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porträt senioren - Herzlich Willkommen bei Quadrat

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den Fürsten von Bernburg, zumindest als Ideengeber.<br />

Der Adelige gründete 1758 eine Stuterei,<br />

die, da wenig profitabel, im Jahr 1787 in eine Meierei<br />

umgewandelt wurde. Die Entwicklung des Käses<br />

wird dem Verwalterehepaar Sommer aus der<br />

Schweiz zugeschrieben.<br />

Frühere Erwähnungen sprechen schon im 16.<br />

Jahrhundert von einem „blauen Käse“, womit vermutlich<br />

der blaue Schimmel gemeint war, der heute<br />

als Weißschimmel den Harzer Käse ziert. Viele<br />

Familien in Immenrode stellten den Käse zum eigenen<br />

Verbrauch her, zum Teil wurde er im Nebenerwerb<br />

produziert und von den Kiepenfrauen in bis<br />

zu 20 Kilometer entfernte Orte zum Verkauf gebracht.<br />

Aus 100 Litern Magermilch entstand ein<br />

Kilo Sauermilchkäse, der mit den Händen zu kleineren<br />

Käsestücken geformt wurde. In den 70er<br />

Jahren stellte die letzte Käsebäckerei in Immenrode<br />

ihre Produktion ein. Längst hat die Harzer<br />

Spezialität ihr Image als Arme-Leute-Brotbelag<br />

verloren. In einer an gesundheitsbewusster Ernährung<br />

orientierten Gesellschaft gilt der Harzer Käse<br />

als „Schlankfood“. Mit seinem verschwindend geringen<br />

Fettanteil von zwei Prozent und einem hohen<br />

Eiweißgehalt passt der Harzer zum Zeitgeist.<br />

Und mehr als 40 Jahre nach Schließung der letzten<br />

Käserei gibt es in Immenrode erste erfolgreiche<br />

Versuche, die Tradition des Käsebackens wieder<br />

aufleben zu lassen. Die Bürgergemeinschaft<br />

Immenrode e.V. hatte schon 2007 die Idee, die<br />

erste Umsetzung erfolgte nach ausführlichen Recherchen<br />

im Oktober 2010. Einige Mitglieder<br />

kramten in ihren Erinnerungen, altgediente Käsebäcker<br />

brachten ihre Erfahrungen ein und das seit<br />

mindestens drei Generationen überlieferte Rezept<br />

wurde <strong>bei</strong> mehreren Treffen ausprobiert.<br />

Die Zutatenliste zur Herstellung des Harzer Käses<br />

ist überschaubar: Sauermilchquark, Salz, nach<br />

Geschmack Kümmel und Reifungssalz. Für die<br />

Mitglieder der „Käsetruppe“ sind andere Faktoren<br />

entscheidend, die jedoch nicht preisgegeben werden.<br />

Mathias Gröne, Vorsitzender der Bürgergemeinschaft,<br />

spricht von „verschiedenen Einfluss-<br />

Sauermilchquark vor der Verar<strong>bei</strong>tung zum<br />

Harzer Käse<br />

größen, die sich auf die Konsistenz und den Geschmack<br />

des Käses auswirken“. Von Bedeutung,<br />

so Gröne, seien das Mischungsverhältnis, die Temperatur<br />

<strong>bei</strong> der Reifung sowie die Lagerung. Die<br />

Reifezeit beträgt etwa zwei bis drei Wochen. In<br />

Immenrode wurde nach zehn Tagen der erste<br />

selbstgemachte Harzer Käse verköstigt. Mathias<br />

Gröne: „Der ausgezeichnete Geschmack unseres<br />

Käses übertrifft um Längen das, was wir uns zu<br />

Beginn dieser Aktion als Ergebnis erhofft hatten.“<br />

Die Geschichte der alten ortstypischen Tradition<br />

des Käsebackens wird <strong>bei</strong>m Dorfjubiläum dargestellt<br />

und dokumentiert.<br />

JUBILÄUM MIT DORFMEILE UM DIE KIRCHE<br />

Die Immenröder Kirche St. Cosmas und Damian<br />

ist in Teilen das älteste Bauwerk des Ortes. Der<br />

Turm mit romanischen Säulen in den Schalllöchern<br />

stammt aus dem 13. Jahrhundert. Die einschiffige<br />

Hallenkirche wurde 1580 errichtet. In<br />

den Jahren 1756 und 1894 erfolgten Erweiterungen<br />

und Umbauten. Zum Dorfjubiläum zeigen Sta-<br />

zurück geblickt � quadrat 06 / 2011 39<br />

tionen rund um das Gotteshaus Kirchen- und<br />

Menschengeschichte(n). Auch der alte Kirchturm<br />

und das Kirchenschiff laden zum Besuch ein.<br />

Im Umfeld der Immenröder Kirche werden am<br />

Samstag, dem 11. Juli im Rahmen einer Dorfmeile<br />

vielfältige Aktionen zur Geschichte des Dorfes<br />

präsentiert. Altes und neues Handwerk sowie historische<br />

Landmaschinen werden vorgestellt. Die<br />

Heimatpflege und der Ar<strong>bei</strong>tskreis Döhrener Bergbau<br />

und Geschichte stellen ihre Ar<strong>bei</strong>t vor. Korbflechten,<br />

Weidenpfeifen schnitzen, Seile flechten<br />

oder Sensen dengeln, Wurstdosen verschließen<br />

oder Gerste rösten sind heute eher vergessene Tätigkeiten<br />

aus dem Alltagsleben unserer Vorfahren.<br />

Beim Dorfjubiläum wird die alte Zeit wieder lebendig.<br />

Mit da<strong>bei</strong> sind auch die Ortsvereine, die Feuerwehr<br />

und das DRK.<br />

Die Feierlichkeiten zum 925-jährigen Jubiläum<br />

vom 10. bis 13. Juni sind eingebettet in das traditionelle<br />

Schützenfest mit einem großen Festumzug<br />

am Pfingstsonntag. (uju)

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