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Bedrohte Sprachen

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<strong>Bedrohte</strong> <strong>Sprachen</strong>____________________________________________________________________________________________________7. Mittel- und Südamerika7.1 AwetíStaat - BrasilienVolk - AwetíSprache - AwetíAngehörige - 165Sprecher - 165Sprachfamilie - TupiSchriftsprache - heute jaGefährdungsgrad - gefährdetAwetí ist eine vom Aussterben bedrohteSprache Brasiliens, die von dengleichnamigen Awetí gesprochen wird. Siewird gleich von zwei anderen <strong>Sprachen</strong>bedroht. Kinder lernen in der SchulePortugiesisch, die Amtssprache Brasiliens.Darüber hinaus übernehmen immer mehrErwachsene eine andere indigene Spracheder Region, Kamayurá.Heute gibt es noch ca. 165 Awetí in drei Dörfern desbrasilianischen Bundesstaates Mato Grosso. Da sienicht mehr so isoliert leben wie das früher der Fallwar, sind ihre Kultur und ihre Sprache diversenäußeren Einflüssen ausgesetzt. Dies verstärkte sichAnfang der 1960er Jahre, als das Volk der Awetínahezu ausgestorben war. Nur noch wenigeMitglieder zählte damals ihr einziges Dorf am RioXingú. Mittlerweile ist die Einwohnerzahl wiedergestiegen und glücklicherweise wurde auch dieSprache bewahrt. Bis heute ist sie innerhalb derGemeinschaft Alltagssprache.Der immer häufiger vorkommende Kontakt zur Nationalgesellschaft macht aber„neugierig“ auf die Welt außerhalb des Parque Indígena do Alto Xingú und wecktBegehrlichkeiten nach westlichen Gütern und erhöht den Bedarf an medizinischerVersorgung. Neue Mobilitätsmöglichkeiten wie motorbetriebene Boote fördern zwarden Austausch mit anderen indigenen Völkern, tragen aber auch dazu bei, dass beidiesen Begegnungen die eigene Sprache nicht mehr benutzt wird.Da das Awetí aber als sehr speziell und einzigartig gilt, ist es zum Ziel vonSprachforschern geworden. Zwischen 2001 und 2005 gab es das „Awetí LanguageDocumentation Project“ an der Freien Universität Berlin, das die Sprache erforschte unddokumentierte. Es wurde u.a. eine Orthographie erstellt und an einer ersten Fibelmitgearbeitet, die im Unterricht der beiden neu gegründeten Dorfschulen benutzt wird.Somit müssen die Kinder nicht in die nächste Stadt, wo sie nur eine reinportugiesischsprachige Schule besuchen könnten.Die Überlebenschancen sind dank der steigenden Bevölkerungszahl der Awetí und desForschungsprojekts, das nun an der Universität Frankfurt/Main weitergeführt wird,durchaus gegeben. Allerdings ändert sich der soziale und ökonomische Kontext imXingú-Gebiet zusehends, der Kontakt zur Nationalgesellschaft nimmt stark zu. Einentscheidendes Kriterium wird deshalb sein, ob die eigenen Schulen den Betriebaufrecht erhalten können und sich die Awetí über die Besonderheit ihrer eigenen Kulturbewusst sind und sie sie aktiv schützen wollen. Denn Projekte von außerhalb könnendie Sprache zwar erforschen und dokumentieren, gesprochen werden muss sie aber vonden Menschen selbst.90

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