2007·2008 - nairs.ch
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SWANTJE LICHTENSTEIN | KÖLNwirbel. stücke & vortex. worte1 [philia und neikos]sie wäs<strong>ch</strong>t die rüben auf seinem kopf und er wirft sie glei<strong>ch</strong>hinter ihr her, die gelben rüben, die roten randen, die grünenbohnen, über seinen kopf hinweg wirft er die hülsenund ihr wird ganz wirr von den fliegenden hüllen. do<strong>ch</strong> inihrer sphäre gibt es ni<strong>ch</strong>ts, was sie ni<strong>ch</strong>t gerne wäre. undsie versu<strong>ch</strong>t ihn ni<strong>ch</strong>t zu bremsen, sie lässt es aufwirbelnund es braust in ihrem s<strong>ch</strong>ädel s<strong>ch</strong>on wie in seinem, aberin seinem steckt sie ni<strong>ch</strong>t, neikos nickt ni<strong>ch</strong>t, er liegt ihrni<strong>ch</strong>t zu füßen, er streitet alles ab, die rüben, die randenund die bohnen, er war es ni<strong>ch</strong>t, er kann ni<strong>ch</strong>t verstehen,warum sie ni<strong>ch</strong>ts sagt, ni<strong>ch</strong>t einmal sagt, dass sie es ni<strong>ch</strong>twar, dass sie es ni<strong>ch</strong>t abstreitet, kein wört<strong>ch</strong>en, sagt sieund lä<strong>ch</strong>elt sanft, sie lä<strong>ch</strong>elt ihn an und die rüben kratzt sieaus dem blonden haar, die randen löst sie von den backen,die bohnen, s<strong>ch</strong>üttelt sie über die s<strong>ch</strong>ulter ab.2 [hintenherum]am hinterkopf klebt alles fest, am hinterkopf trennen si<strong>ch</strong>die wege, legt fest, wer den alten mann zuerst sah. dieplatte stehe hier, getreten vom getier, an den enden desmorgens, am anfang der nä<strong>ch</strong>te, die überdies an den krankenbetten, wa<strong>ch</strong>enden füßen, wie dem atem dienen, wenndu dann no<strong>ch</strong> drehst, di<strong>ch</strong> windest, wenn du kehrst an denmittelpunkt zurück, wirst du sehen, wie es herum geht,wie es si<strong>ch</strong> kehrt an den winkeln, wie es si<strong>ch</strong> wendet gegendas, was war und ist. wenn es sein wird, wird es di<strong>ch</strong> ablösenvon der oberflä<strong>ch</strong>e zu den gewinden, hinein in den abgrund,deine letzli<strong>ch</strong>en flä<strong>ch</strong>en, die an das ende der haarigenpelze rei<strong>ch</strong>en. von uns aus gibt es ni<strong>ch</strong>ts zu sehen.3 [a<strong>ch</strong>sendrehung]die drehung um die eigene a<strong>ch</strong>se wei<strong>ch</strong>t einer strömung,begriffli<strong>ch</strong> zu s<strong>ch</strong>ätzen, wer die ahnung gegenüber einemanderen ende si<strong>ch</strong> ausdenken mag, wer klagt, dass er hinundhergeworfen ward, hier, um die wendungen aller bewegungenaufzuzei<strong>ch</strong>nen, den anlass der aufzei<strong>ch</strong>nungenabzumalen, dann ni<strong>ch</strong>ts mehr zu denken, außer der berü-hung, dem sehen und der bewegung, im ni<strong>ch</strong>ts, das gemessenan den tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>keiten ni<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> einenspeziellen raum bekommen kann, die pilzige list der elementedur<strong>ch</strong>strömt dann zwar die lösungen, die vorlagen,ändert aber ni<strong>ch</strong>ts an der veränderung und dem we<strong>ch</strong>selder töne, der gesänge und der abarten, die wir vorfinden inden glaskästen, den gitternetzen und ohrensesseln. ni<strong>ch</strong>thier, nein natürli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, nur an allen andere ecken derwelt. wel<strong>ch</strong>e brennen im wirbel<strong>ch</strong>en.4 [we<strong>ch</strong>selhafte töne]die hand strei<strong>ch</strong>t zärtli<strong>ch</strong> über deine seite, über die hüfteund in der mitte deines körpers gibt es diesen kleinenknick, der s<strong>ch</strong>wingt mit den anderen teilen, den bekommstdu ni<strong>ch</strong>t still, er bewegt si<strong>ch</strong> immer weiter. sieh dem wegzu, den er begehen muss, den ton zu fangen, zu ri<strong>ch</strong>tenund anzuheben, zu geben in den raum, der ni<strong>ch</strong>t da warund von ihm geri<strong>ch</strong>tet, gefangen du, gehoben werden mussund gegeben. klang am geräus<strong>ch</strong> plusterst du di<strong>ch</strong> aufund lös<strong>ch</strong>st die ungebetenen tonlagen, die si<strong>ch</strong> dazwis<strong>ch</strong>enlegen in den spalt, der ton von ton trennt und dann gegenetwas anrennt.5 [im eigenen haus]sie winden si<strong>ch</strong> über das horn und stecken fest im kreis,der si<strong>ch</strong> dreht und dreht herauf oder herunter in eine runde,die am anfang beginnt und endet beim s<strong>ch</strong>leim der langsamkeit.zeig mir deinen s<strong>ch</strong>ritt, der den berg hinabläuftund i<strong>ch</strong> folge dir na<strong>ch</strong>. beruhige und berühre mi<strong>ch</strong> selbstin der verwunderung, die anhält, über den s<strong>ch</strong>lag, der di<strong>ch</strong>erzittern ließ und von deiner mutter holte, die starb beimversu<strong>ch</strong> auszulös<strong>ch</strong>en, was ni<strong>ch</strong>t begonnen hatte. tritt einens<strong>ch</strong>ritt zurück, sieh, was si<strong>ch</strong> verbarg davor und wasfolgt hieraus? denn die rindsköpfe ertrugst du lei<strong>ch</strong>t, dass<strong>ch</strong>neidende band deines weißen s<strong>ch</strong>uhs soglei<strong>ch</strong>. nur dieberührung ni<strong>ch</strong>t, die si<strong>ch</strong> wendet und dreht, die verwirrtdi<strong>ch</strong> sehr und du stirbst bei den blättern der ma<strong>ch</strong>t, bei dentagen des li<strong>ch</strong>ts, der kiefer hat si<strong>ch</strong> festgebissen.6 [kno<strong>ch</strong>enstück]es fiel rückwärts und der wirbel s<strong>ch</strong>ob si<strong>ch</strong> unter das wei<strong>ch</strong>egewebe, ni<strong>ch</strong>t regen, sonst wäre es zu spät für immer,all die jahre, den blick in den wolken, die hand am gespann68