IV - CCA Monatsblatt
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Serie<br />
B. B - C mit dem Meridian, also der Nordrichtung bildet. Nun fährt man so fort,<br />
in dem man von den Endpunkten B und C einen weiteren Markierungspunkt<br />
D im Süden anpeilt, wobei B - C die neue Grundlinie darstellt. So erhält man<br />
durch das weitere Anpeilen von Punkten in der Landschaft eine Kette von<br />
Dreiecken, die sich in unserem Fall immer weiter nach Süden erstrecken und<br />
die Grundlage für genaue Entfernungsmessungen im Gelände in Kilometern<br />
und Metern bilden.<br />
Im Oktober 1737 beginnen die Expeditionsteilnehmer mit der Vermessung der<br />
Dreiecke. Sie beschließen, sich in drei Gruppen aufzuteilen, um ihre Ergebnisse<br />
gegenseitig überprüfen zu können. Jean Godin de Ordonais ist mit dem<br />
Techniker der Forscher für die Errichtung der Markierungspunkte im Gelände<br />
zuständig, wenn sich nicht vorhandene Punkte wie Kirchturmspitzen oder<br />
markante Erhebungen in der Landschaft zum Anpeilen anbieten. Louis Godin<br />
und der Spanier Jorge Juan de Santacilla bilden die eine Vermessungsgruppe<br />
sowie La Condamine, Bouguer und Antonio de Ulloa die andere. In den ersten<br />
Wochen kommen sie gut voran, das Wetter ist einigermaßen freundlich und die<br />
Gegend zunächst noch bewohnt, so dass sie in den Landhäusern der Umgebung<br />
Unterkunft finden und ihnen verlässliche Diener gestellt werden. Dies ändert<br />
sich aber mit der zunehmenden Entfernung von Quito. Bald müssen sie bei<br />
den errichteten Markierungspunkten in Zelten nächtigen, die Landschaft wird<br />
immer unwirtlicher und auf die örtlich angeheuerten Helfer ist wenig Verlass.<br />
Nicht nur, dass diese sich bei jeder sich anbietenden Gelegenheit aus dem Staube<br />
machen, sie nehmen dann auch alles mit, was nicht niet und nagelfest ist. Nur<br />
die wissenschaftlichen Geräte fassen sie nicht an, da sie diesen einen magischen<br />
Wert beimessen. Die physischen Anforderungen an die Wissenschaftler sind<br />
sehr hoch, aber trotz Krankheit, Einsamkeit und ständigem Verdruss erreichen<br />
sie mit ihren Dreiecken die Stadt Cuenca, etwa 300 km südlich von Quito. Sie<br />
beschließen, sich dort von den Strapazen der Vermessung ein wenig zu erholen,<br />
mieten sich ein Haus und leben dort eine Zeit lang alle zusammen.<br />
Der tragische Tod eines Expeditionsmitgliedes<br />
Cuenca hat etwa 20 000 Einwohner und obwohl sie die zweitgrößte Stadt der<br />
Audencia ist, ist sie wegen schlechter Straßenverhältnisse und minimalem<br />
Handel mit anderen Städten eine der Abgeschiedensten im Land. So wickelt<br />
sich das Zusammenleben der Bevölkerung in der Stadt, in der vor allem Indianer<br />
und Mestizen, einige Kreolen, in Südamerika geborenen Spanier, und wenige<br />
spanische Verwaltungsbeamte wohnen, in eigenartigen Bahnen ab, man ist<br />
extrem klatschsüchtig, man verspürt eine Abneigung gegen jede Art von Arbeit<br />
und der Pöbel ist noch roh und bösartig. So kommt es auch hier, wie schon in<br />
Quito, zu einer feindseligen Einstellung der Einwohner von Cuenca gegenüber<br />
den Franzosen und latent ist die Abneigung der Bevölkerung gegen die spanische<br />
Verwaltung. Da die Bürger von Cuenca die Vermessungsarbeiten nicht verstehen,<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 4/2010<br />
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