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IV - CCA Monatsblatt

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Serie<br />

Wie komme ich eigentlich dazu, über das Bundesland Bayern zu schreiben?<br />

Ich bin zwar in Wolfratshausen, 30 Kilometer südlich von München, also in<br />

Bilderbuchbayern geboren, aber damit hört mein Bayrischtum auch schon<br />

wieder auf. Von meiner Abstammung her nordostdeutsch, habe ich Bayrisch<br />

(„boarisch“) als ungefähr vierte oder fünfte Fremdsprache gelernt, und das auch<br />

nur, um mich über eingefleischte Bayern lustig zu machen. In Bolivien habe ich<br />

mindestens ein halbes Dutzend Nationalparks besucht, in Bayern noch keinen<br />

einzigen (es gibt zwei, den Nationalpark Bayerischer Wald, den ältesten in<br />

Deutschland, und den Nationalpark Berchtesgaden). Und schließlich, wie mein<br />

Schwager, ein wesentlich echterer Bayer als ich, einmal angemerkt hat: „Wenn<br />

a Katz in da Hundehüttn jungt, is imma no a Katz!“ Andererseits ist Bayern<br />

traditionell auch ein Einwanderer- und Multikultiland, von daher bin ich gar<br />

kein so untypischer Bayer.<br />

In der Wahrnehmung im Ausland wird Deutschland oft mit Bayern gleichgesetzt,<br />

streng genommen sogar nur mit einem kleinen Teil des Bundeslandes<br />

„Freistaat Bayern“, nämlich dem Regierungsbezirk Oberbayern. Deutschland<br />

= Lederhosen + Bier, so lautet die ebenso einfache wie falsche folkloristische<br />

Gleichung. Das ist insofern witzig, als Bayern einen eher weniger typischen Teil<br />

Deutschlands darstellt, allein schon historisch. Im Gegensatz zum größten Teil<br />

des heutigen deutschen Staatsgebietes kamen Altbayern und Schwaben unter<br />

die Herrschaft des römischen Reiches, was man heute noch an den manchmal<br />

frappierend italienischen Gesichtszügen mancher Bayern sehen kann.<br />

Das Bayernbild, nicht nur im Ausland, ist wohl stärker als bei jeder anderen<br />

deutschen Region von Klischees geprägt. Zeit also, mit Vorurteilen aufzuräumen,<br />

oder, wo das nicht möglich ist, sie zumindest etwas zeitgemäßer zu gestalten.<br />

Klischee 1: „Bayern ist streng katholisch!“<br />

Stimmt, zumindest teilweise. Altbayern ist in der Tat (im Gegensatz zu Franken)<br />

von der römisch-katholischen Kirche geprägt, was sich vielerlei Brauchtum<br />

wie z.B. Fronleichnamprozessionen zeigt. Allerdings geht, wie überall in<br />

Deutschland, der Einfluss der Kirche immer weiter zurück. Die Zeiten, als der<br />

Pfarrer von der Kanzel aus Wahlempfehlungen gab (und dabei auch gehört<br />

wurde), sind vorbei.<br />

Klischee 2: „In Bayern tragen die Leute Lederhosen und Dirndl!“<br />

Leider viel zu selten. Denn bei den richtigen Personen sieht ein Dirndl oder eine<br />

Lederhose schon fesch aus. Außer zu folkloristischen und festlichen Anlässen wie<br />

Hochzeiten werden diese Kleidungsstücke aber nur noch selten aus den Schrank<br />

geräumt. Und glauben Sie bloß nicht, dass das, was Sie auf dem Oktoberfest<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2010<br />

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