Das neue Ausstellungsprojekt von Daniel Glaser undMagdalena Kunz ist eine komplexe verbale Geografie,die si<strong>ch</strong> vorwärtstastet, mit essentiellen, direktenFragen ohne Antworten, die als zufällig gehörte Konversationsfragmenteers<strong>ch</strong>einen. Aus der Unbe stimmtheitentsteht allmähli<strong>ch</strong> das Themenbild einer radikalenInfragestellung, wel<strong>ch</strong>e feste Ansi<strong>ch</strong>ten ins Wankenbringt. Jede Klarheit wird von den Künstlern relativiertund s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> ganz ausser Kraft gesetzt.In der Installation ,Drehbu<strong>ch</strong>’ kauert ein junger Mann,in Decken gehüllt, vor einem Heizkörper am Boden, si<strong>ch</strong>vor der nä<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Kälte s<strong>ch</strong>ützend. Die Szene ist inmedias res, etwas ist bereits ges<strong>ch</strong>ehen, die Vorges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>telässt si<strong>ch</strong> bloss erahnen. Wo bin i<strong>ch</strong>? Und werbist du? Was soll man tun? Die Radikalität der Fragen,die si<strong>ch</strong> der Junge stellt und wel<strong>ch</strong>en das Publikum ausgesetztist, bes<strong>ch</strong>reibt die Atmosphäre eines Monologs,der tastend forts<strong>ch</strong>reitet und einen Ausweg aus einerSituation der Isolierung und des Zwangs su<strong>ch</strong>t.Die Mögli<strong>ch</strong>keiten zu handeln und die Ges<strong>ch</strong>ehnissezu kontrollieren werden in Frage gestellt. Fragmenteund Reste einer s<strong>ch</strong>ematis<strong>ch</strong>en Biografie tau<strong>ch</strong>enauf. Diese Situation stellt eine für die Jugend typis<strong>ch</strong>eEnt deckungs- und Wissenslust dar, die Glaser/Kunzmit knappen und wirksamen Details aufzeigen. DieSzenerie ist von einer tiefen Melan<strong>ch</strong>olie, verstärktdur<strong>ch</strong> eine nä<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e, dämmrige Stimmung und vomGefühl der Flü<strong>ch</strong>tigkeit und Vorläufigkeit, wel<strong>ch</strong>e denProtagonisten umhüllt. Eine sehnsu<strong>ch</strong>tsvolle, abenteuerli<strong>ch</strong>eStimmung, die den Atmosphären von MarkTwains Romanen nahe kommt, dem Gefühl der unvermeidli<strong>ch</strong>enVerwirrung und dem S<strong>ch</strong>auder der frühenJugend, wel<strong>ch</strong>e alle Streifzüge seiner berühmtestenHelden, Tom Sawyer und Huckleberry Finn, im Gegenli<strong>ch</strong>tdur<strong>ch</strong>blicken lassen.Klar ist, dass für Glaser/Kunz die Hinwendung zumFragen als ein philosophis<strong>ch</strong>es Projekt verstandenwerden muss, das darauf hinzielt, das Publikum zu verblüffenund zum Na<strong>ch</strong>denken zu verführen. Es handeltsi<strong>ch</strong> um einen konzeptuellen Vorgang, wel<strong>ch</strong>er der antikenDialektik ähnelt, insbesondere der sokratis<strong>ch</strong>enMäeutik wo das s<strong>ch</strong>einbar harmlose Fragen si<strong>ch</strong> alss<strong>ch</strong>arfes konzeptuelles Werkzeug erweist, um dasSelbstverständnis des Befragten zu desavouieren, bisdie totale Leere dessen Überzeugungen als Ergebnisfals<strong>ch</strong>er kollektiver Meinungen blossgestellt wird.Glaser/Kunz erwecken ähnli<strong>ch</strong>e Zweifel beim Betra<strong>ch</strong>ter,der in ein immer engeres Gewebe von Befragungenverwickelt wird, wel<strong>ch</strong>es tief sitzende Si<strong>ch</strong>erheiten undEinsi<strong>ch</strong>ten zerstört. Die visuelle Stärke der Installationverfolgt den Zweck, den unerbittli<strong>ch</strong> starken Einflussder Fragen weiter zu verstärken und die Hörer in einenZweikampf zu verwickeln, in wel<strong>ch</strong>em das dur<strong>ch</strong> dieBeharrli<strong>ch</strong>keit der Fragen aufgezwungene Unbehagenunvermeidli<strong>ch</strong> ist.Wie in der antiken Mäeutik das ents<strong>ch</strong>eidende Ziel dieSu<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> einem e<strong>ch</strong>ten Bewusstsein war, stellen diebeiden Künstler Fragen um Fragen, die zuglei<strong>ch</strong> offenund detailliert sind und somit die Spezifität der privatenExistenz eines jeden Mens<strong>ch</strong>en berühren und anregen.Do<strong>ch</strong> es werden weder Antworten no<strong>ch</strong> Lösungen geboten,und genau darin liegt der Zündstoff der Kunstvon Daniel Glaser und Magdalena Kunz.Luigi Fassi (Auszug)‚Drehbu<strong>ch</strong>’, Mixed Media, Installationsansi<strong>ch</strong>tca. 200 x 300 x 180 cm, 200749
JULIAN GRÜNTHAL | BIELEFELD‚Endli<strong>ch</strong>’Kurzfilm, mini-DV, 10min50
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