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16 quadrat 06 / 2011 � gesundheit Charité adé! EIN UNGEWÖHNLICHES INTERVIEW MIT EINEM UNGEWÖHNLICHEN MENSCHEN: PROF. DR. GUIDO SCHUMACHER Der Empfang ist überaus freundlich, besser gesagt, warmherzig. Der Mann steht mitten im Leben. Er weiß, was er will. Groß, sym- pathische Ausstrahlung, Arzt aus Leidenschaft, wie sich noch herausstellen wird. Familienvater mit drei Kindern und begeisterter aktiver Fußballer. Es entsteht der Eindruck, dass sein Tag mehr als 24 Stunden hat. Nach dem Abitur studiert Guido Schumacher, der aus einer Ärztefamilie stammt, an der Universität Florenz und schließt dort mit der „Ärztlichen Vorprüfung“ ab. Fließendes Italienisch gab´s gratis dazu. Zurück in Deutschland befasst er sich am Charité Campus Virchow Klinikum der Humboldt Universität Berlin mit Forschungsarbeiten im Bereich der Tumorimmunologie. „Schumi“, wie er von seinem Professor genannt wird, ist bald Assistenzarzt in der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie. Nach der Promotion im Jahre 1996 geht er für zwei Jahre nach Amerika in die größte Krebsklinik der Welt, an der University of Texas zur Forschungsausbildung als Visitierender Wissenschaftler in der Abteilung für „Thoracic and and Cardiovascular Surgery“, M.D. Anderson Cancer Center, Leiter: Dr. Jack A. Roth, der einer der renommiertesten Wissenschaftler im Bereich der Gentherapie bei Tumoren ist. Dann, nach der Forschungsarbeit, arbeitet Dr. Schumacher wieder an der Berliner Charité, treibt seine Karriere voran und bekommt im Februar 2010 den Titel des Professors verliehen. Seit 2009 ist er Chefarzt an der Klinik für Chirur- gie des Städtischen Klinikums Braunschweig. „Ich arbeite hier am Aufbau der Klinik mit neuen Struk- FOTOS: PRIVAT, BERND SCHWARZ
turen und neuen OP-Techniken. Zum Beispiel die Vernetzung mit anderen Abteilungen und niedergelassenen Ärzten sowie Kliniken aus Goslar, Bad Harzburg, Wolfenbüttel, Peine und Helmstedt ist mir sehr wichtig, damit die bestmögliche Behandlung für die Patienten gesichert werden kann“, sagt Prof. Dr. Schumacher und erklärt den Aufbau des Cancer Centers (Krebs-Zentrums) in Braunschweig. Es handelt sich um ein Kompetenzzentrum, welches Patienten mit bösartigen Tumoren in der Ganzheit der Möglichkeiten behandelt. Spezialisten der beteiligten Kliniken, (Chirurgen, Onkologen, Gastroenterologen, Strahlentherapeuten, Radiologen und Pathologen) beraten einmal pro Woche individuell über die bestmögliche Behandlung ihrer Patienten, die häufig aus einer Kombination aus Operation und Chemotherapie mit oder ohne Bestrahlung besteht. Teil des Cancer Centers sind die so genannten Organzentren wie das Darmzentrum oder das Brustzentrum, die die Qualität der Untersuchungen und Behandlung sowie die Nachsorge sicherstellen. Solch ein Cancer Center lässt sich auf Grund der komplexen und vielseitigen Strukturen nur an sehr großen Krankenhäusern verwirklichen. Die chirurgische Klinik des Städtischen Klinikums Braunschweig gehört zu den größten Kliniken Norddeutschlands und ist somit prädestiniert dafür. „Das gesamte Spektrum der Allgemeinchirurgie wie Entfernung der Gallenblase und des Blind- darms sowie Operationen an der Schilddrüse, bei Leisten- und Bauchwandbrüchen wird sehr häufig operiert. Zum Beispiel entfernt unsere Klinik die meisten Gallenblasen von Niedersachsen. Tag und Nacht an allen Wochentagen stehen wir mit unserem Team für Notfälle bereit. Diese umfassen Darmverschluss, Durchbrüche des Magens oder Darms, Verletzungen durch spitze oder stumpfe Gegenstände sowie Verkehrsunfälle mit Weichteilbeteiligung wie Leber, Milz et cetera. So genannte Polytraumen werden häufig in enger Kooperation mit den Unfallchirurgen versorgt“, führt er weiter aus. Eine enge Kooperation besteht mit weiteren Kliniken. Insbesondere fortgeschrittene gynäkologische Tumorleiden mit Beteiligung von Darm, Leber, Milz oder anderen Organen des Bauchraumes werden gemeinsam mit den Frauenärzten regelmäßig operiert. Ein wichtiger Schwerpunkt der Versorgung ist die Krebschirurgie des Bauchraumes. Besonders häu- fig werden Krebserkrankungen des Darms, der Speiseröhre, des Magens, der Leber, der Bauchspeicheldrüse, der Gallenwege, aber auch der Nebennieren ebenso wie Weichteiltumore (Sarkome) operiert. Die laparoskopische Chirurgie (Schlüssellochchirurgie) ist ein weiterer Schwerpunkt der Klinik. Insbesondere Gallenblasen, Blinddarmentzündung, Darmentzündungen (Divertikulitis, gesundheit � quadrat 06 / 2011 17 M. Crohn, Colitis ulcerosa) sowie Leisten- und Narbenbrüche, aber auch Darmkrebs werden mit dieser den Patienten am wenigsten belastenden Methode operiert. „Um die Vielzahl an medizinischen Neuerungen stets aktuell in unsere Klinik einzubringen, ist für jedes Organ ein Ober- oder Facharzt beauftragt, das medizinische Wissen auf dem neuesten Stand zu halten. So können wir trotz des breiten Operationsspektrums das Niveau sehr hoch halten“, so der Mediziner. Er liebt und lebt seinen Beruf, das merkt man, sonst hätte er nicht noch die Energie für seine diversen Tätigkeiten wie zum Beispiel regelmäßige Teilnahme an der chirurgischen Hauptvorlesung der Charité, als Prüfer für Staatsexamina an der Charité und der Medizinischen Hochschule Hannover sowie in der Betreuung von Doktoranden als Doktorvater mit experimentellen und klinischen Themen oder die Vorlesungen zur Viszeralchirurgie an der Burdenko Akademie in Voronezh, Russland, deren Ehrendoktor er ist. Nach all diesen Informationen mag man ihn gar nicht zu seiner Freizeit befragen. Doch auch hier überrascht der Arzt aus Leidenschaft mit Bodenständigkeit: „Fußball mit meinen Kumpels, das entspannt!“ (bs)
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