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Ausgabe 11/2013 Wirtschaftsnachrichten Donauraum

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Univ.-Prof. Dr. Christian Keuschnigg, Chef des IHS, deponierte an die Koalitionsverhandlerfür die kommende Regierung einen Katalog von„sechs Prioritäten“, wobei das „Einhalten des Pfads zum Schuldenabbau“für ihn an oberster Stelle steht, gefolgt von einer Einkommenssteuer-Reform,um die Steuerquote zu senken. Foto: APA/Roland SchlagerDie Reform sollte grundsätzlich aufkommensneutral sein, denn miteiner Absenkung der Staatsquote könnte der Finanzierungspielraumwesentlich größer werden. Es gilt jedoch, die Frage der richtigen Steuerstrukturvon der Frage nach dem Umfang der Staatstätigkeit zu trennen“,appelliert Keuschnigg an die Verhandler der Staatsfinanzen.Bildungspolitik: Stillstand bei Bildungsreformkostet die ZukunftDie derzeit rund 300.000 Analphabeten in Österreich sind nur dieSpitze des Eisbergs unserer hochentwickelten Industrienation. „Bildungist das entscheidende Sprungbrett für mehr Lebenschancen“,appelliert der scheidenden Caritaspräsident Franz Küberl an die Koalitionsverhandlerder derzeitigen Regierungsparteien. Immerhin beruhtunser Wohlstand auf gut ausgebildeten Fachkräften, hochspezialisiertemKnow-how, Qualitätsprodukten und einem traditionellgut etablierten Dienstleistungssektor.Der evidente Zusammenhang von Bildung und gesellschaftlichenTeilhabe- bzw. Entwicklungsmöglichkeiten und Armutsgefährdungist an den vom Unterrichtsministerium veröffentlichten Zahlen deutlicherkennbar: Während 21 Prozent der Pflichtschulabsolventen armutsgefährdetsind, sind es nur neun Prozent der Personen mit Matura.In Armut leben österreichweit neun Prozent der Personen mitPflichtschulabschluss, bei jenen mit Matura sind es hingegen nur dreiProzent.Bildungsarmut wird in Österreich vererbt: Nur 26 Prozent der 25-bis 34-Jährigen schaffen einen höheren Bildungsabschluss als ihreEltern, 59 Prozent einen gleichwertigen, 14 Prozent einen niedrigeren.Während aus bildungsfernen Schichten nur 16 Prozent der Kindernach der Volksschule in ein Gymnasium wechseln, sind es beiKindern von Akademikern 69 Prozent. Demnach haben beinahe einViertel (22 Prozent) der Kinder aus bildungsfernen Elternhäusernkeinen oder maximal nur einen Pflichtschulabschluss – bei Kindernaus bildungsnahen Familien sind es fünf Prozent.So ist es kein Wunder, dass Österreich beim PISA-Test 25 ProzentProblemschülerinnen und -schüler aufweist – Südkorea hat im Vergleichdazu sieben Prozent. Für sozialen Sprengstoff sorgen allerdingsdie 75.000 Jugendlichen im Alter von 16 bis 25 Jahren ohneSchulabschluss, ohne Beruf und ohne Arbeit. Ein guter Teil dieserjungen Leute wird nämlich zu frühen Sozialfällen. Jeder dieser Fällekostet den Staat bis zu 450.000 Euro an entgangenen Steuern, Sozialhilfe,Kosten für Gerichte, Gefängnisse und einiges mehr.„Uns fehlt einfach der ,Biss‘ bei der Bildung“, meint Bernd Schilcher,„so wie ihn die Eltern, Lehrer und Schüler in den PISA-Siegerländernan den Tag legen, in Shanghai, Singapur, Korea, Vietnam, Finnland„Wir Österreicher sind Weltmeister der Mittelmäßigkeit, denn unserUnterricht ist in der Regel auf Durchschnitt zugeschnitten. Es werdenalle Schüler über einen Kamm geschoren, statt jeden einzeln nach seinenInteressen und Fähigkeiten zu unterrichten und zu beurteilen“,prangert Univ.-Prof. Dr. Bernd Schilcher das heimische Schulsystem an.Foto: APA/Barbra Gindloder Schweden. Das überzeugte und überzeugende ,Yes, we can‘ indiesen Ländern steht unserer zögerlich bis resignierenden Einstellungin Österreich diametral entgegen.“Die bislang letzte PISA-Studie hat in der heimischen Bildungspolitikfür ein mittleres Erdbeben gesorgt: Österreich stürzte beim Schwerpunkt„Lesen“ auf den viertletzten Platz ab. „Dass in Österreich 28Prozent der 15-Jährigen nicht sinnerfassend lesen können und damitweitgehend bildungsunfähig sind, ist schon schlimm genug. Nochdramatischer wird das Ergebnis bei Jugendlichen aus bildungsfernenFamilien. Besitzt der Vater einen akademischen Abschluss, so erreichtsein Sohn im Durchschnitt 520 PISA-Punkte beim Lesen. Ist der VaterMaturant, sinkt die Punktezahl des Sprösslings bereits auf 483.Hat der Vater einen Lehrabschluss, erzielt der Sohn nur noch 455Punkte, und ist er gar nur ein Arbeitnehmer mit bloßer Pflichtschulausbildung,erreicht sein Nachwuchs überhaupt nur noch 399 Punkte.121 Punkte beträgt also die Schichten-Spreizung – und das ist gewaltigund traurig“, sagt der Bildungsexperte und ehemalige LandesschulratspräsidentSchilcher.Nur 20 Prozent der Kinder aus der niedrigsten sozialen und kulturellenSchicht gehören bei uns zur Gruppe der besten Leserinnen. InShanghai sind es 75 Prozent und im OECD Durchschnitt immerhinnoch 31 Prozent. Schlechter als wir sind nur noch Russland und Argentinien.Pensionsreform: Die Lebenserwartung steigt,das Pensionsantrittsalter bleibt gleichDas im internationalen Vergleich besonders niedrige Pensionsantrittsalterin Österreich (bei ASVG Versicherten, Bauern und Gewerbetreibendenliegt es bei 58,2 Jahren, bei Bundesbeamten bei 60,6Jahren) sowie der Anteil derjenigen, die mit einer Invaliditätspensionvorzeitig in den Ruhestand treten, ist mit einem Drittel sehr hochund eine Kostenquelle, was durch Pensionsausgaben und Zuschüsseden Staatshaushalt belastet. Konkret soll der Bundesbeitrag von heuer2,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) bis 2025 auf 3,7 Prozentansteigen.Die jüngsten Pensionsreformen zeigen zwar laut Bericht der Pensionskommissionder Regierung Wirkung und dämmen die Kosten inden nächsten Jahren ein. Ab Mitte der 2020er Jahre klafft aber wiederein tiefes Loch im Pensionssystem, und da das tatsächliche Pensionsantrittsaltervon derzeit 58,4 Jahren längerfristig langsamer alsvorgesehen steigt, nämlich auf 61 Jahre bis 2060, und sich das wirtschaftlicheUmfeld verschlechtert, müssen sich die Jungen trotz steigenderKosten auf immer niedrigere Pensionen gefasst machen.„Waren wir in den 1970er Jahren noch 43 Jahre erwerbstätig und 34WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN <strong>11</strong>/<strong>2013</strong> 9

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