sation verbunden wird, kann das Thema aus der Tabuecke geholtwerden. Beschäftigten fällt es leichter, über ihre Pfl egesituation zureden und betriebliche Angebote anzunehmen.Um alle Beschäftigten über die bestehenden Angebote zu informieren,werden unterschiedliche interne Kommunikationsformengenutzt: Flyer, Plakate und ein eigenes „Elder Care-Portal“ imIntranet. Darüber hinaus fi nden an den einzelnen StandortenSprechstunden und Informationsveranstaltungen. Seit 2010 isteine kostenlose „Elder Care-Hotline“ eingerichtet, die täglich von7 bis 20 Uhr erreichbar ist und Pfl egende in dringenden Fällendirekt unterstützt. Bemerkenswert ist das Pilotprojekt „Kooperationmit einer Beratungsstelle für pfl egende Angehörige undDemenz erkrankte“ in Erlangen. Im Rahmen der seit Oktober2011 laufenden Kooperation wurden im ersten halben Jahr rund300 Beratungen und weitere Interventionen z. B. Schulungen fürAngehörige, Gruppenangebote für Demenzerkrankte sowie eineVermittlung von Betreuungspaten durchgeführt.Die Sensibilisierung der Führungskräfte spielt beim Thema eineentscheidende Rolle. Durch gezielte Schulungen von Personalverantwortlichenund Multiplikatoren/innen wie Sozialberatungenund Betriebsärzte/innen zeigt die Unternehmensführung die Wichtigkeitdes Themas Pfl ege. Die Vereinbarkeit von Pfl ege und Berufkann nachhaltig verbessert werden, indem einerseits Maßnahmenfür pfl egende Beschäftigte von „ganz oben“ unterstützt werdenund anderseits Vereinbarkeitsthemen in anderen Themen wieDiversity oder Gesundheitsmanagement integriert sind.Für sein großes Engagement hat Siemens 2012 den Sonderpreis„Pfl ege und Beruf“ beim Unternehmenswettbewerb Erfolgsfaktor<strong>Familie</strong> erhalten. Dazu Brigitte Ederer, Mitglied des Vorstands derSiemens AG, Leitung Corporate Human Resources und Arbeitsdirektorin:„Die Auszeichnung dokumentiert, dass wir mit unserenAngeboten zur Vereinbarkeit von Beruf und <strong>Familie</strong> zu denführenden Unternehmen in Deutschland gehören. Hinter unseremEngagement stecken ganz sachliche Überlegungen. Unternehmen,die ihre Mitarbeiter bei der Vereinbarkeit von <strong>Familie</strong> und Berufunterstützen, sind als Arbeitgeber attraktiver. Sie haben bessereChancen, neue, gut ausgebildete Fachkräfte zu gewinnen beziehungsweisehoch qualifi zierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anBord zu halten. Hier geht es um die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens.<strong>Familie</strong>nbewusste Personalpolitik hat bei Siemens einelange Tradition und wird nachhaltig betrieben.“28
5. Handlungsleitfaden zur Umsetzung pflegesensibler ArbeitszeitenBei der betrieblichen Umsetzung der Vereinbarkeit von Pfl ege undBeruf sind vier Handlungsfelder von besonderer Bedeutung:1. Information und Sensibilisierung der Unternehmenskultur2. Pfl egesensible Arbeitszeiten3. Anpassungen der Arbeitsorganisation4. Service für pfl egende BeschäftigteMit dem Überblick über verschiedene Maßnahmen der Vereinbarkeitvon Pfl ege und Beruf möchten wir Anregungen für die Umsetzungim eigenen Betrieb / in der eigenen Verwaltung geben. Wer anfängt,sich mit dem Thema zu beschäftigen, kann sich als Einstieg aufeinzelne Maßnahmen beschränken. Um das Thema Vereinbarkeitvon Pfl ege und Beruf nachhaltig im Betrieb zu verankern, sollte esunbedingt mit weiteren betrieblichen Handlungsfeldern verbundenwerden. Der Hinweis auf bestehende fl exible Arbeitszeiten reichtbei Weitem nicht aus, um den besonderen Anforderungen von Pfl e-genden gerecht zu werden. Wer selbst noch nicht gepfl egt hat, istvon den komplexen Aufgaben der Pfl ege überrascht; Betroffene sindim Pfl ege fall meistens völlig überfordert – auch weil sie sich häufi gnicht mit dem Thema auseinander gesetzt haben. Erst in der Kombinationaus Information und Sensibilisierung, pfl egesensiblen Arbeitszeiten,Anpassungen der Arbeitsorganisation und weiteren unterstützendenHilfsleistungen können die betrieblichen Bedingungen soweitverbessert werden, dass sich Erwerbsarbeit und Pfl ege vereinbarenlassen.Am Anfang des Umsetzungsprozesses sollte eine Bedarfanalysestehen, in der durch eine Befragung die Bedürfnisse der Beschäftigtenermittelt werden. Eine Befragung kann bereits ein ersterSchritt der Sensibilisierung sein. Darüber hinaus offenbart sie, wieviele Beschäftigte bereits von Pfl egearbeiten betroffen sind.Die weitere praktische Umsetzung erfolgt dann in einer Mischungaus der Initiierung von Maßnahmen und kontinuierlicher Berichterstattungund Information.1. Information und KommunikationIn jedem Fall ist die betriebliche Kommunikationskultur ein ganzentscheidendes Kriterium für eine erfolgreiche Umsetzung vonpfl egesensiblen Maßnahmen. Wer sich noch nicht mit dem Themaauseinandergesetzt hat, übersieht leicht die Schwierigkeiten, diedamit verbunden sind, das Thema Vereinbarkeit von Pfl ege undBeruf auch zu einem betrieblichen Topthema zu machen. DieSchwierigkeit liegt v. a. darin begründet, dass das Thema in denBetrieben tabuisiert wird und eine sensible Herangehensweiseerfordert. Viele Beschäftigte befürchten Nachteile, wenn sie sichals Pfl egende zu erkennen geben. Pfl ege ist mit Krankheit und Todverbunden und weckt so negative Emotionen, auf die man gefasstsein muss. Unternehmensleitung, Führungskräfte und Interessenvertretungsind deshalb aufgefordert ein Betriebklima zu schaffen,in dem ein solch „schwieriges“ Thema offen kommuniziert werdenkann. Ist es gelungen, Unternehmensleitung und Führungskräftezu sensibilisieren und deren Unterstützung für das Thema Pfl egezu erhalten, trauen sich Beschäftigte offener über ihre Problemezu reden. Auch das Verständnis der Kollegen/innen gegenüber denpfl egenden Beschäftigten wächst und trägt dazu bei, informelleLösungen für die Vereinbarkeit zu fi nden.Besonders erfolgreich sind Maßnahmen zur Vereinbarkeit vonPfl ege und Beruf, wenn sie in den Führungsstrukturen verankertsind (z. B. Vereinbarkeitsthemen als Bestandteil von Zielvereinbarungen)und wenn feste Ansprechpartner/innen benannt werden.Checkliste Information und KommunikationBedarfsanalyse(z. B. durch Belegschaftsbefragung)gibt esbereitsa) Information und Sensibilisierung der Beschäftigten:Infobox für Pfl egende erstellenInformationsveranstaltungen organisierenAnsprechpartner/in im Betrieb benennenInformation durch die Betriebsöffentlichkeit(Intranet, Betriebszeitung, Betriebsversammlungusw.)b) Information und Sensibilisierung der Führungskräfte:Seminare, Trainingsveranstaltungen organisieren(die für Führungskräfte verpfl ichtend sind)c) Das Thema in Führungsstrukturen einbauen:Pfl ege als Bestandteil von Diversity-Managementverankernrotierende Verantwortung von Pfl egemaßnahmenim Management vergrößert die Akzeptanz imUnternehmen (z. B. durch einen Leitungswechseldes Audits oder einer Arbeitsgruppe)wird inAngriffgenommen29