30.07.2015 Aufrufe

Broschüre: Pflegesensible Arbeitszeitgestaltung - Familie - DGB

Broschüre: Pflegesensible Arbeitszeitgestaltung - Familie - DGB

Broschüre: Pflegesensible Arbeitszeitgestaltung - Familie - DGB

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Betriebliche Unterstützungsmaßnahmenzu Beginn der Pflege:Freistellungen:• Die „kurzfristige Arbeitsverhinderung“ nach dem Pfl egezeitgesetz,die bisher in den Betrieben zu wenig angewendetwird.• Möglichkeit einer tarifvertraglichen oder betrieblichenFreistellung, beispielsweise über Solidarfonds in den Arbeitgeber/innenund Beschäftigte einzahlen.• Als suboptimal werden Möglichkeiten der Inanspruchnahmebewertet, die von den Betroffenen selberfi nanziert werden, etwa ein Abbau von Zeitguthabenauf dem Arbeitszeitkonto, Urlaubstage, Sonderurlauboder Kurzsabbaticals. Die Frage der Finanzierbarkeitspielt zumindest für Beschäftigte mit einem geringenEinkommen eine Rolle.• Bereitstellung von Informationen,• Beratungsangebot (intern, extern) bekannt machen,• Betriebliche Ansprechpartner/in benennen,• Informationsmaterialien zusammenstellen (Verfahren undAnträge zu Pfl egestufen, Pfl egegeld, Ansprechpartner/innenund Adressen der regionalen Pfl egestruktur) und allenBeschäftigten leicht zugänglich machen,• Informationsveranstaltungen anbieten (z. B. in Kooperationmit Pfl egediensten, Krankenkassen, Wohlfahrtsverbänden),• Gesundheitsfürsorge, Anleitung zur Selbstsorge währendder Pfl ege.Im Pfl egealltag –Vereinbarkeit von Beruf und Pfl ege sicher stellenIn der zweiten, in der Regel mehrjährigen Pfl egephase oder imFall pfl egebedürftiger Kinder auch bei lebensbegleitender Dauerpflege hat sich die Pfl ege der betreuenden Personen und Instanzen(z. B. Pfl egedienst) eingespielt und muss aktiv gehalten werden.Durch Veränderungen in Art und Umfang des Pfl egebedarfs könnenjedoch neue Organisationsstrukturen in sachlicher, personellerund zeitlicher Hinsicht erforderlich werden. Ebenso können sichdie sozia len oder fi nanziellen Rahmenbedingungen verändern,etwa durch Ausfall von Betreuungspersonen (<strong>Familie</strong>nangehörige,Nachbarn, Freunde). Hinzu kommen unkalkulierbare Situationenaufgrund plötzlicher gesundheitlicher Ereignisse, Krankenhauseinweisungen,Unglücksfälle, „etwas angestellt zu haben“ – etwabei voranschreitender Demenz der pfl egebedürftigen Person – oderAnderes, auf das in kürzester Frist reagiert werden muss. Hier hilftein fl exibler Überstundenausgleich oder ein Arbeitszeitkonto, dasvon den Beschäftigten unbürokratisch genutzt werden kann. HerrLade beschreibt, welche Auswirkungen die Tagesform seiner pfl egebedürftigenLebenspartnerin auf seine Arbeitszeiten hat und wie ersein Arbeitszeitkonto dafür einsetzt:„Ich versuche es immer so zu machen, dass ich in denZeiten, in denen es meiner Frau gut geht, Überstundenanhäufe und länger bleibe. Und in Zeiten, in denen esihr nicht so gut geht, mache ich dann wieder einenfreien Tag oder halt einen verkürzten Dienst oder eineDienstzeitunter brechung.“(Herr Lade)Oberstes Ziel bleibt die Vermeidung der Überlastung derpfl egen den Beschäftigten, die langfristig nur durch eine Reduzierungder Arbeitszeiten erreicht werden kann. Denkbar ist hierentweder die Einführung einer sogenannten „pfl egegerechtenVollzeit“ oder die Reduzierung der regulären Arbeitszeit aufTeilzeitarbeit. Optimal wäre die Möglichkeit, die Arbeitszeiten imVerlauf einer Pfl egesituation an den aktuellen Pfl egebedarf undauch an die eigene Belastungssituation als pfl egender Erwerbstätigerkurzfristig anpassen zu können. Herr Schwan, der für seinebehinderte Tochter die Verantwortung trägt, schildert den Prozessdes Ein pendelns zwischen Beruf und Pfl ege:„Von 7 bis 15 Uhr habe ich damals gearbeitet. Und dann istmeine Tochter 2006 zu mir gekommen und da bin ich dannerst runter auf 28, dann 24 und schließlich 18 Stunden.Weil […] ich dachte, ich komme damit hin. […] War abernicht. Bin dann immer weiter runter. Habe mich ein bisschenübernommen, sagen wir mal so.“(Herr Schwan)Auch Freistellungen und Auszeiten spielen im Rahmen der all täglichenPfl ege erneut eine große Rolle. Sollen damit unvorhersehbareEreignisse bewältigbar werden, ist eine spontane Inanspruchnahmeerforderlich. Mehrheitlich fi nden solche Auszeiten aber geplantstatt, etwa anlässlich einer Operation oder Teilnahme an Kurenoder Reha-Maßnahmen. In vielen Fällen haben Pfl egende nacheiner Reduzierung ihrer Arbeitszeit einen festen, freien Tag in derWoche etabliert. Mit diesem ist jedoch nicht immer alles abgedeckt.„Es muss eben entweder durch Verschieben des freienTages oder durch zusätzliche freie Stunden oder durcheinen Heimarbeitstag gewährleistet sein, dass ich auch ananderen Tagen mal was für die Pfl ege machen kann. Ichbemühe mich alles auf den Donnerstag zu legen, aber dasgeht nicht immer.“(Herr Sommer)19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!