literaturdas Auge die Spur des Pfades im langen Gras ausma<strong>ch</strong>en.Jahrhunderte lang haben die S<strong>ch</strong>afe das Grasvon Carpet kurzgehalten, die Pfade ausgetreten. Jetztwä<strong>ch</strong>st alles ein, weil die S<strong>ch</strong>afe von den Bürokratendiffamiert worden sind, und wenn eines Tages aus derGreina ein Reservat gema<strong>ch</strong>t wird, wird es offizielleWege geben. Verboten werden diejenigen auf denenüber Generationen die S<strong>ch</strong>afe, die Hirten und derenHunde gegangen sind.Reservate werden inszeniert um das s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Gewissenzu beruhigen. Sie bedeuten das Ende von Hirten undJägern, von Herde und Hund. Das Ende der Pfade. DenTod der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten. Es bleiben die Wasser, die Felsen,die Steine, die Steilhänge. Begeisterten Touristen ausgeliefert.Übersetzung: Christina Tuor-KurthHardy Ruoss: NAIRS – an einem kühlen HerbstabendDie Lär<strong>ch</strong>en draussen standen gelb, orange und ocker inder späten Na<strong>ch</strong>mittagssonne. Drinnen, im Haus am Innin der s<strong>ch</strong>attigen S<strong>ch</strong>lu<strong>ch</strong>t, war es bereits kühl, ja kalt.Und fast ein wenig ungemütli<strong>ch</strong>. I<strong>ch</strong> rieb mir die Hände.Beim Eingang hatte si<strong>ch</strong> eine Frau mit einem Bu<strong>ch</strong> niedergelassen.I<strong>ch</strong> war überras<strong>ch</strong>t: Kein Feuer im Cheminée,dafür die warme Luft aus einem Heizstrahler<strong>ch</strong>en aufdie Lesende geri<strong>ch</strong>tet. Die Frau war tief versunken inein Bu<strong>ch</strong>, alles andere war Nebensa<strong>ch</strong>e.In der Kü<strong>ch</strong>e standen Männer und Frauen um einenTis<strong>ch</strong> herum. Sie waren beim Rüsten, ganz friedli<strong>ch</strong>,denn es ging ums Essen. Und sie redeten in fremdenZungen. Sehr babylonis<strong>ch</strong> kam mir die Szene vor, dabeiverstanden sie si<strong>ch</strong> und la<strong>ch</strong>ten. Denn sie lebten hier inNAIRS ni<strong>ch</strong>t vom Brot allein, wie i<strong>ch</strong> bald sehen sollte,sie lebten von ihrer Kunst. Das hatten sie gemeinsam,und das verband sie über Länder und Kulturen hinweg.(Und später verstand i<strong>ch</strong>: Sie leben für ihre Kunst.)In den Ausstellungsräumen begegnete i<strong>ch</strong> ihnen dannwieder. Hier redeten sie wiederum in anderen Spra<strong>ch</strong>en:In ihren Installationen und Objekten, in ihren Bildernund Fotografien. Das also war NAIRS: Leben und Kunstauf engstem Raum nebeneinander und ganz selbstverständli<strong>ch</strong>miteinander in diesen Gängen und Räumen,Zimmern und Sälen eines herbstli<strong>ch</strong> kühlen Hauses,das andere Zeiten gesehen hat.Am Abend s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> die Begegnung mit der feinen,wunderbaren Engadiner Di<strong>ch</strong>terin Leta Semadeni undeinem neugierig-klugen Publikum, das ganz aufges<strong>ch</strong>lossenwar für alle Poesie, die bald den Raum füllteund wärmte. Und die Herzen erhitzte, während es draussenNa<strong>ch</strong>t geworden war. Klare, kalte Herbstna<strong>ch</strong>t.Drinnen aber blieb es warm, bis si<strong>ch</strong> Gastgeberin undGastgeber, Künstlerinnen und Künstler, die Di<strong>ch</strong>terinund das Publikum voneinander verabs<strong>ch</strong>iedeten. Unddiese Wärme hatte ni<strong>ch</strong>ts mit dem Elektroofen zutun, dessen Wattleistung zwar eindrückli<strong>ch</strong> war, dessenBeitrag zum Gelingen des stimmigen, e<strong>ch</strong>orei<strong>ch</strong>enAbends aber ni<strong>ch</strong>t weiter von Belang ist.29
litteraturaPoesia da <strong>ch</strong>adaföKü<strong>ch</strong>engedi<strong>ch</strong>tBe la pits<strong>ch</strong>n’odurd’üna taja cots<strong>ch</strong>naE tü est quaCulla culur da <strong>ch</strong>anellaaint ils <strong>ch</strong>avels la nattasül misun e’l pes<strong>ch</strong>aint in manLa <strong>ch</strong>adafö s<strong>ch</strong>loppa da la vapurSur l’ur da la padella ouranoudanil pes<strong>ch</strong> e la tajadaventIl prüm plat dvainta üna poesia:Dal cumüntanter vulcans cuverts da naive gods sulvadisingio <strong>ch</strong>a’ls tucansstrus<strong>ch</strong>an lur picals greivsün cunter l’oterEin winziger Geru<strong>ch</strong>von roter S<strong>ch</strong>oteund du bist daMit der Zimtfarbeim Haar der Narbeam Kinn dem Fis<strong>ch</strong>in der HandDer Dampf sprengt die Kü<strong>ch</strong>eÜber dem Pfannenrands<strong>ch</strong>wimmender Fis<strong>ch</strong> und die S<strong>ch</strong>otedavonDie Vorspeise wird ein Gedi<strong>ch</strong>t:Über das Dorfzwis<strong>ch</strong>en s<strong>ch</strong>neebedeckten Vulkanenund wilden Wäldernwo Tukaneihre s<strong>ch</strong>weren S<strong>ch</strong>näbelaneinander reibenLeta Semadeni30
- Seite 1 und 2: 2007·2008
- Seite 4 und 5: editorialAdüna ün lö misteriusSc
- Seite 6: von Scuol und der Destination Engad
- Seite 10 und 11: nairs - Purtret cuortNAIRS, chasa d
- Seite 12 und 13: 11themen 2007 | 2008
- Seite 14: architektur… Es genügt nicht, vo
- Seite 17 und 18: architekturIm Prinzip ist alles ein
- Seite 19 und 20: leivischem | federleicht18
- Seite 21 und 22: transit basel20
- Seite 23 und 24: transit basel‚dock: aktuelle Kuns
- Seite 25 und 26: Discussiuns in stüvas engiadinaisa
- Seite 27 und 28: litteraturaSent, NAIRS, Greina:scri
- Seite 29: litteraturavegl nas ella cua ed ida
- Seite 33 und 34: JOHANNA ALTHERR | ZÜRICHThis Way,
- Seite 35: LEO BACHMANN | ZÜRICH‚Büvetta a
- Seite 39 und 40: HEIKO BLANKENSTEIN | BERLINstagefri
- Seite 41 und 42: JOHANNES BURR | BERLIN‚Eben der d
- Seite 43 und 44: MARIE DRÉA | MITTELBERGHEIM42
- Seite 45 und 46: ANNA-LYDIA FLORIN | ZÜRICH44
- Seite 47 und 48: SIMONE FUCHS | BASELDie Natur, dere
- Seite 49 und 50: DANIEL GLASER UND MAGDALENA KUNZ |
- Seite 51 und 52: JULIAN GRÜNTHAL | BIELEFELD‚Endl
- Seite 53 und 54: ANDREAS HELBLING | ZÜRICH52
- Seite 55 und 56: ROBERT HOLYHEAD | LONDONUntitled (y
- Seite 57 und 58: SARA HUBRICH | LONDON | KÖLNSur il
- Seite 59 und 60: BRITTA HUTTENLOCHER | AMSTERDAM58
- Seite 61 und 62: CHRISTIAN INDERMÜHLE | BERNVon der
- Seite 63: SONJA KRETZ | AARAUGlückspilz 2008
- Seite 67 und 68: Sarah Kreuter ed Urs Lehmann (Unkra
- Seite 69 und 70: SWANTJE LICHTENSTEIN | KÖLNwirbel.
- Seite 71 und 72: FERNANDO NIÑO-SÁNCHEZ | BERLINOhn
- Seite 73 und 74: Das Gesicht ist ein Spalt des Abgru
- Seite 75 und 76: MARION RITZMANN | BASEL74
- Seite 77 und 78: CORINNE RUSCH | WIENit is not a bea
- Seite 79 und 80: JUDITH RUTISHAUSER | ZÜRICHIn Land
- Seite 81:
ELENA RUTMAN | ZÜRICHtransit, film
- Seite 84 und 85:
83< Spiegel, 2008, Graphit auf Papi
- Seite 86:
Wie ein Parasit klebt sie an mir, e
- Seite 90:
ROSANNA TRAINA | LONDONFar left: Fo
- Seite 93 und 94:
SUSANNE-MARIE WRAGE | ZÜRICHKönig
- Seite 95 und 96:
ISABEL ZÜRCHER | BASELDer Tag fän
- Seite 98 und 99:
97biografien und künstler/Innen 20
- Seite 100 und 101:
2007 AiR, Stiftung NAIRS / 2006 Wer
- Seite 102 und 103:
Miami, USA. ,Abstract Painting’,
- Seite 104 und 105:
Biopop Urs Lehman, 1966, lebt und a
- Seite 106 und 107:
2008 Die Einweicher, über 50 Konze
- Seite 108 und 109:
107veranstaltungen 2007 | 2008
- Seite 110 und 111:
öffentliche veranstaltungen 2007|
- Seite 112 und 113:
öffentliche veranstaltungen 2007FI
- Seite 114 und 115:
öffentliche veranstaltungen 2008K
- Seite 116 und 117:
öffentliche veranstaltungen 2008Ch
- Seite 118 und 119:
Società da promotuors nairsSociet
- Seite 120 und 121:
INGRAZCHAMAINT | DANKHerzlichen Dan