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Ausgabe 11/2013 Wirtschaftsnachrichten Donauraum

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frage nach Top-Talenten trotz aller wirtschaftlichenTurbulenzen im Steigen. Zwar seien sichdie Unternehmen ihres Bedarfs an Fachkräftenbewusst. Die Umsetzung der Personalplanungerweise sich dennoch als mangelhaft.ParadigmenwechselDen Unternehmen wird die Bedeutung vonTalenten zunehmend klar, jedoch sind sie traditionellvon kurzfristigen Kennzahlen gesteuert.Jene Firmen, die sich auf eine Zeitnach einer Krise einstellen können und sichdurch ihre Personalpolitik keine Wachstumschancenverbauen, werden langfristig Erfolgeernten. Zudem gilt es, eine Transparenzbei den eigenen Mitarbeitern zu erhalten undMöglichkeiten zu finden, Top-Talente langfristigzu binden, wozu ein systematischerPlanungsprozess erforderlich istWährend trotz der Wirtschaftskrise derzeiteine um zwölf Prozent steigende Nachfragenach Top-Talenten zu verzeichnen ist, prognostiziertdie Untersuchung in den kommendendrei bis fünf Jahren einen drastischenTalentemangel. Besonders in den BereichenIT/Engineering und Verkauf sei mit einemum rund 70 Prozent höheren Bedarf zu rechnen.Angesichts einer sich zuspitzenden demografischenEntwicklung würden die Engpässefolglich sogar auf über 80 Prozentwachsen. Davon sei Europa im weltweitenVergleich am stärksten betroffen.Die Bedeutung einer strategischen Personalplanungwird der Analyse zufolge mit 81Prozent zwar vom überwiegenden Großteilder Unternehmen hoch eingeschätzt. Um fürden langfristigen Gesamterfolg der Unternehmenzufriedenstellende Ergebnisse zu erzielen,werde die Personalplanung jedoch zuunstrukturiert durchgeführt. Nur 35 Prozentseien mit ihren Anpassungen zufrieden. DerTalentemangel äußere sich bei mehr als einemDrittel der Unternehmen derart stark,dass Änderungen an der Unternehmensstrategievorgenommen werden müssten. In denJahren nach der Krise werde der Stellenwertvon strategischer und kontinuierlicher Personalplanungdaher noch deutlich steigen.Schwinden Österreichs Hoffnungen?50Angesichts diverser Studien, die immerwieder darauf verweisen, dass bei unsausländische Spitzenkräfte nach wievor ihr Geld als Reinigungskräfte oder Taxifahrerverdienen, kann man davon ausgehen,dass Österreich im „War for talents“ zu denfriedlichsten Nationen der Welt gehört. Die<strong>Wirtschaftsnachrichten</strong> führten ein Interviewmit Olga Kostoula, Spezialistin für interkulturelleBeratung.n Wie sieht es Ihrer Ansicht nach mit derOffenheit der Österreicher gegenüberAusländern bzw. ausländischen Arbeitskräftenaus?In vielen Bereichen herrscht hier sicherlichgroße Offenheit. Bei bestimmten Dingen istdas nicht so, und zwar dort, wo es um denZugang von gesellschaftlichen Ressourcenwie Bildung und Arbeitsplätze geht. Das istaber nicht etwas typisch Österreichisches,sondern das findet man wahrscheinlich in jederGesellschaft.n Stößt das Konzept der Integration alsoan Grenzen?Integration ist ein theoretisches Konzept, daszu wenig definiert wird. Man weiß eigentlichzu wenig, was Integration ist und wie sie ambesten erfolgt. In der Praxis wird das Stichworthäufig verwendet, um Erwartungen an anderezu übertragen. Das gilt sowohl für Menschenmit Migrationshintergrund als auch für Angehörigeder Mehrheitsgesellschaft. Ab demPunkt, wo man aber eigene Vorstellungen ohneKommunikation überträgt, entfernt man sichvon dem, was Integration eigentlich heißensollte. Von vielen Migranten wird das Wort Integrationals Assimilation wahrgenommen undauch verwendet.n Glauben Sie, dass sich die Hoffnungenjener Leute aus der Wirtschaft undder Politik erfüllen werden, die sichFachkräfte aus dem Ausland erhoffen?WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN <strong>11</strong>/<strong>2013</strong>Die Arbeitsmigration ist im Vergleich zu Veränderungenin anderen Bereichen wie demHandel und den Finanzen wenig gestiegen.Die meisten Experten sprechen von geringenund kurzfristigen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt.Das, womit wir uns künftig nochmehr auseinandersetzen müssten, sind jeneillegalen oder halblegalen Phänomene, welchedie Migration begleiten. Es geht um dieGrauzonen am Arbeitsmarkt, wovon beispielsweiseauch der so wichtige Pflegebereichund Paketdienste betroffen sind. Undes sieht fast so aus, als wären das nicht bloßeinige Ausnahmen, sondern als würde sichdies im Zuge der Globalisierung als Systeman sich etablieren. Es entsteht ein wachsenderBedarf an flexiblen Arbeitsleistungen.Einige davon sind viele Menschen in denwohlhabenden Ländern nicht bereit zu erbringen.Ein weiteres Phänomen ist das sogenannte„Brain Waste“. Damit werden dienegativen Effekte beschrieben, die aus demnicht qualifikationsadäquaten Einsatz vonMigranten resultieren. Wenn beispielsweiseeine ausgebildete Ärztin als Pflegehelferinarbeitet. Auf der anderen Seite ist ihr Verständnisder Aufgaben breiter angelegt, alses in der Stellenbeschreibung steht. Vielleichterfüllen sich auf diese Art die Wünschenach Fachkräften, wenn auch auf ungesteuerteArt und Weise.n Haben sich von der Wirtschaft besondersbegehrte Fachkräfte auch zu integrieren,oder sollten bei diesen TalentenAusnahmen gemacht werden?Ich glaube, dass es nicht nur nicht schadet,die Sprache des Gastgeberlandes zu erlernen,sondern dass dadurch auch Zugang zu einemgroßen Erfahrungsschatz und interessantenBegegnungen geschaffen wird. Ich habemeine Zweifel an diesem Konzept der Talente,die bloß dasitzen und sich die schönstenund besten Plätze aussuchen können. DieAbwanderung geschieht meistens aus einerMag. Olga Kostoula, Expertin für interkulturelleZusammenarbeit in Unternehmensorganisationen.Foto: Kostoulagroßen Unzufriedenheit und nicht aus einerPosition der Sättigung heraus.n Welche Möglichkeit sehen Sie, damitkünftig genug Fachkräfte in Österreichzur Verfügung stehen?Neben der Suche nach Arbeitskräften ausdem Ausland wird auch eine defensive Strategienotwendig sein, um auch die Abwanderungvon gut ausgebildeten Inländern bzw.die Verschiebung von Arbeitspräferenzen inbestimmten Bereichen zu verhindern. Wirwissen, dass Talente dann gehen, wenn siesich nicht entfalten können. Das gilt für Jobbesetzungen,aber auch für die Bindungsbereitschaftvon Organisationen und Arbeitskräften.Die Bedeutung von nicht monetärenParametern, wie z.B. Handlungsautonomieoder -spielraum, steigt. Eine Handlungsoptionwäre, diese Parameter in der Gestaltungvon Arbeitsaufgaben gezielt zu berücksichtigen.Ü

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