der zauberer der smaragdenstadt
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andini BIB.<br />
Der Feige Löwe hatte inzwischen seine Fesseln durchgebissen und sich in einer Ecke des<br />
Käfigs hingekauert. Als er Bastinda erblickte, begannen seine gelben Augen böse zu<br />
funkeln.<br />
,Wie schade, daß ich noch keinen Mut hab. Wie würde ich den Tod des Scheuchs und des<br />
Eisernen Holzfällers an <strong>der</strong> alten Hexe rächen!` dachte er und duckte sich zum Sprung.<br />
Die Alte trat durch die kleine Tür in den Käfig.<br />
„Du, Löwe, hör mal", murmelte sie mit zahnlosem Mund, „du bist jetzt mein Gefangener!<br />
Ich werde dich an den Festtagen vor meinen Wagen spannen, damit die Zwinkerer sagen:<br />
,Ei, ei, seht, wie mächtig unsere Herrscherin Bastinda ist. Sogar den Löwen hat sie sich<br />
unterworfen!`<br />
Während Bastinda so schwatzte, sperrte <strong>der</strong> Löwe seinen Rachen auf, sträubte die Mähne<br />
und warf sich ihr entgegen.<br />
„Jetzt freß ich dich!" brüllte er.<br />
Er verfehlte Bastinda nur um ein Haar. Entsetzt stürzte die Hexe aus dem Käfig und schlug<br />
die Tür hinter sich zu. Keuchend vor Schreck schrie sie durch das Gitter:<br />
„Verfluchtes Biest! Du sollst mich noch kennenlernen! Du wirst vor Hunger krepieren,<br />
wenn du dich nicht einspannen läßt!"<br />
„Ich werde dich fressen", brüllte <strong>der</strong> Löwe und warf sich mit aller Wucht gegen das Gitter.<br />
Die Alte trippelte fluchend dem Schloß zu .<br />
. . . Es folgten lange, schwere Tage <strong>der</strong> Sklaverei. Von früh bis spät arbeitete Elli in <strong>der</strong><br />
Küche, wo sie <strong>der</strong> Köchin Fregosa half. Die gute Zwinkerin bemühte sich, das Los des<br />
Mädchens zu erleichtern. Bei je<strong>der</strong> Gelegenheit verrichtete sie statt ihrer die schwersten<br />
Arbeiten. Bastinda aber paßte scharf auf und bestrafte Fregosa jedesmal für ihre Güte.<br />
Die kleine Elli wurde von <strong>der</strong> Hexe schrecklich behandelt. Oft drohte Bastinch dem<br />
Mädchen mit dem schmutzigen lila Schirm, den sie immer in <strong>der</strong> Hand hielt. Elli wußte<br />
nicht, daß die Zauberin es nicht wagen würde, sie zu schlagen, und ihr Herz verkrampfte<br />
sich jedesmal, wenn diese ihren Schirm erhob.<br />
Jeden Tag trat die Alte vor den Käfig und fragte den Löwen mit kreischen<strong>der</strong> Stimme:<br />
„Wirst du dich einspannen lassen?"<br />
„Ich werd dich fressen!" erwi<strong>der</strong>te dieser dann und warf sich fauchend gegen das Gitter.<br />
Bastinda gab dem Löwen vom ersten Tag an nichts zu essen. Doch dieser starb nicht vor<br />
Hunger, son<strong>der</strong>n blieb stark und gesund.<br />
Finsternis und Wasser waren <strong>der</strong> alten Bastinda ein Greuel. Kaum brach die Dunkelheit<br />
herein, so zog sich die Hexe in das entlegenste Gemach ihres Schlosses zurück, schob die<br />
mächtigen eisernen Riegel vor die Tür und ließ sich bis zum späten Vormittag nicht<br />
blicken. Elli hatte aber keine Angst vor <strong>der</strong> Dunkelheit. Sie nahm jeden Abend aus dem<br />
Küchenschrank alles Eßbare, das dort zurückblieb