Ubungszlele und Lerninhalte - Edudoc
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Jugend<br />
Beruf<br />
G esel Isc haf t<br />
Berichte <strong>und</strong> Informationen der<br />
Heft 1 +2/1976<br />
27. Jahrgang<br />
B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Jugendaufbauwerk Bonn
INHALTSVERZEICHNIS<br />
Aspekte zur beruflichen Blldung Iernrchwaeh+r <strong>und</strong> benachïelllgter<br />
Junger Menschen<br />
Fachtagung 1975 der B<strong>und</strong>eaarbeltigemelnscha~ Jugendaufbauwork<br />
- Beruflldw Blldung <strong>und</strong> das Reformprogramm der<br />
B<strong>und</strong>esreglerung (Dr. Peter Glotz, MdB)<br />
- Förderung lernachwacher <strong>und</strong> benachtelllgter<br />
. . . . . . . . .<br />
junger Menschen durch Borufnorbereltung <strong>und</strong> Vermlttlung<br />
(Dr. Harry Meisel) . . . . . . . . .<br />
- Dle Aufgaben der Jugendhilfe <strong>und</strong> Jugendsozlalarbelt bel der<br />
. . . .<br />
Förderung der berufllchen Blldung lernschwacher <strong>und</strong> benachtelllgter<br />
junger Menschen (Dr. Hans Peter Mehl) . . . . . . . . .<br />
Fbrderungslehrglnge<br />
Rahmenlehrplan zur Durchführung von Förderungrlohrgangen der<br />
Trägergruppen In der B<strong>und</strong>erarbelbgemelnscha~ Jugendaufbauwerk .<br />
Georg Ebersbach - Hans Wenzel<br />
Ausrledlung au$ Polen - Elngllederungrpolltik In dor B<strong>und</strong>esmpubllk<br />
Deutrchland . . . . . . . . . . . . . .<br />
Vlenehnte Sozialanalyse der B<strong>und</strong>esarbel~gemelnscha~ Jugendaufbaumrk<br />
zur Sltuatlon Jugendlicher Flöchtllnge <strong>und</strong> Spitausaledler<br />
fur den Zeltraum 1. Januar blr 31. Dezember 1975 . . . . . . . .<br />
Günter Cremer<br />
Jugend <strong>und</strong> Frelzelt . . . . . . . . . . . . . .<br />
Noues vom Büchermarkt (W. Jahrow) . . . . . . . . . .<br />
Berichte <strong>und</strong> Informationen I. + 2. ViertelJahr 1976 27. Jahrgang<br />
Herausgeber: B<strong>und</strong>esarbeitsgemelnschaft Jugendaufbauwerk<br />
53 Bonn-Venusberg, Haager Weg 44<br />
Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Otto Ernrich, Bonn<br />
Redaktion: Rainer Schmandt. Bonn<br />
Herstellung:<br />
Buchdruckerei Ludwig Nerllnger KG. LadenburglNeckar<br />
Die Berichte <strong>und</strong> Informationen erscheinen vlertelj4hrllch . Bezugrprela DM 3. - (Doppelheft DM e.-)<br />
Beitrage mit Verfassernamen stimmen nlcht immer mlt der Melnung des Herausgebers uberein.<br />
Der Nachdruck von Beiträgen ist nur mit Genehmigung der Redaktlon gestattet.<br />
1<br />
4<br />
11<br />
19<br />
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48<br />
51<br />
01
Aspekte zur beruflichen Bildung lernschwacher <strong>und</strong> benachteiligter<br />
junger Menschen<br />
Fachtagung 1975 der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Jugendaufbauwe.rk<br />
Vorbemerkung: Offene Fragen zur Situation <strong>und</strong> Problemlage benachteiligter junger Men-<br />
schen in Berufsvorbereitung. Ausbildung <strong>und</strong> Vermittlung standen im Mittelpunkt einer Fach-<br />
tagung der BAG-JAW am 20.121. November 1975 in Essen. Die Veranstaltung hatte zum Ziel.<br />
im Interesse der Förderungspraxis mit Trägern <strong>und</strong> Partnern von Jugendberufshilfe <strong>und</strong> Ju-<br />
gendsozialarbeit einen notwendigen Erfahrungsaustausch zu führen <strong>und</strong> gleichzeitig jugend-<br />
politische Gr<strong>und</strong>satzfragen im Gespräch mit namhaften Vertretern von Bildungspolitik, Ar-<br />
beitsverwaltung <strong>und</strong> Jugendhilfe zur Diskussion zu stellen.<br />
Angesichts bevorstehender gesetzlicher Neuregelungen im Feld der beruflichen Bildung<br />
ging es den Tagungsteilnehmern vor allem um die Frage, wie für den ausbildungspolitisch<br />
bisher vom Gesetzgeber Übersehenen Personenkreis lernschwacher, berufsunreifer junger<br />
Menschen (u. a. mit abgebrochener Schul- <strong>und</strong> Berufsausbildung, Sonderschüler, Jungarbei-<br />
ter) durch eine sozialpädagogisch adäquate Modifizierung der Ausbildungsbestimmungen<br />
dennoch größere Chancen einer Berufsqualifizierung <strong>und</strong> damit auch einer verbesserten ge-<br />
sellschaftlichen Eingliederung eingeräumt werden können.<br />
Nachfolgend veröffentlichen wir die für die Aussprache in den Arbeitskreisen gr<strong>und</strong>legenden<br />
Tagungsbeiträge von Staatssekretär Dr. Peter Glotz, BMBW, aus der Sicht der B<strong>und</strong>esregie-<br />
rung, von Oberdirektor Dr. Harry Meisel aus der Sicht der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit <strong>und</strong><br />
schließlich die sehr gr<strong>und</strong>sätzlichen Ausführungen von Direktor Dr. Hans Peter Mehl, Jugend-<br />
<strong>und</strong> Sozialamt der Stadt Freiburg, die in umfassender <strong>und</strong> problemübergreifender Sicht die<br />
aktuellen Aufgaben einer spezifischen Jugendberufshilfe <strong>und</strong> Jugendsozialarbeit bei der<br />
Forderung der beruflichen Bildung lernschwacher <strong>und</strong> benachteiligter junger Menschen näher<br />
verdeutlichen.<br />
Berufliche Bildung Behinderter <strong>und</strong> das Reformprogramm der B<strong>und</strong>esregierung<br />
Dr. Peter Glotz MdB, Bonn<br />
Thema - Personenkreis<br />
Lassen Sie mich zu Beginn meiner Ausführungen sagen,<br />
aus welchem Blickwinkel ich das mir gestellte Thema be-<br />
handeln möchte. Es gibt nicht den Behinderten, <strong>und</strong> da-<br />
mit sage ich Ihnen nichts neues. Je nach Art <strong>und</strong> Schwere<br />
der Behinderung gibt es eigentlich eine große Zahl von<br />
Gruppen Behinderter. Nur so viel ist vorab gewiß: Alle<br />
Behinderten zusammengenommen ergeben die größte<br />
,,Rand"-Gruppe in unserer Gesellschaft - 3 bis 4 Millionen<br />
Menschen aller Altersgruppen alleine in der B<strong>und</strong>esrepu-<br />
blik.<br />
Die sozial-liberale Koalition hat seit ihrem Bestehen ein-<br />
dringlich auf das Schattendasein dieser Gruppe hingewie-<br />
sen <strong>und</strong> es als eine ihrer wichtigsten Pflichten aufgefaßt,<br />
auf die berufliche <strong>und</strong> gesellschaftliche Eingliederung <strong>und</strong><br />
Wiedereingliederung dieses Perconenkreises hinzuwirken.<br />
Daher wurden auf Betreiben der B<strong>und</strong>esregierung Zielaus-<br />
sagen zur beruflichen Bildung Behinderter im ,,Bildungs-<br />
gesamtplan" (1973) <strong>und</strong> im ,,Stufenplan zu Schwerpunkten<br />
der beruflichen Bildung" (1975) gemacht <strong>und</strong> ein eigener<br />
Abschnitt für die berufliche Bildung Behinderter (BQ 58 - 65)<br />
im Entwurf zu einem neuen Berufsbildungsgesetz einge-<br />
baut. Dieser Abschnitt war der am meisten befürwortete<br />
Teil im Anhörungsverfahren zum Gesetzesentwurf - ein<br />
Beweis mehr für die Notwendigkeit der Förderung Behin-<br />
derter besonders auf dem Gebiet der beruflichen Bildung.<br />
In diesem Sinne gelten meine Ausführungen hauptsächlich<br />
den jugendlichen Behinderten; im Gegensatz zu dem im<br />
Programm ausgedruckten Thema meines Referates be-<br />
ziehe ich mich dabei jedoch auf alle Arten der Behinderung.<br />
Paragraph 48 des geltenden Berufsbildungsgesetzes Iäßt<br />
für körperlich, geistig oder seelisch Behinderte Sonderfor-<br />
men der beruflichen Bildung zu. Bei einem Einführungs-<br />
referat wie diesem erscheint es zweckmäßig, einmal den<br />
in Frage kommenden Personenkreis grob abzustecken.<br />
Nach dem Berufsbildungsgesetz kommt es nicht in erster<br />
Linie auf den pädagogischen Begriff der Behinderung an,<br />
sondern darauf, ob der Jugendliche eine ,,normale" Be-<br />
rufsausbildung durchlaufen kann oder nicht. Für diejenigen<br />
Jugendlichen, bei denen die Voraussetzungen des 5 48<br />
des Berufsbildungsgesetzes erfüllt sind, haben die zustän-<br />
digen Stellen nach dem vom B<strong>und</strong>esministerium für Bil-<br />
dung <strong>und</strong> Wissenschaft herausgegebenen Verzeichnis der<br />
anerkannten Ausbildungsberufe (1975) insgesamt 39 ,,Be-<br />
hinderten-Berufe" geschaffen.<br />
Die Frage nach der Definition des Behinderten ist dennoch -<br />
nicht nur für die Statistik bedeutungsvoll <strong>und</strong> nicht nur von<br />
theoretischer Bedeutung. Vielfach differenzieren Fachleute,<br />
auch Berufspädagogen, nicht genügend zwischen Behin-<br />
derten, Lernschwachen <strong>und</strong> Jungarbeitern. Das muß aber in<br />
der beruflichen Bildung geschehen.<br />
Abgrenzung zu anderen Personenkreisen<br />
Lernschwache sind in vielen Fällen identisch mit den Schulmüden,<br />
auch mit den wegen ihrer Herkunft sozial Benachteiligten.<br />
Sie gehören aber keineswegs zu den Lernbehinderten.<br />
Vielmehr kann die in der beruflichen Bildung didaktisch<br />
<strong>und</strong> methodisch anders geartete Vermittlung beruflichen<br />
Lernstoffes viele von ihnen wieder für erhöhte Leistungen<br />
motivieren. Schließlich gibt es jene große Randgruppe<br />
der Jugendlichen ohne Ausbildungsvertrag - der<br />
Jungarbeiter, Jungangestellten, mithelfenden Familienangehörigen<br />
<strong>und</strong> in leider zunehmendem Maße der jugendlichen<br />
Arbeitslosen - die keineswegs, wie viele meinen,<br />
identisch mit den Lernschwachen <strong>und</strong> Lernbehinderten sind.<br />
Nach einer baden-württembergischen Untersuchung sind<br />
von den Jugendlichen ohne Ausbildungsvertrag 2/3 Mäd-<br />
1<br />
I.
chen, 2/5 sind Hauptschulabschließer <strong>und</strong> I/4 ist Ausbildungs-<br />
abbrecher. Nur I/IO kommt aus Sonderschulen.<br />
Die B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> die Länder sind bemüht, das<br />
Heer der rd. 80.000 einzudämmen, die jährlich neu in unge-<br />
lernte Tätigkeiten gehen oder arbeitslos werden. Da bei<br />
diesen Jugendlichen die Gründe für das Fehlen eines Aus-<br />
bildungsvertrages sehr verschiedene sind, muß auch die<br />
Palette der zu treffenden Maßnahmen breit angelegt sein -<br />
wie z. B. verstärkte Bildungs- <strong>und</strong> Berufsberatung, Förde-<br />
rung Überbetrieblicher Lehrgänge, Förderung von Modell-<br />
versuchen im Rahmen des Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahres,<br />
Förderung von berufsvorbereitenden Maßnahmen <strong>und</strong> Er-<br />
la0 geeigneter Ausbildungsordnungen. Nur kann kein Zwei-<br />
fel bestehen, daß für diese Gruppe der Jungarbeiter Re-<br />
gelungen nach § 48 des BBiG oder Q 42 b der HwO nicht<br />
möglich sind.<br />
Behindertengruppen<br />
Wie groß ist nun der Kreis der Behinderten, die auf die<br />
Hilfe von Rehabilitationseinrichtungen angewiesen sind?<br />
Eine Schätzung lautet, daß auf 10.000 Kinder im schulpflichtigen<br />
Alter 1 Blinder, 4 Sehbehinderte, 6 Gehörlose,<br />
15 Schwerhörige, 60 Körperbehinderte, 150 Sprachbehinderte<br />
<strong>und</strong> 250 Geistig-Behinderte entfallen.<br />
Dabei ist zu beachten, daß sich besonders die anteilmäßig<br />
großen Behindertengruppen (Sprachbehinderte <strong>und</strong> geistig<br />
Behinderte) einer trennscharfen Definition gegenüber<br />
Nichtbehinderten nicht unterziehen lassen. Daraus <strong>und</strong> aus<br />
der Aufzählung der Behinderten wird zweierlei deutlich:<br />
a) behinderungsspezifische Bildung <strong>und</strong> damit auch Berufsbildung<br />
hat nach Art <strong>und</strong> Schwere der Behinderung zu<br />
variieren,<br />
b) eine Definition von spezifischer Behinderung in Abgrenzung<br />
zum ,,Normalen" ist vielfach nicht ohne Untersuchung<br />
des Einzelfalles zu erreichen.<br />
Leistungen von B<strong>und</strong>, Ländern <strong>und</strong> anderen Trägern<br />
Für die sozialliberale B<strong>und</strong>esregierung war es bei ihrem<br />
Antritt 1969 unbestrittene Tatsache, daß die Zahl der Aus-<br />
bildungsplätze für Behinderte, die Zahl der behinderten-<br />
gerechten Ausbildungsplätze also, bei weitem nicht aus-<br />
reichte. Neben der Ausweitung von B<strong>und</strong>esmitteln für den<br />
gesamten Bereich der Förderung von beruflichen Rehabili-<br />
tationseinrichtungen - noch 1967 betrugen die B<strong>und</strong>esmit-<br />
tel weniger als 1 Mio DM, bereits im Jahre 1970 wurden<br />
sie auf 15 Mio DM <strong>und</strong> 1971 auf 39 Mio DM gesteigert -<br />
ergab sich für uns auch die Notwendigkeit von neuen ge-<br />
setzgeberischen Maßnahmen. Diese waren allerdings nicht<br />
nur auf dem bildungspolitischen, sondern auch auf dem<br />
sozial- <strong>und</strong> arbeitsmarktpolitischen Sektor zu treffen. Hin-<br />
zu kommen Maßnahmen der Länder, wie sonderpädagogi-<br />
sche Maßnahmen zur Förderung bis zum Ende der Schul-<br />
pflicht, berufsvorbereitende Maßnahmen sowie Maßnahmen<br />
bezüglich der beruflichen Bildung in den Berufsschulen.<br />
Eine Gesamtschau müBte also auch die Aktivitäten <strong>und</strong> Mit-<br />
tel des B<strong>und</strong>esministeriums für Arbeit <strong>und</strong> Sozialordnung,<br />
2<br />
der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit, der Sozialversicherungstrãger<br />
<strong>und</strong> der Länder miteinbeziehen.<br />
Das 1970 im Frühjahr verkündete ,,Aktionsprogramm zur<br />
Förderung der Rehabilitation der Behinderten" richtete sich<br />
erstmals auf eine b<strong>und</strong>esweite Planung von Einrichtungen<br />
der Rehabilitation. Hierzu gehören vor allem Berufsförderungswerke,<br />
Berufsbildungswerke, Zentren für spezielle<br />
medizinische <strong>und</strong> berufliche Rehabilitationsmaßnahmen,<br />
Werkstätten für Behinderte.<br />
Zu Beginn des ,,Aktionsprogrammes Rehabilitation" existierten<br />
1971 in den für die berufliche Erstausbildung besonders<br />
interessierenden Berufsbildungswerken <strong>und</strong> Be<br />
rufsförderungswerken etwa 3.000 Ausbildungsplätze unter<br />
der Regie verschiedener Träger. Im Rahmen des Aktionsprogrammes<br />
waren bis 1975 5 zusätzliche Berufsbildungswerke<br />
mit weiteren 1.500 Ausbildungsplätzen erstellt, 5 Berufsbildungswerke<br />
befinden sich augenblicklich noch im<br />
Ausbau. Es ist geplant, bis 1978 das Ziel von insgesamt<br />
7.000 zusätzlichen Ausbildungsplätzen b<strong>und</strong>esweit in 20 Berufsbildungswerken<br />
zu erreichen. So jedenfalls wurde es<br />
im ,,Stufenplan zu den Schwerpunkten der beruflichen Bildung"<br />
von der B<strong>und</strong>-Länder-Kommission für Bildungsplanung<br />
im Juni 1975 beschlossen. Die Erstellungskosten für<br />
diese 7.000 Plätze werden sich bis 1978 auf insgesamt 91,5<br />
Mio DM belaufen. Es handelt sich dabei um Mittel außerhalb<br />
des Bildungshaushalts. Ein geplanter weiterer Ausbau<br />
bis zu 20.000 Plätzen im Endstadium wird nicht Überstürzt<br />
vorgenommen werden, einmal aus Gründen der uns<br />
allen bekannten angestrengten Haushaltsiage bei B<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
Ländern, zum anderen aber deshalb, weil das Angebot<br />
sich erst langsam eine Nachfrage schaffen muß.<br />
Schwierigkeiten bei Ausblldungsplatzsuche <strong>und</strong> Ausbiidungsabschlu6<br />
Niemand wird jedoch ernsthaft den Bedarf an solchen Ausbildungsplätzen<br />
bezweifeln können. Eine sehr beredte<br />
Sprache für diesen Bedarf sprechen auch die Ergebnisse<br />
einer vom B<strong>und</strong>esministerium für Arbeit <strong>und</strong> Sozialordnung<br />
<strong>und</strong> der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit in Auftrag gegebenen<br />
,,Untersuchung über den Ausbildungs- <strong>und</strong> Berufsverlauf<br />
behinderter Jugendlicher" durch das Institut für Freie Berufe<br />
an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg,<br />
deren Ergebnisbericht jüngst vorgelegt wurde. Demnach<br />
fanden von 100 im Jahre 1968 schulentlassenen Behinderten<br />
zwar 92 eine Anstellung, jedoch nur 60 direkt im<br />
Anschluß an die Schule.<br />
Noch bedrückender wird nach dieser Untersuchung das Bild<br />
für die berufliche Ausbildung Behinderter: Nur knapp die<br />
Hälfte der eingestellten Behinderten, Ca. 45 v. H. aller Behinderten,<br />
finden einen Ausbildungsplatz für den gewünschten<br />
Beruf; von ihnen wiederum nur 60 %, d. h. 27 v. H. aller<br />
Behinderten, absolvieren eine Abschlußprüfung - aber nur<br />
20 v. H. aller Behinderten absolvieren die Abschlußprüfung<br />
eines anerkannten Ausbildungsberufes. Die größten Schwierigkeiten<br />
bei der Stellensuche nach der Schule haben die<br />
Körperbehinderten, die Blinden <strong>und</strong> die Sehbehinderten.
Niemand sollte also ernsthaft die Notwendigkeit bezweifeln,<br />
daß für behinderte Jugendliche Ausbildungsplätze mit gro-<br />
Ber Vordringlichkeit zu schaffen sind, damit für diesen Per-<br />
sonen kreis<br />
1. die Suche nach Ausbildungsplätzen Erfolg hat<br />
2. eine behindertengerechte Ausbildung durchgeführt wer-<br />
den kann<br />
3. aufgr<strong>und</strong> der behinderungsgerechten Ausbildung eine<br />
wesentlich erhöhte Chance des qualifizierten Ausbildungs-<br />
abschlusses gewährleistet ist.<br />
Zusammenarbeit von Trägern <strong>und</strong> Organisationen<br />
Die hohen Kosten eines Ausbildungsplatzes in der Rehabili-<br />
tation erklären sich aus den hohen Kosten der Einrichtun-<br />
gen einer behindeitengerechten Rehabilitation sowie aus<br />
der Notwendigkeit vielfältiger Dienste am Ort der Rehabili-<br />
tation. Unseren höchsten Respekt fordert die komplizierte,<br />
aber effiziente Zusammenarbeit dieser Dienste vor Ort,<br />
die dazu dient, den Rehabilitanden behindertengerecht<br />
auszubilden, zu betreuen (ärztlich, psychologisch, pädago-<br />
gisch, sportlich, sozial) <strong>und</strong> schließlich in eine ihm ange-<br />
messene Arbeitsstelle zu vermitteln. Hierhin gehört auch,<br />
daß die Arbeitsverwaltung in den letzten Jahren ihren Be-<br />
ratungsdienst für Behinderte qualitativ <strong>und</strong> quantitativ er-<br />
heblich ausgebaut hat.<br />
Berufsbiidungsgesetz 1969<br />
Lassen Sie mich nun noch einiges ZU der gesetzlichen<br />
Gr<strong>und</strong>lage der Ausbildung Vom Berufsbildungsgesetz her<br />
bemerken.<br />
Im geltenden Berufsbildungsgesetz wird durch den § 48<br />
lediglich der in 5 28 des Berufsbildungsgesetzes formulierte<br />
Ausschließlichkeitsgr<strong>und</strong>satz zurückgenommen, wodurch<br />
die zuständigen Stellen (in der Regel die Kammern) für<br />
die Ausbildung Behinderter auch andere Ausbildungsordnungen<br />
als nur die für anerkannte Ausbildungsberufe gelten<br />
lassen können. Man sollte nicht verkennen, daß die hierfür<br />
von einer Reihe von Kammern <strong>und</strong> ihren Berufsbildungsausschüssen<br />
geleistete Arbeit bei der Erstellung von besonderen<br />
Ausbildungsregelungen nach 9 48 des Berufsbildungsgesetzes<br />
<strong>und</strong> 5 42 b der Handwerksordnung ein sehr<br />
wesentlicher Beitrag zur Rehabilitation ist. Der Entwurf des<br />
Berufsbildungsgesetzes der Koalition sieht für derartige<br />
Abweichungen von der normalen Ausbi tdung Spezialregelungen<br />
mit ergänzendem <strong>und</strong> z. T. modifizierendem Charakter<br />
vor.<br />
Entwuri des Berufsbildungsgesetzes<br />
Anders als im geltenden Gesetz finden sich im Entwurf Re-<br />
gelungen für die Ausbildung Behinderter in eigenen Aus-<br />
bildungsstätten. Als Ausbildungsstätten für Behinderte gel-<br />
ten solche, in denen ausschließlich oder überwiegend Be-<br />
hinderte ausgebildet werden, also sicherlich zumeist Berufs-<br />
förderungswerke <strong>und</strong> Berufsbildungswerke. Ebenfalls neu<br />
ist im Entwurf, daß auch die Ausbildung von Volljährigen,<br />
d. h. über 18 Jahre alten Behinderten dem Ausschließlich-<br />
keitsgr<strong>und</strong>satz bzw. dessen zugelassenen Modifizierungen<br />
folgen muß. Damit soll sichergestellt sein, daß auch er-<br />
wachsene Behinderte, die ja meistens keine andere Mög-<br />
lichkeit der Wahl einer Ausbildungsstätte haben werden,<br />
eine geregelte <strong>und</strong> anerkannte Ausbildung durchlaufen.<br />
Schließlich bedeutet die Durchführung der Vorschriften über<br />
Anerkennung <strong>und</strong> Aufsicht durch das im Zuge der Verwirklichung<br />
des Gesetzes geplante B<strong>und</strong>eainstitut für Berufsbildung<br />
einen Fortschritt. Dies ist durch mehrere Tatsachen<br />
gerechtfertigt, näm I ich<br />
1. dadurch, daß Ausbildungsstätten für Behinderte eine<br />
überregionale Bedeutung haben <strong>und</strong> nur wenige von ihnen<br />
existieren, .-<br />
2. dadurch, daß eine behinderungsgerechte Ausbildung für<br />
jede der Behinderungsgruppen gewährleistet werden muß,<br />
3. dadurch, daß mit der Anzeigepflicht des Ausbildenden<br />
über Eignungsmängel <strong>und</strong> einer ständigen Kooperation von<br />
Ausbildenden <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esinstitut die Qualifikation der Aus-<br />
bildungsstätten erhalten bleibt, die Aufsicht entlastet wird<br />
<strong>und</strong> ein Überraschend notwendig werdender Widerruf der<br />
Anerkennung unwahrscheinlich wird.<br />
Andere Gesetze<br />
Daneben soll es aber auch weiterhin - im Sinne der erwähnten<br />
,,Entghettoisierung" von Behindertenausbildung -<br />
ein Angebot an besonderen Ausbildungsplätzen (Berufsbildungsgesetz)<br />
geben. Die Regierung gibt dazu einen Anreiz<br />
durch das Schwerbehindertengesetz vom 29. April 1974,<br />
worin dem Ausbilder für einen solchen Auszubildenden die<br />
Anrechnung auf mehr ais einen Pflichtplatz für Schwerbehinderte<br />
in Aussicht gestellt wird. Inzwischen sind öffentliche<br />
Hand wie private Wirtschaft dieser Verpflichtung - in<br />
allerdings nach Dienstbereichen <strong>und</strong> Branchen unterschie- -<br />
lichern Maße - nachgekommen. Dies Iäßt sich vielleicht<br />
auch damit erklären, daß manchen Betrieben die Eingliederungshilfen<br />
<strong>und</strong> Ausbildungszuschüsse nach dem Arbeitsförderungsgesetz<br />
(§§ 56, 58, 60) nicht bekannt sind.<br />
Abwandlung <strong>und</strong> Neuschaffung von Ausbiidungsordnungen<br />
Die B<strong>und</strong>esregierung vertritt gr<strong>und</strong>sätzlich den Standpunkt,<br />
daß mit allen geeigneten Mitteln versucht werden sollte,<br />
auch Behinderte in den bestehenden anerkannten Ausbil-<br />
dungsberufen auszubilden. Dadurch würde erreicht, daß<br />
möglichst viele Behinderte eine vollwertige Berufsausbil-<br />
dung bekommen. Sie würden insofern den Nichtbehinderten<br />
gleichgestellt sein <strong>und</strong> insbesondere auf dem Arbeitsmarkt<br />
größere Chancen haben. Natürlich wären bei der Ausbil-<br />
dung Behinderter in anerkannten Ausbildunasberufen in<br />
manchen Fällen formale Abweichungen nötig, ohne daß<br />
jedoch deshalb inhaltliche Abstriche vorgenommen werden<br />
müBten. Das Endergebnis der Ausbildung ändert sich nicht<br />
durch formale Abweichungen, wie Verlängerung der Aus-<br />
bildung, veränderte Zusammensetzung des Prüfungsaus-<br />
schusses <strong>und</strong> behindertenspezifische Prüfungsmethoden.<br />
3
Die B<strong>und</strong>esregierung prüft gegenwärtig mit Unterstützung<br />
des B<strong>und</strong>esausschusses für Berufsbildung <strong>und</strong> des B<strong>und</strong>es-<br />
instituts für Berufsbildungsforschung die Möglichkeit, Be-<br />
hindertenberufe als Ausbildungsberufe mit b<strong>und</strong>esweiter<br />
Geltung durch Verordnungen nach dem Berufsbildungsge-<br />
setz anzuerkennen. Der Entwurf des Berufsbildungsge-<br />
setzes sieht die Möglichkeit des Erlasses besonderer Aus-<br />
bildungsordnungen für Behinderte nach § 11 ausdrücklich<br />
vor.<br />
Schlußbernerkungen<br />
Alle Anstrengungen zur Förderung der Berufswahlreife <strong>und</strong><br />
zur Motivierung für den Eintritt in die Arbeitswelt aber müs-<br />
Förderung lernschwacher <strong>und</strong> benachteillgter junger Menschen durch<br />
Berufsvorbereitung <strong>und</strong> Vermittlung<br />
Dr. Harry Meisel, Nürnberg<br />
Wer die öffentliche Diskussion in den letzen Monaten auf-<br />
merksam verfolgt hat, wei6, da6 die Probleme arbeitsloser<br />
junger Menschen, vor allem aber der behinderten Jugend-<br />
lichen, von besonderer Aktualität sind. Für die B<strong>und</strong>esan-<br />
stalt für Arbeit - <strong>und</strong> damit meine ich die Hauptstelle in<br />
Nürnberg, die Landesarbeitsämter <strong>und</strong> alle örtlichen Ar-<br />
beitsämter - ergibt sich damit die erfreuliche Situation, daß<br />
eine seit Jahrzehnten bestehende schwierige Aufgabe in<br />
der Gesellschaft auf zunehmendes Interesse <strong>und</strong> Verständ-<br />
nis stößt. Diese Anderung der öffentlichen Meinung ist für<br />
sich allein noch kein Anlaß zu einer optimistischen Wer-<br />
tung. Sie gibt uns aber begründete Hoffnung, daß die Sor-<br />
gen <strong>und</strong> Erwartungen des angesprochenen Personenkreises<br />
auf eine wachsende Bereitschaft zur beruflichen <strong>und</strong> gesell-<br />
schaftlichen Integration treffen. Ich möchte deshalb nicht<br />
versäumen, Ihnen bereits zu Beginn meiner Ausführungen<br />
,n zweifacher Hinsicht zu danken:<br />
- Zu danken dafür, daß Sie Ihre Fachtagung gleichsam als<br />
Sprachrohr dem Problem beruflicher Bildung lernschwacher<br />
<strong>und</strong> benachteiligter junger Menschen anbieten <strong>und</strong><br />
- gleichzeitig mit der Einladung eines Vertreters der Bun-<br />
desanstalt für Arbeit die Möglichkeit schaffen, da8 jene<br />
Faktoren in Ihre Diskussion einbezogen werden können,<br />
die unter bildungspolitischen, gesellcchaftspolitischen,<br />
wirtschaftspolitischen <strong>und</strong> arbeitsmarktpolitischen Gesichts-<br />
punkten eine möglichst umfassende Hilfe zur Lösung ge-<br />
genwärtiger <strong>und</strong> absehbarer Situationen sicherstellen.<br />
Wenn wir unter dem Gesichtspunkt der Berufsvorbereitung<br />
<strong>und</strong> der Vermittlung von Ausbildungs- <strong>und</strong> Arbeitsmöglich-<br />
keiten die Personengruppe der lernschwachen <strong>und</strong> benach-<br />
teiligten jungen Menschen ansprechen, möchte ich mich<br />
vorrangig auf die jährlich rd. 30.000 Abgänger der Sonder-<br />
schulen für Lernbehinderte <strong>und</strong> auf einen großen Teil der<br />
rd. 100.000 Hauptschulabgänger ohne Abschluß konzen-<br />
trieren. Ich nenne deshalb nur abger<strong>und</strong>ete Zahlen, da die<br />
Definition für lernschwache <strong>und</strong> benachteiligte junge Men-<br />
4<br />
sen fehlschlagen, wenn nicht auch neue Wege zur Förde-<br />
rung dieser Jugendlichen auf dem vorgeschalteten allge-<br />
meinbildenden Sektor <strong>und</strong> auf sozial- <strong>und</strong> gesellschafts-<br />
politischem Feld gegangen werden. Das erstreckt sich Über<br />
die Einführung der größere Chancengleichheit bietenden<br />
<strong>und</strong> besseres soziales Lernen ermöglichenden Gesamt-<br />
schule als Regelschule bis hin zur Bildungspflicht (nicht<br />
Schulpflicht!) mit dem 5. Lebensjahr, wie sie der Deutsche<br />
Bildungsrat in seinem ,,Bericht 75" fordert <strong>und</strong> bis hin zur<br />
Betreuung von Kindern sozial benachteiligter Familien be-<br />
reits in Kindergärten. Bei allen diesen Aufgaben wird man<br />
in der B<strong>und</strong>esregierung auch in Zukunft einen Partner mit<br />
offenen Ohren finden.<br />
schen auch in der modernen Erziehungswissenschaft noch<br />
nicht nach einheitlich meßbaren Kriterien erfolgt. Wir wissen<br />
aus der täglichen Praxis, daß die persönliche sozio-kultu-<br />
relle Vorgeprägtheit gerade junger Menschen bei den sich<br />
ändernden Inhalten <strong>und</strong> Strukturen zahlreicher Berufe <strong>und</strong><br />
der derzeitigen sowie der absehbaren Entwicklung am Aus-<br />
bildungs- <strong>und</strong> Arbeitsmarkt nur sehr schwer allgemein-<br />
gültige Aussagen hinsichtlich individueller Berufschancen<br />
machen lassen. Gerade lernschwache <strong>und</strong> benachteiligte<br />
junge Menschen bedürfen besonderer einzelfallbezogener<br />
Bemühungen, die bei den örtlich unterschiedlichen Arbeits-<br />
marktgegebenheiten recht differenziert angelegt werden<br />
müssen.<br />
Wenn wir uns von der aktuellen Situation lernschwacher <strong>und</strong><br />
benachteiligter junger Menschen eine realistische liber-<br />
Sicht verschaffen wollen, müssen wir zunächst in großen<br />
Strichen die derzeitige allgemeine Arbeitsmarktsituation in<br />
unser Gedächtnis zurückrufen. Ende Oktober 1975 gab es<br />
in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland über 1.060.000 Arbeits-<br />
lose. Die Arbeitslosenquote stieg damit von 4,4 O/O auf 4,6 O/O.<br />
Zur gleichen Zeit war die Zahl der Kurzarbeiter von 638.571<br />
auf 716.000 angestiegen. Demgegenüber verringerte sich<br />
das Angebot an offenen Arbeitsstellen um 25.000 auf<br />
209.000. Kritisch analysiert zeigt die Entwicklung der Ar-<br />
beitslosenzahl, der Kurzarbeit <strong>und</strong> des Stellenangebots,<br />
daß die konjunkturellen Stabilisierungstendenzen auf Teil-<br />
arbeitsmärkten zwar anhalten. Sie kommen aber nur lang-<br />
sam voran. Ein allgemeiner Umschwung konnte im Hinblick<br />
auf die derzeitige wirtschaftliche Gesamtsituation <strong>und</strong> nach<br />
allen Erfahrungen über die Entwicklung des Arbeitsmarktes<br />
in früheren Konjunkturzyklen noch nicht registriert wer-<br />
den.<br />
Die gegenwärtige Lage auf dem Arbeitsmarkt für Jugend-<br />
liche <strong>und</strong> auf dem Ausbildungsstellenmarkt wird zwangs-<br />
läufig von der allgemeinen Arbeitsmarktsituation mitge-<br />
prägt. Dies gilt insbesondere für ein unzureichendes Ange-<br />
bot an Arbeitsmöglichkeiten für Jugendliche, in beschränk-
tem Umfange auch für das verknappte Angebot an betrieb-<br />
lichen Berufsausbildungsstellen in bestimmten Berufsbe-<br />
reichen. Hier bereitet uns ernste Sorge, daß es vor allem<br />
leistungsschwächere Bewerber schwerer haben, eine Aus-<br />
bildungsstelle zu finden <strong>und</strong> damit ihre Berufspläne zu rea-<br />
lisieren. Diese Situation ist auch eine Folgeerscheinung<br />
davon, daß seit etwa Ende der 6ûer Jahre von den Dienst-<br />
stellen der Arbeitsvenvaltung ein kontinuierlicher Rückgang<br />
des betrieblichen Ausbildungsstellenangebots zu registrie-<br />
ren ist. Bei einer gleichzeitig gestiegenen Anzahl von Be-<br />
rufsanwärtern haben sich die seit jeher bestehenden Pro-<br />
bleme der Ausbildungsvermittlung quantitativ <strong>und</strong> qualitativ<br />
weiter verschärft. In bestimmten Gebieten <strong>und</strong> Berufen<br />
entstanden dadurch erhebliche Ungleichgewichte zwischen<br />
Angebot <strong>und</strong> Nachfrage.<br />
Lassen Sie mich diese Feststellung durch einige statistische<br />
Angaben belegen. Das bei den Arbeitsämtern erfaßte An-<br />
gebot betrieblicher Ausbildungsstellen war in den Jahren<br />
1960 bis 1970 relativ konstant. Nach den Ergebnissen der<br />
Berufsberatungsstatistik schwankt es im Zeitraum von<br />
1959160 bis 1969/70 zwischen 600.000 <strong>und</strong> 646.oOo Stellen,<br />
von denen in diesen Jahren jeweils bis zu 40 O/O unbesetzt<br />
blieben. Seit 1970/71 ist das Angebot an betrieblichen Aus-<br />
bildungsstellen ständig rückläufig. 1972/73 sank ihre Zahl<br />
auf 371.000, 1973/74 auf 341.000 <strong>und</strong> 1974/75 waren es nur<br />
noch 326.000 Ausbildungsstellen, die den Arbeitsämtern<br />
zur Vermittlung gemeldet wurden.<br />
Bei der Beurteilung dieser Daten ist zu berücksichtigen, daß<br />
die in der Berufsberatungsstatistik erfaßten Ausbildungs-<br />
stellen nicht den gesamten Umfang des Angebots auf dem<br />
Stellenmarkt für Auszubildende wiedergeben. Die genann-<br />
ten Daten zeigen daher nicht den genauen zahlenmäßigen<br />
Bestand der Ausbildungsstellen <strong>und</strong> seiner jährlichen Ver-<br />
änderungen auf. Z. 2. wird das Gesamtangebot an Berufs-<br />
ausbildungsstellen noch nicht statistisch erfaßt. Die Tat-<br />
sache des ständigen Rückgangs an Berufsausbildungsstel-<br />
len hat die Berufsberatungsstatistik jedoch schon sehr früh<br />
angezeigt, wie die Ergebnisse einer im vorigen Jahr im<br />
Auftrag des B<strong>und</strong>esministers für Bildung <strong>und</strong> Wissenschaft<br />
vom Infas-Institut durchgeführten Repräsentativbefragung<br />
von Betrieben bestätigt haben. Nach dieser Umfrage kann<br />
für das 1. Ausbildungsjahr im Jahre 1972 ein Gesamtange-<br />
bot betrieblicher Ausbildungsstellen von 590.000 verzeichnet<br />
werden, 1974 dagegen nur noch von 480.000. Für 1975 wurde<br />
mit einem Rückgang zwischen 3 <strong>und</strong> 10 O/O gerechnet. Die<br />
B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit stellte furl1974 auf 1975 einen<br />
Rückgang der Zahl der den Arbeitsämtern gemeldeten<br />
Berufsausbildungsstellen um 4,6 O/O fest. Damit ist der Ent-<br />
wicklungstrend unbestritten.<br />
Die Zahl der Ausbildungsstellen. die unbesetzt blieben,<br />
sank von 130.000 im Jahre 1972 auf unter 2û.ooO im Septem-<br />
ber 1975. Damit sind nur noch knapp 6 O/O aller gemeldeten<br />
Ausbildungsstellen unbesetzt. Die Entwicklung zeigt, daß<br />
von Jahr zu Jahr das Angebot stärker ausgeschöpft wurde.<br />
Man kann in diesem Jahr nahezu von einer völligen Aus-<br />
Schöpfung sprechen, da es sich bei den verbleibenden Aus-<br />
bildungsstellen nicht selten um Ausbildungskapazitaten<br />
handelt, die aufgr<strong>und</strong> der besonderen Umstände besonders<br />
schwer zu besetzen sind. In den begehrten Elektroberufen<br />
sowie in den Büro- <strong>und</strong> Verwaltungsberufen waren Ende<br />
September 1975 praktisch alle gemeldeten Stellen besetzt.<br />
Auch im großen Bereich der Metallberufe konnte die Be-<br />
rufsberatung der Arbeitsämter nahezu alle verfügbaren<br />
Stellen an geeignete Berufsanwärter vermitteln. Von den<br />
20.000 unbesetzt gebliebenen Ausbildungsstellen entfällt ein<br />
erheblicher Teil auf Ernährungsberufe, Bauberufe sowie auf<br />
Berufe der Gästebetreuung <strong>und</strong> der Körperpflege. Unter<br />
Berücksichtigung der Tatsache, daß Berufswünsche <strong>und</strong><br />
Ausbildungsstellenangebote sowohl regional als auch be-<br />
ruflich nur teilweise Übereinstimmen, bleibt festzustellen,<br />
daß die beruflichen Wahlmöglichkeiten der Bewerber um<br />
Ausbildungsstellen heute im ganzen gesehen erheblich un-<br />
günstiger geworden sind. Bis Ende September 1975 konnten<br />
deshalb auch 23.500 Berufsanwärter noch nicht unterge-<br />
bracht werden, obwohl sie die individuellen Voraussetzun-<br />
gen für eine Berufsausbildung erfüllten. Unter ihnen befan-<br />
den sich 1.300 Rehabilitanden <strong>und</strong> 700 ausländische Ju-<br />
gendliche. Zum gleichen Zeitraum des Vorjahres waren<br />
20.700 Jugendliche noch nicht untergebracht. Besonders<br />
hinweisen möchte ich darauf, daß sich heuer mehr Jugend-<br />
liche für Ausbildungsberufe entscheiden mußten, die bis-<br />
her von den Berufsanwärtern weniger begehrt waren <strong>und</strong><br />
aus diesem Gr<strong>und</strong>e nicht die von den Ausbildungsbetrieben<br />
gewünschte Zahl an Nachwuchskräften gewinnen konnten.<br />
Es war nach wie vor nicht möglich, den Verlust betrieblicher<br />
Ausbildungskapazitäten durch das Angebot an Ausbildungs-<br />
möglichkeiten in berufsbildenden Schulen - vorwiegend in<br />
Berufsfachschulen - auszugleichen.<br />
Die insgesamt rückläufige Entwicklung des Ausbildungs-<br />
stellenangebotes hat nach den Erfahrungen der Arbeits-<br />
ämter verschiedene Gründe:<br />
- Ein Teil der Betriebe mußte seine Ausbildungstätigkeii<br />
wegen der strengeren Beurteilung der Eignung der Ausbil-<br />
dungsstätten <strong>und</strong> der persönlichen <strong>und</strong> fachlichen Eignung<br />
der Ausbilder bzw. Ausbildenden durch die nach dem Be-<br />
rufsbildungsgesetz zuständigen Steilen einschränken. Si-<br />
cher gehe ich mit Ihnen einig, daß diese Entwicklung im<br />
Interesse einer Qualifizierung der Berufsausbildung positiv<br />
zu werten ist.<br />
- Kleinere <strong>und</strong> mittlere Betriebe waren häufig nicht in der<br />
Lage, den neuen, anspruchsvolleren <strong>und</strong> verbindlichen Aus-<br />
bildungsordnungen zu genügen. Hier zeigten sich beson-<br />
dere Schwierigkeiten bei Anforderungen, die mit bestimm-<br />
ten Stufenausbildungsgängen verb<strong>und</strong>en sind.<br />
- Die konjunkturelle Entwicklung <strong>und</strong> die strukturellen<br />
Veränderungen in bestimmten Berufsbereichen haben eben-<br />
falls zur Verminderung des Angebots an Ausbildungsstel-<br />
len beigetragen. Nach der bereits erwähnten Betriebsbe-<br />
fragung des Infas-Instituts durch das B<strong>und</strong>esministerium<br />
für Bildung <strong>und</strong> Wissenschaft ist bei 40 O/O der Fälle die<br />
Nachwuchseinstellung auch von der Umsatzentwicklung <strong>und</strong><br />
den Auftragseingängen abhängig gemacht worden.<br />
5<br />
-
- Zum Rückgang der Ausbildungsstellen hat in manchen<br />
Fällen auch die Unsicherheit über die weitere Enîwidtlung<br />
des beruflichen Ausblldungswesens beigetragen. Die ge-<br />
plante Neuordnung der beruflichen Bildung durch ein neues<br />
Berufsbildungsgesetz ist Ihnen bekannt. In diesem Zusam-<br />
menhang möchte ich darauf hinweisen, daß es vereinzelt<br />
auch Betriebe gibt, die sich abwartend verhalten, weil sie<br />
Öffentliche Mittel zur Finanzierung der laufenden Kosten<br />
der Berufsausbildung erwarten.<br />
- Manche Betriebe begründen ihre Zurückhaltung zur Aus-<br />
bildung auch damit, daß in den letzten Jahren die Leistungs-<br />
bereitschaft der Jugendlichen geringer geworden sei <strong>und</strong><br />
ihre schulische Vorbildung den erhöhten Anforderungen<br />
einer modernen Berufsausbildung vielfach nicht genüge.<br />
- Berichtet wird auch von Schwierigkeiten in der betrieb-<br />
lichen Praxis, die durch die Berufsgrdndbildungsjahr- <strong>und</strong><br />
Berufsfachschul-Anrechnungsverordnung auftreten, da die<br />
Rahmenlehrpläne der Länder <strong>und</strong> die Ausbildungsordnun-<br />
gen des B<strong>und</strong>es nicht genügend aufeinander abgestimmt<br />
sind. Beobachtet wurden auch Fälle, bei denen Bewerber<br />
den Betrieben einen Besuch des Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahres<br />
oder der Berufsfachschule verschwiegen oder aber die Bil-<br />
dungsgänge voneitig abgebrochen haben, um ihre Ein-<br />
stellungschance nicht zu verschlechtern.<br />
Meine Damen <strong>und</strong> Herren! Ich glaube, Sie erkennen schon<br />
an der Aufzählung dieser wenigen Gründe, wie vielschichtig<br />
sich die Entwicklung am Ausbildungsstellenmarkt darstellt.<br />
Die Freiwilligkeit der Inanspruchnahme der Dienste der Bun-<br />
desanstalt für Arbeit <strong>und</strong> die berufliche Entscheidungsfrei-<br />
heit des einzelnen Staatsbürgers, aber auch die nicht exakt<br />
erfaßbare statistische Einheit ,,Ausbildungsstellen", lassen<br />
eine genaue Erfassung sowohl des Gesamtangebotes an<br />
betrieblichen Ausbildungsstellen, wie auch der Zahl der<br />
tatsächlichen Berufsanwärter nur schwer zu. Wir stehen mit<br />
den für die berufliche Bildung verantwortlichen Stellen in<br />
engem Kontakt, um brauchbare Lösungen für entsprechen-<br />
de statistische Erfassungen zu finden.<br />
Das Ansteigen der Zahl der Bewerber an Ausbildungs-<br />
stellen ist dagegen statistisch einwandfrei belegbar. Die<br />
Erhöhung ist schon dadurch bedingt, da6 das Interesse an<br />
einer Berufsausbildung gegenüber einer un- bzw. ange-<br />
lernten Erwerbstätigkeit bei Schulabgängern zugenommen<br />
hat. Dazu kommt, daß in einigen B<strong>und</strong>esländern - Nieder-<br />
Sachsen, Hamburg, Berlin <strong>und</strong> Bayern - schon in diesem<br />
Jahr die Zahl der Schulabgänger angestiegen ist. Ab 1977<br />
müssen wir für einige Jahre insgesamt mit stärkeren Schul-<br />
entlaßjahrgängen rechnen.<br />
Beruísanwärter durch jene Jugendlichen vergrö6ert wird,<br />
die im vorhergehenden Jahr aufgr<strong>und</strong> einer erfolglosen<br />
Suche nach einer Ausbildungsstelle Überbrückende Bll-<br />
dungsmaûnahmen, insbesondere berufsvorbereitende Lehr-<br />
gänge besucht haben <strong>und</strong> wieder als Bewerber auftreten.<br />
Die Bugwelle der steigenden Nachfrage schieben wir vor<br />
uns her - <strong>und</strong> sie wird zunächst von Jahr ZU Jahr größer.<br />
Um den Oberblick über die derzeitige Lage auf dem Arbeits-<br />
markt der Jugendlichen zu vervollständigen, lassen Sie<br />
mich noch einige Hinweise zur sog. Jugendarbeitslosigkeit<br />
geben.<br />
Bei den Arbeitsämtern waren Ende September 1975 115.800<br />
Personen unter 20 Jahren - 113 O/O aller Arbeitslosen -<br />
arbeitslos gemeldet. Die altersspezifische Arbeitslosenquote,<br />
die im Januar 1975 mit 6 O/O noch überdurchschnittlich<br />
hoch war, hatte sich bis Mai 1975 der durchschnittlichen<br />
Arbeitslosenquote (4,4 O/o) angeglichen, sie beträgt Ende<br />
September 1975 5,8 O/o. Diese Tatsache dari nicht darüber<br />
hinwegtäuschen, daß gerade Jugendliche bei hoher Arbeitslosigkeit<br />
in einer besonders schwierigen Arbeitsmarktsituation<br />
sind. Diese Aussage wird deutlich, wenn wir berücksichtigen,<br />
da6<br />
- über '/3 der Arbeitslosen unter 20 Jahren weder einen<br />
Hauptschulabschluû noch einen berufsbildenden Abschluß<br />
hat <strong>und</strong><br />
- rd. 70 O/o keine abgeschlossene Berufsausbildung besitzen.<br />
Der größte Teil der Arbeitslosen dieser beiden Gruppen<br />
gehört zu den Personenkreisen der lernschwachen bzw. der<br />
benachteiligten Jugendlichen. Dabei ist aufschlußreich, da6<br />
von den 86.000 Arbeitslosen unter 20 Jahren Ende Mai 1975<br />
etwa 65 O/o eine Tätigkeit als An- <strong>und</strong> Ungelernte suchten<br />
<strong>und</strong> damit an einer Berufsausbildung nicht interessiert waren.<br />
Lediglich 6.500 Jugendliche, 7,6 O/O der Arbeitslosen<br />
ihrer Altersstufe waren auch deshalb arbeitslos gemeldet,<br />
weil sie keine ihren Fähigkeiten <strong>und</strong> Interessen enisprechende<br />
betriebliche Ausbildungsstelle gef<strong>und</strong>en hatten. Die<br />
entsprechende Auswertung bis Ende September 1975 wird<br />
z. Z. vorgenommen.<br />
Selbst wenn man berücksichtigt, daß sich nicht alle erfolglosen<br />
Bewerber um Ausbildungsstellen arbeitslos melden,<br />
zeigen diese Zahlen doch, daß die gegenwärtige Arbeitslosigkeit<br />
der Jugendlichen nur zu einem kleinen Teil auf einen<br />
Mangel an Berufsausbildungsstellen zurückzuführen<br />
ist. Die Zahl der bei den Arbeitsämtern arbeitslos gemeldeten<br />
Jugendlichen erklärt sich vielmehr aus der allgemei-<br />
Die Zahl der zur Schulentlassung kommenden Hauptschüler<br />
nen Arbeitslosigkeit, die seit Beninn des Jahres über der<br />
Millionengrenze- liegt <strong>und</strong> haupts&hlich konjunkturell, teil<strong>und</strong><br />
Schüler mit mittlerem Bildungsabschluß steigt von 1977<br />
bis 1979 Von 687.000 auf 77'3.000. Die Höchstzahl bei den<br />
Abiturienten wird im Jahre 1982 erwartet.<br />
weise aber auch strukturell bedingt - ist.<br />
~i~ von ,ir in gro~en zugen dargestellte Arbeitsmarktsituation<br />
ist für die Arbeitsämter Anlaß zu verstärkten Akti-<br />
Wenn es uns nicht gelingt, das Ausbildungsangebot nen- vitaten. Da die Förderung lernschwacher <strong>und</strong> benachteiligter<br />
nenswert zu erhöhen, sind zunehmend größere Schwierig- junger Menschen durch Berufsvorbereitung <strong>und</strong> Vermittkeiten<br />
bei der beruflichen Eingliederung unserer Jugend- lung vorrangig Aufgabe der Berufsberatung der Arbeitslichen<br />
nicht auszuschließen. Dazu kommt, daß die Zahl der ämter ist, möchte ich mich bei meiner Darstellung auf die-<br />
6
sen Funktionsbereich konzentrieren. Ebenso wie auch an-<br />
dere soziale Beratungsdienste verstehen wir uns von der<br />
Berufsberatung als eine unabhängige Einrichtung der Öf-<br />
fentlichen Daseinsvorsorge, die bei freiwilliger Inanspruch-<br />
nahme jede Bevorm<strong>und</strong>ung <strong>und</strong> Lenkung ausschließt <strong>und</strong><br />
unentgeltlich sowohl allgemeine wie individuelle Hilfen zur<br />
Selbsthilfe anbietet.<br />
Die Berufsberatung wendet sich vor allem an Jugendliche<br />
<strong>und</strong> deren Eltern. Sie erteilt Rat <strong>und</strong> Auskunft in Fragen<br />
der Berufswahl <strong>und</strong> berät darüber hinaus Ratsuchende in<br />
Fragen ihrer schulischen Bildung, soweit diese für ihre Be-<br />
rufswahl <strong>und</strong> ihre berufliche Entwicklung von Bedeutung<br />
sind. Um diesen Aufgaben gerecht werden zu können, bietet<br />
die Berufsberatung allen Interessierten, den verschieden-<br />
sten Personengruppen <strong>und</strong> der gesamten Offentlichkeit ihre<br />
Dienste <strong>und</strong> Leistungen an. Diese umfassen insbesondere<br />
- in Wort, Schrift <strong>und</strong> Bild die wesentlichen Informationen<br />
aus den Bereichen der Bildung, der Berufe <strong>und</strong> des Ar-<br />
beitslebens;<br />
- eine individuelle Beratung zur Planung von mehrstufigen,<br />
alternativen Bildungs- <strong>und</strong> Berufswegen;<br />
- die Vermittlung betrieblicher <strong>und</strong> den Nachweis schu-<br />
lischer Berufsausbildungsstätten;<br />
- die Förderung der betrieblichen <strong>und</strong> überbetrieblichen<br />
Berufsausbildung durch Beihilfen unter rechtlich festge<br />
setzten Voraussetzungen.<br />
Es ist selbstverständlich, da6 wir uns bemühen, bei der Be-<br />
rufsberatung besonderer Personenkreise den jeweiligen<br />
Bedürfnissen durch spezielle Methoden <strong>und</strong> Maßnahmen<br />
gerecht zu werden. Im Rahmen der Berufsorientierung in-<br />
formieren <strong>und</strong> orientieren wir zur Vorbereitung einer fun-<br />
dierten Berufswahl Über die jeweils zugänglichen oder an-<br />
zustrebenden Ausbildungs- <strong>und</strong> Berufsmöglichkeiten, aber<br />
auch Über die, die Ausbildungs- <strong>und</strong> Berufswahl beeinflus-<br />
senden wesentlichen Faktoren, über die Strukturmerkmale<br />
der Berufe, Über Wege <strong>und</strong> Förderungsmöglichkeiten der<br />
beruflichen Bildung sowie Über Trends <strong>und</strong> Chancen des<br />
Arbeitsmarktes <strong>und</strong> des Beschäftigungssystems. Um den<br />
lernschwachen <strong>und</strong> benachteiligten Jugendlichen einen Ein-<br />
blick in die Zusammenhänge von Berufswahl, Berufsaus-<br />
Übung <strong>und</strong> der daraus resultierenden sozialen Stellung zu<br />
geben sowie ihr Verständnis für diese Oberlegungen zu<br />
wecken, haben wir eigene Medien <strong>und</strong> Maßnahmen entwik-<br />
kelt. Für diese Zielgruppe wurde von uns das besondere<br />
Arbeits- <strong>und</strong> Leseheft ,,Auf dem Wege zum Beruf" als Un-<br />
terrichtshilfe bei der Arbeitslehre sowie die Broschüre ,,Mehr<br />
wissen, Informationen für Eltern behinderter Jugendlicher"<br />
herausgegeben. Zur Zeit entwickeln wir ein Modell, das eine<br />
Qualifizierung der Unterrichtsgespräche des Berufsberaters<br />
in den Sonderschulen für Lernbehinderte unter Auswertung<br />
wissenschaftlicher Erkenntnisse zum Ziele hat.<br />
In der beruflichen Einzelberatung wird dem Ratsuchenden<br />
Gelegenheit geboten, mit dem Berufsberater seine eigene<br />
Berufsentscheidung zu erörtern. In diesem Beratungsge-<br />
sprach werden die persönlichen Voraussetzungen <strong>und</strong> Er-<br />
wartungen geklärt <strong>und</strong> unter Einbeziehung weitreichender<br />
beruflicher Entwicklungsperspektiven auf die vorhandenen<br />
Ausbildungcmõglichkeiten bezogen. Da es lernschwachen<br />
<strong>und</strong> benachteiligten jungen Menschen häufig an eigenen<br />
Initiativen, das Beratungsangebot zu nutzen, fehlt, hält die<br />
Berufsberatung in diesen Fällen besonders engen Kontakt<br />
zu den Lehrern an den Sonderschulen. Dies ist auch häufig<br />
deshalb unerläßlich, weil in vielen Fällen gerade diese Ju-<br />
gendlichen keine Hilfe durch ihre Eltern erfahren. Dabei<br />
geht es uns nicht nur darum, das Beratungsangebot zu<br />
intensivieren, es müssen vielmehr zielgruppenspezifische<br />
Beratungsmethoden angewandt werden. Die für Behinderte<br />
generell vorgesehene besonders systematische diagno-<br />
stische Beratungsphase wird meist durch ärztliche <strong>und</strong> psy-<br />
chologische Untersuchungen zusätzlich untermauert. Auch -_<br />
für diesen Personenkreis gilt dabei der Gr<strong>und</strong>satz der Frei-<br />
willigkeit der Inanspruchnahme der Berufsberatung.<br />
Die Ausbildungsvermittlung. d. h. alle Bemühungen um<br />
Vermittlung beruflicher Ausbildungsstellen, ist eine eigenständige<br />
Hilfe zur Realisierung von getroffenen Berufsent-<br />
Scheidungen. Bei dieser Vermittlungstätigkeit, die auf das<br />
Zustandekommen beruflicher Ausbildungsverhältnisse gerichtet<br />
ist, hat die Berufsberatung besonders darauf zu a&,ten,<br />
daß geeignete Ratsucher nur in fachlich, ges<strong>und</strong>heitlich<br />
<strong>und</strong> erzieherisch einwandfreie Ausbildungsstellen gelangen.<br />
Bei der Beurteilung der Ausbildungsqualität legt<br />
die Berufsberatung die gutachtliche Stellungnahme der<br />
nach dem Berufsbildungsgesetz zuständigen Stelle zugr<strong>und</strong>e.<br />
Die vielfältigen Schwierigkeiten, die sich bei der Beachtung<br />
der Vermittlungsgr<strong>und</strong>sätze für die Unterbringung<br />
lernschwacher <strong>und</strong> benachteiligter Jugendlicher ergeben<br />
können, sind offensichtlich. Bevor ich dazu eingehender<br />
Stellung nehme, darf ich einen kurzen Hinweis auf die finanzielle<br />
Förderung der betrieblichen Berufsausbildung<br />
durch die Gewährung von Berufsausbildungsbeihilfen geben.<br />
Mit ihr soll im Einzelfalle die Realisierung einer Se-,-.<br />
troffenen Berufsentscheidung unterstützt <strong>und</strong> ermöglich'<br />
werden. Der Haushaltsansatz dafür beträgt z. 2. Ca. 300<br />
Millionen DM. Berufsausbildungsbeihilfe können Jugendliche<br />
auch unabhängig von der Inanspruchnahme der beruflichen<br />
Einzelberatung <strong>und</strong> der Ausbildungsvermittlung erhalten.<br />
Sie wird auf Antrag für eine betriebliche oder überbetriebliche<br />
Ausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf<br />
gewährt, soweit die dafür erforderlichen Bedingungen<br />
vorliegen. Das vom Deutschen B<strong>und</strong>estag verabschiedete<br />
Haushaltsstrukturgesetz bringt gegenüber der bisherigen<br />
Praxis einige Xnderungen. Ich darf die geänderte Fassung<br />
des § 40 AFG im Wortlaut zitieren:<br />
,,Die B<strong>und</strong>esanstalt gewährt Auszubildenden Berufsausbildungsbeihilfen<br />
für eine berufliche Ausbildung in Betrieben<br />
oder überbetrieblichen Ausbildungsstätten sowie für<br />
die Teilnahme an Gr<strong>und</strong>ausbildungs- <strong>und</strong> Förderungslehrgängen<br />
u. a. berufsvorbereitenden Maßnahmen, soweit<br />
ihnen die hierfür erforderlichen Mittel anderweitig nicht<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Für die Teilnehmer an berufsvorbereitenden Maßnahmen<br />
kann die B<strong>und</strong>esanstalt die Lehrgangsgebühren ohne An-<br />
7
echnung von Einkommen übernehmen. Die Berufsausbil-<br />
dungsbeihilfen werden als Zuschüsse oder Darlehen ge-<br />
währt."<br />
Nach Inkrafttreten des Haushaltsstrukturgesetzes wird die<br />
elternunabhängige Förderung für Verheiratete <strong>und</strong> für Per-<br />
sonen über 21 Jahren entfallen. Die endgültige Regelung<br />
wird demnächst vom Verwaltungsrat der B<strong>und</strong>esanstalt für<br />
Arbeit beraten.<br />
Berufsvorbereitung <strong>und</strong> berufliche Eingliederung lernschwa-<br />
cher <strong>und</strong> benachteiligter junger Schulabgänger stehen in<br />
einem engen inneren Zusammenhang. Sind diese jungen<br />
Menschen nicht genügend qualifiziert ,,berufs-vorbereitet",<br />
so sind ihre Chancen für eine befriedigende berufliche Ein-<br />
gliederung stark gemindert. Dies gilt voi allem für Sonder-<br />
Schüler, aber auch für Hauptschüler ohne Hauptschulab-<br />
schluß, da die Betriebe wenig Bereitschaft zeigen, leistungs-<br />
schwache Jugendliche einzustellen, solange geeignetere<br />
Bewerber zur Verfügung stehen. Das verknappte Angebot<br />
erlaubt vielen Betrieben in zahlreichen Gebieten <strong>und</strong> Be-<br />
rufen, höhere Anforderungen an die künftigen Nachwuchs-<br />
kräfte zu stellen. Daraus resultiert ein deutlicher Druck der<br />
höheren Qualifikation auf die jeweils niedrigeren: Abiturien-<br />
ten drängen in herkömmliche Realschülerberufe, Realschü-<br />
ler in herkömmliche Hauptschülerberufe, Hauptschüler wei-<br />
chen aus auf herkömmliche Berufe für weniger Begabte.<br />
Da in diesen Bereichen das Angebot zu Ende geht, kommen<br />
Abgänger aus Sonderschulen nicht in wünschenswertem<br />
Umfange zu angemessenen Berufsausbildungsstellen. Es<br />
gibt natürlich Ausnahmen von diesem Domino-Effekt.<br />
Vereinzelt verzichten Unternehmen auf höhere Qualifika-<br />
tionen <strong>und</strong> stellen beispielweise leistungsschwächere Haupt-<br />
Schüler ein, die ihnen später leichter erhalten bleiben. Wer<br />
die Gesamtzusammenhänge am Arbeitsmarkt überschaut<br />
<strong>und</strong> gewohnt ist, auch längerfristig zu denken, kann trotz<br />
aller Schwierigkeiten der augenblicklichen Arbeitsmarkt-<br />
;ituation nur zustimmen, wenn ich sage: wir müssen aile<br />
Bemühungen um eine berufliche Eingliederung der lei-<br />
stungsschwächeren Personenkreise nach wie vor auf eine<br />
berufliche Ausbildung richten, weil nur sie eine Gr<strong>und</strong>lage<br />
für eine dauerhafte Eingliederung auf dem allgemeinen<br />
Arbeitsmarkt bildet.<br />
Eine berufliche Ausbildung kann wesentlich dazu beitragen, arbeitet werden.<br />
die körperliche <strong>und</strong> seelische Verfassung sowie die Ein-<br />
stellung zum Leben <strong>und</strong> zur Gesellschaft verbessern. Auch<br />
diese Jugendlichen, die aufgr<strong>und</strong> ihrer Leistungsschwäche<br />
bei der Suche nach einer beruflichen Ausbildung zunäctist<br />
erfolglos bleiben, haben einen individuellen <strong>und</strong> sozialen<br />
Anspruch auf eine möglichst umfassende, vielseitige <strong>und</strong><br />
gr<strong>und</strong>legende berufliche Ausbildung für einen künftigen Be-<br />
ruf oder Arbeitsplatz. Diese Ausbildung muß eine qualifi-<br />
zierte Leistung in einem möglichst breiten Bereich ver-<br />
wandter Beschäftigungen ermöglichen. Je besser <strong>und</strong> je<br />
sorgfältiger diese Ausbildung war, um so wahrscheinlicher<br />
ist die Anpassungsfähigkeit <strong>und</strong> die Krisenfestigkeit dieser<br />
Jugendlichen. Dabei müssen Ausbildungsgänge für Berufs-<br />
bzw. Tätigkeitsbereiche ausgewählt werden, die auch die-<br />
8<br />
Sem Personenkreis Aussicht auf dauerhafte Beschäftigung<br />
bieten <strong>und</strong> denen der einzelne Jugendliche voraussichtlich<br />
auf Dauer gewachsen sein wird. Je chancenarmer die aus-<br />
gewählten Berufe, um so geringer sind die Aussichten, da8<br />
diese Jugendlichen sich in der Konkurrenz behaupten kön-<br />
nen <strong>und</strong> desto größer ist die Gefahr, daß sie beruflich ab-<br />
sinken <strong>und</strong> ihren Arbeitsplatz verlieren.<br />
Bei dem Bemühen, möglichst vielen Jugendlichen eine<br />
ihnen angemessene berufliche Ausbildung oder überhaupt<br />
eine Eingliederung auf dem Arbeitsmarkt zu ermöglichen,<br />
haben berufsvorbereitende Maßnahmen eine hervorragende<br />
Bedeutung erlangt. Dies gilt in besonderer Weise für lern-<br />
schwache <strong>und</strong> benachteiligte junge Menschen. Die Berufs-<br />
ausbildung von Schwerbehinderten soll künftig verstärkt in<br />
Berufsbildungswerken durchgeführt werden, deren Aus-<br />
bildungsmöglichkeiten jedoch wegen der noch zu geringen<br />
Platzzahl in absehbarer Zeit nur für einen kleinen Kreis<br />
ausreichen. Wir rechnen mit einem Gesamtbedarí von<br />
20.000 Plätzen, von denen z. Z. etwa 6.000 vorhanden sind.<br />
Die mit Mitteln der B<strong>und</strong>esanstalt finanzierten <strong>und</strong> unter<br />
verschiedener Trägerschaft durchgeführten berufsvorberei-<br />
tenden Maßnahmen beschränken sich heute nicht nur auf<br />
die Berufsvorbereitung noch nicht ausbildungs- oder be-<br />
rufsreifer Jugendlicher, sondern erstrecken sich auch auf<br />
Gr<strong>und</strong>ausbildungslehrgänge für solche Jugendliche, die<br />
durch die gegenwärtige Wirtschaftslage arbeitslos gewor-<br />
den sind.<br />
Die wichtigsten berufsvorbereitenden Maßnahmen, die für<br />
lernschwache <strong>und</strong> benachteiligte junge Menschen in Betracht<br />
kommen sind:<br />
- Gr<strong>und</strong>ausbildungslehrgänge für Schulentlassene, die entweder<br />
eine angestrebte Berufsausbildung wegen Mangel<br />
an geeigneten Ausbildungsstellen nicht aufnehmen können<br />
oder deren Bewerbungen um Ausbildungsstellen ihrer schulischen<br />
Leistungen wegen aussichtslos sind; diese Lehrgänge<br />
bereiten vor auf die betriebspraktischen Anforde<br />
rungen an Auszubildende bzw. an Arbeitnehmer. Sie vermitteln<br />
gleichzeitig praktische <strong>und</strong> theoretische Gr<strong>und</strong>kenntnisse<br />
<strong>und</strong> -fertigkeiten in mehreren Berufen eines Berufsbereiches<br />
oder aus solchen Berufen, in denen auf dem<br />
Örtlichen Arbeitsmarkt Üblicherweise Arbeitskräfte einae-<br />
- Gr<strong>und</strong>ausbildungslehrgänge für arbeitslose Jugendliche,<br />
für die - unabhängig von den dafür maßgeblichen Grün-<br />
den - eine Berufsausbildung nicht in Betracht kommt. In<br />
diesen Lehrgängen werden berufspraktische Fertigkeiten<br />
vermittelt <strong>und</strong> Kenntnisse Über Arbeitsverhalten, Arbeits-<br />
schutz <strong>und</strong> Arbeitssicherheit u. ä. erworben.<br />
- Förderungslehrgänge für noch nicht berufsreife Schul-<br />
entlassene, die von ihrer Begabung her fähig wären, eine<br />
Berufsausbildung aufzunehmen, jedoch Starthilfen bedür-<br />
fen, weil sie wegen vorübergehender Entwicklungsschwie-<br />
rigkeiten im physischen oder psychischen Bereich der B e<br />
lastung einer Berufsausbildung noch nicht gewachsen sind.<br />
Dazu zählen auch Abgänger aus Sonderschulen für Lernbe-<br />
-
hinderte oder vergleichbare Abgänger aus Hauptschulen,<br />
die wegen ihrer in einer nicht nur vorübergehenden Behin-<br />
derung begründeten Lernschwierigkeiten der besonderen<br />
Hilfe des Förderungslehrganges bedürfen. Förderungslehr-<br />
gänge dienen der Vorbereitung auf die betriebliche Ausbil-<br />
dung in einem anerkannten Ausbildungsberuf. Nach unserer<br />
Auffassung wäre zu begrüßen, wenn die zuständigen Stellen<br />
die Möglichkeit zur Regelung besonderer Ausbildungsgänge<br />
für Behinderte (0 48 Berufsbildungsgesetz bzw. 5 42 b HWO)<br />
stärker nutzen würden.<br />
- Lehrgänge zur Verbesserung der Eingliederungsmög-<br />
lichkeiten für noch nicht Berufsreife, die für eine Ausbildung<br />
in einem anerkannten Ausbildungsberuf mit Sicherheit nicht<br />
in Betracht kommen, aber gerade wegen ihrer Behinderung<br />
der besonderen Hilfe des Lehrganges bedürfen, damit ihnen<br />
eine Eingliederung auf dem betreffenden Arbeitsmarkt er-<br />
möglicht wird. Zweck dieses Lehrganges ist die Vorberei-<br />
tung auf eine Arbeitnehmertätigkeit auf dem freien Arbeits-<br />
markt oder auf dem besonderen Arbeitsmarkt ,,Werkstatt<br />
für Behinderte".<br />
Die Kapazität der durch die B<strong>und</strong>esanstalt geförderten be-<br />
rufsvorbereitenden Maßnahmen haben wir in den letzten<br />
Jahren erheblich ausgeweitet. Während noch im Berichts-<br />
jahr 1972/73 insgesamt 9.600 Teilnehmer in 348 Maßnahmen<br />
unterrichtet wurden, besuchten am 1. November 1975 r<strong>und</strong><br />
25.400 Teilnehmer insgesamt 819 berufsvorbereitende Maß-<br />
nahmen.<br />
Im einzelnen waren nach dem Stand Anfang November 1975<br />
4.900 Teilnehmer in 240 Gr<strong>und</strong>ausbildungslehrgängen<br />
12.700 Teilnehmer in 314 Förderungslehrgängen<br />
7.800 Teilnehmer in 265 Lehrgängen zur Verbesserung der<br />
Eingliederungsmöglich keiten.<br />
Alle diese Teilnehmer erhalten aus Mitteln der B<strong>und</strong>esan-<br />
stalt Berufsausbildungsbeihilfen oder finanzielle Hilfen im<br />
Rahmen der Fortbildung <strong>und</strong> Umschulung. Nach Inkraft-<br />
treten des Haushaltsstrukturgesetzes entfällt die Förderung<br />
aus Mitteln der beruflichen Fortbildung oder Umschulung,<br />
da dann in der Regel für diese Förderungsart eine &jährige<br />
bzw. bei Lehrgängen bis zu 6 Monaten eine 4-jährige be-<br />
rufliche Praxis erforderlich wird.<br />
Pro Teilnehmer <strong>und</strong> Maßnahme wendet die B<strong>und</strong>esanstalt<br />
durchschnittlich 10.000 bis 11.000 DM auf. Bei einer Teilnehmerzahl<br />
von rd. 26.000 Personen ergibt das einen Finanzbedarf<br />
von rd. 270 Mio DM. Allein diese Größenordnung<br />
demonstriert sinnfällig, welchen Stetlenwert die B<strong>und</strong>esanstalt<br />
für Arbeit den berufsvorbereitenden Maßnahmen<br />
beimißt.<br />
In diesem Zusammenhang möchte ich ausdrücklich feststellen,<br />
daß die B<strong>und</strong>esanstalt - für eine große Gruppe der<br />
Teilnehmer an berufsvorbereitenden Maßnahmen - eine<br />
Art ,,OberbrÜckungsfunktion" Übernommen hat. Damit leisten<br />
wir einen Beitrag zur Oberwindung der schwierigen<br />
Situation hier <strong>und</strong> heute. Diese Funktion kann von uns nur<br />
wahrgenommen werden, solange die Schule noch nicht in<br />
der Lage ist, alle Jugendlichen ihrem Bildungsauítrag ent-<br />
sprechend darauf ausreichend vorzubereiten, den Anforde-<br />
rungen des Arbeits- <strong>und</strong> Berufslebens gerecht zu werden.<br />
Alle Maßnahmen der Schulverwaltungen, die diesem Ziele<br />
dienen, müssen deshalb auch nach unserer Ansicht abso-<br />
luten Vorrang vor jenen Maßnahmen haben, die von der<br />
B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit finanziert werden. Aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong>e versteht sich von selbst, daß bei der inhaltlichen<br />
Gestaltung der verschiedenen Arten von Lehrgängen klare<br />
curriculare Abgrenzungen gewahrt bleiben müssen.<br />
In gleicher Weise müssen wir darauf achten, daß der be-<br />
rufsvorbereitende Charakter eindeutig dominiert <strong>und</strong> nicht<br />
schon Berufsausbildung vorweggenommen wird. Diese Ein-<br />
schränkung, oder besser gesagt ,,GrenzZiehung", gilt so-<br />
wohl hinsichtlich der betrieblichen Berufsausbildung, als<br />
auch der Berufsgr<strong>und</strong>bildung, wie sie im Berufsgr<strong>und</strong>bil-<br />
dungsjahr bzw. Berufsgr<strong>und</strong>schuljahr vermittelt werden soll.<br />
Wir können <strong>und</strong> dürfen im Rahmen der Berufsvorbereitung<br />
weder die Berufsausbildung noch das Berufsgr<strong>und</strong>bildungs-<br />
jahr bzw. Berufsgr<strong>und</strong>schuljahr - auch nicht indirekt - fi-<br />
nanzieren. Ebenso ist es gr<strong>und</strong>sätzlich nicht unsere Auf-<br />
gabe, Kosten der Allgemeinbildung, wie z. B. das Nach-<br />
holen eines Hauptschulabschlusses im Rahmen berufsvor-<br />
bereitender Maßnahmen aufzubringen.<br />
Die B<strong>und</strong>esanstalt beobachtet sehr genau Ursache <strong>und</strong> Wir-<br />
kung am Arbeitsmarkt. Wir wissen auch, da6 es keine Wun-<br />
derwaffen gibt, um schwierige Situationen kurzfristig än-<br />
dern zu können. Auch die von uns bereits bisher ergriffenen<br />
<strong>und</strong> geplanten weiteren Maßnahmen zur Verbesserung der<br />
Lage auf dem Ausbildungsstellenmarkt <strong>und</strong> zum Abbau der<br />
Jugendarbeitslosigkeit können nur eine begrenzte Wirkung<br />
haben. Sie allein vermögen die derzeitige Situation nicht<br />
gr<strong>und</strong>legend zu bessern. Eine solche radikale Xnderung<br />
wäre nur denkbar, wenn die von mir eingangs erwähnten<br />
Gründe wie z. B. derzeitige Entwicklung am Arbeitsmarkt,<br />
Zurückhaltung der Ausbildungsbetriebe beim Einstellen von-<br />
Nachwuchskräften, gegenstandslos würden. Da in diesen<br />
Bereich der Konjunktur nur mit einer allmählichen Verän-<br />
derung zu rechnen ist, hat auf meine Veranlassung hin eine<br />
Arbeitsgruppe der B<strong>und</strong>esanstalt schon zu Beginn des Jah-<br />
res eine Reihe konkreter Vorschläge erarbeitet, mit denen<br />
eine schrittweise Verbesserung der Lage auf dem Ausbil-<br />
dungsstellenmarkt <strong>und</strong> bei der Jugendarbeitslosigkeit er-<br />
zielt werden sollten. Wir haben die entsprechenden Empfeh-<br />
lungen den zuständigen Ministerien des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der<br />
Länder sowie allen sonst interessierten Organisationen zu-<br />
geleitet.<br />
Zu diesen Vorschlägen gehören z. B. auch die Entwicklung<br />
von Modellausbildungsordnungen für leistungsschwache<br />
Ausbildungsbewerber, die den mehr praktisch <strong>und</strong> weniger<br />
theoretisch Begabten besser Rechnung tragen sollen. Zahl-<br />
reiche dieser Vorschläge bilden zwar nur so etwas wie den<br />
vielzitierten ,,Tropfen auf den heißen Stein". Die Summe<br />
aller Aktivitäten - <strong>und</strong> darunter verstehe ich auch verstärkte<br />
Beiträge der Länder - vermag nach unserer Auffassung<br />
die Entwicklung erheblich zu beeinflussen. Als gezielte<br />
MaBnahmen der Schulverwaltungen kämen z. B. in Betracht:<br />
9
- das Angebot eines freiwilligen 10. Schuljahres zur Ober-<br />
brückung bei akutem Ausbildungsstellenmangel zu ver-<br />
stärken, um die Gefahr der Arbeitslosigkeit für Hauptschüler<br />
zu verringern;<br />
- das Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr/Berufsgr<strong>und</strong>schuljahr, auch<br />
in Sonderform für Lernbehinderte, über das Modellstadium<br />
hinaus zügig auszubauen;<br />
- das Angebot zum Nachholen des Hauptschulabschlusses<br />
in für diesen Personenkreis geeigneten Formen zu verbrei-<br />
tern:<br />
- die Kapazität des berufsbildenden Schulwesens, insbe-<br />
sondere der Berufsfachschulen, voll auszuschöpfen <strong>und</strong> aus-<br />
zuweiten - einschließlich des Angebots neuer Ausbildungs-<br />
qänge;<br />
- für Kinder ausländischer Arbeitnehmer zur sinnvollen<br />
Nutzung in einer Zeit der Nichtbeschäftigung deutsche<br />
Sprachkurse einzurichten, damit auch die Vorbereitung auf<br />
eine Berufsausbildung erleichtert werden könnte.<br />
In verschiedenen B<strong>und</strong>esländern sind inzwischen erfreu-<br />
licherweise vielfältige Bildungsmaßnahmen, die in unserem<br />
Vorschlag enthalten waren, angelaufen. Ich möchte jedoch<br />
nicht verhehlen, da6 nach Berichten aus nahezu allen Teilen<br />
der B<strong>und</strong>esrepublik bei den für den Besuch dieser Maß-<br />
nahmen in Betracht kommenden Personengruppen nicht<br />
selten der notwendige Bildungswille fehlt, so daß Bildungs-<br />
maßnahmen dieser oder ähnlicher Art nur ein relativ be-<br />
scheidenes Interesse finden. Diese Feststellung gilt leider<br />
auch für bereits arbeitslos gewordene Jugendliche.<br />
Meine Damen <strong>und</strong> Herren! Es hieße ,,Eulen nach Athen tra-<br />
gen“, wenn ich ausgerechnet bei Ihnen nun die vielfältigen<br />
Bemühungen jener Gemeinschaften engagierter Frauen <strong>und</strong><br />
Manner im Detail aufführen wollte, deren Vertreter Sie,<br />
meine verehrten Zuhörerinnen <strong>und</strong> Zuhörer, sind. Wir von<br />
ier B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit wissen sehr wohl, da6 der<br />
Jugendhilfe bei der Lösung der angesprochenen Probleme<br />
eine wichtige, ja eine entscheidende Rolle zukommt. Was<br />
nutzen denn die ausgeklügelsten Programme, die besten<br />
Absichten, wenn sie von der Jugend nicht angenommen<br />
werden. Ich wünsche mir deshalb, daß Sie auch weiterhin<br />
das tun, was sie durch Jahrzehnte mit anerkanntem Erfolg<br />
getan haben, nämlich mit flankierenden Maßnahmen helfen,<br />
die Jugendlichen zu motivieren, damit sie von den angebo-<br />
tenen Möglichkeiten Gebrauch machen. Und Sie sollten<br />
auch weiterhin fortfahren, Hemmnisse im häuslichen <strong>und</strong><br />
im gesellschaftlichen Raum, ja in der breiten Uffentlichkeit,<br />
abzubauen.<br />
Die B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Jugendaufbauwerk hat sich<br />
riiit der Vorbereitung, der Organisation, der inhaltlichen Aus-<br />
<strong>und</strong> bedarísangemessen gestreut werden. Es gibt eine Rei-<br />
he von Arbeitsämtern, bei denen das Problem der Berufs-<br />
Vorbereitung <strong>und</strong> Ausbildungsstellenvermittlung für Jugend-<br />
liche aus dem Personenkreis der Minderbegabten <strong>und</strong> Min-<br />
derleistungsfähigen ohne zusätzliche Hilfe nicht zu lösen ist.<br />
In diesen Fällen sind Förderungslehrgänge <strong>und</strong> Lehrgänge<br />
zur Verbesserung der Eingliederungsmöglichkeiten nahezu<br />
die einzige Möglichkeit, um diesen Jugendlichen doch noch<br />
zu einer angemessenen Berufs- <strong>und</strong> Arbeitsplatzwahl <strong>und</strong><br />
einer anschlie6enden Realisierung am Arbeitsmarkt zu ver-<br />
helfen. So konnten 1973/74 insgesamt 62 O/O der seinerzeit<br />
fast 8.000 Teilnehmer an Förderungslehrgängen soweit ,,be-<br />
rufs-vorbereitet“ werden, daß eine Berufsausbildung mög-<br />
lich wurde. Von den Absolventen der Lehrgänge zur Ver-<br />
besserung der Eingliederungsmöglichkeiten traten 42 O/o<br />
eine Arbeitsstelle an, 19 O/O nahmen eine Berufsausbildung<br />
auf. Diese Zahlen sind ein deutlicher Beweis, daß die be-<br />
rufsvorbereitenden Maßnahmen eine wirksame Hilfe zur<br />
Minderung der Jugendarbeitslosigkeit darstellen.<br />
Auf ein großes Problem muß ich dabei allerdings nachdrück-<br />
lich hinweisen. Wenn wir heute rd. 25.500 Teilnehmer in<br />
berufsvorbereitenden MaBnahmen haben, so wird diese<br />
Gruppe am Ende der Lehrgangsdauer die Zahl der Berufs-<br />
anwärter bzw. der arbeitslosen Jugendlichen zunächst wei-<br />
ter vergrö6ern. Wir können heute noch nicht mit Sicherheit<br />
sagen, wie der zeitliche Aufschub, der durch die Teilnahme<br />
an einer berufsvorbereitenden Maßnahme eintritt, am Aus-<br />
bildungsstellenmarkt bzw. am Arbeitsmarkt abgefangen<br />
werden kann. Die Örtlichen Arbeitsämter sind angewiesen,<br />
dieser Situation besondere Aufmerksamkeit zu widmen <strong>und</strong><br />
geeignete Maßnahmen zur Eingliederung zu planen.<br />
Lassen Sie mich abschließend noch ein Wort des Dankes<br />
sagen. Die B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Jugendaufbauwerk<br />
<strong>und</strong> die ihr angeschlossenen Trägerverbände haben mit<br />
großem Engagement <strong>und</strong> Sachverstand dazu beigetragen, -<br />
ja es in vielen Fällen Überhaupt erst möglich gemacht -,<br />
daß in den zurückliegenden Jahren vielen Tausenden jun-<br />
ger Menschen der Start in eine angemessene Berufsaus-<br />
bildung oder auf einen Arbeitsplatz gelungen ist. Ihre Ar-<br />
beit, meine Damen <strong>und</strong> Herren, ist eng verb<strong>und</strong>en mit der<br />
Geschichte der Entwicklung des Arbeitsmarktes seit 1945<br />
in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. Ich freue mich darüber<br />
hinaus, daß es durch ein vertrauensvolles Zusammenwirken<br />
Ihrer Institution <strong>und</strong> der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit möglich<br />
war, zu einheitlichen Vorstellungen Über die Durchführung<br />
von berufsvorbereitenden Maßnahmen zu kommen. Wir soll-<br />
ten auch hier <strong>und</strong> heute nicht vergessen, zu erwähnen, daß<br />
als Produkt dieser Zusammenarbeit nunmehr Rahmenlehr-<br />
pläne vorliegen, die den Trägern von Maßnahmen als An-<br />
halt dienen können.<br />
gestaltung <strong>und</strong> der Durchfühiung berufsvorbereitender Maß- Ich habe in der Kürze der mir zur Verfügung stehenden<br />
nahmen schon bisher große Verdienste erworben. Die gu- Zeit versucht, Ihnen aus der Sicht der B<strong>und</strong>esanstalt für<br />
lei Erfahrungen mit den berufsvorbereitenden Maßnahmen Arbeit Gedanken ,,zur Förderung lernschwacher <strong>und</strong> be-<br />
e; wtigen uns, ihre Ausweitung im notwendigen Umfange nachteiligter junger Menschen durch Berufsvorbereitung<br />
<strong>und</strong> gezielt zu fördern. Dabei ist es allerdings erforderlich, <strong>und</strong> Vermittlung” vorzutragen. Wenn ich eine Reihe von<br />
daß die Standorte der Maßnahmen noch stärker regional Aspekten nur andeuten konnte, CO hoffe ich doch, daß sicht-<br />
10
ar wurde, welchen Stellenwert die B<strong>und</strong>esanstalt für Ar-<br />
beit gerade dem Personenkreis lernschwacher <strong>und</strong> benach-<br />
teiligter junger Menschen beimißt.<br />
ich sagte eingangs, daß die positive Einstellung der t)ffent-<br />
lichkeit zu den von uns angesprochenen problemen für sich<br />
allein noch kein Anlaß zu einer optimistischen weflung sei.<br />
Ich bin jedoch fest davon überzeugt, daß die Kombination<br />
.positive öffentliche Meinung" <strong>und</strong> ,;gaielte MaBnahmen in<br />
der Zusammenarbeit von Jugendhilfe <strong>und</strong> Arbeitsamt' die<br />
dargestellten Probleme in einem angemessenen Zeitraum<br />
entscheidend abbauen sie können davon ausgehen.<br />
daß die B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit auch in den kommenden<br />
Jahren ihre vielfältigen Beiträge hierzu leistet.<br />
Ich danke Ihnen.<br />
Die Aufgaben der Jugendhilfe <strong>und</strong> Jugendsozlalarbelt bei der Förderung<br />
der beruflichen Bildung lernschwacher <strong>und</strong> benachteiligter Junger Menschen<br />
Dr. Hans Peter Mehl, Freiburg im Breisgau<br />
Zur Legltlmltät des Themas<br />
Wenn der berufsbildungspolitischen Stimme <strong>und</strong> dem ar-<br />
beitsförderungspolitischen Beitrag nun noch eine jugend-<br />
hilfepolitische Perspektive hinzuzufügen ist, so will mir<br />
scheinen, daß dies nicht allein deshalb geschieht, um den<br />
Auftrag zeitgemäBer <strong>und</strong> vorausschauender Jugendhilfe<br />
neu zu befragen <strong>und</strong> möglichenfalls zu formulieren, auch<br />
wenn zunächst kein neues Jugendhilfegesetz in Sicht sein<br />
mag. Es könnte im Blick auf den Kreis der zwischen den An-<br />
geboten des Berufs- <strong>und</strong> Arbeitsmarktes liegenden jugend-<br />
lichen Schicksale vielleicht auch darum gehen zu fragen,<br />
ob das von der Verfassung in Artikel 6 des Gr<strong>und</strong>gesetzes<br />
aufgegebene Wächteramt der staatlichen Gemeinschaft,<br />
über das Wohl des normalen wie des ,,normenabweichen-<br />
den" behinderten, benachteiligten Kindes in der Familie<br />
besorgt zu sein, lediglich als eine öffentliche Beobachtungs-<br />
Pflicht verstanden wird oder ob die Verfassung angesichts<br />
ihrer rechts- <strong>und</strong> sozialpolitischen Garantien für jedermann<br />
- also auch für den lernschwachen <strong>und</strong> sozial benachtei-<br />
ligten Jugendlichen - ebenfalls Ausschau halten Iäßt nach<br />
anderen Mandatsträgern im Rahmen dieser staatlichen<br />
Gemeinschaft <strong>und</strong> unserer Gesellschaft, welche erklärter-<br />
maßen genau im Schnittpunkt zwischen Elternhaus, Schule<br />
<strong>und</strong> Beruf für den jungen Menschen in einer ganz beson-<br />
deren Weise da sind: ich meine die freien <strong>und</strong> Öffentlichen<br />
Träger der Jugendhilfe. Sollen die Gr<strong>und</strong>sätze der freien<br />
persönlichen Entfaltung <strong>und</strong> des Ausgleichs sozialer Un-<br />
terschiede oder soll die Zusage, Beruf, Arbeitsplatz <strong>und</strong><br />
Ausbildungsstätte frei wählen zu können, auch für erst<br />
mündig werdende Bürger gelten - <strong>und</strong> dies tun sie in der<br />
Tat -, dann wird es angesichts der latenten Oberforderung<br />
der Familie <strong>und</strong> der unbarmherzigen Leistungsorientiert-<br />
heit <strong>und</strong> Lehrplanstarre der nicht kindgerechten Schule so-<br />
wie im Blick auf die mehr Privatinteressen befriedigende<br />
Okonomiebedingtheit der Berufswelt noch einen anderen<br />
Wahrer der Interessen <strong>und</strong> Probleme junger Menschen<br />
einfach geben müssen: eben die Träger der Sozialarbeit.<br />
Es wäre allerdings Überheblich (<strong>und</strong> oft erweckt es leider<br />
diesen Anschein, wenn wir uns von der Sozialarbeit her<br />
zu Wort melden), wollte man nicht anerkennen, wie viele<br />
Selbsthilfe <strong>und</strong> Fremdhilfe geschehen, etwa welche Be-<br />
mühungen <strong>und</strong> Entbehrungen Eltern heute auf sich neh-<br />
men, um ihr irgendwie zu kurz gekommenes Kind auf der<br />
Weg zu bringen. Es wäre auch falsch, wollte man nicht fest-<br />
stellen, da6 das breitgefächerte Angebot von bis zu zwölf<br />
Arten von Sonderschulen <strong>und</strong> mehreren Berufsbildern des<br />
Sonderpädagogen Antworten sucht auf die Frage nach dem<br />
Schicksal des behinderten Kindes. Und es wäre unfair,<br />
der Arbeitsverwaltung <strong>und</strong> den Rehabilitationsträgern bzw.<br />
der diesbezüglichen Gesetzgebung des B<strong>und</strong>es vorzuhal-<br />
ten, sie stopften nur widerwillig die lästigen Löcher, die<br />
nicht normale Jugendliche im Ablöseprozeß von Schule<br />
Richtung Arbeitswelt hinterlassen.<br />
Nehmen wir aber doch für die Jugendhilfe in Anspruch<br />
- <strong>und</strong> dies soll die Legitimität meines Themas ausma-<br />
chen -, daß gerade sie ihrem Überzeitlichen Auftrag ge-<br />
mäß immer nach dem Schwachen, dem Zurückgebliebenen,<br />
nach dem Unterentwickelten bzw. Nochnichtentwickelten zu<br />
suchen hat, da6 gerade sie nach dem Verborgenen <strong>und</strong><br />
Verbogenen, nach dem Wartenden <strong>und</strong> Verkümmerten, ja<br />
nach dem, der trotz aller Perfektion noch durch das Netz<br />
der sozialen Sicherung <strong>und</strong> Sicherheit fällt, zu fragen hat -,<br />
aber gleichzeitig <strong>und</strong> mehr denn je darüber hinaus die<br />
tieferen Ursachen erforschen muß, damit Wege gef<strong>und</strong>er -<br />
werden, daß nicht immer wieder neue Störungen, Gefähr-<br />
dungen <strong>und</strong> Deprivationen entstehen. Ja diese offensive<br />
Jugendhilfe muß eben auch unvertretbare gesellschaft-<br />
liche Zustände <strong>und</strong> sozialnegative Lebensfaktoren mitver-<br />
ändern helfen, die immer wieder neu8 Defekte produzieren,<br />
denen dann oft nur mit einem bißchen Notlindern <strong>und</strong><br />
Elendtherapieren reagierend <strong>und</strong> damit unzureichend <strong>und</strong><br />
viel zu spät begegnet wird.<br />
Dieses oft unpopuläre, von weiten Teilen der Gesellschaft<br />
nicht verstandene, weil eben antizyklische Fragen der mo-<br />
dernen Sozialarbeit will <strong>und</strong> dari es einfach nicht wahr-<br />
haben, daß - um es in einem etwas feuilletonistischen Satz<br />
zu sagen - es heute noch immer Kinder gibt, die am Start<br />
des Lebens bereits das Rennen verloren haben1<br />
Darum <strong>und</strong> nur darum geht es, wenn Jugendhilfe zu den<br />
Chancen <strong>und</strong> Grenzen behinderter, benachteiligter junger<br />
Menschen heute etwas zu sagen hat. Stehen wir doch alle<br />
wie gebannt vor den Zahlen:<br />
- in der BRD leben gegenwärtig 6 Millionen körperlich,<br />
geistig- <strong>und</strong> sinnesgeschädigte Menschen,<br />
11<br />
-.-
- jährlich werden 4o.ûûû dieser klassisch Behlnderten neu<br />
hinzugeboren,<br />
- rd. 100.ûûû Jugendliche, nämlich ein Viertel aller Haupt-<br />
Schulabgänger, verlassen pro Jahr nach Beendigung ihrer<br />
Vollzeitschulpflicht die Hauptschule ohne Abschluß,<br />
- 60.000 Jugendliche werden pro Jahr mit verschiedensten<br />
Behinderungsarten aus der Schule entlassen, davon 34.000<br />
unmittelbar aus den Sonderschulen,<br />
- mehr als 300.000 Jungen <strong>und</strong> Mädchen bleiben gegen-<br />
wärtig ohne Ausbildung, wenn man eine nicht unbedenk-<br />
lich hohe Dunkelziffer bzw. versteckte Jugendarbeitslosig-<br />
keit vorsichtig hinzurechnet (etwa 25 O/O aller Jugendarbeits-<br />
losen),<br />
- es gibt Wohnquartiere, etwa in sotialen Brennpunkten<br />
unserer Städte, da besuchen 49 O/O der Kinder die Sonder-<br />
schule bei einem diesbezüglichen städtischen Durchschnitt<br />
von 2 bis 3 O/O, von den ersteren (gleich 100 O/O gesetzt) er-<br />
reichen nur 15 VO den Sonderschulabschluß; die übrigen<br />
51 O/O, die die Hauptschule besuchen, schaffen (wiederum<br />
auf 100 "/O bezogen) nur zu 12 O h den Hauptschulabschluß,<br />
- in hochverdichteten Neubaugebieten stellen unsere Er-<br />
ziehungsberater bis zu 60 O/O verhaltensgestörte, sozial neu-<br />
rotische Kinder, 3 mal so hohe Jugendkriminalität, doppelt<br />
so hohe Eheanfälligkeit <strong>und</strong> 5 mal mehr Selbstmorde bzw.<br />
Selbstmordversuche fest als im Durchschnitt des gesamten<br />
Gemeinwesens oder Siedlungsraumes.<br />
Da kann doch etwas nicht stimmen1 Genau hier setzt das<br />
sozialverantwortete Fragen <strong>und</strong> Analysieren gerade der Ju-<br />
gendhilfe ein; sicherlich <strong>und</strong> gerade auch, um Hilfen zu<br />
entdecken, die sich an die Wurzeln der Symptome wenden<br />
<strong>und</strong> eine dauerhafte Lebenschance aufbauen wollen, die<br />
nicht wieder von diesem negativen Wurzelgeflecht unter<br />
das Maß des Humanen heruntergezogen werden kann.<br />
Das Proprium der Jugendsozialarbeit <strong>und</strong> der spezlflschen<br />
Jugendberufshilfe<br />
Nach dem Kriege hatten wir die Phase der objektiven Ju-<br />
gendberufsnot, dann folgten die Jahre einer mehr subjek-<br />
tiven Jugendberufsnot, <strong>und</strong> heute, will mir scheinen, stehen<br />
wir in dem komplexen Problemfeld einer gleichzeitig ob-<br />
jektiven wie subjektiven Jugendberufsnot. Nur eine solche<br />
Sicht ist die konsequente Beurteilung der heute <strong>und</strong> noch<br />
längere Zeit vorherrschenden nicht nur regionalen, saiso-<br />
nalen oder konjunkturellen, sondern strukturellen <strong>und</strong><br />
gleichzeitig verdeckten Arbeitslosigkeit. Diese potenzierte<br />
Schwierigkeit wiegt die nach 30 Jahren gewonnenen neuen<br />
erziehungs-, bildungs- <strong>und</strong> sozialwiccencchaftlichen wie<br />
praktisch-empirischen Erkenntnisse zum Aufbau von sach-<br />
gerechten Hilfen leider fast wieder auf.<br />
In der Fragestellung nach den Initiativen <strong>und</strong> Aktivitäten<br />
möglicher Jugendhilfe angesichts der ,,grauen Zone" die-<br />
ser sog. benachteiligten Konfliktsjugend dürfte aber un-<br />
bestritten sein: kein Gebiet der heutigen Jugendhilfe weist<br />
eine solche konzeptionelle <strong>und</strong> praktische Affinität zu Be-<br />
12<br />
ruf- <strong>und</strong> Arbeitswelt auf wie die Jugendsozialarbeit oder -<br />
wohl etwas sachgerechter bezeichnet - die sozialpädago-<br />
gische Jugendberufshilfe.<br />
Ihr Proprium, ihre charakteristische Eigenheit beruht doch<br />
darin, da8 sie die berufsbezogene Komponente in ihren<br />
Auftrag der Hilfe zur personalen <strong>und</strong> sozialen Entfaltung<br />
<strong>und</strong> gesellschaftlichen Eingliederung junger Menschen do-<br />
minant einbaut, dabei aber eine ganzheitlich orientierte Er-<br />
ziehungs- <strong>und</strong> Bildungshilfe gleichwohl anstrebt, wohl wis-<br />
send, daß sie - so wenig wie andere Erziehungs- <strong>und</strong> Bil-<br />
dungsfunktionen bzw. - träger - allein universal oder gar<br />
total den ihr anvertrauten Menschen in Anspruch nehmen<br />
kann. Diese Art Jugendhilfe - <strong>und</strong> dies ist m. E. auch das<br />
Neuartige an ihr - ist zugleich komplementärer <strong>und</strong> inte-<br />
grativer Natur, mit leichtem Obergewicht des letzteren. Ju-<br />
gendberufshilfe bedarf zwar einer Reihe anderer Erzie-<br />
hungs- <strong>und</strong> Bildungspotenzen - selbstverständlich <strong>und</strong> un-<br />
verzichtbar das Elternhaus, dann die Schule oder mehrere<br />
Typen von vor allem berufsbildenden Schulen, ferner die<br />
differenzierten Vor- <strong>und</strong> Ausbildungsstufen von Handwerk,<br />
Industrie <strong>und</strong> Dienstleistungsbereich, sicherlich auch die<br />
verschiedenen Träger der Versicherung <strong>und</strong> Versorgung;<br />
alle diese Faktoren benötigt sie zur Verwirklichung ihres<br />
Auftrages. Jugendberufshilfe vermittelt aber eigentlich eine<br />
Hilfe, die durch Beleuchtung der familialen, soziokulturellen<br />
Bedingungen <strong>und</strong> der psychosozialen Folgewirkungen ei-<br />
nes Einzelfalles gewissermaßen das Netz dieser verschie-<br />
denen Angebote erst gültig knüpft <strong>und</strong> im sozialen Bezug<br />
von individueller <strong>und</strong> kollektiver Vertrautheit <strong>und</strong> Verläss-<br />
lichkeit, ja im Beistand des Mitmenschlichen fest zusam-<br />
menhält. Hier wird Sozialarbeit substantiell zur Lebens-<br />
hilfe. Das ist die Würde, aber auch die Bürde rechtverstan-<br />
dener sozialpädagogischer Jugendberufshilfe.<br />
Nicht umsonst ist dieser Auftrag im zweiten Referentenent-<br />
Wurf zu einem Jugendhilfegesetz nach jahrelangem Be-<br />
mühen folgendermaßen formuliert worden, was weithin<br />
noch kaum zur Kenntnis genommen worden ist:<br />
6 36 Angebote für sozial Benachteiligte<br />
(1) Im Bereich der außerschulischen Jugendbildung hat der<br />
öffentliche Träger der Jugendhilfe diejenigen jungen Men-<br />
schen besonders zu fördern, die zur Erlangung von Chan-<br />
cengleichheit auf Gr<strong>und</strong> ihrer Lebensumstände in erhöh-<br />
tem Maße auf Hilfe angewiesen sind. Dies gilt insbeson-<br />
dere für junge Menschen aus sozialen Brennpunkten, junge<br />
Suchtgefährdete, junge Behinderte, berufsunreife junge<br />
Menschen, jugendliche Zuwanderer <strong>und</strong> Aussiedler sowie<br />
junge Ausländer. Die außerschulische Jugendbildung wirkt<br />
auch dabei mit, Örtliche <strong>und</strong> regionale Mängel im Ausbil-<br />
dungsangebot auszugleichen.<br />
(2) Soweit die erforderlichen Hilfen nicht im Rahmen ande-<br />
rer Einrichtungen <strong>und</strong> Veranstaltungen der außerschuli-<br />
schen Jugendbildung gewährt werden können, die der<br />
Förderung aller jungen Menschen dienen, sind<br />
1. Sondereinrichtungen, insbesondere Jugendwohnheime<br />
bereitzustellen <strong>und</strong>
2. Sonderveranstaltungen durchzuführen, insbesondere<br />
a) Jugendgemeinschaftswerke,<br />
b) Hilfen zur Unterstützung <strong>und</strong> Ergänzung des übrigen<br />
Bildungswesens,<br />
c) Projekte im Rahmen der Gemeinwesenarbeit.<br />
Diese Hilfebeschreibung verleiht zwar nach den bisherigen<br />
Vorstellungen noch keinen subjektiv-öffentlichen Rechts-<br />
anspruch. Dagegen wird später im gleichen Referenten-<br />
entwurf zu einem neuen Jugendhilfegesetz bei den ,,Be-<br />
sonderen Erziehungshilfen" unter Anerkennung eines<br />
Rechtsanspruches folgendes ergänzend formuliert, be-<br />
dauerlicherweise nicht scharf <strong>und</strong> ausgewogen genug:<br />
Q 58 Erziehungshilfe in einem Kinder- oder Wohnheim<br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendliche haben Anspruch auf Erziehungs-<br />
hilfe in einem Kinder- oder Wohnheim, wenn die eigene<br />
Familie für voraussichtlich längere Zeit nicht in der Lage<br />
ist, eine dem Wohle des Kindes oder Jugendlichen ent-<br />
sprechende Erziehung zu gewährleisten, <strong>und</strong> wenn Erzie-<br />
hung in einer Kurzpflegestelle oder in einer Pflegestelle<br />
nicht möglich oder aus besonderen Gründen für die För-<br />
derung des Kindes oder Jugendlichen nicht geeignet ist.<br />
Ober diese ausbildungs- <strong>und</strong> berufsbegleitende, aber auch<br />
berufsfindungsbegleitende Wohnheimhilfe hinaus wird im<br />
zweiten Referentenentwurí noch eine weitere u. a. berufs-<br />
bezogene Erziehungshilfe mit Rechtsanspruch angeboten:<br />
9 61 Erziehungshilfe in einer Wohngemeinschaft<br />
(1) Ein Jugendlicher hat Anspruch auf Erziehungshilfe in<br />
einer Wohngemeinschaft, wenn zu erwarten ist, daß er mit<br />
sozialpädagogischer Unterstützung zu selbständiger Le-<br />
bensführung fähig ist, an dem Zusammenleben einer auf<br />
Selbstentfaltung <strong>und</strong> Selbstverantwortung gerichteten Grup-<br />
pe teilnehmen <strong>und</strong> die Anforderungen eines Ausbildungs-<br />
oder eines Arbeitsverhältnisses erfüllen kann.<br />
(2) Die in einer Wohngemeinschaft lebenden Jugendlichen<br />
sind durch sozialpädagogische Fachkräfte regelmäßig zu<br />
beraten <strong>und</strong> zu betreuen. Ihnen ist die Möglichkeit zu bie-<br />
ten, ergänzende, insbesondere therapeutische Hilfen in An-<br />
spruch zu nehmen.<br />
Eine solche Position im System der Jugendhilfe nimmt<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich heute schon die sozialpädagogische Jugend-<br />
berufshilfe ein, wenn man nach dem geltenden Jugend-<br />
wohlfahrtsgesetz die Vorschriften der §§ 1, 5 <strong>und</strong> 6 ineinan-<br />
der liest, nämlich daß<br />
jeder junge Mensch ein Recht auf Erziehung zur leiblichen,<br />
seelischen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Tüchtigkeit hat, <strong>und</strong> zwar<br />
auch während der Berufsvorbereitung, Berufsausbildung<br />
<strong>und</strong> Berufstätigkeit einschließlich der Unterbringung außer-<br />
halb des Elternhauses mit Gewährung des entsprechenden<br />
Erziehungsbedarfs <strong>und</strong> notwendigen Lebensunterhalts.<br />
Hierauf hat der junge Mensch bereits heute einen sog. be-<br />
dingten Rechtsanspruch, der - sollten entsprechende An-<br />
gebote freier Träger dem Jugendlichen diese Erziehungs-<br />
<strong>und</strong> Bildungshilfe nicht vermitteln können oder wollen -<br />
von der öffentlichen Jugendhilfe, allerdings möglicherweise<br />
Über das sozialpädagogische Instrumentarium freier Ju-<br />
gendhilfeträger, dann einzulösen ist.<br />
Diese eindeutige Gesetzeslage nach dem geltenden Ju-<br />
gendwohlfahrtsrecht - es wird noch einmal ausdrücklich<br />
auf 5 Abc. 1 Ziff. 7 JWG hingewiesen - erfährt darüber<br />
hinaus noch eine nicht unwesentliche Erweiterung in drei-<br />
facher Hinsicht:<br />
1. Satz 2 des 5 Abc. 1 JWG lautet:<br />
,,Maßnahmen nach den Nummern 1 <strong>und</strong> 5 bis 7 können sich<br />
auch auf Personen Über 18 Jahre erstrecken."<br />
2. Für die förmlichen Erziehungshilfen, die nicht nur ir-'<br />
einer Heimeinrichtung zu gewähren sind, wie etwa Frei-<br />
willige Erziehungshilfe <strong>und</strong> Fürsorgeerziehung sagt der<br />
neue 9 75 a JWG (eingefügt durch Gesetz vom 31. 7. 1974)<br />
folgendes aus:<br />
(1) Ist im Rahmen der Freiwilligen Erziehungshilfe oder der<br />
Fürsorgeerziehung eine Maßnahme zur schulischen oder<br />
beruflichen Bildung einschließlich der Berufsvorbereitung<br />
eingeleitet worden, so kann diese Maßnahme über den<br />
Zeitpunkt des Eintritts der Volljährigkeit hinaus fortge-<br />
setzt werden, wenn der Volljährige dies beantragt <strong>und</strong> sich<br />
bereit erweist, am Erfolg der Maßnahme mitzuwirken. Der<br />
Antrag kann auch schon innerhalb eines Zeitraumes von<br />
sechs Monaten vor Eintritt der Volljährigkeit gestellt wer-<br />
den.<br />
(2) 85 gilt entsprechend."<br />
3. Neueingefügt werden soll demnächst') folgender Ab-<br />
satz 3 zu § 6 JWG. was ganz entscheidend wegen der Aus-<br />
dehnung der Erziehungshilfe über die o. a. Freiwillige Er-<br />
ziehungshilfe <strong>und</strong> Fürsorgeerziehung hinaus die allgemei-<br />
ne Möglichkeit einer berufsbezogenen Erziehungshilfe au&-<br />
für Volljährige zuläßt (eben auch kostenmäßig):<br />
,,(3) Ist im Rahmen von Hilfen zur Erziehung nach den Ab-<br />
sätzen 1 <strong>und</strong> 2 in Verbindung mit § 5 Abc. 1 eine Maßnahme<br />
zur schulischen oder beruflichen Bildung einschließlich der<br />
Berufsvorbereitung eingeleitet worden, so kann diese Maß-<br />
nahme über den Zeitpunkt des Eintritts der Volljährigkeit<br />
hinaus fortgesetzt werden, wenn der Volljährige dies be-<br />
antragt <strong>und</strong> sich bereit erweist, am Erfolg der Maßnahme<br />
mitzuwirken. Der Antrag kann auch schon innerhalb eines<br />
Zeitraumes von sechs Monaten vor Eintritt der Volljährig-<br />
keit gestellt werden. Die §§ 80 bis 84 gelten entsprechend."<br />
In diesem Zusammenhang ist ausdrücklich darauf hinzu-<br />
weisen, daß auBer den Förderungsmaßnahmen des B<strong>und</strong>es-<br />
jugendplanes auf dem Gebiete der Jugendberufshilfe auch<br />
die Träger der Örtlichen öffentlichen Jugendhilfe für berufs-<br />
bezogene Erziehungshilfen in Anspruch genommen werden<br />
können, es sei denn, daß das Arbeitsförderungsgesetz aus<br />
sozial-, wirtschafts- <strong>und</strong> arbeitsmarktpolitischen Gründen<br />
zuvor aktiv oder aktiviert wird (vgl. 9 1 AFG). Zur näheren<br />
*) Inzwl~en durch Qemetz vom 18. 12. 1915 In du JWQ aufgenommen.<br />
13
Erläuterung dieser berufsbezogenen Erriehungshilfen nach<br />
dem geltenden Jugendwohlfahrtsrecht kann pars pro toto<br />
die gr<strong>und</strong>rißartige Darstellung von Friedrich Harrer, Ju-<br />
gendwohlfahrtsk<strong>und</strong>e, Neuwied 1971, S. 152/153, heran-<br />
gezogen werden:<br />
,,Unter Erziehungshilfen sind in diesem Zusammenhang<br />
u. a. Veranstaltungen <strong>und</strong> Einrichtungen auf sozialpädago-<br />
gischem Gebiet zu verstehen; die sich über die betrieb-<br />
liche Ausbildung <strong>und</strong> über den Jugendarbeitsschutz hinaus<br />
mit erzieherischen Aufgaben befassen. Der Ausschußbe-<br />
richt nennt hier beispielsweise Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Förderlehr-<br />
gänge, soweit sie für den Cibergang von der Schule zum<br />
Beruf oder neben der Berufsausbildung- aus erzieherischen<br />
Gründen notwendig sind, pädagogische Kurse für Lehr-<br />
Teister u. a., ferner die Einrichtung von Jugendwohnhei-<br />
men, in denen die erzieherische Betreuung gewährleistet<br />
ist. Diese ,,Jugendberufshilfe" ist das Kernstück der sog.<br />
,,Jugendsozialarbeit", die Beratung in Berufsangelegenhei-<br />
ten, Berufserziehung, Maßnahmen der Berufshinführung<br />
<strong>und</strong> Lehrstellenvermittlung, Förderlehrgänge für berufsun-<br />
reife <strong>und</strong> berufsschwache Jugendliche, Eingliederungshilfe<br />
für heimatlose Jugendliche, Förderschulen <strong>und</strong> Internate<br />
für unterschiedliche Berufsziele, Jugendwohnheime für<br />
alleinstehende oder außerhalb der Familie lebende Ju-<br />
gendliche <strong>und</strong> jede Art beruflicher Bildungsarbeit (berufs-<br />
begleitende Hilfen, berufliche Bildungswerke <strong>und</strong> Semi-<br />
nare) urnfaßt."<br />
Insgesamt betrachtet unter jugendhilfepolitischen <strong>und</strong> be-<br />
rufsbildungspolitischen Gesichtspunkten sollten berufsför-<br />
dernde Maßnahmen für lernschwache, sozial benachteiligte<br />
junge Menschen, sofern auch individuell erzieherisch Ein-<br />
fluß genommen werden muß, als sachliche <strong>und</strong> kosten-<br />
mäßige Kooperationsmodelle entwickelt werden, <strong>und</strong> zwar<br />
komplementär gestützt auf Vorschriften der Arbeitsver-<br />
waltung <strong>und</strong> solche des Jugendwohlfahrtswesens. Rich-<br />
tiger müßte aber ein neues Berufsbildungsgesetz hier<br />
greifen.<br />
Zu diesen uberlegungen treten jedoch nach geltendem<br />
Recht noch weitere Erwägungen hinzu, die sich auf die<br />
Nachrangvorschriften des B<strong>und</strong>essozialhilfegesetzes stÜt-<br />
zen. Sollten hierbei nicht, unter Einbindung des neuen Ge-<br />
setzes über die Angleichung der Leistungen zur Rehabilita-<br />
tion (sog. Rehabilitationsgesetz) vom 7. 8. 1974, andere<br />
Rechtsvorschriften Gr<strong>und</strong>lage für spezifische berufsbezo-<br />
gene Eingliederungshilfen zugunsten behinderter Jugend-<br />
licher zum Tragen kommen, so kann das B<strong>und</strong>essozial-<br />
hilfegesetz in doppelter Hinsicht u. U. in Anspruch genom-<br />
men werden:<br />
1. §Q 39 <strong>und</strong> 40<br />
,,(l) Personen, die nicht nur vorübergehend körperlich,<br />
geistig oder seelisch wesentlich behindert sind, ist Ein-<br />
gliederungshilfe zu gewähren. Personen mit einer ande-<br />
ren körperlichen, geistigen cder seelischen Behinderung<br />
kann sie gewährt werden.<br />
(2) Den Behinderten stehen die von einer Behinderung Be-<br />
drohten gleich. Dies gilt bei Personen, bei denen Maßnah-<br />
14<br />
men der in den §§ 36 <strong>und</strong> 37 genannten Art erforderlich<br />
sind, nur, wenn auch bei Durchführung dieser Maßnahmen<br />
eine Behinderung einzutreten droht.<br />
(3) Aufgabe der Eingliederungshilfe ist es, eine drohende<br />
Behinderung zu verhüten oder eine vorhandene Behinde-<br />
rung oder deren Folgen zu beseitigen oder zu mildern <strong>und</strong><br />
den Behinderten in die Gesellschaft einzugliedern. Hier-<br />
zu gehört vor allem, dem Behinderten die Teilnahme am<br />
Leben in der Gemeinschaft zu ermöglichen oder zu er-<br />
leichtern, ihm die Ausübung eines angemessenen Berufs<br />
oder einer sonstigen angemessenen Tätigkeit zu ermög-<br />
lichen oder ihn soweit wie möglich unabhängig von Pflege<br />
zu machen.<br />
(4) Eingliederungshilfe wird gewährt, wenn <strong>und</strong> solange<br />
nach der Besonderheit des Einzelfalles, vor allem nach<br />
Art <strong>und</strong> Schwere der Behinderung, Aussicht besteht, daß<br />
die Aufgabe der Eingliederungshilfe erfüllt werden kann."<br />
§ 40<br />
,,(I) Maßnahmen der Eingliederungshilfen sind vor allem<br />
. . .<br />
3. Hilfe zu einer angemessenen Schulbildung, vor allem<br />
im Rahmen der allgemeinen Schulpflicht <strong>und</strong> durch Hilfe<br />
zum Besuch Weiterführender Schulen, einschließlich der<br />
Vorbereitung hierzu: die Bestimmungen über die Ermög-<br />
lichung der Schulbildung im Rahmen der allgemeinen Schul-<br />
pflicht bleiben unberührt,<br />
4. Hilfen zur Ausbildung für einen angemessenen Beruf<br />
oder für eine sonstige angemessene Tätigkeit,<br />
5. Hilfe zur Fortbildung im früheren oder einem diesem<br />
verwandten Beruf oder zur Umschulung für einen ange-<br />
messenen Beruf oder eine sonstige angemessene Tätig-<br />
keit; Hilfe kann auch zum Aufstieg im Berufsleben gewährt<br />
werden, wenn die Besonderheit des Einzelfalles dies recht-<br />
fertigt,<br />
6. Hilfe zur Erlangung eines geeigneten Platzes im Arbeitsleben,<br />
. .<br />
8. Hilfe zur Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft."<br />
2. Q 72<br />
,,(l) Personen, bei denen besondere soziale Schwierig-<br />
keiten der Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft ent-<br />
gegenstehen, ist Hilfe zur uberwindung dieser Schwierig-<br />
keiten zu gewähren, wenn sie aus eigener Kraft hierzu<br />
nicht fähig sind. Andere Bestimmungen dieses Gesetzes<br />
<strong>und</strong> die Bestimmungen des Gesetzes für Jugendwohlfahrt<br />
gehen der Regelung des Satzes 1 vor.<br />
(2) Die Hilfe umfaßt alle Maßnahmen, die notwendig sind,<br />
um die Schwierigkeiten abzuwenden, zu beseitigen, zu<br />
mildern oder ihre Verschlimmerung zu verhüten, vor allem<br />
Beratung <strong>und</strong> persönliche Betreuung des Hilfesuchenden<br />
<strong>und</strong> seiner Angehörigen.<br />
. . .
(4) Die Träger der Sozialhilfe sollen mit den Vereinigun-<br />
gen, die sich die gleichen Aufgaben zum Ziel gesetzt ha-<br />
Dle möglichen konkreten Aufgaben der soziaipädagogl-<br />
schen Jugendberufshlife für behinderte <strong>und</strong> benachteiligte<br />
Jugendliche<br />
ben, <strong>und</strong> mit den sonst beteiligten Stellen zusammenarbeiten<br />
<strong>und</strong> darauf hinwirken, daß sich die Sozialhilfe <strong>und</strong><br />
die Tätigkeit dieser Vereinigungen <strong>und</strong> Stellen wirksam ergänzen.<br />
In geeigneten Fällen ist ein Gesamtplan zur Durch-<br />
Hierbei möchte ich den Versuch einer Einteilung in etwas<br />
vereinfachende Funktionsbegriffe wie folgt vornehmen:<br />
führung der erforderlichen Maßnahmen aufzustellen.<br />
. . .<br />
Beraten<br />
Kooperieren<br />
(1 )<br />
(2)<br />
Wenn auch diese letztgenannten Rechtsgr<strong>und</strong>lagen des<br />
BSHG - im übrigen 8 72 lediglich für Volljährige geltend -<br />
der Sache nach nicht mehr Jugendberufshilfe im eigentlichen<br />
Sinne bedeuten, so könnten jedoch individuelle berufsbezogene<br />
Eingliederungshilfen für besonders lern-<br />
Ergänzen<br />
Auffangen<br />
Erproben<br />
Forschen<br />
Konzipieren<br />
(3)<br />
(4)<br />
(5)<br />
(6)<br />
(7)<br />
schwache <strong>und</strong> damit im weiteren Sinne behinderte junge<br />
Menschen von Trägern der Jugendberufshilfe auf der l. Beratungsauftrag<br />
I<br />
Gr<strong>und</strong>lage des BSHG durchaus gewährt werden. Dies WÜr- Es darf darüber keine Zweifel geben, daß vornehmstes<br />
de dann wiederum an das Proprium der Jugendberufshilfe Helfen in der persönlichen Beratung des hilfesuchenden<br />
sachgerechterweise appellieren.<br />
oder hilfebedürftigen behinderten, benachteiligten jungen<br />
Mag bei der gegenwärtigen gewissen Rechtszerspiitterung<br />
<strong>und</strong> mangelnden Harmonisierung der entsprechenden<br />
Rechtsgr<strong>und</strong>lagen noch kein einheitliches Förderungssystem<br />
für die berufliche Bildung lernschwacher <strong>und</strong> benachteiligter,<br />
zum Teil behinderter junger Menschen sichtbar<br />
Menschen liegt. Wenn die Bildungskommission des Deutschen<br />
Bildungsrates für ein Beratungssystem innerhalb der<br />
Sek<strong>und</strong>arstufe II ein Dreifaches empfiehlt:<br />
- ärztliche Beratung einschließlich einer medizinischen<br />
Therapie<br />
werden, so ist heute schon alles daran zu setzen, im Zuge<br />
der Auffüllung des allgemeinen Informationsstandes über<br />
das vorliegende, noch unausgewogene Netz von individueilen<br />
<strong>und</strong> institutionellen Hilfen die entsprechenden Leistungs-<br />
<strong>und</strong> Betriebsträger im Öffentlichen wie freien Raum<br />
zu finden <strong>und</strong> einzusetzen. Gerade diese innovierende <strong>und</strong><br />
koordinierende Funktion würde wiederum das Eigentümliche<br />
einer modernen, offensiven Jugendberufshilfe aus-<br />
- psychologische Beratung einschließlich einer Psychotherapie<br />
- Rehabilitationsberatung, die zusammen mit dem Jugendlichen<br />
den Ausbildungsplan erstellt <strong>und</strong> ihm beim libergang<br />
in die Arbeitswelt hilft,<br />
dann fehlt m. E. das Proprium der sozialpädagogischen<br />
Jugendberufshilfe, nämlich<br />
machen.<br />
- die Sozial- oder Jugendberatung, die Elternhaus, sozia-<br />
Abschließend ist zu der oft Schwierigkeiten bereitenden<br />
les Bezugsfeld <strong>und</strong> freizeitliches Umfeld rniteinbezieht.<br />
Konkurrenzlage zwischen eigentlicher Jugendberufshilfe- Genau hier sehe ich eine ganz entscheidende neue Aufleistung<br />
nach dem JWG <strong>und</strong> den flankierenden Jugendberufshilfen<br />
nach dem JWG zu den Maßnahmen der Arbeits-<br />
Verwaltung folgendes im Gr<strong>und</strong>satz festzuhalten: Handelt<br />
gabe der Jugendhilfe, insbesondere der sozialpädagogi<br />
schen Jugendberufshilfe. Wenn sie - in freier oder öffentlicher<br />
Trägerschaft - selbst diese Beratung nicht anbieten<br />
es sich um Jugendliche, die man zunächst nicht einmal könnte, rnüßte sie jedenfalls auf diesen persönlichen Bemehr<br />
als zu einer Lehrstellenbefähigung <strong>und</strong> einer Anlern- ratungsaspekt ausdrücklich hinweisen. Noch sachgemä0er<br />
befähigung geeignet erachten kann, also um besonders wäre eigentlich die Einrichtung örtlicher Beratungsteams<br />
lernschwache oder sozial benachteiligte junge Menschen,<br />
so müssen hierfür unmittelbar die Vorschriften der 55 5<br />
<strong>und</strong> 6 JWG für entsprechende Berufshilfernaßnahmen greifen,<br />
<strong>und</strong> zwar bei individueller Betrachtungsweise mit<br />
Rechtsanspruch des Jugendlichen; selbstverständlich muß<br />
vor dieser Gesetzesanwendung noch die Frage geprüft<br />
werden, ob nicht die Vorschriften der §§ 39 ff BSHG heranzuziehen<br />
sind, weil eventuell Behinderungen im Sinne<br />
dieser Bestimmungen <strong>und</strong> der hierzu ergangenen Eingliederungshilfe-Verordnung<br />
vom 1. 2. 1975 vorliegen könnten.<br />
Die Arbeitsverwaltung hingegen wird mit ihren entsprechenden<br />
Berufshilfemaßnahmen nach dem AFG vorrangig<br />
dann tätig werden müssen, wenn ein entsprechender Bedarf<br />
unter Jugendlichen mit einer zu prognostizierenden<br />
Lehrstellenbefähigung bzw. Anlernbefähigung gegeben ist.<br />
aller obengenannten Ratgeber, die dann auch die diagnostische,<br />
mehrdimensional erstellte Gr<strong>und</strong>lage für einen<br />
Gesamtplan zur individuellen Hilfe für einen behinderten<br />
oder benachteiligten Jugendlichen erarbeiten sollten: dies<br />
wäre wiederum ein echter Jugendhilfebeitrag. Leider ist<br />
bislang davon kaum die Rede (allerdings ist in diesem Zusammenhang<br />
an die unabdingbaren Beratungsgebote der<br />
58 123 ff BSHG zur Sicherung der Eingliederung Behinderter<br />
ausdrücklich ZU erinnern, worin beispielsweise neben<br />
Arzten <strong>und</strong> Lehrern auch Sozialarbeiter, Jugendleiterinnen,<br />
Kindergärtnerinnen, Hortnerinnen <strong>und</strong> Heimerzieher zumindest<br />
in das Vorfeld der Beratungshilfen einbezogen<br />
sind).<br />
Aber auch ganz allgemein - ohne die Kompetenz der Be-<br />
rufsberatung zu tangieren - könnten die Träger der sozial-<br />
15
pädagogischen Jugendberufshilfe Erstanlauf- <strong>und</strong> Vorbe-<br />
ratungsstelle für lerngestörte, lernbehinderte, sozial be-<br />
nachteiligte Jugendliche, dann für Sonderschulabgänger,<br />
Jugendliche ohne Ausbildungsverhältnis, Teilnehmer von<br />
Jungarbeiterklassen der Berufsschulen sowie für Unge-<br />
lernte <strong>und</strong> Jugendarbeitslose sein, da dies dem präventiven<br />
Auftrag der Jugendhilfe voll entspräche.<br />
2. Kooperationsauftrag<br />
Die Träger der sozialpädagogischen Jugendberufshilfe -<br />
dies könnten auch Sondersachgebiete der örtlichen Jugendämter<br />
sein, wenn keine freien Träger in diesem Aufgabenfeld<br />
bereits tätig sind oder gewonnen werden können<br />
- sollten ständig <strong>und</strong> intensiv mit Arbeitsvenvaltung,<br />
staatlichen Schulämtern, Berufsschulen, Ges<strong>und</strong>heitsämtern,<br />
Handwerks- <strong>und</strong> Industrie- sowie Handelskammern,<br />
mit Kranken- <strong>und</strong> Sozialversicherungsträgern <strong>und</strong> allen in<br />
Betracht kommenden Rehabilitationsträgern, selbstverständlich<br />
mit den Örtlichen Sozialhilfeträgern, zusammenarbeiten<br />
<strong>und</strong> eine kooperative, koordinierende Arbeitsgemeinschaftsebene<br />
als Clearingsstelle bilden. Jede Zufälligkeit<br />
oder Punktualität kann für die betroffenen Jugendlichen<br />
verheerende Folgen haben, ganz abgesehen von<br />
irreparablen Kostenkonsequenzen <strong>und</strong> Zeitverzögerungen.<br />
Gleichzeitig wäre zu fordern, daß die Landesjugendamter<br />
als Überörtliche Träger der Jugendhilfe im Blick auf die<br />
steigende Problematik der lernschwachen <strong>und</strong> behinderten<br />
bzw. benachteiligten Jugendlichen aus ihrer regionalen<br />
Reserve heraustreten <strong>und</strong> - gegebenenfalls im Zuge der<br />
neu zu entwickelnden sog. ,,Familienorientierten Hilfen''<br />
(wie beispielsweise Landesjugendamt Baden) - ihr Mandat<br />
zur Garant ie e¡ ner einheitlichen Praxisgestaltung wahrnehmen;<br />
diese vertikale Kooperation wäre dringend erforderlich.<br />
Das gleiche müßte für die obersten Jugendbehörden der<br />
'-ander gelten, deren Kooperation etwa zu den Landesarbeitsämtern<br />
nur mangelhaft, zu den örtlichen Trägern der<br />
Jugendhilfe in dieser berufsbezogenen Sicht sogar Überhaupt<br />
nicht entwickelt ist. Gegebenenfalls sollten die zuständigen<br />
Landesministerien - durchaus in Ergänzung zum<br />
B<strong>und</strong>esjugendplan - dann auch Förderungshilfen geben,<br />
wenn Modelle der SozialpädagogisctYen Jugendberufshilfe,<br />
welche die Möglichkeiten des Arbeitsförderungsgesetzes<br />
sprengten, entwickelt würden.<br />
Solche Anstöße zu geben, wäre kompetente Aufgabe der<br />
sozialpädagogischen Jugendberufshilfe. Hier könnten auch<br />
die Landesarbeitsgemeinschaften des Jugendaufbauwerks<br />
initiativer werden.<br />
3. Ergänzungsauftrag<br />
Diese jugendhilfetypische Funktion dürfte die breitest gefächerte<br />
konkrete Aufgabe der Träger sozialpädagogischer<br />
Jugendberufshilfe sein. Man denke dabei an folgendes:<br />
a) Sichzurverfügungstellen als Träger von Förderungs- <strong>und</strong><br />
Eingliederungslehrg8ngen für berufsunreife Jugendliche,<br />
16<br />
deren Behinderung oder Benachteiligung besonders slgnifikant<br />
ist.<br />
b) Im Falle regionalen Einzuges von jugendlichen Teilnehmern<br />
zu diesen genannten Maßnahmen internatsweise Unterkunftshilfe<br />
oder die Chance zu sozialpädagogisch betreuten<br />
Wohngemeinschaften anbieten (hier könnte auch<br />
eine neue Aufgabe der Jugendgemeinschaftswerke entstehen),<br />
auf jeden Fall begleitende entwicklungs- <strong>und</strong> berufsbezogene<br />
Bildungshilfen in Gruppenarbeit, Clubform,<br />
Seminar- oder Wochenendfreizeitgestaltung oder in sonstigen<br />
neuartigen Kontaktforrnen entwickeln.<br />
c) Individuelle heilpädagogische oder auch therapeutische<br />
Hilfen anbieten, gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit vorhandenen<br />
psychologischen, psychoanalytischen, psychotherapeutischen,<br />
verhaltens- <strong>und</strong> gesprächstherapeutischen<br />
Institutionen.<br />
d) Aufbau von Lernzirkeln, Nacharbeitskreisen, Vertiefungsgerneinschaften,<br />
etwa im Zusammenhang mit dem Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr.<br />
e) Sollte ein sog. Berufsvorbereitungsjhr bei Nichtreife<br />
zum Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr in Betracht kommen - also<br />
gewissermaßen nicht einmal ein Förderungs- oder Eingliederungslehrgang<br />
-, dann müßte gerade in diese neue<br />
Versuchsform die Präsenz der sozialpädagogischen Jugendberufshilfe<br />
durch<br />
- eigene Maßnahmen<br />
- begleitende Maßnahmen<br />
- curriculare Mitwirkung<br />
einfließen.<br />
f) Würde die Berufsbildungsreform von Ganztagseinrichtungen<br />
absehen wollen, bedürften gerade die lernschwachen<br />
Jugendlichen besonderer zusätzlicher Betreuung von<br />
der Jugendhilfeseite her. Desgleichen sollte Hilfe für Jungarbeiter<br />
im Rahmen des Teilzeitberufsschulunterrichts angeboten<br />
werden.<br />
g) Wenn man aber zu dem Behinderten auch erziehungsschwierige<br />
<strong>und</strong> verhaltensgestörte Jugendliche in gewissem<br />
Umfang rechnen kann <strong>und</strong> man gleichwohl nach den<br />
Vorstel I u ngen des Berufsbi Id ungsgesetz-Entwurfes stets<br />
darauf abzuzielen hat, daß möglichst nach den normalen<br />
Regelungen der Ausbildungsordnungen ausgebildet wird,<br />
wären gerade die Träger der sozialpädagogischen Jugendberufshilfe<br />
wiederum herausgefordert, ohne besondere Berufsveranstaltung<br />
dafür Sorge zu tragen, daß der Lernprozeß<br />
durch Abbau dieser Störungen bewältigt werden kann.<br />
h) Ganz entscheidend wird sein, ob Formen entwickelt<br />
werden können, um die besondere Eignung des Personals<br />
in der Berufsausbildung Behinderter seitens der sozialpädagogischen<br />
Jugendberufshilfe mit aufbauen zu helfen.<br />
Hier könnten Schulungs-, Gruppen- <strong>und</strong> Lernmodelle kooperativer<br />
Art zwischen Berufsschulpädagogen, Sonder-<br />
Pädagogen <strong>und</strong> Sozialpädagogen in Betracht kommen.<br />
i) Ebenso entscheidend wäre es, durch die Träger der sozialpädagogischen<br />
Jugendberufshilfe eine spezifische Art
von berufsbezogener Familien- <strong>und</strong> Elternbildung zu ent-<br />
werfen, was es heute in diesem Sinne meines Wissens nur<br />
in den Niederlanden in etwa gibt.<br />
k) Sollte im*'Zuge der Berufsbildungsreform, insonderheit<br />
auf dem Gebiet der beruflichen Bildung behinderter <strong>und</strong><br />
benachteiligter Jugendlicher vorgesehen sein, behinde-<br />
rungsspezifische ad-hoc-Lehrgänge für Jugendliche mit<br />
temporären Lernstörungen einzurichten, würde dies wie-<br />
derum als eine ergänzende Aufgabe der Träger der so-<br />
zialDädaaoaischen Juaendberufshilfe betrachtet werden<br />
I- -<br />
können.<br />
I) Geht man von der Empfehlung der Bildungskommission<br />
des Deutschen Bildungsrates ,,zur pädagogischen Förde-<br />
rung behinderter oder von Behinderung bedrohter Kinder<br />
<strong>und</strong> Jugendlicher" aus, worin neben den fachlichen Schwer-<br />
punkten im Rahmen der Berufsausbildung Behinderter ein<br />
sog. Wahlbereich geschaffen werden soll (zur Unterstüt-<br />
zung der Arbeit im Schwerpunkt, für den Ausgleich von<br />
Schwächen innerhalb des gewählten Schwerpunktes <strong>und</strong><br />
für den Ausgleich gegenüber den intellektuell-kognitiven<br />
Anforderungen im Fachschwerpunkt durch zusätzliche<br />
künstlerische, sportliche oder manuelltechnische Aktivitä-<br />
ten), dann könnte auch hier eine sozialpädagogische Be<br />
teiligung in Frage kommen.<br />
m) Auch wären Träger der sozialpädagogischen Jugendbe-<br />
rufshilfe aufgefordert, bei entsprechend graduell stärker<br />
Behinderten die Trägerschaft <strong>und</strong> den Ausbau von ,be-<br />
schützenden Ausbildungsformen" zu übernehmen.<br />
n) Schließlich - <strong>und</strong> dies sollte von vornhereln stets ge-<br />
sehen werden, wenn Jugendhilfe Überhaupt sachgerecht<br />
sein will - ist die sozialpädagogische Jugendberufshilfe<br />
nicht aus ihrem Mandat entlassen, wenn der junge Mensch<br />
so oder so in die Arbeits- <strong>und</strong> Berufswelt eingegliedert ist:<br />
genau dann sollte er je nach Bedarf noch weiter begleitet<br />
werden (Bildung von Juniorengruppen oder anderen Ge-<br />
meinschaften könnten in Betracht kommen).<br />
4. Auffangauftrag<br />
a) Dies will zunächst meinen: wenn gewissermabn alle<br />
Stricke reißen, also so stark Behinderte oder Benaditei-<br />
ligte vor uns stehen (ohne daß sie im eigentlichen Sinne<br />
bildungsschwach sind), daß nur unter ganz besonderen,<br />
individuellen Bedingungen <strong>und</strong> Hilfeverstärkungen etwas<br />
in Richtung Vermittlungs- <strong>und</strong> Arbeitsreife getan werden<br />
kann, so hätten gerade auch für diese betroffenen Jugend-<br />
lichen die Träger der sozialpädagogischen Jugendberufs-<br />
hilfe die entscheidende Abstützung zu bringen, vor allem<br />
freigemeinnützige Träger. Als Beispiel kann der Versuch<br />
des von der Stadt Freiburg i. Br. geförderten Nachbar-<br />
schaftswerkes Freiburg e. V. gelten: 3 Monate begleiten<br />
Sozialarbeiter Jugendliche zur vierstündigen Berufsarbeit,<br />
weitere 3 Monate dann zur sechsstündigen bis zur vollen<br />
Arbeitsleistung nach insgesamt etwa 7 bis 8 Monaten, um<br />
dann diese Jugendlichen die Arbeit alleine leisten zu las-<br />
sen <strong>und</strong> sie aber jederzeit flankierend zu betreuen oder<br />
auch bei Schwierigkeiten aufzufangen.<br />
.. . . - . . . . .<br />
Auch andere Versuche sind denkbar, etwa In geschlossener<br />
Form, möglicheniveise bei Über 18 jährigen Jugendlichen,<br />
bei denen besondere soziale Schwierigkeiten der Teil-<br />
nahme am Leben in der Gemeinschaft entgegenstehen<br />
(vgl. § TZ BSHG), möglichemeise auch bei im Sinne<br />
5 39 BSHG behinderten Jugendlichen. Unter solchen h<br />
sichtspunkten müßte man eher von "Auffinden' statt von<br />
,,Auffangen" sprechen, denn in dieser grauen Zone dürfte<br />
die Dunkelziffer oder verdeckte Hilflosigkeit wohl am gröû-<br />
ten sein.<br />
b) Auf der anderen Seite möchte ich unter ,,Auffangen' verstehen,<br />
daß man vielleicht auf Seiten der sozialpädagogischen<br />
Jugendberufshilfe auch in ständiger Reserve für dis<br />
jenigen Behinderten <strong>und</strong> Benachteiligten zu stehen hätte,<br />
die das Ziel etwa der Förderungs- <strong>und</strong> Eingliederungslehr. -<br />
gänge oder des Berufsvorbereitungs- oder Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahres<br />
oder der Behindertenausbildung nicht erreicht<br />
haben (sog. ,,abgebrochene Geförderte"), <strong>und</strong> daß<br />
man ganz besondere individuelle oder gruppenspezifische<br />
Stützfunktionen zur Verfügung hält. Hierzu gehörte dann<br />
auch eine Vermittlungshilfe dorthin, ,,wo es eben gerade<br />
noch geht". Es sollte niemand, also kein junger Mensch,<br />
ohne Trapez gefördert werden, damit ein Sturz in die Manege<br />
der totalen Hilflosigkeit von vornherein vermieden<br />
wird. Zu solchem Auffangen müßte noch Näheres Überlegt<br />
werden, gerade von der sozialpädagogischen Jugendberufshilfe.<br />
5. Erprobungsauftrag<br />
Hier möchte nur soviel gesagt sein, daß gerade die Potenz<br />
eines Trägers der sozialpädagogischen Jugendberufshilfe<br />
für neue Wege <strong>und</strong> Experimente mit ausreichender <strong>und</strong><br />
mindestens dreijähriger Förderung durch die Öffentliche<br />
Hand in Frage kommen sollte. Mobilität <strong>und</strong> Flexibilität<br />
dürften dabei gerade von einem freien Jugendhilfeträger<br />
besonders zu erwarten sein.<br />
In diesem Zusammenhang wäre an neuartige Modelle durch<br />
den B<strong>und</strong>esjugendplan, aber auch solche auf sozialplane<br />
rischer Ebene der Länder zu denken.<br />
Ganz besondere Bedeutung würde ein ausgebautes entscheidendes<br />
Mitspracherecht der Träger der sozialpädagogischen<br />
Jugendberufshilfe bei der Entwicklung <strong>und</strong> Erprobung<br />
neuer Ausbildungsberufe, Ausbildungsformen <strong>und</strong><br />
Prüfungsarten erlangen können. Bedauerlicherweise zeigen<br />
sich seit Jahrzehnten die diesbezüglichen staatlichen<br />
Instanzen nicht genügend kooperationsbereit.<br />
6. Forschungsauftrag<br />
Selbstverständlich müßten wissenschaftliche Konditionen<br />
für das bisher Genannte klar <strong>und</strong> deutlich gefordert wer-<br />
den. Ich denke dabei an<br />
- wissenschaftliche Begleitung, Korrektur <strong>und</strong> Evaluation<br />
aller besonderen MaBnahmen<br />
- Aufbau von Früherkennungsdiensten bezüglich Behin-<br />
derungen in der gesamten Sozialarbeit<br />
17<br />
-,
- Miterschlie6ung von besonderen Berufs- <strong>und</strong> Tätigkeits-<br />
feldern für Behinderte <strong>und</strong> Benachteiligte zwedcs Schaf-<br />
fung differenzierterer Angebote auf dem Arbeitsmarkt<br />
- wissenschaftstheoretische Einflußnahme aus empiri-<br />
schen Erfahrungen auf die Fachhochschulausbildung -<br />
Schwerpunkt Integrationshilfe<br />
- Aufbau katamnestischer Untersuchungsreihen, also<br />
Längsschnittuntersuchungen hinsichtlich der in Beruf <strong>und</strong><br />
Arbeit eingegliederten Behinderten, Lernschwachen <strong>und</strong> be-<br />
nachteiligten Jugendlichen.<br />
7. Konzeptionsauftrag<br />
Hierunter möchte ich einen bildungs- UM rechtspolitischen,<br />
Gtztlich gesellschaftspolitischen Auftrag der sozialpädago-<br />
gischen Jugendbenifshilfe verstehen: vor allem im Rahmen<br />
der Berufsbildungsreform müßte die bisher nahezu chan-<br />
cenlose, aber zahlenmäßig stark zunehmende Gruppe der<br />
Jugendlichen durch einen entsprechenden <strong>und</strong> unüberhör-<br />
baren Beitrag auch der Verantwortlichen der Jugendhilfe<br />
in das Bewußtsein der breiten Uffentlichkeit, der Fach-<br />
institutionen <strong>und</strong> der Gesetzgebungsorgane gehoben wer-<br />
den. Dabei darf keine Sonderausbildung für diese jungen<br />
Menschen zu fordern sein; sondern es mü6te darauf hin-<br />
gewirkt werden, dai3 unter Einbau von Durchlässigkeits-<br />
stufen <strong>und</strong> Nutzung der Jugendberufshilfepräsenzen so ei-<br />
ne Art ,,Zweiter Bildungsweg für Behinderte <strong>und</strong> Benach-<br />
teiligte" entwickelt wird, der zuletzt mit gleichen Bildungs-<br />
abschlüssen wie bei ,,normalen" Jugendlichen oder auch<br />
Erwachsenen endet. Die Erfahrungen der bisherigen be-<br />
rufsvorbereitenden Maßnahmen, vor allem der Träger in<br />
der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Jugendaufbauwerk, sollten<br />
hierbei entscheidend verwertet werden. Es wäre durchaus<br />
einmal einer Verfassungssünde wert, ohne Rücksicht auf<br />
umstrittene B<strong>und</strong>es- oder Länderkompetenz gerade in die-<br />
*em Bereich zu einem befreienden gesetzgeberischen<br />
Ourchstoû für die stets zu kurz kommende Gruppe dieser<br />
.vergessenen Generation" zu gelangen. Dies gehört zu-<br />
mindest einmal in die wegen ganz anderer Probleme he¡&<br />
gelaufene Diskussion um ein neues Bemfsbildungsgesetz<br />
hineingeworfen.<br />
Aurblldr<br />
Noch manches mü6te in diesem Zusammenhang angespro-<br />
chen werden; so z. B. das Verhältnis der in Betracht kom-<br />
menden Kostenträger zueinander (nach dem neuen Reha-<br />
18<br />
bilitationsgesetz sind ja die mehr klinlsch-medizinischen<br />
Krankenversidierungsleistungen mit den berufsfördernden<br />
Renten- <strong>und</strong> Versicherungs- bzw. Versorgungsleistungen<br />
verklammert worden; das BSHG wird dadurch .noch sub-<br />
sidiärer"). Aber auch die Kostenträgerrolle der Arbeitsver-<br />
waltung, der ministeriellen Sonder- <strong>und</strong> Modellfonds u. a. m.<br />
bedürfte genauerer Betrachtung.<br />
Dann wäre sicherlich noch einmal ausdrücklich darauf hin-<br />
zuweisen, daß die Jugendhilfe, insonderheit die sozial-<br />
pädagogische Jugendberufshilfe, bei allen ihren Aktivi-<br />
täten <strong>und</strong> Angeboten stets den gesellschaftspolitischen<br />
Aspekt maßnahmeübergreifend zu verfolgen hat: Xnde-<br />
rung der Lebensbedingungen, die zu Behinderung, Lern-<br />
schwäche, sozialer Benachteiligung führen (man mache<br />
sich nur einmal rein vom Kosten-Nutzen-Standpunkt klar,<br />
was an berufsfördernden Hilfen mit 40.000 DM geleistet<br />
werden könnte, nämlich dem Betrag, der für eine einzige<br />
medizinische Drogenentziehung von 6 Monaten aufgewen-<br />
det werden muß!).<br />
Dies wäre gewissermaßen die eigentliche politische Kom-<br />
ponente des Themas. Gerade Sozialarbeit hat im Bereich<br />
des Veränderbaren einen nicht gering zu veranschlagenden<br />
Stellenwert, ihre präventive Kraft <strong>und</strong> Uffentlichkeitsarbeit<br />
müßten nur verstärkt oder gar erneuert werden.<br />
Schließlich ist alles - <strong>und</strong> zwar für alle - ein Lernprozeß;<br />
wir stehen mitten darinnen <strong>und</strong> haben besonders für die<br />
junge Generation, <strong>und</strong> darunter auch für die Vergessenen<br />
<strong>und</strong> Verkümmernden, nach neuen Lernorten zu suchen.<br />
Und vom ,,Lernen" ist auch die Rede bei Bert Brecht in sei-<br />
nem ,,Lob des Lernens", 1927, das als fast seherische Mah-<br />
nung hoffentlich Eingang in die Sozialliteratur gef<strong>und</strong>en<br />
hat:<br />
,,Lerne, Mann im Asyl1<br />
Lerne, Mann im Gefängnis1<br />
Lerne, Frau in der Küche!<br />
Lerne, Sechzigjährigel<br />
Du must die Führung übernehmen1<br />
Suche die Schule auf, Obdachloser!<br />
Verschaffe dir Wissen, Frierender!<br />
Lerne, Arbeitsloser, du hast jetzt Zelt1<br />
Lerne, Kind!<br />
Hungriger, greif' nach dem Buch: es ist eine Waffe . . .<br />
La6 dir nichts einreden, sieh selber nach!<br />
Prüfe die Rechnung, du mu6t sie bezahlen!'
Förderungslehrgänge<br />
Rahmenlehrplan zur Durchführung von Förderungsiehrgängen der<br />
Trägergruppen in der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Jugendaufbauwerk<br />
Die B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschait Jugendaufbauwerk e. V.<br />
mit den ihr angehbrenden Trägergruppen hat nunmehr<br />
nach den Rahmenvorstellungen zur Durchführung von<br />
Förderungslehrgdngen (vgl. RdErl. 266174.2 - 643216433 -)<br />
auf Initiative der B<strong>und</strong>esanstalt IÜr Arbeit auch einen<br />
Rahmenplan erarbeitet.<br />
Nachstehend wird der Rahmenplan im Wortlaut wieder-<br />
gegeben; ebenso als Anhang der RdErl. 266174.2 - 64321<br />
6433 - mit der Stellungnahme des Vorstandes der E<strong>und</strong>es-<br />
arbeitsgemeinschaft Jugendaufbauwerk zu ,,MaBnahmen<br />
zur Forderung noch nicht berufsreifer Jugendlicher':<br />
Inhaltsangabe Seite<br />
Einführung<br />
19<br />
I. Die sozialpädagogische Zielsetzung<br />
19<br />
II. Die werkpraktische Unterweisung<br />
19<br />
Exemplarischer Rahmenstoffplan aus dem<br />
Berufsfeld Metall<br />
21<br />
III. Die fachtheoretische Unterweisung<br />
20<br />
Anlage<br />
ubungsziele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong> aus den Be-<br />
rufsfeldern/Berufsbereichen :<br />
Metall<br />
Bau<br />
Elektrotechnik<br />
Holz<br />
Farb- <strong>und</strong> Raumgestaltung<br />
Gartenbau <strong>und</strong> Floristik<br />
Textil <strong>und</strong> Bekleidung<br />
Ernährung <strong>und</strong> Hauswirtschaft<br />
Haar- <strong>und</strong> Körperpflege<br />
Anhang<br />
RdErl. 266/74.2 - WU6433 - mit der Stellungnahme<br />
des Vorstandes der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft<br />
Jugendaufbauwerk zu<br />
,,MaRnahmen zur Förderung noch nicht berufsreifer<br />
Jugendlicher"<br />
22<br />
25<br />
26<br />
27<br />
29<br />
33<br />
34<br />
35<br />
36<br />
Rahmenplan<br />
zur Durchführung von Förderungslehrgängen<br />
der Trägergruppen in der<br />
B<strong>und</strong>esarbeitsgemelnschaft Jugendaufbauwerk<br />
Einführung<br />
Förderungslehrgänge (im Sinne der B<strong>und</strong>esanstalt<br />
für Arbeit) für noch nicht berufsreife Jugendliche<br />
sind weder Berufsausbildung noch Schule. Sie bieten<br />
38<br />
Jugendlichen mit vorübergehenden individuellen <strong>und</strong><br />
soziokulturell bedingten Entwicklungsschwierigkej-<br />
fördern <strong>und</strong> verstärken, die für die Arbeits- <strong>und</strong><br />
Berufswelt unabdingbar sind.<br />
Dies geschieht dadurch, daß Theorie <strong>und</strong> Praxis<br />
so miteinander verknüpft sind, da6 ein h a n d -<br />
I u n gs bezo g e n es Le r n e n ermöglicht<br />
wird. Die Entwicklung von Lernprozessen - von<br />
der Planung bis zu einem Ergebnis - bewegt sich<br />
in der Bandbreite von der Entwicklung sinnvoller<br />
Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen bis zur Gestaltung<br />
<strong>und</strong> Durchführung projektbezogener Aufgaben.<br />
Die Begründung des berufsfeldbezogenen Ler-<br />
nms<br />
(gemäß R<strong>und</strong>erlaß der BA Nr. 266l74.2 - Ab-<br />
schnitt II, Nr. 3 der Anlage8)<br />
Die Berufsfelder bilden ein weit gefaßtes Lern-<br />
angebot, das sich flexibel auf die sich wan-<br />
delnden Bedingungen der Arbeits- <strong>und</strong> Be-<br />
rufswelt einstellen kann.<br />
In jedem Berufsfeld werden Kenntnisse <strong>und</strong><br />
Fertigkeiten vermittelt, die exemplarische Be-<br />
deutung haben. Sie finden eine Entsprechung<br />
in den verschiedensten Berufen, die dieses<br />
Berufsfeld umfa8t.<br />
Berufsfeldbezogenes Lernen gewährleistet<br />
das Ausprobieren, das Oben <strong>und</strong> das Prüfen<br />
irn berufsneutralen Sinn.<br />
Exemplarischer Rahmenstoffplan<br />
Die im folgenden ausgewiesene Darstellung (s.<br />
Seite 5) eines Rahmenstoffplanes aus dem Berufsfeld<br />
Metall gilt exemplarisch für alle im Förderungslehrgang<br />
angebotenen Berufsfelder.<br />
Sie umfaßt:<br />
Die Gliederung der Lernplanung in:<br />
0 Gesamtplanung, Arbeitsdurchführung <strong>und</strong> Arbeitsauswertung;<br />
0 die Systematisierung der oben angegebenen<br />
Gliederung in planerische, fachtheoretische<br />
<strong>und</strong> werkpraktische Elemente;<br />
O die erzieherische Intention <strong>und</strong> Wirkung;<br />
0 die dem Lernablauf entsprechenden Themen.<br />
Die Themen sind Mittel zum Erreichen des Lehrgangszieles.<br />
Sie sind inhaltlich <strong>und</strong> in der Reihenfolge<br />
austauschbar.<br />
Da in der Berufs- <strong>und</strong> Arbeitswelt v i e I f ä I t i g -<br />
s te Materialien <strong>und</strong> Techniken verb<strong>und</strong>en mit<br />
deren Theorie zur Anwendung kommen, ist es<br />
notwendig, den Förderungslehrgang so auszustatten,<br />
daß ein entsprechend vielfältiges Lernangebot<br />
erfolgen kann.<br />
li1<br />
Die fachtheoretische Unterweisung<br />
I. Die Minderung der Diskrepanz zwischen der be-<br />
rufsschulischen Anforderung <strong>und</strong> dem Leistungs-<br />
* siehe Anhang S. 39<br />
20<br />
2.<br />
vermögen des Teilnehmers einerseits <strong>und</strong> die zur<br />
werkpraktischen Unterweisung gehörige Fach-<br />
theorie andererseits sind nicht voneinander zu<br />
trennende Bestandteile der fachtheoretischen<br />
Unterweisung im Lehrgang.<br />
Der werkpraktische Teil hat im Förderungslehrgang<br />
die vorrangige Bedeutung.<br />
Die fa c h i h eo ret i s c he U n t e rwe i s u n g<br />
aber ist für die berufliche Förderung des Lehrgangsteilnehmers<br />
zur Erreichung des Lehrgangszieles<br />
ebenso notwendig.<br />
3. Die fachtheoreticchen Inhalte entsprechen den<br />
a) Anforderungen der Berufsfelder<br />
b) Anforderungen der Alltagswelt<br />
c) zu erwartenden Anforderungen der Berufsschule<br />
aus den Bereichen des Elernentarwissens<br />
(Hauptschulabschlußniveau).<br />
Zu a):<br />
Zum Beispiel Vermittlung von<br />
0 Kenntnissen in allen Gr<strong>und</strong>rechenarten;<br />
o räumlichem Vorstellungsvermögen;<br />
0 fachk<strong>und</strong>lichem Wissen:<br />
Materialk<strong>und</strong>e<br />
Maschinenk<strong>und</strong>e<br />
Lesen von Zeichnungen<br />
Zeiteinteilung<br />
Werkzeuginstandhaltung<br />
Bewertungskriterien<br />
Unfallgefahrenquellen<br />
Unfallverhütung<br />
u.a.m.<br />
Zu b):<br />
Hilfen zur Selbsthilfe, 2.8.:<br />
O Schriftverkehr;<br />
0 Rechtsfragen;<br />
O Verbraucherinformation;<br />
0 Umgang mit Institutionen (regional <strong>und</strong> überreg<br />
io na1 ) ;<br />
O Handhabung der technischen Mittler;<br />
O Die Berufs- <strong>und</strong> Arbeitswelt.<br />
zu c):<br />
1. Der Lehrgangsteilnehrner ist während des Förderungslehrganges<br />
in der Regel berufsschulpflichtig<br />
(vgl. auch dazu: R<strong>und</strong>erlaß der BA Nr. 266/74.2 -<br />
Abschnitt II, Nr. 4.2 der Anlage").<br />
2. Zur Unterstützung des Lehrgangszieles im vorgenannten<br />
Sinne ist anzustreben, daß die Berufsschule<br />
den Unterricht in Abstimmung mit der gesamten<br />
Lehrgangsplanung im Rahmen des Förderungslehrganges<br />
erteilt.<br />
. siehe Anhang S. 40
Förderungslehrgänge (Fortsetzung)<br />
Exemplarisch.r Rahmenstoííplan aus dem Berufrfeld Y et a I I<br />
Planung<br />
Fachtheorie<br />
~ 2 - 1 3<br />
Ge8amtplanung<br />
Entwurf<br />
Zeichnung<br />
Material plan<br />
Werkstoffe<br />
Zeichnen<br />
Meßtechnik<br />
Arbeltsplanung<br />
Materialbeschaffung<br />
Arbeitsplan Werkstoffk<strong>und</strong>e<br />
Maschinen<br />
Werkzeug<br />
Techni ken<br />
Arbeitraurführung<br />
Ausführung<br />
nach Arbeits-<br />
plan<br />
Arbeltsaurwertung<br />
Genauigkeit<br />
Sauberkeit<br />
Funktion<br />
Kosten-<br />
vergleich<br />
Arbeitsbericht<br />
Werk- u. Hilfs-<br />
stoffe<br />
Eisen - Stahl<br />
NE-Metalle<br />
Nichtmetallische<br />
Werkstoffe<br />
Korrosion <strong>und</strong><br />
O berf lac hen-<br />
schutz<br />
Maschinen-<br />
bedienung<br />
Werkzeuge -<br />
Einsatz <strong>und</strong><br />
Handhabung<br />
Fachrechnen<br />
Maß- u. Prüf-<br />
technik<br />
Rechnen<br />
Formulieren<br />
Praxis<br />
Stückliste<br />
Arbeitsfolge<br />
Werkzeuge<br />
Umgang mit den<br />
Werkzeugen,<br />
die für das Vor-<br />
haben benötigt<br />
werden<br />
Vermessen<br />
Prüfen<br />
Zusammenstellen<br />
der schriftlichen<br />
Aufzeichnungen<br />
Pädagogische Intention<br />
<strong>und</strong> Wirkung<br />
Kontinuität im Verhalten<br />
ermöglichen <strong>und</strong> schaffen<br />
Einleben in die Regeln<br />
einer Werkstatt<br />
Themen<br />
4 5 6<br />
Zeichnen<br />
Konstruieren<br />
Messen<br />
(bezogen auf das<br />
konkrete Vor-<br />
haben)<br />
Messen - Prüfen<br />
Spanabhebende<br />
Bearbeitung<br />
Spanloses Formen<br />
Schweißen -<br />
Löten<br />
Wärmebehandlung<br />
Montieren <strong>und</strong><br />
Zusammenbauen<br />
Ersebnis Werk- 1<br />
I , . . -. . . . -<br />
1. Zielgerichtete Motivie-<br />
rung<br />
2. Initiierung von Erfolgs-<br />
erlebnissen<br />
3. Die Vermittlung der Er-<br />
fahrung, beteiligt zu<br />
sein<br />
4. Die affektive Bindung<br />
an den Gesamtablauf<br />
1. Das Annehmen des<br />
Sachzwanges, der sich<br />
aus dem Umgang mit<br />
Werkstoff, Werkzeug<br />
<strong>und</strong> Werkstatt ergibt<br />
2. Durchsprache der dabei<br />
gemachten Erfahrungen<br />
Einsicht in die Bearbei-<br />
tungsgesetze, Gestaltungs-<br />
Prinzipien <strong>und</strong> Handlungs-<br />
notwendigkeiten vermitteln<br />
Selbsteinsicht in veränder-<br />
bare <strong>und</strong> nicht veränder-<br />
bare Arbeitsweisen ver-<br />
mitteln<br />
Begabungsschwerpun kte<br />
ermitteln<br />
I<br />
1. Kunsthandwerklich<br />
berufsbereichbezogene<br />
Fertigungen, z.B. Laterne,<br />
Schlüsselkasten,<br />
Figuren usw.<br />
Berufsbereich bezogene<br />
individuelle Themen, z.B.<br />
Herstellung von Werk-<br />
zeugen, wie Hammer,<br />
Meißel usw.<br />
2. Berufsfeldspezifische<br />
Themen, z.B. Herstellen<br />
einer Topferscheibe<br />
usw.<br />
3. Berufsbereichüber-<br />
greifende Themen, z.B.<br />
funktionsfähige Rekon-<br />
struktionen eines<br />
Oldtimers usw.<br />
Für die Gliederung sind<br />
Unterthemen aus den<br />
Gesamtthemen (s. Nr. 1<br />
Spalte 6)’abzuleiten<br />
Für die Gliederung sind<br />
Unterthemen aus den<br />
Gesamtthemen (s. Nr. 1<br />
Spalte 6) abzuleiten<br />
Für die Gliederung sind<br />
Unterthemen aus den<br />
Gesamtthemen (s. Nr. 1<br />
Spalte 6) abzuleiten<br />
21
Anlage zum Rahmenplan<br />
zur Durchführung von Förderuiigsiehrgängen der<br />
Trägergruppen in der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschafi<br />
Jugendaufbauwerk<br />
Obungcziele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong> aus den Berufcfeldern /<br />
Be'rufsbereichen :<br />
Seite<br />
Metall 22<br />
Bau 25<br />
Elektrotechnik 26<br />
Holz 27<br />
Farb- <strong>und</strong> Raumgectaltung 29<br />
Gartenbau <strong>und</strong> Florictik 33<br />
Textil <strong>und</strong> Bekleidung 34<br />
Ernährung <strong>und</strong> Hauswirtschaft 35<br />
Haar- <strong>und</strong> Körperpflege 36<br />
Rahmenstoff pian<br />
Berufsfeld M e t a i i<br />
Thema I Obungsziele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />
Messen <strong>und</strong><br />
Prüfen<br />
Treiben <strong>und</strong><br />
Schweifen<br />
Anreißen<br />
22<br />
Das Messen als Gr<strong>und</strong>lage fur jede<br />
Fertigung.<br />
Lernen, das richtige Meßzeug dem<br />
Werkstück entsprechend auszuwahlen.<br />
Kennenlernen <strong>und</strong> Handhabung ein-<br />
facher Langenmeßzeuge.<br />
Messen mit der Schieblehre.<br />
Prufen mit Winkel <strong>und</strong> Lineal<br />
Hinweis<br />
Auf sorgfältige Pflege <strong>und</strong> Aufbewahrung<br />
der Meßzeuge hinweisen.<br />
Kennenlernen der Verformbarkeit ver-<br />
schiedener Werkstoffe, 2.6. Stahl,<br />
Aluminium, Kupler durch Schweifen<br />
<strong>und</strong> Treiben in kaltem Zustand mit<br />
dem Handhammer.<br />
Hammerhaltung <strong>und</strong> Hammerfuhrung.<br />
Die Bedeutung der neutralen Faser<br />
beim Schweifen.<br />
Hinweis<br />
Spanlose Verformung verschiedener<br />
Werkstoffe.<br />
Der Hammer als Unfallquelle.<br />
Die Bedeutung des Anrisses.<br />
Anreißwerkzeuge <strong>und</strong> ihre Hand-<br />
habung.<br />
Fähigkeiten vermitteln, die richtigen<br />
Anreißwerkzeuge <strong>und</strong> Hilfsmittel dem<br />
Werkstück <strong>und</strong> Werkstoff entspre-<br />
chend auszuwählen, 2.6. Stahlnadel.<br />
Messingnadel. Bleistift, Zirkel, Winkel,<br />
StreichmaB. Parallelreißer, Höhen-<br />
maßstab, Anreißplatte, StahlmaBstab.<br />
Lineal. u.a.<br />
~~<br />
'hema [ Obungrziele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />
Cornern<br />
%gen<br />
Feilen <strong>und</strong><br />
Entgraten<br />
Lernen, Zeichnungsmaße auf das<br />
Werkstück zu ubertragen.<br />
Die Bedeutung von Bezugslinien <strong>und</strong><br />
Bezugskanten.<br />
Hinweis<br />
Durch Bestreichen der Oberflache mit<br />
Anreißfarbe .<strong>und</strong> Kreide 0.a. sind Riß-<br />
Iinien besser sichtbar zu machen. Die<br />
Bt'auchbarkeit <strong>und</strong> die Wirtschaftlichkeit<br />
eines Betriebes hangt wesentlich<br />
vom gewissenhaften Anreißen ab.<br />
Unfallgefahren im Umgang mit der<br />
Reißnadel<br />
Die Bedeutung des Kornens beim Anreißen<br />
<strong>und</strong> Bohren (Anreißkörner,<br />
Bohrkorner)<br />
Handhabung des Korners.<br />
Hammerhaltung.<br />
Hinweis<br />
Der richtige Anschliff des Körners.<br />
Unfallgefahr Gradbildung am Korner.<br />
Die Bedeutung des Tremens von<br />
Werkstucken durch Sägen.<br />
Die Sage als spanabhebendes Werkzeug.<br />
Handhabung der Bugelsage.<br />
Lernen, das geeignete Sägeblatt<br />
(Zahnteilung) dem Werkstoff <strong>und</strong><br />
Werkstuck entsprechend auszuwählen.<br />
Das Spannen des Sàgeblattes.<br />
Das Spannen des Werkstückes.<br />
Der Sageanschnitt.<br />
Die Teile der Bugelsage <strong>und</strong> ihre Aulgaben.<br />
Körperhaltung beim Sägen.<br />
Hinweis<br />
Sägeblàtter auf Risse prüfen.<br />
Der Schnittdruck beim Sägen verschiedener<br />
Werkstoffe <strong>und</strong> Werkstoffquerschnitte.<br />
Entspannen der Säge nach Gebrauch<br />
Die Unfallgefahr beim Sägen.<br />
Die Bedeutung der Feile als spanabhebendes<br />
Werkzeug.<br />
Feilenarten <strong>und</strong> ihre Anwendungsmög,<br />
lichkeiten (Hieb. Querschnitt).<br />
Lernen, die Feile dem Werkstück unc<br />
Werkstoff entsprechend auszuwählen<br />
Spannen des Werkstuckes beim Feilen<br />
(Schraubstock).<br />
Korperhaltung <strong>und</strong> Feilenführung.<br />
Die Oberflachenbehandlung von Werk,<br />
stücken <strong>und</strong> das Kennenlernen der<br />
Bearbeitungszeichen.
Förderungslehrgänge (Fortsetzung)<br />
Thema I Obungszleie <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />
Biegen<br />
Meißeln<br />
Fertigkeit. eben, r<strong>und</strong>, maßhaltig <strong>und</strong><br />
winklig zu feilen.<br />
Das Entgraten von Werkstücken <strong>und</strong><br />
seine Bedeutung.<br />
Das Ausbohren von Winkelecken.<br />
Hinweis<br />
Auf festsitzendes Feilenheft achten.<br />
Oruckverteilung beim Feilen.<br />
Die Pflege der Feile.<br />
Der Grat als Unfallquelle.<br />
Um gleichmaßige Spanabnahme zu<br />
gewahrleisten. Werkstück Öfter um-<br />
spannen<br />
Schraubstockhöhe der Körpergröße<br />
anpassen.<br />
Kennenlernen der Verformbarkeit verschiedener<br />
Werkstoffe beim Biegen.<br />
Zweck des Biegens.<br />
Der Biegevorgang (Zug- <strong>und</strong> Druck-<br />
Spannung. die neutrale Faser).<br />
Veranderung des Querschnittes.<br />
Beobachten der Walzfaserrichtung<br />
beim Biegen von Blechen.<br />
Berücksichtigung der Materialstärke.<br />
Berechnung der gestreckten Länge.<br />
Lernen, die richtigen Hilfsmittel für<br />
den Biegevorgang anzuwenden (Hammer,<br />
Zange. Amboß. Spannschiene.<br />
Biegemaschine).<br />
Hinweis<br />
Dehnbarkeit des Werkstoffes nicht<br />
uberbeanspruchen (Rißbildung).<br />
Die Bedeutung des Meißelns beim<br />
Trennen, Zerspanen <strong>und</strong> Abscheren.<br />
Kennenlernen <strong>und</strong> Handhabung der<br />
verschiedenen Meißelarten.<br />
Kennenlernen der verschiedenen<br />
Stahlarten <strong>und</strong> ihre Anwendungsmoglichkeiten.<br />
Die Bedeutung der verschiedenen<br />
Winkel an der Meißelschneide (Frei-<br />
Keil-Schnitt-Spanwinkel).<br />
Körper- <strong>und</strong> Meißelhaltung.<br />
Spannen der Werkstücke beim<br />
Meißeln.<br />
Hammerhaltung.<br />
Hinweis<br />
Unfallgefahr: Bartbildung am Meiûelkopf.<br />
Auf festen Hamrnersitz achten.<br />
rherna I übungiuiele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />
Scheren<br />
Bohren <strong>und</strong><br />
Senken<br />
Gewinde-<br />
schneiden<br />
Formänderung beim Trennen von<br />
Werkstücken durch Scheren.<br />
Kennenlernen verschiedener Scheren-<br />
arten <strong>und</strong> ihre Anwendungsmöglich-<br />
keiten.<br />
Erkennen des Vorgangs im Werkstoff<br />
beim Scheren (Schnitt-Bruch-Kerb-<br />
fläche).<br />
Die Bedeutung des Schneidenspiels.<br />
Umgang rnit der Hand-Hebel- <strong>und</strong><br />
Schlagschere.<br />
Hinweis<br />
Die Schere als Hebel.<br />
Unfallgefahr: Vorsicht beim Umgang<br />
rnit Blech (scharfe Kanten).<br />
Der Wendelbohrer als spanabhebendes<br />
Werkzeug.<br />
Die Schneiden am Wendelbohrer.<br />
Die Bedeutung der Nuten am Wendelboh<br />
rer.<br />
Die verschiedenen Bohrmaschinen<br />
<strong>und</strong> ihre Anwendungsmöglichkeiten,<br />
z.B. Bohrknarre. Handbohrrnaschinen,<br />
Säulenbohrmaschinen.<br />
Spannen von Bohrern <strong>und</strong> Werkstucken.<br />
Die Bedeutung der Drehzahl unter<br />
Berücksichtigung des Werkstoffes <strong>und</strong><br />
Durchmessers des Bohrers.<br />
Die Bedeutung der Kühlmittel <strong>und</strong><br />
Schmiermittel beim Bohren.<br />
Bohren nach Anriß.<br />
Der Senker, ein spanabhebendes<br />
Werkzeug.<br />
die Bedeutung des Senkens.<br />
Senkerarten. Winkel am Senker.<br />
Hinweis<br />
Auf richtigen Bohrdruck achten -<br />
Unfallgefahr: Auf enganliegende Kleidungsstücke<br />
achten. Schutzhaube<br />
tragen.<br />
Werkstück gegen Herumschlagen<br />
sichern.<br />
Das Gewinde <strong>und</strong> seine Aufgaben.<br />
Kennenlernen der Gewlndearten 2nd<br />
der Anwendungsmöglichkeiten.<br />
Lernen, den richtigen Wendelbohrer,<br />
den Kerndurchmesser des Gewindes<br />
auszuwählen, sowie die richtigen Gewindebohrer<br />
der Reihenfolge einzusetzen.<br />
Gewindeschneiden von Hand mit<br />
Schneideisen <strong>und</strong> Gewindebohrer.<br />
23
hema I Obungrrlele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />
3berflächen-<br />
,ehandlung<br />
Neichlöten<br />
Nieten<br />
Autogenes<br />
SchweiBen<br />
24<br />
Hinweis<br />
Durch richtiges Schmieren beim<br />
Gewindeschneiden wird die Zerspa-<br />
nung begünstigt <strong>und</strong> die Gefahr des<br />
Ausreißens der Gewindegänge herab-<br />
gesetzt.<br />
Kennenlernen der verschiedenen<br />
Oberflachenzeichen.<br />
Lernen, das Bearbeitungswerkzeug<br />
den Oberflachenzeichen entsprechend<br />
auszuwahlen.<br />
Schutz der Oberflache vor Korrosion,<br />
Z.B. durch Einölen, Einfetten, Emaillieren<br />
usw.<br />
Hinweis<br />
Gutes Aussehen <strong>und</strong> Haltbarkeit hangt<br />
im wesentlichen von der Oberflächenbehandlung<br />
<strong>und</strong> vom Oberflächenschutz<br />
ab.<br />
Metallisch blanke Werkstücke moglichst<br />
nicht mit bloBen Händen anfassen.<br />
Verbindung verschiedener Metalle<br />
mittels Lot.<br />
Kennenlernen <strong>und</strong> Handhabung von<br />
Lötwerkzeugen <strong>und</strong> Hilfsmittel.<br />
Die Bedeutung der Lottemperaturen.<br />
Die Bedeutung der Flußmittel.<br />
Lötübungen mit dem Lötkolben.<br />
Hinweis<br />
Die Haltbarkeit einer Lötverbindung<br />
hängt im wesentlichen von der<br />
Sauberkeit der Lötstelle ab.<br />
Herstellen fester Verbindungen durch<br />
Nieten.<br />
Kennenlernen verschiedener Nietarten<br />
<strong>und</strong> Nietverbindungen.<br />
Kennenlernen <strong>und</strong> Handhabung der<br />
verschiedenen Nietwerkzeuge.<br />
Ausfuhrung einer R<strong>und</strong>kopfnietung.<br />
Die Berechnung von Nietlängen.<br />
Hinweis<br />
Niet <strong>und</strong> Werkstuck sollte möglichst<br />
aus einem Werkstoff bestehen.<br />
Unfallgefahren besprechen.<br />
Herstellen fester Verbindungen<br />
gleicher Metalle im flüssigen Zustand<br />
durch autogenes Schweißen.<br />
Lernen, die autogene SchweiBanlage<br />
zu bedienen.<br />
Der Aufbau der Acetylen- <strong>und</strong> Sauerstoffflasche.<br />
Die Kennfarben von Sauerstoff <strong>und</strong><br />
Acetylen.<br />
Thema I Obungrzlele <strong>und</strong> Lernlnhalto<br />
Kunststoff-<br />
schweißen<br />
Schmieden<br />
Hobeln<br />
Drehen<br />
Lernen, Düsengröße <strong>und</strong> Gasdruck der<br />
Schweißarbeit entsprechend auszu-<br />
Wahlen.<br />
Lernen, Schweißflamme richtig einzustellen,<br />
Ausführung einer Nachlinks-<br />
Schweißung.<br />
H i n w e'i s<br />
Unfallverhütungsvorschriften für Gasschweißer<br />
besprechen <strong>und</strong> beachten.<br />
Das Verbinden nicht hartbarer Kunststoffe<br />
durch Heißgase.<br />
Kennenlernen <strong>und</strong> Handhabung des<br />
Heißluftbrenners.<br />
Einsatzmöglichkeiten der Kunststoffe.<br />
Kennenlernen einiger Kunststoffe <strong>und</strong><br />
ihre Herstellung.<br />
Durchführung einfacher SchweiB-<br />
Übungen.<br />
Hinweis<br />
Auf richtige, dem Kunststoff entsprechende<br />
Arbeitstemperatur achten.<br />
Die Bedeutung des Schmledens.<br />
Kennenlernen der Verformbarkeit<br />
dehnbarer Metalle im warmen Zustand.<br />
Gefügeveränderung durch' Schmieden.<br />
Kennenlernen der Schmiedeeinrichtung.<br />
Lernen, die richtigen Schmiedewerkzeuge<br />
dem Werkstück entsprechend<br />
auszuwählen.<br />
Die Schmiedetemperatur verschiedener<br />
Werkstoffe.<br />
Hinweis<br />
Auf Unfallgefahren beim Schmieden<br />
hinweisen.<br />
Spanabhebende Bearbeitung von<br />
Werkstücken durch Hobeln <strong>und</strong><br />
StoBen.<br />
Kennenlernen der Hobelmaschine <strong>und</strong><br />
ihre Arbeitsweise.<br />
Das Spannen von Werkstücken <strong>und</strong><br />
Werkzeugen.<br />
Einstellen von Hub <strong>und</strong> Geschwindigkeit.<br />
Hobeln einfacher Werkstücke.<br />
Maschinenpflege.<br />
Hinweis<br />
Unfallverhütungsvorschriften besprechen<br />
<strong>und</strong> beachten.<br />
Spanabhebende Bearbeitung von<br />
Werkstücken durch Drehen.<br />
Kennenlernen der Drehmaschine <strong>und</strong><br />
ihre Arbeitsweise.
Förderungslehrgänge (Fortsetzung)<br />
rhema 1 ~bungrriele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />
Das Spannen von Werkstücken <strong>und</strong><br />
Werkzeugen.<br />
Drehen einfacher Werkstücke.<br />
Zentrieren an der Drehmaschine.<br />
Bohren an der Drehmaschine.<br />
Einstellen der Drehzahl.<br />
Kennenlernen der wichtigsten Drehlinge.<br />
Maschinenpflege.<br />
Hinweis<br />
Die Kühl- <strong>und</strong> Schmiermittel beim<br />
Drehen.<br />
Unfallverhütungsvorschriften besprechen<br />
<strong>und</strong> beachten.<br />
Fräsen Spanabhebende Bearbeltung von<br />
Werkstücken durch Fräsen.<br />
Kennenlernen der Fräsmaschine <strong>und</strong><br />
ihre Arbeitsweise.<br />
Spannen von Werkstücken <strong>und</strong> Werkzeugen.<br />
Fräsen einfacher Werkstücke.<br />
Gegenlauf <strong>und</strong> Gleichlauffräsen.<br />
Kennenlernen der wichtigsten Fräserarten.<br />
Einstellen der Drehzahl.<br />
Maschinenpflege.<br />
Rahmenstofi plan<br />
Berufsfeld B a u<br />
Hinweis<br />
Auf Dreh- <strong>und</strong> Schneiderichtung<br />
achten.<br />
Auf einwandfreien Zustand des<br />
Fräsers ist stets zu achten.<br />
Unfallverhütungsvorschriften besprechen<br />
<strong>und</strong> beachten.<br />
Thema I übungrrieie <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />
Einführung in Die Erklärung, Handhabung, Verwenden<br />
Arbeits- dung <strong>und</strong> Pflege der Werkzeuge,<br />
bereich Geräte <strong>und</strong> Maschinen.<br />
Die Bedeutung des Palettensysterns.<br />
Sauberkeit am Arbeitsplatz.<br />
Hinweis<br />
Unfallverhütungsvorschriften des Baugewerbes<br />
besprechen <strong>und</strong> beachten.<br />
~ ~~ ~<br />
rhema I Ebunguiele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />
Herstellen von<br />
Mauerwerk<br />
Verputzen<br />
Gipskarton <strong>und</strong><br />
Heraklith-<br />
platten<br />
Wandfliesen<br />
Bodenpiatte<br />
Beton<br />
Schalung<br />
.<br />
Erkennen der Steinarten <strong>und</strong> -größen.<br />
Aufbau einer losen Backsteinrnauer<br />
(einfacher Verband ohne Mörtel).<br />
Mauern mit Sandmortel ohne Bindemittel.<br />
Herstellen von Mauermörtei.<br />
Mauern mit Mörtel unter Anwendung<br />
der Mauerverbandsregeln.<br />
Fugengerechtes. winkelgerechtes,<br />
waag- <strong>und</strong> lotgerechtes Mauern.<br />
Herstellung eines Riegelmauerwerkes.<br />
Fachgerechtes Setzen von Mauerecken.<br />
Ausstreichen <strong>und</strong> Verfugen von<br />
Mauerwerk.<br />
Hinweis<br />
Hierbei sollte das Zuwerfen der Steine<br />
unter Beachtung der Unfallgefahren<br />
geübt werden.<br />
Auf Maßgenauigkeit <strong>und</strong> sauberes<br />
Mauern achten.<br />
Zubereitung des Putzmörtels.<br />
Anwerfen <strong>und</strong> Nachbehandlung des<br />
Putzes.<br />
H i n w e i s<br />
Die Verschiedenen Zusätze beim<br />
Mörtel besprechen <strong>und</strong> beachten.<br />
Anbringen von Gipskarton <strong>und</strong> Hera-<br />
klithplatten einschlie6lich Nachbe-<br />
handlung <strong>und</strong> Vorbereitung für den<br />
Tapezierer.<br />
Verlegen von Wandfliesen auf verputzten<br />
Heraklithplatten mit Klebemörtel<br />
einschl. Ausfuaunp - - <strong>und</strong> Nachbehandlung.<br />
Hinweis<br />
Auf maß- <strong>und</strong> winkelgerechtes Arbeiten<br />
achten.<br />
Verlegen von Bodenplatten in Sand-<br />
mörtel mit anschlie6endem Verfugen.<br />
Verwendung von Beton am Bau.<br />
Herstellen von Beton unter Beachtung<br />
der Mischungsverhältnisse <strong>und</strong><br />
Berücksichtigung des Verwendungs-<br />
zwec kes.<br />
Bedienen von Maschinen.<br />
Die Bedeutung der Schalung.<br />
Lernen, eine einfache Schalung nach<br />
Zeichnung herzustellen.<br />
Hinweis<br />
Verschalung den Erfordernissen, unter<br />
Berücksichtigung der Sicherheit, anpassen.<br />
25
Rahmenstoffplan<br />
Berufsfeld E I e k t r o t e c h n I k<br />
Thema I Obungszlele <strong>und</strong> Lernlnhalte<br />
Stromerzeu-<br />
gung <strong>und</strong><br />
Transport<br />
Biegen von<br />
Drähten <strong>und</strong><br />
Verlöten von<br />
AnschluBenden<br />
26<br />
Der Stromkreis<br />
I. Stromerzeuger<br />
1. Kraftwerke <strong>und</strong> ihre Arbeitsweise<br />
a) Kohlekraftwerk<br />
b) Wasserkraftwerk<br />
c) Atomkraftwerk<br />
2. Die Batterie <strong>und</strong> ihre Arbeitsweise<br />
a) Trockenbatterie<br />
b) Flüssigkeitsbatterie<br />
II. Stromtrensport<br />
1. Die Freileitung<br />
2. Das Erdkabel<br />
3. Das Hauskabel<br />
Hinweis<br />
Es sollte von Anfang an auf die Gefah-<br />
ren hingewiesen werden, die beim<br />
Umgang mit stromfuhrenden Leitun-<br />
gen <strong>und</strong> Kabel bestehen.<br />
1. Ausrechnen der gestreckten Lange<br />
einer üse<br />
2. Kennenlernen <strong>und</strong> Handhabung<br />
einfacher Langenmeßzeuge<br />
3. Eigenschaften - Leitfähigkeit -<br />
Oxydation von'<br />
a) Aluminium<br />
b) Kupfer<br />
c) Stahl<br />
4. Die Gewinnung bzw. Herstellung<br />
von :<br />
a) Kupfer<br />
b) Aluminium<br />
c) Stahl<br />
5. Das Kennenlernen <strong>und</strong> die Handhabung<br />
der verschiedenen Werkzeuge<br />
a) Zangen<br />
b) Kabelmesser<br />
c) Seitenschneider<br />
d) Schraubendreher<br />
e) elektr. Lötgeräte.<br />
6. Das Biegen von osen verschiedener<br />
Größen<br />
7. Das Verbinden von Metallen durch<br />
Löten<br />
8. Das Verlöten von AnschluBenden<br />
Vom Erzeuger zum Verbraucher<br />
1. Das Kraftwerk<br />
a) der Generator<br />
b) die Batterie<br />
2. Die Sicherung <strong>und</strong> ihre Aufgabe<br />
a) Schmelzsicherung<br />
b) Sicherungsautomat<br />
3. Schalterarten <strong>und</strong> ihre Wirkungsweise<br />
Thema I Obungrzlele <strong>und</strong> Lernlnhalte<br />
Montage von<br />
Geräten mit<br />
Verlegen von<br />
Drähten <strong>und</strong><br />
Anschließen<br />
der Geräte<br />
Schaltzeichen<br />
kennenlernen<br />
Kabelarten <strong>und</strong><br />
ihre Anwen-<br />
dung<br />
Leiter,<br />
Nichtleiter<br />
Der Wirkschalt-<br />
plan<br />
Gerateplan<br />
4. Die Schuko-Steckdose<br />
5. Die Abzweigdose<br />
6. Verbraucher<br />
a) Licht<br />
b) Kraft<br />
c) Wärme<br />
7. Der Draht als Stromleiter<br />
Funktionsweise <strong>und</strong> Anwendungsmög-<br />
lichkeiten von Schaltelementen an<br />
einer Ausschaltung mit Schuko-Steck-<br />
dose, die installiert wurde, erläutern.<br />
Schaltzeichen<br />
a) genormte<br />
b) nicht genormte<br />
Hinweis<br />
Auf Unfallverhutungsvorschriften hinweisen.<br />
VDE-Vorschriften beachten.<br />
Die gebräuchlichsten Leiterarten erklaren,<br />
AnschluBenden nach Vorschrift<br />
herstellen <strong>und</strong> mit verschiedenen Befestigungsmöglichkeiten<br />
montieren.<br />
a) massive (fur feste Anschlusse)<br />
b) flexible (für bewegliche Anschlüsse)<br />
c) Draht<br />
d) Kabel<br />
1. Leiter<br />
a) Metalle<br />
b) Kohle<br />
c) feuchte Erde<br />
d) manche Flüssigkeiten<br />
2. Nichtleiter<br />
a) Gummi<br />
b) Luft<br />
c) Glas<br />
d) Kunststoff<br />
e) Porzellan<br />
Wirkschaltplan lesen <strong>und</strong> danach<br />
Gerateplan erstellen.<br />
Bedeutung <strong>und</strong> Zweck verschiedener<br />
Schaltungen.<br />
a) Ausschaltung<br />
b) Wechselschaltung<br />
c) Serienschaltung<br />
d) Parallelschaltung<br />
e) Reihenschaltung<br />
Die verschiedenen Schaltungen mit<br />
den dazu gehörenden Geräten nach<br />
Geräteplan installieren.<br />
Hinweis<br />
VDE-Vorschriften beachten.<br />
Auf Unfallverhütungsvorschriften hinweisen.
Förderungslehrgänge (Fortsetzung)<br />
Thema 1 <strong>Ubungszlele</strong> <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />
Schwachstrom 1. Einsatzmöglichkeiten von<br />
Schwachst rom<br />
a) Telefonanlagen<br />
b) Alarmanlagen<br />
c) Sprechanlagen<br />
d) Klingelanlagen<br />
e) Signalanlagen<br />
2. Unterscheidungsmerkmale von<br />
Geräten <strong>und</strong> Kabel für Stark- <strong>und</strong><br />
Schwachstrom.<br />
3. Funktions- <strong>und</strong> Wirkungsweise<br />
des Telefons<br />
a) Handapparat<br />
b) Dbertrager<br />
c) Wecker<br />
d) Wahlscheibe<br />
4. Kennenlernen <strong>und</strong> Handhabung<br />
des erforderlichen Werkzeugs<br />
5. Funktion <strong>und</strong> Wirkungsweise von:<br />
a) Mikrofon<br />
b) Hörer<br />
6. Erarbeiten von Schaltungen<br />
7. Das Systemkabel <strong>und</strong> seine An-<br />
wendungsmöglichkeit<br />
a) größere Schwachstromanlagen<br />
b) verschiedene Schaltkombina-<br />
tionen<br />
c) Farben<br />
d) Gruppen<br />
8. Die verschiedenen Anschlui3mÖglichkeiten<br />
a) Klemmleiste<br />
b) Lötklemmleiste<br />
c) Lötleiste<br />
9. Ausarbeiten von Schaltplänen<br />
a) genormte Schaltzeichen<br />
b) nicht genormte Schaltzeichen<br />
c) Wirkschaltplan<br />
d) Installationsplan<br />
e) Stromlaufplan<br />
10. Verwendungsmöglichkeiten verschiedener<br />
Schaltungen<br />
a) Wechselschaltung<br />
b) Kreuzschaltung<br />
11. Ausarbeiten verschiedener Schaltungen<br />
<strong>und</strong> deren Installation als<br />
Gruppenarbeit<br />
12. Funktion <strong>und</strong> Wirkungsweise von:<br />
a) Taster<br />
b) Stromsto13relais<br />
c) Türöffner<br />
d) Summer<br />
e) Fotozelle<br />
<strong>und</strong> deren Einsatzmöglichkeit<br />
Rahmenstoff plan<br />
Berufsfeld H o I z<br />
Thema I Obungszlele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />
Werkstoff Holz<br />
Hobeln<br />
Sägen<br />
Raspeln<br />
Feilen<br />
Schleifen<br />
Oberflãchen-<br />
bearbeitung<br />
<strong>und</strong> Behand-<br />
lung<br />
Zureißen<br />
Werkstoff Holz<br />
Sägen<br />
I. Kennenlernen der verschledenen<br />
Holzarten nach<br />
a) Harthölzern<br />
b) Weichhölzern<br />
II. Lerne Bäume nach<br />
a) Nadelhölzern <strong>und</strong><br />
b) Laubhölzern zu unterscheiden<br />
111. Der Nahrungshaushait des Baumes<br />
a) Wachstum<br />
b) Nahrungsaufnahme<br />
IV. Erkennen des Holzes nach seiner<br />
Struktur (Maserung)<br />
a) Langholz<br />
b) Querholz<br />
V. Kennenlernen der wlchtigsten Holzbearbeitungswerkzeuge<br />
<strong>und</strong> Ihre<br />
Handhabung<br />
a) Schweifsäge<br />
b) Feinsage<br />
c) Raspel<br />
d) Feile<br />
e) Hohleisen<br />
1) Bohrwinde<br />
g) Schlangenbohrer<br />
h) Hobel<br />
Hobeln - Sägen - Raspeln - Feilen -<br />
Schleifen am obungsstück<br />
Wässern - Schleifen - Gr<strong>und</strong>ieren -<br />
Mattieren am Übungsstück<br />
Hinweis<br />
Auf Unfallgefahren im Umgang mit<br />
Werkzeugen <strong>und</strong> Lacken hinweisen.<br />
Das Zureißen am Dbungsstück üben.<br />
I. Inländische Laub- <strong>und</strong> Nadelbäume<br />
a) Standort<br />
b) Rinde<br />
c) Blätter<br />
d) Früchte<br />
II. Ouerschnltt des Stammes<br />
a) Jahresringe<br />
b) Splintholz<br />
c) Markröhre<br />
I. Das Auf-Längen-Schnelden von<br />
Holz am Obungutllck üben<br />
II. Aufbau <strong>und</strong> Arbeitsweise der Säge<br />
erklären<br />
27
Thema I Obungszieie <strong>und</strong> Lernlnhalte<br />
Die Bedeutung<br />
der Werk-<br />
Zeichen<br />
Werkstoff Holz<br />
Die Zinkverbin-<br />
dung<br />
Das Furnier<br />
Werkzeuge <strong>und</strong><br />
ihre Hand-<br />
habung<br />
Die Holzver-<br />
bindung<br />
Schärfen von<br />
Werkzeugen<br />
<strong>und</strong> ihre<br />
Pflege<br />
Der Nistkasten<br />
als Obungsbei-<br />
spiel<br />
28<br />
I. Wertzeichen auf Rahmenstücke<br />
übertragen<br />
II. Ihre Bedeutung am Obungsgegenstand<br />
erläutern<br />
Holzschädlinge<br />
a) tierische<br />
b) pilzliche<br />
Herstellen einer offenen Zinkung am<br />
Ubungsstück.<br />
Hinweis<br />
Auf Unfallgefahren hinweisen.<br />
I. Struktur <strong>und</strong> Farbe verschiedener<br />
Furniere<br />
II. Lerne Furniere nach Obertragen<br />
des Entwurfs auszuschneiden<br />
I II. Zusammenkleben Verschiedener<br />
Furnierielle<br />
IV. Das Auiielmen von Furnieren<br />
Das Kennenlernen verschiedener<br />
Tischlerwerkzeuge <strong>und</strong> ihre Handhabung<br />
a) Winkel<br />
b) Streichmaß<br />
c) Feinsäge<br />
d) Stecheisen<br />
e) Holzhammer<br />
f) Raspel<br />
g) Hobel<br />
h) Feile<br />
i) Zirkel<br />
k) Hohleisen<br />
I) Furniermesser<br />
m) Furniersäge<br />
n) Zwingen<br />
Herstellen einer Eck- <strong>und</strong> Kreuzüber-<br />
lappung am Übungsstück.<br />
Lerne Holzbearbeitungswerkzeuge<br />
fachgerecht zu schärfen.<br />
Hinweis<br />
Auf Unfaligefahren hinweisen.<br />
1. Anreißen<br />
2. Hobeln<br />
3. Sägen<br />
4. Bohren<br />
5. Leimen<br />
6. Schrauben<br />
7. Nageln<br />
8. Zusammenbauen<br />
rhema I Ubungulele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />
Hobeln<br />
9brichten<br />
Leimen<br />
Die einfache<br />
Schlitz- <strong>und</strong><br />
Zapfenverbin-<br />
dung<br />
Die Keil-<br />
zapfenverbin-<br />
dung<br />
Kennenlernen verschiedener Möglichkeiten<br />
Holzteile zu verbinden<br />
a) Leimen<br />
b) Nageln<br />
c) Schrauben<br />
I. Erläutern des Hobels<br />
a) Bestandteile<br />
b) Funktion<br />
c) Anwendungsmöglichkeiten<br />
II. Erklären der Begriffe<br />
a) Kanten abrichten<br />
b) Fläche aushobeln<br />
III. Arbeitsweise des Hobels<br />
a) die Zugkraft der Jahresringe<br />
b) rechte <strong>und</strong> linke Seite der<br />
Bretter<br />
c) das Schwinden des Holzes<br />
d) Langholz <strong>und</strong> Querholz<br />
I. Verblndungsmlttei<br />
a) Auswahl der richtigen Verbindungsmittel<br />
b) Zusammensetzung des Kunstharzleims<br />
c) Anwendungsmögiichkeiten des<br />
Leims<br />
I I. Spannwerkzeuge<br />
Die Aufgaben der Zwingen <strong>und</strong><br />
Knechte beim Leimen.<br />
1. Hobeln<br />
2. Anreißen<br />
3. Sägen<br />
4. Stemmen<br />
5. Die Zapfenverbindung wird nach<br />
selbstgefertigter Zeichnung hergestellt<br />
6. Anwendungsrnöglichkeiten der<br />
Zapfenverbindung erläutern.<br />
Hinweis<br />
Auf Unfallgefahren im Umgang mit<br />
Holzbearbeitungswerkzeugen hinweisen.<br />
I. Herstellen einer Keiizapfenverbindung<br />
a) Zeichnung anfertigen<br />
b) Hobeln<br />
c) Anreißen<br />
d) Sagen (Anschneiden <strong>und</strong> Absetzen<br />
der Zapfen mit der<br />
Feinsäge)<br />
e) Stemmen (Ausstellen des Keiiloches<br />
mit den Stecheisen)
Förderungslehrgänge (Fortsetzung)<br />
- ~~<br />
Thema 1 Obungozieie <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />
Gratnute <strong>und</strong><br />
Gratleiste<br />
Oberflächen be-<br />
handlung<br />
Rahmenrtofi pian<br />
II. Anwendungsmöglichkeiten im<br />
Rahmenbau<br />
a) rechtwinklig abgesetzt<br />
b) einseitig auf Gehrung abgesetzt<br />
c) beidseitig auf Gehrung abgesetzt<br />
111. Anwendungsbereiche<br />
a) Keil als Verbindungselement<br />
b) Keil als Zierteil<br />
I. Aufgabe <strong>und</strong> rlchtlger Einsatz von<br />
Gratnute <strong>und</strong> Gratleiste<br />
a) stabilisierende Wirkung<br />
b) die richtige Holzart<br />
II. Erklärung der zum Elnsatz kommenden<br />
Werkzeuge<br />
a) Gr<strong>und</strong>hobel<br />
b) Gratsäge<br />
c) Stecheisen<br />
d) Spitzbohrer<br />
I. Schleifen - Fiammen <strong>und</strong><br />
Mattieren<br />
II. Die unterrchledllchen Wachstums-<br />
8chlchten des Holzer<br />
a) Herbst<br />
b) Sommer<br />
Hinweis<br />
Aut Unfallgefahren hinweisen.<br />
Berubfeld Farb- <strong>und</strong> Raumgertaltung<br />
Thema ] Obungozlele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />
Tapezieren I. Tapezieren<br />
a) Messen<br />
b) Aufschneiden<br />
c) Einkleistern<br />
d) Loten<br />
e) Abschneiden<br />
II. Werkstoffk<strong>und</strong>e<br />
1. Erläuterungen verschiedener<br />
a) Kleistersorten<br />
b) Tapetensorten<br />
2. Vorarbeiten verschiedener<br />
Un terg rü nde :<br />
a) Gipsputz<br />
b) Kalkputz<br />
c) Zementputz<br />
d) Holz<br />
e) Metall<br />
Thema 1 Obungrrleie <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />
Farbige Wand-<br />
flächengestal-<br />
tung<br />
II I . Werkzeugk<strong>und</strong>e<br />
Bekanntmachen mit den erforderlichen<br />
Werkzeugen:<br />
a) GliedermaBstab<br />
b) Lot<br />
c) Haumesser<br />
d) Schiene<br />
e) Schere<br />
f) Abschnürkordel<br />
g) Tapezierbürste<br />
h) Tapezierwalze<br />
i) Tapetenabreißer<br />
IV. Hllfsatoffe<br />
Auswahl <strong>und</strong> Anwendung geeigneter<br />
Hilfsstoffe:<br />
a) Schwamm<br />
b) Lappen<br />
V. Unfailverhütung<br />
Sachgerechtes Aufstellen der<br />
Leiter<br />
VI. Tapezieren<br />
Tapezierübung an der Ubungswand<br />
I. Wandiiächengeotaitung<br />
a) Anzeichnen<br />
b) Abschnüren<br />
c) Beschneiden<br />
d) Zulegen<br />
e) sachgerechtes Auslegen mit<br />
Abdeckpapier<br />
II. Werkstoffk<strong>und</strong>e<br />
Erläuterung <strong>und</strong> Anwendungsmöglichkeiten<br />
verschiedener<br />
a) Dispersionsfarben<br />
b) Trockenfarben<br />
III. Werkzeugk<strong>und</strong>e<br />
Bekanntmachen mit den erforderlichen<br />
(neuen) Werkzeugen<br />
a) Cchnürkordel<br />
b) Strichziehlineal<br />
c) Strichzieher<br />
d) Heizkörperpinsel<br />
e) Lamrnfellrolle (Heizkörperrolle)<br />
IV. Fachreichnen<br />
Flächenbelebung aufgr<strong>und</strong> mathematischer<br />
Flächenformen<br />
a) Quadrat<br />
b) Rechteck<br />
c) Drdieck<br />
d) Kreis<br />
29<br />
. . _._-
Thema I Obungrriele <strong>und</strong> Lernlnhalte<br />
V. Gerchmackrk<strong>und</strong>e<br />
Zusammenstellen der entsprechen-<br />
den Farbtöne<br />
VI. Hlifsrtofie<br />
Anwendung <strong>und</strong> Auswahl geeigneter<br />
Hilfsstoffe<br />
a) Schwamm<br />
b) Abdeckpapier<br />
Vorbereiten I. Vorbereitung<br />
eines Anstrich- a) Schleifen<br />
Untergr<strong>und</strong>es<br />
b) Brennen<br />
c) Bürsten<br />
d) Anlaugen<br />
e) Abstauben<br />
1) Abdecken<br />
g) Spachteln<br />
h) Kitten<br />
II. Werkstoífk<strong>und</strong>e<br />
Erläuterung <strong>und</strong> Anwendungsmög-<br />
Ikhkeiten der wesentlichsten Werkstoffe<br />
a) Spachtelmassen<br />
b) Kitte<br />
I II. Werkzeugk<strong>und</strong>e<br />
Bekanntmachen mit den erforderlichen<br />
(neuen) Werkzeugen<br />
a) Japanspachtel<br />
b) Stielspachtel<br />
c) Kittmesser<br />
d) Staubbesen<br />
IV. Hii?rstofle<br />
Auswahl <strong>und</strong><br />
Anwendung geeigneter Hilfsstoffe<br />
a) Schleifpapier<br />
b) Abdeckpapier<br />
c) Lappen<br />
Ausführen I. Werkrtoffk<strong>und</strong>e<br />
eines 'Ifarben-<br />
anstriches<br />
30<br />
1. Erkennen der Fichtenholz-<br />
Struktur<br />
2. Auswahl eines geeigneten Anstrichaufbaus<br />
a) Gr<strong>und</strong>ierung<br />
b) Vorlackierung<br />
c) Schlußlackieryng<br />
II. Werkzeugk<strong>und</strong>e<br />
Bekanntmachen mit den erforder-<br />
lichen Werkzeugen<br />
a) Gasbrenner<br />
b) Drahtbürste<br />
c) Borstenpinsel<br />
d) Staubbesen<br />
III. Geschmacksk<strong>und</strong>e<br />
Brenntechnik im Raum<br />
a) starkes Brennen<br />
b) schwaches Brennen<br />
c) naturbelassen<br />
d) Lasieren<br />
Thema I Ubungdeie <strong>und</strong> LernInhatte<br />
Anlaugen<br />
Der Farbkreis<br />
Anstricharten<br />
auf verschiede-<br />
nen Unter-<br />
gründen<br />
IV. Hiihstoíie<br />
Auswahl <strong>und</strong> Anwendung geeigne-<br />
ter Hilfsstoffe<br />
a) Glaspapier<br />
b) Abdeckpapier<br />
I. Werkrtoflk<strong>und</strong>e<br />
1. Entfernen von alten Farben<br />
durch:<br />
a) Salmiakgeist (Lauge)<br />
b) Gas (Brennen)<br />
2. Gr<strong>und</strong>ierungsarten<br />
a) Isolierlack<br />
b) verdünnter Alak innen<br />
c) Halböl<br />
3. Zwischenanstrich<br />
4. Schlußanstrich<br />
II. Werkzeugk<strong>und</strong>e<br />
Bekanntmachen rnit den erforder-<br />
lichen Werkzeugen<br />
a) Spachtel<br />
b) Kittmesser<br />
c) Glaspapier<br />
d) Schaber<br />
e) Japanspachtel<br />
f) Pinsel<br />
g) Pistole<br />
h) Staubbesen<br />
111. Hiifsstofie<br />
Auswahl <strong>und</strong> Anwendung geeig-<br />
neter Hilfsstoffe<br />
a) Abdeckpapier<br />
b) Lappen<br />
I. Farbkreim<br />
a) Mischen<br />
b) Konturieren<br />
II. Fachreichnen<br />
1. Herstellen eines Kreises<br />
2. Kreisfläche in 12 Felder aufteilen<br />
111. Geschmackrk<strong>und</strong>e<br />
Erstellen eines 12teiligen Farb-<br />
kreises<br />
a) Primärfarben<br />
- gelb<br />
- rot<br />
- blau<br />
b) Komplementärfarben (Sek<strong>und</strong>ärfarben)<br />
- orange<br />
- violett<br />
- grün<br />
I. Werkstoífk<strong>und</strong>e<br />
1. Bekanntmachen rnit verschiedenen<br />
Anstricharten<br />
a) Zelluloselacke<br />
b) Kunstharzlacke<br />
c) 'Hacke
Fördeiungdehrgänge (Fortsetzung)<br />
Thema I Ubungulele <strong>und</strong> Lernlnhilte<br />
Plastische<br />
Wandflächen-<br />
gestaltung<br />
Flächenauf-<br />
teilung<br />
2. Anstrichaufbau - Metall -<br />
a) Entrosten<br />
b) Rostschutz<br />
c) Zwischenanstrich<br />
d) Schlußanstrich<br />
3. Anstrichaufbau - Holz -<br />
a) Schleifen<br />
b) Gr<strong>und</strong>ieren<br />
c) Spachteln<br />
d) Zwischenanstrich<br />
e) SchluEanstrich<br />
II. Werkzeugk<strong>und</strong>e<br />
Bekanntmachen mit den erforder-<br />
lichen Werkzeugen<br />
I. Wandllächengertaltung<br />
a) Aufzeichnen<br />
b) Abschnüren<br />
c) Abkleben<br />
d) Plastik auftragen<br />
e) Rollen<br />
II. Werbtoffk<strong>und</strong>e<br />
1. Anstrichaufbau von:<br />
a) Latexplastik<br />
b) Olspachtel<br />
c) Dispersion<br />
2. Untergr<strong>und</strong>behandlung von:<br />
a) Gipsputz<br />
b) Kalkputz<br />
c) Rauhfaser<br />
d) Holz<br />
3. Oberflächenbeharidlung<br />
a) Plastikauftrag<br />
b) farbiges Uberrollen mit Dispersion<br />
c) Durchschleifen der Farbe<br />
III. Fichzelchnon<br />
Flächenaufteilung in:<br />
a) Trapeze<br />
b) Dreiecke<br />
I V. Gerc hmicki k<strong>und</strong>.<br />
1. Entwurfstechnik mit Hilfe der<br />
Gr<strong>und</strong>formen<br />
2. Strukturen<br />
a) gefingert<br />
b) gerollt<br />
I. Flächenauflellung<br />
a) Striche ziehen<br />
b) Farbmischübungen<br />
II. Werkstoffk<strong>und</strong>o<br />
1. Anstrichaufbau in Dispersion<br />
2 X mit Dispersion streichen<br />
rbmi 1 Ubungrzlole <strong>und</strong> Lernlnhilte<br />
Anstrichfarben<br />
Schrlftü bung<br />
2. Anstrichaufbau in Kunstharz<br />
a) Gr<strong>und</strong>ieren<br />
b) Vorlackieren<br />
c) SchluEanstrich<br />
111. Werkeugk<strong>und</strong>e<br />
Bekanntmachen mit den erforder-<br />
lichen Werkzeugen<br />
a) Strichziehlineal<br />
b) Strichzieher<br />
c) Schnürkordel<br />
d) Modler<br />
e) Schriftpinsel<br />
f) Kartoffel<br />
IV. ßerchmickrk<strong>und</strong>e<br />
1. Zusammensetzung von Farbtönen<br />
2. Aufteilen einer Fläche mit Hilfe<br />
geometrischer Formen<br />
I. Werkstoffk<strong>und</strong>e<br />
1. Gegenüberstellung verschiedener<br />
Farben bei gleichzeitiger<br />
Verarbeitung<br />
4 DD-Lack<br />
b) Plaka-Farben<br />
2. Trocknungsarten <strong>und</strong> -Zeiten<br />
II. Uniillvorñiitung<br />
1. Gefahren beim Säubern<br />
2. Richtige Verhaltensweise beim<br />
Säubern<br />
I. SchrlflUbung<br />
a) Hilfslinien ziehen<br />
b) Umgang mit dem Schriftpinsel<br />
II. Werhtoíík<strong>und</strong>e<br />
Geeignete Farben zur Beschriftung<br />
a) Kaseinfarbe<br />
b) Dispersionsfarbe<br />
c) Plaka-Farbe<br />
d) Tempera<br />
111. Werkreugk<strong>und</strong>e<br />
Bekanntmachen mit den erforderlichen<br />
Werkzeugen<br />
a) Malstock<br />
b) Schriftpinsel<br />
c) ReiEschiene<br />
d) Winkel<br />
e) Zirkel<br />
1) Brücke<br />
g) Schnürkordel<br />
h) Bleistift<br />
31<br />
.
Thema 1 Obungsziele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />
Anbringen<br />
eines An-<br />
striches auf<br />
Eisen oder<br />
Stahl<br />
Tapezieren<br />
32<br />
IV. Geschmacksk<strong>und</strong>e<br />
1. Wahl des Schriftfarbtones<br />
2. Wahl der Schriftgröße im Verhältnis<br />
zur Fiache<br />
3. Granulieren<br />
4. Voilschreiben<br />
5. Verschiedene Schriftarten<br />
a) Gotik<br />
b) Fraktur<br />
c) Kursiv<br />
d) Antiqua<br />
i. Anstrichvorbereitung <strong>und</strong> Ausführung<br />
a) Entrosten<br />
b) Entfernen von Schweißpickein<br />
c) Streichen mit Rostschutzfarbe<br />
II. Werkstoffk<strong>und</strong>e<br />
1. Wirkungsweise von aktiven <strong>und</strong><br />
nicht aktiven Farben<br />
2. Erkiarung des Rostvorganges<br />
3. Bekanntmachen mit verschiede-<br />
nen Rostschutzanstrichen<br />
a) Bieimennige<br />
’ b) Eisenmennige<br />
c) Rostumwandler<br />
d) Haftgr<strong>und</strong><br />
4. Anstrichaufbau für Eisen <strong>und</strong><br />
Stahl<br />
a) Entrosten<br />
b) Rostschutz<br />
c) Zwischenanstriche<br />
d) Schiußanstrich<br />
Ili. Werkzeugk<strong>und</strong>e<br />
Bekanntmachen mit den erforder-<br />
lichen Werkzeugen<br />
Drahtbürste<br />
i. Tapezleren<br />
a) Loten<br />
b) Abschneiden<br />
c) Abschneiden mit dem Hau-<br />
messer<br />
li. Werkstoffk<strong>und</strong>e<br />
1. Verwendungsmöglichkeit verschiedener<br />
Kieistersorten<br />
a) nicht kaikbeständige Kieistersorten<br />
b) ka1 kbeständige Kieistersorten<br />
c) Kunststoffkleistersorten<br />
d) Dispersionskieber<br />
Thema I Obungszleie <strong>und</strong> Lernlnhalte<br />
Naturlackie-<br />
rung<br />
Schriftübung<br />
2. Bekanntmachen mit den verschiedenen<br />
Papiersorten<br />
a) Makuiaturpapier<br />
b) Strukturpapier<br />
c) Prägepapier<br />
d) Kunststoffpapier<br />
3. informationen uber die wichtigsten<br />
flüssigen Makuiatursorten<br />
4. Vorarbeiten verschiedener<br />
Untergr<strong>und</strong>e<br />
a) Gipsputz<br />
b) Kaikputz<br />
c) Zementputz<br />
d) Holz<br />
e) Metall<br />
iii. Werkzeugk<strong>und</strong>e<br />
Wiederholung <strong>und</strong> Festigung<br />
(vgi. Abschnitt III zum Thema<br />
Tapezieren, Seite 13)<br />
i. Naturlackierung<br />
a) Schleifen<br />
b) Abstauben<br />
p) Lasieren<br />
d) Abdecken<br />
e) Auswaschen<br />
f) Voriackieren<br />
g) Lackieren<br />
li. Werkstoffk<strong>und</strong>e<br />
Anwendung von Lasurtechniken<br />
a) Beizen<br />
b) Lasieren<br />
c) Abdeckgr<strong>und</strong>ierung<br />
111. Werkzeugk<strong>und</strong>e<br />
Bekanntmachen mit den erforderlichen<br />
Werkzeugen<br />
a) Maipinsei<br />
b) Maistock<br />
c) Ringpinsei<br />
d) Fiberpinsel<br />
IV. Geschmacksk<strong>und</strong>e<br />
1. Fiächengestaltung mit Hilfe von<br />
Gr<strong>und</strong>formen<br />
2. Farbzusammenstellung mit Hilfe<br />
des Farbkreises <strong>und</strong> Hell/<br />
Dunkel-Unterschieden<br />
i. SchriitGbung<br />
Konstruieren einer Schrift bzw.<br />
eines Motivs<br />
Werkstoff k<strong>und</strong>e<br />
Bekanntmachen mit den erforderlichen<br />
Hilfsmitteln<br />
a) Transparentpapier<br />
b) Talkum (weiß)<br />
c) Asche (Zeitung)
Förderungslehrgänge (Fortsetzung)<br />
Rahmen8toff plan<br />
Berufsfeld G art en bau <strong>und</strong> FI or i 8t I k<br />
rhema 1 übungszlele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />
lie Hilfsmittel<br />
ies Gärtners<br />
Aussäen<br />
Treibhaus<br />
Erde<br />
Pikieren<br />
Eintopfen<br />
Die Pflanze<br />
Stecklinge<br />
Bekanntmachen mlt den &order-<br />
Ilchen Hllfsmitteln<br />
a) Pikierstab<br />
b) Pflanzschübe<br />
c) Messer<br />
d) Steckholz<br />
Aussäen<br />
a) Die Tiefe der Saat<br />
b) Der Abstand der Saat<br />
Treibhaus<br />
Aufgabe <strong>und</strong> Funktion des Gewächs-<br />
hauses<br />
Erdarten<br />
a) Lehmerde<br />
b) Lauberde<br />
c) Nadel boden<br />
d) Erde mischen<br />
e) Auswahl der richtigen Erde treffen<br />
Plkleien<br />
a) Abstand<br />
b) Tiefe<br />
Eintopfen nach Bewurzelung. Weiter-<br />
kultivierung zur fertigen Topfpflanze<br />
I. Aufbau der Pflanze<br />
a) Wurzel<br />
b) Sproß<br />
c) Stenge1<br />
d) Stamm<br />
e) Die Blüte<br />
f) Blütenständer<br />
g) Bestaubung der Blüte<br />
II. Fortpflanzungsaríen durch<br />
a) Samen (generativ)<br />
b) Stecklinge (vegetativ)<br />
c) Ausläufer oder Seitensprosse<br />
d) Brutzwiebeln<br />
I. Cteckllnge schnelden <strong>und</strong> stecken<br />
a) Länge<br />
b) Glatte Schnittflächen<br />
c) Festigkeit der Erde<br />
d) Tiefe der Stecklinge<br />
II. Weiterkultlvlerung von<br />
a) Stecklingen<br />
b) Sämlingen<br />
rhema 1 Ubungulele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />
3ehandlung<br />
ind Pflege der<br />
àewächse<br />
Anlegen eines<br />
Beetes<br />
Die Pflege<br />
eines Beetes<br />
I. Behandlung<br />
a) Ernährung<br />
b) Temperatur<br />
c) Pflege<br />
d) Gießen<br />
e) Lüften<br />
f) Düngen<br />
II. Standoti<br />
a) sonnig<br />
b) halbschattig<br />
c) schattig<br />
I. Ausmessen nach Gestaltungsmbgllchkeit<br />
a) geometrisch<br />
b) pflanzlich<br />
II. Umgraben<br />
111. Planleren<br />
IV. Harken<br />
V. Kennenlernen der eríorderilchen<br />
Geräte<br />
a) Maßband<br />
b) Zollstock<br />
c) Winkel<br />
d) Spaten<br />
e) Harke<br />
f) Walze<br />
VI. Bepflanzen nach<br />
a) J ah reszeiten<br />
b) Auswahl<br />
c) Abstand<br />
d) Tiefe<br />
e) Standort<br />
VII. Aussaat<br />
a) Aussaatdichte<br />
b) Festigung der Aussaatoberfläche<br />
Notwendigkeit <strong>und</strong> Mögiichkelt für<br />
regalmäûlga Ptlege<br />
a) Dünger<br />
b) Unkraut<br />
c) Sc had1 ingsbe kam pf u ng<br />
d) Schneiden<br />
Hinweis<br />
Auf Unfallgefahren <strong>und</strong> Unfallverhütungsvorschriften<br />
irn Gartenbau hinweisen.<br />
33<br />
-,<br />
h
Thema 1 Obungszlele <strong>und</strong> Lernlnhalte<br />
Die Binderei I. Blumen - Geblnde - Gedecke -<br />
Schale - je nach Bodarl<br />
a) Schneiden<br />
b) Drahten<br />
c) Ausstecken<br />
d) Binden<br />
e) Pflanzen<br />
f) Arrangieren<br />
g) Verpacken<br />
II. Bekanntmachen mli geelgneien<br />
Blumen<br />
a) Schnittblumen<br />
b) Topfblumen<br />
c) Grünpflanzen<br />
III. Vemendungsmögllchkelten von<br />
a) Naturblumen<br />
b) Strohblumen<br />
c) Kunstblumen<br />
IV. Erläuterung der zum Elnsatz kommenden<br />
Werkzeuge <strong>und</strong> Hlllsmittel<br />
a) Messer<br />
b) Drahtzange<br />
c) Schere<br />
d) Nadeln<br />
e) Bindedraht<br />
f) Steckdraht<br />
g) Steckschwamm<br />
h) Moos<br />
i) Knetmasse<br />
i) Dekorationstöpfe<br />
k) Schalen<br />
V. Geschmacksblldung<br />
a) Formfindung<br />
b) Formgebung<br />
c) Farbzucammenstellung<br />
Rahmenstoff plan<br />
Berufsfeld T e x t 1 I <strong>und</strong> B e k I e i d u n g<br />
Thema I Obungszlele <strong>und</strong> LernInhalte<br />
Die Nah- I. Nähmaschlnenk<strong>und</strong>e<br />
maschine, ihre<br />
Bedienung <strong>und</strong><br />
Pflege<br />
34<br />
1. Aufbau <strong>und</strong> Funktion der elektr<br />
Nähmaschine<br />
2. Stichbildung<br />
3. Pflege der Nähmaschine<br />
4. Unfallverhütung<br />
II. Arbelten an der Nähmaschine<br />
1. Oberfaden einfadeln<br />
2. Spulen<br />
3. Spule einsetzen<br />
4. Reinigen <strong>und</strong> Chen<br />
.. . _I .<br />
Thema 1 Obungszlele <strong>und</strong> Lernlnhalte<br />
Handnähte<br />
Herstellen ein-<br />
facher Klei-<br />
dungsstücke<br />
III. Nähen an der Nähmaschine<br />
1. Einfachnaht<br />
2. Zickzacknaht<br />
3. Rechts-LinksNaht<br />
4. Kappnaht<br />
IV. Werkeugkuhde<br />
1. MaBband<br />
2. Kopierrad<br />
3. Schere<br />
4. Nähnadel<br />
5. Bügeleisen<br />
V. Stollarten<br />
1. Leinen<br />
2. Baumwolle<br />
3. Wolle<br />
4. Seide<br />
5. Synthetische Stoffe<br />
Nähen von Hand<br />
1. Durchschlagen<br />
2. Zeichen übertragen<br />
3. Steppstich<br />
4. Schlingstich<br />
5. Hexenstich<br />
6. Saumstich<br />
7. Nähte bestecken<br />
8. Bügeln<br />
I. ubungsgegenstand anfertlgan<br />
1. Ausmessen<br />
2. Zuschneiden<br />
3. Verschluß<br />
4. Rechts-Links-Naht<br />
5. Knopflöcher<br />
6. Kappkantig säumen<br />
7. Versturzen<br />
8. Taschen aufnähen<br />
9. Übungsgegenstand mit Zickzackstich<br />
(Zierstich versäubern)<br />
10. Stoffverbrauch ermitteln<br />
11. Schnitteile zusammenfügen<br />
12. Genaues Nähen von Formen,<br />
Kurven <strong>und</strong> Ecken<br />
II. Entstehung elnes Fadens durch<br />
Spinnen<br />
III. Entstehung eines Gewebea durch<br />
Weben<br />
IV. Bekanntmachen mlt Schnittmustern<br />
V. Festlgung der Kenntnisse durch<br />
Wlederholungen<br />
VI. Rel6verschlüsse<br />
1. einstecken<br />
2. einheften<br />
3. einsteppen
Fördeiungslehrgänge (Fortsetzung)<br />
Thema I Ubungrzlele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />
VI I. Parpelknopflöcher<br />
1. einzeichnen<br />
2. aussteppen<br />
3. einschneiden<br />
4. verstürzen<br />
5. ausheften<br />
6. anhexen<br />
VIII. MaBnehmen<br />
IX. Zurchnelden<br />
X. Nähen an der Maachlno<br />
1. Aufnähen der Borden<br />
a) unsichtbar annähen<br />
b) Ecken legen<br />
c) Boden legen<br />
2. Aufnähen der Spitzen<br />
a) Ecken ablegen <strong>und</strong> evtl. abnähen<br />
b) Falten legen<br />
c) Spitze in Ecke <strong>und</strong> Bogen<br />
nähen<br />
Hinweis<br />
Auf Unfallgefahren hinweisen.<br />
XI. Fachk<strong>und</strong>e<br />
1. Leinen<br />
a) Naturfaser pflanzlicher Art<br />
b) Anbauländer<br />
c) Gewinnung<br />
d) Handel<br />
e) Eigenschaften, Verwendung<br />
2. Baumwolle<br />
a) Naturfaser pflanzlicher Art<br />
b) Anbauländer<br />
c) Gewinnung<br />
d) Handel<br />
e) Eigenschaften <strong>und</strong> Verwendungsmöglichkeiten<br />
3. Chemiefaser, Eigenart <strong>und</strong><br />
Verwendung<br />
a) Cet I ulosef aser<br />
b) Synthetikfaser<br />
4. Wolle<br />
a) Naturfaser tierischer Art<br />
b) Gewinnung<br />
c) Eigenschaften<br />
d) Verwendungsmöglichkeiten<br />
5. Seide<br />
a) Naturfaser tierischer Art<br />
b) Züchtungsländer<br />
c) Gewinnung<br />
d) Eigenschaften<br />
e) Verwendung<br />
Thema I Obungulele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />
Herstellen von<br />
Gardinen<br />
Rahmenstoff plan<br />
Erläuterung <strong>und</strong> Verwendung<br />
wichtiger Garnarten<br />
a) Nähgarne<br />
b) Stopfgarne<br />
c) Handarbeitsgarne<br />
7. Rohstoffe der Garne<br />
a) Baumwolle<br />
b) Seide<br />
c) Kunstseide<br />
8. Stärken der Garne<br />
XII. Go8chmacksk<strong>und</strong>e<br />
1. Aussuchen eines Modells für<br />
Typ <strong>und</strong> Figur des Trägers<br />
2. Auswahl eines geeigneten<br />
Stoffes<br />
a) Farbliche Zusammenstellung<br />
b) Qualität<br />
I. Nähen<br />
1. Aneinandersetzen der Volantstreifen<br />
mit Zickzackstich<br />
2. Säumen der Volantstreifen<br />
mittels Zickzackstich<br />
3. Volants annähen<br />
4. Faltenband (Ringband) annähen<br />
5. Krängelband (Ringband) annähen<br />
Il. Fachk<strong>und</strong>e<br />
Voraussetzungen zur Erstellung<br />
einer Gardine<br />
1. Maßnehmen des Fensters<br />
2. Stoffverbrauch errechnen<br />
3. Ermitteln des Zuschnitts<br />
Berufsfeld Ernähr u ng <strong>und</strong> Ha u sw i r t sc h af t<br />
Thema 1 Ubungrziele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />
Lehrküche Kennenlernen der Lehrkuche <strong>und</strong> ihre<br />
Einrichtung.<br />
Die Bedeutung <strong>und</strong> Handhabung der<br />
technischen Geräte <strong>und</strong> Hilfsmittel im<br />
Haushalt.<br />
Hinweis<br />
Unfallgefahren beim Umgang mit<br />
Haushaltsgeräten.<br />
Die Hygiene im Haushalt.<br />
35
hema 1 Ubungsziele <strong>und</strong> Lernlnhalte<br />
Uahrungs-<br />
Iedurfnisse<br />
Einkauf<br />
Planung <strong>und</strong><br />
Organisation<br />
Nahrungszu be-<br />
reitung<br />
36<br />
Die Gr<strong>und</strong>lagen einer ges<strong>und</strong>en<br />
Ernährung.<br />
Die Ernahrung unter Berücksichtigung<br />
der Lebensbedingungen <strong>und</strong> Leistungsanforderungen.<br />
Die Ernahrung des Kindes, der<br />
Jugendlichen, der arbeitenden <strong>und</strong><br />
kranken Menschen.<br />
Die Bedeutung von Kalorien <strong>und</strong> Vitaminen.<br />
Hinweis<br />
Auf ges<strong>und</strong>heitsgefährdende<br />
Ruckstande in <strong>und</strong> auf Lebensmitteln<br />
hinweisen (Z.B. Antibiotika in Fleisch,<br />
Schadlingsbekämpfungsmitteln).<br />
Einkauf unter Berucksichtigung des<br />
Bedarfes <strong>und</strong> der Wirtschaftlichkeit.<br />
Die Bedeutung von Angebot <strong>und</strong><br />
Nachfrage.<br />
Lernen, Quaiitat <strong>und</strong> Preise zu vergleichen.<br />
Lernen, sich mit Inhalten <strong>und</strong> Zielen<br />
der Werbung fur Nahrungsmittel auseinanderzusetzen.<br />
Hinweis<br />
Besuch eines Wochenmarktes, Warenhauses,<br />
Supermarktes u.a.; Angebote<br />
beachten.<br />
Haltbarkeit <strong>und</strong> Lagerfähigkeit beachten.<br />
Die Planung <strong>und</strong> Organisation als Voraussetzung<br />
für einen geordneten <strong>und</strong><br />
storungsfreien Arbeitsablauf im Haushalt.<br />
Planung <strong>und</strong> Organisation als Voraussetzung<br />
für Wirtschaftlichkeit.<br />
Hinweis<br />
Amterverteilung in der Lehrküche.<br />
Lernen, die verschiedenen Geräte <strong>und</strong><br />
Hilfsmittel der Nahrungszubereitung<br />
entsprechend einzusetzen.<br />
Zubereiten einfacher Gerichte nach<br />
Gr<strong>und</strong>rezepten.<br />
Herstellen von Feingebäck <strong>und</strong><br />
Kuchen nach Rezepten.<br />
Lernen, verschiedene Menüs nach<br />
Geschmack zusammenzustellen.<br />
Hinweis<br />
Auf verschiedenartige Werkstoffe <strong>und</strong><br />
ihre Verwendungsmöglichkeit im<br />
Haushalt hinweisen, Z.B. Kunststoffe,<br />
Glas, Stahl usw.<br />
Bei der Nahrungszubereitung ist auf<br />
Wirtschaftlichkeit <strong>und</strong> auf eine ges<strong>und</strong>e<br />
Ernahrung zu achten.<br />
I<br />
Thema I Obungszieie <strong>und</strong> LernInhalte<br />
Decken <strong>und</strong> Lernen, eine Tafel dem Anlaß ent-<br />
Servieren spre.chend richtig <strong>und</strong> geschmackvoll<br />
zu decken.<br />
Die Bedeutung der Tischdekoration.<br />
Lernen, richtig zu servieren.<br />
pflege<br />
Kennenlernen der gebräuchlichsten<br />
Reinigungs- <strong>und</strong> Pflegemittel im Haushalt.<br />
Reinigen <strong>und</strong> Pflege von Geschirr.<br />
Reinigen <strong>und</strong> Pflege von Fußboden,<br />
Kacheln <strong>und</strong> Mobeln.<br />
Kennenlernen <strong>und</strong> Anwendung der<br />
gebräuchlichsten Waschmittel.<br />
Waschen <strong>und</strong> Pflegen der verschiedenartigen<br />
Textilien.<br />
Hinweis<br />
Auf Unfallgefahren im Haushalt hin-<br />
weisen.<br />
Rahmenplan<br />
Berufsfeld H a a r - <strong>und</strong> K ö r p e r p f I e g e<br />
Thema 1 Ubungezlele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />
Arbeitsplatz<br />
Haarpflege<br />
Kopfhaut<br />
Kennenlernen der Werkzeuge <strong>und</strong><br />
Gerate zur manuellen Verwendung<br />
insbesondere der Kämme, Bürsten.<br />
Messer, Scheren, Feilen, Wickelgerate<br />
<strong>und</strong> der Werkzeuge für Haararbeiten<br />
sowie ihre Pflege.<br />
Kennenlernen der Geräte <strong>und</strong> Maschinen<br />
insbesondere der Haartrockengerate<br />
<strong>und</strong> ihre Pflege.<br />
Der Aufbau, die Eigenschaften <strong>und</strong><br />
das Wachstum des Haares.<br />
Reinigen des Haares <strong>und</strong> der Kopfhaut<br />
mit schäumenden <strong>und</strong> nichtschaumenden<br />
Praparaten.<br />
Erkennen von Haarschäden.<br />
Lernen, Dauerwelltechniken an<br />
Ubungsköpfen anzuwenden.<br />
Hinweis<br />
Kopfwäsche muß Reinigung <strong>und</strong><br />
Pflege zugleich sein.<br />
Aufbau, Eigenschaften <strong>und</strong> Funktionen<br />
der Kopfhaut.<br />
Pflege <strong>und</strong> Massage der Kopfhaut <strong>und</strong><br />
Auftragen von Kopfwässern.
Förderungslehrgänge (Fortsetzung)<br />
~ ~~<br />
Thema I Obungulele <strong>und</strong> LernInhalte<br />
iaarschneiden<br />
Frisieren<br />
Handpflege<br />
Rasieren<br />
Hautpflege<br />
Bestimmen <strong>und</strong> Abteilen der Haar-<br />
längen.<br />
Vorschneiden mit der Schere (Stumpf-<br />
schneiden)<br />
Hinweis<br />
Modische Formschnitte beinhalten<br />
Schneiden, Formen <strong>und</strong> Pflegen des<br />
Haares.<br />
Ausgesuchte Frisur unter Berucksich-<br />
tigung von Haaransatz, Wuchsrich-<br />
tung <strong>und</strong> Fall des Haares Vorformen.<br />
Beurteilen der Nägel.<br />
Kenntnisse der Zusammenhänge von<br />
Haut <strong>und</strong> Nägeln.<br />
Kennenlernen der organischen Chemikalien<br />
<strong>und</strong> ihre Wirkung.<br />
Das Schneiden <strong>und</strong> Feilen der Nägel.<br />
Polieren <strong>und</strong> Lacken der Nägel.<br />
Rasieren mit der Klinge einschl. Vor-<br />
<strong>und</strong> Nachbehandlung<br />
Der Aufbau <strong>und</strong> die Funktion der Haut<br />
Hauterkrankungen<br />
Hautdiagnose<br />
Hauttypen<br />
Hautmassage<br />
Die kosmetische Gr<strong>und</strong>behandlung<br />
Dekorative Kosmetik<br />
Aknebehandlung<br />
Die Wirkung <strong>und</strong> Anwendung von<br />
Reinigungs- <strong>und</strong> Pflegepräparaten.<br />
Die sachgemäße Pflege der verschiedenen<br />
Hauttypen.<br />
Lernen, das typgerechte Make up<br />
anzuwenden.<br />
Hinweis<br />
Aknebehandlung sollte dem Arzt vor.<br />
behalten bleiben.<br />
Im Unterricht nur ansprechen,<br />
Thema I Obungulele <strong>und</strong> <strong>Lerninhalte</strong><br />
-arben <strong>und</strong><br />
ïönen der<br />
iaare<br />
Haarersatz<br />
K<strong>und</strong>en-<br />
beratung<br />
Ordnung <strong>und</strong><br />
Sauberkeit<br />
am Arbeitsplatz<br />
Arbeitsschutz<br />
<strong>und</strong> Unfallver-<br />
hütung<br />
Die verschiedenen, farbveränderten<br />
Haarbehandlungverfahren kennenlernen.<br />
Kenntnisse der Systeme der Farbenlehre,<br />
Farbkreise. Gegenfarbe, Farbmischung.<br />
Kennenlernen der Haarersatzarten.<br />
Kennenlernen der verschiedensten<br />
Haarersatzteile.<br />
Besprechung der verschiedenen<br />
Herstellungcverfahren von Haarersatzteilen.<br />
Herstellen verschiedener Tressenarten.<br />
Pflege von Haarersatz (Echt- <strong>und</strong><br />
Kunsthaar).<br />
Behandlungsberatung.<br />
Verkaufsberatung.<br />
Verkaufstechni k.<br />
Hinweis<br />
Die Behandlungsberatung erstreckt<br />
sich über den gesamten Lehrgangsablauf.<br />
Kennenlernen <strong>und</strong> Anwendung der<br />
gesetzlichen Hygienebestimmungen<br />
für das Friseurhandwerk.<br />
Hinweis<br />
Dieses Thema mut3 während des<br />
gesamten Lehrgangsablaufes oberstes<br />
Gebot sein.<br />
Kenntnisse der Arbeitsschutz-<br />
Vorschriften.<br />
Kenntnisse der Unfallverhütungs-<br />
Vorschriften.<br />
Kenntnisse der Bedeutung der Arbeitshygiene.<br />
Verhalten bei Unfällen. Erste Hilfe.<br />
Hinweis<br />
Diese Themen müssen während des<br />
gesamten Lehrgangsablaufes besprochen<br />
werden.<br />
37
Anhang<br />
Auszug aus dem Dlenstblatt der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbelt Nr. 46 vom 2. August 1974<br />
Nürnberg, den 22. Juli 1974 - lla3 - 643216433 -<br />
An alle Dierictstellen der B<strong>und</strong>esanstalt<br />
26ôn4.2 Berufsvorbereitende MaBnahmen;<br />
hier: Rahmenvorstellungen zur Durch-<br />
führung von Förderungslehrgän-<br />
gen <strong>und</strong> von Lehrgängen zur Ver-<br />
besserung der Eingliederungs-<br />
möglichkelten<br />
Auf Initiative der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit hat die<br />
B<strong>und</strong>esarbeitsgerneinschaft Jugendaufbauwerk e.V.<br />
mit den ihr angehörenden Trägergruppen* unter Mit-<br />
wirkung von Vertretern der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit<br />
als Stellungnahme des Vorstandes der B<strong>und</strong>esar-<br />
beitsgemeinschaft Jugendaufbauwerk Rahmenvor-<br />
Stellungen zur Durchführung von Förderungslehr-<br />
gängen <strong>und</strong> von Lehrgängen zur Verbesserung der<br />
Eingliederungsmöglichkeiten erarbeitet (Anlage).<br />
* B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Jugendaufbauwerk.<br />
53 Bonn, Haager Weg 44, Telelon (O 22 21) 28 12 15<br />
Evangelische Trägergruppe B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft<br />
Evangelischer Jugendaufbaudienst<br />
7 Stuttgart, Diemershaldenstraße 48<br />
Telefon. (07 11) 23 46 55<br />
Freie Trägergruppe E<strong>und</strong>esarbeitsgerneinschaft<br />
freier Jugendsozialarbeit<br />
IB Jugendsozialwerk e. V.<br />
6 Frankfurt. Münchener Straße 38<br />
Telefon (o6 11) 23 40 63, 25 39 69<br />
Kathollsche Trägergruppe Katholische Arbeitsgemeinachall<br />
fur Jugendsozialarbeit<br />
4 Dusseldorf. Carl-Mosterts-Platz 1<br />
Telefon: (o2 11) 48 44 44<br />
Sozialistische Trägergruppe<br />
......<br />
Arbeiterwohliahrt<br />
B<strong>und</strong>esverband e. V.<br />
53 Bonn, Ollenhauenlraße 3<br />
Telefon:.(O 22 21) 53 41<br />
Bei Verhandlungen mit Trägern hinsichtlich Planung<br />
<strong>und</strong> Fortführung von berufsvorbereitenden Maßnah-<br />
men bitte ich von den Rahrnenvorstellungen (Anlage)<br />
auszugehen. Es bestehen keine Bedenken, Trägern<br />
<strong>und</strong> sonstigen interessierten Stellen den Text dieses<br />
R<strong>und</strong>erlasses einschließlich der Anlage zu überlas-<br />
sen. Das gleiche gilt für ein Gr<strong>und</strong>lagenreferat von<br />
VDir. Kost, das demnächst in den ibv" erscheinen<br />
wird.<br />
Zur Klarstellung mache ich darauf aufmerksam, daß<br />
Bezeichnungen wie ,,Förderungslehrgang der Berufs-<br />
beratung des Arbeitsamtes . . . . " zu der Fehlinterpre-<br />
tation Anlaß geben, das Arbeitsamt bzw. die B<strong>und</strong>es-<br />
anstalt sei Träger der Lehrgänge, Die B<strong>und</strong>esanstalt<br />
für Arbeit ist - unbeschadet ihrer Initiativen zur Ein-<br />
richtung berufsvorbereitender Maßnahmen - ledig-<br />
lich Träger der i n d i v i d u e I I e n finanziellen Hilfe<br />
* Erschienen in ibv Nr. 33 vom 14. 8. 1974 - siehe Seite 26<br />
38<br />
für Teilnehmer an den Maßnahmen. Allerdings be-<br />
gründet u.a. der nicht unerhebliche Einsatz von Mit-<br />
teln der B<strong>und</strong>esanstalt das Interesse an einer best-<br />
möglichen Ausgestaltung der Maßnahmen.<br />
Anlage<br />
Im Auftrag<br />
Schaefer<br />
Bonn, 2. 7.1974<br />
Stellungnahme des Vorstandes<br />
der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Jugendaufbauwerk<br />
LU AaBnahmen zur Förderung noch nicht berufs-<br />
reifer Jugendlicher"<br />
Die verschiedensten Träger führen<br />
I.<br />
1. Förderungslehrgänge <strong>und</strong><br />
2. Lehrgänge zur Verbesserung der Eingliederungsmöglichkeiten<br />
durch<br />
Die Teilnehmer werden individuell durch die B<strong>und</strong>es-<br />
anstalt für Arbeit gefördert.<br />
zu 1.<br />
Ziel dieser Förderungsmaßnahmen ist es, den Lehr-<br />
gangsteilnehmern die Befähigung zur Aufnahme<br />
einer Berufsausbildung im Anschluß an den Lehr-<br />
gang zu vermitteln.<br />
zu 2.<br />
Ziel dieser Lehrgänge ist es, daß der Lehrgangsteilnehmer<br />
im Anschluß an den Lehrgang einfachen<br />
beruflichen Tätigkeiten regelmäßig nachgehen kann.<br />
Der Vorstand der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Jugendaufbauwerk<br />
schlägt einen Rahmenkatalog vor<br />
zur Durchführung dieser beiden Förderungsmaßnahmen,<br />
der für die Träger solcher Fördermaßnahmen<br />
verbindlich sein soll.<br />
II.<br />
Förderungslehrgänge<br />
1. Der Lehrgangsteilnehmer<br />
a) Vorbildung<br />
Die Lehrgangsteilnehmer kommen in der<br />
Regel aus der 6., 7., 8. oder 9. Volks-/Haupt-
Förderungslehrgänge (Fortsetzung)<br />
Schulklasse bzw. aus der 8. oder 9. Klasse der Jugendlichen sollten darüber entscheiden, ob er<br />
Sondeischule für Lernbehinderte. Sowohl in eine offene oder eine internatsmäßige Förderung<br />
den allgemeinbildenden Fächern, insbeson- erhält.<br />
dere aber in den Fächern, die für die Berufs-<br />
Vor allem Jugendliche aus einem ungünstigen<br />
ausbildung von Entscheidung sind, bringen die<br />
Jugendlichen so erhebliche Wissenslücken<br />
häuslichen Erziehungsmilieu bzw. Jugendliche,<br />
mit. daß ihnen die Teilnahme an der die<br />
die regional bedingt kaum Förderungsmöglich-<br />
Berufsausbildung begleitenden Fachklasse in<br />
keiten haben, können in Wohngruppen des Interder<br />
Berufsschule ebensowenig wie die Teilnats<br />
am ehesten gefördert werden. Sie bedürfen<br />
nahme am fachpraktischen bzw. fachtheoretieiner<br />
systematischen Jugendhilfe, die durch<br />
schen Unterricht in der Berufsausbildung<br />
sozialpädagogisch geschultes Personal zu leisten<br />
möglich ist.<br />
ist.<br />
In der Internatsgruppe der bisher Erfolglosen hat<br />
b) Die indlviduelle <strong>und</strong> soziale Aurgangrlage jeder Jugendliche die Chance, auf Gr<strong>und</strong> einer<br />
systematischen sozialpädagogischen Bereitstellung<br />
neuer Handlungsmöglichkeiten ständig zu<br />
Erfolgserlebnissen zu gelangen. Eine Gewährleistung<br />
dazu bietet die gemeinschaftliche <strong>und</strong> individuelle<br />
Betätigung in musischen <strong>und</strong> sportlichen<br />
Bereichen sowie von den Jugendlichen selbst<br />
unter Begleitung Erwachsener inszenierten Interessen-<br />
<strong>und</strong> Neigungsgruppen.<br />
Vielfältige Ursachen bewirken das Versagen<br />
Jugendlicher in der Schule, Z.B. können geistige,<br />
körperliche <strong>und</strong> seelische Retardierungen<br />
bewirken, daß der Jugendlkhe den Leistungsanforderungen,<br />
die an seine Altersgruppe<br />
gestellt werden, nicht gewachsen ist.<br />
Ungünstig häusliches Milieu ebenso wie in<br />
einzelnen Fällen Hirnschädigungen rufen Leistungsmißerfolg<br />
<strong>und</strong> Fehlanpasung hervor.<br />
Fehlanpassungen (extreme Angstlichkeit oder<br />
Disziplinlosigkeit) führen zu schulischen Mißerfolgen,<br />
diese ziehen Sanktionen nach sich,<br />
die als Frustration wirken. Dadurch werden<br />
die Verhaltensstörungen (Aggression, Angst,<br />
Betrugsversuch usw.) weiter verstärkt <strong>und</strong><br />
bewirken wiederum neue größere Mißerfolge.<br />
Leistungsmißerfolg <strong>und</strong> sozialer Mißerfolg<br />
potenzieren sich gegenseitig.<br />
Auch schulische Bedingungen bewirken, daß<br />
die anfangs vorhandene Lernmotivation des<br />
Kindes abebbt <strong>und</strong> in disfunktionales Verhalten<br />
umschlägt.<br />
Lehrgangsteilnehmer zeigen in der Regel<br />
typische Reaktionen der Erfolglosen <strong>und</strong><br />
Uberforderten: sie sind unruhig, aggressiv,<br />
stören den Unterricht, betrügen, zerstören<br />
mutwillig, verprügeln andere. Diese Außerungsformen<br />
können sowohl Ursache des<br />
Schulversagens als auch die unmittelbare<br />
Folge schulischen Mißerfolges sein.<br />
Das Schulversagen dad nicht isoliert, sondern<br />
muß im Zusammenhang mit der gesamten persönlichen<br />
Situation des Jugendlichen gesehen<br />
werden.<br />
2. Sozlalpädagogische Hilfen <strong>und</strong> Formen der För-<br />
derung<br />
Um die meist gestörte Persönlichkeitsstruktur<br />
dieser Jugendlichen wieder zu stabilisieren, ergeben<br />
sich aus der Erfahrung folgende Konsequenzen:<br />
Einzig Art <strong>und</strong> Grad der geistigen, seelischen,<br />
körperlichen <strong>und</strong> sozialen Beeinträchtigung des<br />
,<br />
Die den Förderungslehrgang übergreifende sozialpädagogische<br />
Aufgabe wird von ausgebildeten<br />
sozialpädagogischen Mitarbeitern wahrgenommen.<br />
Das Elternhaus ist in den gesamten Ablauf des<br />
Förderungslehrgangs mit einzubeziehen.<br />
3. Die werkpraktlsche Untetweirung<br />
Für die Stabilisierung der Persönlichkeit des Jugendlichen<br />
ist die werkpraktische Unterweisung<br />
im Förderungslehrgang wichtig. Der Jugendliche<br />
soll in einem Förderungslehrgang in jeweils<br />
4-6wöchigem Durchlauf mindestens Ca. 5 Berufsfelder<br />
kennenlernen, sich darin erproben, um<br />
seine Eignung für <strong>und</strong> seine Neigung zu einem<br />
Berufsfeld zu finden, in dem er nach Lehrgangsende<br />
seinen Beruf erlernen wird.<br />
a) Die Berufsfeider <strong>und</strong> Berufsbereiche<br />
Metall<br />
Elektrotechnik<br />
Bau <strong>und</strong> Holz<br />
Textil <strong>und</strong> Bekleidung<br />
Druck <strong>und</strong> Papier<br />
Farb- <strong>und</strong> Raumgestaltung<br />
Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Körperpflege<br />
Ernährung <strong>und</strong> Hauswirtschaft<br />
Entsprechend der Möglichkeit der Träger<br />
können weitere Berufsbereiche dazukommen<br />
bzw. aus diesem Katalog der Berufsfelder<br />
solche entfallen, die für den Rahmen eines<br />
Förderungslehrgangs nicht geeignet sind.<br />
Andere als die genannten ùerufsfelder können<br />
39
aus pädagogischen Gründen für die Förde-<br />
rung des Jugendlichen sinnvoll sein, wie 2.B.<br />
Garîenbau/Floristik<br />
Kunsthandwerk<br />
Büro <strong>und</strong> Lagertechnik<br />
In Lehrgängen, an denen Jungen <strong>und</strong> Mädchen<br />
teilnehmen, sollten mindestens fünf der<br />
folgenden Berufsfelder durchlaufen werden<br />
können:<br />
Metall<br />
Bau <strong>und</strong> Holz<br />
Elektrotechnik<br />
Textil <strong>und</strong> Bekleidung<br />
Gartenbau/Floristi k<br />
Ernährung <strong>und</strong> Hauswirtschaft<br />
Farb- <strong>und</strong> Raumgestaltung<br />
In getrennten Lehrgängen sind auf jeden Fall<br />
vier bis fünf Berufsfelder anzubieten.<br />
Der Jugendliche bleibt, nachdem er das ihm<br />
gemäße Berufsfeld gef<strong>und</strong>en hat, bis zum<br />
Ende des Lehrgangs in diesem Berufsfeld, um<br />
somit die Bedingungen für die Vermittlung in<br />
ein Ausbildungsverhältnis entscheidend zu verbessern.<br />
Der Unterweiser<br />
Sowohl Angehörige verschiedenster sozialpädagogischer<br />
Berufe mit vorheriger abgeschlossener<br />
Berufsausbildung als auch Handwerksmeister,<br />
Industrieausbilder mit Prüfungsabschjuß<br />
<strong>und</strong> andere Kräfte mit Prüfungsab-<br />
Schlüssen sind als Unterweiser in den Berufsfeldern<br />
tätig.<br />
Träger von Förderungslehrgängen sollten die<br />
Möglichkeiten einer ständigen Weiterbildung<br />
im jeweiligen Beruf ermöglichen <strong>und</strong> die<br />
pädagogischen <strong>und</strong> psychologischen Kenntnisse<br />
der Unterweiser ständig erweitern.<br />
Dle Ausstattung der Werkstatt<br />
Die Ausstattung der berufsfeldorientierten<br />
Werkstatt ist so vorzunehmen, daß in dem ent-<br />
sprechenden Berufsfeld voll unterwiesen<br />
werden kann.<br />
4. Dle fachtheoretische Unterweisung<br />
40<br />
Die Theorie soll den Bereich abdecken, der als<br />
Fachtheorie im engsten Sinn zu verstehen ist.<br />
Dabei sollten die fachpraktische Arbeit, die vor<strong>und</strong><br />
nachbereitende Theorie einschließlich Unfallschutz<br />
usw. so eng als möglich miteinander<br />
verzahnt werden.<br />
Die Diskrepanz zwischen der berufsschulischen<br />
Anforderung <strong>und</strong> dem Leistungsvermögen des<br />
Teilnehmers ist während des Förderungslehrgangs<br />
zu vermindern. Diese Forderung ist unter<br />
Berücksichtigung der dem Lehrgang folgenden<br />
Berufsausbildung unumgänglich.<br />
4.1<br />
4.2<br />
Diese Aufgabe kann von allen Personen bewältigt<br />
werden, die im Lehrberuf tätig sind<br />
bzw. diesen in höheren Semestern des Studiums<br />
anstreben. Eine methodisch-didaktische<br />
Weiterbildung sollte angestrebt werden.<br />
Die Teilnehmer an Förderungslehrgängen unterliegen<br />
der Berufsschulpflicht. Daraus entsteht<br />
folgende Problematik: Der Lehrgangsteilnehmer<br />
befindet sich nicht in der Ausbildung.<br />
Daher ist die Fachklasse der Berufsschule,<br />
die die Ausbildung begleitet, für ihn<br />
nicht zuständig. Der Jugendliche befindet<br />
sich aber auch nicht in einem Arbeitsverhältnis.<br />
Auch die Jungarbeiterklasse, die das<br />
Arbeitsverhältnis begleitet, ist daher für ihn<br />
nicht zuständig. Als Konsequenz ergibt sich,<br />
daß eine enge Kooperation von Träger <strong>und</strong><br />
Berufsschule bezüglich der pädagogischen<br />
<strong>und</strong> fachlichen Unterweisung vonnöten ist.<br />
Die Berufsschule sollte alle die Bereiche fördern,<br />
die im Rahmen des Förderungslehrganges<br />
zu Aufwendungen führen, die die<br />
B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit bei ihrer individuellen<br />
finanziellen Hilfe nicht berücksichtigen<br />
kann.<br />
Ziel des Berufsschulunterrichts könnte es<br />
u.a. sein, schulische Lücken zu schließen, um<br />
so dem Lehrgangsteilnehmer zusätzlich die<br />
Möglichkeit zum externen Hauptschulabschluß<br />
zu bieten.<br />
Ziel des Förderungslehrganges ist es, den<br />
Lehrgangsteilnehmer für eine Berufsausbildung<br />
zu befähigen. Folglich kann der Jugendliche<br />
erst nach Abschluß des Förderungslehrgangs<br />
<strong>und</strong> mit Beginn der Berufsausbildung<br />
die entsprechende Fachklasse<br />
der Berufsschule besuchen.<br />
III.<br />
Lehrgänge zur Verbesserung der Eingllederungsmöglichkelten<br />
Die in I. <strong>und</strong> II. aufgezeigten Kriterien sollten auch für<br />
diese Lehrgänge gültig sein.<br />
1<br />
Der Lehrgangsteilnehmer<br />
Schwache Hauptschüler <strong>und</strong> solche Haupt- <strong>und</strong><br />
Sonderschüler, die das Ziel des Förderungslehrganges<br />
aller Voraussicht nach nicht erreichen<br />
können, sind Teilnehmer an Lehrgängen zur<br />
Verbesserung der Eingliederungsmöglichkeiten.<br />
Diese Auswahl zu treffen <strong>und</strong> damit den Jugendlichen<br />
von vornherein die Qualifikation zur beruflichen<br />
Ausbildung zu verschließen, ist äußerst<br />
schwierig. Teilnehmern an Lehrgängen zur<br />
Verbesserung der Eingliederungsmöglichkeiten<br />
sollte es bei entsprechender Eignung ermöglicht<br />
werden, anschließend einen Förderungslehrgang<br />
zu durchlaufen, bzw. in einen solchen zu<br />
wechseln.<br />
. . . . - . . -
Förderungslehrgänge (Fortsetzung)<br />
2. Lehrgangslnhait<br />
1.<br />
Die Auswahl für die beiden unterschiedlichen<br />
Lehrgänge erfolgt durch die Arbeitsämter.<br />
Dem Jugendlichen ist eine Arbeitsplatz- <strong>und</strong> Be-<br />
schäftigungsorientierung zu vermitteln, die sich<br />
am effektivsten im regionalen Verb<strong>und</strong> durch-<br />
führen Iäßt. Sie wird in der Regel auf eine Arbeits-<br />
aufnahme auf dem örtlichen Arbeitsmarkt abge-<br />
stellt sein. Im Unterschied zum Förderungslehr-<br />
gang ist der Lehrgang zur Verbesserung der Ein-<br />
gliederungsmöglichkeiten auf ein Berufsfeld be-<br />
zogen, jedoch sollte zunächst in etwa drei Berufs-<br />
feldern ihre Eignung erprobt werden.<br />
Ober den sportlich-musischen Bereich soll der<br />
Jugendliche zu Haltungen herangeführt <strong>und</strong> mit<br />
Materialien vertraut gemacht werden, die eine<br />
breite Skala von Erfolgserlebnissen vermittelt.<br />
Die begleitende theoretische Unterweisung im<br />
Lehrgang zur Verbesserung der Eingliederungsmöglichkeiten<br />
soll die Voraussetzungen für die<br />
Arbeitsvermittlung <strong>und</strong> die Eingliederung in die<br />
Wirtschaftswelt verbessern. Eine systematische<br />
sozialpädagogische Begleitung ist jedoch auch<br />
im Lehrgang zur Verbesserung der Eingliederungsmöglichkeiten<br />
unerläßlich.<br />
Das Elternhaus ist in diese Begleitung mit einzubeziehen.<br />
IV.<br />
Abgrenzung zum Berufsgr<strong>und</strong>biidungsjahrl<br />
Berufsgr<strong>und</strong>schuijahr<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Rahmenvereinbarung über das Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr<br />
- Beschluß der Kultusministerkonferenz<br />
vom 6. September 1973 - soll das<br />
Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr eingeführt werden, das<br />
bei erfolgreichem Abschluß als erstes Ausbildungsjahr<br />
anerkannt wird. Die Teilnahme am Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr/Berufsgr<strong>und</strong>schuljahr<br />
wird<br />
durch die B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit nicht gefördert.<br />
Die B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Jugendaufbauwerk<br />
ist der Ansicht, daß der in II. beschriebene<br />
Personenkreis nur in den seltensten Fällen von<br />
vornherein das Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr im Anschluß<br />
an die abgebrochene Schulbildung mit<br />
Erfolg zu absolvieren vermag. Das Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr<br />
als erstes Ausbildungsjahr sollte für<br />
ihn daher im Anschluß an einen Förderungslehrgang<br />
beginnen.<br />
Die in acht Jahren gemachten Erfahrungen in<br />
Förderungslehrgängen lassen den Schluß zu. daß<br />
A aus ..ibv”Nr. 111976<br />
der in II. beschriebene Jugendliche nach den bis-<br />
her bekannten Modellen zum Berufsgr<strong>und</strong>bil-<br />
dungsjahr auch in Sonderschulform nicht ent-<br />
scheidend gefördert werden kann.<br />
2. Begründung<br />
Es kann nicht vorausgesetzt werden, daß<br />
bei dem hier gemeinten Personenkreis Lernhilfen<br />
im häuslichen Milieu angeboten werden<br />
<strong>und</strong> die Jugendlichen für das eigene Lernen<br />
so motiviert werden, daß sie in der Lage sind,<br />
über ihre schulischen Lücken hinaus den<br />
weiteren Anforderungen im Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr<br />
zu entsprechen.<br />
Der in II. geschilderte Jugendliche wird nicht<br />
in der Lage sein, der Konkurrenz des Durchschnitts<br />
der Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr-TeiInehmer<br />
standzuhalten. Er wird vielmehr in dieselbe<br />
Rolle gedrängt, die er z.Z. seines Mißerfolgs<br />
in der Hauptschule bereits erlebt hat.<br />
Nicht nur die Erwachsenen, sondern auch Mitschüler<br />
können Schuld am Schulversagen<br />
haben.<br />
Ungünstige Milieufaktoren, besonders die sehr<br />
häufig bei Förderungslehrgangs-Teilnehmern<br />
ausgeprägten Erziehungsfehler der Eltern,<br />
können dann ausgeschaltet werden, wenn der<br />
Jugendliche wahrend des Förderungslehrgangs<br />
in den Wohngruppen des Internats lebt.<br />
V.<br />
Zielsetzung<br />
Da Jugendliche mit abgebrochener Volksschulausbildung<br />
bzw. Sonderschulausbildung erst nach der<br />
erfolgreichen Teilnahme an einem Förderungslehrgang<br />
eine Berufsausbildung aufnehmen können -<br />
auch das Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr für sie dann beginnen<br />
soll - sollte in seiner Wertigkeit der Abschluß<br />
des Förderungslehrganges offiziell dem erfolgreichen<br />
Abschluß der Hauptschule gleichgestellt<br />
werden.<br />
Es wird für notwendig erachtet, daß die B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft<br />
Jugendaufbauwerk zusammen mit<br />
der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit Gr<strong>und</strong>fragen der Förderungslehrgänge<br />
mit Vertretern der Kultusministerkonferenz<br />
erörtert.<br />
Die B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Jugendaufbauwerk<br />
ist bereit, durch eine Fachkommission Rahmenstoffplane<br />
aufgr<strong>und</strong> bisher gemachter Erfahrungen <strong>und</strong><br />
erarbeiteter Materialien zu erstellen.<br />
41<br />
-.<br />
I
Aussiedlung aus Polen -<br />
Eingliederungspolitik in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />
Dr. Georg Ebersbach, Hans Wenzel, beide Frankfurt<br />
Eingliederung ais Testfall für dle humanitäre Relevanz von<br />
Ausslediung<br />
Die auf der Gr<strong>und</strong>lage des deutsch-polnischen Vertrages<br />
ermöglichte Aussiedlung von 120.000 bis 125.000 deutsch-<br />
stämmigen Menschen bildet das kaum bezweifelte humani-<br />
täre Kernstück des politisch umstrittenen Vertragswerkes.<br />
Der für die betroffenen Menschen entscheidende Testfall<br />
für die humanitäre Relevanz <strong>und</strong> Bewährung des Vertrages<br />
liegt nach der von der polnischen Regierung eingeräumten<br />
Ausreise im Eingliederungsprozeß innerhalb der B<strong>und</strong>es-<br />
republik Deutschland. Mit der Realisierung des Vertrages<br />
gelangt die Aufgabe der Eingliederung von Aussiedlern auf<br />
einen Prüfstand, dessen politischer <strong>und</strong> menschlicher Stel-<br />
mwert in der aktuellen Diskussion um die Aussiedlung ent-<br />
schieden zu kurz kommt. Allzu einseitig sind politische Ziel-<br />
strebigkeit <strong>und</strong> Öffentliche Meinung auf den von polnischer<br />
Seite zu bewirkenden Akt der Aussiedlung fixiert. Unge-<br />
schärft bleibt demgegenüber das Bewußtsein für die er-<br />
schwerten Bedingungen <strong>und</strong> die gesteigerten Anforderun-<br />
gen, die angesichts des erwarteten Aussiedlerzugangs für<br />
die Eingliederungspolitik der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />
gegeben sind. Kaum kritisch reflektiert, wird unterstellt,<br />
daß sich in der zurückliegenden Zeit der Aufnahme von<br />
Spätaussiedlern eine administrative <strong>und</strong> soziale Einglie-<br />
derungsroutine herausgebildet hat, die auch für den pro-<br />
noncierten, auf 4 Jahre konzentrierten Aussiedlungsvor-<br />
gang zureicht <strong>und</strong> den betroffenen Menschen eine erfolg-<br />
reiche Integration in der BRD verbürgt.<br />
In der Realität der bisherigen Aussiedlungs- bzw. Einglie-<br />
derungsphase hat es neben gelungener immer auch ge-<br />
scheiterte Eingliederung gegeben, vor allem aber eine<br />
breite Grauzone, die durch unzulängliche oder nur partielle<br />
Eingliederungsbemühungen <strong>und</strong> -fortschritte charakteri-<br />
iert ist. Als Beleg für gescheiterte Eingliederung haben<br />
duch in die deutsche Presse Angaben von polnischer Seite<br />
Eingang gef<strong>und</strong>en, denen zufolge seit dem Warschauer<br />
Vertrag 1970 circa 2.000 Aussiedler (Zugang 1971 bis 1975:<br />
58.000) aus 600 Familien ihre Rücksiedlung nach Polen be-<br />
antragt haben.<br />
Die genannten Ziffern für Rückkehranträge bzw. -anfragen<br />
mögen als im Rahmen dessen liegend erachtet werden, was<br />
bei Auswanderungsbewegungen dieses Umfangs nicht un-<br />
gewöhnlich erscheint. Wiederum stellen aber diese Ziffern<br />
nur einen extremen, aber keineswegs den einzigen Indi-<br />
kator für das Scheitern von Eingliederungen dar; mißlunge-<br />
ne Eingliederung offenbart sich in der BRD auf einer um<br />
vieles breiteren Basis auch in anderen Erscheinungsformen.<br />
Erschwerte Eingiiederungskonditionen für das erwartete<br />
Aussiedlerkontlngent<br />
Die im Blick auf das nächste Jahrfünft gestellte Einglie-<br />
derungsaufgabe braucht sicherlich nicht vom Nullpunkt aus-<br />
zugehen. Erschwernisse gegenüber den bisher geltenden<br />
42<br />
Eingliederungsbedingungen ergeben sich zumindest in<br />
dreifacher Beziehung:<br />
1. Durch das gesteigerte <strong>und</strong> zeitlich auf 4 Jahre kom-<br />
primierte Ausmaß der Zuwanderung<br />
Für die Jahre 1976 bis 1979 muß aufgr<strong>und</strong> des Vertrages<br />
in etwa ein Jahreszugang von 30.000 Spätaussiedlern aus<br />
Polen unterstellt werden. Abgesehen vom großen Spät-<br />
aussiedlerstrom der Jahre 1957/195û mit 98.000 bzw.<br />
117.000, ist diese Zugangsziffer aus Polen seit 1951 in kei-<br />
nem anderen Jahr erreicht worden. im Anschluß an den<br />
Warschauer Vertrag wurde 1971 ein Zugang von Ca. 25.000<br />
Aussiedlern verzeichnet, während in allen anderen Jahren<br />
seit 1967 der Zugang unter der 10.000-Personen-Marke lag.<br />
Die quantitative Zunahme wird bei Beibehaltung der bis-<br />
herigen Eingliederungsinstrumente <strong>und</strong> -handhabungen den<br />
qualitativen Charakter der Eingliederung beeinträchtigen.<br />
Das Anwachsen der Zahl nötigt zu rascherem Umschlag in<br />
Durchgangs- <strong>und</strong> Obergangseinrichtungen <strong>und</strong> zwingt zu<br />
vermehrter Bereitstellung zumindest von Sozialwohnungen.<br />
Selbst bei technischer Bewältigung dieses Problems wer-<br />
den improvisierte Not- <strong>und</strong> Zwischenlösungen entstehen,<br />
die in Zuweisung <strong>und</strong> Unterbringung die Integrationsauf-<br />
gaben erschweren.<br />
Anders als die Aussiedlung ist Eingliederung nicht ein Akt,<br />
sondern ein Prozeß. Es braucht Zeit <strong>und</strong> kontinuierliche<br />
Zuwendung, um durch Information, Beratung, Einzelhilfen<br />
<strong>und</strong> gruppenbezogene Sozialarbeit <strong>und</strong> -förderung eine ge-<br />
sellschaftliche Einfädelung des Personenkreises von Aus-<br />
siedlern bewirken zu können. Die Komprimierung der Aus-<br />
siedlung auf eine 4-Jahresfrist konfrontiert die Eingliede-<br />
rungsaufgabe mit dicht aufeinanderfolgenden Neuzugän-<br />
gen an Spätaussiedlern. Sie reduziert <strong>und</strong> erschwert die<br />
Möglichkeit zur Aufarbeitung schwebender Probleme <strong>und</strong><br />
zur nachgehenden Begleitung der betroffenen Menschen.<br />
2. Durch ungünstiger gestaltete Aufnahmebedingungen in<br />
der Gesellschaft der BRD<br />
Im Gegensatz zu früheren Jahren erfolgt die erwartete Auf-<br />
nahme von Aussiedlern nicht unter Bedingungen der Hoch-<br />
konjunktur, sondern einer länger nachwirkenden Rezession.<br />
Erstmalig scheint die Gefahr gegeben, daß angesichts von<br />
Arbeitslosigkeit die wirtschaftliche Existenz der Familien<br />
nicht durch rasche Arbeitsvermittlung der Erwachsenen zu<br />
sichern ist, sondern dazu ein Rückgriff auf öffentliche Un-<br />
terstützung nötig wird. Solche Situation wäre besonders<br />
gravierend angesichts des bei den Spätaussiedlern vor-<br />
handenen Nachholbedarfs an Ausstattung, psychologisch<br />
entschieden negativ in Anbetracht der hochgespannten Er-<br />
wartungslage an die wirtschaftlichen Möglichkeiten <strong>und</strong><br />
Chancen in der BRD.<br />
Für jugendliche Spätaussiedler entsteht die Konfrontation<br />
mit Numerus clausus, Mangel an Ausbildungsstellen <strong>und</strong>
verknapptem Angebot an einfachen Arbeitsplätzen. Sie<br />
werden von dem Bewerbungsdruck der in der BRD ein-<br />
heimischen <strong>und</strong> darum besser angepaßten <strong>und</strong> qualifi-<br />
zierten Jugendlichen in besonderer Weise betroffen wer-<br />
den.<br />
Das Netz sozialer Sicherheit ist fraglos auch für die Aus-<br />
siedler ausgespannt. Dennoch werden infolge restriktiver<br />
Handhabung von Sozialgesetzen (Beispiel: Arbeitsförde-<br />
rungsgesetz, B<strong>und</strong>esausbildungsförderungsgesetz) <strong>und</strong> in-<br />
folge reduzierten Finanzspielraums Friktionen entstehen,<br />
die den Eingliederungseffekt behindern.<br />
Anlaß zur Besorgnis geben schließtich psychologische Bar-<br />
rieren, die auf dem Hintergr<strong>und</strong> der gegenwärtigen so-<br />
zialen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Situation innerhalb der deut-<br />
schen Bevölkerung gegenüber zuwandernden Personen-<br />
kreisen erkennbar werden.<br />
Die hier skizzierten Dispositionen der BRD sind dem Ein-<br />
gliederungsprozeß um so abträglicher, als die Aussiedler<br />
angesichts von Randständigkeit <strong>und</strong> Diskriminierung in<br />
Polen von der Hoffnung geleitet werden, in der BRD ihren<br />
gesellschaftlichen Status zu stabilisieren <strong>und</strong> ihre soziale<br />
Position möglichst zu verbessern.<br />
3. Durch die verdichtete Einbindung der Aussiedler in das<br />
polnische Lebenssystem<br />
Die nach Kriegsende 1945 bis 1950 Geborenen waren zur<br />
Zeit der ersten großen Aussiedlungswelle 1957/1958 zwi-<br />
schen 8 <strong>und</strong> 12 Jahren, sie sind bei der bevorstehenden<br />
Aussiedlung Ende 20, Anfang 30 Jahre alt. Je später die<br />
Geburtsjahrgänge sind, um so intensiver <strong>und</strong> nachhaltiger<br />
ist durch Formungsprozeß in Schule, Ausbildung <strong>und</strong> ge-<br />
sellschaftlichen Beziehungsfeldern eine Integration in das<br />
Sozialsystem des Herkunftslandes Polen erfolgt. Kinder <strong>und</strong><br />
Jugendliche sind in der Regel nicht die Promotoren zur Aus-<br />
siedlung, viel eher die oft widerstrebend Mitgenommenen.<br />
In der Lebensgeschichte der jugendlichen Spätaussiedler<br />
hat darum der Verpflanzungsprozeß in die BRD einen an-<br />
deren Stellenwert als für Eltern <strong>und</strong> Erwachsene. Für die<br />
Eltern hat das Herkunftsgebiet aufgehört, Heimat zu sein.<br />
Für den jungen Spätaussiedler findet dagegen der Auszug<br />
aus einem Sozialgehäuse statt, in dem er, mit Gleichaltrigen<br />
verb<strong>und</strong>en, in ein gewohntes, wenn nicht durch Vertrauen,<br />
so doch durch Arrangierung, akzeptiertes Sozialmilieu ein-<br />
geb<strong>und</strong>en war.<br />
Der Entschluß zur Aussiedlung beruht auf einer höchst<br />
komplexen Bedingungsstruktur: Nationale Motive (Deutsche<br />
sollen zu Deutschen), emotionale Antriebe (Familien wollen<br />
zu Angehörigeh), politische Entscheidungen <strong>und</strong> Absetzbe-<br />
wegungen, ,Hoffnung auf verbesserten Lebensstandard,<br />
Oberwindung des Minderheitsstatus, der mit Chancenun-<br />
gleichheit <strong>und</strong> Unterbewertung verb<strong>und</strong>en ist. Angesichts<br />
der Aussiedlungsschwierigkeiten wird der Entschluß dazu<br />
häufig nur durch Euphorie <strong>und</strong> an Trotzhaltung reichende-<br />
Beharrlichkeit durchgestanden. Unter den sperrigen <strong>und</strong><br />
häufig anders als angenommenen Realitäten in der BRD<br />
schwinden diese Einstellungen sehr schnell, wobei dann<br />
wiederum das oft unbewußte Bindungsgefüge zur Existenz-<br />
weise in Polen reaktiviert wird.<br />
Verstärkte Eingliederungshilfe als politische Komplemen-<br />
tärieictung zum Aussiedlungsvorgang<br />
Im gesetzlichen, technischen <strong>und</strong> bürokratisch-Verfahrens-<br />
mäBigen Bereich erscheinen die Voraussetzungen zur Auf-<br />
nahme eines neuen Aussiedlerstroms hinlänglich gegebei.<br />
die amtlichen Signale zur Eingliederung sind auf Grün ge-<br />
stellt. In der sozialpsychologischen Wirklichkeit entsteht<br />
dennoch eine Fülle von Hürden, Hilflosigkeiten, Mißver-<br />
ständnissen <strong>und</strong> Irritierungen für die in der BRD neuen <strong>und</strong><br />
fremden Menschen, die mit den Spielregeln eines anderen<br />
Lebenssystems unvertraut sind <strong>und</strong> die komplizierte Infra-<br />
struktur unseres Gemeinwesens für geraume Zeit nur als<br />
Irrgarten wahrnehmen. In Anbetracht der psycho-sozialen<br />
Lage der Spätaussiedler sind im Kontext zu gesetzlichen,<br />
technischen <strong>und</strong> bürokratischen Eingliederungsregulierun-<br />
gen flankierende Anstrengungen erforderlich, die den be-<br />
troffenen Menschen Informations- <strong>und</strong> Beratungshilfen ge-<br />
ben, Vermittlungsdienste leisten, situationsgerechte Förde-<br />
rung anbieten, Kommunikationsstränge zur deutschen Ge-<br />
sellschaft schaffen. Eine so verstandene <strong>und</strong> gezielte Ein-<br />
gliederungshilfe bietet gegenwärtig die B<strong>und</strong>esregierung im<br />
Rahmen des B<strong>und</strong>esjugendplans, der dafür ein spezifisches<br />
Förderungssystem vorsieht:<br />
In Form von Jugendgemeinschaftswerken, die für jugend--<br />
liche Aussiedler Einzelhilfen <strong>und</strong> Gruppenarbeit ermögl<br />
chen.<br />
In Form der Otto-Benecke-Stiftung, die Sprach- <strong>und</strong> Stu-<br />
dienvorbereitungskurse für Abiturienten, Studenten <strong>und</strong><br />
Jungakademiker sicherstellt.<br />
In Gestalt eines sog. Garantiefonds, der Beihilfen zu schu-<br />
lischen <strong>und</strong> beruflichen Ausbildungslehrgängen leistet.<br />
Das Förderungssystem des B<strong>und</strong>esjugendplanes, das für<br />
die sicherlich von Aussiedlungs- <strong>und</strong> Umstellungsschwierig-<br />
keiten besonders einschneidend betroffenen Jugendlichen<br />
eine menschliche <strong>und</strong> gesellschaftliche Zuwendung gestat-<br />
tet, hat infolge Beschränkung auf diese Altersgruppe so-<br />
wohl zum Kindesalter hin wie zu den älteren Geschwistern<br />
<strong>und</strong> Eltern offene, ungedeckte Flanken. in der Eingliede-<br />
rungspraxis ist diese Lücke schon immer leidvoll spürbar<br />
geworden. Angesichts der beanders dichten Einbettung<br />
der Jugendlichen in den Familienverband ist deren Anspra-<br />
che, Engagierung <strong>und</strong> Förderung eingliederungswirksam<br />
nur insoweit zu leisten, als gleichzeitig auch Probleme jün-<br />
43
gerer <strong>und</strong> älterer Geschwister aufgegriffen werden <strong>und</strong><br />
Oberzeugungsarbeit, wie Hilfestellungen bei den Eltern, er-<br />
folgt. Die Ehgliederungsförderung auf der Basis des Bun-<br />
desjugendplanes ist im gegenwärtig gezogenen Rahmen<br />
damit formal wie tatsächlich Überfordert.<br />
Die in Erwartung stehende <strong>und</strong> fristenmäBig auf 4 Jahre<br />
bestehende Aussiedlungsaktion sollte zumal angesichts der<br />
oben dargestellten Konditionserschwernisse für die Bun-<br />
desregierung Anlaß sein, ein Förderungssystem zu schaf-<br />
fen, das durch familienbezogene Jugend- <strong>und</strong> Sozialarbeit<br />
mit Aussiedlern den Eingliederungsprozeß menschlich wirk-<br />
sam stützt <strong>und</strong> voranbringt. Eine Plattform dafür bieten die<br />
bereits vorhandenen Eingliederungsaktivitäten der Jugend-<br />
Jzialarbeit. Sie bedarf des Ausbaus durch die Ermögli-<br />
chung flankierender Eingliederungsanstrengungen für Kin-<br />
der <strong>und</strong> Erwachsene. Dafür sollten neben den Verbänden<br />
der Jugendsozialarbeit die Verbände der freien Wohlfahrts-<br />
pflege (in Sonderheit auch das Deutsche Rote Kreuz, des-<br />
sen Name für Spätaussiedler besondere Vertrauens- <strong>und</strong><br />
Kreditwürdigkeit besitzt), die Jugendverbände <strong>und</strong> die so-<br />
zialen Dienste der Gemeinden unverzüglich instandgesetzt<br />
werden. Der B<strong>und</strong>esregierung kommt hierfür entschieden<br />
eine Initiativfunktion zu, für die Finanzierung ist eine Mit-<br />
beteiligung von Ländern <strong>und</strong> Kommunen geboten.<br />
Nach der Entscheidung - Forderungen<br />
Der Wille, das Verhältnis mit Polen positiv zu gestalten <strong>und</strong><br />
den Deutschen in Polen die Ausreise zu ermöglichen, wenn<br />
diese es wollen, bedingt, auch in der B<strong>und</strong>esrepublik Aus-<br />
gangspositionen zu schaffen, die Notlagen, Randgruppen-<br />
bildung <strong>und</strong> sozialen Abstieg der Zuwanderer ausschlie-<br />
9en.<br />
Das Interesse der Uffentlichkeit, das bisher den Deutschen<br />
in Polen galt, mUß cich nunmehr den Deutschen aus Polen<br />
in der BRD zuwenden <strong>und</strong> deren Problemen in unserer Ge-<br />
sellschaft. Alle Kräfte der öffentlichen Meinungsbildung sind<br />
dazu aufgerufen, diese Wendung des Blickes zu bewirken.<br />
Eingliederungshilfen sind allen Angehörigen der zuwan-<br />
dernden Gruppe zu gewähren: Kindern, Jugendlichen, jun-<br />
gen Erwachsenen, Eltern, Erwachsenen überhaupt.<br />
Schwerpunkte der Aufgabe sind:<br />
a) sprachliche Eingliederung<br />
b) schulische Eingliederung<br />
c) berufliche Eingliederung<br />
d) gesellschaftliche Eingliederung<br />
Konkrete Forderungen zur Verbesserung der Integration<br />
von Spätaussiedlern sind:<br />
44<br />
zu a) Sprachliche Eingliederung<br />
1. Die Förderschulen mit Internatsunterbringung bieten ein<br />
Instrumentarium, das - sofort einsetzbar - durch Intensiv-<br />
Deutschkurse Sprachkenntnisse sofort vermitteln kann. Da-<br />
zu bedarf es der Ausstattung mit modernen Lehr- <strong>und</strong> Lern-<br />
mitteln, von technischen Mittlern sowie einer Oberarbeitung<br />
des Lehrstoffes, um die Zeiten in den Internaten so kurz wie<br />
möglich zu halten. Die Internate brauchen eine zeitgemäße<br />
Hausordnung <strong>und</strong> Formen demokratischer Mitbestimmung<br />
- schon um diese einzuüben.<br />
Die baldige Wiedereingliederung in die Familie ist anzu-<br />
streben, da dort gesellschaftliche Integration besser zu för-<br />
dern ist als in ghettoartigen Internaten.<br />
Eine Befreiung der Familie von der Kostenbeteiligung in<br />
den ersten drei Jahren muß durchgesetzt werden, da an<br />
dieser Bedingung des öfteren ein Schulbesuch scheitert.<br />
2. Ausbau eines zusätzlichen <strong>und</strong> ergänzenden Sprachför-<br />
derungsangebotes vor Ort:<br />
Für schulpflichtige Kinder ist am Wohnort eine Förder-<br />
klasse an der Örtlichen Schule zu begründen. Hierdurch wird<br />
die Trennung von der Familie vermieden <strong>und</strong> die gesell-<br />
schaftliche Eingliederung am neuen Wohnort gefördert.<br />
Für nicht mehr schulpflichtige Jugendliche <strong>und</strong> junge Er-<br />
wachsene ist Sprachförderung in Örtlichen Sprachinstituten<br />
in Form von Intensivsprachkursen anzubieten.<br />
Sprach- <strong>und</strong> Einführungskurse sowie Abendförderschulen<br />
sind an wohngebietsnahen Lernorten einzurichten. Diese<br />
Kurse sind kostenlos anzubieten <strong>und</strong> orientiert an den ak-<br />
tuellen Fragen der Teilnehmer zu gestalten.<br />
Zusätzlich wird ein Funkkolleg ,,Deutsch für Deutsche" mit<br />
den entsprechenden Materialien wie bei den anderen Kol-<br />
legreihen gefordert. Ein Eingliederungskurs in den Abend-<br />
programmen des Fernsehens würde als Unterstützung der<br />
Übrigen Bemühungen wirken.<br />
Zu b) Schulische Eingliederung<br />
1. Schnellstmögliche Eingliederung in die Jahrgangsklas-<br />
sen durch Anerkennung der bisherigen Bildungsgänge muß<br />
sichergestellt sein. Nach intensiver Sprachförderung sollte<br />
sie unverzüglich erfolgen.<br />
2. Hausaufgabenhilfen sollen an wohngebietsnahen Orten<br />
gewährt werden.<br />
3. Förderstufen für Schüler, bei denen punktuell Nachhol-<br />
bedarf besteht, müssen eingerichtet werden. Bis zum An-<br />
schluß an das Klassenniveau dürfen Zensuren nicht die<br />
Versetzung <strong>und</strong> weitere Förderung bestimmen.
4. Hausfrauen sind in die Sprachförderung einzubeziehen,<br />
da ihnen weitgehend die Erziehung der Kinder obliegt. Eine<br />
Koppelung des Sprachkurses mit Sprachinhalten, die das<br />
Erziehungs- <strong>und</strong> Bildungswesen der BRD offenlegen, ist an-<br />
zustreben.<br />
Zu c) Berufliche Eingliederung<br />
1. Die berufliche Eingliederung ist erst dann erreicht, wenn<br />
der Betroffene einen seinen Fähigkeiten <strong>und</strong> seiner bishe-<br />
rigen Ausbildung entsprechenden Arbeitsplatz gef<strong>und</strong>en<br />
hat.<br />
2. Schulabgänger <strong>und</strong> Ausbildungsanfänger sind, wenn er-<br />
forderlich, in Berufsvorbereitungsmaßnahmen auf den Ober-<br />
gang vorzubereiten.<br />
3. Begonnene Berufsausbildungen sind weiterzuführen, der<br />
im Herkunftsland geleistete Teil der Ausbildung ist gezielt<br />
zu vervollkommnen <strong>und</strong> anzuerkennen.<br />
4. Umschulungen sind unverzüglich einzuleiten, Wartezei-<br />
ten zu vermeiden.<br />
5. Alle Berufstätigen müssen eine Sprachförderung erhal-<br />
ten, die eine Wettbewerbsfähigkeit im Beruf ermöglicht.<br />
Dies gilt auch für Angehörige gewerblicher Berufe. Haus-<br />
frauen sind in diese Förderung einzubeziehen <strong>und</strong> beson-<br />
ders zu fördern, da der ,,Betrieb Haushalt" <strong>und</strong> die Erzie-<br />
hung der Kinder ebenfalls eine ausreichende Sprachkennt-<br />
nis voraussetzen.<br />
6. Betriebliche Einführungskurse sind unter Anleitung von<br />
Fachkräften einzurichten, in denen das Kennenlernen von<br />
Maschinen, Materialien, Betriebsabläufen <strong>und</strong> der Fachspra-<br />
che gesichert wird.<br />
Zu d) Gesellschaftliche Eingliederung<br />
Die gesellschaftliche Eingliederung ist ein langwieriger Pro-<br />
zeß, der mitunter noch nach Jahren nicht abgeschlossen<br />
ist. In fast allen Bereichen des täglichen Lebens sind Pro-<br />
zesse des Umlernens erforderlich. - Um Stichworte zu nen-<br />
nen: Umgang mit dem Rechtssystem, Konsumsituation, Um-<br />
gang mit dem Schul- <strong>und</strong> Bildungssystem, den Unterrichts-<br />
formen, Einstellung zu Kirchen, Massenmedien, Gemeinwe-<br />
sen, bis hin zu ganz persönlichen Dingen, wie Umgang mit<br />
der Autorität, Erziehungsverhalten <strong>und</strong> Sexualität.<br />
Daraus ergibt sich nun, daß Lernprozesse organisiert wer-<br />
den müssen, die sich an den Inhalten politischer Bildung<br />
gemeinhin zu orientieren haben. Die Bildungsarbeit mit<br />
Gruppen von Kindern, Jugendlichen, Eltern <strong>und</strong><br />
nen ist unabdingbar.<br />
Die unter a) bis d) genannten Bedingungen <strong>und</strong> Forderun-<br />
gen sind Voraussetzungen für die gesellschaftliche Einglie-<br />
derung in der B<strong>und</strong>esrepublik. Sie müssen aber durch fol-<br />
gende flankierende Maßnahmen ergänzt werden, um eine<br />
angemessene Eingliederung zu sichern:<br />
1. Verbesserung der Wohnbedingungen in den Obergangs-<br />
Wohnheimen.<br />
2. Bereitstellung von Komrnunikationsräumen in den Ober-<br />
gangswohnheimen <strong>und</strong> in den späteren Wohngebieten. Die-<br />
se Räume sollen zur Begegnung, aber auch für die Durch-<br />
führung von Informationcveranstaltungen <strong>und</strong> Abendsemi-<br />
narreihen für Kinder, Jugendliche <strong>und</strong> Erwachsene geeig-<br />
net sein.<br />
3. Schaffung von Arbeitskreisen aller an der Eingliede-<br />
rungsarbeit beteiligten Kräfte. In diesen Arbeitskreisen<br />
müssen vertreten sein: Die Wohlfahrtsverbände, die Kir-<br />
chengemeinden, Jugendamt, Sozialamt, Vertriebenenamt,<br />
Arbeitsamt, Landsmannschaften, evtl. sonstige Vereine un+.<br />
Verbände, Jugendverbände, Jugendgemeinschaftswerke.<br />
4. Schaffung einer zentralen Anlaufstelle bei der Stadt- oder<br />
Kreisverwaltung, die dem Hilfesuchenden vergebliche Wege<br />
innerhalb des Verwaltungsapparates vermeiden hilft. Die-<br />
se Anlaufstellen sollten auch Beratungen in den Obergangs-<br />
Wohnheimen <strong>und</strong> in den Wohngebieten durch Sozialamt,<br />
Jugendamt, Arbeitsamt, organisieren.<br />
5. Verstärkung der Offentlichkeitsarbeit. Dies soll sicher-<br />
stellen, daß die Zuwanderer nicht mit zeitweilig in der Bun-<br />
desrepublik weilenden Ausländern verwechselt werden,<br />
sondern als Deutsche erkannt werden, die erst jetzt die<br />
Phase der Nachkriegszeit beenden <strong>und</strong> ein Recht darauf<br />
haben, Hilfen zur Eingliederung zu erhalten. Schwierigkei-<br />
ten in diesem Prozeß <strong>und</strong> Hilfemöglichkeiten für den ein-<br />
zelnen Bürger sollen aufgezeigt werden.<br />
Den Jugendgemeinschaftswerken der freien Trägerorgani-<br />
sationen, die heute bereits ein Netz von Beratungs- <strong>und</strong> Be-<br />
treuungsstellen im B<strong>und</strong>esgebiet unterhalten, wird in die-<br />
ser Aufgabenstellung ein großer Anteil von Arbeiten zu ^'<br />
fallen, weil sie die natürlichen Anlaufstellen für neuzuwan-<br />
dernde junge Menschen geworden sind. Dazu ergeben sich<br />
eine Reihe von Forderungen, um diese zur Hilfeleistung in<br />
ausreichendem Maße zu befähigen. Diese werden nach-<br />
stehend aufgeführt, mit einem Appell an die Veranwortli-<br />
chen in B<strong>und</strong>, Ländern <strong>und</strong> Gemeinden, durch Förderung<br />
die Arbeit sicherzustellen:<br />
1. Erhöhung der Sachkostenzuschüsse<br />
Bei dem vorauszusehenden stärkeren Anfall von Be-<br />
treuungsarbeit, bei dem auch zu erwarten ist, daß die Au-<br />
fenthaltsdauer in Obergangswohnheimen relativ kurz sein<br />
wird, werden erheblich höhere Aufwendungen erforderlich.<br />
Eine ausreichende Ausstattung der Jugendgemeinschafts-<br />
werke mit Sachkosten sowie eine ausreichende Ausstattung<br />
der Räume mit Mobilar <strong>und</strong> technischem Gerät ist zwin-<br />
gend notwendig. Alle Beratungsstellen sollten mit einem<br />
Telefonbeantworter ausgestattet sein, damit die 1- oder<br />
2-Mann-Betriebe auch in Zeiten, in denen Außendienst zu<br />
leisten ist, erreichbar sind.<br />
45
2. Verstärkung der Personalkosten<br />
In fast allen Landesbereichen sind die Betreuungsbereiche<br />
so groß, daß eine ausreichende Betreuung bei verstärkter<br />
Zuwanderung kaum gewährleistet ist. Teilweise wird man<br />
die Probleme lösen können, indem nebenamtliche Hono-<br />
rarkräfte eingesetzt werden, teilweise wird eine Verdich-<br />
tung des Betreuungsnetzes erforderlich werden. Um die<br />
Verbände nicht über Gebühr zu belasten, wäre anzustre-<br />
ben, daß der B<strong>und</strong> eine höhere Zuschußquote als 85 O h<br />
gewährt.<br />
3. Erhöhung der Zuschüsse für Kurse <strong>und</strong> Maßnahmen<br />
lie zur Zeit gegebenen Zuschüsse für Tagesveranstaltun-<br />
gen wie auch für längerfristige Maßnahmen decken die ent-<br />
stehenden Kosten nicht mehr. Während im allgemeinen von<br />
dem Personenkreis, der durch den B<strong>und</strong>esjugendplan ge-<br />
fördert wird, eine angemessene Eigenbeteiligung erwartet<br />
werden kann, ist eine solche Selbstbeteiligung bei Jugend-<br />
lichen aus Spätaussiedlerfamilien kaum möglich. Um in<br />
ausreichendem Maße Seminare <strong>und</strong> Freizeiten durch-<br />
führen zu können <strong>und</strong> dies besonders am Anfang des Au-<br />
fenthaltes in der B<strong>und</strong>esrepublik, ist eine Erhöhung der<br />
bisher gewährten Tagessätze erforderlich. Möglich wäre<br />
dies auch durch Aufstockung aus einem Spezialfonds (Ver-<br />
fahren wie beim Aufstocken der BSHG-Regelsätze des Ga-<br />
rantiefonds), was sicherlich leichter zu erreichen wäre, als<br />
eine völlige Veränderung des B<strong>und</strong>esjugendplanes. Die<br />
Mittel, die für die Sprachförderung bereitgestellt werden -<br />
DM 3,5û pro Doppelst<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Teilnehmer - sind eben-<br />
falls unzureichend, da sie bei Einsatz einer qualifizierten<br />
Lehrkraft <strong>und</strong> der Abdedtung der Sachkosten eine Mindest-<br />
kursstärke von 15 Teilnehmern voraussetzen. Intensive För-<br />
derung dagegen ist nach allen Erkenntnissen In einer 5 - 9<br />
æersonen starken Gruppe am effektivsten zu leisten. Ein<br />
deraufsetzen der Zuschüsse auf mindestens DM 5,- pro<br />
Teilnehmer <strong>und</strong> Doppelst<strong>und</strong>e ist erforderlich.<br />
4. Praxisanleitung <strong>und</strong> Supervision<br />
Alle in diesem Arbeitsfeld tätigen Mitarbeiter müssen Pra-<br />
xisanleitung erhalten. Für je 10 Jugendgemeinschaftswerke<br />
muß ein Mitarbeiter als Praxisberater zur Verfügung stehen.<br />
Diese Mitarbeiter <strong>und</strong> eine zentrale Beratungsstelle müssen<br />
die Mitarbeiter in den Jugendgemeinschaftswerken mit In-<br />
formationen versorgen, schwierige Fälle weiterverfolgen,<br />
Arbeitsmaterial erstellen, Verwaltungsvorgänge soweit<br />
möglich vorbereiten <strong>und</strong> abnehmen.<br />
Sie sollen Arbeitstagungen regional vorbereiten <strong>und</strong> durch-<br />
führen, neue Mitarbeiter einweisen <strong>und</strong> anleiten.<br />
5. Anschaffung von Dienstfahrzeugen<br />
Bei der Größe der meisten Betreuungsgebiete ist die Nut-<br />
zung eines PKW erforderlich. Aber selbst in Stadtgruppen<br />
ist die Mitnahme von Klienten zu Behörden mitunter er-<br />
46<br />
forderlich. Alle Jugendgemeinschaftswerke müssen daher<br />
mit einem PKW ausgerüstet sein, um ihren Auftrag aus-<br />
reichend wahrnehmen zu können.<br />
Jahrerrtatldlk 1975 (JB Jugendsozialwerk e. V.)<br />
Berichtszeitraum: 1. Januar 1975 bis 31. Dezember 1975<br />
I. Allgeinelnw<br />
1. 30 Jugendgemeinschaftswerke<br />
2. Alter der Leiter<br />
seit wieviel Jahren In<br />
dieser Tätigkeit<br />
30 Leiter<br />
9,9 Jahre<br />
Durchschnittsalter 39,s<br />
(4 Monate - 22 Jahre)<br />
3. Alter der 2. Fachkraft<br />
seit wieviel Jahren in<br />
dieser Tätigkeit<br />
10 Mitarbeiter<br />
2,4 Jahre<br />
Durchschnittsalter 373<br />
4. Betreute jugendliche Zuwanderer<br />
während des Berichtszeitraumes<br />
davon männlich: 2 910, weiblich: 2 165<br />
5 075<br />
II. Herkunfi der Jugendlichen<br />
In das B<strong>und</strong>esgebiet sind gekommen:<br />
1. Aus der DDR <strong>und</strong> Ostberlin<br />
a) seit dem 1. 1. 1975<br />
b) vom 1. 1. 1974 bis 31. 12. 1974<br />
C) vom 1. 1. 1971 bis 31. 12. 1973<br />
2. Aus Aussiedlungsgebieten (Spätaussiedier)<br />
a) seit dem 1. 1. 1975<br />
b) vom 1.1. 1974 bis 31.12.1074<br />
c) vom 1. 1. 1971 bis 31. 12. 1973<br />
222<br />
129<br />
31 1<br />
zusammen: 662<br />
-<br />
o1 o<br />
861<br />
-<br />
2266<br />
zusammen: 4 037<br />
3. Ais heimatlose Ausländer <strong>und</strong> nichtdeutsche Flüchtlinge<br />
-<br />
(1. 1. 1971 bis 31. 12. 1975) - 370<br />
Gesamtzahl: 5 075<br />
5. Die Herkunftsländer der jugendlichen Spätaussiedler<br />
a) Bulgarien 20<br />
b) CSSR 182<br />
c) Jugoslawien 82<br />
d) Polen 2680<br />
e) Rumänien 592<br />
f) UDSSR 647<br />
g) Ungarn 74<br />
111. Aitersrtufen<br />
a) 14- bis l7jährige 2044<br />
b) 18- bis 20jährige 1 393<br />
c) 21- bis 25jährige 1638<br />
-<br />
-<br />
zusammen: 5 075<br />
IV. Berufsolîuatlon (Angaben zum Stichtag 31. 12. 1975)<br />
1. In der Ausbildung<br />
a) Schüler, Fachschüler. Studenten<br />
b) Lehrlinge, Anlernlinge, Praktikanten<br />
1 792<br />
704
2. In Berufstätigkeit<br />
a) Facharbeiter <strong>und</strong> Angestellte 1462<br />
davon in einem anderen als vor dem Obertritt in die<br />
B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland ausgeübten Beruf - 239<br />
b) Hilfsarbeiter 61 O<br />
3. Nicht Berufstätige 228<br />
4. Arbeitslose (bis zu 25 Jahren)<br />
a) arbeitslose Zuwanderer bis zu A;:;a-<br />
356<br />
"Ifahit-<br />
25 Jahren, die in der ERD<br />
bereits in einer Berufstätigkeit<br />
standen:<br />
1) ohne abgeschlossene<br />
stelle stelle<br />
Berufsausbildung 25 78 103<br />
2) mit abgeschlossener<br />
Berufsausbildung - 100 100<br />
Vi. Eingliodorwi@ahiií.n (Eindhllhn)<br />
1. Zahl der individuell betreuten Jugendlichen<br />
2. Zahl der Beratungen<br />
4 059<br />
a) Wohnraumbeschaffung 544<br />
b) schulische Fragen 2532<br />
c) berufliche Fragen 3 487<br />
d) Beschaffung von Ausweisen. Urk<strong>und</strong>en 902<br />
e) Lohnfragen, Geldangelegenheiten 1149<br />
f) Rechtsfragen 752<br />
g) Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Erholungsfragen 1100<br />
h) Etziehungsfragen 855<br />
i) sonstige persönliche Anliegen 4 651<br />
3. Gruppenarbeit<br />
(Eigenveranstaltung)<br />
Zahl der Ver- Zahl der Zahl der<br />
anrtaltungen St<strong>und</strong>enRage Tellnehrner<br />
a) Gruppenabendel<br />
Clubabende 606 XXX XXX 15383<br />
b) Sprachkurse<br />
c) Wochenendseminare<br />
d) sonstige Kurse <strong>und</strong><br />
Seminare<br />
100 4960 XXX<br />
43 xxx 91<br />
78 626<br />
2157<br />
1280<br />
1070 -<br />
b) arbeitslose Schulabgänger<br />
1) ohne Schulabschlu6 59<br />
zusammen:<br />
52 111<br />
42<br />
356 -<br />
2) mit Schulabschlu6 25<br />
e) Fahrten <strong>und</strong><br />
Besichtigungen<br />
17<br />
f) mehrtägige Freizeiten<br />
g) Elternabende<br />
h) gemeinsamer Besuch<br />
165<br />
37<br />
88<br />
XXX<br />
xxx<br />
XXX<br />
155<br />
383<br />
XXX<br />
5112<br />
919<br />
1675<br />
5. Wieviel der betreuten Jugendlichen haben eine<br />
Förderschule besucht?<br />
von Veranstaltungen.<br />
1610 z. B. kulturelle od. sport- - liche Veranstaltungen 113 XXX XXX 2581<br />
V. Familionrltuatkn<br />
An den 680 Eigenveranstaitungen waren zusätzlich Einheimische<br />
beteiligt.<br />
1. Vollwalsen<br />
0s 4. Aubndienst<br />
2. Halbwaisen<br />
421 a) Zahl der Haushuche<br />
6 223<br />
3. Eltern geschieden, getrennt lebend<br />
361 b) Zahl der Besuche In Schulen<br />
842<br />
4. aus Vollfamilie 3 917 c) Zahl der Besuche in Betrieben<br />
903<br />
5. ohne Angaben 291 d) Zahl der Besuche bei htern zusammen: - 5 075 e) Zahl der Besuche bel Verbänden / Institutionen<br />
-<br />
zusammen:<br />
2 741<br />
781<br />
11 490<br />
. . . .. -<br />
Vil. mntung <strong>und</strong> B.bwuig<br />
1. Zus&tzllche Beratung Mr Kinder / Geschwister<br />
von betreuten Jugendlidten<br />
2. Anzahl der Beratungaíäik der<br />
Familienangehörigen von betreuten Jugendlichen<br />
-<br />
-<br />
1670 c.r<br />
1 972<br />
47
Vierzehnte Sozialanalyse der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft<br />
Jugendaufbauwerk zur Situation jugendlicher Flüchtlinge <strong>und</strong><br />
Spätaussiedler für den Zeitraum 1. Januar bis 31. Dezember 1975<br />
Die B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Jugendaufbauwerk legt mit<br />
der 14. Sozialanalyse (Berichtszeitraum 1975) eine Erhebung<br />
über die in den Jugendgemeinschaftswerken (Uberörtlichen<br />
Beratungs- <strong>und</strong> Betreuungsdiensten für jugendliche Zu-<br />
wanderer) erfaßten <strong>und</strong> betreuten jugendlichen Zuwande-<br />
rer vor.<br />
Ein solcher Zahlenspiegel ermöglicht Aussagen <strong>und</strong> inter-<br />
essante Einblicke in die Situation jugendlicher Zuwanderer.<br />
Durch die deutsch-polnischen Vereinbarungen wird sich die<br />
Eingliederungsarbeit mit jugendlichen Zuwanderern erneut<br />
verstärken, in einem Umfang, der die Fortschreibung der<br />
bisherigen Erhebungen rechtfertigt.<br />
Die vorliegenden Daten sollen nicht nucder Fachöffentlich-<br />
keit, sondern der gesamten Bevölkerung in unserem Lande<br />
verdeutlichen, daß die gesellschaftliche Integration des ge-<br />
nannten Personenkreises ein gemeinsames Handeln der<br />
verantwortlichen Kräfte in Staat <strong>und</strong> Gesellschaft erfordert,<br />
um keine Zweifel aufkommen zu lassen, diese Menschen<br />
auch wirklich in der B<strong>und</strong>esrepublik willkommen zu heißen.<br />
Um dieses ,,Willkommen" nicht nur als Höflichkeitsformel<br />
zu belassen, haben die in der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft<br />
zusammengeschlossenen Träger der Jugendsozialarbeit<br />
seit Jahren ein Netz von Jugendgemeinschaftswerken (Be-<br />
ratungs- <strong>und</strong> Betreuungsdienste für jungen Zuwanderer) im<br />
B<strong>und</strong>esgebiet eingerichtet, das sich, wie folgt, auf die ein-<br />
zelnen Länder verteilt:<br />
Baden-Württemberg 12 Aufteilung nach Trägergruppen<br />
Bayern<br />
Berlin<br />
Bremen<br />
Hambura .<br />
Hessen<br />
l3<br />
1<br />
20<br />
Evanaelische w<br />
Freie<br />
Katholische<br />
Sozialistische<br />
23 (JGW)<br />
33 (JGW)<br />
25 (JGW)<br />
14 (JGW)<br />
Niedersachsen 3<br />
No rd rhei n-Westfalen 31<br />
Rheinland-Pfalz 5<br />
Saarland 2<br />
Schleswig-Holstein 2<br />
95 (JGW)<br />
Für das Jahr 1975 weist der Zahlenspiegel der 14. Sozial-<br />
analyse insgesamt 3.045 jugendliche DDR-Flüchtlinge aus,<br />
davon sind 1.184 Jugendliche erst im vergangenen Jahr<br />
neu in die Einzugsbereiche der bestehenden Jugendge-<br />
meinschaftswerke gekommen.<br />
Zugleich stehen im Berichtszeitraum insgesamt 13.593 ju-<br />
gendliche Spätaussiedler in Betreuung, davon 4.361 Per-<br />
sonen, die 1975 neu von den Jugendgemeinschaftswerken<br />
erfaßt wurden.<br />
In den Bemühungen um eine gezielte Förderung, insbeson-<br />
dere in den Bereichen von Bildung <strong>und</strong> Ausbildung, bilden<br />
48<br />
die Altersgruppen der 14- bis 20jährigen mit 65,l O/O den<br />
Schwerpunkt der Arbeit. Eine Förderung sowohl in schuli-<br />
scher als auch in beruflicher Sicht, erforderte für diese<br />
Gruppe große Anstrengungen der einzelnen Leiter der<br />
Jugendgemeinschaftswerke <strong>und</strong> ihrer Mitarbeiter. Diese<br />
Bemühungen hatten Erfolg, der sich nicht zuletzt in der ge-<br />
ringen Arbeitslosenquote niederschlug. Eine Vielzahl sozi-<br />
alpädagogischer Maßnahmen (u. a. Sprachunterricht, Grup-<br />
penpädagogische Hilfen, Freizeithilfen) haben wesentlich<br />
zur geistig-kulturellen <strong>und</strong> sozialen Eingliederung beige-<br />
tragen.<br />
Um die sozialpädagogischen Bemühungen der Jugendge-<br />
meinschaftswerke zu verdeutlichen, hat die B<strong>und</strong>esarbeits-<br />
gemeinschaft Jugendaufbauwerk weitere Daten zur 14.<br />
Sozialanalyse erhoben <strong>und</strong> unter Punkt ,,VI <strong>und</strong> VII" dem<br />
Zahlenspiegel hinzugefügt.<br />
Hervorzuheben sind deshalb unter ,,VI" die Anzahl der Be-<br />
ratungen ,,in persönlichen Anliegen", sowie ,,in schulischen<br />
<strong>und</strong> beruflichen Fragen".<br />
Dabei zeigt sich, wie entscheidend <strong>und</strong> hilfreich ein enger,<br />
persönlicher Kontakt von Leiter <strong>und</strong> Mitarbeitern im Ju-<br />
gendgemeinschaftswerk mit den Jugendlichen sich dar-<br />
stellt. Alle wichtigen, ersten Schritte in die neue Umwelt<br />
werden von ihnen begleitet <strong>und</strong> bedürfen eines großen<br />
wechselseitigen Vertrauensverhältnisses. Dieses Vertrauen<br />
kommt in allen Phasen des Eingliederungsprozesses immer<br />
wieder positiv zur Geltung, sei es im Gruppen- bzw. Club-<br />
abend oder im Rahmen zusätzlicher Sprachförderung des<br />
Jugendgemeinschaftswerkes.<br />
Im Einzelnen ist die Anzahl der durchgeführten Hausbesu-<br />
che mit 23.000 zu nennen, ferner 5.343 Beratungshilfen, die<br />
unter ,,VII" in der ,,zusätzlichen Beratung für Kinder bzw.<br />
Geschwister von betreuten Jugendlichen" ausgewiesen<br />
sind, außerdem die hohe Anzahl von Beratungsfällen wei-<br />
terer Familienangehöriger mit 7.224 Einzelhilfen.<br />
Aus den genannten Zahlen lassen sich bei aller Nüchtern-<br />
heit ein hohes Ausmaß an Arbeitsintensität <strong>und</strong> Arbeitsum-<br />
fang für den einzelnen Mitarbeiter erkennen, die aus ge-<br />
sellschafts- <strong>und</strong> sozialpolitischen Gründen nicht hoch genug<br />
eingeschätzt werden können.<br />
Ihre Bemühungen um eine vollständige Integration der jun-<br />
gen Spätaucsiedler in unsere Gesellschaft können aber nur<br />
dann Erfolg haben, wenn alle Kräfte in unserer Gesell-<br />
schaft sich ihrer staatsbürgerlichen <strong>und</strong> mitmenschlichen<br />
Verpflichtungen bewußt werden.<br />
Presse, R<strong>und</strong>funk <strong>und</strong> Fernsehen erwachsen hier spezifi-<br />
sche Aufgaben, den Eingliederungsprozeß zu fördern <strong>und</strong><br />
auf die besondere Situation der Spätaussiedler aufmerk-<br />
sam zu machen.
Trägergruppen EV TG FR TG KA TG SO2 TG Insgesamt<br />
i. Allgemeiner<br />
1. Anzahl der Einrichtungen<br />
2. Betreute jugendliche Zuwande-<br />
rer während des Betreuungs-<br />
Zeitraumes<br />
II. Herkunfl der Jugendlichen<br />
In das B<strong>und</strong>esgebiet sind<br />
gekommen :<br />
1. aus der DDR <strong>und</strong> aus Ost-<br />
berlin<br />
a) seit dem 1.1.1975<br />
b) vom 1.1.74 bis 31.12.74<br />
c) vom 1.1.71 bis 31.12.73<br />
insgesamt:<br />
2. aus Aussiedlungsgebieten<br />
(Spätaussiedler)<br />
a) seit dem 1.1.1975<br />
b) vom 1.1.74 bis 31.12.74<br />
c) vom 1.1.71 bls 31.12.73<br />
insgesamt:<br />
3. als heimatlose Ausländer <strong>und</strong><br />
nichtdeutsche Flüchtlinge<br />
(1.1.1971 bis 31.12.1975)<br />
4. Gesamtzahl zu II. l., 2. <strong>und</strong> 3.<br />
111. Alterutufen<br />
a) 14- bis 17jährige<br />
b) 18- bis 20jährige<br />
c) 21- bis 25jährige<br />
insgesamt:<br />
IV. Berufrrituatlon<br />
(Angaben zum Stlchtag<br />
31.12.1975)<br />
1. in der Ausbildung<br />
a) Schüler, Fachschüler,<br />
Studenten<br />
b) Lehrlinge, Anlernlinge,<br />
Praktikanten<br />
2. in Berufstätigkeit<br />
a) Facharbeiter <strong>und</strong><br />
Angestellte<br />
b) Hilfsarbeiter<br />
3. Nicht Berufstätige<br />
4. Arbeitslose (bis zu 25 Jahren)<br />
insgesamt:<br />
5. Wieviel der betreuten Jugendlichen<br />
haben eine Förderschule<br />
besucht?<br />
V. Famliienrltuation<br />
1. Vollwaisen<br />
2. Halbwaisen<br />
3. Eitern geschieden, getrennt<br />
lebend<br />
4. aus Vollfamilie<br />
5. ohne Angaben<br />
insgesamt:<br />
abs. '10 abs. % abs. % abs. '10 abs. %<br />
4 426<br />
482<br />
436<br />
31 1<br />
1 229<br />
997<br />
802<br />
1255<br />
3 O54<br />
143<br />
4 426<br />
1 507<br />
1122<br />
1797<br />
4 426<br />
1809<br />
61 7<br />
1129<br />
538<br />
173<br />
160<br />
4 426<br />
1417<br />
232<br />
482<br />
575<br />
2 619<br />
51 8<br />
4 426<br />
23<br />
100<br />
392<br />
35.5<br />
253<br />
100<br />
32,6<br />
26,3<br />
41,l<br />
100<br />
100<br />
100<br />
34,O<br />
254<br />
40,6<br />
100<br />
4oP<br />
13,9<br />
255<br />
12,2<br />
389<br />
3-6<br />
100<br />
100<br />
52<br />
10,9<br />
13,O<br />
59,2<br />
11,7<br />
100<br />
5353<br />
262<br />
150<br />
326<br />
738<br />
1132<br />
982<br />
2 267<br />
4 381<br />
234<br />
5353<br />
2 171<br />
1439<br />
1743<br />
5353<br />
1804<br />
830<br />
1418<br />
669<br />
237<br />
395<br />
5353<br />
1772<br />
85<br />
443<br />
409<br />
4 199<br />
21 7<br />
5353<br />
33<br />
100<br />
35,5<br />
20,3<br />
442<br />
100<br />
25,8<br />
22-4<br />
51 ,ô<br />
100<br />
100<br />
100<br />
403<br />
26,9<br />
32,6<br />
100<br />
33,7<br />
15,5<br />
26,6<br />
123<br />
4,4<br />
7,3<br />
100<br />
,100<br />
1.5<br />
8,3<br />
7,6<br />
783<br />
4.1<br />
100<br />
4 787<br />
164<br />
100<br />
122<br />
386<br />
1485<br />
1 292<br />
1314<br />
4 O91<br />
31 O<br />
4 787<br />
1 877<br />
1265<br />
1645<br />
4 787<br />
2369<br />
669<br />
996<br />
414<br />
89<br />
250<br />
4 787<br />
1381<br />
99<br />
41 7<br />
25<br />
475<br />
3 302<br />
494<br />
4 787<br />
100<br />
42,5<br />
25.9<br />
31,6<br />
100<br />
38.3<br />
313<br />
32.1<br />
100<br />
100<br />
100<br />
39,2<br />
26,4<br />
3434<br />
100<br />
493<br />
14,l<br />
20.8<br />
8,6<br />
1 3<br />
52<br />
loo<br />
100<br />
2,1<br />
8,7<br />
9-9<br />
69,O<br />
10,3<br />
100<br />
2 ô59<br />
276<br />
140<br />
276<br />
692<br />
747<br />
458<br />
862<br />
2 087<br />
100<br />
2 859<br />
1044<br />
91 5<br />
900<br />
2 859<br />
1038<br />
376<br />
779<br />
449<br />
84<br />
135<br />
2 ô59<br />
772<br />
54<br />
248<br />
425<br />
1 927<br />
205<br />
2 859<br />
14 95<br />
100 17425 100<br />
39,9<br />
20,2<br />
39.9<br />
1184<br />
826<br />
1 o35<br />
3889<br />
27,l<br />
34,o<br />
1 O0 3045 100<br />
36,l 4361 32,O<br />
22,2 3534 26,O<br />
41,7 5698 42,O<br />
100 13593 100<br />
100 787 100<br />
100 17425 100<br />
36.5 6 599 37,9<br />
32.0 4741 27.2<br />
31,5 6085 34;9<br />
100 17425 100<br />
36,2 7018 40,2<br />
13,2 2492 14,3<br />
27,2 4322 24.8<br />
157 2 070 ll,9<br />
33 583 3,4<br />
4,7 940 5.4<br />
100 17425 100<br />
100 5342 100<br />
1 .ô 470 2,7<br />
8,7 1 590 9,1<br />
14,9 1884 10,8<br />
67,4 12 047 69,2<br />
7,2 1434 882<br />
100 17425 100<br />
49<br />
- _.
VI. Elngllederungrhllhn<br />
(Einzelhilfen)<br />
1. Zahl der individuell betreuten Jugendlichen<br />
2. Zahl der Beratungen<br />
a) Wohnraumbeschaffung<br />
b) schulische Fragen<br />
c) berufliche Fragen<br />
d) Beschaffung von Ausweisen, Urk<strong>und</strong>en<br />
e) Lohnfragen, Geldangelegenheiten<br />
9 Rechtsfragen<br />
g) Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Erholungsfragen<br />
h) Erziehungsfragen<br />
i) sonstige persönliche Anliegen<br />
3. Gruppenarbeit Zahl der Ver- Zahl der<br />
(EigenVeranstaltung) anstaltunüen St<strong>und</strong>en/Taüo<br />
a) Gruppenabendel<br />
Clubabende 1798 xxx xxx<br />
b) Sprach kurse 250 6148 XXX<br />
c) Wochenendseminare 93 xxx 91<br />
d) sonstige Kurse <strong>und</strong><br />
Seminare<br />
e) Fahrten <strong>und</strong><br />
167 626 92<br />
Besichtigungen 299 XXX 102<br />
9 mehrtägige Freizeiten 95 xxx 383<br />
g) Elternabende<br />
h) gemeinsamer Besuch<br />
von Veranstaltungen,<br />
162 Mo( xxx<br />
z. B. kulturelle od. sportliche<br />
Veranstaltungen 357 XXX XXX<br />
14 565<br />
2445<br />
12 655<br />
11 806<br />
4 290<br />
4 173<br />
3 173<br />
3 132<br />
3365<br />
18 156<br />
Zahl der<br />
Tellnehmer<br />
21 704<br />
2 859<br />
1948<br />
1 549<br />
5 893<br />
1 449<br />
4 148<br />
4 786<br />
An den 872 Eigenveranstaitungen waren ZUS&l¡ch Einheimische<br />
beteiligt.<br />
4. AuBendienst<br />
a) Zahl der Hausbesuche<br />
b) Zahl der Besuche in Schulen<br />
c) Zahl der Besuche In Betrieben<br />
d) Zahl der Besuche bei Amtern<br />
23Ooo<br />
2 ô59<br />
2 531<br />
7 562<br />
e) Zahl der Besuche bel Verbänden/lnstitutionen 3298<br />
VII. Beratung <strong>und</strong> Betreuung<br />
zusammen: 39 249<br />
1. Zusätzliche Beratung für Kinder / Geschwlster<br />
von betreuten Jugendlichen 5 343<br />
2. Anzahl der Beratungsfälle der Familienangehörigen<br />
von betreuten Jugendlichen 7 224<br />
Zu II. 2. Herkunft der Jugendlichen<br />
Die Herkunftsländer der jugendlichen Spätaussiedler (laut II, 2).<br />
Aus welchen Ländern kommen die zum Zeitpunkt der Befragung<br />
betreuten Jugendlichen?<br />
a) Bulgarien 69<br />
b) CSSR 456<br />
c) Jugoslawien 281<br />
d) Polen 6 689<br />
e) Rumänien 2 592<br />
9 UdSSR<br />
g) Ungarn<br />
2713<br />
793 -<br />
Zusammen: 13 593
Jugend <strong>und</strong> Freizeit<br />
Günter Cremer, München<br />
Literatur <strong>und</strong> Daten<br />
Im folgenden wird versucht, Daten <strong>und</strong> Aussagen zu den<br />
Bereichen Freizeitausmaß, Freizeitverhalten <strong>und</strong> ,,öffent-<br />
liche" Freizeitangebote für Jugendliche aus empirischen<br />
Untersuchungen <strong>und</strong> anderen Arbeiten der letzten 10 Jahre<br />
zusammenzutragen. Dabei handelt es sich um eine erste<br />
Sichtung; eine Interpretation der Ergebnisse <strong>und</strong> weiter-<br />
gehende Literaturauswertung werden hier nicht geleistet.<br />
(Ausgeklammert bleibt der Sektor der sog. Freizeitpädago-<br />
gik. Zeitschriftenartikel sind nicht berücksichtigt.)<br />
1. Freizeitbegriff <strong>und</strong> Forschungsprobleme<br />
,,In der Freizeitliteratur findet sich eine große Zahl von<br />
Definitionsversuchen des Begriffs ,,Freizeit". Diese Definitionsversuche<br />
zeigen eine große Bandbreite der einzelnen<br />
Schwerpunkte, die letztlich von der Zentrierung ökonomischer,<br />
soziologischer, psychologischer, philosophischer,<br />
pädagogischer <strong>und</strong> kulturkritischer Momente bis zur Negierung<br />
des Wertes solcher Definitionen überhaupt reicht".<br />
(Schmitz-Scherzer 1974, S. 136) Untersucht man die in der<br />
Soziologie verwendeten Freizeitbegriffe so kann man eine<br />
formale von einer inhaltlichen Definition trennen. Es besteht<br />
zwar eine weitgehende Obereinstimmung bei der<br />
formalen Bestimmung der Freizeit als einer von der Überwiegend<br />
fremdbestimmten Berufsarbeit entlasteten Zeit,<br />
doch gehen die Meinungen darüber, was alles zur ,,Nichtarbeitszeit"<br />
zu rechnen sei, wieder auseinander (vgl. Miksch<br />
1972).<br />
Inhaltliche Definitionen wollen dagegen meist ,,Freizeit im<br />
eigentlichen Sinne" bestimmen. Schelskys inhaltliche Definition<br />
spricht von ,,individuell frei disponierter Zeit" <strong>und</strong><br />
Blücher definiert: ,,verhaltensbeliebiger Zeitraum, der nach<br />
freiem Ermessen ausgefüllt werden kann" (vgl. Schelsky<br />
1957 <strong>und</strong> Blücher 1966). Freizeit wird inhaltlich demnach im<br />
Gegensatz zur Arbeit als frei von Fremdbestimmung <strong>und</strong><br />
als verhaltensbeliebig begriffen. Kritisch wird von anderen<br />
Autoren allerdings. eingewendet, daß die angenommene<br />
Disponierbarkeit aufgr<strong>und</strong> zahlreicher Reglementierungen<br />
<strong>und</strong> Zwänge eine Fiktion sei (zur Definitionsproblematik<br />
vgl. auch Scheuch 1969 <strong>und</strong> Schmitz-Scherzer 1974, S. 136f).<br />
Die bisher fast unüberschaubaren Datenmaterialien <strong>und</strong><br />
auch die strukturellfunktionalen Deutungen der Ergebnisse<br />
können nach Scheuch keine Summe an Einsichten über<br />
Freizeit vermitteln, ,,weil Freizeit zunächst noch kein Erkenntnisobjekt<br />
für Soziologie ist . . . . Freizeit als vorwissenschaftlich<br />
benutzter Begriff meint eine bestimmte<br />
Art, einen objektiv bestimmbaren Sachverhalt zu nutzen:<br />
arbeitsfreie Zeit . . . . Die mit Freizeit als Wort gemeinte<br />
Art der Nutzung dieses objektiv bestimmbaren Sachverhalts<br />
ist in der alltäglichen Verwendung zunächst nicht festgelegt<br />
<strong>und</strong> bewirkt, eben deshalb den Eindruck, man habe<br />
es mit einem bedeutungsvollen Begriff zu tun" (Scheuch<br />
1969 S. 753).<br />
Freizeitforschung wird aus den unterschiedlichsten Erkennt-<br />
nisinteressen <strong>und</strong> mit den verschiedensten Methoden be-<br />
trieben, wobei die Beschreibungen des Freizeitverhaltens<br />
einen besonderen Stellenwert einnehmen.<br />
Es sind meistens Bestandsaufnahmen ausgewählter AMi-<br />
vitäten bei repräsentativen Bevöl kerungsquerschnitten oder<br />
definierten Bevölkerungsgruppen. An den dort verwandten<br />
Methoden der Dateninterpretation <strong>und</strong> der Darstellung wird<br />
z. T. starke Kritik geübt (vgl. dazu auch Schmitz-ScherZer/<br />
Rudinger 1974 <strong>und</strong> Schmitz-Scherzer/Rudinger/Angleitner<br />
1974).<br />
Schmitz-Scherzer weist darauf hin, daß Beschreibungen von<br />
Freizeitinteressen, die Herausarbeitung von Dimensionen<br />
des Freizeiterlebens sowie Studien, die das Verhältnis von<br />
Aktivitäten, Interessen <strong>und</strong> Erleben zueinander untersu-<br />
chen, gänzlich fehlen (vgl. Schmitz-Scherzer 1974, S. 15).<br />
Die angedeuteten Schwierigkeiten verbieten es auch, die<br />
in verschiedenen Untersuchungen gewonnenen Daten zu<br />
,,Querschnitten" zusammenzutragen. (Zur Problematik der<br />
Datenlage in der Freizeitforschung vgl. auch Blücher 1973,<br />
unveröffentlichtes Manuskript). Vorhersagen von Freizeit-<br />
verhalten sowie f<strong>und</strong>ierte komplexe Aussagen über Frei-<br />
zeit würden erst mit einer empirisch erarbeiteten Freizeit-<br />
theorie möglich. Sie hätte eine Integration der Einzelbe-<br />
f<strong>und</strong>e zu leisten <strong>und</strong> müßte ,,die Veränderung des Freizeit-<br />
Verhaltens, der Freizeitinteressen <strong>und</strong> -bedürfnisse <strong>und</strong> der<br />
Erlebnisweisen in der Freizeit in der Persönlichkeit <strong>und</strong><br />
deren je spezifischer Situation genauso berücksichtigen,<br />
wie die eigentliche Freizeitstruktur <strong>und</strong> deren Abhängig-<br />
keiten von sozioökonomischen Merkmalen" (Schmitz-<br />
Scherzer 1974, S. 16). Diese Theorie fehlt bisher.<br />
Die angedeuteten Schwierigkeiten <strong>und</strong> Probleme beziehen<br />
sich auf die Freizeitforschung generell; sie sind kein Spezi-<br />
fikum des Gegenstandes Jugend <strong>und</strong> Freizeit allein.<br />
2. Jugend <strong>und</strong> Frelzelt<br />
a) Bedeutung des Begriffs Freizeit<br />
In der Jugendsoziologie wird allgemein davon ausgegan-<br />
gen, daß Familie, Schule <strong>und</strong> Arbeitswelt typischen Bedürf-<br />
nissen Jugendlicher, wie dem Wunsch nach sozialer Aner-<br />
kennung, der Erreichung eines primären Status, dem Ex-<br />
perimentieren mit Normen, Werten <strong>und</strong> Erfahrungen wenig<br />
Rechnung tragen. Der weniger institutionalisierte Raum der<br />
Freizeit scheint diesen speziellen Bedürfnissen der Jugend-<br />
lichen eher entgegenzukommen.<br />
Jugendliche erleben Freizeit ,,als ein altersgruppenspezifi-<br />
sches soziales Motivations- <strong>und</strong> Orientierungsfeld eigener<br />
Art. Es ist der für sie bedeutsame Bereich der expressiven<br />
Orientierungen <strong>und</strong> symbolischen Selbstdarstellung in In-<br />
teraktion mit Altersgleichen, weil in ihm persönliche Iden-<br />
tität, Status- <strong>und</strong> Verhaltenssicherheit leichter gewährleistet<br />
sind, als in der Familie <strong>und</strong> im Leistùngsbereich, d. h. ohne<br />
den dort gegebenen Leistungsdruck, die Unterordnung un-<br />
ter Erwachsene <strong>und</strong> die soziale Kontrolle der Eltern" (Lüdt-<br />
ke 1972, S. 204-205).<br />
51
Freizeit wird auch bei Jugendlichen auf die Zeit bezogen,<br />
die nicht mit der Ausübung einer beruflichen oder quasi be-<br />
ruflichen Rolle wie Schulbesuch oder mit der Befriedigung<br />
gr<strong>und</strong>legender biologischer Bedürfnisse wie Ruhe <strong>und</strong> Nah-<br />
rungsaufnahme verbracht wird. ,,Schule, Lehre <strong>und</strong> Arbeit<br />
sind zwar generell so organisiert, daß sie zeitlich fixiert sind<br />
<strong>und</strong> damit 'freie Zeit' ermöglichen: die verschiedenen Rollen<br />
des Schülers, des Lehrlings oder des jungen Arbeiters wer-<br />
den jedoch in unterschiedlichem Ausmaß die 'Freizeit' in<br />
der freien Zeit bestimmen" (Hornstein u. a. 1975, S. 54).<br />
So ist davon auszugehen, daß sich z. B. die unterschied-<br />
lichen Rollen eines Schülers bzw. eines Jungarbeiters so-<br />
wie das Geschlecht verhaltendeterminierend im Freizeit-<br />
raum auszuwirken. Freizeittätigkeiten, wie Lesen <strong>und</strong> Me-<br />
diengebrauch liegen einem Gymnasiastgn wesentlich näher<br />
als dem jungen Arbeiter, der Freizeitaktivitäten in stärkerem<br />
Gegensatz zu seiner beruflichen Rolle erleben muß.<br />
Freizeitorientierung <strong>und</strong> Freizeitverhalten Jugendlicher<br />
,,können als Ergebnisse von Sozialisationsprozessen ver-<br />
standen werden, die sozialstatistisch nach Alter, Ge-<br />
schlecht, Herkunft, Bildungsgrad, sozioökologischem Stand-<br />
ort differieren <strong>und</strong> soziologisch eine Funktion der Teilhabe<br />
der Jugendlichen an primären <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>ären Sozialsy-<br />
sternen sind'' (Hornstein u. a. 1975, S. 54). Dabei muß Frei-<br />
zeitverhalten aber allgemein auch in einem gesamtgesell-<br />
schaftlichen Rahmen betrachtet werden. Inwieweit das Frei-<br />
zeitverhalten von Jugendlichen Sozialisations- <strong>und</strong> Lern-<br />
prozesse beeinflußt, Iäßt sich schwer abschätzen. Die Um-<br />
fragedaten sagen wenig darüber aus, was die Tätigkeiten<br />
für das Individuum bedeuten <strong>und</strong> welche gesellschaftliche<br />
Konsequenzen daraus folgen (vgl. dazu Hornstein u. a.<br />
1975, S. 56).<br />
b) Vorliegende Untersuchungen zum Thema<br />
Zu Beginn der 50er Jahre erschienen in Deutschland die<br />
ersten Untersuchungen <strong>und</strong> Abhandlungen zum Thema Ju-<br />
gendfreizeit.<br />
Im folgenden seien die wichtigsten genannt:<br />
Jugend zwischen 15 <strong>und</strong> 24 EMNID, Bielefeld 1953<br />
Jugend zwischen 15 <strong>und</strong> 24 EMNID, Bielefeld 1955<br />
Jugend zwischen 15 <strong>und</strong> 24 EMNID, Bielefeld 1956<br />
K. Wollenweber <strong>und</strong> U. Planck (Hrsg.): Die Lebenslagen der<br />
westdeutschen Landjugend, 1956<br />
Eine Untersuchung über Freizeit <strong>und</strong> Ferien der Jugend,<br />
Frankfurt, Bad Godesberg 1958<br />
Schelsky versuchte in seinem Werk: Die skeptische Genera-<br />
tion, Eine Soziologie der deutschen Jugend, zahlreiche Be-<br />
f<strong>und</strong>e dieser Untersuchungen in eine Synthese zu bringen.<br />
In den Jahren nach 1960 sind weitere Veröffentlichungen<br />
zum Thema Jugend <strong>und</strong> Freizeit zu verzeichnen. U. a.:<br />
Rosenmayr: Familienbeziehungen <strong>und</strong> Freizeitgewohnhei-<br />
ten jugendlicher Arbeiter, Wien 1963<br />
52<br />
Die junge Generation Westdeutschlands - DIVO im Auf-<br />
trag des Westdeutschen R<strong>und</strong>funks, Frankfurt 1963<br />
Junge Menschen 1964. Emnid, Bielefeld 1964<br />
Jugend, Bildung, Freizeit, Jugendwerk der Deutschen Shell<br />
1966<br />
Ergebnisse dieser Untersuchungen wurden wiederum bei<br />
Wurzbacher: Gesellungsformen der Jugend, München 1965<br />
<strong>und</strong><br />
Blücher: Die Generation der Unbefangenen, 1966 verarbei-<br />
tet (vgl. dazu auch Schilling 1973).<br />
Aus der Zeit nach 1970 sind zu erwähnen:<br />
Lüdtke/Grauer: Jugend <strong>und</strong> Freizeit ,,Offene Tür" 1973<br />
Die vom Jugendwerk der Deutschen Shell 1975 herausge-<br />
gebene Untersuchung: Jugend zwischen 13 <strong>und</strong> 24 - Ver-<br />
gleich Über 20 Jahre - bringt kaum Daten zum Thema<br />
Jugend <strong>und</strong> Freizeit.<br />
Hingewiesen wird noch auf 3 allgemeine Freizeitunter-<br />
suchungen von Emnid aus den letzten Jahren:<br />
1. Freizeit <strong>und</strong> Privatleben 1969<br />
2. Freizeit im Ruhrgebiet 1971<br />
3. Freizeitbedingungen <strong>und</strong> Freizeitentwicklungen 1973<br />
Aus ihnen lassen sich nur sehr bedingt Angaben zu jugend-<br />
lichem Freizeitverhalten entnehmen.<br />
Aufgr<strong>und</strong> ihrer Heterogenität <strong>und</strong> der bereits erwähnten<br />
methodischen Problematik können die Ergebnisse der o. g.<br />
Untersuchungen kaum in einer Synthese vorgestellt wer-<br />
den.<br />
Die folgenden Ausführungen sind dann auch mehr unter<br />
dem Aspekt der Vorstellung relevanter Literatur zu Frei-<br />
zeitverhalten Jugendlicher aus den letzten Jahren zu se-<br />
hen. Es wird versucht, beispielhaft aus den diversen Ar-<br />
beiten einige Informationen zum Freizeitverhalten sowie<br />
weitere Aussagen zum Komplex ,,Jugend <strong>und</strong> Freizeit'' zu-<br />
sammenzustellen.<br />
3. Zum Frelzeitumfang<br />
Die neueste Emnid-Untersuchung (1972/73) konstatiert zwar<br />
ein Anwachsen der freien Zeit, erlaubt aber keine Differen-<br />
zierung der Bef<strong>und</strong>e auf die uns interessierenden Jugend-<br />
lichen. Eine umfassende Darstellung des Freizeitmaßes von<br />
Jugendlichen liegt nur aus der Untersuchung Jugend, Bil-<br />
dung, Freizeit von Emnid 1966 vor.<br />
Freizeit wurde hier wieder als ,,Komplementärbegriff zur<br />
Arbeit", als ,,selbstbestimmte", ,,private Zeit" verstanden,<br />
wobei Schulzeit mit Arbeitszeit gleichgesetzt wurde. Die<br />
St<strong>und</strong>enzahl wurde dabei direkt für den vorhergehenden<br />
Tag bzw. für Samstag <strong>und</strong> Sonntag erfragt. Das auf Gr<strong>und</strong>-<br />
lage dieser Daten errechnete Freizeitmaß erlaubt Verglei-<br />
che der Relation <strong>und</strong> freier Zeit zwischen einzelnen so-<br />
zialen Kategorien (vgl. dazu Emnid 1966 S. 79).<br />
. .
Wenn man die Schüler mit den anderen Gruppen In dieser<br />
Tabelle vergleicht, fällt auf, da6 bei ihnen die Nennung<br />
,,sehr viel Freizeit" in stärkerem MaBe vertreten ist (59 %,<br />
44 O/o <strong>und</strong> 52 %) als bei den Lehrlingen (33 O/O bzw. 34 O/o).<br />
Nichtschürer (Lehrlinge, Jungarbeiter) scheinen dagegen<br />
,,ziemlich viel Freizeit, vor allem Sonntags" zu haben (46<br />
bzw. 51 %). Die Inanspruchnahme durch die Schule dehnt<br />
sich demzufolge auch auf den Sonntag aus. Allerdings<br />
hängt das Zeitbudget für Schulaufgaben stark mit dem be-<br />
suchten Schultyp zusammen. So kommen Schöning/Krähe<br />
in ihrer Untersuchung zu dem Ergebnis, daß Oberschüler<br />
im allgemeinen wesentlich mehr Zeit für die Schulaufgaben<br />
aufwenden als Hauptschüler. Während 60 O/O der Haupt-<br />
Schüler in einer Zeit bis zu einer St<strong>und</strong>e mit den Schulauf-<br />
gaben fertig werden, brauchen etwa 70 O/O der Oberschüler<br />
Ca. 1 '/2 St<strong>und</strong>en oder mehr. 18 O/O der Oberschüler brau-<br />
chen sogar 2 '/2 St<strong>und</strong>en (vgl. Schöning/Krähe 1974 S. 49).<br />
Das Freizeitausmaß erweist slch darüber hinaus aber noch<br />
von weiteren Faktoren abhängig. So kommt Blücher zu<br />
dem Schluß, daß Mädchen generell über weniger Freizeit<br />
als Jungen verfügen (vgl. Blücher 1966, S. 225). Mädchen<br />
hatten demnach wochentags 4 St<strong>und</strong>en 25 Minuten Frei-<br />
zeit, die Jungen 5 St<strong>und</strong>en. Dies erklärt sich wahrscheinlich<br />
mit der Tatsache, daß Mädchen in allen Altersstufen mehr<br />
mit Haushaltsarbeiten belastet werden. . Dies bestätigen<br />
auch Schöning <strong>und</strong> Krähe, die auch feststellten, daß der<br />
zeitliche Aufwand für die Hilfe lm elterlichen Haushalt bei<br />
den Mädchen noch progressiv zunimmt (vgl. Schöning/<br />
Krähe, S. 51).<br />
Als weiterer Einflußfaktor auf das Freizeitmaß wurde die<br />
Familiengröße ausgemacht. ,,Je größer die Familie, d. h.<br />
je mehr Kinder vorhanden, umso stärker wird der Jugend-<br />
liche in die Arbeit im Haushalt einbezogen. Während die<br />
Jugendlichen ohne Geschwister zu 27 O/O bzw. 28 '/o an-<br />
geben, eineinhalb St<strong>und</strong>en oder mehr im Haushalt zu hel-<br />
fen, sind es bei den Jugendlichen mit 2 Geschwistern 35 %,<br />
mit 3 oder 4 Geschwistern 40 O/o <strong>und</strong> mit 5 <strong>und</strong> mehr Ge-<br />
schwistern sogar 56 %" (CchÖning/Krähe 1974, S. 52).<br />
Sofern Jugendliche auf dem Lande wohnen scheinen sie<br />
in bezug auf das Freizeitmaß besonders benachtelligt zu<br />
sein. So ermittelte Platz für Jugendliche auf dem Lande<br />
(Gemeinden unter 5000 Einwohnern) eine durchschnittliche<br />
Freizeit von 4'/2 St<strong>und</strong>en pro Wochentag (vgl. Platz 1971,<br />
S. 40). Auch hier wurde ein schlechteres Abschneiden der<br />
Mädchen im Vergleich zu Jungen festgestellt. Hinsichtlich<br />
des Freizeitmaßes zwischen verschiedenen Berufsgruppen<br />
Jugendlicher auf dem Lande wurden in o. a. Untersuchung<br />
Unterschiede registriert. Während jugendliche Facharbeiter<br />
<strong>und</strong> ungelernte Arbeiter auf eine freie Zeit von durchschnitt-<br />
lich 5 St<strong>und</strong>en pro Tag kommen, verfügen die in der Land-<br />
wirtschaft tätigen Jugendlichen nur Über 3 <strong>und</strong> weniger<br />
St<strong>und</strong>en Freizeit. Daß die Kinder von Landwirten am stärk-<br />
sten belastet werden betonen auch Schöning/Krähe (vgl.<br />
dazu: Täglicher Zeitaufwand für Hilfe im Haushalt nach dem<br />
Beruf des Vaters in: SchöninglKrähe 1974, Tab. 12, S. 162).<br />
Für eine Normalgruppe von Lehrlingen (Schriftsetzer, Indu-<br />
striekaufleute <strong>und</strong> Kfz.-Mechaniker) sowie für Lehrlinge im<br />
Gaststättengewerbe ermittelte Domke das Freizeltma6. Er<br />
kommt zu dem Ergebnis, da6 60 O/o der untersuchten Be-<br />
rufsschüler 3-4 St<strong>und</strong>en echte Freizeit täglich zur Ver-<br />
fügung haben, 14 O/O noch darüber liegen, während 26 O/o<br />
weniger als 3 St<strong>und</strong>en, 5 O/O weniger als 2 St<strong>und</strong>en Frei-<br />
zeit haben (vgl. Domke 1970, S. 109).<br />
Da Arbeitszeitverhältnisse ziemlich einheitlich geregelt sind,<br />
ist die Obertragung des Ergebnisses nach Domke auch<br />
auf andere Lehrlingsgruppen zulässig.<br />
Inwieweit das Freizeitausmaß in den letzten Jahren für Ju-<br />
gendliche gestiegen ist, Iäßt sich anhand der vorliegenden<br />
wenigen empirischen Untersuchungen nicht ohne weiteres<br />
nachweisen. Die 3. Emnid-Freizeituntersuchung (1972/73)<br />
kommt allerdings zu dem Schluß, daß allein aufgr<strong>und</strong> von -<br />
Arbeitszeitverkürzungen seit 1969 das Freizeitausmaß ge-<br />
wachsen sei, daß aber ,,effektive Freizeit" nicht anstieg<br />
(vgl. Emnid 1972/73, S. XL III ff.).<br />
,,Der beste Maßstab für die wachsende Freizeit ist ein Ver-<br />
gleich der Arbeitszeiten, weil sich diese aus vielerlei Grün-<br />
den wesentlich leichter <strong>und</strong> exakter erfassen lassen, als die<br />
Summe der freien Zeiten. Setzen wir die Arbeitszeit von<br />
1969 mit 2.275,2 Jahresst<strong>und</strong>en gleich 100, so ergibt sich die<br />
folgende Entwicklung:<br />
1969 = loo<br />
1971 = 98<br />
1973 = 95" (vgl. Emnld 1972/73, S. XL Ill).<br />
In der Erforschung des subjektiven Freizeitbewu6tseins<br />
kommen 40 O/O der Altersgruppen der 16-25jährigen zu<br />
dem Schluß, daß sich das Freizeitausmaß zwar positiv in<br />
den letzten 5 Jahren verändert habe, gleichzeitig gibt aber<br />
auch ein - im Vergleich zu anderen Altersgruppen - hoher<br />
Anteil (Über 50 Oh) an, daß sich für sie das Freizeitausmaß<br />
nicht verändert habe, bzw. daß es geringer geworden sei -<br />
(vgl. Emnid 1972/73, S. 64).<br />
Leider erlauben die vorliegenden Bef<strong>und</strong>e keine weiteren<br />
Differenzierungen, doch scheint sich u. E. für Jugendliche<br />
folgende Situation zu ergeben: Ein Teil der im Arbeitspro-<br />
zeß stehenden Jugendlichen profitiert sicher in ihrem Frei-<br />
Zeitmaß von Arbeitszeitverkürzungen, obwohl geradie Lehr-<br />
linge in bestimmten Ausbildungsstrukturen auch in ihrer<br />
Freizeit zu Beschäftigungen herangezogen werden (vgl.<br />
dazu Diskussionen über Jugendarbeitsschutz). Auf jeden<br />
Fall ist aber im Verlauf der Berufsbildungsreform <strong>und</strong> mit<br />
verbesserten Schutzbestimmungen tendenziell eine Verbes-<br />
serung zu erwarten. Für die Schuljugendlichen scheint sich<br />
durch verschärfte Leistungsanforderungen (vgl. z. B. die<br />
geforderten Durchschnittsnoten zur Umgehung des Nume-<br />
rus-clausus) eher ein Trend in Richtung auf weniger Frei-<br />
zeit abzuzeichnen, da schulfreie Zeit für schuleigene Auf-<br />
gaben benutzt werden mue.<br />
4. Zum Freizeitverhalien<br />
In den Fragen zu Freizeltverhalten <strong>und</strong> Freizeitlnteressen<br />
unterscheiden sich die vorliegenden Untersuchungen am<br />
53
stärksten. Das liegt z. T. an den verschiedenen ,,Freizeit"-<br />
Interpretationen. den diversen Methoden <strong>und</strong> an der Re-<br />
präsentativität der Erhebungen. Zur Ermittlung der Freizeit-<br />
wünsche <strong>und</strong> des Freizeitverhaltens sind in den im folgen-<br />
den erwähnten Untersuchungen verschiedenste Methoden<br />
angewandt. Man könnte etwa folgende Haupttypen nennen:<br />
mündliche <strong>und</strong> schriftliche Befragung, Fragestellung nach<br />
der liebsten oder bevomgtesten Freizeittätigkeit, Frage<br />
nach der Häufigkeit von Freizeitaktivitäten, sog. Yesterday-<br />
Fragen (z. B. Was haben Sie gestern in Ihrer Freizeit ge-<br />
macht?). In verschiedenen Untersuchungen kommen natür-<br />
lich Methodenkombinationen vor. Auf die Problematik der<br />
einzelnen Methoden kann hier nicht eingegangen werden<br />
(vgl. dazu auch Miksch 1972, S. 32 ff. <strong>und</strong> Schmitz-ScherZer/<br />
Rudinger in SchmitidScherzer (Hrsg.) 1974, S. 7 ff.), es soll<br />
aber nochmals auf die Schwierigkeit verwiesen werden,<br />
die mit einem methodisch unterschiedlichen Instrumenta-<br />
rium gewonnenen Daten in einer Synopse zusammenzu-<br />
fassen.<br />
Hauptsächlich kommen Ergebnisse zum Freizeitverhalten<br />
zur Sprache. Daten zu Freizeitwünschen <strong>und</strong> -interessen<br />
(,.Freizeitorientierungen") spielen in den Untersuchungen<br />
nur eine untergeordnete Rolle. Ihre Ergebnisse sind im<br />
Unterschied zum Freizeitverhalten entsprechend gekenn-<br />
zeichnet. Freizeitaktivitäten lassen auf jeden Fall Unter-<br />
schiede nach Alter, Geschlecht <strong>und</strong> Schultyp erkennen. In<br />
der Emnid-Studie 1971 wurden durch Fragen nach der Hau-<br />
figkeit von Freizeitaktivitäten Profile für demographische'<br />
Gruppen ermittelt (Zusammenfassung der Ergebnisse von<br />
Lüdtke 1972. S. 80/81).<br />
Für Jugendliche ermittelte Emnid 1966 eine Rangfolge in<br />
der Beliebtheit verschiedener Aktivitäten <strong>und</strong> kam zu fol-<br />
gender Reihenfolge:<br />
1.) Mit Fre<strong>und</strong>en zusammen sein<br />
2.) Etwas Neues kennenlernen<br />
3.) Sich von der Arbeit erholen<br />
4.) Schlager <strong>und</strong> Tanzmusik hören<br />
5.) Ins Kino <strong>und</strong> zum Tanzen gehen<br />
6.) Spannende Bücher <strong>und</strong> Illustrierte lesen<br />
(vgl. Emnid 1966, S. 18).<br />
Aufgr<strong>und</strong> der entsprechenden Datenanalyse kommt man zu<br />
dem Eindruck, daß geselliges Unterhalten <strong>und</strong> Entspannung<br />
weitgehend den Charakter der Jugendfreizeit bestimmen<br />
bzw. auf bevorzugte Interessen stoßen (vgl. auch Dohmke<br />
1970, S. 150; Lüdtke 1972, S. 194; Planck 1970, S. 134).<br />
5. Ausgewählte Frelzeltbereiche<br />
a) Sport<br />
Den Sportaktivitäten kommt bei Jugendlichen in der Frei-<br />
zeit, wie die erwähnten Tabellen zeigen, nicht nur ein star-<br />
kes Interesse zu, sie prägen auch wesentlich das Freizeit-<br />
verhalten zumindest der männlichen Jugendlichen. Ihre<br />
54<br />
Präferenz erklärt sich nach Lüdtke daraus, weil Sport-<br />
aktivitäten ,,die Kombination von individueller Selbstbe-<br />
stätigung <strong>und</strong> jugendspezifischem Wettbewerb einerseits<br />
sowie geselligen Situationen andererseits begünstigen"<br />
(Lüdtke 1972, S. 196). Mitgliedschaft in einem Sportverein<br />
ist sicher ein Indiz für Sportaktivitäten. Nach Emnid (vgl.<br />
Emnid 1966, S. 260 f.) waren 1965 Ca. 31 O/O der 15-21-jäh-<br />
rigen Jugendlichen in Turn- oder Sportvereinen organisiert.<br />
(Der Deutsche Sportb<strong>und</strong> verzeichnete einen Anstieg sei-<br />
ner männlichen Mitglieder zwischen 14 - 18 Jahren von Ca.<br />
645000 im Jahre 1966 auf Ca. 743000 im Jahre 1971. Im<br />
gleichen Zeitraum stieg der Anteil der weiblichen Mit-<br />
glieder dieser Altersstufe um r<strong>und</strong> 75000 auf etwa 282000<br />
an. Vgl. dazu Statistische Jahrbuch der BRD 1967 u. 1972).<br />
Schöning <strong>und</strong> Krähe stellten bei den von ihnen untersuch-<br />
ten Jugendlichen einen entsprechenden Organisationsgrad<br />
von 44 O/O bei den Jungen aber nur von 28 O/O bei den Mäd-<br />
chen fest. Dabei war bei den Jungen mit zunehmendem<br />
Alter noch eine steigende Tendenz zu verzeichnen, während<br />
bei den Mädchen der Anteil der Mitgliedschaft im Sport-<br />
verein in den höheren Altersgruppen zurückgeht (vgl. Schö-<br />
ning/Krähe 1974, S. 32).<br />
Diese Ergebnisse wurden auch in der neueren Untersu-<br />
chung von Emnid erhärtet. Die relative Häufigkeit von neun<br />
Sportaktivitäten zeigte ein eindeutiges Ubergewicht in den<br />
jugendlichen Altersgruppen bei männlichen Jugendlichen.<br />
Auch in Bezug auf Mitgliedschaft im Sportverein liegen<br />
männliche Jugendliche an der Spitze (vgl. dazu Emnid/SVR<br />
1971 Tabellen 56-71, Tabellenband S. 111 -138. Die Zu-<br />
sammenfassung der Ergebnisse in der von Lüdtke erstell-<br />
ten Tabelle, Lüdtke 1972, S. 80/81).<br />
,,Daß die Jungen stärker am aktiven Sport teilnehmen als<br />
die Mädchen, ist auf die Zuschreibung unterschiedlicher<br />
Geschlechtsrollen zurückzuführen. Wahrend der Sport in<br />
Form von körperlicher Ertüchtigung <strong>und</strong> Leistungssteige-<br />
rung durchaus in den Rahmen der gesellschaftlich festge-<br />
legten Männerrolle fällt, schließt die herkömmliche Frauen-<br />
rolle diese eher aus" (Schöning/Krähe 1974, S. 33). (Zum<br />
Thema des Sports in der Freizeit vgl. auch Dieckert 1974).<br />
b) Freizeitaktivitäten in Gruppen:<br />
In den Typen <strong>und</strong> Formen des sozialen Umgangs unter-<br />
scheiden sich Jugendliche in ihren Freizeitmustern erheb-<br />
lich von Erwachsenen. Der Kommunikation <strong>und</strong> dem Um-<br />
gang mit Gleichaltrigen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en kommt wahrschein-<br />
lich deshalb eine große Bedeutung zu, weil Jugendliche sie<br />
als frei von den institutionalisierten Zwangen der Soziali-<br />
sationsagenturen Familie, Schule <strong>und</strong> Betrieb erleben. (Zur<br />
Bedeutung dieses Sachverhalts für die Sozialisation vgl.<br />
u. a. Neidhardt 1967 <strong>und</strong> Wurzbacher 1965). Aus den ,,Ge-<br />
sellungsformen" Jugendlicher greift Wurzbacher 8 domi-<br />
nante Gr<strong>und</strong>typen heraus: das gleichgeschlechtliche<br />
Fre<strong>und</strong>schaftspaar, 2. das gemischtgeschlechtliche Fre<strong>und</strong>-<br />
schaftspaar, 3. der Fre<strong>und</strong>schafts- <strong>und</strong> Bekanntenkreis, 4.<br />
die gleichgestimmte Menge, 5. der Kursus, 6. das Team, 7.<br />
die organisierte Gruppe <strong>und</strong> 8. der übergreifende Verband.
Die Bedeutung dieser einzelnen ,,Gesellungsformen" für<br />
das Freizeitverhalten kann aufgr<strong>und</strong> der vorliegenden em-<br />
pirischen Untersuchungen nicht differenziert ausgemacht<br />
werden. (Zur Kritik an diesen Definitionen vgl. Blücher 1966<br />
<strong>und</strong> Schilling 1973). Gemeinsam zeigen die meisten Unter-<br />
suchungen, daß sich die Häufigkeit von Freizeitaktivitäten,<br />
die primär sozialer Natur sind, bei Jugendlichen von ande-<br />
ren Altersgruppen abheben (vgl. auch Tab. aus Emnid/SVR<br />
1971).<br />
,,Mit Fre<strong>und</strong>en zusammensein" hat bei dieser Altersgruppe<br />
einen weit höheren Index, als bei anderen Altersgruppen<br />
(3,4 bzw. 2,7; 2,l; 1,7). In der Untersuchung von Schöning<br />
<strong>und</strong> Krähe gaben zwei Drittel der Befragten an, eine Grup-<br />
pe zu haben, ,,mit der sie in ihrer Freizeit Öfters zusammen<br />
etwas unternehmen oder spielen" (vgl. Schöning/Krähe<br />
1974, S. 94).<br />
Bei diesen Aktivitäten zeigt sich auch die Tendenz, sich<br />
der elterlichen Aufsicht zu entziehen.<br />
Blücher kommt zu dem Schluß, daß der soziale Ort der<br />
Freizeit für die Jugendlichen am Wochenende (Samstag<br />
<strong>und</strong> Sonntag) im wesentlichen die Familie sei (Blücher 1966,<br />
S. 235). Der Stellenwert der Familie für die Freizeitgestaltung<br />
ist in den verschiedenen Untersuchungen aber umstritten.<br />
Domke ermittelte bei männlichen Lehrlingen auf die Frage<br />
nach der liebsten Gesellungsform eine deutliche Dominanz<br />
altershomogener Gesellungsformen (vgl. Domke 1970, S.<br />
208).<br />
Ahnlich wie bei den Erwachsenen (vgl. Emnid/SVR 1971)<br />
spielen die Wochenenden für die Freizeitaktivitäten - insbesondere<br />
der berufstätigen Jugendlichen - eine dominante<br />
Rolle. Domke konstatierte hier auch noch eine starke<br />
Prägung durch kulturelles Milieu <strong>und</strong> Familientradition<br />
(vgi. Domke 1970).<br />
Wachler ermittelte gerade für das verlängerte Wochenende<br />
Einflüsse auf das Freizeitverhalten auch von Jugendlichen<br />
u. a. verstärkte innerfamiliäre Kontakte <strong>und</strong> eine strukturelle<br />
Einebnung des Freizeitverhaltens am Samstag <strong>und</strong> Sonntag<br />
(vgl. Wachler 1972).<br />
Eine hervorragende Rolle in den Kommunikationsbeziehungen<br />
spielt der Besuch von Tanzveranstaltungen, die<br />
sowohl dem Wunsch nach Kommunikation mit Gleichaltrigen<br />
als auch dem wachsenden Interesse an heterosexuellen<br />
Kontakten entgegenkommen. Entsprechend ist eine überdurchschnittliche<br />
Teilhabe der jugendlichen Altersgruppen<br />
gegenüber Erwachsenen an diesen Veranstaltungen (vgl.<br />
dazu auch Müller/Nimri;iermann 1968). (Angaben über Teilnahme<br />
an Tanzveranstaltungen finden sich bei Emnid/SVR<br />
1971, S. 184).<br />
Die Angebote <strong>und</strong> Maßnahmen der Jugendverbandsarbeit<br />
tragen ebenfalls Freizeitcharakter, da der Jugendliche in<br />
seiner Nichtarbeitszeit zu ihren Veranstaltungen geht. Zwar<br />
sind die spezifischen Freizeitangebote in den einzelnen Ver-<br />
bänden <strong>und</strong> Gruppierungen unterschiedlich gewichtet, doch<br />
haben sie als .,Gesellungsform" auch einen Eigenwert.<br />
.,Die konstitutive Bedeutung der Geselligkeit wird in nahezu<br />
allen Selbstdarstellungen der Jugendarbeit anerkannt"<br />
(vgl. Hornstein u. a. 1975, S. 167).<br />
Die Mitgliedschaft oder Beteiligung in Organisationen <strong>und</strong><br />
Verbänden variiert insbesondere nach Geschlecht <strong>und</strong> Alter.<br />
Klammert man die bereits erwähnten Sportverbände<br />
einmal aus, so ergibt sich in den übrigen Jugendverbänden<br />
in bezug auf Mitgliedschaft ein strukturell ähnliches Bild<br />
wie bei diesen. Jungen sind stärker in formellen Gruppen<br />
vertreten als Mädchen, deren Organisationsgrad bei zunehmendem<br />
Alter noch sinkt. Für die Mitgliedschaft in Jugendverbänden<br />
(einschl. Sportverbänden) wurde in verschiedenen<br />
Untersuchungen folgende geschlechtsspezificche<br />
Verteilung ermittelt:<br />
Tabelle 1 : Mitgliedschaft in Jugendverbänden <strong>und</strong> Vereinen<br />
nach Geschlecht<br />
Emnld 1ffl Emnld 1988 Platz 1971 Domke 1970<br />
Alter: 14-17<br />
m w m w m w m w<br />
Mltglledschaflen<br />
(einfach <strong>und</strong> doppelt) 53 23<br />
kelne Mltglledschaflen I 78<br />
kelno Angaben - -<br />
66 47<br />
34 53<br />
- -<br />
TI 38<br />
23 84<br />
- -<br />
67 -<br />
32 -<br />
1 -<br />
Quelle: Hornstein u. a. 1975, S. 159.<br />
Vergleicht man allerdings die Quote der Mitgliedschaft in<br />
Jugendgruppen <strong>und</strong> -verbänden mit denen der Sportver-<br />
eine, so Übertreffen die Sportvereine alle anderen Gruppen<br />
an Attraktivität. Schöning <strong>und</strong> Krähe ermittelten für die<br />
Jungen eine Mitgliedschaft von 23 O h in Jugendgruppen <strong>und</strong><br />
bei den Mädchen eine Quote von 20 O h (vgl. Schöning/<br />
Krähe 1974, S. 35). Insgesamt sind aber über Mitgliedschaft<br />
in Jugendverbänden <strong>und</strong> Teilhabe an der Jugendverbands-<br />
arbeit z. T. unterschiedliche <strong>und</strong> widersprüchliche Aussagen<br />
in den einzelnen Untersuchungen zu finden.<br />
c) Medienkonsum<br />
Im Vergleich zu Erwachsenen zeigen in der Emnid-Untersuchung<br />
1970 Jugendliche höhere Durchschnittswerte bei<br />
den Freizeitaktivitäten ,,Fernsehen", ,,Schlager <strong>und</strong> Tanzmusik<br />
hören" <strong>und</strong> ,,Spannende Lektüre" als andere Altersgruppen<br />
(vgl. Tab. Emnid/SVR 1971). Planck ermittelte unter<br />
16 verschiedenen Tätigkeiten am Abend für Fernsehen den<br />
1. Rang, für Lesen den 3. Rang (vgl. Planck 1970, S. 137).<br />
Bereits 1966 ermittelte Emnid, daß 85 O/O aller Jugendlichen<br />
regelmäßig Zugang zum Fernsehen hqtten, 10 O/O hatten<br />
keinen Zugang <strong>und</strong> 5 O/O kein Interesseh Fernsehen (vgl.<br />
Emnid 1966).<br />
Unter den Medien dürfte das Fernsehen mittlerweile über<br />
die größte Attraktivität verfügen <strong>und</strong> eine Reihe anderer<br />
Freizeitbeschäftigungen bei Jugendlichen, darunter auch<br />
mediengeb<strong>und</strong>ene verdrängen (vgl. dazu auch Hiither 1975).<br />
~~<br />
55
Die Fernsehdauer der Jugendlichen variiert allerdings nach<br />
Alter, Geschlecht <strong>und</strong> Bildungsstand.<br />
Zwar liegt nach Stolte (vgl. Stolte 1973) der Zeitaufwand<br />
für Mediennutzung bei der Gruppe der 14-29jährigen unter<br />
dem Durchschnitt der übrigen Altersgruppen, für die Me-<br />
dien Fernsehen, R<strong>und</strong>funk, Schallplatten <strong>und</strong> Tonband wird<br />
aber in dieser Altersgruppe mehr Zeit aufgewendet (vgl.<br />
Stolte 1973, S. 114).<br />
Nach Hüther (1975), Stückrath <strong>und</strong> Schottmayer (1967) be-<br />
nützen weibliche Jugendliche weniger das Fernsehen als<br />
männliche Jugendliche, weil u. a. die Programme eher den<br />
Interessen männlicher Jugendlicher entgegenkommen.<br />
Eine besondere Präferenz für Fernsehen zeigten männliche<br />
Jugendliche mit Volksschulbildung ohne Lehre, in der Er-<br />
hebung von Stolte: 115 Minuten Fernsehen pro Werktag<br />
sind 77 O/O ihres gesamten Medienzeitbudget von 149 Mi-<br />
nuten (vgl. dazu Stolte, 1973, S. 122 ff.).<br />
Die Lektüre von Zeitungen, Zeitschriften <strong>und</strong> Büchern<br />
spielt - wie die Tabelle von Stolte bereits zeigte - eine<br />
geringere Rolle als bei Erwachsenen. Hier werden bildungs-<br />
spezifische Besonderheiten deutlich. Zwar lesen nach An-<br />
gaben aus verschiedenen Untersuchungen über die Hälfte<br />
bis Zweidrittel der Jugendlichen täglich eine Zeitung, doch<br />
zeigte die Untersuchung von Piezunka, daß z. B. Volks-<br />
Schüler die Boulevardpresse (50 %) bevorzugen, die von<br />
den Gymnasiasten kaum beachtet wird (7 O/O), da die Mehr-<br />
heit (Ca. 50 O/O) ihre Informationen aus einer überregionalen,<br />
anspruchsvollen Zeitung bezieht (vgl. dazu auch Hornstein<br />
u .a. 1975, S. 194).<br />
Bei der Zeitschriftenlektüre machten Rosenmayr u. a. (1966)<br />
den Versuch, Zeitschriften nach Qualitäten einzustufen, in<br />
Zeitschriften ,,niedrigen Typs" (Filmillustrierte, Comics, Ro-<br />
manheft), Zeitschriften ,,mittleren Typs" (Illustrierte, Wo-<br />
chenzeitungen, Digests), Zeitschriften ,, höheren Typs"<br />
(technisch-populärwissenschaftliche Zeitschriften, Zeitschrif-<br />
ten der Jugendorganisationen sowie literarische, kulturelle<br />
<strong>und</strong> politische Zeitschriften). Differenzen des Leseverhal-<br />
tens wurden mit Hilfe dieser Einteilung anschaulich darge-<br />
stellt: 40 O/O der höheren Schüler, jedoch 95 O/O der Lehr-<br />
linge lesen Zeitschriften ,,niedrigen Typs", 60 O/o der hö-<br />
heren Schüler, 22 O/O der Lehrlinge lesen Zeitschriften ,,mitt-<br />
leren Typs" <strong>und</strong> 33 O/O der höheren Schüler, jedoch nur 9 O/o<br />
der Lehrlinge, lesen Zeitschriften ,,höheren Typs".<br />
Im Bücherlesen zeigen sich ebenfalls wieder deutliche Un-<br />
terschiede bei den einzelnen Gruppen der Jugendlichen<br />
(die im großen <strong>und</strong> ganzen) Parallelen zu den Lektürege-<br />
pflogenheiten bei Zeitungen <strong>und</strong> Zeitschriften aufweisen<br />
(vgl. Rosenmayr u.-a. 1966, S. 145).<br />
Eine Domäne der Jugendlichen ist das Kino, wobei die<br />
jüngeren Jahrgänge besonders stark vertreten sind. Von<br />
diesen besuchten (it. Emnid/SVR 1971) 34 O/O Öfter oder sehr<br />
ofi ein Kino; von den über 55jährigen hingegen gehen<br />
knapp Über 1 O/O ins Kino (vgl. Emnid/SVR 1971, Tab. S. 172).<br />
56<br />
d) Tourismus<br />
Seit den 50er Jahren ist ein stark wachsender Trend in der<br />
Entwicklung der Ferienreisen, die Freizeit par excellence<br />
sind, festzustellen (vgl. Scheuch 1969, S. 801). Die Reise-<br />
intensität der Gesamtbevölkerung in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
stieg z. B. von 50,i O/o 1973, auf 52,5 O/o 1974 (vgl. Reise-<br />
analyse 1974 des Studienkreises für Tourismus 1975).<br />
Die Reiseintensität der Jugendlichen liegt noch beträchtlich<br />
über der der Erwachsenen. So ermittelte der Studienkreis<br />
für Tourismus, daß 1974 65,8 O/o der 14-lgjährigen <strong>und</strong><br />
57,9 O/O der 20-29jährigen in ihrer Freizeit eine Urlaubs-<br />
reise durchführten (vgl. Reiseanalyse 1974). Der starke An-<br />
teil der Jugendlichen am Tourismus wird u. a. mit ihrem<br />
Wunsch erklärt, sich einmal ganz der Einflußnahme der<br />
Eltern <strong>und</strong> des täglichen Milieus zu entziehen sowie mit<br />
ihrer Erwartung, im Urlaub ganz bestimmte ,,LebenSchan-<br />
cen" verwirklichen zu können (vgl. dazu bes. Kentler, Lei-<br />
häuser, Lessing 1969, S. 16 f.). Jugendspezifische Formen<br />
des Urlaubsverhaltens untersuchten Kentler u. a. ebd.<br />
Eine sozialhistorische <strong>und</strong> pädagogische Analyse des Ju-<br />
gendtourismus liefert Opaschowski (vgi. Opaschowski 1970).<br />
6. Zum Frelzeltangebot der öffentlichen Hand für Jugend-<br />
Ilche<br />
Angebote für Freizeitgestaltung konzentrieren sich vor-<br />
nehmlich auf 1. die kommerziellen Angebote von Freizeit-<br />
gütern <strong>und</strong> -inhalten, 2. auf betriebliche Angebote, die für<br />
Angehörige großer Betriebe bereitgestellt werden <strong>und</strong> 3. auf<br />
ein äußerst breit gefächertes <strong>und</strong> wenig Überschaubares<br />
,,öffentliches" Angebot.<br />
,,Sicher genügt es nicht, nur solche Einrichtungen <strong>und</strong> Ver-<br />
anstaltungen zum Angebot der Offentlichen Hand zu zählen,<br />
die ausschließlich mit Öffentlichen Geldern finanziert wer-<br />
den. Es gibt eine Reihe von Einrichtungen, die ohne die<br />
Initiative oder ohne Starthilfe der Offentlichen Hand nicht<br />
existieren würden, andere werden aus vielen .,Töpfen" un-<br />
terhalten, haben private oder andere Träger, werden aber<br />
aus Öffentlichen Mitteln unterstützt" (Prosenc/Höbermann<br />
1970, S. 4).<br />
Im folgenden sollen exemplarisch einige Angebote, die für<br />
Jugendliche relevant sind, vorgestellt werden. Eine genaue<br />
Bestandsaufnahme <strong>und</strong> Analyse kann hierbei natürlich nicht<br />
geleistet werden. (Eine Vorstudie zu diesem Thema liegt<br />
unveröffentlicht von Prosenc/Höbermann 1970 vor, auf die<br />
in diesem Zusammenhang zurückgegriffen wird).<br />
Die Angebote beziehen sich auf:<br />
1. den großen Bereich der sog. Outdoor-Recreation (Naturparks,<br />
Naherholungsgebiete u. a.)<br />
2. den Sport<br />
3. <strong>und</strong> die ganz spezifischen Jugendfreizeitangebote <strong>und</strong><br />
4nrichtungen
zu 1) Dle wachsende Bedeutung des Erholungs- <strong>und</strong> Frei-<br />
Zeitwertes von Grünflächen, Naherholungsgebieten, Parks<br />
u. a. wurde verschiedentlich betont (vgl. dazu Jacob-Gol-<br />
deck <strong>und</strong> Jacob 1974).<br />
B<strong>und</strong>, Länder <strong>und</strong> Gemeinden haben dem in den letzten<br />
Jahren durch zahlreiche Initiativen <strong>und</strong> Gesetze Rechnung<br />
zu tragen versucht (vgl. dazu Kap. A Prosenc/Höbermann<br />
1 970).<br />
Bedeutung haben in den letzen Jahren vornehmlich die<br />
Naturparkprogramme (der Länder), die B<strong>und</strong>esgarten-<br />
schauen <strong>und</strong> die Revierparks des Siedlungsverbandes<br />
Ruhrkohlenbezirk gewonnen. So sind letztere direkt mit<br />
einem ,,Freizeitprogramm" ausgestattet, das u. a. Sport-,<br />
Spiel-, Unterhaltungs- <strong>und</strong> Hobbymöglichkeiten der ver-<br />
schiedensten Art bietet (zu näheren Einzelheiten vgl. Pro-<br />
senc/Höbermann 1970, S. 39 ff, vgl. auch SVR u. DGF, 1974).<br />
zu 2) Im Sportsektor sind vor allem Intentionen über die<br />
Sportvereine <strong>und</strong> Dachverbände im Gange, möglichst brei-<br />
te Bevölkerungsgruppen für Sportaktivitäten in der Freizeit<br />
zu gewinnen; dementsprechend werden auf lokaler Ebene<br />
Angebote ausgearbeitet. Den Kommunen wird empfohlen<br />
(Richtlinien des Deutschen Städtetags). Veranstaltungen<br />
<strong>und</strong> Einrichtungen der Turn- <strong>und</strong> Sportvereine zu fördern,<br />
aber keine Konkurrenzunternehmen aufzubauen. Zukünftig<br />
sollten demnach die Jugend- <strong>und</strong> Freizeitheime so ange-<br />
legt werden, daß Möglichkeiten für Sport im Freien gege-<br />
ben sind. Erwähnt seien noch die vom Deutschen Sport-<br />
b<strong>und</strong> (DSB) stark geförderten Werbeaktionen ,,Der zweite<br />
Weg" (vermehrtes Sportangebot Über die Vereine; s. o.)<br />
<strong>und</strong> Aktion ,,Trimm Dich". Diese Aktionen erhielten auch<br />
finanzielle Unterstützung durch die B<strong>und</strong>esregierung (zu<br />
den Mitgliedszahlen in den Sportvereinen vgl. auch Sta-<br />
tistisches Jahrbuch 1974, S. 106).<br />
zu 3) Als ausschließliche Einrichtungen für Jugendliche<br />
können die Jugendfreizeitheime angesehen werden (manch-<br />
mal auch Jugendfreizeitstätten oder Häuser der offenen<br />
Tür genannt).<br />
,,Freizeitheime sind lokalisierte Einrichtungen der Kinder-<br />
<strong>und</strong> Jugendarbeit in einer bestimmten sozial-ökologischen<br />
Umwelt, die Bedingungen für die Arbeit stellt; sie halten<br />
durch ihre relativ feste institutionelle Ausprägung ein kon-<br />
tinuierliches <strong>und</strong> langfristig verfügbares Angebot bereit,<br />
das dennoch nidit durch institutionalisierte Zielsetzungen<br />
fixiert ist, sondern relativ unbestimmt ist; die Angebote,<br />
die sich auf das gesamte Feld geselliger Kommunikation<br />
erstrecken, sind differenziert; die Freiwilligkeit der Teil-<br />
nahme konstituiert einerseits eine informelle Struktur des<br />
pädagogischen Feldes; Freizeitheime sind tendenziell für<br />
alle Jugendlichen offen; die Leitung auch in pädagogischer<br />
Hinsicht obliegt hauptamtlichen Angestellten" (vgl. Horn-<br />
stein u. a. 1975, S. 163).<br />
Außer den Jugendverbänden der beiden großen Kirchen<br />
(BdKJ, AEJ), den Kommunen <strong>und</strong> dem CVJM fungieren als<br />
Träger: Freikirchen, Nachbarschaftsheimvereine, die so-<br />
zialistische Jugend - Die Falken sowie die durch Initiative<br />
Jugendlicher mit dem Ziel der Selbstverwaltung in den<br />
letzten Jahren entstandenen Jugendzentren (vgl. Er1 1968,<br />
LÜdtke/Grauer 1973, SchöningRhode 1974). In der kom-<br />
munalen Jugendpolitik werden Freizeitheime als vorrangig<br />
jugendpflegerische MaSnahmen angesehen <strong>und</strong> sie neh-<br />
men in der öffentlichen Förderung durch B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Lan-<br />
desjugendpläne einen wichtigen Platz ein.<br />
So wurden in den letzten Jahren Jugendfreizeitheime <strong>und</strong><br />
-verbandsheime aus Öffentlichen Mitteln wie folgt geför-<br />
dert:<br />
Tabelle 2: Förderungen von Einrichtungen für Jugendliche __<br />
in Mill. DM<br />
1970 1971 1972<br />
Jugendverbands-<br />
<strong>und</strong> gruppenheime 12 763 13 732 13 614<br />
Jugendfreizeit-<br />
Stätten 2 ô59 2 937 3 128<br />
Quelle: Statistisches Jahrbuch 1974, S. 392<br />
(Ober aufgewendete Mittel vgl. weiter Westphal 1970, Syn-<br />
opse der Landesjugendpläne hrsg. v. d. Jugendbehörde<br />
Hamburg, 1969).<br />
Durch den B<strong>und</strong>esjugendplan erfahren die Modelleinrich-<br />
tungen von Jugendfreizeitstätten eine besondere Förde-<br />
rung (vgl. dazu auch Er1 1968). Die Anzahl der Jugendfrei-<br />
zeitheime belief sich nach der Untersuchung von LÜdtke/<br />
Grauer Ende der 60er Jahre auf Ca. 1200. Inzwischen dürfte<br />
sich die Zahl aber erhöht haben. In der prozentualen Ver-<br />
teilung auf B<strong>und</strong>esländer ermittelte Grauer folgende Rei- .-<br />
henfolge: Nordrhein-Westfalen, Berlin, Baden-WÜrttem-<br />
berg, Bayern, Hessen, Niedersachsen, Hamburg, Schles-<br />
wig-Holstein, Rheinland-Pfalz <strong>und</strong> Saarland, Bremen (vgl.<br />
LÜdtke/Grauer 1973, S. 242). Freizeitheime sind überpro-<br />
portional zur Bevölkerungsverteilung auf größere Wohnorte<br />
verteilt.<br />
liberproportional sind bei den Besuchern die 15 - 19jäh-<br />
rigen vertreten <strong>und</strong> das Verhältnis der männlichen Besucher<br />
zu den weiblichen ist dabei 3:l. Diese Relation bestätigt<br />
ähnliche geschlechtsspezifische Unterschiede der Teil-<br />
nahme an Jugendarbeit allgemein (vgl. LÜdtke/Grauer 1973,<br />
Rüdiger 1970).<br />
Zu den erwähnten, in freier Initiative entstandenen Jugend-<br />
zentren liegen weniger Angaben vor. Ihre Zahl wird auf<br />
Ca. 800 geschätzt; sie befinden sich hauptsächlich in Ba-<br />
den-Württemberg, Hessen <strong>und</strong> Berlin (vgl. dazu auch die<br />
vom Süddeutschen R<strong>und</strong>funk erstellte Adressenliste, Stutt-<br />
gart um 1972R3, vgl. ebenfalls SchöningTThode 1974).<br />
Zu den mit öffentlichen Mitteln geförderten Einrichtungen<br />
<strong>und</strong> MaBnahmen zählen darüber hinaus noch Spielplätze,<br />
57
Abenteuerspielplätze <strong>und</strong> die 600 Jugendherbergen der Einen relativ wichtigen Platz nehmen ferner noch die öf-<br />
B<strong>und</strong>esrepublik. (Allerdings ist es hier schwierig, aus den fentlich geförderten Familienferienstätten ein, die sich<br />
in der Literatur global genannten Förderungsmitteln die hauptsächlich auf 5 Trägergruppen konzentrieren. (vgl.<br />
einzelnen Posten auszumachen). Heinlein 1972 <strong>und</strong> Verzeichnis der Familienferienstätten<br />
Weitere Freizeitangebote werden durch Jugendverbände -<br />
mit unterschiedlichen Schwerpunkten - gegeben. Dazu ge-<br />
hören vor allem:<br />
Politische Bildung<br />
Kulturelle <strong>und</strong> Musische Bildung<br />
Wandern <strong>und</strong> Zelten<br />
Soziale Dienste <strong>und</strong> Aktionen<br />
Internationale Begegnung<br />
Auf dem Gebiet der internationalen Begegnung wirken ne-<br />
ben den Jugendverbänden auf B<strong>und</strong>esebene vorwiegend:<br />
IJAB (Internationaler Jugendaustausch- <strong>und</strong> Besucherdienst<br />
der B<strong>und</strong>esrepublik), das erst kürzlich gegründete Europäi-<br />
sche Jugendwerk <strong>und</strong> weitere durch bilaterale Abkommen<br />
mit der B<strong>und</strong>esregierung zustandegekommene Einrichtun-<br />
gen (z. B. Deutsch-Französisches Jugendwerk, u. a.).<br />
Die internationale Jugendarbeit erhält von den geförderten<br />
Maßnahmen den relativ größten Anteil. So weist z. B. der<br />
21. B<strong>und</strong>esjugendplan für diesen Komplex Ca. 15,5 Mill.<br />
DM aus, wobei den in Abkommen festgelegten Einrichtungen<br />
fast die Hälfte der Mittel zukommt (vgi. Westphal 1970,<br />
s. 492/493).<br />
Im Bereich der kulturellen <strong>und</strong> musischen Bildung gibt es<br />
ebenfalls eine Reihe von Institutionen, die sich ausschließ-<br />
lich an jugendliche Adressaten wenden <strong>und</strong> öffentlich ge-<br />
fördert werden. Es sind dies vor allem:<br />
Arbeitsgemeinschaft für Musikerziehung <strong>und</strong> Jugendpflege<br />
Arbeitskreis für Haus- <strong>und</strong> Jugendmusik<br />
Arbeitskreis Junge Musik<br />
Arbeitsgemeinschaft Musik in der Evangelischen Jugend<br />
Musikalische Jugend Deutschlands<br />
Werkgemeinschaft Lied <strong>und</strong> Musik<br />
B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Spiel in der Jugend<br />
Arbeitsgemeinschaft 'piel in der Evangelischen Jugend<br />
Katholische Arbeitsgemeinschaft Spiel<br />
B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Jugend fotografiert<br />
Arbeitskreis für Jugendschrifttum<br />
Wettbewerb Jugend musiziert<br />
Wettbewerb Deutscher Fotopreis<br />
Wettbewerb OREX Originelles <strong>und</strong> eXper¡mentelleS Werken<br />
(vgi. ProsendHöbermann 1970)<br />
AUS der Förderung <strong>und</strong> den Mitgliedszahlen ¡St allerdings<br />
zu schließen, daß diesen Institutionen quantitativ keine gro-<br />
Be Bedeutung zukommt.<br />
58<br />
1970171 hrcg. vom BMJFG <strong>und</strong> auch 2. Familienbericht der<br />
B<strong>und</strong>esregierung vom BMJRG 1975).<br />
Insgesamt ist das Angebot der Öffentlichen Hand für die<br />
Freizeitgestaltung Jugendlicher sehr unübersichtlich <strong>und</strong><br />
schwer strukturierbar. Bewerten ließen sich einzelne Maß-<br />
nahmen allenfalls nach Teilnehmerzahl <strong>und</strong> Maß der fi-<br />
nanziellen Förderung. Hier wurden das Spektrum Jugend-<br />
verbandsarbeit <strong>und</strong> die Jugendfreizeitstätten als erwäh-<br />
nenswert betrachtet. Natürlich wird nur eine Minderheit<br />
von Jugendlichen von dem ,,öffentlichen Angebot" erreicht.<br />
Inwieweit sich das ändern Iäßt, hängt nicht zuletzt von der<br />
Schaffung neuer bzw. anderer Angebote <strong>und</strong> der schwer-<br />
punktmäßigen finanziellen Förderung ab.<br />
7. Zusammenfassung<br />
Für das Thema Jugend <strong>und</strong> Freizeit ergeben sich Beonder-<br />
heiten, die - vorausgesetzt man hat sich auf einen ver-<br />
bindlichen Jugendbegriff geeinigt - hauptsächlich in der<br />
Feststellung der Inhalte, Funktionen <strong>und</strong> sozialen Orte von<br />
Freizeit zu liegen scheinen. Nicht nur den Schülern <strong>und</strong><br />
Studierenden, sondern auch einem Teil der arbeitenden Ju-<br />
gend, den Lehrlingen, wird der Status des Lernenden zu-<br />
geschrieben <strong>und</strong> zahlreiche Aktivitäten der Freizeit enthal-<br />
ten Sinn <strong>und</strong> Funktion nur im Zusammenhang mit der Lern-<br />
situation. Darüber hinaus ist aber jeder Jugendliche Lernen-<br />
der in einem weiteren Sinne: in die nicht von schulischen<br />
<strong>und</strong> betrieblichen Pflichten in Anspruch genommene Zeit<br />
fallen Aktivitäten wie Spiel, die Entwicklung <strong>und</strong> Ausprä-<br />
gung von Neigungen <strong>und</strong> Interessen, Kommunikation mit<br />
Gleichaltrigen, die Einübung in den Umgang mit den ent-<br />
stehenden sexuellen Bedürfnissen <strong>und</strong> die Entwicklung<br />
adäquater Kommunikationsformen.<br />
In der vorliegenden Literatur scheinen diese Felder nur unzureichend<br />
erfaßt <strong>und</strong> in den großen Erhebungen fehlen<br />
meist wichtige Informationen über Korrelationen zu den jeweiligen<br />
sozialen Bedingungen. Manche Sektoren fehlen<br />
ganz. So kommt die Frage nach Freizeitbedürfnissen <strong>und</strong><br />
-interessen nur ganz am Rande vor. Informationen ZU typischen<br />
Freizeitangeboten <strong>und</strong> -maßnahmen für Jugendliche<br />
finden si& nur verstreut <strong>und</strong> Iü&enhafi in der Literatur.<br />
Zum ..Freizeitverhalten" lieat wiederum eine Fülle von Ein-<br />
zeldaten vor, die aber wesen ihrer Heterogenität schwer<br />
miteinander zu verknüpfen sind. Auf dieser Materialbasis<br />
lassen sich auch kaum sichere Entwicklungstrends prognostizieren.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> wurden hauptsächlich Daten <strong>und</strong> An-<br />
gaben aus emDiri&en Arbeiten der letzten Jahre zu aus-<br />
gewählten Komplexen des Freizeitverhaltens Jugendlicher<br />
vorgestellt, die allerdings einen Einblick in einen Teil von<br />
Lebensgewohnheiten Jugendlicher ermöglichen <strong>und</strong> in der<br />
Form ihrer Zusammenfassung auf relevante Literatur aus<br />
dem Sektor Jugend <strong>und</strong> Freizeit verweisen.
8. Uteratunerzdchnls Erl, W.:<br />
Blücher, V. Graf:<br />
Die Generation der Unbefangenen<br />
Düsseldorf. 1966<br />
Blücher, V. Graf:<br />
Stellungnahme zum Projektvorschlag des Batelle-Instituts:<br />
Prognosen Über Freizeit <strong>und</strong> Freizeitverhalten<br />
1985<br />
Gutachten im Auftrag des DJI<br />
Unveröffentlichtes Manuskript, 1973<br />
B<strong>und</strong>esministerium für Jugend, Familie <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />
(Hrsg.):<br />
Verzeichnis der Familienferienstätten 1970/71<br />
Bonn, 1971<br />
B<strong>und</strong>esministerium für Jugend, Familie <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />
(Hrsg.):<br />
Zweiter Familienbericht der B<strong>und</strong>esregierung<br />
Bonn, 1975<br />
Dieckert, J. (Hrsg.):<br />
Freizeitsport, Aufgaben <strong>und</strong> Chancen für jedermann<br />
Düsseldorf, 1974<br />
Domke, H.:<br />
Die Freizeit der Berufsschuljugend - eine empirische<br />
Untersuchung an 5 Berufsgruppen<br />
Dissertation<br />
Nürnberg, 1970<br />
Emnid:<br />
Jugend - Bildung <strong>und</strong> Freizeit<br />
Dritte Untersuchung zur Situation der deutschen Jugend<br />
im B<strong>und</strong>esgebiet<br />
Bearbeitet von V. Graf Blücher<br />
Bielefeld: Emnid, 1966<br />
Emnid:<br />
Freizeif <strong>und</strong> Privatleben - Veränderung von Lebensbe-<br />
dingungen, Wohnfunktion <strong>und</strong> Bedürfnislage im Gefolge<br />
der wachsenden Freizeit<br />
Standard-Erhebung<br />
Bielefeld: Emnid. 1969<br />
Emnid:<br />
Freizeit im Ruhrgebiet<br />
Untersuchung über das Freizeitverhalten <strong>und</strong> die Frei-<br />
zeitbedürfnisse der Bevölkerung<br />
Bielefeld: Emnid, 1971<br />
Emnid:<br />
Freizeitbedingungen <strong>und</strong> Freizeitentwicklungen 1972í73<br />
Bielefeld: Emnid, 1973<br />
Modelleinrichtungen von Jugendfreizeitstätten in der<br />
B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />
München: Deutsches Jugendinstitut, 1968<br />
Heinlein, 6.:<br />
Familienreisen in Deutschland. Nachfrage- <strong>und</strong> Ange-<br />
botsstruktur bei Familienferienstätten<br />
München, 1972<br />
Hornstein, W.; Schefold, W.; Schmeiser, G.; Stackebrandt, J.:<br />
Lernen im Jugendalter - Ergebnisse, Fragestellungen<br />
<strong>und</strong> Probleme sozialwissenschaftlicher Forschung .. .<br />
(Gutachten erstellt im Auftrag der Bildungskommission<br />
des Deutschen Bildungsrats)<br />
Stuttgart, 1975<br />
Hüther, J.:<br />
Sozialisation durch Massenmedien. Ziele, Methoden,<br />
Ergebnisse einer medienbezogenen Jugendk<strong>und</strong>e<br />
Opladen, 1975<br />
Jacob-Golde&, M.; Jacob, H.:<br />
Aspekte der Freizeitnutzung grünbestimmter Freiräume<br />
In: Freizeit<br />
Schmitz-Schemer (Hrsg.)<br />
Frankfurt, 1974<br />
Jugendbehörde Hamburg (Hrsg.):<br />
Synopse der Landesjugendpläne<br />
Hamburg, 1969<br />
Jugendwerk der Deutschen Shell (Hrsg.):<br />
Jugend zwischen 13 <strong>und</strong> 24. - Vergleich über 20 Jahre - I<br />
Emnid, Bielefeld 1975<br />
Kentler, H.; Leithäuser, T.; Lessing, H.:<br />
Jugend im Urlaub<br />
Weinheim, 1969<br />
Lüdtke, H.:<br />
Jugendliche in organisierter Freizeit. Ihr soziales Bezugs-<br />
<strong>und</strong> Motivationsfeld als Variable des inneren Systems<br />
von Jugendfreizeitheimen<br />
Weinheim, 1972<br />
Lüdtke, H.:<br />
Freizeit in der Industriegesellschaft. Emanzipation oder<br />
Anpassung?<br />
Opladen, 1972<br />
Lüdtke, H.; Grauer, G.:<br />
Jugend - Freizeit - ,,Offene Tür"<br />
Methoden <strong>und</strong> Daten der empirischen Erhebung in Ju-<br />
gendfreizeitheimen<br />
Weinheim, 1973<br />
59
Miksch, J.:<br />
Jugend <strong>und</strong> Freizeit in der DDR<br />
Opladen, 1972<br />
Müller, C. W.; Nimmermann, P.:<br />
In Jugendclubs <strong>und</strong> Tanzlokalen<br />
München, 1968<br />
Neidhardt, F.:<br />
Die junge Generation<br />
Opladen, 1967<br />
Opaschowski, H.:<br />
Jugendauslandsreisen<br />
Neuwied, 1970<br />
Planck, U.:<br />
Landjugend im sozialen Wandel<br />
München, ?9?Q<br />
Platz, E.:<br />
Freizeitverhältnisse <strong>und</strong> Freizeitverhalten der Jugend-<br />
lichen auf dem Lande<br />
Dissertation<br />
Hohenheim, 1971<br />
Prosenc, M.; Höbermann, F.:<br />
Das Freizeitangebot der Öffentlichen Hand<br />
Unveröffentlichtes Manuskript des Seminars für Sozial-<br />
wissenschaften der Universität Hamburg<br />
Hamburg, 1970<br />
Rosenmayr, L. u. a.:<br />
Kulturelle Interessen von Jugendlichen<br />
München, Wien 1966<br />
Rüdiger, H.:<br />
Angebotener Freizeitraum. Systematische Beobachtun-<br />
gen zum Verhältnis von Freizeitraum <strong>und</strong> jugendlicher<br />
Besucherschaft der Freizeitstätten einer süddeutschen<br />
Mitteistadt<br />
München: Deutsches Jugendinstitut, 1970<br />
Schelsky, H.:<br />
Die skeptische Generation. Eine Soziologie der deut-<br />
schen Jugend<br />
Düsseldorf, 1957<br />
Saheuah, E. K.:<br />
Soziologie der Freizeit<br />
In: Handbuch der Empirischen Sozlalforschung, Band II<br />
König, R. (Hrsg.)<br />
Stuttgart, 1969, S. 735-799<br />
Schilling, J.:<br />
Jugend <strong>und</strong> Freizeit. Elne kritische Analyse empirischer<br />
Arbeiten<br />
Tübingen, 1973<br />
60<br />
Sahmitz-Scherzer, R.; Rudinger, G.:<br />
Anmerkungen zu einigen methodischen Problemen in<br />
der Freizeitforschung<br />
In: Freizeit<br />
Schmitz-Scherzer, R. (Hrsg.)<br />
Frankfurt, 1974, S. 7 - 14<br />
Schmitz7Scherzer, R.; Rudinger, G.; Angleitner, A.:<br />
Zur Situation von Freizeitaktivitäten. Eine Re-Analyse<br />
der Daten einer Untersuchung von Emnid im Auftrag<br />
des SVR<br />
In: Freizeit<br />
Schmitz-Schemer, R. (Hrsg.)<br />
Frankfurt, 1974, S. 169 - 196<br />
Schmitz-Scherzer, R.:<br />
Sozialpsychologie der Freizeit<br />
Stuttgari- 1924<br />
Schöning, G.; Krähe, H.:<br />
Zur Freizeitsituation von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
München: Kreisjugendring (Hrsg.), 1974<br />
Schöning, G.; Thode, H.:<br />
Jugendzentren <strong>und</strong> emanzipatorische Jugendarbeit<br />
München: Bayerischer Jugendring, 1974<br />
Statistisches Jahrbuch für die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />
1974<br />
Stuttgart, 1974<br />
Stolte, D. (Hrsg.):<br />
Das Fernsehen <strong>und</strong> sein Publikum<br />
Studien zum Tagesablauf 1970 -71<br />
Mainz, 1973<br />
Studienkreis für Tourismus:<br />
Reiseanalyse 1974<br />
Starnberg, 1975<br />
(hier zitiert aus unveröffentlichtem Manuskript)<br />
SVR <strong>und</strong> DGF (Hrsg.):<br />
Freizeit ‘74<br />
Düsseldorf, 1974<br />
Wachler, D.:<br />
Das verlängerte Wochenende in seinen Wirkungen auf<br />
Familie <strong>und</strong> Haushalt<br />
Düsseldorf, 1972<br />
Westphal, H. u. a.:<br />
20 Jahre B<strong>und</strong>esjugendplan<br />
Deutsche Jugend 11í1970<br />
Wurzbacher, G.:<br />
Gesellungsformen der Jugend<br />
München, 1960
Neues vom Büchermarkt<br />
Fred Blum<br />
Der lndwtrlalirlerte Mensdi<br />
Seine Einstellung zu Religion <strong>und</strong> Gesell-<br />
schaft, aus dem Englischen übertragen von<br />
Traude Banndorff, Reihe, ,,Böhlaus wis-<br />
senschaftliche Bibliothek", herausgegeben<br />
von Jakobus Wössner, Verlag Hermann<br />
Böhlaus Nachf., Wien, Köln, Graz 1973,<br />
262 Seiten. brosch. DM 48,-<br />
Bis zu welchem Grad ist bei Menschen, die<br />
der Industriegesellschaft angehören, reli-<br />
giöses Bewußtsein vorhanden? Welche Vor-<br />
stellungen haben sie von der Gesellschaft?<br />
Auf welche Weise nehmen sie an sozialen<br />
Prozessen teil?<br />
Der Autor versucht mit Hilfe eines umfang-<br />
reichen Fragenkataloges gr<strong>und</strong>legende<br />
menschliche Probleme der modernen In-<br />
dustriegesellschaft zu analysieren <strong>und</strong> rnit-<br />
tels zahlreicher Interviews <strong>und</strong> Beobach-<br />
tungen Aufschlüsse Über die Verschieden-<br />
artigkeit individueller Erfahrungen zu er-<br />
halten. Geschäftsführer <strong>und</strong> Techniker, BÜ-<br />
roangestellte <strong>und</strong> Fabrikarbeiter diskutie-<br />
ren sowohl über Gott, Jesus Christus <strong>und</strong><br />
Letzte Dinge als auch über Kapitalismus,<br />
Sozialismus, Demokratie <strong>und</strong> Parteien. Ihre<br />
Antworten ergeben ein informatives, fas-<br />
zinierendes Bild über das religiöse Be-<br />
wußtsein des modernen Menschen <strong>und</strong><br />
dessen Einstellung zur Gesellschaft.<br />
Anton Burghardt<br />
Lehrbuch der Betriebreozlologle<br />
Reihe, ,.Böhlaus wissenschaftliche Biblio-<br />
thek", herausgegeben von Jakobus Wöss-<br />
ner, Verlag Hermann Böhlaus Nachf., Wien,<br />
Köln. Graz 1974, 181 Seiten, brosch. DM<br />
20,-<br />
In diesem Buch wird der komplexe Stoff<br />
der Betriebssoziologie synthetisch, das<br />
heißt unter Einbeziehung der relevanten<br />
betriebswirtschaftlichen, rnakroökonomi-<br />
schen <strong>und</strong> arbeitsrechtlichen Elemente,<br />
dargestellt. Zu diesem Zweck wird nicht<br />
nur der konventionelle Kern der Betriebs-<br />
soziologie erörtert; auch der sozioökono-<br />
mische Hintergr<strong>und</strong> des Betriebes, das<br />
Phänomen der Re'präsentation <strong>und</strong> die Ei-<br />
genführung der Belegschaft werden aus-<br />
führlich diskutiert. Ein weiteres Kapitel ist<br />
der Soziologie der industriellen Arbeit ge-<br />
widmet. Abschließend befaßt sich der Au-<br />
tor an Hand von ausgewählten Beispielen<br />
mit Untersuchungs- (Anwendungs-) Berei-<br />
chen der Betriebssoziologie, wie etwa Ar-<br />
beitsleistung, Fluktuation <strong>und</strong> Sozialer Ra-<br />
tionalisierung.<br />
David Silvenann<br />
Theorie der Organiratlonen<br />
Soziologische Aspekte zu System, Bürokra-<br />
tie <strong>und</strong> Management, aus dem Englischen<br />
übertragen von E. Entlicher, Reihe, ,,Böh-<br />
laus wissenschaftliche Bibliothek", heraus-<br />
gegeben von Jakobus Wössner, Verlag<br />
Hermann Böhlaus Nachf., Wien, Köln, Graz<br />
1972, 228 Seiten, brosch. DM 28,-<br />
Wirtschaft. Parteien, Glaubensgemeinschaf-<br />
ten, Verbände, Militär, Bildungswesen etc.<br />
suchen heute geradezu nach einer ,.ganz-<br />
heitlichen" Darstellung ihrer jeweiligen Sy-<br />
stemerfordernisse. Hier bietet sich die Or-<br />
ganisationssoziologie schon deswegen an,<br />
da sie nicht nur das Innenverhältnis der<br />
jeweiligen Organisation durchleuchtet, son-<br />
dern auch deren Zusammenhänge rnit an-<br />
deren Organisationen des gesellschaft-<br />
lichen Lebens interpretiert.<br />
Dieses Buch zeichnet sich durch Einarbei-<br />
tung soziologischer Theorien in die Or-<br />
ganisationssoziologie aus <strong>und</strong> entwickelt<br />
kritisch die Verschiedenen Ansätze auf der<br />
Gr<strong>und</strong>lage des handlungstheoretischen An-<br />
satzes zu einer eigenen Sichtweise. Dabei<br />
werden sowohl das Integrations- wie auch<br />
das Konfliktmodell eingehend diskutiert;<br />
ebenso wird der spieltheoretische Ansatz in<br />
Betracht gezogen.<br />
Gerd Kadelbach (Hrsg.)<br />
Blldungrfragen der Gegenwart - Krltlken,<br />
Modelle, Alternatlven<br />
Reihe, ..Fischer Athenäum Taschenbücher<br />
- Erziehungswissenschaft", Band 3001,<br />
Athenäum Fischer Taschenbuch Verlag,<br />
Frankfurt/Main 1974, 272 Seiten, kart.<br />
DM 8,80<br />
,,Bildungsfragen der Gegenwart" hieß eine<br />
Sendereihe des Hessischen R<strong>und</strong>funks, in<br />
der namhafte Theoretiker <strong>und</strong> Praktiker der<br />
modernen Erziehungswissenschaft, aber<br />
auch begabte Pädagogik-Studenten <strong>und</strong><br />
Funkvolontäre zu Wort kamen. Bildungs-<br />
notstand, Bildungsreform, die modernen<br />
Medien <strong>und</strong> ihre Bedeutung für die Pädago-<br />
gik, Hochschulpolitik <strong>und</strong> Hochschuldidak-<br />
tik, die Struktur der politischen Bildung,<br />
Normen <strong>und</strong> Methoden der Sexualpädago-<br />
gik, Neuorientierung der Vorschulerziehung,<br />
Entwurf. Entwicklung <strong>und</strong> Erprobung von<br />
Gesamtschulen <strong>und</strong> Gesamthochschulen<br />
sind nur einige der behandelten Themen.<br />
Anlaß <strong>und</strong> Motiv für die Auswahl dieser<br />
Themen sind Kongresse, neue Publikatio-<br />
nen aus dem Bereich der Erziehungswis-<br />
senschaften <strong>und</strong> der ihnen verwandten Dis-<br />
ziplinen, aktuelle, in der t)ffentlichkeit kontrovers<br />
diskutierte Ereignisse auf dem Bildungssektor<br />
<strong>und</strong> nicht zuletzt die Arbeit der<br />
verschiedenen Bildungsinstitutionen. Die<br />
vergleichende Analyse, auch auf internationaler<br />
Ebene, war <strong>und</strong> ist dabei ein wichtiges<br />
methodisches Prinzip dieser Sendereihe,<br />
denn erst sie schafft Werímaßstäbe<br />
<strong>und</strong> Beurteilungsnormen zur Gewinnung<br />
einer eigenen Position.<br />
Die Auswahl, die in diesem Band vorgelegt<br />
wird, beschränkt sich auf Beiträge aus den<br />
letzten drei Jahren. Drei besonders interessante<br />
Bereiche der Programmkonzeption.<br />
nämlich ,,Methoden der Pädagogik <strong>und</strong> ihre<br />
Kritik", "Internationaler Vergleich" <strong>und</strong> ,,Reformansätze"<br />
werden gleichgewichtig zur<br />
Diskussion gestellt.<br />
Egon Barres<br />
Dar Vorurteil In Theorie <strong>und</strong> Wlrklichkelt<br />
Ein didaktischer Leitfaden für Sozialk<strong>und</strong>e-<br />
Unterricht <strong>und</strong> politische Bildungsarbeit,<br />
Leske Verlag, Opladen 1974, 136 Seiten,<br />
kart. DM 12,-<br />
In diesem Werk fast der Autor die wichtigste<br />
deutsche <strong>und</strong> amerikanische Literatur<br />
zur Vorurteilsproblernatik zusammen. Die<br />
systematischen Darstellungen <strong>und</strong> Analysen<br />
bieten für den Sozialk<strong>und</strong>eunterricht an<br />
Schulen <strong>und</strong> für die politische Bildungsarbeit<br />
einen Leitfaden zur Behandlung der<br />
Vorurteilsproblematik.<br />
Die Erfahrung der letzten Jahrzehnte in<br />
Westeuropa <strong>und</strong> in den Oststaaten ebenso<br />
wie in den Entwicklungsländern zeigen, da8<br />
noch immer das traditionelle Denken in I<br />
Kategorien von ,,Stamm" oder ,,Rasse" vorherrscht<br />
<strong>und</strong> mit heftigen Gefühlen <strong>und</strong><br />
Affekten verb<strong>und</strong>en ist. Auch die nüchterne<br />
Beobachtung zwischenmenschlichen Geschehens<br />
im Alltag weist immer wieder auf<br />
Denkweisen hin, die der Entwicklung von<br />
Vorurteilen im engeren privaten <strong>und</strong> beruflichen<br />
Lebensbereich Vorschub leisten, sei<br />
es in der Wahrnehmung <strong>und</strong> Beurteilung<br />
einzelner Personen oder Gruppen, sei es in<br />
manifesten Handlungen <strong>und</strong> Verhaltensweisen,<br />
die sich aus solchen sozialen Urteils-<br />
Prozessen ergeben <strong>und</strong> nicht selten dann<br />
die psycho-sozialen Gr<strong>und</strong>lagen für das<br />
Aufflammen heftiger sozialer Konflikte <strong>und</strong><br />
Diskriminierungen bilden.<br />
Die Notwendigkeit <strong>und</strong> Wichtigkeit, die Vorurteilsproblematik<br />
als Denk- <strong>und</strong> Diskussionsgegenstand<br />
zu thematisieren, ergibt sich<br />
jedoch nicht nur aus diesen ,,existentiellen"<br />
<strong>und</strong> moralischen Bezügen des menschlichen<br />
Daseins. Sie kann auch aus der didaktischen<br />
Reflexion Über bestimmte Lernstoffe<br />
hergeleitet werden.<br />
61<br />
-'
Relnhard Crusius / Bemd Einsle / Manfred<br />
Wilke<br />
Krankenpfl.9..cM1ior In dor Aurbildung<br />
Forschungsbericht. Band 5 der .Hamburger<br />
Lehrlingsstudie' der Hochschule für Wirt-<br />
schaft <strong>und</strong> Politik, Hamburg, Verlag Deut-<br />
sches Jugendinstitut, München 1974, 293<br />
Seiten, kart. DM 18,-<br />
Die vorliegende Untersuchung wurde im<br />
Rahmen der .Hamburger Lehrlingsstudie'<br />
veröffentlicht. Es liegt ihr eine Spezialerhe-<br />
bung in allen staatlichen Krankenpflege-<br />
schulen Hamburgs zugr<strong>und</strong>e, die mit einem<br />
Überarbeiteten <strong>und</strong> ergänzten Fragebogen<br />
der Hauptuntersuchung durchgeführt wurde.<br />
Erarbeitung des Fragebogens, Durchfüh-<br />
rung der Erhebung <strong>und</strong> Auswertung fand in<br />
enger Zusammenarbeit mit der Hamburger<br />
Ges<strong>und</strong>heitsbehörde, der Gewerkschaft<br />
OTV sowie Schülern, Schwestern <strong>und</strong> Pfle-<br />
gern, Lehrpersonal <strong>und</strong> Arzten statt.<br />
Die befragte Gruppe wurde total erfaßt <strong>und</strong><br />
ausgewertet. Die Ergebnisse können auf-<br />
gr<strong>und</strong> der strukturellen Vergleichbarkeit der<br />
Ausbildungsbedingungen als repräsentativ<br />
auch für die Ausbildung des Krankenpflege-<br />
personals in nichtstaatlichen Krankenhäu-<br />
sern gelten.<br />
Die Krsnkenpflegeschüier-Untersuchung er-<br />
gänzt die Hauptuntersuchung (Hamburger<br />
Lehrlingsstudie) in zweierlei Hinsicht: Die<br />
Ausbildung der hier befragten Schüler fin-<br />
det zwar in gewisser Weise .dual' statt<br />
(Praxis im Arbeitsprozeß, Theorie in ge-<br />
sonderter Schule). Beide Bereiche befinden<br />
sich aber ganz in der Verantwortlichkeit des<br />
Staates, also innerhalb ein <strong>und</strong> derselben<br />
Rechtssphäre. AuBerdem ist der ,,Lemort:<br />
Arbeitsplatz", nämlich das Krankenhaus,<br />
viel stärker <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>sätzlicher in die Öf-<br />
fentliche Kritik geraten als der .LernOrt:<br />
Betrieb" <strong>und</strong> zwar unabhängig von Ausbil-<br />
dungsfragen. Die Ausbildung des Kranken-<br />
pflegepersonals steht somit im Schnittpunkt<br />
zweier Reformdiskussionen <strong>und</strong> damit wis-<br />
senschaftlicher Forschungsinteressen: der<br />
allgemeinen Dlskussion über eine Reform<br />
der Berufsausbildung <strong>und</strong> der Diskussion<br />
Über eine Reform des Ges<strong>und</strong>heitswesens,<br />
speziell des b<strong>und</strong>esdeutschen Krankenhau-<br />
ses <strong>und</strong> seiner inneren Struktur.<br />
Auf diesem Hintergr<strong>und</strong> IäBt sich zu den<br />
Ergebnissen der 'vorliegenden Untenu-<br />
chung das Folgende als wesentlich heraus-<br />
stellen: insgesamt Ist die Ausbildung der<br />
Krankenpflegeschiller etwas besser als im<br />
Durchschnitt die Ausblldung der Lehrlinge<br />
im .dualem System'. Berüdcsichtigt man<br />
aber die Tataache, da8 hier ffir einen hoch-<br />
qualifizierten Beruf auageblldet wird <strong>und</strong><br />
62<br />
da8 gute organisatorische Voraussetzungen<br />
gegeben sind (räumliche <strong>und</strong> rechtliche<br />
Einheit der Lernorte). so ergeben die auch<br />
hier durchgängig festgestellten Mängel <strong>und</strong><br />
Qualitätsunterschiede zwlschen den einzel-<br />
nen Lernorten doch ein sehr unbefriedigen-<br />
des Bild. Die Identifikation mit dem ge-<br />
wählten Beruf bei dieser Gruppe ist über-<br />
durchschnittlich hoch. Diese Voraussetzung<br />
wird aber kaum produktiv genutzt. So zeigt<br />
sich, daß die Alleinverantwortlichkeit staat-<br />
licher Instanzen von sich aus noch keine<br />
Garantie für eine gute Berufsausbildung<br />
ist.<br />
Heinz Epskamp<br />
Forîblldungdnteresw <strong>und</strong> Berufsemarhingen<br />
der Lehrilnge<br />
Forschungsbericht. Band 4 der "Hamburger<br />
Lehrlingsstudie" der Hochschule für Wirtschaft<br />
<strong>und</strong> Politik, Hamburg, Verlag Deutsches<br />
Jugendinstitut, München 1974, 185<br />
Seiten, kart. DM 13,-<br />
Der Status <strong>und</strong> das BewuBtsein des Auszubildenden<br />
ist bestimmt durch die verschiedenen<br />
Rollen, die er als Kind, Jugendlicher,<br />
Lehrling bzw. Anlernling gespielt hat oder<br />
noch spielt. Welche zukünftige Biografie<br />
erwartet oder entwirft der Auszubildende<br />
aufgr<strong>und</strong> des bereits Erfahrenen? Diese<br />
Frage zu beantworten, ist das Ziel dieses<br />
Teils der Hamburger Lehrlingsstudie. Die<br />
Antwort darauf wird in dem folgenden Bezugsrahmen<br />
gesucht.<br />
Zwei in bezug auf die Fragestellung unabhängige<br />
Variablenkomplexe, soziostrukturelle<br />
Bedingungen <strong>und</strong> soziale Einstellungen,<br />
werden in diesem Bezugsrahrnen dem<br />
dritten Variablenkomplex, von den ersteren<br />
abhängigem, nämlich der Zukunftsperspektive<br />
gegenübergestellt:<br />
1. Soziale Herkunft <strong>und</strong> soziale Position<br />
- Geschlecht <strong>und</strong> Alter<br />
- Eigene Schulbildung<br />
- Beruf <strong>und</strong> Schulbildung der Eltern<br />
- Verkehrskreis<br />
- Lehrberuf <strong>und</strong> Lehrbetrieb<br />
- Lehrjahr<br />
2. Soziales Bewuûtsein<br />
- Gesellschaftsbild<br />
- Politische Einstellungen<br />
- Definition der eigenen Situation<br />
3. Erwartete <strong>und</strong> geplante Biografie<br />
-Art <strong>und</strong> Intensität des Interesses an<br />
Fortbildung<br />
- Aufstiegserwartungen im Beruf<br />
- Anforderungen an den zukünftigen Beruf<br />
Wie in allen Untersuchungen, in denen Ein-<br />
stelungsmuster eine Rolle spielen, ist es<br />
auch hier nicht möglich, einfache Kausal-<br />
hypothesen zu entwickeln; vielmehr geht es<br />
darum, typische Syndrome vor allem in den<br />
Komplexen 2 <strong>und</strong> 3 ZU konstruieren <strong>und</strong><br />
sie insgesamt auf die .objektiven' Daten<br />
des Komplexes 1 zu beziehen.<br />
Institut für Arbeitsmarkt- <strong>und</strong> Berufsforschung<br />
der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit (Hrsg.)<br />
Llteraîurdokumenlatlon zur Arbeltmarkt<strong>und</strong><br />
Benifrforrchung 1974<br />
B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit, Nürnberg 1974,<br />
1412 Seiten, kart. DM 20,-<br />
Das Institut für Arbeitsmarkt- <strong>und</strong> Berufsforschung<br />
der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit hat<br />
die Ausgabe 1974 seiner ,,Literaturdokumentation<br />
zur Arbeitsmarkt- <strong>und</strong> Berufsforschung'<br />
vorgelegt, die Auskunft Über mehr<br />
als 2ooo Monographien <strong>und</strong> Zeitschriftenaufsätze<br />
dieses Forschungsgebietes gibt.<br />
Die Literatur zur Arbeitsmarkt- <strong>und</strong> Berufsforschung<br />
ist über zahlreiche Zeitschriften<br />
verstreut, da zu diesem problembezogenen<br />
Forschungsgebiet mehrere Wissenschaftsdisziplinen<br />
beitragen: Volkswirtschaftslehre,<br />
Betriebswirtschaftslehre, Soziologie, Psychologie,<br />
Ergonomie, Technologie. Arbeitsmedizin<br />
u. a. m. Für den Wissenschaftler,<br />
den Politiker wie für die interessierte Offentlichkeit<br />
ist es daher von großem Nutzen,<br />
wenn die einschlägige Literatur durch<br />
solche Dokumentationen .Überschaubar'<br />
gemacht wird.<br />
Die Literaturdokumentation weist zahlreiche<br />
nicht im Buchhandel erhältliche <strong>und</strong> in<br />
den gängigen Bibliographien nicht enthaltene<br />
Forschungsberichte nach. Die Literaturnachweise<br />
sind durch inhaltsreferate sowie<br />
durch Verfasser-Register, Titel-Reg ister,<br />
Schlagwort-Register, Geographisches Register,<br />
Systematisches Register, Zeitschrlften-Register<br />
<strong>und</strong> Serienregister erschlossen.<br />
Reiner Lochmann<br />
Sozlale Lage, Geschi.aitarolle <strong>und</strong> Schul-<br />
iaufbahn von Arbeitertöchkrn<br />
Empirische Untersuchung zum EinfluB ge-<br />
schlechtsspezifischer Rollenbilder auf den<br />
Obergang von Arbeitertöchtern in weiter-<br />
führende Schulen, .Beltz Monographien -<br />
Soziologie", Verlag Julius Beltz. Weinheim.<br />
Basel 1974, 384 Seiten, brosch. DM 38,-<br />
Die Rollendefinitionen von Arbeitertöchtern<br />
<strong>und</strong> ihren Sozialisationsagenten werden als<br />
Relationsbegriffe aufgefast mischen der<br />
sozialen Ausgangslage - be3timmt durch
dle Schicht- <strong>und</strong> Geschlechtsposition - el-<br />
nerseits <strong>und</strong> dem Bildungssystem als eine<br />
ReproduKlionsstätte der bestehenden Ord-<br />
nung andererseits. Dazu werden die mit<br />
dem gesellschaftlichen Ort von Arbeitervä-<br />
tern, Arbeitertöchtern <strong>und</strong> deren Lehrern<br />
verb<strong>und</strong>enen Einstellungen, Erwartungen,<br />
praktischen Lebensstrategien <strong>und</strong> Ideolo-<br />
gien erhoben, soweit sie durch die familia-<br />
ren <strong>und</strong> schulischen Sozialisationsprozesse<br />
Gewicht für das Mädchen erlangen. Auch<br />
wenn die individuellen Aspekte der Wirk-<br />
lichkeitskonstruktion <strong>und</strong> des Verhaltens im<br />
Bildungsbereich hervorgehoben sind, wird<br />
auf die gemeinsame typische Erfahrungs-<br />
welt von Arbeitertöchtern verwiesen. Die<br />
Studie gibt detaillierte <strong>und</strong> überprüfte Infor-<br />
mationen über die Prägung des weiblichen<br />
Soziaicharakters in der Arbeiterschicht <strong>und</strong><br />
steuert Thesen bei zur Diskussion der Fra-<br />
ge der Gleichheit der Bildungschancen, der<br />
Emanzipation der Frau <strong>und</strong> der benachtei-<br />
ligten Schichten.<br />
Regina Dröli /Dieter Dröll<br />
Karrieren<br />
10 O00 Lebensläufe auf dem Prüfstand. Wel-<br />
che Faktoren bestimmen den Berufsweg?<br />
Societäts-Verlag, Frankfurt 1974, 685 Sei-<br />
ten mit r<strong>und</strong> 200 Tabellen, Leinen DM 48,-<br />
Das große Unbehagen an der eigenen Kar-<br />
riere, der unerfüllte Traum von Erfolg, die<br />
Angst vor der Zukunft bedrücken heute<br />
viele Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte. Viele möch-<br />
ten abspringen, noch einmal von vorne an-<br />
fangen, alles ganz anders machen, heraus<br />
aus der Zwangsläufigkeit ihres Lebenslau-<br />
fes. Aber Lebensläufe sind irreversibel. Je-<br />
der Schritt zählt. Eine Umkehr ist in der<br />
Regel nicht möglich. Welche Faktoren be-<br />
stimmen so unwiderruflich den Berufsweg?<br />
Diese zentrale Frage beantwortet das Buch.<br />
Zum erstenmal werden hier mit Hilfe der<br />
elektronischen Datenverarbeitung 10000 Le-<br />
bensläufe von Aufsteigern des Berufslebens<br />
entschlüsselt <strong>und</strong> statistisch erfaßt <strong>und</strong> ana-<br />
lysiert: damit wird ein aufschlußreiches Bild<br />
jener Gruppe aus dem Arbeitsleben vermit-<br />
telt, die sich anschickt, in Führungsaufga-<br />
ben hineinzuwachsen. Wie aber sind sie<br />
dorthin gelangt? Waren es Zufälle, im gün-<br />
stigen Fall sogar eine Häufung davon -<br />
oder waren es programmierte Lebensent-<br />
schlüsse, die den Weg der Bewerber be-<br />
stimmt haben? Es zeigen sich bestimmte<br />
GesetzmäEigkeiten. Vieldiskutierte Vorgän-<br />
ge, wie die einer zweiten Ausbildung - <strong>und</strong><br />
welcher ist im bestimmten Fall der Vorzug<br />
zu geben? - erfahren hier eine Ausdeu-<br />
tung. Das Buch vermittelt gr<strong>und</strong>legend<br />
neue Erkenntnisse zu aktuellen Fragen der<br />
Berufsausbildung.<br />
Margarete Bernhardt f Monika Bõttlger f<br />
H. Dieter van Holst / Gabriele Kaczenskl /<br />
Klaus-Günther Weigelt<br />
Sozlaleo Lernen In der Geramtrdiule<br />
Eine empirische Studie, Reihe, ,,Juventa<br />
Materialien", Band 14, Juventa Verlag, Mün-<br />
chen 1974, 176 Seiten, brosch. DM 14,-<br />
Zu zwei aktuellen Themen bringt diese an<br />
einer integrierten Gesamtschule in Frank-<br />
furt durchgeführte wissenschaftliche Be-<br />
gleituntersuchung aufschlußreiche Ergeb-<br />
nisse: zur Frage, ob die Gesamtschule zur<br />
erstrebten Demokratisierung des Schulsy-<br />
stems führen kann, <strong>und</strong> zum allgemeinen<br />
Problem struktureller Prämissen für soziale<br />
Lernprozesse. In einem ersten Teil werden<br />
die Probleme des Kurssystems untersucht,<br />
die Auswirkungen der Leistungsdifferenzie-<br />
rung auf die sozialen Beziehungen <strong>und</strong> die<br />
Möglichkeiten eines Abbaus von Barrieren<br />
zwischen den sozialen Schichten.<br />
Ein zweiter Komplex befaßt sich mit der<br />
Konfliktfähigkeit als einer Bedingung eman-<br />
zipatorischen Verhaltens <strong>und</strong> Überprüft die<br />
sich in der Schule entwickelnden Einstel-<br />
lungen zu sozialem Verhalten. Es wird un-<br />
tersucht, wie die Schüler selbst ihre Schule<br />
einschätzen <strong>und</strong> welche Faktoren dabel<br />
eine Rolle spielen. Die Zusammenfassung<br />
zeigt, welche Konsequenzen sich aus der<br />
Untersuchung für eine demokratische<br />
Schulreform ergeben.<br />
Jürgen Fritz<br />
Gruppendynamlk <strong>und</strong> Jugendarbelt<br />
.,Juventa Paperbad
Die methodisch-theoretischen Ansätze<br />
Schelskys <strong>und</strong> Königs werden als exem-<br />
plarisch für zwei unterschiedliche, in der<br />
Fam i liensoziolog ie verbreitete Vorgehens-<br />
weisen behandelt: Schelskys Arbeit als<br />
exemplarisch für das Begreifen der Familie<br />
als Institution, Königs für das der Familie<br />
als Gruppe bzw. System.<br />
Die Untersuchung dieser beiden metho-<br />
disch-theoretischen Ansatze erfolgt unter<br />
der Hypothese, daß die Wahl eines spezifi-<br />
schen methodischen Zugangs zum Phäno-<br />
men der Familie zugleich ein mehr oder<br />
weniger bewußtes familienpolitisches Inter-<br />
esse widerspiegelt, d. h. der methodische<br />
Ansatz die Ergebnisse der Untersuchung<br />
praformiert.<br />
Im dritten Teil der Arbeit wird versucht, an<br />
zwei Problemkomplexen aufzuzeigen, wie<br />
eine Familiensoziologie vorgehen müßte,<br />
die den gesamtgesellschaftlichen Zusam-<br />
menhang, dem ihr Gegenstand untrennbar<br />
zugehört, in jedem Schritt ihrer Analyse re-<br />
flektiert. Dieses Unterfangen kann von vorn-<br />
herein nicht den Anspruch erheben, umfas-<br />
send <strong>und</strong> theoretisch-methodisch vollstän-<br />
dig abgesichert zu sein. Dazu fehlen allein<br />
schon die notwendigsten Vorarbeiten. Die<br />
Diskussion der zwei Problemkomplexe im<br />
dritten Teil kann deshalb nur als exempla-<br />
risch verstanden werden.<br />
Peter Gross<br />
Reflexion, Spontaneität <strong>und</strong> Interaktion<br />
Zur Diskussion soziologischer Handlungs-<br />
theorien, Reihe, ,.problemata", Band 14,<br />
Friedrich Frommann Verlag Günther Holz-<br />
boog KG, Stuttgart-Bad Cannstatt 1972.<br />
162 Seiten, kart. DM 22,-; Leinen DM 34,80<br />
In dieser Arbeit wird der Versuch unter-<br />
nommen, auf dem Boden der die gegen-<br />
wartige Diskussion bestimmenden hand-<br />
lungstheoretischen Ansatze eine integra-<br />
tive Handlungstheorie zu entwickeln.<br />
Die kritische Theorie von Jürgeri Habermas<br />
<strong>und</strong> der kritische Rationalismus von Karl<br />
Popper, die phanomenologische Soziologie<br />
von Alfred Schütz <strong>und</strong> der symbolische In-<br />
teraktionismus von George Mead machen<br />
eine - für die soziologische Theorie -<br />
verhangr,isvolle Trennung zwischen wis-<br />
senschaftlicher Tätigkeit <strong>und</strong> alltäglicher<br />
Lebenspraxis. Während kritische Theorie<br />
<strong>und</strong> kritischer Rationalismus den Anteil der<br />
Vernunft am Geschichts- <strong>und</strong> Gesellschafts-<br />
prozeß aufklärerisch Überschätzen <strong>und</strong><br />
zum alleinigen Agens sozialer Emanzipa-<br />
tion stilisieren, ist in den phänomenologi-<br />
schen <strong>und</strong> pragmatischen Ansätzen das<br />
,,Leben" jedem vernünftigen Theoretisieren<br />
<strong>und</strong> jeder wissenschaftlichen Analyse un-<br />
einholbar voraus.<br />
64<br />
In konkreten Handlungsanalysen wird<br />
nachgewiesen, daß in jeder einzelnen<br />
Handlung eine Fülle von Strebungen <strong>und</strong><br />
Interessen zur Geltung kommen, die nur<br />
mit Gewalt voneinander ablösbar sind, <strong>und</strong><br />
daß in jedem einzelnen Akt verschiedene -<br />
vernünftige <strong>und</strong> spontane bzw. unkontrol-<br />
lierbare - Verhaltensdimensionen harmo-<br />
nisch oder dissonant zusammen, in den<br />
meisten Fällen untrennbar zusammen sind.<br />
Kurt Heller / Bernhard Rosemann<br />
Planung <strong>und</strong> Auswertung empirischer Un-<br />
tersuchungen<br />
Eine Einführung für Pädagogen, Psycholo-<br />
gen <strong>und</strong> Soziologen, unter Mitarbeit von<br />
Anne-Katrin Gaedike, Ernst Klett Verlag,<br />
Stuttgart 1974. 308 Seiten, Linson DM 26.-<br />
Das Lehrbuch wendet sich an Studierende<br />
der Sozialwissenschaften (Pädagogik, Psy-<br />
chologie, Soziologie), Erziehungswissen-<br />
schaftler <strong>und</strong> Lehrer aller Schularten, Biblio-<br />
theken <strong>und</strong> Institute der Universitäten <strong>und</strong><br />
Pädagogischen Hochschulen.<br />
Es bietet eine Verbindung von wissen-<br />
schaftstheoretischen Gr<strong>und</strong>lagen, Methoden<br />
der Versuchsplanung <strong>und</strong> -durchfÜhrung so-<br />
wie der wichtigsten statistischen Auswer-<br />
tungsmethoden, für die es im deutschspra-<br />
chigen Raum kein Aquivalent gibt. Eine Rei-<br />
he von Ubersichtstabellen zu den Verfahren<br />
der Korrelationsrechnung sowie der Infe-<br />
renzstatistik <strong>und</strong> eine bewußt einfache Dar-<br />
stellungsweise erleichtert auch dem Anfän-<br />
ger eine rasche Orientierung <strong>und</strong> fehler-<br />
freie Anwendung einschlägiger Methoden.<br />
Für die empirische Arbeit <strong>und</strong> das ver-<br />
ständnisvolle Lesen moderner Literatur bie-<br />
tet das Einführungswerk die notwendigen<br />
Gr<strong>und</strong>lagen, ohne daß in der Regel andere<br />
Bücher oder sonstige Quellen hinzugezo-<br />
gen werden müßten.<br />
Rolf Schmiederer<br />
Zwischen Affirmation <strong>und</strong> Reformismus<br />
Politische Bildung in Westdeutschland seit<br />
1945, Reihe: ,,Theorie <strong>und</strong> Geschichte der<br />
Politischen Bildung", herausgegeben von<br />
Kurt Fischer <strong>und</strong> Rolf Schmiederer, Europäische<br />
Verlagsanstalt, Frankfurt am Main<br />
1972, 211 Seiten, Paperback DM 18,-<br />
Eine Geschichte der Politischen Bildung in<br />
den Schulen der B<strong>und</strong>esrepublik fehlt bisher.<br />
Der Autor will mit seiner Arbeit dazu<br />
beitragen, diese Lücke zu schließen: Er<br />
stellt die wichtigsten ,,Modelle", Strömungen<br />
<strong>und</strong> Ereignisse im Bereich der politischen<br />
Pädagogik dar <strong>und</strong> setzt sich kritisch<br />
mit ihnen auseinander. Besonderes Gewicht<br />
legt er dabei auf die Diskussion der<br />
neueren, heute noch wirksamen Konzeptionen.<br />
Schmiederer geht von der These aus, daB<br />
Politische Bildung - wie Erziehung <strong>und</strong><br />
Schule überhaupt - eine ,,Funktion der<br />
Gesellschaft" ist, in der sie stattfindet. Er<br />
versucht deshalb, die Geschichte der Po-<br />
litischen Bildung in ihrem Zusammenhang<br />
mit der politischen Entwicklung der BRD,<br />
deren jeweiliger ökonomischer <strong>und</strong> au8en-<br />
politischer Situation <strong>und</strong> im Zusammen-<br />
hang mit den herrschenden Bewußtseins-<br />
formen darzustellen, bzw. sie aus diesen<br />
abzuleiten.<br />
Da nicht nur die wichtigsten Richtungen<br />
der Politischen Bildung <strong>und</strong> deren Entwick-<br />
lung in den letzten 25 Jahren erläutert wer-<br />
den, sondern auch die jeweils charakteri-<br />
stische gesellschaftspolitische Konzeption<br />
- die ideologische Funktion - herausgear-<br />
beitet wird, kann der Band als eine gr<strong>und</strong>-<br />
legende Information für alle Studierenden<br />
der Fachrichtungen Gesellschaftswissen-<br />
schaften <strong>und</strong> Erziehungswissenschaften,<br />
vor allem aber für die angehenden Lehrer<br />
der Politischen Bildung gelten. Er will hel-<br />
fen, den politisch-gesellschaftlichen Zusam-<br />
menhang der Politischen Bildung zu sehen,<br />
<strong>und</strong> liefert einen wichtigen Beitrag zur Wei-<br />
terentwicklung der Didaktik der Politischen<br />
Bildung.<br />
Thomas Feuerstein<br />
Emanzipatlon <strong>und</strong> Rallonalität einer kriti-<br />
schen Enlehungswissenschafl<br />
Methodologische Gr<strong>und</strong>lagen im Anschlu8<br />
an Habermas, mit einem Vorwort von Her-<br />
wig Blankertz, Kösel-Verlag, München 1973.<br />
143 Seiten, Paperback DM 25,-<br />
In der sozial- <strong>und</strong> erziehungswissenschaft-<br />
lichen Diskussion zeichnen sich heute zwei<br />
Tendenzen ab: erstens im Bereich der wis-<br />
senschafts- <strong>und</strong> gesellschaftstheoretischen<br />
Reflexion, wo einerseits revolutionäre In-<br />
strumentalisten willkürlich die Forderung<br />
nach Emanzipation erheben, während an-<br />
dererseits Sozialtechnokraten der routinier-<br />
ten Forschungspraxis wissenschaftlicher<br />
Rationalität verhaftet sind; zweitens auf<br />
dem Gebiet der Methodologie: Hier bahnt<br />
sich eine Diskussion an mit dem Ziel, Ra-<br />
tionalität nicht nur in kritischer Absicht,<br />
sondern auch in technologischer, entschei-<br />
dungslogischer <strong>und</strong> systemtheoretisch-<br />
funktionaler Verwendung empirischer So-<br />
zialforschung in ihrer Funktion für Eman-<br />
zipation zu begreifen, wobei sich große<br />
Verrnittiungsschwierigkeiten ergeben.<br />
In dieser Situation versucht der Autor so-<br />
wohl die Methodologielosigkeit des Eman-<br />
zipationspostulates durch Konfrontation mit<br />
den verschiedenen Formen von Rationalität<br />
abzubauen, als auch die Vermittlungspro-<br />
bleme zwischen diesen beiden Prinzipien<br />
offenzulegen <strong>und</strong> zu Überwinden. Das ge-
schieht im ersten Teil durch Rekonstruktion<br />
des Verhältnisses von Emanzipation <strong>und</strong><br />
Rationalität bei Jürgen Habermas, weil des-<br />
sen methodologischer Ansatz in einem ge-<br />
schichts- <strong>und</strong> sozialphilosophischen. einem<br />
erkenntnis-, gesellschafts- <strong>und</strong> kommunika-<br />
tionstheoretischen Begründungszusammen-<br />
hang steht. Im zweiten Teil werden die vor-<br />
handenen methodologischen Ansätze einer<br />
sich auf Emanzipation verpflichtenden Er-<br />
ziehungswissenschaft daraufhin untersucht,<br />
Inwieweit die kritische Einbeziehung von<br />
empirischer Sozialforschung. von Technolo-<br />
gie: Entscheidungslogik <strong>und</strong> systemtheore-<br />
tisch-funktionaler Steuerungstechnik das<br />
Verhältnis von Emanzipation <strong>und</strong> Rationali-<br />
tät entschärft bzw. weiterentwickelt. Damit<br />
wird nicht nur der Ansatz von Habermas<br />
kritisch aufgearbeitet, sondern zugleich der<br />
Entwurf eines methodologischen Rahmens<br />
für eine kritische Erziehungswissenschaft<br />
vorgelegt.<br />
Hans-G. Rolff / Ulrich Baer / Dagmar Hän-<br />
sel / Fred Heidenreich / Heidrun Lotz / Joa-<br />
chim Neander/ Elke Nyssen / KlausJÜrgen<br />
Tillmann<br />
Straieglrcher Lernen In der GeMmtBchule<br />
Gesellschaftliche Perspektiven der Schul-<br />
reform, mit einer Einleitung von Carl-Heinz<br />
Evers, .rororo Sachbuch", Band 6854, Re<br />
wohlt Taschenbuch Verlag GmbH., Reinbek<br />
bei Hamburg 1974, 285 Seiten, kart.<br />
Es besteht kein Zweifel, daß die Gesamt-<br />
schulbewegung sich in einer schwierigen<br />
Phase ihrer Entwicklung befindet. Es wird<br />
sogar von einer Krise gesprochen.<br />
Eine durchgreifende Revision der Lernziele,<br />
<strong>Lerninhalte</strong> <strong>und</strong> Lernverfahren ist nicht ge-<br />
lungen. Eine flexible didaktische Differen-<br />
zierung des Unterrichts, orientiert an Inter-<br />
essen der Schüler. wird, wo sie Überhaupt<br />
erprobt wurde, zusehends mit äußerer Dif-<br />
ferenzierung durchsetzt. Die Entwicklung<br />
von Gesamtschule als Ganztagsschulen<br />
stagniert, <strong>und</strong> selbst an Ganztagsschulen<br />
verkümmert der Bereich aukrunterricht-<br />
lichen Lernens.<br />
Die Frage nach den Ursachen der Entwick-<br />
lungskrise der Schulreform, insbesondere<br />
der Gesamtschule, verlangt eine differen-<br />
zierte Antwort. Denn die Ursachen sind<br />
vielfältig <strong>und</strong> liegen auf sehr unterschied-<br />
lichen Ebenen. Eine erste Annäherung an<br />
Ursachen kann vielleicht eine Aufzählung<br />
von Gründen erbringen, die gleichsam au-<br />
genfällig sind.<br />
Hierzu gehört die nach wie vor höchst un-<br />
zulängliche Ausstattung der Gesamtschu-<br />
len; die zu hohen Klassenfrequenzen; die<br />
viel zu geringe Zahl pädagogischer <strong>und</strong><br />
administrativer Mitarbeiter sowie das fast<br />
gänzliche Fehlen von Personen, die den<br />
Bereich außerunterrichtlichen Lernens ZU<br />
betreuen hätten. Hinzu kommen nicht selten<br />
langandauernde Provisorien der räumlichen<br />
Unterbringung, die bestimmten Lernverfahren<br />
enge Grenzen setzen. Regionale<br />
pädagogische Zentren für die Curriculumentwicklung<br />
<strong>und</strong> für einen "didaktischen<br />
Service" fehlen fast völlig. Ein von Gesamt-<br />
Schullehrern seit Jahren gefordertes Überregionales<br />
Kommunikations- <strong>und</strong> Informationszentrum<br />
kommt nicht zustande.<br />
Ein weiterer Gr<strong>und</strong> für die Schwierigkeiten<br />
in der Gesamtschule ist sicherlich die unzureichende<br />
Planung der Schulreform. Es<br />
gab <strong>und</strong> gibt, obwohl zehn Jahre Gesamtschulentwicklung<br />
ins Land gegangen sind,<br />
kein voll realisiertes Programm, das sowohl<br />
die curriculare <strong>und</strong> architektonischfunktionale<br />
Planung in der notwendigen<br />
Weise integriert, das arbeitsteilig an verschiedenen<br />
Schulen Entwicklungsschwerpunkte<br />
setzt <strong>und</strong> die spezifischen Erfahrungen<br />
systematisch an alle Interessenten<br />
weiterleitet, das irn Planungsvorlauf den<br />
Lehrern breite Gelegenheit zu intensiver<br />
Vorbereitung der neuen Aufgabe gibt sowie<br />
Eltern, Schüler <strong>und</strong> die üffentlichkeit eingehend<br />
über die neu8 Schule aufklärt.<br />
Hans Tietgens / Günter Hirschmann / Mary<br />
Bianchi<br />
Anräîze zu einem BiUki8tOnDplOm<br />
Werkstattbericht über die Entwicklung des<br />
Zertifikatsprogramms der Volkshochschulen,<br />
Reihe, ,,Theorie <strong>und</strong> Praxis der Erwachsenenbildung",<br />
herausgegeben von<br />
der Pädagogischen Arbeitsstelle des Deutschen<br />
Volkshochschul-Verbandes, Georg<br />
Westermann Verlag, Braunschweig 1974,<br />
285 Seiten, brosch. DM 9,ûO<br />
Obwohl die Volkshochschulen Jahrzehnte<br />
hindurch stolz darauf waren, keine Leistungsnachweise<br />
ausstellen zu müssen <strong>und</strong><br />
kein Prüfungssystem zu haben, stehen heute<br />
die Zertifikatskurse der Volkshochschulen<br />
im Vordergr<strong>und</strong> der öffentlichen Anteilnahme<br />
an der Arbeit der Weiterbildung.<br />
Die Zertifikate haben die Volkshochschulen<br />
aus einer gewissen Unverbindlichkeit herausgeführt.<br />
Das war notwendig zu einem<br />
Zeitpunkt, zu dem die Weiterbildung für<br />
jeden Beruf unerläElich wird.<br />
Eine Volkshochschule, die nur aus Zertifikatskursen<br />
bestünde. wäre aber genauso<br />
falsch, wie eine Volkshochschule ohne jeden<br />
Leistungsnachweis. Sowohl die Freiheit<br />
der freien Kurse, an denen man sich<br />
beliebig beteiligen kann <strong>und</strong> in denen Leistungsnachweise<br />
nicht verlangt werden, als<br />
auch die Zertifikatskurse als Bausteine eines<br />
individuellen Bildungswesens gehören<br />
zu den Volkshochschulen von heute. Die<br />
Volkshochschule verbindet bildungspoli-<br />
tisch ein Element Schule mit einem Element<br />
Entschulung, wo freie Diskussionen <strong>und</strong><br />
emanzipatorische Entfaltung des Einzelnen<br />
verb<strong>und</strong>en sind mit Programmen zur Er-<br />
reichung konkreter <strong>und</strong> nachprüfbarer<br />
Lernziele.<br />
Das Buch berichtet von dieser Arbeit. Es<br />
ordnet sie ein in die Gesamtproblematik<br />
der curricularen Entscheidungen; es ent-<br />
wickelt die bildungspolitisdien Rahmenbe-<br />
dingungen. den lernwissenschaftlichen Kon-<br />
text <strong>und</strong> die bildungstheoretische Legiti-<br />
mation. Zugleich diskutiert es die neuar-<br />
tigen Prüfungsprobleme <strong>und</strong> stellt damit<br />
einen Beitrag zur Curriculum-Theorie <strong>und</strong><br />
-Entwicklung dar. Gleichzeitig zeigt es, wie ")<br />
Weiterbildung außerhalb der Universität in<br />
neuen Formen funktionieren kann.<br />
Jos Weber I Jürgen Riekmann<br />
Dle Superlchule<br />
Von der Gesamtschule zum Bildungszentrum<br />
für alle, Droste Verlag, Düsseldorf<br />
1973, 200 Seiten, Paperback DM 24,-<br />
Bildung ist eine immer wichtiger werdende<br />
Angelegenheit in unserer Gesellschaft. In<br />
den nächsten zwei Jahren werden hierzu<br />
die Würfel für die nächsten zwanzig Jahre<br />
fallen.<br />
Da Bildungsfragen aber jedermann betreffen,<br />
wird in diesem Buch versucht, nicht nur<br />
den Laien, den Jugendlichen <strong>und</strong> die Eitern,<br />
sondern auch den Fachmann, wie z. B.<br />
den Pädagogen, den Programm-Planer, den<br />
Mediziner, den Stadt-Planer <strong>und</strong> den Schulgebäude-Planer<br />
zu Wort kommen zu lassen.<br />
Hierdurch werden alternative Meinungen,<br />
Entscheidungs- <strong>und</strong> Planungsabsichten<br />
deutlich hervortreten. ?<br />
Besteht der Unterschied zwischen dem,<br />
was der Betroffene oder der Fachmann<br />
über ,,Bildung" denkt, nur aus Terminolo-<br />
gie-Differenzen oder anderen Kommunika-<br />
tionsstörungen, oder gibt es gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
verschiedene Zielvorstellungen? Dieser bis-<br />
her zu wenig beachtete <strong>und</strong> viel zu wenig<br />
in der üffentlichkeit diskutierte Fragenkom-<br />
plex bildet in diesem Buch den Schwer-<br />
punkt.<br />
Als Beispiele stehen in diesem Buch u. a.<br />
die Bildungszentren <strong>und</strong> integrierten Ge-<br />
samtschulen Steilshoop <strong>und</strong> Mümmel-<br />
mannsberg in Hamburg im Mittelpunkt. Die<br />
Probleme des Schulbaus werden bespro-<br />
chen, indem menschliche Probleme behan-<br />
delt werden. In diesem Buch werden Bil-<br />
dungsfragen besprochen, indem die Pro-<br />
bleme aller Altersgruppen behandelt wer-<br />
den, nicht nur die der SchÜler-Altersgrup-<br />
pen. Diese stellt eine Minorität der Bevöl-<br />
kerung dar, die insgesamt ein Recht auf<br />
Bildung hat.