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der zauberer der smaragdenstadt

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andini BIB.<br />

„Ich bin ein Scheuch, mit Stroh ausgestopft, und bitte Euch um ein Gehirn für meinen<br />

Strohkopf. Dann werde ich so sein wie alle Menschen in Eurem Reich, und das ist mein<br />

sehnlichster Wunsch."<br />

„Warum kommst du mit dieser Bitte zu mir?"<br />

„Weil Ihr weise seid und weil mir außer Euch niemand helfen kann."<br />

„Ich verteile meine Gaben nicht umsonst", erwi<strong>der</strong>te die Nixe. „Höre meine Antwort:<br />

Nehme <strong>der</strong> Bastinda ihre Zauberkraft, und ich werde dir so viel Gehirn geben - ganz<br />

prächtiges Gehirn -, daß du <strong>der</strong> weiseste Mensch in Goodwins Land wirst."<br />

„Aber Ihr habt das doch schon Elli befohlen", rief <strong>der</strong> Scheuch verwun<strong>der</strong>t.<br />

„Mir ist's egal, wer es tut", erwi<strong>der</strong>te die Stimme. „Doch merke dir: Solange die Zwinkerer<br />

Bastindas Sklaven bleiben, wird dein Wunsch nicht erfüllt. Geh und verdien dir dein<br />

Gehirn!"<br />

Betrübt wankte <strong>der</strong> Scheuch zu seinen Freunden hinaus und erzählte ihnen, wie Goodwin<br />

ihn empfangen habe.<br />

Alle waren verwun<strong>der</strong>t zu hören, daß Goodwin sich dem Scheuch als Nixe gezeigt habe.<br />

Am nächsten Tag holte <strong>der</strong> Soldat den Eisernen Holzfäller. Als dieser, die Axt auf <strong>der</strong><br />

Schulter (er trug sie immer mit sich), den Thronsaal betrat, sah er we<strong>der</strong> den lebenden<br />

Kopf noch die Nixe. Auf dem Thron saß ein grauenhaftes Tier. Es hatte den Kopf eines<br />

Nashorns, und aus dem Gesicht glotzten etwa ein Dutzend Augen nach allen Seiten. Zwölf<br />

Pranken von verschiedener Länge und Dicke hingen vom ungeschlachten Rumpf herab.<br />

Die Haut war stellenweise mit zottigem Fell bedeckt, kahl und grau und mit warzenartigen<br />

Auswüchsen übersät.<br />

Ein abscheulicheres Ungeheuer konnte man sich gar nicht vorstellen. Bei seinem Anblick<br />

würde jedes Menschen Herz heftig zu schlagen beginnen. Der Holzfäller hatte aber kein<br />

Herz, und so erschrak er nicht, son<strong>der</strong>n grüßte nur höflich. Er war freilich enttäuscht,<br />

Goodwin nicht in <strong>der</strong> Gestalt <strong>der</strong> schönen Nixe zu sehen, die, wie er annahm, ihm eher ein<br />

Herz geben würde.<br />

„Ich bin Goodwin, <strong>der</strong> Große und Schreckliche", brüllte das Tier, und seine Stimme kam<br />

nicht aus dem Rachen, son<strong>der</strong>n aus irgendeinem Winkel. „Wer bist du, und warum<br />

belästigst du mich?"<br />

„Ich bin ein Holzfäller aus Eisen, <strong>der</strong> kein Herz hat und deshalb nicht lieben kann. Gebt<br />

mir ein Herz, und ich werde wie alle an<strong>der</strong>en Menschen Eures Landes sein. Das ist mein<br />

sehnlichster Wunsch."<br />

„Immer wie<strong>der</strong> Wünsche! Wollte ich alle eure sehnlichsten Wünsche erfüllen, so müßte<br />

ich Tag und Nacht über meinen Zauberbüchern sitzen!" Nach kurzem Schweigen fuhr die<br />

Stimme fort: „Wenn du ein Herz willst, so mußt du es dir verdienen!"<br />

„Wie?"<br />

„Packe Bastinda und sperr sie in einen steinernen Kerker. Dann bekommst du das größte<br />

und gütigste Herz in Goodwins Land, ein Herz, das ,vor Liebe übergehen wird", knurrte<br />

das Ungeheuer.

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