kulturelle<br />

<strong>und</strong> politische Zeitschriften). Differenzen des Leseverhal-<br />

tens wurden mit Hilfe dieser Einteilung anschaulich darge-<br />

stellt: 40 O/O der höheren Schüler, jedoch 95 O/O der Lehr-<br />

linge lesen Zeitschriften ,,niedrigen Typs", 60 O/o der hö-<br />

heren Schüler, 22 O/O der Lehrlinge lesen Zeitschriften ,,mitt-<br />

leren Typs" <strong>und</strong> 33 O/O der höheren Schüler, jedoch nur 9 O/o<br />

der Lehrlinge, lesen Zeitschriften ,,höheren Typs".<br />

Im Bücherlesen zeigen sich ebenfalls wieder deutliche Un-<br />

terschiede bei den einzelnen Gruppen der Jugendlichen<br />

(die im großen <strong>und</strong> ganzen) Parallelen zu den Lektürege-<br />

pflogenheiten bei Zeitungen <strong>und</strong> Zeitschriften aufweisen<br />

(vgl. Rosenmayr u.-a. 1966, S. 145).<br />

Eine Domäne der Jugendlichen ist das Kino, wobei die<br />

jüngeren Jahrgänge besonders stark vertreten sind. Von<br />

diesen besuchten (it. Emnid/SVR 1971) 34 O/O Öfter oder sehr<br />

ofi ein Kino; von den über 55jährigen hingegen gehen<br />

knapp Über 1 O/O ins Kino (vgl. Emnid/SVR 1971, Tab. S. 172).<br />

56<br />

d) Tourismus<br />

Seit den 50er Jahren ist ein stark wachsender Trend in der<br />

Entwicklung der Ferienreisen, die Freizeit par excellence<br />

sind, festzustellen (vgl. Scheuch 1969, S. 801). Die Reise-<br />

intensität der Gesamtbevölkerung in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

stieg z. B. von 50,i O/o 1973, auf 52,5 O/o 1974 (vgl. Reise-<br />

analyse 1974 des Studienkreises für Tourismus 1975).<br />

Die Reiseintensität der Jugendlichen liegt noch beträchtlich<br />

über der der Erwachsenen. So ermittelte der Studienkreis<br />

für Tourismus, daß 1974 65,8 O/o der 14-lgjährigen <strong>und</strong><br />

57,9 O/O der 20-29jährigen in ihrer Freizeit eine Urlaubs-<br />

reise durchführten (vgl. Reiseanalyse 1974). Der starke An-<br />

teil der Jugendlichen am Tourismus wird u. a. mit ihrem<br />

Wunsch erklärt, sich einmal ganz der Einflußnahme der<br />

Eltern <strong>und</strong> des täglichen Milieus zu entziehen sowie mit<br />

ihrer Erwartung, im Urlaub ganz bestimmte ,,LebenSchan-<br />

cen" verwirklichen zu können (vgl. dazu bes. Kentler, Lei-<br />

häuser, Lessing 1969, S. 16 f.). Jugendspezifische Formen<br />

des Urlaubsverhaltens untersuchten Kentler u. a. ebd.<br />

Eine sozialhistorische <strong>und</strong> pädagogische Analyse des Ju-<br />

gendtourismus liefert Opaschowski (vgi. Opaschowski 1970).<br />

6. Zum Frelzeltangebot der öffentlichen Hand für Jugend-<br />

Ilche<br />

Angebote für Freizeitgestaltung konzentrieren sich vor-<br />

nehmlich auf 1. die kommerziellen Angebote von Freizeit-<br />

gütern <strong>und</strong> -inhalten, 2. auf betriebliche Angebote, die für<br />

Angehörige großer Betriebe bereitgestellt werden <strong>und</strong> 3. auf<br />

ein äußerst breit gefächertes <strong>und</strong> wenig Überschaubares<br />

,,öffentliches" Angebot.<br />

,,Sicher genügt es nicht, nur solche Einrichtungen <strong>und</strong> Ver-<br />

anstaltungen zum Angebot der Offentlichen Hand zu zählen,<br />

die ausschließlich mit Öffentlichen Geldern finanziert wer-<br />

den. Es gibt eine Reihe von Einrichtungen, die ohne die<br />

Initiative oder ohne Starthilfe der Offentlichen Hand nicht<br />

existieren würden, andere werden aus vielen .,Töpfen" un-<br />

terhalten, haben private oder andere Träger, werden aber<br />

aus Öffentlichen Mitteln unterstützt" (Prosenc/Höbermann<br />

1970, S. 4).<br />

Im folgenden sollen exemplarisch einige Angebote, die für<br />

Jugendliche relevant sind, vorgestellt werden. Eine genaue<br />

Bestandsaufnahme <strong>und</strong> Analyse kann hierbei natürlich nicht<br />

geleistet werden. (Eine Vorstudie zu diesem Thema liegt<br />

unveröffentlicht von Prosenc/Höbermann 1970 vor, auf die<br />

in diesem Zusammenhang zurückgegriffen wird).<br />

Die Angebote beziehen sich auf:<br />

1. den großen Bereich der sog. Outdoor-Recreation (Naturparks,<br />

Naherholungsgebiete u. a.)<br />

2. den Sport<br />

3. <strong>und</strong> die ganz spezifischen Jugendfreizeitangebote <strong>und</strong><br />

4nrichtungen


zu 1) Dle wachsende Bedeutung des Erholungs- <strong>und</strong> Frei-<br />

Zeitwertes von Grünflächen, Naherholungsgebieten, Parks<br />

u. a. wurde verschiedentlich betont (vgl. dazu Jacob-Gol-<br />

deck <strong>und</strong> Jacob 1974).<br />

B<strong>und</strong>, Länder <strong>und</strong> Gemeinden haben dem in den letzten<br />

Jahren durch zahlreiche Initiativen <strong>und</strong> Gesetze Rechnung<br />

zu tragen versucht (vgl. dazu Kap. A Prosenc/Höbermann<br />

1 970).<br />

Bedeutung haben in den letzen Jahren vornehmlich die<br />

Naturparkprogramme (der Länder), die B<strong>und</strong>esgarten-<br />

schauen <strong>und</strong> die Revierparks des Siedlungsverbandes<br />

Ruhrkohlenbezirk gewonnen. So sind letztere direkt mit<br />

einem ,,Freizeitprogramm" ausgestattet, das u. a. Sport-,<br />

Spiel-, Unterhaltungs- <strong>und</strong> Hobbymöglichkeiten der ver-<br />

schiedensten Art bietet (zu näheren Einzelheiten vgl. Pro-<br />

senc/Höbermann 1970, S. 39 ff, vgl. auch SVR u. DGF, 1974).<br />

zu 2) Im Sportsektor sind vor allem Intentionen über die<br />

Sportvereine <strong>und</strong> Dachverbände im Gange, möglichst brei-<br />

te Bevölkerungsgruppen für Sportaktivitäten in der Freizeit<br />

zu gewinnen; dementsprechend werden auf lokaler Ebene<br />

Angebote ausgearbeitet. Den Kommunen wird empfohlen<br />

(Richtlinien des Deutschen Städtetags). Veranstaltungen<br />

<strong>und</strong> Einrichtungen der Turn- <strong>und</strong> Sportvereine zu fördern,<br />

aber keine Konkurrenzunternehmen aufzubauen. Zukünftig<br />

sollten demnach die Jugend- <strong>und</strong> Freizeitheime so ange-<br />

legt werden, daß Möglichkeiten für Sport im Freien gege-<br />

ben sind. Erwähnt seien noch die vom Deutschen Sport-<br />

b<strong>und</strong> (DSB) stark geförderten Werbeaktionen ,,Der zweite<br />

Weg" (vermehrtes Sportangebot Über die Vereine; s. o.)<br />

<strong>und</strong> Aktion ,,Trimm Dich". Diese Aktionen erhielten auch<br />

finanzielle Unterstützung durch die B<strong>und</strong>esregierung (zu<br />

den Mitgliedszahlen in den Sportvereinen vgl. auch Sta-<br />

tistisches Jahrbuch 1974, S. 106).<br />

zu 3) Als ausschließliche Einrichtungen für Jugendliche<br />

können die Jugendfreizeitheime angesehen werden (manch-<br />

mal auch Jugendfreizeitstätten oder Häuser der offenen<br />

Tür genannt).<br />

,,Freizeitheime sind lokalisierte Einrichtungen der Kinder-<br />

<strong>und</strong> Jugendarbeit in einer bestimmten sozial-ökologischen<br />

Umwelt, die Bedingungen für die Arbeit stellt; sie halten<br />

durch ihre relativ feste institutionelle Ausprägung ein kon-<br />

tinuierliches <strong>und</strong> langfristig verfügbares Angebot bereit,<br />

das dennoch nidit durch institutionalisierte Zielsetzungen<br />

fixiert ist, sondern relativ unbestimmt ist; die Angebote,<br />

die sich auf das gesamte Feld geselliger Kommunikation<br />

erstrecken, sind differenziert; die Freiwilligkeit der Teil-<br />

nahme konstituiert einerseits eine informelle Struktur des<br />

pädagogischen Feldes; Freizeitheime sind tendenziell für<br />

alle Jugendlichen offen; die Leitung auch in pädagogischer<br />

Hinsicht obliegt hauptamtlichen Angestellten" (vgl. Horn-<br />

stein u. a. 1975, S. 163).<br />

Außer den Jugendverbänden der beiden großen Kirchen<br />

(BdKJ, AEJ), den Kommunen <strong>und</strong> dem CVJM fungieren als<br />

Träger: Freikirchen, Nachbarschaftsheimvereine, die so-<br />

zialistische Jugend - Die Falken sowie die durch Initiative<br />

Jugendlicher mit dem Ziel der Selbstverwaltung in den<br />

letzten Jahren entstandenen Jugendzentren (vgl. Er1 1968,<br />

LÜdtke/Grauer 1973, SchöningRhode 1974). In der kom-<br />

munalen Jugendpolitik werden Freizeitheime als vorrangig<br />

jugendpflegerische MaSnahmen angesehen <strong>und</strong> sie neh-<br />

men in der öffentlichen Förderung durch B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Lan-<br />

desjugendpläne einen wichtigen Platz ein.<br />

So wurden in den letzten Jahren Jugendfreizeitheime <strong>und</strong><br />

-verbandsheime aus Öffentlichen Mitteln wie folgt geför-<br />

dert:<br />

Tabelle 2: Förderungen von Einrichtungen für Jugendliche __<br />

in Mill. DM<br />

1970 1971 1972<br />

Jugendverbands-<br />

<strong>und</strong> gruppenheime 12 763 13 732 13 614<br />

Jugendfreizeit-<br />

Stätten 2 ô59 2 937 3 128<br />

Quelle: Statistisches Jahrbuch 1974, S. 392<br />

(Ober aufgewendete Mittel vgl. weiter Westphal 1970, Syn-<br />

opse der Landesjugendpläne hrsg. v. d. Jugendbehörde<br />

Hamburg, 1969).<br />

Durch den B<strong>und</strong>esjugendplan erfahren die Modelleinrich-<br />

tungen von Jugendfreizeitstätten eine besondere Förde-<br />

rung (vgl. dazu auch Er1 1968). Die Anzahl der Jugendfrei-<br />

zeitheime belief sich nach der Untersuchung von LÜdtke/<br />

Grauer Ende der 60er Jahre auf Ca. 1200. Inzwischen dürfte<br />

sich die Zahl aber erhöht haben. In der prozentualen Ver-<br />

teilung auf B<strong>und</strong>esländer ermittelte Grauer folgende Rei- .-<br />

henfolge: Nordrhein-Westfalen, Berlin, Baden-WÜrttem-<br />

berg, Bayern, Hessen, Niedersachsen, Hamburg, Schles-<br />

wig-Holstein, Rheinland-Pfalz <strong>und</strong> Saarland, Bremen (vgl.<br />

LÜdtke/Grauer 1973, S. 242). Freizeitheime sind überpro-<br />

portional zur Bevölkerungsverteilung auf größere Wohnorte<br />

verteilt.<br />

liberproportional sind bei den Besuchern die 15 - 19jäh-<br />

rigen vertreten <strong>und</strong> das Verhältnis der männlichen Besucher<br />

zu den weiblichen ist dabei 3:l. Diese Relation bestätigt<br />

ähnliche geschlechtsspezifische Unterschiede der Teil-<br />

nahme an Jugendarbeit allgemein (vgl. LÜdtke/Grauer 1973,<br />

Rüdiger 1970).<br />

Zu den erwähnten, in freier Initiative entstandenen Jugend-<br />

zentren liegen weniger Angaben vor. Ihre Zahl wird auf<br />

Ca. 800 geschätzt; sie befinden sich hauptsächlich in Ba-<br />

den-Württemberg, Hessen <strong>und</strong> Berlin (vgl. dazu auch die<br />

vom Süddeutschen R<strong>und</strong>funk erstellte Adressenliste, Stutt-<br />

gart um 1972R3, vgl. ebenfalls SchöningTThode 1974).<br />

Zu den mit öffentlichen Mitteln geförderten Einrichtungen<br />

<strong>und</strong> MaBnahmen zählen darüber hinaus noch Spielplätze,<br />

57


Abenteuerspielplätze <strong>und</strong> die 600 Jugendherbergen der Einen relativ wichtigen Platz nehmen ferner noch die öf-<br />

B<strong>und</strong>esrepublik. (Allerdings ist es hier schwierig, aus den fentlich geförderten Familienferienstätten ein, die sich<br />

in der Literatur global genannten Förderungsmitteln die hauptsächlich auf 5 Trägergruppen konzentrieren. (vgl.<br />

einzelnen Posten auszumachen). Heinlein 1972 <strong>und</strong> Verzeichnis der Familienferienstätten<br />

Weitere Freizeitangebote werden durch Jugendverbände -<br />

mit unterschiedlichen Schwerpunkten - gegeben. Dazu ge-<br />

hören vor allem:<br />

Politische Bildung<br />

Kulturelle <strong>und</strong> Musische Bildung<br />

Wandern <strong>und</strong> Zelten<br />

Soziale Dienste <strong>und</strong> Aktionen<br />

Internationale Begegnung<br />

Auf dem Gebiet der internationalen Begegnung wirken ne-<br />

ben den Jugendverbänden auf B<strong>und</strong>esebene vorwiegend:<br />

IJAB (Internationaler Jugendaustausch- <strong>und</strong> Besucherdienst<br />

der B<strong>und</strong>esrepublik), das erst kürzlich gegründete Europäi-<br />

sche Jugendwerk <strong>und</strong> weitere durch bilaterale Abkommen<br />

mit der B<strong>und</strong>esregierung zustandegekommene Einrichtun-<br />

gen (z. B. Deutsch-Französisches Jugendwerk, u. a.).<br />

Die internationale Jugendarbeit erhält von den geförderten<br />

Maßnahmen den relativ größten Anteil. So weist z. B. der<br />

21. B<strong>und</strong>esjugendplan für diesen Komplex Ca. 15,5 Mill.<br />

DM aus, wobei den in Abkommen festgelegten Einrichtungen<br />

fast die Hälfte der Mittel zukommt (vgi. Westphal 1970,<br />

s. 492/493).<br />

Im Bereich der kulturellen <strong>und</strong> musischen Bildung gibt es<br />

ebenfalls eine Reihe von Institutionen, die sich ausschließ-<br />

lich an jugendliche Adressaten wenden <strong>und</strong> öffentlich ge-<br />

fördert werden. Es sind dies vor allem:<br />

Arbeitsgemeinschaft für Musikerziehung <strong>und</strong> Jugendpflege<br />

Arbeitskreis für Haus- <strong>und</strong> Jugendmusik<br />

Arbeitskreis Junge Musik<br />

Arbeitsgemeinschaft Musik in der Evangelischen Jugend<br />

Musikalische Jugend Deutschlands<br />

Werkgemeinschaft Lied <strong>und</strong> Musik<br />

B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Spiel in der Jugend<br />

Arbeitsgemeinschaft 'piel in der Evangelischen Jugend<br />

Katholische Arbeitsgemeinschaft Spiel<br />

B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Jugend fotografiert<br />

Arbeitskreis für Jugendschrifttum<br />

Wettbewerb Jugend musiziert<br />

Wettbewerb Deutscher Fotopreis<br />

Wettbewerb OREX Originelles <strong>und</strong> eXper¡mentelleS Werken<br />

(vgi. ProsendHöbermann 1970)<br />

AUS der Förderung <strong>und</strong> den Mitgliedszahlen ¡St allerdings<br />

zu schließen, daß diesen Institutionen quantitativ keine gro-<br />

Be Bedeutung zukommt.<br />

58<br />

1970171 hrcg. vom BMJFG <strong>und</strong> auch 2. Familienbericht der<br />

B<strong>und</strong>esregierung vom BMJRG 1975).<br />

Insgesamt ist das Angebot der Öffentlichen Hand für die<br />

Freizeitgestaltung Jugendlicher sehr unübersichtlich <strong>und</strong><br />

schwer strukturierbar. Bewerten ließen sich einzelne Maß-<br />

nahmen allenfalls nach Teilnehmerzahl <strong>und</strong> Maß der fi-<br />

nanziellen Förderung. Hier wurden das Spektrum Jugend-<br />

verbandsarbeit <strong>und</strong> die Jugendfreizeitstätten als erwäh-<br />

nenswert betrachtet. Natürlich wird nur eine Minderheit<br />

von Jugendlichen von dem ,,öffentlichen Angebot" erreicht.<br />

Inwieweit sich das ändern Iäßt, hängt nicht zuletzt von der<br />

Schaffung neuer bzw. anderer Angebote <strong>und</strong> der schwer-<br />

punktmäßigen finanziellen Förderung ab.<br />

7. Zusammenfassung<br />

Für das Thema Jugend <strong>und</strong> Freizeit ergeben sich Beonder-<br />

heiten, die - vorausgesetzt man hat sich auf einen ver-<br />

bindlichen Jugendbegriff geeinigt - hauptsächlich in der<br />

Feststellung der Inhalte, Funktionen <strong>und</strong> sozialen Orte von<br />

Freizeit zu liegen scheinen. Nicht nur den Schülern <strong>und</strong><br />

Studierenden, sondern auch einem Teil der arbeitenden Ju-<br />

gend, den Lehrlingen, wird der Status des Lernenden zu-<br />

geschrieben <strong>und</strong> zahlreiche Aktivitäten der Freizeit enthal-<br />

ten Sinn <strong>und</strong> Funktion nur im Zusammenhang mit der Lern-<br />

situation. Darüber hinaus ist aber jeder Jugendliche Lernen-<br />

der in einem weiteren Sinne: in die nicht von schulischen<br />

<strong>und</strong> betrieblichen Pflichten in Anspruch genommene Zeit<br />

fallen Aktivitäten wie Spiel, die Entwicklung <strong>und</strong> Ausprä-<br />

gung von Neigungen <strong>und</strong> Interessen, Kommunikation mit<br />

Gleichaltrigen, die Einübung in den Umgang mit den ent-<br />

stehenden sexuellen Bedürfnissen <strong>und</strong> die Entwicklung<br />

adäquater Kommunikationsformen.<br />

In der vorliegenden Literatur scheinen diese Felder nur unzureichend<br />

erfaßt <strong>und</strong> in den großen Erhebungen fehlen<br />

meist wichtige Informationen über Korrelationen zu den jeweiligen<br />

sozialen Bedingungen. Manche Sektoren fehlen<br />

ganz. So kommt die Frage nach Freizeitbedürfnissen <strong>und</strong><br />

-interessen nur ganz am Rande vor. Informationen ZU typischen<br />

Freizeitangeboten <strong>und</strong> -maßnahmen für Jugendliche<br />

finden si& nur verstreut <strong>und</strong> Iü&enhafi in der Literatur.<br />

Zum ..Freizeitverhalten" lieat wiederum eine Fülle von Ein-<br />

zeldaten vor, die aber wesen ihrer Heterogenität schwer<br />

miteinander zu verknüpfen sind. Auf dieser Materialbasis<br />

lassen sich auch kaum sichere Entwicklungstrends prognostizieren.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> wurden hauptsächlich Daten <strong>und</strong> An-<br />

gaben aus emDiri&en Arbeiten der letzten Jahre zu aus-<br />

gewählten Komplexen des Freizeitverhaltens Jugendlicher<br />

vorgestellt, die allerdings einen Einblick in einen Teil von<br />

Lebensgewohnheiten Jugendlicher ermöglichen <strong>und</strong> in der<br />

Form ihrer Zusammenfassung auf relevante Literatur aus<br />

dem Sektor Jugend <strong>und</strong> Freizeit verweisen.


8. Uteratunerzdchnls Erl, W.:<br />

Blücher, V. Graf:<br />

Die Generation der Unbefangenen<br />

Düsseldorf. 1966<br />

Blücher, V. Graf:<br />

Stellungnahme zum Projektvorschlag des Batelle-Instituts:<br />

Prognosen Über Freizeit <strong>und</strong> Freizeitverhalten<br />

1985<br />

Gutachten im Auftrag des DJI<br />

Unveröffentlichtes Manuskript, 1973<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Jugend, Familie <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

(Hrsg.):<br />

Verzeichnis der Familienferienstätten 1970/71<br />

Bonn, 1971<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Jugend, Familie <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

(Hrsg.):<br />

Zweiter Familienbericht der B<strong>und</strong>esregierung<br />

Bonn, 1975<br />

Dieckert, J. (Hrsg.):<br />

Freizeitsport, Aufgaben <strong>und</strong> Chancen für jedermann<br />

Düsseldorf, 1974<br />

Domke, H.:<br />

Die Freizeit der Berufsschuljugend - eine empirische<br />

Untersuchung an 5 Berufsgruppen<br />

Dissertation<br />

Nürnberg, 1970<br />

Emnid:<br />

Jugend - Bildung <strong>und</strong> Freizeit<br />

Dritte Untersuchung zur Situation der deutschen Jugend<br />

im B<strong>und</strong>esgebiet<br />

Bearbeitet von V. Graf Blücher<br />

Bielefeld: Emnid, 1966<br />

Emnid:<br />

Freizeif <strong>und</strong> Privatleben - Veränderung von Lebensbe-<br />

dingungen, Wohnfunktion <strong>und</strong> Bedürfnislage im Gefolge<br />

der wachsenden Freizeit<br />

Standard-Erhebung<br />

Bielefeld: Emnid. 1969<br />

Emnid:<br />

Freizeit im Ruhrgebiet<br />

Untersuchung über das Freizeitverhalten <strong>und</strong> die Frei-<br />

zeitbedürfnisse der Bevölkerung<br />

Bielefeld: Emnid, 1971<br />

Emnid:<br />

Freizeitbedingungen <strong>und</strong> Freizeitentwicklungen 1972í73<br />

Bielefeld: Emnid, 1973<br />

Modelleinrichtungen von Jugendfreizeitstätten in der<br />

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München: Deutsches Jugendinstitut, 1968<br />

Heinlein, 6.:<br />

Familienreisen in Deutschland. Nachfrage- <strong>und</strong> Ange-<br />

botsstruktur bei Familienferienstätten<br />

München, 1972<br />

Hornstein, W.; Schefold, W.; Schmeiser, G.; Stackebrandt, J.:<br />

Lernen im Jugendalter - Ergebnisse, Fragestellungen<br />

<strong>und</strong> Probleme sozialwissenschaftlicher Forschung .. .<br />

(Gutachten erstellt im Auftrag der Bildungskommission<br />

des Deutschen Bildungsrats)<br />

Stuttgart, 1975<br />

Hüther, J.:<br />

Sozialisation durch Massenmedien. Ziele, Methoden,<br />

Ergebnisse einer medienbezogenen Jugendk<strong>und</strong>e<br />

Opladen, 1975<br />

Jacob-Golde&, M.; Jacob, H.:<br />

Aspekte der Freizeitnutzung grünbestimmter Freiräume<br />

In: Freizeit<br />

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Frankfurt, 1974<br />

Jugendbehörde Hamburg (Hrsg.):<br />

Synopse der Landesjugendpläne<br />

Hamburg, 1969<br />

Jugendwerk der Deutschen Shell (Hrsg.):<br />

Jugend zwischen 13 <strong>und</strong> 24. - Vergleich über 20 Jahre - I<br />

Emnid, Bielefeld 1975<br />

Kentler, H.; Leithäuser, T.; Lessing, H.:<br />

Jugend im Urlaub<br />

Weinheim, 1969<br />

Lüdtke, H.:<br />

Jugendliche in organisierter Freizeit. Ihr soziales Bezugs-<br />

<strong>und</strong> Motivationsfeld als Variable des inneren Systems<br />

von Jugendfreizeitheimen<br />

Weinheim, 1972<br />

Lüdtke, H.:<br />

Freizeit in der Industriegesellschaft. Emanzipation oder<br />

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Opladen, 1972<br />

Lüdtke, H.; Grauer, G.:<br />

Jugend - Freizeit - ,,Offene Tür"<br />

Methoden <strong>und</strong> Daten der empirischen Erhebung in Ju-<br />

gendfreizeitheimen<br />

Weinheim, 1973<br />

59


Miksch, J.:<br />

Jugend <strong>und</strong> Freizeit in der DDR<br />

Opladen, 1972<br />

Müller, C. W.; Nimmermann, P.:<br />

In Jugendclubs <strong>und</strong> Tanzlokalen<br />

München, 1968<br />

Neidhardt, F.:<br />

Die junge Generation<br />

Opladen, 1967<br />

Opaschowski, H.:<br />

Jugendauslandsreisen<br />

Neuwied, 1970<br />

Planck, U.:<br />

Landjugend im sozialen Wandel<br />

München, ?9?Q<br />

Platz, E.:<br />

Freizeitverhältnisse <strong>und</strong> Freizeitverhalten der Jugend-<br />

lichen auf dem Lande<br />

Dissertation<br />

Hohenheim, 1971<br />

Prosenc, M.; Höbermann, F.:<br />

Das Freizeitangebot der Öffentlichen Hand<br />

Unveröffentlichtes Manuskript des Seminars für Sozial-<br />

wissenschaften der Universität Hamburg<br />

Hamburg, 1970<br />

Rosenmayr, L. u. a.:<br />

Kulturelle Interessen von Jugendlichen<br />

München, Wien 1966<br />

Rüdiger, H.:<br />

Angebotener Freizeitraum. Systematische Beobachtun-<br />

gen zum Verhältnis von Freizeitraum <strong>und</strong> jugendlicher<br />

Besucherschaft der Freizeitstätten einer süddeutschen<br />

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München: Deutsches Jugendinstitut, 1970<br />

Schelsky, H.:<br />

Die skeptische Generation. Eine Soziologie der deut-<br />

schen Jugend<br />

Düsseldorf, 1957<br />

Saheuah, E. K.:<br />

Soziologie der Freizeit<br />

In: Handbuch der Empirischen Sozlalforschung, Band II<br />

König, R. (Hrsg.)<br />

Stuttgart, 1969, S. 735-799<br />

Schilling, J.:<br />

Jugend <strong>und</strong> Freizeit. Elne kritische Analyse empirischer<br />

Arbeiten<br />

Tübingen, 1973<br />

60<br />

Sahmitz-Scherzer, R.; Rudinger, G.:<br />

Anmerkungen zu einigen methodischen Problemen in<br />

der Freizeitforschung<br />

In: Freizeit<br />

Schmitz-Scherzer, R. (Hrsg.)<br />

Frankfurt, 1974, S. 7 - 14<br />

Schmitz7Scherzer, R.; Rudinger, G.; Angleitner, A.:<br />

Zur Situation von Freizeitaktivitäten. Eine Re-Analyse<br />

der Daten einer Untersuchung von Emnid im Auftrag<br />

des SVR<br />

In: Freizeit<br />

Schmitz-Schemer, R. (Hrsg.)<br />

Frankfurt, 1974, S. 169 - 196<br />

Schmitz-Scherzer, R.:<br />

Sozialpsychologie der Freizeit<br />

Stuttgari- 1924<br />

Schöning, G.; Krähe, H.:<br />

Zur Freizeitsituation von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

München: Kreisjugendring (Hrsg.), 1974<br />

Schöning, G.; Thode, H.:<br />

Jugendzentren <strong>und</strong> emanzipatorische Jugendarbeit<br />

München: Bayerischer Jugendring, 1974<br />

Statistisches Jahrbuch für die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

1974<br />

Stuttgart, 1974<br />

Stolte, D. (Hrsg.):<br />

Das Fernsehen <strong>und</strong> sein Publikum<br />

Studien zum Tagesablauf 1970 -71<br />

Mainz, 1973<br />

Studienkreis für Tourismus:<br />

Reiseanalyse 1974<br />

Starnberg, 1975<br />

(hier zitiert aus unveröffentlichtem Manuskript)<br />

SVR <strong>und</strong> DGF (Hrsg.):<br />

Freizeit ‘74<br />

Düsseldorf, 1974<br />

Wachler, D.:<br />

Das verlängerte Wochenende in seinen Wirkungen auf<br />

Familie <strong>und</strong> Haushalt<br />

Düsseldorf, 1972<br />

Westphal, H. u. a.:<br />

20 Jahre B<strong>und</strong>esjugendplan<br />

Deutsche Jugend 11í1970<br />

Wurzbacher, G.:<br />

Gesellungsformen der Jugend<br />

München, 1960


Neues vom Büchermarkt<br />

Fred Blum<br />

Der lndwtrlalirlerte Mensdi<br />

Seine Einstellung zu Religion <strong>und</strong> Gesell-<br />

schaft, aus dem Englischen übertragen von<br />

Traude Banndorff, Reihe, ,,Böhlaus wis-<br />

senschaftliche Bibliothek", herausgegeben<br />

von Jakobus Wössner, Verlag Hermann<br />

Böhlaus Nachf., Wien, Köln, Graz 1973,<br />

262 Seiten. brosch. DM 48,-<br />

Bis zu welchem Grad ist bei Menschen, die<br />

der Industriegesellschaft angehören, reli-<br />

giöses Bewußtsein vorhanden? Welche Vor-<br />

stellungen haben sie von der Gesellschaft?<br />

Auf welche Weise nehmen sie an sozialen<br />

Prozessen teil?<br />

Der Autor versucht mit Hilfe eines umfang-<br />

reichen Fragenkataloges gr<strong>und</strong>legende<br />

menschliche Probleme der modernen In-<br />

dustriegesellschaft zu analysieren <strong>und</strong> rnit-<br />

tels zahlreicher Interviews <strong>und</strong> Beobach-<br />

tungen Aufschlüsse Über die Verschieden-<br />

artigkeit individueller Erfahrungen zu er-<br />

halten. Geschäftsführer <strong>und</strong> Techniker, BÜ-<br />

roangestellte <strong>und</strong> Fabrikarbeiter diskutie-<br />

ren sowohl über Gott, Jesus Christus <strong>und</strong><br />

Letzte Dinge als auch über Kapitalismus,<br />

Sozialismus, Demokratie <strong>und</strong> Parteien. Ihre<br />

Antworten ergeben ein informatives, fas-<br />

zinierendes Bild über das religiöse Be-<br />

wußtsein des modernen Menschen <strong>und</strong><br />

dessen Einstellung zur Gesellschaft.<br />

Anton Burghardt<br />

Lehrbuch der Betriebreozlologle<br />

Reihe, ,.Böhlaus wissenschaftliche Biblio-<br />

thek", herausgegeben von Jakobus Wöss-<br />

ner, Verlag Hermann Böhlaus Nachf., Wien,<br />

Köln. Graz 1974, 181 Seiten, brosch. DM<br />

20,-<br />

In diesem Buch wird der komplexe Stoff<br />

der Betriebssoziologie synthetisch, das<br />

heißt unter Einbeziehung der relevanten<br />

betriebswirtschaftlichen, rnakroökonomi-<br />

schen <strong>und</strong> arbeitsrechtlichen Elemente,<br />

dargestellt. Zu diesem Zweck wird nicht<br />

nur der konventionelle Kern der Betriebs-<br />

soziologie erörtert; auch der sozioökono-<br />

mische Hintergr<strong>und</strong> des Betriebes, das<br />

Phänomen der Re'präsentation <strong>und</strong> die Ei-<br />

genführung der Belegschaft werden aus-<br />

führlich diskutiert. Ein weiteres Kapitel ist<br />

der Soziologie der industriellen Arbeit ge-<br />

widmet. Abschließend befaßt sich der Au-<br />

tor an Hand von ausgewählten Beispielen<br />

mit Untersuchungs- (Anwendungs-) Berei-<br />

chen der Betriebssoziologie, wie etwa Ar-<br />

beitsleistung, Fluktuation <strong>und</strong> Sozialer Ra-<br />

tionalisierung.<br />

David Silvenann<br />

Theorie der Organiratlonen<br />

Soziologische Aspekte zu System, Bürokra-<br />

tie <strong>und</strong> Management, aus dem Englischen<br />

übertragen von E. Entlicher, Reihe, ,,Böh-<br />

laus wissenschaftliche Bibliothek", heraus-<br />

gegeben von Jakobus Wössner, Verlag<br />

Hermann Böhlaus Nachf., Wien, Köln, Graz<br />

1972, 228 Seiten, brosch. DM 28,-<br />

Wirtschaft. Parteien, Glaubensgemeinschaf-<br />

ten, Verbände, Militär, Bildungswesen etc.<br />

suchen heute geradezu nach einer ,.ganz-<br />

heitlichen" Darstellung ihrer jeweiligen Sy-<br />

stemerfordernisse. Hier bietet sich die Or-<br />

ganisationssoziologie schon deswegen an,<br />

da sie nicht nur das Innenverhältnis der<br />

jeweiligen Organisation durchleuchtet, son-<br />

dern auch deren Zusammenhänge rnit an-<br />

deren Organisationen des gesellschaft-<br />

lichen Lebens interpretiert.<br />

Dieses Buch zeichnet sich durch Einarbei-<br />

tung soziologischer Theorien in die Or-<br />

ganisationssoziologie aus <strong>und</strong> entwickelt<br />

kritisch die Verschiedenen Ansätze auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage des handlungstheoretischen An-<br />

satzes zu einer eigenen Sichtweise. Dabei<br />

werden sowohl das Integrations- wie auch<br />

das Konfliktmodell eingehend diskutiert;<br />

ebenso wird der spieltheoretische Ansatz in<br />

Betracht gezogen.<br />

Gerd Kadelbach (Hrsg.)<br />

Blldungrfragen der Gegenwart - Krltlken,<br />

Modelle, Alternatlven<br />

Reihe, ..Fischer Athenäum Taschenbücher<br />

- Erziehungswissenschaft", Band 3001,<br />

Athenäum Fischer Taschenbuch Verlag,<br />

Frankfurt/Main 1974, 272 Seiten, kart.<br />

DM 8,80<br />

,,Bildungsfragen der Gegenwart" hieß eine<br />

Sendereihe des Hessischen R<strong>und</strong>funks, in<br />

der namhafte Theoretiker <strong>und</strong> Praktiker der<br />

modernen Erziehungswissenschaft, aber<br />

auch begabte Pädagogik-Studenten <strong>und</strong><br />

Funkvolontäre zu Wort kamen. Bildungs-<br />

notstand, Bildungsreform, die modernen<br />

Medien <strong>und</strong> ihre Bedeutung für die Pädago-<br />

gik, Hochschulpolitik <strong>und</strong> Hochschuldidak-<br />

tik, die Struktur der politischen Bildung,<br />

Normen <strong>und</strong> Methoden der Sexualpädago-<br />

gik, Neuorientierung der Vorschulerziehung,<br />

Entwurf. Entwicklung <strong>und</strong> Erprobung von<br />

Gesamtschulen <strong>und</strong> Gesamthochschulen<br />

sind nur einige der behandelten Themen.<br />

Anlaß <strong>und</strong> Motiv für die Auswahl dieser<br />

Themen sind Kongresse, neue Publikatio-<br />

nen aus dem Bereich der Erziehungswis-<br />

senschaften <strong>und</strong> der ihnen verwandten Dis-<br />

ziplinen, aktuelle, in der t)ffentlichkeit kontrovers<br />

diskutierte Ereignisse auf dem Bildungssektor<br />

<strong>und</strong> nicht zuletzt die Arbeit der<br />

verschiedenen Bildungsinstitutionen. Die<br />

vergleichende Analyse, auch auf internationaler<br />

Ebene, war <strong>und</strong> ist dabei ein wichtiges<br />

methodisches Prinzip dieser Sendereihe,<br />

denn erst sie schafft Werímaßstäbe<br />

<strong>und</strong> Beurteilungsnormen zur Gewinnung<br />

einer eigenen Position.<br />

Die Auswahl, die in diesem Band vorgelegt<br />

wird, beschränkt sich auf Beiträge aus den<br />

letzten drei Jahren. Drei besonders interessante<br />

Bereiche der Programmkonzeption.<br />

nämlich ,,Methoden der Pädagogik <strong>und</strong> ihre<br />

Kritik", "Internationaler Vergleich" <strong>und</strong> ,,Reformansätze"<br />

werden gleichgewichtig zur<br />

Diskussion gestellt.<br />

Egon Barres<br />

Dar Vorurteil In Theorie <strong>und</strong> Wlrklichkelt<br />

Ein didaktischer Leitfaden für Sozialk<strong>und</strong>e-<br />

Unterricht <strong>und</strong> politische Bildungsarbeit,<br />

Leske Verlag, Opladen 1974, 136 Seiten,<br />

kart. DM 12,-<br />

In diesem Werk fast der Autor die wichtigste<br />

deutsche <strong>und</strong> amerikanische Literatur<br />

zur Vorurteilsproblernatik zusammen. Die<br />

systematischen Darstellungen <strong>und</strong> Analysen<br />

bieten für den Sozialk<strong>und</strong>eunterricht an<br />

Schulen <strong>und</strong> für die politische Bildungsarbeit<br />

einen Leitfaden zur Behandlung der<br />

Vorurteilsproblematik.<br />

Die Erfahrung der letzten Jahrzehnte in<br />

Westeuropa <strong>und</strong> in den Oststaaten ebenso<br />

wie in den Entwicklungsländern zeigen, da8<br />

noch immer das traditionelle Denken in I<br />

Kategorien von ,,Stamm" oder ,,Rasse" vorherrscht<br />

<strong>und</strong> mit heftigen Gefühlen <strong>und</strong><br />

Affekten verb<strong>und</strong>en ist. Auch die nüchterne<br />

Beobachtung zwischenmenschlichen Geschehens<br />

im Alltag weist immer wieder auf<br />

Denkweisen hin, die der Entwicklung von<br />

Vorurteilen im engeren privaten <strong>und</strong> beruflichen<br />

Lebensbereich Vorschub leisten, sei<br />

es in der Wahrnehmung <strong>und</strong> Beurteilung<br />

einzelner Personen oder Gruppen, sei es in<br />

manifesten Handlungen <strong>und</strong> Verhaltensweisen,<br />

die sich aus solchen sozialen Urteils-<br />

Prozessen ergeben <strong>und</strong> nicht selten dann<br />

die psycho-sozialen Gr<strong>und</strong>lagen für das<br />

Aufflammen heftiger sozialer Konflikte <strong>und</strong><br />

Diskriminierungen bilden.<br />

Die Notwendigkeit <strong>und</strong> Wichtigkeit, die Vorurteilsproblematik<br />

als Denk- <strong>und</strong> Diskussionsgegenstand<br />

zu thematisieren, ergibt sich<br />

jedoch nicht nur aus diesen ,,existentiellen"<br />

<strong>und</strong> moralischen Bezügen des menschlichen<br />

Daseins. Sie kann auch aus der didaktischen<br />

Reflexion Über bestimmte Lernstoffe<br />

hergeleitet werden.<br />

61<br />

-'


Relnhard Crusius / Bemd Einsle / Manfred<br />

Wilke<br />

Krankenpfl.9..cM1ior In dor Aurbildung<br />

Forschungsbericht. Band 5 der .Hamburger<br />

Lehrlingsstudie' der Hochschule für Wirt-<br />

schaft <strong>und</strong> Politik, Hamburg, Verlag Deut-<br />

sches Jugendinstitut, München 1974, 293<br />

Seiten, kart. DM 18,-<br />

Die vorliegende Untersuchung wurde im<br />

Rahmen der .Hamburger Lehrlingsstudie'<br />

veröffentlicht. Es liegt ihr eine Spezialerhe-<br />

bung in allen staatlichen Krankenpflege-<br />

schulen Hamburgs zugr<strong>und</strong>e, die mit einem<br />

Überarbeiteten <strong>und</strong> ergänzten Fragebogen<br />

der Hauptuntersuchung durchgeführt wurde.<br />

Erarbeitung des Fragebogens, Durchfüh-<br />

rung der Erhebung <strong>und</strong> Auswertung fand in<br />

enger Zusammenarbeit mit der Hamburger<br />

Ges<strong>und</strong>heitsbehörde, der Gewerkschaft<br />

OTV sowie Schülern, Schwestern <strong>und</strong> Pfle-<br />

gern, Lehrpersonal <strong>und</strong> Arzten statt.<br />

Die befragte Gruppe wurde total erfaßt <strong>und</strong><br />

ausgewertet. Die Ergebnisse können auf-<br />

gr<strong>und</strong> der strukturellen Vergleichbarkeit der<br />

Ausbildungsbedingungen als repräsentativ<br />

auch für die Ausbildung des Krankenpflege-<br />

personals in nichtstaatlichen Krankenhäu-<br />

sern gelten.<br />

Die Krsnkenpflegeschüier-Untersuchung er-<br />

gänzt die Hauptuntersuchung (Hamburger<br />

Lehrlingsstudie) in zweierlei Hinsicht: Die<br />

Ausbildung der hier befragten Schüler fin-<br />

det zwar in gewisser Weise .dual' statt<br />

(Praxis im Arbeitsprozeß, Theorie in ge-<br />

sonderter Schule). Beide Bereiche befinden<br />

sich aber ganz in der Verantwortlichkeit des<br />

Staates, also innerhalb ein <strong>und</strong> derselben<br />

Rechtssphäre. AuBerdem ist der ,,Lemort:<br />

Arbeitsplatz", nämlich das Krankenhaus,<br />

viel stärker <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>sätzlicher in die Öf-<br />

fentliche Kritik geraten als der .LernOrt:<br />

Betrieb" <strong>und</strong> zwar unabhängig von Ausbil-<br />

dungsfragen. Die Ausbildung des Kranken-<br />

pflegepersonals steht somit im Schnittpunkt<br />

zweier Reformdiskussionen <strong>und</strong> damit wis-<br />

senschaftlicher Forschungsinteressen: der<br />

allgemeinen Dlskussion über eine Reform<br />

der Berufsausbildung <strong>und</strong> der Diskussion<br />

Über eine Reform des Ges<strong>und</strong>heitswesens,<br />

speziell des b<strong>und</strong>esdeutschen Krankenhau-<br />

ses <strong>und</strong> seiner inneren Struktur.<br />

Auf diesem Hintergr<strong>und</strong> IäBt sich zu den<br />

Ergebnissen der 'vorliegenden Untenu-<br />

chung das Folgende als wesentlich heraus-<br />

stellen: insgesamt Ist die Ausbildung der<br />

Krankenpflegeschiller etwas besser als im<br />

Durchschnitt die Ausblldung der Lehrlinge<br />

im .dualem System'. Berüdcsichtigt man<br />

aber die Tataache, da8 hier ffir einen hoch-<br />

qualifizierten Beruf auageblldet wird <strong>und</strong><br />

62<br />

da8 gute organisatorische Voraussetzungen<br />

gegeben sind (räumliche <strong>und</strong> rechtliche<br />

Einheit der Lernorte). so ergeben die auch<br />

hier durchgängig festgestellten Mängel <strong>und</strong><br />

Qualitätsunterschiede zwlschen den einzel-<br />

nen Lernorten doch ein sehr unbefriedigen-<br />

des Bild. Die Identifikation mit dem ge-<br />

wählten Beruf bei dieser Gruppe ist über-<br />

durchschnittlich hoch. Diese Voraussetzung<br />

wird aber kaum produktiv genutzt. So zeigt<br />

sich, daß die Alleinverantwortlichkeit staat-<br />

licher Instanzen von sich aus noch keine<br />

Garantie für eine gute Berufsausbildung<br />

ist.<br />

Heinz Epskamp<br />

Forîblldungdnteresw <strong>und</strong> Berufsemarhingen<br />

der Lehrilnge<br />

Forschungsbericht. Band 4 der "Hamburger<br />

Lehrlingsstudie" der Hochschule für Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Politik, Hamburg, Verlag Deutsches<br />

Jugendinstitut, München 1974, 185<br />

Seiten, kart. DM 13,-<br />

Der Status <strong>und</strong> das BewuBtsein des Auszubildenden<br />

ist bestimmt durch die verschiedenen<br />

Rollen, die er als Kind, Jugendlicher,<br />

Lehrling bzw. Anlernling gespielt hat oder<br />

noch spielt. Welche zukünftige Biografie<br />

erwartet oder entwirft der Auszubildende<br />

aufgr<strong>und</strong> des bereits Erfahrenen? Diese<br />

Frage zu beantworten, ist das Ziel dieses<br />

Teils der Hamburger Lehrlingsstudie. Die<br />

Antwort darauf wird in dem folgenden Bezugsrahmen<br />

gesucht.<br />

Zwei in bezug auf die Fragestellung unabhängige<br />

Variablenkomplexe, soziostrukturelle<br />

Bedingungen <strong>und</strong> soziale Einstellungen,<br />

werden in diesem Bezugsrahrnen dem<br />

dritten Variablenkomplex, von den ersteren<br />

abhängigem, nämlich der Zukunftsperspektive<br />

gegenübergestellt:<br />

1. Soziale Herkunft <strong>und</strong> soziale Position<br />

- Geschlecht <strong>und</strong> Alter<br />

- Eigene Schulbildung<br />

- Beruf <strong>und</strong> Schulbildung der Eltern<br />

- Verkehrskreis<br />

- Lehrberuf <strong>und</strong> Lehrbetrieb<br />

- Lehrjahr<br />

2. Soziales Bewuûtsein<br />

- Gesellschaftsbild<br />

- Politische Einstellungen<br />

- Definition der eigenen Situation<br />

3. Erwartete <strong>und</strong> geplante Biografie<br />

-Art <strong>und</strong> Intensität des Interesses an<br />

Fortbildung<br />

- Aufstiegserwartungen im Beruf<br />

- Anforderungen an den zukünftigen Beruf<br />

Wie in allen Untersuchungen, in denen Ein-<br />

stelungsmuster eine Rolle spielen, ist es<br />

auch hier nicht möglich, einfache Kausal-<br />

hypothesen zu entwickeln; vielmehr geht es<br />

darum, typische Syndrome vor allem in den<br />

Komplexen 2 <strong>und</strong> 3 ZU konstruieren <strong>und</strong><br />

sie insgesamt auf die .objektiven' Daten<br />

des Komplexes 1 zu beziehen.<br />

Institut für Arbeitsmarkt- <strong>und</strong> Berufsforschung<br />

der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit (Hrsg.)<br />

Llteraîurdokumenlatlon zur Arbeltmarkt<strong>und</strong><br />

Benifrforrchung 1974<br />

B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit, Nürnberg 1974,<br />

1412 Seiten, kart. DM 20,-<br />

Das Institut für Arbeitsmarkt- <strong>und</strong> Berufsforschung<br />

der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit hat<br />

die Ausgabe 1974 seiner ,,Literaturdokumentation<br />

zur Arbeitsmarkt- <strong>und</strong> Berufsforschung'<br />

vorgelegt, die Auskunft Über mehr<br />

als 2ooo Monographien <strong>und</strong> Zeitschriftenaufsätze<br />

dieses Forschungsgebietes gibt.<br />

Die Literatur zur Arbeitsmarkt- <strong>und</strong> Berufsforschung<br />

ist über zahlreiche Zeitschriften<br />

verstreut, da zu diesem problembezogenen<br />

Forschungsgebiet mehrere Wissenschaftsdisziplinen<br />

beitragen: Volkswirtschaftslehre,<br />

Betriebswirtschaftslehre, Soziologie, Psychologie,<br />

Ergonomie, Technologie. Arbeitsmedizin<br />

u. a. m. Für den Wissenschaftler,<br />

den Politiker wie für die interessierte Offentlichkeit<br />

ist es daher von großem Nutzen,<br />

wenn die einschlägige Literatur durch<br />

solche Dokumentationen .Überschaubar'<br />

gemacht wird.<br />

Die Literaturdokumentation weist zahlreiche<br />

nicht im Buchhandel erhältliche <strong>und</strong> in<br />

den gängigen Bibliographien nicht enthaltene<br />

Forschungsberichte nach. Die Literaturnachweise<br />

sind durch inhaltsreferate sowie<br />

durch Verfasser-Register, Titel-Reg ister,<br />

Schlagwort-Register, Geographisches Register,<br />

Systematisches Register, Zeitschrlften-Register<br />

<strong>und</strong> Serienregister erschlossen.<br />

Reiner Lochmann<br />

Sozlale Lage, Geschi.aitarolle <strong>und</strong> Schul-<br />

iaufbahn von Arbeitertöchkrn<br />

Empirische Untersuchung zum EinfluB ge-<br />

schlechtsspezifischer Rollenbilder auf den<br />

Obergang von Arbeitertöchtern in weiter-<br />

führende Schulen, .Beltz Monographien -<br />

Soziologie", Verlag Julius Beltz. Weinheim.<br />

Basel 1974, 384 Seiten, brosch. DM 38,-<br />

Die Rollendefinitionen von Arbeitertöchtern<br />

<strong>und</strong> ihren Sozialisationsagenten werden als<br />

Relationsbegriffe aufgefast mischen der<br />

sozialen Ausgangslage - be3timmt durch


dle Schicht- <strong>und</strong> Geschlechtsposition - el-<br />

nerseits <strong>und</strong> dem Bildungssystem als eine<br />

ReproduKlionsstätte der bestehenden Ord-<br />

nung andererseits. Dazu werden die mit<br />

dem gesellschaftlichen Ort von Arbeitervä-<br />

tern, Arbeitertöchtern <strong>und</strong> deren Lehrern<br />

verb<strong>und</strong>enen Einstellungen, Erwartungen,<br />

praktischen Lebensstrategien <strong>und</strong> Ideolo-<br />

gien erhoben, soweit sie durch die familia-<br />

ren <strong>und</strong> schulischen Sozialisationsprozesse<br />

Gewicht für das Mädchen erlangen. Auch<br />

wenn die individuellen Aspekte der Wirk-<br />

lichkeitskonstruktion <strong>und</strong> des Verhaltens im<br />

Bildungsbereich hervorgehoben sind, wird<br />

auf die gemeinsame typische Erfahrungs-<br />

welt von Arbeitertöchtern verwiesen. Die<br />

Studie gibt detaillierte <strong>und</strong> überprüfte Infor-<br />

mationen über die Prägung des weiblichen<br />

Soziaicharakters in der Arbeiterschicht <strong>und</strong><br />

steuert Thesen bei zur Diskussion der Fra-<br />

ge der Gleichheit der Bildungschancen, der<br />

Emanzipation der Frau <strong>und</strong> der benachtei-<br />

ligten Schichten.<br />

Regina Dröli /Dieter Dröll<br />

Karrieren<br />

10 O00 Lebensläufe auf dem Prüfstand. Wel-<br />

che Faktoren bestimmen den Berufsweg?<br />

Societäts-Verlag, Frankfurt 1974, 685 Sei-<br />

ten mit r<strong>und</strong> 200 Tabellen, Leinen DM 48,-<br />

Das große Unbehagen an der eigenen Kar-<br />

riere, der unerfüllte Traum von Erfolg, die<br />

Angst vor der Zukunft bedrücken heute<br />

viele Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte. Viele möch-<br />

ten abspringen, noch einmal von vorne an-<br />

fangen, alles ganz anders machen, heraus<br />

aus der Zwangsläufigkeit ihres Lebenslau-<br />

fes. Aber Lebensläufe sind irreversibel. Je-<br />

der Schritt zählt. Eine Umkehr ist in der<br />

Regel nicht möglich. Welche Faktoren be-<br />

stimmen so unwiderruflich den Berufsweg?<br />

Diese zentrale Frage beantwortet das Buch.<br />

Zum erstenmal werden hier mit Hilfe der<br />

elektronischen Datenverarbeitung 10000 Le-<br />

bensläufe von Aufsteigern des Berufslebens<br />

entschlüsselt <strong>und</strong> statistisch erfaßt <strong>und</strong> ana-<br />

lysiert: damit wird ein aufschlußreiches Bild<br />

jener Gruppe aus dem Arbeitsleben vermit-<br />

telt, die sich anschickt, in Führungsaufga-<br />

ben hineinzuwachsen. Wie aber sind sie<br />

dorthin gelangt? Waren es Zufälle, im gün-<br />

stigen Fall sogar eine Häufung davon -<br />

oder waren es programmierte Lebensent-<br />

schlüsse, die den Weg der Bewerber be-<br />

stimmt haben? Es zeigen sich bestimmte<br />

GesetzmäEigkeiten. Vieldiskutierte Vorgän-<br />

ge, wie die einer zweiten Ausbildung - <strong>und</strong><br />

welcher ist im bestimmten Fall der Vorzug<br />

zu geben? - erfahren hier eine Ausdeu-<br />

tung. Das Buch vermittelt gr<strong>und</strong>legend<br />

neue Erkenntnisse zu aktuellen Fragen der<br />

Berufsausbildung.<br />

Margarete Bernhardt f Monika Bõttlger f<br />

H. Dieter van Holst / Gabriele Kaczenskl /<br />

Klaus-Günther Weigelt<br />

Sozlaleo Lernen In der Geramtrdiule<br />

Eine empirische Studie, Reihe, ,,Juventa<br />

Materialien", Band 14, Juventa Verlag, Mün-<br />

chen 1974, 176 Seiten, brosch. DM 14,-<br />

Zu zwei aktuellen Themen bringt diese an<br />

einer integrierten Gesamtschule in Frank-<br />

furt durchgeführte wissenschaftliche Be-<br />

gleituntersuchung aufschlußreiche Ergeb-<br />

nisse: zur Frage, ob die Gesamtschule zur<br />

erstrebten Demokratisierung des Schulsy-<br />

stems führen kann, <strong>und</strong> zum allgemeinen<br />

Problem struktureller Prämissen für soziale<br />

Lernprozesse. In einem ersten Teil werden<br />

die Probleme des Kurssystems untersucht,<br />

die Auswirkungen der Leistungsdifferenzie-<br />

rung auf die sozialen Beziehungen <strong>und</strong> die<br />

Möglichkeiten eines Abbaus von Barrieren<br />

zwischen den sozialen Schichten.<br />

Ein zweiter Komplex befaßt sich mit der<br />

Konfliktfähigkeit als einer Bedingung eman-<br />

zipatorischen Verhaltens <strong>und</strong> Überprüft die<br />

sich in der Schule entwickelnden Einstel-<br />

lungen zu sozialem Verhalten. Es wird un-<br />

tersucht, wie die Schüler selbst ihre Schule<br />

einschätzen <strong>und</strong> welche Faktoren dabel<br />

eine Rolle spielen. Die Zusammenfassung<br />

zeigt, welche Konsequenzen sich aus der<br />

Untersuchung für eine demokratische<br />

Schulreform ergeben.<br />

Jürgen Fritz<br />

Gruppendynamlk <strong>und</strong> Jugendarbelt<br />

.,Juventa Paperbad


Die methodisch-theoretischen Ansätze<br />

Schelskys <strong>und</strong> Königs werden als exem-<br />

plarisch für zwei unterschiedliche, in der<br />

Fam i liensoziolog ie verbreitete Vorgehens-<br />

weisen behandelt: Schelskys Arbeit als<br />

exemplarisch für das Begreifen der Familie<br />

als Institution, Königs für das der Familie<br />

als Gruppe bzw. System.<br />

Die Untersuchung dieser beiden metho-<br />

disch-theoretischen Ansatze erfolgt unter<br />

der Hypothese, daß die Wahl eines spezifi-<br />

schen methodischen Zugangs zum Phäno-<br />

men der Familie zugleich ein mehr oder<br />

weniger bewußtes familienpolitisches Inter-<br />

esse widerspiegelt, d. h. der methodische<br />

Ansatz die Ergebnisse der Untersuchung<br />

praformiert.<br />

Im dritten Teil der Arbeit wird versucht, an<br />

zwei Problemkomplexen aufzuzeigen, wie<br />

eine Familiensoziologie vorgehen müßte,<br />

die den gesamtgesellschaftlichen Zusam-<br />

menhang, dem ihr Gegenstand untrennbar<br />

zugehört, in jedem Schritt ihrer Analyse re-<br />

flektiert. Dieses Unterfangen kann von vorn-<br />

herein nicht den Anspruch erheben, umfas-<br />

send <strong>und</strong> theoretisch-methodisch vollstän-<br />

dig abgesichert zu sein. Dazu fehlen allein<br />

schon die notwendigsten Vorarbeiten. Die<br />

Diskussion der zwei Problemkomplexe im<br />

dritten Teil kann deshalb nur als exempla-<br />

risch verstanden werden.<br />

Peter Gross<br />

Reflexion, Spontaneität <strong>und</strong> Interaktion<br />

Zur Diskussion soziologischer Handlungs-<br />

theorien, Reihe, ,.problemata", Band 14,<br />

Friedrich Frommann Verlag Günther Holz-<br />

boog KG, Stuttgart-Bad Cannstatt 1972.<br />

162 Seiten, kart. DM 22,-; Leinen DM 34,80<br />

In dieser Arbeit wird der Versuch unter-<br />

nommen, auf dem Boden der die gegen-<br />

wartige Diskussion bestimmenden hand-<br />

lungstheoretischen Ansatze eine integra-<br />

tive Handlungstheorie zu entwickeln.<br />

Die kritische Theorie von Jürgeri Habermas<br />

<strong>und</strong> der kritische Rationalismus von Karl<br />

Popper, die phanomenologische Soziologie<br />

von Alfred Schütz <strong>und</strong> der symbolische In-<br />

teraktionismus von George Mead machen<br />

eine - für die soziologische Theorie -<br />

verhangr,isvolle Trennung zwischen wis-<br />

senschaftlicher Tätigkeit <strong>und</strong> alltäglicher<br />

Lebenspraxis. Während kritische Theorie<br />

<strong>und</strong> kritischer Rationalismus den Anteil der<br />

Vernunft am Geschichts- <strong>und</strong> Gesellschafts-<br />

prozeß aufklärerisch Überschätzen <strong>und</strong><br />

zum alleinigen Agens sozialer Emanzipa-<br />

tion stilisieren, ist in den phänomenologi-<br />

schen <strong>und</strong> pragmatischen Ansätzen das<br />

,,Leben" jedem vernünftigen Theoretisieren<br />

<strong>und</strong> jeder wissenschaftlichen Analyse un-<br />

einholbar voraus.<br />

64<br />

In konkreten Handlungsanalysen wird<br />

nachgewiesen, daß in jeder einzelnen<br />

Handlung eine Fülle von Strebungen <strong>und</strong><br />

Interessen zur Geltung kommen, die nur<br />

mit Gewalt voneinander ablösbar sind, <strong>und</strong><br />

daß in jedem einzelnen Akt verschiedene -<br />

vernünftige <strong>und</strong> spontane bzw. unkontrol-<br />

lierbare - Verhaltensdimensionen harmo-<br />

nisch oder dissonant zusammen, in den<br />

meisten Fällen untrennbar zusammen sind.<br />

Kurt Heller / Bernhard Rosemann<br />

Planung <strong>und</strong> Auswertung empirischer Un-<br />

tersuchungen<br />

Eine Einführung für Pädagogen, Psycholo-<br />

gen <strong>und</strong> Soziologen, unter Mitarbeit von<br />

Anne-Katrin Gaedike, Ernst Klett Verlag,<br />

Stuttgart 1974. 308 Seiten, Linson DM 26.-<br />

Das Lehrbuch wendet sich an Studierende<br />

der Sozialwissenschaften (Pädagogik, Psy-<br />

chologie, Soziologie), Erziehungswissen-<br />

schaftler <strong>und</strong> Lehrer aller Schularten, Biblio-<br />

theken <strong>und</strong> Institute der Universitäten <strong>und</strong><br />

Pädagogischen Hochschulen.<br />

Es bietet eine Verbindung von wissen-<br />

schaftstheoretischen Gr<strong>und</strong>lagen, Methoden<br />

der Versuchsplanung <strong>und</strong> -durchfÜhrung so-<br />

wie der wichtigsten statistischen Auswer-<br />

tungsmethoden, für die es im deutschspra-<br />

chigen Raum kein Aquivalent gibt. Eine Rei-<br />

he von Ubersichtstabellen zu den Verfahren<br />

der Korrelationsrechnung sowie der Infe-<br />

renzstatistik <strong>und</strong> eine bewußt einfache Dar-<br />

stellungsweise erleichtert auch dem Anfän-<br />

ger eine rasche Orientierung <strong>und</strong> fehler-<br />

freie Anwendung einschlägiger Methoden.<br />

Für die empirische Arbeit <strong>und</strong> das ver-<br />

ständnisvolle Lesen moderner Literatur bie-<br />

tet das Einführungswerk die notwendigen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen, ohne daß in der Regel andere<br />

Bücher oder sonstige Quellen hinzugezo-<br />

gen werden müßten.<br />

Rolf Schmiederer<br />

Zwischen Affirmation <strong>und</strong> Reformismus<br />

Politische Bildung in Westdeutschland seit<br />

1945, Reihe: ,,Theorie <strong>und</strong> Geschichte der<br />

Politischen Bildung", herausgegeben von<br />

Kurt Fischer <strong>und</strong> Rolf Schmiederer, Europäische<br />

Verlagsanstalt, Frankfurt am Main<br />

1972, 211 Seiten, Paperback DM 18,-<br />

Eine Geschichte der Politischen Bildung in<br />

den Schulen der B<strong>und</strong>esrepublik fehlt bisher.<br />

Der Autor will mit seiner Arbeit dazu<br />

beitragen, diese Lücke zu schließen: Er<br />

stellt die wichtigsten ,,Modelle", Strömungen<br />

<strong>und</strong> Ereignisse im Bereich der politischen<br />

Pädagogik dar <strong>und</strong> setzt sich kritisch<br />

mit ihnen auseinander. Besonderes Gewicht<br />

legt er dabei auf die Diskussion der<br />

neueren, heute noch wirksamen Konzeptionen.<br />

Schmiederer geht von der These aus, daB<br />

Politische Bildung - wie Erziehung <strong>und</strong><br />

Schule überhaupt - eine ,,Funktion der<br />

Gesellschaft" ist, in der sie stattfindet. Er<br />

versucht deshalb, die Geschichte der Po-<br />

litischen Bildung in ihrem Zusammenhang<br />

mit der politischen Entwicklung der BRD,<br />

deren jeweiliger ökonomischer <strong>und</strong> au8en-<br />

politischer Situation <strong>und</strong> im Zusammen-<br />

hang mit den herrschenden Bewußtseins-<br />

formen darzustellen, bzw. sie aus diesen<br />

abzuleiten.<br />

Da nicht nur die wichtigsten Richtungen<br />

der Politischen Bildung <strong>und</strong> deren Entwick-<br />

lung in den letzten 25 Jahren erläutert wer-<br />

den, sondern auch die jeweils charakteri-<br />

stische gesellschaftspolitische Konzeption<br />

- die ideologische Funktion - herausgear-<br />

beitet wird, kann der Band als eine gr<strong>und</strong>-<br />

legende Information für alle Studierenden<br />

der Fachrichtungen Gesellschaftswissen-<br />

schaften <strong>und</strong> Erziehungswissenschaften,<br />

vor allem aber für die angehenden Lehrer<br />

der Politischen Bildung gelten. Er will hel-<br />

fen, den politisch-gesellschaftlichen Zusam-<br />

menhang der Politischen Bildung zu sehen,<br />

<strong>und</strong> liefert einen wichtigen Beitrag zur Wei-<br />

terentwicklung der Didaktik der Politischen<br />

Bildung.<br />

Thomas Feuerstein<br />

Emanzipatlon <strong>und</strong> Rallonalität einer kriti-<br />

schen Enlehungswissenschafl<br />

Methodologische Gr<strong>und</strong>lagen im Anschlu8<br />

an Habermas, mit einem Vorwort von Her-<br />

wig Blankertz, Kösel-Verlag, München 1973.<br />

143 Seiten, Paperback DM 25,-<br />

In der sozial- <strong>und</strong> erziehungswissenschaft-<br />

lichen Diskussion zeichnen sich heute zwei<br />

Tendenzen ab: erstens im Bereich der wis-<br />

senschafts- <strong>und</strong> gesellschaftstheoretischen<br />

Reflexion, wo einerseits revolutionäre In-<br />

strumentalisten willkürlich die Forderung<br />

nach Emanzipation erheben, während an-<br />

dererseits Sozialtechnokraten der routinier-<br />

ten Forschungspraxis wissenschaftlicher<br />

Rationalität verhaftet sind; zweitens auf<br />

dem Gebiet der Methodologie: Hier bahnt<br />

sich eine Diskussion an mit dem Ziel, Ra-<br />

tionalität nicht nur in kritischer Absicht,<br />

sondern auch in technologischer, entschei-<br />

dungslogischer <strong>und</strong> systemtheoretisch-<br />

funktionaler Verwendung empirischer So-<br />

zialforschung in ihrer Funktion für Eman-<br />

zipation zu begreifen, wobei sich große<br />

Verrnittiungsschwierigkeiten ergeben.<br />

In dieser Situation versucht der Autor so-<br />

wohl die Methodologielosigkeit des Eman-<br />

zipationspostulates durch Konfrontation mit<br />

den verschiedenen Formen von Rationalität<br />

abzubauen, als auch die Vermittlungspro-<br />

bleme zwischen diesen beiden Prinzipien<br />

offenzulegen <strong>und</strong> zu Überwinden. Das ge-


schieht im ersten Teil durch Rekonstruktion<br />

des Verhältnisses von Emanzipation <strong>und</strong><br />

Rationalität bei Jürgen Habermas, weil des-<br />

sen methodologischer Ansatz in einem ge-<br />

schichts- <strong>und</strong> sozialphilosophischen. einem<br />

erkenntnis-, gesellschafts- <strong>und</strong> kommunika-<br />

tionstheoretischen Begründungszusammen-<br />

hang steht. Im zweiten Teil werden die vor-<br />

handenen methodologischen Ansätze einer<br />

sich auf Emanzipation verpflichtenden Er-<br />

ziehungswissenschaft daraufhin untersucht,<br />

Inwieweit die kritische Einbeziehung von<br />

empirischer Sozialforschung. von Technolo-<br />

gie: Entscheidungslogik <strong>und</strong> systemtheore-<br />

tisch-funktionaler Steuerungstechnik das<br />

Verhältnis von Emanzipation <strong>und</strong> Rationali-<br />

tät entschärft bzw. weiterentwickelt. Damit<br />

wird nicht nur der Ansatz von Habermas<br />

kritisch aufgearbeitet, sondern zugleich der<br />

Entwurf eines methodologischen Rahmens<br />

für eine kritische Erziehungswissenschaft<br />

vorgelegt.<br />

Hans-G. Rolff / Ulrich Baer / Dagmar Hän-<br />

sel / Fred Heidenreich / Heidrun Lotz / Joa-<br />

chim Neander/ Elke Nyssen / KlausJÜrgen<br />

Tillmann<br />

Straieglrcher Lernen In der GeMmtBchule<br />

Gesellschaftliche Perspektiven der Schul-<br />

reform, mit einer Einleitung von Carl-Heinz<br />

Evers, .rororo Sachbuch", Band 6854, Re<br />

wohlt Taschenbuch Verlag GmbH., Reinbek<br />

bei Hamburg 1974, 285 Seiten, kart.<br />

Es besteht kein Zweifel, daß die Gesamt-<br />

schulbewegung sich in einer schwierigen<br />

Phase ihrer Entwicklung befindet. Es wird<br />

sogar von einer Krise gesprochen.<br />

Eine durchgreifende Revision der Lernziele,<br />

<strong>Lerninhalte</strong> <strong>und</strong> Lernverfahren ist nicht ge-<br />

lungen. Eine flexible didaktische Differen-<br />

zierung des Unterrichts, orientiert an Inter-<br />

essen der Schüler. wird, wo sie Überhaupt<br />

erprobt wurde, zusehends mit äußerer Dif-<br />

ferenzierung durchsetzt. Die Entwicklung<br />

von Gesamtschule als Ganztagsschulen<br />

stagniert, <strong>und</strong> selbst an Ganztagsschulen<br />

verkümmert der Bereich aukrunterricht-<br />

lichen Lernens.<br />

Die Frage nach den Ursachen der Entwick-<br />

lungskrise der Schulreform, insbesondere<br />

der Gesamtschule, verlangt eine differen-<br />

zierte Antwort. Denn die Ursachen sind<br />

vielfältig <strong>und</strong> liegen auf sehr unterschied-<br />

lichen Ebenen. Eine erste Annäherung an<br />

Ursachen kann vielleicht eine Aufzählung<br />

von Gründen erbringen, die gleichsam au-<br />

genfällig sind.<br />

Hierzu gehört die nach wie vor höchst un-<br />

zulängliche Ausstattung der Gesamtschu-<br />

len; die zu hohen Klassenfrequenzen; die<br />

viel zu geringe Zahl pädagogischer <strong>und</strong><br />

administrativer Mitarbeiter sowie das fast<br />

gänzliche Fehlen von Personen, die den<br />

Bereich außerunterrichtlichen Lernens ZU<br />

betreuen hätten. Hinzu kommen nicht selten<br />

langandauernde Provisorien der räumlichen<br />

Unterbringung, die bestimmten Lernverfahren<br />

enge Grenzen setzen. Regionale<br />

pädagogische Zentren für die Curriculumentwicklung<br />

<strong>und</strong> für einen "didaktischen<br />

Service" fehlen fast völlig. Ein von Gesamt-<br />

Schullehrern seit Jahren gefordertes Überregionales<br />

Kommunikations- <strong>und</strong> Informationszentrum<br />

kommt nicht zustande.<br />

Ein weiterer Gr<strong>und</strong> für die Schwierigkeiten<br />

in der Gesamtschule ist sicherlich die unzureichende<br />

Planung der Schulreform. Es<br />

gab <strong>und</strong> gibt, obwohl zehn Jahre Gesamtschulentwicklung<br />

ins Land gegangen sind,<br />

kein voll realisiertes Programm, das sowohl<br />

die curriculare <strong>und</strong> architektonischfunktionale<br />

Planung in der notwendigen<br />

Weise integriert, das arbeitsteilig an verschiedenen<br />

Schulen Entwicklungsschwerpunkte<br />

setzt <strong>und</strong> die spezifischen Erfahrungen<br />

systematisch an alle Interessenten<br />

weiterleitet, das irn Planungsvorlauf den<br />

Lehrern breite Gelegenheit zu intensiver<br />

Vorbereitung der neuen Aufgabe gibt sowie<br />

Eltern, Schüler <strong>und</strong> die üffentlichkeit eingehend<br />

über die neu8 Schule aufklärt.<br />

Hans Tietgens / Günter Hirschmann / Mary<br />

Bianchi<br />

Anräîze zu einem BiUki8tOnDplOm<br />

Werkstattbericht über die Entwicklung des<br />

Zertifikatsprogramms der Volkshochschulen,<br />

Reihe, ,,Theorie <strong>und</strong> Praxis der Erwachsenenbildung",<br />

herausgegeben von<br />

der Pädagogischen Arbeitsstelle des Deutschen<br />

Volkshochschul-Verbandes, Georg<br />

Westermann Verlag, Braunschweig 1974,<br />

285 Seiten, brosch. DM 9,ûO<br />

Obwohl die Volkshochschulen Jahrzehnte<br />

hindurch stolz darauf waren, keine Leistungsnachweise<br />

ausstellen zu müssen <strong>und</strong><br />

kein Prüfungssystem zu haben, stehen heute<br />

die Zertifikatskurse der Volkshochschulen<br />

im Vordergr<strong>und</strong> der öffentlichen Anteilnahme<br />

an der Arbeit der Weiterbildung.<br />

Die Zertifikate haben die Volkshochschulen<br />

aus einer gewissen Unverbindlichkeit herausgeführt.<br />

Das war notwendig zu einem<br />

Zeitpunkt, zu dem die Weiterbildung für<br />

jeden Beruf unerläElich wird.<br />

Eine Volkshochschule, die nur aus Zertifikatskursen<br />

bestünde. wäre aber genauso<br />

falsch, wie eine Volkshochschule ohne jeden<br />

Leistungsnachweis. Sowohl die Freiheit<br />

der freien Kurse, an denen man sich<br />

beliebig beteiligen kann <strong>und</strong> in denen Leistungsnachweise<br />

nicht verlangt werden, als<br />

auch die Zertifikatskurse als Bausteine eines<br />

individuellen Bildungswesens gehören<br />

zu den Volkshochschulen von heute. Die<br />

Volkshochschule verbindet bildungspoli-<br />

tisch ein Element Schule mit einem Element<br />

Entschulung, wo freie Diskussionen <strong>und</strong><br />

emanzipatorische Entfaltung des Einzelnen<br />

verb<strong>und</strong>en sind mit Programmen zur Er-<br />

reichung konkreter <strong>und</strong> nachprüfbarer<br />

Lernziele.<br />

Das Buch berichtet von dieser Arbeit. Es<br />

ordnet sie ein in die Gesamtproblematik<br />

der curricularen Entscheidungen; es ent-<br />

wickelt die bildungspolitisdien Rahmenbe-<br />

dingungen. den lernwissenschaftlichen Kon-<br />

text <strong>und</strong> die bildungstheoretische Legiti-<br />

mation. Zugleich diskutiert es die neuar-<br />

tigen Prüfungsprobleme <strong>und</strong> stellt damit<br />

einen Beitrag zur Curriculum-Theorie <strong>und</strong><br />

-Entwicklung dar. Gleichzeitig zeigt es, wie ")<br />

Weiterbildung außerhalb der Universität in<br />

neuen Formen funktionieren kann.<br />

Jos Weber I Jürgen Riekmann<br />

Dle Superlchule<br />

Von der Gesamtschule zum Bildungszentrum<br />

für alle, Droste Verlag, Düsseldorf<br />

1973, 200 Seiten, Paperback DM 24,-<br />

Bildung ist eine immer wichtiger werdende<br />

Angelegenheit in unserer Gesellschaft. In<br />

den nächsten zwei Jahren werden hierzu<br />

die Würfel für die nächsten zwanzig Jahre<br />

fallen.<br />

Da Bildungsfragen aber jedermann betreffen,<br />

wird in diesem Buch versucht, nicht nur<br />

den Laien, den Jugendlichen <strong>und</strong> die Eitern,<br />

sondern auch den Fachmann, wie z. B.<br />

den Pädagogen, den Programm-Planer, den<br />

Mediziner, den Stadt-Planer <strong>und</strong> den Schulgebäude-Planer<br />

zu Wort kommen zu lassen.<br />

Hierdurch werden alternative Meinungen,<br />

Entscheidungs- <strong>und</strong> Planungsabsichten<br />

deutlich hervortreten. ?<br />

Besteht der Unterschied zwischen dem,<br />

was der Betroffene oder der Fachmann<br />

über ,,Bildung" denkt, nur aus Terminolo-<br />

gie-Differenzen oder anderen Kommunika-<br />

tionsstörungen, oder gibt es gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

verschiedene Zielvorstellungen? Dieser bis-<br />

her zu wenig beachtete <strong>und</strong> viel zu wenig<br />

in der üffentlichkeit diskutierte Fragenkom-<br />

plex bildet in diesem Buch den Schwer-<br />

punkt.<br />

Als Beispiele stehen in diesem Buch u. a.<br />

die Bildungszentren <strong>und</strong> integrierten Ge-<br />

samtschulen Steilshoop <strong>und</strong> Mümmel-<br />

mannsberg in Hamburg im Mittelpunkt. Die<br />

Probleme des Schulbaus werden bespro-<br />

chen, indem menschliche Probleme behan-<br />

delt werden. In diesem Buch werden Bil-<br />

dungsfragen besprochen, indem die Pro-<br />

bleme aller Altersgruppen behandelt wer-<br />

den, nicht nur die der SchÜler-Altersgrup-<br />

pen. Diese stellt eine Minorität der Bevöl-<br />

kerung dar, die insgesamt ein Recht auf<br />

Bildung hat.

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