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Unternehmensführung – Kolumne<br />
Der Mittelstand lebt von Unternehmerpersönlichkeiten, und<br />
<strong>de</strong>r Chef ist von seiner Firma nicht wegzu<strong>de</strong>nken. Bei<strong>de</strong> sind<br />
sozusagen eins. Das macht <strong>de</strong>n Übergang zur nächsten Generation<br />
schwierig, <strong>de</strong>nn ein solcher Übergang hat immer etwas<br />
Krisenhaftes. Gelingt er, ist alles gut, misslingt er, kann das<br />
von Generationen aufgebaute Lebenswerk zerstört wer<strong>de</strong>n.<br />
Es ist menschlich verständlich, dass <strong>de</strong>r erfolgreiche Senior<br />
seinen Nachfolger genau nach seinem Bild schnitzen will.<br />
Aber Menschen passen nicht in Schablonen, und die Zeiten<br />
än<strong>de</strong>rn sich. An<strong>de</strong>re Zeiten brauchen an<strong>de</strong>re Unternehmerpersönlichkeiten.<br />
Der langjährige Personalchef eines traditionsreichen Unternehmens,<br />
mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Autor gelegentlich zu tun hatte, formulierte<br />
seinen Anspruch an Führungskräfte so: Er wolle nur<br />
Leute haben, in <strong>de</strong>ren Gesicht das Leben schon geschrieben<br />
habe. Glatte Gesichter mit glatten Lebensläufen – das war<br />
nicht sein Ding. Ein interessanter personalpolitischer Weg,<br />
weil er nüchtern einkalkuliert, dass Erfolge und Misserfolge<br />
eine Persönlichkeit gleichermaßen prägen und zu ihrer Reifung<br />
beitragen. Wem alles nur zufl og – sei es wegen <strong>de</strong>r eigenen<br />
Tüchtigkeit, sei es wegen <strong>de</strong>r familiären Unterstützung<br />
– <strong>de</strong>r kennt das Leben noch nicht. Deshalb ist es gut, wenn<br />
die Nachfolger auch mal etwas an<strong>de</strong>res gesehen haben als <strong>de</strong>n<br />
heimischen Hof und die familiären Strukturen.<br />
In <strong>de</strong>n Tagen <strong>de</strong>r Zünfte und <strong>de</strong>r königlichen o<strong>de</strong>r hanseatischen<br />
Kaufl eute schickte man <strong>de</strong>n jungen Mann (junge<br />
Frauen waren in diesem Weltbild noch nicht für qualifi zierte<br />
Berufe vorgesehen, höchstens als tüchtige Hausfrau und Mutter,<br />
die allerdings häufi g genauso wichtig war wie <strong>de</strong>r Chef)<br />
zu einem guten Meister o<strong>de</strong>r einem geschätzten Geschäftsfreund.<br />
Man kann das in <strong>de</strong>r Literatur zum Beispiel bei <strong>de</strong>n<br />
Bud<strong>de</strong>nbrooks von Thomas Mann auf wun<strong>de</strong>rbare Weise<br />
nachlesen – wenngleich mit unerfreulichem Ausgang. Der<br />
Quer<strong>de</strong>nker<br />
Martin Beck Der Unternehmensberater<br />
ist Großhan<strong>de</strong>lskaufmann, Diplom-<br />
Betriebswirt (FH) und Honorarprofessor<br />
an <strong>de</strong>r Hochschule Nürtingen.<br />
www.prof-beck.net<br />
Was Nachfolger mitbringen sollten<br />
Von Professor Martin Beck<br />
Auslandsaufenthalt war damals für Unternehmersöhne üblich,<br />
lange vor <strong>de</strong>m Einbruch <strong>de</strong>r Globalisierung in unsere<br />
kleine Welt. Die Walz, also die Wan<strong>de</strong>rreise nach Abschluss<br />
<strong>de</strong>r Handwerkslehre, war das ebenfalls. Nur wer sich bei einem<br />
frem<strong>de</strong>n Meister (o<strong>de</strong>r mehreren) bewährt hatte, war reif für<br />
die Übernahme <strong>de</strong>s väterlichen Betriebs o<strong>de</strong>r die Gründung<br />
eines eigenen Unternehmens.<br />
Bei<strong>de</strong> Traditionen, <strong>de</strong>r Aufenthalt in <strong>de</strong>r Frem<strong>de</strong> und die<br />
Walz, hatten einen nüchternen Hintergrund: Ein junger<br />
Mensch lernt beim eigenen Vater nicht so leicht und nicht<br />
so gut, wie er das bei einem frem<strong>de</strong>n, geachteten Lehrmeister<br />
kann. Sie sind sich entwe<strong>de</strong>r zu nah, o<strong>de</strong>r sie müssen ihre<br />
familiären Themen in <strong>de</strong>r Firma fortsetzen. Damit ist we<strong>de</strong>r<br />
etwas gegen <strong>de</strong>n Vater (und die Mutter) gesagt noch gegen<br />
Sohn o<strong>de</strong>r Tochter. Es ist einfach eine Alltagserfahrung. Da<br />
draußen, sozusagen in <strong>de</strong>r berufl ichen Wildnis, in <strong>de</strong>r es keinen<br />
familiären Schutz und keine Überbetreuung gibt, zeigt<br />
sich auch rasch, ob ein junger Mensch nur im Schutz von<br />
Mutters Schürze tüchtig sein kann, o<strong>de</strong>r ob er sich auch in<br />
einer neutralen o<strong>de</strong>r gar frem<strong>de</strong>n Welt zurechtfi n<strong>de</strong>t und<br />
sein Können zeigen kann. Das war vermutlich in <strong>de</strong>n alten<br />
Zeiten nicht immer nur lustig, und es gab wohl reichlich Gelegenheit,<br />
neben Erfolgen auch Misserfolge zu erleben. Aber<br />
wer das durchstand, <strong>de</strong>r hatte an Format gewonnen und war<br />
ausgebil<strong>de</strong>t für <strong>de</strong>n familiären Betrieb.<br />
Zurück zu unserer Ausgangsfrage: Der Nachfolger soll keine<br />
Kopie <strong>de</strong>s Vorgängers sein, son<strong>de</strong>rn ein neues Original, so wie<br />
auch <strong>de</strong>r Vorgänger einmal als junges Original begann und<br />
sich behaupten musste. Kopien sind blass. Originale haben<br />
kräftige Farben. Genau das braucht <strong>de</strong>r Betrieb. Und starke<br />
Väter sind stolz darauf, wenn ihre Kin<strong>de</strong>r eigene Wege fi n<strong>de</strong>n.<br />
Auch wenn das manchmal Geduld und Wartezeit erfor<strong>de</strong>rt:<br />
Es lohnt sich.<br />
36 ProFirma 11 2010