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Neue Wege <strong>und</strong> beispielhafte Instrumente?39Social Entrepreneurship-<strong>Finanzierung</strong>als Vorbild?Klara KletzkaLeiterin des Dialogmuseums Frankfurt„Dialog im Dunkeln“ ist eine denkbar einfache Ausstellungsidee:In völlig abgedunkelten Räumen führenblinde Menschen das Publikum in kleinen Gruppendurch eine Ausstellung. „Dialog im Dunkeln“möchte es behinderten Menschen ermöglichen, weltweitihre Kompetenzen <strong>und</strong> nicht ihre Defizite zu zeigen.Wenn Sie ins Dunkle gehen, erleben Sie den blindenMenschen als Experten. In diesem Rollentauschsteckt die Kraft des Ansatzes.Seit vielen Jahren tourt dieses Projekt durch dieLande. Das Dialogmuseum ist der Versuch, diese Ausstellungsideein ein tragfähiges Unternehmenskonzeptzu bringen. Ohne eine öffentliche <strong>Finanzierung</strong>sollen möglichst dauerhaft Arbeitsplätze für behinderteMenschen geschaffen werden. Denn wir sind eigentlichein Integrationsunternehmen. Das ist auchder Gr<strong>und</strong>, warum wir eher dem Bereich „Soziales“ alsdem Bereich „<strong>Kultur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Kreativwirtschaft</strong>“ zugeordnetwerden. 70 Prozent meiner Mitarbeiter – 50 sindes insgesamt – sind behindert, <strong>und</strong> die meisten davonsind blind.Wir wissen inzwischen, wie die Ausstellung wirkt.Wir wissen auch, was sie bei unseren Mitarbeitern bewirkt.Aber wir wussten noch nicht, ob sie als Unternehmentragfähig ist. Mich freut es besonders, hier inFrankfurt zu sprechen, weil das Projekt tatsächlichhier vor 22 Jahren entwickelt wurde, von Dr. AndreasHeinecke. Zwischenzeitlich wurde er von der SchwabFo<strong>und</strong>ation zum Word Economic Forum eingeladen,um dort im kleinen Rahmen <strong>Workshop</strong>s im Dunkelnzu präsentieren. 2005 wurde er von Ashoka zum„Social Entrepreneur“ des Jahres gekürt. Das alles warsehr hilfreich, um das Dialogmuseum in Frankfurtals permanente Ausstellung aufzubauen.Ich persönlich bin seit 20 Jahren Partnerin, sowohlbei der Dialogue Social Enterprise GmbH alsauch bei Ashoka. Die Dialogue Social EnterpriseGmbH, unter der Leitung von Andreas Heinecke, vertreibtinzwischen weltweit das Konzept „Dialog imDunkeln“ im Lizenzverfahren. Das heißt, wir bietenunser Know-how in Lizenz an. Das wird zunehmendwahrgenommen <strong>und</strong> ist sehr erfolgreich. Zurzeit ha-Klara Kletzkaben wir Ausstellungen in Hongkong, in Singapur <strong>und</strong>Dauerausstellungen in Tel Aviv, in Mailand, in Hamburg<strong>und</strong> in Frankfurt.Das hat insbesondere auch das Fellowship, diePartnerschaft, bei Ashoka möglich gemacht. Ashokaist eine internationale Organisation zur Förderungvon Social Entrepreneurs. Nicht die Projekte, sonderndie Menschen, die dahinter stehen, stehen im Vordergr<strong>und</strong>.Dreijährige Stipendien ermöglichen ihnen,Projekte aufzubauen. Uns hat Ashoka <strong>und</strong> derenNetzwerk damals sehr geholfen, Türen zu öffnen,auch zu BonVenture, einem Fonds speziell zur Unterstützungsozialer <strong>und</strong> ökologischer Projekte.Hier in Frankfurt haben wir versucht, eine Dauerausstellungzu etablieren. Es hat ca. vier Jahre gedauert,bis wir die <strong>Finanzierung</strong> zusammenhatten. Zu70 Prozent waren es Mittel aus der Ausgleichsabgabe,die Unternehmen ab einer bestimmten Größe zahlenmüssen, wenn sie zu wenige schwerbehinderte Menschenbeschäftigen. Diese Mittel konnten wir akquirieren,weil wir nachweislich viele Stellen für behinderteMenschen einrichten. Die restlichen 30 Prozentaufzubringen war das größte Problem. Keine der Banken,die heute hier vertreten sind, hat uns wirklich dieTüren geöffnet, obwohl unser Modell – zumindest alstemporäre Ausstellung – durchaus auf dem Markt erprobtwar. Und gäbe es nicht BonVenture, hätten wirbis heute kein Museum. 380 000 Besucher hättennicht diese einmalige Erfahrung von „Dialog im Dunkeln“gemacht. Wir hätten nicht ca. 30 größtenteilssehbehinderte Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter, fürdie sonst kaum eine Chance bestand.