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Bedrohte Sprachen

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<strong>Bedrohte</strong> <strong>Sprachen</strong>____________________________________________________________________________________________________nacktes Überleben kümmern. Auch sind sie durch Bodenreform, die Ausbeutung derRohstoffe auf ihrem angestammten Land, Armut, Alkoholismus und Perspektivlosigkeitso massiv gefährdet, dass ihre <strong>Sprachen</strong> oft gleichfalls vom Untergang bedroht sind. Inder Russischen Föderation werden heute rund 130 <strong>Sprachen</strong> gesprochen. Alleine inKasachstan, einem der Nachfolgestaaten der Sowjetunion, sind es 100 verschiedene<strong>Sprachen</strong>. Genau wie weltweit gelten auch in Russland diejenigen <strong>Sprachen</strong> alsbesonders gefährdet, die von weniger als 1.000 Sprechern gesprochen werden. Einigesollen im Folgenden vorgestellt werden.KetischStaat - RusslandVolk - KetenSprache - KetischAngehörige - 1.494Sprecher - unter 200Sprachfamilie - Jenisseische SprachfamilieSchriftsprache - jaGefährdungsgrad - ernsthaft gefährdetKetisch ist mit weniger als 200 Sprechern stark gefährdet. Die Sprache wird nur noch inwenigen Dörfern im oberen Jenissej-Tal in Zentralsibirien gesprochen. Die Grammatikder Sprache ist die komplexeste, die jemals von Linguisten dokumentiert wurde. Es gibtsogar Studien, die belegen, dass Ketisch mit Navajo, einer Sprache der Ureinwohner derVereinigten Staaten, verwandt sein könnte. Durch diese Sprache könntenAnthropologen die Theorie der Migration unserer Vorfahren von Asien nachNordamerika nachweisen. Die Tatsache, dass Ketisch so weit im Landesinnern vonRussland gesprochen wird oder wurde, könnte zudem zeigen, dass diese Migration einegrößere geographische Ausdehnung hatte, als bislang angenommen.Ketisch gehört zu den Jenisseischen <strong>Sprachen</strong>, einer kleinen Sprachfamilie in Sibirien, diemit anderen sibirischen <strong>Sprachen</strong> zur Familie der paläosibirischen <strong>Sprachen</strong>zusammengefasst werden. Diese bildet allerdings keine genetische Einheit, sondern nureine Gruppe altsibirischer Restsprachen, die schon vor dem Eindringen uralischer,türkischer und tungusischer Ethnien dort gesprochen wurden.Das Jenisseische besteht heute nur noch aus der Ketischen Sprache mit 200 Sprechernim mittleren Jenissei-Tal im Turuchansk-Distrikt des Gebietes Krasnojarsk. Das naheverwandte Jugische (Yugh, Jug, Sym-Ketisch) ist bereits völlig ausgestorben: 1991 wirdvon zwei bis drei älteren 'Halbsprechern' in einer ethnischen Gruppe von etwa 15Personen berichtet, in den 1970er Jahren starb der letzte kompetente Sprecher desJugischen. Die übrigen <strong>Sprachen</strong> der Jenissei-Familie - Kottisch, Arinisch, Assanisch undPumpokolisch - wurden weiter südlich vom heutigen Ketischen gesprochen undverschwanden im 19. Jahrhundert. Ihre Ethnien assimilierten sich an die turkischenChakassen, die tungusischen Ewenken oder die Russen. Wegen seiner bekanntengenetischen Verwandten sollte man das Ketische nicht als isolierte Sprache betrachten,selbst wenn es heute der einzige Vertreter seiner Familie ist.46

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