05.12.2012 Aufrufe

Als PDF downloaden - Haufe.de

Als PDF downloaden - Haufe.de

Als PDF downloaden - Haufe.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Unternehmensführung – Kolumne<br />

Der Mittelstand lebt von Unternehmerpersönlichkeiten, und<br />

<strong>de</strong>r Chef ist von seiner Firma nicht wegzu<strong>de</strong>nken. Bei<strong>de</strong> sind<br />

sozusagen eins. Das macht <strong>de</strong>n Übergang zur nächsten Generation<br />

schwierig, <strong>de</strong>nn ein solcher Übergang hat immer etwas<br />

Krisenhaftes. Gelingt er, ist alles gut, misslingt er, kann das<br />

von Generationen aufgebaute Lebenswerk zerstört wer<strong>de</strong>n.<br />

Es ist menschlich verständlich, dass <strong>de</strong>r erfolgreiche Senior<br />

seinen Nachfolger genau nach seinem Bild schnitzen will.<br />

Aber Menschen passen nicht in Schablonen, und die Zeiten<br />

än<strong>de</strong>rn sich. An<strong>de</strong>re Zeiten brauchen an<strong>de</strong>re Unternehmerpersönlichkeiten.<br />

Der langjährige Personalchef eines traditionsreichen Unternehmens,<br />

mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Autor gelegentlich zu tun hatte, formulierte<br />

seinen Anspruch an Führungskräfte so: Er wolle nur<br />

Leute haben, in <strong>de</strong>ren Gesicht das Leben schon geschrieben<br />

habe. Glatte Gesichter mit glatten Lebensläufen – das war<br />

nicht sein Ding. Ein interessanter personalpolitischer Weg,<br />

weil er nüchtern einkalkuliert, dass Erfolge und Misserfolge<br />

eine Persönlichkeit gleichermaßen prägen und zu ihrer Reifung<br />

beitragen. Wem alles nur zufl og – sei es wegen <strong>de</strong>r eigenen<br />

Tüchtigkeit, sei es wegen <strong>de</strong>r familiären Unterstützung<br />

– <strong>de</strong>r kennt das Leben noch nicht. Deshalb ist es gut, wenn<br />

die Nachfolger auch mal etwas an<strong>de</strong>res gesehen haben als <strong>de</strong>n<br />

heimischen Hof und die familiären Strukturen.<br />

In <strong>de</strong>n Tagen <strong>de</strong>r Zünfte und <strong>de</strong>r königlichen o<strong>de</strong>r hanseatischen<br />

Kaufl eute schickte man <strong>de</strong>n jungen Mann (junge<br />

Frauen waren in diesem Weltbild noch nicht für qualifi zierte<br />

Berufe vorgesehen, höchstens als tüchtige Hausfrau und Mutter,<br />

die allerdings häufi g genauso wichtig war wie <strong>de</strong>r Chef)<br />

zu einem guten Meister o<strong>de</strong>r einem geschätzten Geschäftsfreund.<br />

Man kann das in <strong>de</strong>r Literatur zum Beispiel bei <strong>de</strong>n<br />

Bud<strong>de</strong>nbrooks von Thomas Mann auf wun<strong>de</strong>rbare Weise<br />

nachlesen – wenngleich mit unerfreulichem Ausgang. Der<br />

Quer<strong>de</strong>nker<br />

Martin Beck Der Unternehmensberater<br />

ist Großhan<strong>de</strong>lskaufmann, Diplom-<br />

Betriebswirt (FH) und Honorarprofessor<br />

an <strong>de</strong>r Hochschule Nürtingen.<br />

www.prof-beck.net<br />

Was Nachfolger mitbringen sollten<br />

Von Professor Martin Beck<br />

Auslandsaufenthalt war damals für Unternehmersöhne üblich,<br />

lange vor <strong>de</strong>m Einbruch <strong>de</strong>r Globalisierung in unsere<br />

kleine Welt. Die Walz, also die Wan<strong>de</strong>rreise nach Abschluss<br />

<strong>de</strong>r Handwerkslehre, war das ebenfalls. Nur wer sich bei einem<br />

frem<strong>de</strong>n Meister (o<strong>de</strong>r mehreren) bewährt hatte, war reif für<br />

die Übernahme <strong>de</strong>s väterlichen Betriebs o<strong>de</strong>r die Gründung<br />

eines eigenen Unternehmens.<br />

Bei<strong>de</strong> Traditionen, <strong>de</strong>r Aufenthalt in <strong>de</strong>r Frem<strong>de</strong> und die<br />

Walz, hatten einen nüchternen Hintergrund: Ein junger<br />

Mensch lernt beim eigenen Vater nicht so leicht und nicht<br />

so gut, wie er das bei einem frem<strong>de</strong>n, geachteten Lehrmeister<br />

kann. Sie sind sich entwe<strong>de</strong>r zu nah, o<strong>de</strong>r sie müssen ihre<br />

familiären Themen in <strong>de</strong>r Firma fortsetzen. Damit ist we<strong>de</strong>r<br />

etwas gegen <strong>de</strong>n Vater (und die Mutter) gesagt noch gegen<br />

Sohn o<strong>de</strong>r Tochter. Es ist einfach eine Alltagserfahrung. Da<br />

draußen, sozusagen in <strong>de</strong>r berufl ichen Wildnis, in <strong>de</strong>r es keinen<br />

familiären Schutz und keine Überbetreuung gibt, zeigt<br />

sich auch rasch, ob ein junger Mensch nur im Schutz von<br />

Mutters Schürze tüchtig sein kann, o<strong>de</strong>r ob er sich auch in<br />

einer neutralen o<strong>de</strong>r gar frem<strong>de</strong>n Welt zurechtfi n<strong>de</strong>t und<br />

sein Können zeigen kann. Das war vermutlich in <strong>de</strong>n alten<br />

Zeiten nicht immer nur lustig, und es gab wohl reichlich Gelegenheit,<br />

neben Erfolgen auch Misserfolge zu erleben. Aber<br />

wer das durchstand, <strong>de</strong>r hatte an Format gewonnen und war<br />

ausgebil<strong>de</strong>t für <strong>de</strong>n familiären Betrieb.<br />

Zurück zu unserer Ausgangsfrage: Der Nachfolger soll keine<br />

Kopie <strong>de</strong>s Vorgängers sein, son<strong>de</strong>rn ein neues Original, so wie<br />

auch <strong>de</strong>r Vorgänger einmal als junges Original begann und<br />

sich behaupten musste. Kopien sind blass. Originale haben<br />

kräftige Farben. Genau das braucht <strong>de</strong>r Betrieb. Und starke<br />

Väter sind stolz darauf, wenn ihre Kin<strong>de</strong>r eigene Wege fi n<strong>de</strong>n.<br />

Auch wenn das manchmal Geduld und Wartezeit erfor<strong>de</strong>rt:<br />

Es lohnt sich.<br />

36 ProFirma 11 2010

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!