05.12.2012 Aufrufe

Als PDF downloaden - Haufe.de

Als PDF downloaden - Haufe.de

Als PDF downloaden - Haufe.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Foto: Corporate Trust<br />

ProFirma 11 2010<br />

INTERVIEW<br />

„Die Schwachstelle ist <strong>de</strong>r Mensch“<br />

Christian Schaaf, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Münchener Sicherheitsberatung Corporate Trust,<br />

zu Know-how-Schutz, Mitarbeiterschulungen und Attacken von ausländischen Geheimdiensten.<br />

Herr Schaaf, <strong>de</strong>r Spionageschwerpunkt<br />

liegt bei <strong>de</strong>n forschungsintensiven Unternehmen.<br />

Können sich die übrigen Firmen<br />

in Sicherheit wiegen?<br />

Schaaf: Nein, <strong>de</strong>nn auch die Produktionsverfahren,<br />

Absatzwege, Preise, Margen<br />

o<strong>de</strong>r Personalinformationen sind für<br />

Angreifer interessant.<br />

Geht die größte Gefahr von Hightech-<br />

Attacken aus?<br />

Schaaf: Die größte Gefahr geht gar nicht<br />

von Hightech-Attacken aus, son<strong>de</strong>rn<br />

sie liegt schlicht in <strong>de</strong>r Schwachstelle<br />

Mensch. 70 Prozent <strong>de</strong>r Täter sitzen hinter<br />

<strong>de</strong>r Firewall und haben oft Vollzugriff<br />

auf alle sensiblen Daten.<br />

Was raten Sie für <strong>de</strong>n wirksamen Informationsschutz<br />

im Unternehmen?<br />

Schaaf: Für <strong>de</strong>n wirksamen Informationsschutz<br />

im Unternehmen ist ein<br />

ganzheitliches Sicherheitskonzept zu<br />

schaffen. Aus diesem Konzept können<br />

konkrete Handlungsanweisungen, Richtlinien<br />

und Verbote für <strong>de</strong>n einzelnen<br />

Mitarbeiter abgeleitet wer<strong>de</strong>n. Diese<br />

sollten <strong>de</strong>n Mitarbeitern bekannt gemacht<br />

wer<strong>de</strong>n und verbindlich sein. Mit<br />

<strong>de</strong>r Sensibilisierung von Mitarbeitern<br />

und natürlich auch klaren Vorgaben <strong>de</strong>s<br />

Managements lässt sich hier bereits viel<br />

erreichen. So sollten alle Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens ein „Awareness-Programm<br />

durchlaufen.<br />

Sollte man bei Einstellung eines chinesischen<br />

Praktikanten o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Kontakt<br />

mit einem chinesischen Wissenschaftler<br />

Vorsicht walten lassen?<br />

Schaaf: Je<strong>de</strong>r Mitarbeiter an einer sensiblen<br />

Position stellt einen gewissen Risikofaktor<br />

dar und sollte daher vor <strong>de</strong>r<br />

DAS GESPRÄCH FÜHRTE PATRIK VON GLASOW<br />

Einstellung entsprechend überprüft wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei ausländischen Mitarbeitern gilt<br />

dies beson<strong>de</strong>rs, weil man hier oftmals die<br />

vorgelegten Zeugnisse o<strong>de</strong>r gemachten<br />

Angaben wesentlich schwerer auf Richtigkeit<br />

überprüfen kann. Von China ist bekannt,<br />

dass von staatlicher Seite verstärkt<br />

Wirtschaftsspionage betrieben und dazu<br />

auch Einfl uss auf Landsleute im Ausland<br />

genommen wird, um an Informationen zu<br />

kommen. Daher sollte man bei Bewerbern<br />

aus China eine entsprechen<strong>de</strong> Vorsicht<br />

walten und einen Background-Check durch<br />

Sicherheitsspezialisten durchführen lassen.<br />

Sie können klären, ob die vorgelegten<br />

Zeugnisse echt sind, die Angaben zu Beschäftigungszeiten<br />

o<strong>de</strong>r Qualifi kationen<br />

stimmen o<strong>de</strong>r Beziehungen zu staatlichen<br />

Stellen bekannt sind.<br />

Raten Sie von einer Freundschaft mit<br />

einem chinesischen Mitarbeiter ab?<br />

Schaaf: Nein, natürlich nicht. Aber je<strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter sollte in Bezug auf Informationen<br />

über seine Arbeit zurückhaltend sein,<br />

auch gegenüber Kollegen, die nicht direkt<br />

in <strong>de</strong>m Bereich arbeiten. Unternehmen<br />

sollten bei <strong>de</strong>n Mitarbeitern ein Bewusst-<br />

sein schaffen, dass „Flurtratsch“ scha<strong>de</strong>n<br />

kann und sensible Informationen<br />

nicht unnötig an Kollegen weitergegeben<br />

wer<strong>de</strong>n sollten.<br />

Haben Sie weitere Vorschläge bezüglich<br />

<strong>de</strong>r Gefahr <strong>de</strong>s Informationsabfl usses<br />

nach China o<strong>de</strong>r für die Kooperation mit<br />

chinesischen Unternehmen?<br />

Schaaf: Im Vorfeld von Joint Ventures<br />

mit chinesischen Firmen sollte auf je<strong>de</strong>n<br />

Fall ein Background-Check durch Sicherheitsspezialisten<br />

zum Unternehmen und<br />

<strong>de</strong>n han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Personen durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n. Es sollte genau abgewogen<br />

wer<strong>de</strong>n, wie viele Informationen tatsächlich<br />

an <strong>de</strong>n Geschäftspartner transferiert<br />

wer<strong>de</strong>n müssen. Außer<strong>de</strong>m sollte<br />

das Unternehmen durch entsprechen<strong>de</strong><br />

Vorsichtsmaßnahmen die IT- und Telekommunikationssicherheitgewährleisten.<br />

Dazu zählen beispielsweise<br />

spezielle Reise-Laptops, die nur eine<br />

Minimalkonfi guration aufweisen und<br />

auf <strong>de</strong>nen möglichst keine vertraulichen<br />

Dokumente gespeichert sind, sowie<br />

Möglichkeiten für eine verschlüsselte<br />

Kommunikation.<br />

Was raten Sie, wenn man Opfer eines<br />

Angriffs aus China wird?<br />

Schaaf: Alle Vorfälle und Verdachtsmomente<br />

sollten auf je<strong>de</strong>n Fall umfassend<br />

aufgeklärt wer<strong>de</strong>n. Häufi g gehen auch<br />

frem<strong>de</strong> Nachrichtendienste über die<br />

Schwachstelle Mensch und haben einen<br />

internen Mitarbeiter „angezapft“.<br />

Bei konkreten Hinweisen o<strong>de</strong>r Verdacht<br />

auf einen nachrichtendienstlichen Angriff<br />

aus China sollte auf je<strong>de</strong>n Fall auch<br />

Kontakt mit einem Lan<strong>de</strong>samt o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />

Bun<strong>de</strong>samt für Verfassungsschutz aufgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

29

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!