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Bedrohte Sprachen

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<strong>Bedrohte</strong> <strong>Sprachen</strong>____________________________________________________________________________________________________auf zahllosen öffentlichen Versammlungen, Konzerten und in Interviews für eineAnerkennung der masirischen Kultur und Sprache eingesetzt.Im Frühjahr 2001 protestierten erneut tausende Kabylen öffentlich gegen diesystematische Arabisierung und die Leugnung der masirischen Identität Algeriens. Mitmassiver Gewalt gingen Sicherheitskräfte daraufhin gegen Demonstranten vor undtöteten 126 Masiren. Bis heute wurde keiner der Täter vor Gericht zur Rechenschaftgezogen.Zwar wurde nach den öffentlichen Protesten die masirische Sprache am 10. April 2002zur „nationalen Sprache“ Algeriens erklärt. Doch die von den Kabylen geforderteEinführung des Masirischen als Amtssprache neben dem Arabischen wurde abgelehnt.Mehrfach betonten algerische Staatschefs in den vergangenen Jahren, dass Masirisch„niemals offizielle Sprache werden könne“. Die Masiren sehen sich als Opfer einesEthnozides, das heißt der gezielten Zerstörung ihrer Sprache und Kultur. Tatsächlichversuchen die algerischen Behörden, systematisch jedes nicht staatlich kontrollierteEngagement für die Erhaltung der masirischen <strong>Sprachen</strong> zu unterbinden. So untersagtensie per Gerichtsurteil die Tagung des 5. „Weltkongresses der Masiren“ (Conseil MondialAmazigh, CMA) in der Kabylei im Juli 2008. Am 3. August 2009 verhafteten sie in TiziOuzou, der Hauptstadt der Kabylei, den Präsidenten des „Weltkongresses der Masiren“und acht weitere führende Repräsentanten der international bedeutendstenOrganisation der Masiren.Öffentliche Proteste von rund 3.000 Studenten in der Stadt Béjaia im Januar 2009sowie von Demonstranten in Tizi Ouzou anlässlich des berberischen Neujahrsfestes imJanuar 2010 wurden blutig von der Polizei niedergeschlagen. Vergeblich forderten dieDemonstranten eine offizielle Anerkennung des Neujahrsfestes der Masiren. Die„Bewegung für eine Autonomie der Kabylei“(Mouvement pour l’Autonomie de laKabylie, MAK), die unter anderem auch mehr <strong>Sprachen</strong>rechte und kulturelle Rechte fürdie Masiren fordert, wird systematisch daran gehindert, öffentliche Veranstaltungen inder Kabylei zu organisieren. In den staatlichen Medien wurde eine Hetzkampagnegegen führende Repräsentanten der MAK begonnen und die Bewegung als „Israel–freundlich“ diffamiert. In einem arabischen Land wie Algerien ist dies einschwerwiegender Vorwurf, der die Selbstvertretung der Masiren gesellschaftlichisolieren sollte.Bislang ist Algeriens Führung nicht dazu bereit, ihre Politik der Arabisierung aufzugebenund das Masirische als gleichberechtigte Sprache gegenüber dem Arabischenanzuerkennen. Die von vielen Kabylen geforderte breitere Autonomie der Kabylei wirdvon der Regierung kategorisch abgelehnt und als Separatismus verteufelt. Dabei könnteeine Autonomie dieser bedeutendsten masirischen Region des Landes einenentscheidenden Beitrag zur Sicherung kultureller und sprachlicher Rechte der Masiren inAlgerien leisten.15

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